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ID1703000600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/30 2705 B Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . Bernd Scheelen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . (Drucksachen 17/605, 17/623) . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Herbert Frankenhauser (CDU/CSU) . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 2705 D 2711 A 2720 A 2725 A 2730 B 2734 C 2734 D 2735 B 2736 B 2739 A 2749 C 2749 C 2754 B 2756 C 2758 B 2759 A 2759 B 2761 A 2761 C 2763 D Deutscher B Stenografisc 30. Sit Berlin, Mittwoch, d I n h a Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2010 (Haushaltsgesetz 2010) (Drucksachen 17/200, 17/201) . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2009 bis 2013 (Drucksachen 16/13601, 17/626) . . . . . . . 9 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt (Drucksachen 17/604, 17/623) . . . . . . . . . 2705 A 2705 B Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . Petra Merkel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 2740 D 2743 B undestag her Bericht zung en 17. März 2010 l t : Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . Reiner Deutschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt 2744 C 2745 C 2746 B 2747 C 2748 C 2749 B 2752 C Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . 2764 B 2764 C II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Andrej Konstantin Hunko (DIE LINKE) . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herbert Frankenhauser (CDU/CSU) . . . . . Marina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . . Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Ute Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 17/613, 17/623) . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Michael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2764 D 2765 C 2767 A 2767 C 2768 A 2769 C 2771 B 2772 D 2773 B 2774 C 2775 C 2777 A 2778 D 2780 B 2781 A 2781 B 2783 A 2784 B 2785 D 2786 C 2786 C 2788 C 2789 B 2791 D 2793 A 2794 D 2795 B 2795 B 2796 A 2796 D 2798 C 2800 C 2801 D Tagesordnungspunkt III: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Abschaffung des Finanzpla- nungsrates (Drucksache 17/983) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Fraktion DIE LINKE: Men- schenrechte in Kolumbien auf die Agenda setzen – Freihandelsabkommen EU-Ko- lumbien stoppen (Drucksache 17/1015) . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Fraktion DIE LINKE: Den Schie- nenverkehr als sichere Verkehrsform er- halten und stärken (Drucksache 17/1016) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt IV: a) Erste Beschlussempfehlung des Wahlprü- fungsausschusses: zu Einsprüchen ge- gen die Gültigkeit der Wahl der Abge- ordneten des Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutschland am 7. Juni 2009 (Drucksache 17/1000) . . . . . . . . . . . . . . . b) – l) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59 und 60 zu Peti- tionen (Drucksachen 17/909, 17/910, 17/911, 17/912, 17/913, 17/914, 17/915, 17/916, 17/917, 17/918, 17/919) . . . . . . . . . . . . . . 12 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 17/619, 17/623) . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Harald Leibrecht (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2803 D 2803 D 2804 A 2804 A 2804 B 2805 B 2805 C 2807 B 2808 B 2809 D 2810 D 2811 B 2812 B 2814 B 2816 A 2818 A 2818 A 2818 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 III Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Ute Koczy (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Link (Heilbronn) (FDP) . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2819 B 2820 A 2820 C 2821 D 2823 B 2823 C 2823 D 2825 A 2826 A 2826 C 2827 C 2828 B 2828 D 2829 B 2829 D 2830 D 2831 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 2705 (A) (C) (D)(B) 30. Sit Berlin, Mittwoch, d Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 2831 (A) (C) (D)(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Barchmann, Heinz- Joachim SPD 17.03.2010 Bellmann, Veronika CDU/CSU 17.03.2010 Brinkhaus, Ralph CDU/CSU 17.03.2010 Burchardt, Ulla SPD 17.03.2010 Cramon-Taubadel, Viola von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Götz, Peter CDU/CSU 17.03.2010 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 17.03.2010 Golze, Diana DIE LINKE 17.03.2010 Körper, Fritz Rudolf SPD 17.03.2010 Kramme, Anette SPD 17.03.2010 Möller, Kornelia DIE LINKE 17.03.2010 Pflug, Johannes SPD 17.03.2010 Roth (Esslingen), Karin SPD 17.03.2010 Schäfer (Bochum), Axel SPD 17.03.2010 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 17.03.2010 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Hempelmann, Rolf SPD 17.03.2010 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Koch, Harald DIE LINKE 17.03.2010 Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 17.03.2010 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Werner, Katrin DIE LINKE 17.03.2010 30. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gregor Gysi


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Bundestagspräsident! Meine sehr verehrten Da-

    men und Herren! Ich habe bei Ihrer Rede sehr genau zu-
    gehört, Frau Bundeskanzlerin Merkel, aber alles, was
    Sie gesagt haben, ändert nichts daran, dass sich Ihre
    Bundesregierung doch in einem ziemlich erbärmlichen
    Zustand befindet, wie ich versuchen werde, Ihnen zu zei-
    gen.


    (Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei der CDU/CSU)


    Ich räume ja ein, auch Teile der Opposition befinden
    sich in keinem guten Zustand. Aber damit meine ich kei-
    nesfalls die Linke. Wir haben zwar auch einige Pro-
    bleme, aber im Vergleich zu den anderen sind wir doch
    topfit. Es ist alles relativ, wie Sie wissen.


    (Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei der SPD)


    Die Grünen wechseln gerade in das sogenannte bür-
    gerliche Lager. Wir haben das in Hamburg erlebt. Wir
    haben das im Saarland erlebt. Sie kündigen das schon für
    NRW an. Für die Bundesebene kann man auch damit
    rechnen.


    (Widerspruch des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    – Hören Sie einmal zu! – Beim Saarland kommt noch
    eine sehr unappetitliche Käuflichkeit durch die FDP
    dazu. Das sollten Sie einmal aufarbeiten, finde ich.


    (Beifall bei der LINKEN – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Räumen Sie erst einmal mit Ihren schwarzen Kassen auf!)

    Die SPD ist dabei, ihren Standort zu suchen. Sie hat
    ihn noch nicht gefunden. Immerhin beginnen Sie von der
    SPD jetzt damit, Hartz IV zu überwinden. Sie kritisieren
    jetzt prekäre Beschäftigungsverhältnisse. Nur muss man
    hinzufügen: Hartz IV ist vollständig und die prekäre Be-
    schäftigung in diesem Umfang durch eine Bundesregie-
    rung von SPD und Grünen eingeführt worden, also zu
    Ihrer Regierungszeit. Das heißt, bei SPD und Grünen er-
    leben wir Folgendes: Sie leiten unsoziale Prozesse als
    Regierung ein, um danach zu sich selbst in Opposition
    zu treten. Das ist gar kein so seltener Vorgang. Trotzdem
    muss die SPD – das will ich gerne animierend sagen –
    diesen Weg weiter gehen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sozialdemokratische Politik bedeutet meines Erach-
    tens, dass Hartz IV überwunden wird, dass prekäre Be-
    schäftigung überwunden wird, dass man dagegen ist,
    Rente erst ab 67 Jahren zu zahlen, dass man endlich da-
    für eintritt, die Bundeswehr unverzüglich aus Afghanis-
    tan abzuziehen. Sozialdemokratische Politiker müssten
    für Steuergerechtigkeit streiten, das heißt auch für eine
    Millionärssteuer, für eine Börsenumsatzsteuer, für einen
    höheren Spitzensteuersatz. Aber von alledem ist die SPD
    doch noch meilenweit entfernt. Ich wünsche Ihnen je-
    doch Erfolg auf diesem Weg, wenn Sie ihn denn gehen
    wollen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Frau Kraft in NRW scheint allerdings einen anderen
    Weg zu gehen. Sie hat ja nun den Vorschlag erfunden,
    dass Langzeitarbeitslose ehrenamtlich tätig sein sollen.
    Ich frage mich: Warum immer diese Hartz-IV-Logik?
    Warum kann man Arbeit nicht einfach bezahlen? Warum
    muss man die Leute so demütigen? Ich kann das über-
    haupt nicht nachvollziehen, was dort passiert.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Aber zu Hartz IV äußere ich mich noch später.

    Herr Steinmeier, ich habe Ihrer Rede ja sehr genau zu-
    gehört. Ich muss zugeben, das hat mir auch Spaß ge-
    macht, auch aufgrund Ihrer Rhetorik. Nur eines muss ich
    Ihnen auch sagen: Ich hätte eine solche Rede so gerne
    einmal von Ihnen als Kanzleramtschef unter Kanzler
    Schröder hier im Bundestag gehört, nicht erst heute. Das
    hätte die Regierungspolitik sicherlich wesentlich verän-
    dert.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Es geht ja eigentlich um die Bundesregierung.


    (Zuruf von der SPD: Ja, wollte ich gerade sagen!)


    Da ist alles noch viel schlimmer. Lassen Sie mich zu-
    nächst einmal etwas zu den Rüstungsexporten sagen.
    Frau Bundeskanzlerin Merkel, seit 2005 hat Deutschland
    seine Rüstungsexporte verdoppelt. Wir stehen jetzt an
    dritter Stelle weltweit. Mehr Rüstungsgüter verkaufen
    nur die USA und Russland. Dann folgt Deutschland.
    Darf ich daran erinnern, dass der schlimmste Krieg des
    letzten Jahrhunderts von Deutschland ausging? Was ist
    denn eigentlich so schlimm daran, wenn wir einmal als





    Dr. Gregor Gysi


    (A) (C)



    (D)(B)

    Erster die Schlussfolgerung ziehen, zu sagen: „Wir wol-
    len an Krieg nicht mehr verdienen, wir verbieten Rüs-
    tungsexporte“? Was wäre daran so schlimm?


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wenn wir so viele Waffen verkaufen, Frau Bundeskanz-
    lerin, können Sie überhaupt nicht einschätzen, wann und
    wo und wie sie eingesetzt werden. Ich sage Ihnen: Ich
    bin der festen Überzeugung, Kriege hören nicht auf, so-
    lange so viel an Kriegen verdient wird. Das muss unter-
    bunden werden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Nun haben wir einen Bundesaußenminister, der auch
    FDP-Vorsitzender ist und nie genau weiß, wie er mit den
    Rollen umgehen soll. Ich lasse jetzt einmal Ihre Be-
    schimpfung der Arbeitslosen weg, Herr Westerwelle, zu-
    mal ich sowieso meine, es gibt keine Arbeitslose und
    keinen Arbeitslosen, die bzw. der je auf die Idee käme,
    FDP zu wählen. Aber damit rechnen Sie ja auch nicht.


    (Zuruf von der FDP: Das ist ein Unsinn!)


    – Nein, nein, hören Sie zu! – Aber ich sage Ihnen auch:
    Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die FDP
    wählen, passen in eine Telefonzelle.

    Aber davon einmal ganz abgesehen: Die FDP versucht
    etwas Neues, nämlich eine Lobbyistenpartei hoffähig zu
    machen. Was Sie mit den Hoteliers und der Dankesspende
    von Mövenpick gemacht haben, was Sie mit den Ge-
    schenken an die Pharmaindustrie vorhaben und wie die
    Gästeliste von Bundesaußenminister Westerwelle bei
    seinen Reisen aussieht, das alles spricht dafür, dass man
    versucht, eine Lobbyistenpartei salonfähig zu machen.

    Frau Bundeskanzlerin Merkel, Sie sagen dazu in der
    Regel nichts. Sie halten sich zurück, vergessen aber, dass
    Sie dafür mithaften.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Zum Beispiel in Bezug auf die Gästeliste könnten Sie Ih-
    rem Bundesaußenminister die Sache erleichtern, indem
    Sie eine kleine Dienstanweisung erlassen, in der steht,
    wen man mitnehmen darf und wen nicht. Wenn Sie es
    nicht schaffen, helfe ich Ihnen gerne. Ich will nur sagen:
    Das ist zu leisten.

    Im Kern geht es um eine ganz andere Frage: Wollen
    wir eine „Berlusconisierung“ der Politik in Deutschland
    oder wollen wir die nicht? Wir sind strikt dagegen. Also
    tun Sie etwas dagegen!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Bundesminister zu Guttenberg hat zunächst erklärt,
    dass der entsetzliche Luftangriff auf Kunduz mit vielen
    toten Zivilisten, darunter auch vielen Kindern, angemes-
    sen gewesen sei. Dann hat er seinen Generalinspekteur
    und den Staatssekretär entlassen, weil sie ihn falsch in-
    formiert hätten. Dann hat er gesagt, der Angriff sei doch
    nicht angemessen gewesen, sondern unangemessen.
    Jetzt nimmt er die beiden Entlassenen wieder in Schutz.
    Ich verstehe überhaupt nicht, was in Ihnen vorgeht, Herr
    zu Guttenberg. Ihnen fehlt eine notwendige Erkenntnis:
    dass es von Anfang an falsch war, die Bundeswehr in
    Afghanistan einzusetzen. Das sollten Sie endlich einmal
    zugeben, und das muss korrigiert werden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Frau Bundeskanzlerin, Sie haben zu Griechenland
    gesprochen. Da wundert mich eines: Wir verlangen von
    Griechenland einen knallharten Sparkurs, den wir für
    Deutschland ablehnen. Denn das ist Brüning’sche Poli-
    tik, und Sie wissen, dass Reichskanzler Brüning
    Deutschland in die größte Katastrophe geführt hat. Wa-
    rum verlangen wir eine solche Politik von Griechenland?
    Jetzt gehen die Menschen dort auf die Straße, und zwar,
    wie ich finde, völlig zu Recht. Es ist doch nicht hin-
    nehmbar, dass Sozialleistungen, Renten, Löhne usw. ge-
    kürzt werden,


    (Beifall bei der LINKEN)


    aber die Banker, die die ganze Krise verursacht haben,
    überhaupt nicht zur Verantwortung gezogen werden. Da
    stehen wir an der Seite der Bevölkerung Griechenlands.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sehen Sie sich das einmal an: Die Großbanken zo-
    cken jetzt schon wieder mit Wetten auf die Schulden
    Griechenlands. Sie machen schon wieder Leerverkäufe.
    Nachdem die Leerverkäufe in Deutschland zwischen-
    zeitlich verboten waren, sind sie nun wieder erlaubt.
    Jetzt hat Bundesminister Schäuble gesagt, er will sie
    vielleicht doch wieder verbieten. Machen Sie es doch
    endlich! Wir brauchen keine Leerverkäufe; das ist nichts
    anderes als Spekulation.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dann geht es um eine Abgabe der Banken, weil diese
    direkt und indirekt eine Menge davon hatten, dass der
    Staat Rettungsaktionen gestartet hat. Warum führen Sie
    die Abgabe nicht ein? Sie sagen heute, Frau Bundes-
    kanzlerin Merkel, das könne Deutschland nicht allein
    machen, sondern nur die EU als Ganzes. Wirklich? Wa-
    rum hat Schweden das dann allein gekonnt? Denn
    Schweden, ebenfalls Mitglied der EU, hat eine solche
    Abgabe schon eingeführt. Warum kann in diesem Fall
    nicht Deutschland einmal als Vorbild vorangehen? Im
    Übrigen plant auch der Präsident der Vereinigten Staaten
    von Amerika, Obama, eine solche Abgabe in den USA.


    (Hermann Gröhe [CDU/CSU]: Plant!)


    Nun folgen Sie doch wenigstens Obama in dieser Frage,
    wenn Sie uns schon nicht folgen; das ist doch nicht zu
    viel verlangt.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ackermann bekommt jetzt wieder ein Gehalt von
    10 Millionen Euro ausgezahlt. Ich gönne ihm das ja;
    aber wissen Sie, was das Problem daran ist? Das haben
    die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler gezahlt. Wissen
    Sie auch, warum? Die Deutsche Bank hatte eine Milliar-
    denforderung gegenüber HRE. Wäre HRE in die Insol-
    venz gegangen, hätte die Deutsche Bank keinen Gewinn
    gemacht; ganz im Gegenteil, sie hätte schwere Verluste
    zu verzeichnen. Jetzt ist HRE verstaatlicht worden; das
    heißt, die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler haben die





    Dr. Gregor Gysi


    (A) (C)



    (D)(B)

    Forderung übernommen und an die Deutsche Bank ge-
    zahlt. Davon bekommt Ackermann jetzt 10 Millionen
    Euro, die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler aber
    nichts. Das ist die Ungerechtigkeit, die wir kritisieren
    und gegen die Sie nichts machen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Deutschland ist inzwischen der größte Niedrig- und
    Dumpinglohnsektor aller Industriestaaten. Ein Viertel
    der Beschäftigten, sagt das Statistische Bundesamt, ar-
    beitet in Deutschland zu Niedriglohn. Damit hängt zu-
    sammen, dass unsere Exporte billiger sind und die grie-
    chischen teurer. Jetzt gibt es zwei Wege: Der eine Weg
    ist, dass die Griechen ihre Löhne noch weiter senken,
    und der andere Weg ist, dass wir unsere Löhne erhöhen.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Aha!)


    Genau dagegen wehren Sie sich. Sie tun ja so, als ob die
    Gesellschaft unterginge, wenn wir das machten, was
    schon 20 Mitgliedsländer der Europäischen Union getan
    haben, nämlich einen flächendeckenden gesetzlichen
    Mindestlohn einzuführen. Genau den brauchen wir
    aber.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Davon hätten nicht nur die Griechinnen und Grie-
    chen, sondern auch unsere Beschäftigten etwas. Davon
    hätten auch – deshalb verstehe ich die FDP nicht – das
    Handwerk und die kleinen und mittleren Unternehmen
    etwas, die von der Binnenwirtschaft leben. Sie brauchen
    eine erhöhte Kaufkraft. Aber Sie verhindern dies.
    Eigentlich sind wir die Partei der kleinen und mittleren
    Unternehmen und nicht Sie. Sie tun bloß so als ob.


    (Beifall bei der LINKEN – Widerspruch des Abg. Jörg van Essen [FDP])


    – Herr van Essen, wenn Sie mir das nicht glauben, dann
    glauben Sie es doch wenigstens dem Direktor des arbeit-
    gebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael
    Hüther. Auch er schlägt jetzt einen flächendeckenden
    gesetzlichen Mindestlohn vor. Er ist noch nicht bei der
    Höhe von 10 Euro, die wir vorschlagen, angekommen.
    Aber abgesehen davon kann man sagen, dass er immer-
    hin diesen Weg vorschlägt.

    Frau Bundeskanzlerin, ich habe mich gewundert, dass
    Sie von Chancengleichheit geredet haben. – Wo ist sie
    eigentlich? Ich sehe, dass sie im Moment ihre Staats-
    sekretäre betreut. Auch das ist nötig.


    (Heiterkeit bei der LINKEN)


    Ich habe mich, wie gesagt, gewundert, dass Sie, Frau
    Bundeskanzlerin, von Chancengleichheit in der Bildung
    gesprochen haben. Überall dort, wo die Union regiert,
    werden die Kinder in der Grundschule nach der vierten
    Klasse getrennt. Wer Kinder nach der vierten Klasse
    trennt, der macht nichts anderes als soziale Ausgren-
    zung.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der FDP)

    – Einen Moment, Herr Lindner. Hören Sie zu! Frau
    Merkel und ich sind auf eine Gemeinschaftsschule ge-
    gangen. Ganz so blöde sind wir beide doch nicht gewor-
    den. Oder wollen Sie das Gegenteil behaupten?


    (Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Man kann nur sehen, wie sich das unterschiedlich auswirkt!)


    Ihre Position kann ich überhaupt nicht akzeptieren.

    Ich komme jetzt zu einem anderen Thema. Ob nun
    SPD oder die Union regiert, es ist immer dasselbe:
    Meine Partei wird vom Bundesamt für Verfassungs-
    schutz beobachtet.


    (Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Das ist bei Ihnen auch nötig!)


    Ich kann Ihnen sagen, woran das liegt. Das liegt daran,
    dass die Mitarbeiter dieses Amtes vom Grundgesetz
    keine Ahnung haben.


    (Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist ja vergleichsweise harmlos zu dem, was die Bunte macht!)


    Aber wenn Sie das wollen, Herr Kauder, dann versuche
    ich, denen das Grundgesetz beizubringen. Wenn diese
    das Grundgesetz endlich verstehen würden, dann müss-
    ten sie sich eher um Sie und auch um die SPD kümmern.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Denn eines muss ich Ihnen sagen: Während der Großen
    Koalition sind so viele verfassungswidrige Gesetze
    verabschiedet worden wie noch nie zuvor in der Ge-
    schichte der Bundesrepublik Deutschland. Dazu haben
    Sie einen Hang.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Jetzt nenne ich Ihnen die Beispiele. Der Bundespräsi-
    dent hat zwei Gesetze, nämlich das Gesetz zur Privati-
    sierung der Flugsicherung und das Gesetz zur Reduzie-
    rung des Verbraucherschutzes, nicht unterzeichnet, weil
    sie offensichtlich – nicht nur verdeckt – grundgesetzwid-
    rig waren.


    (Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Was hat das mit dem Verfassungsschutz zu tun?)


    Dann haben Sie eine Neuregelung zur Kilometerpau-
    schale verabschiedet. Wir haben Ihnen gesagt, das ist
    grundgesetzwidrig. Sie beide haben uns das selbstver-
    ständlich nicht geglaubt. Aber das Bundesverfassungs-
    gericht hat uns recht gegeben. Dann haben Sie die Ge-
    setze zum Vertrag von Lissabon gemacht. Wir haben
    Ihnen gesagt, sie sind grundgesetzwidrig. Sie haben uns
    das selbstverständlich nicht geglaubt. Aber das Bundes-
    verfassungsgericht hat uns recht gegeben. Dann haben
    Sie ein Vorratsdatenspeicherungsgesetz gemacht. Wir
    haben Ihnen gesagt, es ist grundgesetzwidrig. Sie haben
    uns das selbstverständlich nicht geglaubt. Aber das Bun-
    desverfassungsgericht hat uns recht gegeben. Das Glei-
    che wird übrigens mit dem Internetzensurgesetz passie-
    ren.





    Dr. Gregor Gysi


    (A) (C)



    (D)(B)

    Dann haben Sie – Sie von der Union waren nur indi-
    rekt beteiligt – ein Hartz-IV-Gesetz beschlossen. Wir ha-
    ben Ihnen gleich gesagt, das ist grundgesetzwidrig. Sie
    haben es uns nicht geglaubt. Das Bundesverfassungsge-
    richt hat es bestätigt. Glauben Sie mir: Von den Linken
    können Sie in Bezug auf das Grundgesetz eine Menge
    lernen.


    (Beifall bei der LINKEN – Lachen bei der CDU/CSU)


    Passen Sie auf, jetzt kommt der Höhepunkt. Obwohl
    das Bundesverfassungsgericht so entschieden hat, tönt
    die FDP, dass sie die Aufhebung des Gesetzes nutzen
    will, um die Leistungen für Hartz-IV-Empfängerinnen
    und Hartz-IV-Empfänger zu kürzen.


    (Zuruf von der FDP: Lüge!)


    Zum Teil tönen da noch andere mit. Ich sage Ihnen: Das
    ist ein Skandal. Es dauert leider lange, bis das Bundes-
    verfassungsgericht das aufheben würde. Verabschieden
    Sie kein neues verfassungswidriges Gesetz! Fragen Sie
    uns! Wir sagen Ihnen, was im Grundgesetz steht.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wenn wir schon bei Hartz IV sind: Sie, Frau Merkel,
    sagen, Sie wollen den Zuverdienst erhöhen. Wissen Sie,
    was Sie da anrichten? Sie sagen damit doch permanent,
    die Leute sollen faktisch unentlohnt für einen kleinen
    Zuschuss arbeiten. Davon haben nur die Unternehmen
    etwas. Ich habe Ihnen schon von dem Mann erzählt, der
    fünf Monate unentgeltlich ein Praktikum gemacht hat.
    Das nutzt natürlich diesem Unternehmen. Wollen Sie
    denn das Lohndumping immer weiter vorantreiben? Wa-
    rum können wir nicht einmal einen anderen Weg gehen:
    den Hartz-IV-Regelsatz wenigstens auf 500 Euro erhö-
    hen, eine Kindergrundsicherung machen und die demüti-
    genden Sanktionen streichen?

    Dann sollten wir neu nachdenken und Arbeit statt Ar-
    beitslosigkeit bezahlen.

    Im Vergleich mit Frankreich, Großbritannien und
    Skandinavien haben wir den kleinsten öffentlichen
    Dienst. Das spüren übrigens auch die Kommunen; da
    geht es um Lehrerinnen und Lehrer, um Kindergärtnerin-
    nen und Kindergärtner und ganz viel sonstiges Personal.
    Es geht auch um die Justiz und um die Polizei.


    (Widerspruch des Abg. Volker Kauder [CDU/ CSU])


    – Herr Kauder, wenn ich heute beim Verwaltungsgericht
    Berlin-Brandenburg eine Klage einreiche, dann be-
    komme ich den ersten Termin in zwei Jahren. Das finden
    Sie normal?


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wer regiert denn da?)


    Wir brauchen in diesem Bereich mehr Beschäftigte;
    denn die Qualität der Rechtsprechung hängt auch davon
    ab, dass sie zügig erfolgt und die Leute relativ schnell
    wissen, ob sie recht oder unrecht hatten.


    (Beifall bei der LINKEN – Otto Fricke [FDP]: Nur, dass das Ländersache ist!)

    Da müssen wir neu nachdenken. Wir müssen den öf-
    fentlichen Dienst erweitern, und wir brauchen einen öf-
    fentlich geförderten Beschäftigungssektor, wie es ihn in
    Berlin gibt und wie er in Brandenburg geplant ist. In
    Berlin gibt es schon 7 600 entsprechende Stellen. Diese
    Leute verdienen wieder Geld, sie zahlen wieder Lohn-
    steuer und Beiträge in die Sozialkassen ein. Außerdem
    sparen wir auf der anderen Seite die Auszahlung von
    Hartz IV. Was ist denn daran so schlimm? Sie machen
    etwas Vernünftiges und werden dafür bezahlt. Das ist der
    richtige Weg und nicht die Bezahlung von Arbeitslosig-
    keit. Es gibt doch andere Möglichkeiten.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Jetzt lassen Sie mich noch auf einen speziellen Fall
    eingehen, der mich – und eigentlich auch Sie, Herr
    Kauder – seit August 2009 beschäftigt und uns alle dem-
    nächst beschäftigen wird. Herr Kauder und ich waren
    zusammen mit Herrn Wowereit von der SPD, mit Herrn
    Brüderle von der FDP und mit Herrn Kuhn von den Grü-
    nen bei Hart aber fair. Da trat eine Mutter auf, die sagte,
    dass sie nur teilzeitbeschäftigt ist und zusätzlich
    Hartz IV bezieht. Ihre Tochter hatte in den Ferien gear-
    beitet und sich mit dem verdienten Geld einen Traum er-
    füllt und eine Gitarre gekauft. Der Mutter wurde das
    Geld dann wieder abgezogen.


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben Sie schon dreimal erzählt!)


    Alle, die in der Sendung anwesend waren, haben gesagt
    – auch Sie, Herr Kauder –, dass das korrigiert werden
    muss. Wir haben dann im September, noch in der vori-
    gen Legislaturperiode, die Korrektur beantragt. Sie,
    meine Damen und Herren von der SPD, haben diesen
    Antrag zusammen mit der CDU/CSU abgelehnt.


    (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Das ist die Wahrheit!)


    Die Grünen haben zugestimmt, wir haben zugestimmt,
    und die FDP hat sich der Stimme enthalten.

    Jetzt haben Sie von der SPD einen entsprechenden
    Antrag eingebracht. Ich sage Ihnen heute schon, was
    passieren wird: Wir werden zustimmen, die Grünen wer-
    den zustimmen, die Union wird dagegenstimmen, und
    auch die FDP wird dagegenstimmen. Damit machen Sie
    Politik unmöglich. Was sagen Sie denn den Leuten? Als
    Sie in der Regierungsmehrheit waren, haben Sie dage-
    gengestimmt. Wenn Sie aber in der Opposition, in der
    Minderheit, sind, stimmen Sie dafür. Die FDP hat sich in
    der Opposition der Stimme enthalten und stimmt in der
    Regierung dagegen. Was sollen die Leute damit anfan-
    gen?

    Herr Lindner hat nun in einer neuen Sendung gesagt,
    das werde bis Ende des Jahres geregelt werden. Herr
    Lindner, warum bis Ende des Jahres? Die nächsten Som-
    merferien kommen im Juli. Lassen Sie uns das doch vor-
    her regeln, damit die Kinder diesbezüglich vor den Som-
    merferien Bescheid wissen.


    (Beifall bei der LINKEN)






    Dr. Gregor Gysi


    (A) (C)



    (D)(B)

    Frau Bundeskanzlerin, Sie haben gesagt, es sei Ihnen
    gelungen, die Arbeitslosigkeit abzubauen. Sie hätten
    aber auch sagen müssen, wodurch. Es ist geschehen, in-
    dem die prekäre Beschäftigung in einem Maße ausge-
    baut worden ist, das für diese Gesellschaft von größtem
    Nachteil ist. Bei der Vollzeitbeschäftigung gibt es
    1,4 Millionen Stellen weniger. Bei der Teilzeitbeschäfti-
    gung gibt es inzwischen 5 Millionen Stellen, bei Mini-
    jobs 7,1 Millionen. Die Mehrfachbeschäftigung hat sich
    verdoppelt, und die Zahl befristeter Beschäftigungsver-
    hältnisse ist – das wurde gestern in der Tagesschau ge-
    meldet – auf 2,7 Millionen gestiegen.

    Dann gibt es noch die Aufstockerinnen und Aufsto-
    cker, die Sie alle loben. Aufstockung ist doch aber eine
    Zumutung. Da arbeitet jemand Vollzeit, verdient aber so
    wenig, dass er nicht davon leben kann, und dann kommt
    der Staat und übernimmt den Rest. Das ist ein Skandal.
    Wenn der Staat den Rest übernimmt, verführt das die
    Unternehmen doch dazu, ganz niedrige Löhne zu zahlen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wenn jemand vollzeitbeschäftigt ist, dann hat er An-
    spruch auf einen Lohn, von dem er in Würde leben kann.
    Das ist unser Standpunkt.

    Wir haben, wie Sie gesagt haben, mit über 80 Milliar-
    den Euro die höchste Neuverschuldung, die es je gab.
    Sie haben 900 Millionen Euro für die Bundesagentur für
    Arbeit erst einmal gesperrt. Jetzt sagen Sie, diese Mittel
    würden wieder zur Verfügung gestellt. Aber erst einmal
    sind sie gesperrt. Wenn sie gesperrt blieben, hieße das,
    dass ein Drittel der Jobcenter handlungsunfähig wäre
    und 10 000 Leute entlassen werden müssten. Was sind
    da Ihre Pläne?

    Herr Bundesminister Rösler will jetzt zusätzlich eine
    Kopfpauschale von 29 Euro einführen.


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Stimmt doch nicht!)


    Sie behaupten im Ernst, das Ganze sei aufgrund eines
    Steuerzuschusses sozial gerecht, wobei ich jetzt gar
    nichts dazu sagen möchte, dass Sie den Spitzensteuer-
    satz ständig senken. Aber ernsthaft zu glauben, dass eine
    Friseuse und Herr Ackermann das Gleiche für die Ge-
    sundheit bezahlen sollten, ist völlig absurd.


    (Zuruf des Abg. Wolfgang Zöller [CDU/ CSU])


    – Ja, das ist Ihre Idee. Für mich ist es aber ein völlig ab-
    surder Gedanke.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Nun machen Sie mit der geplanten Einführung einer
    Pauschale von monatlich 29 Euro einen ersten Schritt.
    Aber bitte fügen Sie hinzu, dass Sie den Arbeitnehmer-
    beitrag für Zahnersatz und Krankenhauskosten in Höhe
    von 0,9 Prozent des Einkommens streichen wollen.
    Stattdessen wollen Sie die 29 Euro kassieren. Das be-
    deutet für jemanden, der 1 500 Euro im Monat verdient,
    dass er rund 10 Euro mehr zahlen muss. Jemand, der
    3 700 Euro im Monat verdient, muss 5 Euro weniger
    zahlen. Es ist die alte Leier: Immer wieder wird eine
    Umverteilung von unten nach oben organisiert. Etwas
    anderes kennen Sie nicht.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das ist ein Zeichen der Entsolidarisierung. Mir ist es
    wichtig, hinzuzufügen: Natürlich brauchen wir eine Bür-
    gerversicherung, weil dann jede und jeder seinem Ein-
    kommen entsprechend herangezogen wird. Nur das ist
    gerecht und nichts anderes.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Herr Bundesminister Rösler, zu Ihrem Vorhaben, die
    Arzneimittelpreise zu senken: Sie wissen doch selbst,
    dass das ein Schuss nach hinten ist; das kann nicht funk-
    tionieren. Warum organisieren Sie nicht einfach eine
    Preiskontrolle und eine Festlegung der Preise durch den
    Staat, damit die Konzerne zwar einen angemessenen Ge-
    winn erzielen, aber keine riesigen Profite machen kön-
    nen? Was wäre daran so schlimm? Jetzt sagen Sie, die
    gesetzlichen Krankenkassen sollen im Nachhinein mit
    der Pharmaindustrie verhandeln. Dabei sind die Kran-
    kenkassen in einer viel schwächeren Position als die
    Pharmaindustrie, sodass nichts dabei herauskommt, au-
    ßer dass die Pharmaindustrie nach wie vor die vollstän-
    dige Preisdominanz hat.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Frau Bundeskanzlerin, Sie haben darauf hingewiesen,
    dass sich morgen der 18. März 1990 zum 20. Mal jährt.
    Das stimmt.


    (Heiterkeit bei der LINKEN)


    Ich habe ein paar Fragen an Sie: Frau Bundeskanzlerin,
    wann bekommen die Rentnerinnen und Rentner im Os-
    ten endlich für die gleiche Lebensleistung die gleiche
    Rente wie die Rentnerinnen und Rentner im Westen?
    Wann beantworten Sie uns diese Frage?


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wann, Frau Bundeskanzlerin, bekommt man im Osten
    den gleichen Lohn für gleiche Arbeit und die gleiche Ar-
    beitszeit? Wann beantworten Sie uns diese Frage?


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wann, Frau Bundeskanzlerin, ist die Arbeitslosigkeit im
    Osten nicht mehr doppelt so hoch wie im Westen? Wann,
    Frau Bundeskanzlerin, verhindern wir, dass der Osten
    den Westen nach unten zieht, wie das heute der Fall sein
    soll? Wann hört es auf, dass der Osten die Begründung
    – dies ist eine falsche Begründung – für den Sozialabbau
    im Westen ist? Wer ein vereintes Deutschland will, muss
    gleiche Lebensverhältnisse in Ost und West herstellen
    und aufhören, Ost und West gegeneinander auszuspie-
    len.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Zum Schluss sage ich Ihnen: Wenn wir in dieser Ge-
    sellschaft soziale Gerechtigkeit wollen, kommen wir um
    Steuergerechtigkeit nicht umhin. Wer nicht den Mut hat,





    Dr. Gregor Gysi


    (A) (C)



    (D)(B)

    Steuergerechtigkeit herzustellen, der wird niemals in der
    Lage sein, soziale Gerechtigkeit herzustellen, sondern er
    wird immer nur begründen, weshalb dies nicht gehe und
    was alles dagegenspreche, und das zerstört diese Gesell-
    schaft. Es gab noch nie so viele Außenstehende wie jetzt.
    Es gab noch nie so viel Armut in Deutschland wie jetzt.
    Wenn Sie daran weiter arbeiten, dann zerstören Sie die
    eigenen Grundlagen, auf die Sie bauen.

    Frau Bundeskanzlerin, Sie werden verstehen: Wir
    können dem Etat Ihres Bundeskanzleramts beim besten
    Willen nicht zustimmen. Ich kann es nicht ändern.


    (Anhaltender Beifall bei der LINKEN)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Für die FDP-Fraktion spricht jetzt die Kollegin Birgit

Homburger.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Birgit Homburger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

    beraten in dieser Woche den Bundeshaushalt 2010. Die-
    ser Bundeshaushalt ist ein Dokument der Handlungsfä-
    higkeit und auch der Entschlossenheit dieser Koalition.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unentschlossenheit! – Thomas Oppermann [SPD]: 80 Milliarden Schulden!)


    Wir haben eben von Herrn Steinmeier und Herrn Gysi
    gehört, was wir alles falsch machen. Ich möchte Ihnen
    von der SPD deutlich machen, was Ihre Politik von un-
    serer Politik unterscheidet.


    (Joachim Poß [SPD]: Ach! Das ist jetzt spannend!)


    Sie haben einen Rettungsschirm für Banken auf den Weg
    gebracht. Sie haben Steuergelder für General Motors
    ausgegeben, und Sie haben eine Abwrackprämie für alte
    Autos eingeführt. Wir spannen jetzt einen Arbeitnehmer-
    schutzschirm, wir entlasten die Bürgerinnen und Bürger,
    und wir tätigen mehr Investitionen im Bereich Bildung
    und Forschung. Das ist der Unterschied, der diese Koali-
    tion ausmacht.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Auch wenn dieser Haushalt noch ein Stück weit ge-
    prägt ist von einer Übergangsstruktur, ist es doch so,
    dass man ihm im Kern schon ansieht, dass er eine andere
    Schwerpunktsetzung hat,


    (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mehr Schulden ist euer Schwerpunkt!)


    dass für uns die Menschen im Mittelpunkt stehen, Herr
    Bonde. Das zeigt sich zunächst an dem, was wir im Ja-
    nuar auf den Weg gebracht haben, am Familienförde-
    rungsgesetz, an der Entlastung der Bürgerinnen und Bür-
    ger, vor allem der Familien in diesem Land. Endlich
    haben die Familien wieder mehr Geld in der Tasche.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Herr Bonde, wir haben Impulse für mehr Wachs-
    tum und Beschäftigung gegeben, indem wir Fehler bei
    der Gewerbesteuer und der Erbschaftsteuer korrigiert ha-
    ben. Ich sage Ihnen eines: Das Sozialste, was man über-
    haupt tun kann, ist, dafür zu sorgen, dass Menschen eine
    Chance auf Arbeit haben. Wenn wir das wollen, dann
    müssen wir auch dafür sorgen, dass die Entlastungen, die
    wir im steuerlichen Bereich vorgenommen haben, nicht
    durch höhere Beiträge zu den Sozialversicherungen wie-
    der aufgefressen werden. Deshalb haben wir den Zu-
    schuss zur Krankenversicherung erhöht und einen Zu-
    schuss zur Arbeitslosenversicherung vorgesehen. Das
    alles bedeutet nichts anderes, als dass wir die Lohnzu-
    satzkosten stabil halten. Das ist ein Schutzschirm für die
    Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und bedeutet ein
    Mehr an Chancen auf Arbeitsplätze in diesem Land. Das
    haben wir hier im Deutschen Bundestag verabschiedet.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Wir haben einen neuen Schwerpunkt bei Bildung
    und Forschung gesetzt. Das wird schon im Haushalt
    2010 sichtbar: 750 Millionen Euro zusätzlich für Bil-
    dung und Forschung. In Summe haben wir uns vorge-
    nommen, 12 Milliarden Euro mehr in diesen Bereich zu
    investieren. Wir wollen in die Köpfe, in die Chancen der
    jungen Generation investieren. Wir werden noch in die-
    sem Jahr den Start des Stipendienprogramms haben. Ich
    sage auch ganz deutlich: Wir werden mehr tun im Be-
    reich Forschung. Das ist dringend notwendig, auch im
    Hinblick auf die Energiepolitik. Hier ist heute zu Recht
    gesagt worden, dass wir das Zeitalter der regenerativen
    Energien erreichen wollen. Wir werden alles tun, damit
    die notwendige Forschung, beispielsweise im Bereich
    Speichertechnologien, durchgeführt wird, damit wir die-
    ses Ziel erreichen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Herr Steinmeier, Sie haben uns vorhin vorgeworfen,
    wir hätten in diesem Haushalt nicht genügend gekürzt.
    Unsere Haushaltspolitiker haben in diesem Parlament
    310 Kürzungsvorschläge vorgelegt. Wir haben 500 Mil-
    lionen Euro zusätzlich bei der Verwaltung eingespart.
    Ich möchte Sie an dieser Stelle einfach nur bitten, sich
    diesen Haushalt noch einmal genau anzuschauen. Ich
    kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass Sie hier einen
    falschen Vorwurf in den Raum stellen wollten, was Sie
    vorhin aber getan haben, als Sie behaupteten, wir wür-
    den über 900 zusätzliche Stellen schaffen. In Summe
    werden wir am Ende des Jahres 2010 – auch das muss
    die Öffentlichkeit erfahren –, weil wir in anderen Berei-
    chen Stellen streichen, 581 Stellen weniger haben. Das
    heißt, wir sparen. Zusätzlich haben wir eine 1-prozentige
    Kürzung in diesem Haushalt für die Zukunft beschlos-
    sen. Das ist die Wahrheit und nicht das, was von Ihnen,
    Herr Steinmeier, erzählt worden ist.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Den Struck’schen Bundeswehrabbau rechnet ihr euch schön!)


    Die Nettokreditaufnahme wurde angesprochen. Ja,
    die ist verdammt hoch. Auch wir würden uns wünschen,





    Birgit Homburger


    (A) (C)



    (D)(B)

    das wäre anders. Die Bundeskanzlerin hat das Nötige
    dazu schon gesagt. Ich möchte aber trotzdem deutlich
    machen, dass wir im Rahmen der Haushaltsberatungen
    im Vergleich zum ersten Entwurf noch einmal 6 Mil-
    liarden Euro zusätzlich eingespart haben.

    Ich sage an dieser Stelle ganz deutlich: Die FDP hat
    in ihrer Zeit in der Opposition hier im Deutschen Bun-
    destag regelmäßig ein Sparbuch vorgelegt. Sie, meine
    sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen von der Oppo-
    sition, haben hier nur Wunschlisten vorgelegt. In Summe
    haben Sie 56 Milliarden Euro Mehrausgaben beantragt.
    Das, was Sie hier vorschlagen, ist keine verantwortliche
    Politik.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zuruf des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


    – Lieber Herr Bonde, Sie fordern die Wahrheit ein.


    (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


    Die Wahrheit ist, dass die Grünen zusätzliche Ausgaben
    in Höhe von 14 Milliarden Euro beantragt haben. Wür-
    den wir Ihren Vorschlägen folgen, dann hätten wir am
    Ende eine Neuverschuldung von 100 Milliarden Euro;
    das schlagen Sie vor.


    (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unfug! 7,5 Milliarden Euro weniger Neuverschuldung haben wir euch vorgeschlagen!)


    Die Linken haben zusätzliche Ausgaben in Höhe von
    41 Milliarden Euro beantragt. Ich wiederhole es: 41 Mil-
    liarden Euro. Daneben sehen die zusätzlichen Ausgaben
    in Höhe von 840 Millionen Euro, die die SPD beantragt
    hat, bescheiden aus. Aber das war natürlich vor den
    Hartz-IV-Beschlüssen. Verantwortliche Haushaltspolitik
    machen in diesem Hause genau zwei Fraktionen: die
    FDP und die CDU/CSU-Fraktion.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Das ist ja unglaublich!)


    Herr Steinmeier, Sie haben hier Krokodilstränen über
    den Zustand der Finanzen der Kommunen geweint.


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Krokodilstränen?)


    An dieser Stelle möchte ich Ihnen sagen: Das beschäftigt
    uns alle. Ich unterstelle das jedem in diesem Haus. Aller-
    dings wissen wir alle, dass das Problem der kommunalen
    Finanzen vor allen Dingen darin liegt, dass sie extrem
    konjunkturabhängig sind.


    (Joachim Poß [SPD]: Das ist Quatsch! Wir haben sie stabiler gemacht!)


    Wir haben seit Jahren immer wieder deutlich gemacht,
    dass wir hier eine Veränderung, eine Stabilisierung der
    Finanzierung der Kommunen brauchen.


    (Joachim Poß [SPD]: Sie machen genau das Gegenteil!)

    Sie haben elf Jahre lang regiert, Herr Poß – schreien Sie
    hier nicht einfach nur dazwischen –, und Sie haben sich
    überhaupt nicht um die Kommunen gekümmert.


    (Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Das ist unglaublich! Sie müssen sich der Aufgabe stellen!)


    Wir haben jetzt eine Regierungskommission eingesetzt
    und werden uns dieser Aufgabe stellen.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Unglaublich!)


    Die Sozialstaatsdebatte, die wir auch in diesem Hause
    führen, geht von einem Urteil des Bundesverfassungsge-
    richts aus.