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ID1703002600

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    9. CDU/CSU-Fraktion.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/30 2705 B Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . Bernd Scheelen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . (Drucksachen 17/605, 17/623) . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Herbert Frankenhauser (CDU/CSU) . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 2705 D 2711 A 2720 A 2725 A 2730 B 2734 C 2734 D 2735 B 2736 B 2739 A 2749 C 2749 C 2754 B 2756 C 2758 B 2759 A 2759 B 2761 A 2761 C 2763 D Deutscher B Stenografisc 30. Sit Berlin, Mittwoch, d I n h a Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2010 (Haushaltsgesetz 2010) (Drucksachen 17/200, 17/201) . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2009 bis 2013 (Drucksachen 16/13601, 17/626) . . . . . . . 9 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt (Drucksachen 17/604, 17/623) . . . . . . . . . 2705 A 2705 B Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . Petra Merkel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 2740 D 2743 B undestag her Bericht zung en 17. März 2010 l t : Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . Reiner Deutschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt 2744 C 2745 C 2746 B 2747 C 2748 C 2749 B 2752 C Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . 2764 B 2764 C II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Andrej Konstantin Hunko (DIE LINKE) . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herbert Frankenhauser (CDU/CSU) . . . . . Marina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . . Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Ute Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 17/613, 17/623) . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Michael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2764 D 2765 C 2767 A 2767 C 2768 A 2769 C 2771 B 2772 D 2773 B 2774 C 2775 C 2777 A 2778 D 2780 B 2781 A 2781 B 2783 A 2784 B 2785 D 2786 C 2786 C 2788 C 2789 B 2791 D 2793 A 2794 D 2795 B 2795 B 2796 A 2796 D 2798 C 2800 C 2801 D Tagesordnungspunkt III: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Abschaffung des Finanzpla- nungsrates (Drucksache 17/983) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Fraktion DIE LINKE: Men- schenrechte in Kolumbien auf die Agenda setzen – Freihandelsabkommen EU-Ko- lumbien stoppen (Drucksache 17/1015) . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Fraktion DIE LINKE: Den Schie- nenverkehr als sichere Verkehrsform er- halten und stärken (Drucksache 17/1016) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt IV: a) Erste Beschlussempfehlung des Wahlprü- fungsausschusses: zu Einsprüchen ge- gen die Gültigkeit der Wahl der Abge- ordneten des Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutschland am 7. Juni 2009 (Drucksache 17/1000) . . . . . . . . . . . . . . . b) – l) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59 und 60 zu Peti- tionen (Drucksachen 17/909, 17/910, 17/911, 17/912, 17/913, 17/914, 17/915, 17/916, 17/917, 17/918, 17/919) . . . . . . . . . . . . . . 12 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 17/619, 17/623) . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Harald Leibrecht (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2803 D 2803 D 2804 A 2804 A 2804 B 2805 B 2805 C 2807 B 2808 B 2809 D 2810 D 2811 B 2812 B 2814 B 2816 A 2818 A 2818 A 2818 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 III Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Ute Koczy (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Link (Heilbronn) (FDP) . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2819 B 2820 A 2820 C 2821 D 2823 B 2823 C 2823 D 2825 A 2826 A 2826 C 2827 C 2828 B 2828 D 2829 B 2829 D 2830 D 2831 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 2705 (A) (C) (D)(B) 30. Sit Berlin, Mittwoch, d Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 2831 (A) (C) (D)(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Barchmann, Heinz- Joachim SPD 17.03.2010 Bellmann, Veronika CDU/CSU 17.03.2010 Brinkhaus, Ralph CDU/CSU 17.03.2010 Burchardt, Ulla SPD 17.03.2010 Cramon-Taubadel, Viola von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Götz, Peter CDU/CSU 17.03.2010 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 17.03.2010 Golze, Diana DIE LINKE 17.03.2010 Körper, Fritz Rudolf SPD 17.03.2010 Kramme, Anette SPD 17.03.2010 Möller, Kornelia DIE LINKE 17.03.2010 Pflug, Johannes SPD 17.03.2010 Roth (Esslingen), Karin SPD 17.03.2010 Schäfer (Bochum), Axel SPD 17.03.2010 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 17.03.2010 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Hempelmann, Rolf SPD 17.03.2010 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Koch, Harald DIE LINKE 17.03.2010 Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 17.03.2010 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Werner, Katrin DIE LINKE 17.03.2010 30. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Bernd Scheelen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe hier eine
    Einladung für den 22. April 2010. An diesem Tag wird
    dem Kollegen Kauder der Titel des Botschafters des Bie-
    res 2010 zuerkannt. Es ist eben deutlich geworden, wa-
    rum Sie diesen Titel verdient haben, Herr Kollege
    Kauder.


    (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das deutsche Bier unterliegt dem Reinheitsgebot. Ich
    fände es besser, wenn auch Sie Ihre Reden vorher einem
    Reinheitsgebot unterziehen würden; denn ich finde es
    unverschämt und frech von Ihnen, zu behaupten, die Op-
    position in ihrer Gänze würde die Kirchen bekämpfen.
    Für die SPD-Fraktion weise ich diesen Vorwurf ent-
    schieden zurück.


    (Beifall bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Das hat er gar nicht gesagt! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Ich habe Frau Künast angesprochen!)


    – Sie haben die Opposition in Gänze angesprochen. Für
    die SPD-Fraktion habe ich diesen Vorwurf zurückgewie-
    sen. Wir wissen um die Bedeutung der Kirchen, aber
    man wird über Strukturen in Kirchen und weltlichen
    Einrichtungen doch wohl noch diskutieren dürfen.

    Herr Kauder, ich habe volles Verständnis dafür, dass
    Sie das Thema Schwarz-Gelb so vehement in den Vor-
    dergrund stellen; denn schwarz-gelb ist die Farbkombi-
    nation der Giftfässer mit Atommüll.


    (Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP – Lars Lindemann [FDP]: Wissen Sie, dass darauf alles Rot geschrieben wird?)


    Dass Sie damit nicht in einen Topf geworfen werden
    wollen, kann ich verstehen, aber Ihr verzweifelter Ver-
    such, schwarz-gelb durch die Formulierung christlich-li-
    beral zu ersetzen, wird nicht funktionieren.


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)


    Es hat sich bei den Menschen festgesetzt: Schwarz-gelb
    ist mittlerweile ein Etikett für Pleiten, Pech und Pannen.


    (Beifall bei der SPD)


    Es geht heute darum, nach 140 Tagen Schwarz-Gelb
    Bilanz zu ziehen. Die 100-Tage-Bilanz ist noch nicht so
    lange her. Deswegen darf ich Ihnen ein Zitat der Leipzi-
    ger Volkszeitung vortragen, die zur 100-Tage-Bilanz von
    Schwarz-Gelb geschrieben hat: Die Bilanz hat „Stärken
    und Schwächen“. Sie führt weiter aus: „Schwarz-Gelb
    hat schwach angefangen und dann stark nachgelassen.“


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Es ist ein vernichtendes Urteil, das die Presse und die
    Menschen in Deutschland über Sie gefällt haben.

    Betrachtet man die ersten 140 Tage schwarz-gelbes
    Kabinett Merkel, dann stellt man sich die Frage: Was ist
    in den 140 Tagen passiert? Was haben Sie bisher bewegt?
    Was haben Sie auf die Schiene gesetzt? Immerhin sind
    15 Minister am Werke und etliche Dutzend Staatssekre-
    täre. Was ist in diesem Hohen Hause in den 140 Tagen he-
    rausgekommen? Ganze zwei Gesetze. Was für ein Auf-
    wand für zwei Gesetze! Hinzu kommt, dass das zwei
    Gesetze sind, die Sie besser hätten sein lassen. Das wäre
    für die Republik deutlich besser gewesen;


    (Beifall bei der SPD)


    denn mit diesen Gesetzen verteilen Sie Steuergeschenke
    auf Pump und treiben damit die Schuldenstände auf neue
    Rekordhöhen.

    Gestern hatte Kollege Barthle – er telefoniert gerade –
    auch noch die Frechheit, sich hier hinzustellen und das
    Ganze als ein Gesamtkunstwerk zu preisen. Er sagte:
    Der Haushalt sei ein Gesamtkunstwerk.


    (Lachen bei der SPD – Nicolette Kressl [SPD]: Das war peinlich!)


    Ich habe mir einmal die Mühe gemacht und im Brock-
    haus nachgeschlagen, was ein Gesamtkunstwerk ist. Da-
    rüber gibt es lange Abhandlungen. Ein Beispiel wurde
    genannt: Eine politische Utopie könne ein Gesamtkunst-
    werk sein. Der Haushalt, den Sie vorlegen, ist keine poli-
    tische Utopie, sondern eine politische Bankrotterklä-
    rung.


    (Beifall bei der SPD)


    Sie treiben mit diesem Haushalt nicht nur die Bundes-
    schulden in die Höhe, Sie ruinieren gleichzeitig auch
    noch die Länderhaushalte und vor allen Dingen die
    Kommunalhaushalte. Die Städte und Gemeinden sind
    in einer schwierigen Situation. Das wird von Dr. Gerd
    Landsberg – er ist der Hauptgeschäftsführer des Deut-
    schen Städte- und Gemeindebundes – wie folgt zusam-
    mengefasst: Die Lage der Kommunen ist nicht schlecht;
    sie ist katastrophal. Er hat recht. Christian Ude, der
    Oberbürgermeister von München, sagt: Unsere Städte
    bluten aus. Die Oberbürgermeisterin von Frankfurt/Main
    und Präsidentin des Deutschen Städtetages sagt: Die
    Städte liegen auf der Intensivstation. Das sind Äußerun-
    gen von wichtigen Kommunalpolitikern, nachdem die
    beiden Gesetze von Ihnen mit schwarz-gelber Mehrheit
    durch den Bundestag gebracht wurden, die dazu führen,
    dass den Kommunen in diesem Jahr und auch in den
    kommenden Jahren deutlich weniger Geld zur Verfü-
    gung steht.

    Zum sogenannten Wachstumsbeschleunigungsgesetz.
    Die Kanzlerin hat vorhin ausgeführt, dieses Gesetz würde
    den Namen zu Recht tragen. Das Gesetz trägt den Namen
    nicht zu Recht. Das Einzige, was beschleunigt wird, ist
    das Wachstum der Schulden. Es ist ein Schuldenwachs-
    tumsbeschleunigungsgesetz.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)






    Bernd Scheelen


    (A) (C)



    (D)(B)

    Das sind für die Kommunen jedes Jahr 1,6 Milliarden
    Euro an Mindereinnahmen. Wenn man davon ausgeht,
    dass die Länder ihren Anteil an den Defiziten ebenfalls
    weitergeben, dann sind es 2,5 Milliarden Euro. Dasselbe
    gilt für das Gesetz, das Sie zur Entlastung von Unterneh-
    men gemacht haben, damit diese ihre Gewinne nun
    leichter ins Ausland verlagern können. Hier geht es um
    weitere 700 Millionen Euro minus. Das macht unter dem
    Strich 2,5 bis 3 Milliarden Euro, die die Kommunen al-
    lein durch Ihre aktuelle Gesetzgebung weniger zur Ver-
    fügung haben, und das in einer Situation, in der es den
    Kommunen eh schlecht geht; denn sie leiden natürlich
    wie alle staatlichen Ebenen unter der Finanz- und Wirt-
    schaftskrise. Das, was weniger zu Buche schlägt, sorgt
    dafür, dass aus dem positiven Saldo der Kommunen von
    knapp 8 Milliarden Euro in 2008 in diesem Jahr ein De-
    fizit von 12 Milliarden Euro wird. Das ist nur zur Hälfte
    der wirtschaftlichen Situation geschuldet. Der Rest ist
    durch Gesetzgebung staatlich verordnet. Daran müssen
    wir arbeiten. Da muss angesetzt werden. Da müssen wir
    den Kommunen Beistand leisten.


    (Beifall bei der SPD)


    Statt 8,5 Milliarden Euro für das sogenannte Wachs-
    tumsbeschleunigungsgesetz auszugeben, hätten Sie bes-
    ser ein Konjunkturpaket III aufgelegt und damit das
    fortgesetzt, was wir mit dem Konjunkturpaket II begon-
    nen haben. Geben Sie das Geld den Kommunen. Die le-
    gen es sinnvoll an. Die sorgen für Wachstum vor Ort.
    Die sorgen dafür, dass Kindertagesstätten gebaut werden
    können, dass Schulen und Hochschulen energetisch sa-
    niert werden können. Da ist das Geld deutlich besser an-
    gelegt als auf den Konten von Hotelbesitzern und rei-
    chen Erben.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Die Geschenke, die Sie verteilen, müssen die Men-
    schen in Städten, Gemeinden und Kreisen bezahlen. Das
    ist die große Ungerechtigkeit. Wenn demnächst, in Berg-
    kamen zum Beispiel, die Menschen in ihr Schwimmbad
    gehen, werden sie zwar froh sein, dass sie noch eines ha-
    ben, aber sie werden, da die Wassertemperatur deutlich
    abgesenkt ist, hautnah spüren, wie kalt Ihre Politik den
    Kommunen gegenüber ist.


    (Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Es soll doch gar nicht geheizt werden! Wegen Öko!)


    In Oberhausen werden die jungen Menschen verstehen,
    was für eine Politik Sie betreiben, wenn die Stadtverwal-
    tung ihnen sagt: Wir können euch nicht mehr ausbilden.
    Das ist uns verboten worden, weil wir pleite sind. – In
    Wuppertal wird das Schauspielhaus sehr wahrscheinlich
    geschlossen. Das Wuppertaler Schauspiel hat Weltruhm
    erlangt durch Namen wie Pina Bausch. Der kulturelle
    Abstieg in Wuppertal ist Folge Ihrer Politik.

    Aber ich habe auch ein positives Beispiel gefunden:
    In der Gemeinde Güntersleben – das ist eine kleine Ge-
    meinde mit etwa 4 000 Einwohnern in der Nähe von
    Würzburg – hat es am Wochenende einen Einbruch ins
    Rathaus gegeben. 3 500 Euro sind aus der Rathauskasse
    gestohlen worden. Jetzt ist auch diese Gemeinde pleite.


    (Birgit Homburger [FDP]: Wir waren es nicht!)


    Die Kommunen, meine sehr geehrten Damen und
    Herren, sind das Fundament der Demokratie und nicht
    das Kellergeschoss. Wenn das Fundament Risse be-
    kommt, dann bekommt auch das Haus Risse, und die
    Menschen, die darin wohnen, bekommen Angst.


    (Lars Lindemann [FDP]: Mein Gott! Wie verzweifelt muss man in Ihrer Fraktion sein!)


    Die Bundeskanzlerin hat die Vertreter der kommunalen
    Spitzenverbände zu sich ins Kanzleramt gebeten. Nach-
    her war zu lesen, es sei ein anregender Gedankenaus-
    tausch gewesen. Das ist nicht das, was die Kommunen
    brauchen. Die Kommunen brauchen Hilfe. Sie brauchen
    keine Kaffeekränzchen.


    (Beifall bei der SPD)


    Ein letztes Wort zu Ihnen, Frau Bundeskanzlerin, und
    zur Gewerbesteuer, die Sie abschaffen wollen. Das ist
    Ihr ganz persönlicher Wortbruch. Sie haben vor dem
    Deutschen Städtetag in Bochum und anschließend vor
    dem Kongress der deutschen Kommunen Folgendes ge-
    sagt – das darf ich noch eben verlesen –:

    Das, was ich Ihnen heute zusagen kann, ist, dass
    wir keinem Druck nachgeben werden, wenn es um
    die Frage geht, ob wir an die Gewerbesteuereinnah-
    men herangehen werden.

    Das war in Bochum, am 13. Mai 2009. Am 26. Mai
    2009 haben Sie in Berlin gesagt:

    Ich habe auf dem Deutschen Städtetag eine Zusage
    gemacht, die wir auch halten werden. Die Gewerbe-
    steuer bleibt unangetastet.

    Das ist Wortbruch. Über Ihrer Koalitionsvereinbarung
    sollte nicht wie im ersten Satz des Johannesevangeliums
    „Am Anfang war das Wort“, sondern „Am Anfang war
    der Wortbruch“ stehen.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der SPD)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Das Wort hat nun Hans-Peter Friedrich für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans-Peter Friedrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Die christlich-liberale Koalition legt in der
    schwersten Krise, die die globalisierte Weltwirtschaft
    bisher mitgemacht hat, einen Haushaltsentwurf vor.

    Es ist schon darauf hingewiesen worden: Die Men-
    schen in diesem Lande machen sich Sorgen, viele um ih-
    ren Arbeitsplatz, viele um die Zukunft ihrer Kinder. Ich
    glaube, es ist unsere gemeinsame Aufgabe in diesem





    Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof)



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    Hause, dafür zu sorgen, dass das Vertrauen der Men-
    schen in unser wirtschaftliches und politisches System
    sowie in die Handlungsfähigkeit all derjenigen, die sich
    im politischen Bereich bemühen, erhalten bleibt. Deswe-
    gen fordere ich Sie von der Opposition auf, persönliche
    Diffamierungen gegenüber Mitgliedern der Bundesre-
    gierung zu unterlassen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Es besteht kein Zweifel: Wir hatten vor einigen Jah-
    ren noch die Hoffnung, dass wir im Jahr 2011, vielleicht
    sogar im Jahr 2010, einen ausgeglichenen Haushalt er-
    reichen könnten. Wir hatten in der Föderalismuskom-
    mission – Herr Kollege Poß, die FDP war beteiligt – da-
    mals diese Vorstellung. 2008 wurde durch die Krise
    alles anders. Alles war Makulatur. Die Zahlen haben
    nicht mehr gestimmt; denn die Steuereinnahmen sind
    eingebrochen, die Ausgaben für Arbeitslosigkeit sind
    gestiegen, und Konjunkturpakete und Wachstumsbe-
    schleunigungsgesetze mussten finanziert werden.

    In dieser Situation stellt sich die Frage nach unseren
    Grundsätzen. Unsere Grundsätze, mit denen wir Politik
    gestalten wollen, um das Land aus der Krise zu führen,
    heißen: Wir wollen das Potenzial unseres Volkes aus-
    schöpfen. Wir wollen das Potenzial unserer Wirtschaft
    nutzen. Wir wollen die Substanz erhalten. Wir wollen
    die Menschen dazu ermutigen, gemeinsam anzupacken,
    um aus dieser Krise herauszukommen.

    Wir haben einen Haushalt vorgelegt, der eine Balance
    schafft zwischen einer Entlastung der Bürger – erste Steu-
    ersenkungen haben wir zu Beginn dieses Jahres durchge-
    führt; insgesamt sollen die Bürger fast 25 Milliarden
    Euro mehr in den Taschen haben – und der Möglichkeit
    für öffentliche Investitionen. Auch das ist in diesem
    Haushalt realisiert worden. Im Übrigen, Herr Kollege
    Scheelen, sind wir mit den Kommunen im Gespräch.
    Wir haben eine Kommission für eine Gemeindefinanzre-
    form eingesetzt, weil wir die schwierige Situation unse-
    rer Kommunen sehen und diese Schwierigkeiten ge-
    meinsam mit den Kommunen lösen wollen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Da muss man helfen und nicht noch verschärfen!)


    Ich danke den Haushältern dafür, dass sie einen wei-
    teren wichtigen Schwerpunkt in diesem Haushalt gesetzt
    haben. Sie haben klargemacht: Wir wollen und werden
    sparen. Vielen Dank den Haushältern für die Arbeit, die
    sie in den letzten Wochen oft in nächtelanger Arbeit leis-
    ten mussten!


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Aber unterhalb ihrer Möglichkeiten geblieben!)


    Das hebt sich von den vielen unrealistischen Forderun-
    gen in Milliardenhöhe, die von roter und grüner Seite ge-
    stellt werden, wohltuend ab.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: So ein Quatsch! Stimmt überhaupt nicht! – Bettina Hagedorn [SPD]: Wir sind solider als Sie!)

    80 Milliarden Euro Neuverschuldung, das sind im-
    merhin 5 Prozent unseres Bruttoinlandsproduktes, also
    all dessen, was in diesem Land produziert wird. Das ist
    nicht wenig und vor allem mehr als das,


    (Joachim Poß [SPD]: Wir sind doch hier nicht bei Seehofer!)


    was im Stabilitätspakt der Länder, die der Eurozone an-
    gehören, vorgesehen ist.


    (Joachim Poß [SPD]: Wir sind hier nicht bei Seehofer!)


    Ein Blick auf unsere internationalen Partner und Freunde
    zeigt, dass es den anderen noch schlechter geht: Netto-
    neuverschuldung in Frankreich 8,2 Prozent, in Großbri-
    tannien 12,9 Prozent und in den USA 13 Prozent – in
    Deutschland 5 Prozent.


    (Ute Kumpf [SPD]: Wir hatten gute Konjunkturpakete! – Joachim Poß [SPD]: Ja, Große Koalition! Konjunkturpakete!)


    So schlecht stehen wir also nicht da.

    Die wichtigste Botschaft für die Menschen ist, dass
    der Arbeitsmarkt stabil bleibt.


    (Joachim Poß [SPD]: Kurzarbeitergeld!)


    Ich möchte an dieser Stelle einen ganz herzlichen Dank
    an die Tarifpartner richten, die bisher verhandelt haben
    und deutlich gemacht haben: Die Sicherung von Be-
    schäftigung und Arbeitsplätzen steht jetzt an allererster
    Stelle vor allen anderen Forderungen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des Abg. Joachim Poß [SPD])


    Aber, meine Damen und Herren, die Krise ist nicht
    vorbei. Eines steht schon heute fest: Wir werden Jahre
    brauchen, um auf das Produktionsniveau von 2007, also
    der Zeit vor der Krise, zurückzukommen. Das RWI hat
    heute Vormittag die jüngsten Konjunkturprognosen nach
    unten korrigiert. Es wird nicht einfach werden. Deswe-
    gen ist es wichtig, dass wir die Leitlinien der christlich-
    liberalen Politik noch einmal deutlich machen.

    Erstens. Die Kraft dieses Volkes und dieser Wirtschaft
    liegt im Mittelstand. Wir unterscheiden uns in dieser
    Frage von einigen anderen Ländern, zum Beispiel von
    unseren Freunden in Frankreich, die auf Großstrukturen,
    auf Großindustrie setzen. Deswegen sind wir sehr skep-
    tisch, wenn es darum geht, eine Wirtschaftsregierung auf
    europäischer Ebene zu installieren. Wir sagen: Wir las-
    sen uns von europäischer Ebene nicht die Großstruktu-
    ren der anderen Länder aufdrücken. Wir in Deutschland
    sind seit vielen Jahrzehnten mit unserer Struktur erfolg-
    reich und brauchen keine Belehrung von anderen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Auch richtig!)


    Ich will die Bundesregierung in ihrer Ablehnung und
    kritischen Haltung gegenüber der EU-Strategie 2020 be-
    stärken, die ebenfalls darauf abzielt, wirtschaftspoliti-
    sche, finanzpolitische, bildungspolitische und sozialpoli-





    Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof)



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    tische Gleichmacherei in Europa zu betreiben. Unser
    Widerstand dagegen ist sicher, und wir unterstützen die
    Bundesregierung in ihren Bemühungen.

    Die zweite Leitlinie, die für uns von größter Bedeu-
    tung ist: Die Menschen haben auch deswegen Vertrauen
    in diesen Staat und in dieses Land, weil sie Vertrauen in
    die Stabilität unserer Währung haben. Das ist die zen-
    trale Herausforderung, der wir uns stellen: die Stabilität
    unserer Währung aufrechtzuerhalten. Denn ein schwa-
    cher Euro hilft nicht, vor allem führt er nicht zu mehr
    Wettbewerbsfähigkeit.

    Wer auch immer das Märchen erzählt, die Schwäche
    des Euro gegenüber dem Dollar sei gar nicht so schlecht,
    weil sie zu Konjunkturimpulsen führe, dem sage ich: Ja,
    das ist richtig, aber nur für eine sehr kurze Frist. Auf
    Dauer schadet das der Wettbewerbsfähigkeit, weil nur
    wenig später Öl und alle anderen Rohstoffe, die wir für
    die Produktion brauchen, teurer werden und letzten En-
    des eine Spirale der Inflation, auch im Innern, in Gang
    gesetzt wird. Diese Inflation zu verhindern und sie schon
    im Ansatz zu bekämpfen, das ist für uns das wichtigste
    Thema. Denn Inflation bedeutet Enteignung unserer
    Bürger, und dabei werden wir nicht mitmachen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Unsere dritte Leitlinie lautet schließlich: Die Sozial-
    abgaben auf Löhne und Gehälter in diesem Land dürfen
    nicht steigen. Wir haben mit dem Sozialversicherungs-
    Stabilisierungsgesetz in der vorletzten Woche eine wich-
    tige Weichenstellung vorgenommen. Ich denke, die Leit-
    linien für die nächsten Jahre müssen lauten: keine Erhö-
    hung der Sozialabgaben zulasten der Bevölkerung, mehr
    Netto vom Brutto – das lässt sich an genau dieser Stelle
    realisieren – und keine Erhöhung der Lohnnebenkosten
    zulasten von Beschäftigung in diesem Land. Es kann
    und darf nicht sein, dass in jeder für die Sozialsysteme
    schwierigen Situation Beschäftigung vernichtet und eine
    Spirale nach unten, zulasten der Arbeitnehmerinnen und
    Arbeitnehmer sowie der Wirtschaft, in Gang gesetzt
    wird.

    Die vierte wichtige Leitlinie: Wir bekennen uns zur
    sozialen Marktwirtschaft als der Wirtschaftsordnung der
    Freiheit. In diesem Zusammenhang ist der Fokus nicht
    nur auf die Leistungsfähigkeit des Einzelnen zu legen,
    sondern auch auf die soziale Verantwortung. Die Sozial-
    staatsdebatte wurde in den letzten Wochen und Monaten
    eröffnet, nicht zuletzt auch durch das Urteil des Bundes-
    verfassungsgerichts zu Hartz IV.

    Wir haben aufgrund dieses Urteils ein Problem, das
    uns immer wieder, auch in der Sozialstaatsdebatte, be-
    gegnet. Ich hoffe, dass sich alle Fraktionen dieses Hau-
    ses einig sind, dass derjenige, der arbeitet, mehr haben
    muss als derjenige, der nicht arbeitet; ich hoffe, dass we-
    nigstens in diesem Punkt Konsens besteht.


    (Joachim Poß [SPD]: Eine Banalität! – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist schon heute Gesetz!)


    Wenn das so selbstverständlich ist, sehen wir an dieser
    Stelle ein großes Dilemma, in dem wir stehen. Es ist
    nämlich so, dass ein Hartz-IV-Empfänger die volle De-
    ckung des Bedarfs seines Kindes aus staatlichen Mitteln
    bekommt, während derjenige, der arbeiten geht, nur ei-
    nen Zuschuss in Form von Kindergeld bekommt.


    (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das Bundesverfassungsgericht hat doch gesagt, dass das so nicht ist! Was Sie sagen, stimmt doch gar nicht!)


    Meine Damen und Herren, je mehr Kinder in einer
    Familie sind, desto weiter entwickelt sich dieser Abstand
    beim Einkommen auseinander, und zwar zulasten derje-
    nigen, die arbeiten, bzw. zugunsten derjenigen, die nicht
    arbeiten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Weil die Löhne zu niedrig sind!)


    Um aus dieser Situation herauszukommen, gibt es nur
    eine einzige Möglichkeit – sie ist heute schon angespro-
    chen worden –:


    (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Mindestlohn!)


    Wir müssen mehr Leistungen für alle Kinder, vor al-
    lem im Bildungsbereich, zur Verfügung stellen. Wir wol-
    len nicht nur über die Kinder von Hartz-IV-Empfängern
    reden, sondern wir müssen über alle Kinder reden.


    (Joachim Poß [SPD]: Machen wir doch!)


    Wir sind es allen Kindern schuldig, optimale Vorausset-
    zungen für Bildung zu schaffen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Dazu gehört, dass die Kinder eine ordentliche Ernäh-
    rung bekommen, dass sie sich bewegen, dass sie eine
    musikalische Ausbildung angeboten bekommen und
    dass sie individuell gefördert werden. Wenn wir es
    schaffen, an dieser wichtigen Schnittstelle zwischen Bil-
    dungspolitik – in Klammern: Ländersache – und Sozial-
    und Gesellschaftspolitik – in Klammern: Aufgabe des
    Bundes – ein wichtiges Zeichen zu setzen, indem wir
    mehr Geld für unsere Kinder, und zwar für alle Kinder,
    zur Verfügung stellen, wird es uns auch gelingen, das
    Problem des Lohnabstands bzw. des Abstands zwischen
    den Sätzen für Kinder aus Hartz-IV-Familien und den
    Zuschüssen für Kinder aus Arbeitnehmerfamilien zu
    verringern. Mir scheint, das ist ein entscheidender Punkt,
    über den wir in den nächsten Monaten diskutieren müs-
    sen.

    Meine Damen und Herren, wenn Sie gestern einen
    Blick in die Zeitungen geworfen haben, mussten Sie ver-
    muten, sich in einer verkehrten Welt zu befinden:
    Deutschland wird beschuldigt, an der Schuldenkrise in
    Europa schuld zu sein, weil die Deutschen mehr arbei-
    ten, fleißiger sind, weniger ausgeben, mehr sparen.


    (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Wo haben Sie denn das gelesen? – Joachim Poß [SPD]: Kein Anlass zu Chauvinismus!)


    Europa insgesamt wird nicht wettbewerbsfähiger, Eu-
    ropa insgesamt steht nicht besser da, wenn den Stärks-





    Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof)



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    ten, nämlich den Deutschen, verordnet wird: Ihr dürft
    nicht mehr fleißig sein, ihr dürft nicht mehr sparsam
    sein. Deswegen rufen wir den Europäern zu, dass wir die
    Linie, die wir in Deutschland fahren, unsere erfolgreiche
    Politik, auch in dieser Frage fortsetzen werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Lassen Sie mich ein letztes Wort zu all denen sagen,
    die auf schamlose Weise in den Wohlstand der Men-
    schen in ganz Europa hineingegriffen haben, nämlich zu
    den Finanzspekulanten an den Märkten.