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ID1702901600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/29 1 Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksachen 17/601, 17/623) . . . . . . . . . 2 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 17/602, 17/623) . . . . . . . . . 3 Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 17/603, 17/623) . . . . . . . . . 4 a) Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 5 Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und So- ziales (Drucksachen 17/611, 17/623) . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2585 C 2585 D 2585 D 2599 C 2600 D 2602 A 2603 D 2604 C 2605 D 2608 A 2608 B Deutscher B Stenografisc 29. Sit Berlin, Dienstag, d I n h a Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Dr. Herbert Schui . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2010 (Haushaltsgesetz 2010) (Drucksachen 17/200, 17/201) . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bun- des 2009 bis 2013 (Drucksachen 16/13601, 17/626) . . . . . . . 2585 A 2585 B 2585 B (Drucksachen 17/608, 17/623) . . . . . . in Verbindung mit 2586 A undestag her Bericht zung en 16. März 2010 l t : b) Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksachen 17/623, 17/624) . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ 2586 A 2586 B 2589 B 2591 D 2593 B 2594 A 2596 B 2598 A Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . . 2610 C 2612 C 2613 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Sabine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Katja Mast (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . . . Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Drucksachen 17/609, 17/623) . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Herbert Schui (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Nestle (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Rolf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2615 C 2616 B 2617 A 2619 B 2620 C 2621 A 2622 A 2624 C 2625 C 2626 C 2628 B 2629 B 2630 C, 2630 D 2630 D 2631 C, 2633 B 2636 A 2638 B 2639 A 2640 C 2641 B 2642 B 2644 B 2645 C 2647 C 2648 C 2649 D 2652 A 2653 A 2654 A 2655 C 2656 A 2656 D 2657 C 2658 A 2658 D 7 Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (Drucksachen 17/612, 17/623) . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Kühn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Daniela Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhold Sendker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Schnieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 8 Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 17/615, 17/623) . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU/CSU) . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2660 C 2660 C 2662 C 2664 B 2665 A 2665 D 2668 C 2670 A 2671 D 2673 A 2674 A 2674 C 2676 A 2677 A 2678 A 2679 B 2680 D 2682 B 2682 A 2684 B 2686 A 2687 A 2688 A 2689 C 2690 C 2691 D 2693 D 2694 D 2696 B 2697 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 III Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Petzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2698 C 2699 C 2701 A 2702 D 2703 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 2585 (A) (C) (D)(B) 29. Sit Berlin, Dienstag, d Beginn: 1
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 2703 (A) (C) (D)(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bögel, Claudia FDP 16.03.2010 Brinkhaus, Ralph CDU/CSU 16.03.2010 Burchardt, Ulla SPD 16.03.2010 von Cramon-Taubadel, Viola BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.03.2010 Freitag, Dagmar SPD 16.03.2010 Götz, Peter CDU/CSU 16.03.2010 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 16.03.2010 Rawert, Mechthild SPD 16.03.2010 Röspel, René SPD 16.03.2010 Roth (Esslingen), Karin SPD 16.03.2010 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.03.2010 Dr. Schavan, Annette CDU/CSU 16.03.2010 Schuster, Marina FDP 16.03.2010 Dr. Seifert, Ilja DIE LINKE 16.03.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Hirte, Christian CDU/CSU 16.03.2010 Hoff, Elke FDP 16.03.2010 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.03.2010 Koch, Harald DIE LINKE 16.03.2010 Möller, Kornelia DIE LINKE 16.03.2010 Pflug, Johannes SPD 16.03.2010 Strässer, Christoph SPD 16.03.2010 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.03.2010 Werner, Katrin DIE LINKE 16.03.2010 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 16.03.2010 29. Sitzung Berlin, Dienstag, den 16. März 2010 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Das Wort erhält nun der Bundesfinanzminister

    Dr. Wolfgang Schäuble.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
    zen:

    Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!
    Erlauben Sie mir, vorab eine kurze persönliche Bemer-
    kung zu machen. Ich bin länger im Krankenhaus ge-
    wesen, als ich geplant habe. Das liegt daran, dass die
    Wundheilungsprozesse bei Querschnittsgelähmten manch-
    mal komplizierter sind und länger dauern, als man sich
    das wünscht. Die Ärzte haben ihre Stirn ein wenig in
    Falten gelegt, als ich gesagt habe: Ich muss jetzt aber ge-
    hen. – Sie haben mir gesagt, ich solle mich noch ein bis-
    schen schonen. Deswegen möchte ich Sie für die nächs-
    ten Tage um Nachsicht bitten, wenn ich nicht die
    Präsenz zeige, die eigentlich angemessen ist. Ich be-
    danke mich im Voraus für Ihr Verständnis.

    Verehrte Kolleginnen und Kollegen, wir haben durch
    das Frage-und-Antwort-Spiel zwischen Frau Hagedorn
    und Herrn Fricke in dieser Debatte die Entstehungsge-
    schichte des Haushalts, den wir in dieser Woche verab-
    schieden wollen, noch einmal aufgezeigt bekommen. Ich
    möchte daran erinnern: Ende September vergangenen
    Jahres haben Bundestagswahlen stattgefunden. Ende
    Oktober vergangenen Jahres hat sich dieser Bundestag
    konstituiert, und anschließend kam eine neue Regierung
    ins Amt. Wir haben in ungewöhnlich kurzer Zeit einen
    Haushalt aufgestellt und beraten. Wir befinden uns jetzt
    in der zweiten und dritten Lesung. Ich möchte mich bei
    allen, die daran so intensiv mitgewirkt haben, insbeson-
    dere bei den Kolleginnen und Kollegen im Haushalts-
    ausschuss, bedanken. Ich glaube, es ist gut für unser
    Land, dass wir in schwierigen, unsicheren Zeiten so zü-
    gig beraten haben und den Haushalt jetzt verabschieden
    werden.

    Die neue Bundesregierung ist bei der Aufstellung die-
    ses Haushaltes von dem Entwurf ausgegangen, den wir
    schon in der letzten Legislaturperiode aufgestellt hatten.
    Wir haben die verbesserten Rahmendaten – Frau Hage-
    dorn, sie sind doch gar keine Schande; wir alle sind froh
    darüber, dass es so ist – genutzt, um das im Koalitions-
    vertrag vereinbarte Sofortprogramm – das gefällt nicht
    jedem in gleicher Weise; aber das ist so bei demokrati-
    schen Entscheidungen – zum 1. Januar 2010 ohne eine
    Erhöhung der ursprünglich vorgesehenen Neuverschul-
    dung umzusetzen. Verbessert haben sich insbesondere
    die Prognosen für den Arbeitsmarkt, was ja erfreulich
    ist. Wir haben schon in der Schlussrunde der ersten Le-
    sung darüber gesprochen, dass die Entwicklung hoff-
    nungsvoll ist. Wir haben die Haushaltsberatungen dazu
    genutzt, maßvoll, nicht überzogen und unter Wahrung
    der notwendigen Spielräume – die Zeiten sind nach wie
    vor ungewiss – zu einer weiteren Reduzierung der trotz-
    dem exorbitant hohen Neuverschuldung zu kommen.
    Eine Nettokreditaufnahme in Höhe von 80 Milliarden
    Euro macht uns Sorgen. Wir werden sie in den kommen-
    den Jahren konsequent zurückführen müssen; das wer-
    den wir auch tun.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Das, was wir auf unserem Weg machen – daran will
    ich erinnern –, ist das, was wir national, europäisch und
    international angesichts einer ungewissen Zukunft als
    Exit-Strategie verabredet haben. Sie alle haben gesehen:
    Die konjunkturelle Entwicklung hat im letzten Quartal
    eine gewisse Pause gemacht. Die erfreuliche Nachricht
    ist, dass die Hauptursachen dafür von vorübergehender
    Dauer sind: das Auslaufen der Umweltprämie; der Win-
    ter verlief strenger, als man es in den letzten Jahren ge-
    wohnt war. Das spricht dafür, dass dieser Konjunkturein-
    bruch nicht nachhaltig ist. Wir sind aber in einer
    unsicheren Zeit. Deswegen bleibe ich bei dem, was die
    Bundeskanzlerin schon in der letzten Legislaturperiode
    gesagt hat: Wir müssen in dieser Zeit auf Sicht fahren. –
    Wir fühlen uns durch die aktuellen Entwicklungen in
    dieser Haltung bestätigt.


    (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auf-Sicht-Fahren mit geschlossenen Augen geht immer schief!)


    – Deswegen halten wir die Augen, so gut wir können,
    geöffnet. Manche setzen zur Verbesserung der Sehkraft
    sogar eine Brille auf.


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    So etwas hängt manchmal vom Alter ab. Herr Bonde,
    Sie werden es noch erleben; ich sage es Ihnen vorher.

    Wir werden diesen Weg fortsetzen. Im Übrigen
    möchte ich doch die Bemerkung machen – das spielt in
    der jetzigen Debatte keine Rolle; wir werden es aber bei
    anderer Gelegenheit vertiefen –: Wir haben eine Fülle
    von Maßnahmen international im G-20-Prozess, europä-
    isch und national auf den Weg gebracht. Damit ziehen
    wir Schritt für Schritt die Lehren aus dieser fürchterli-
    chen Finanz- und Wirtschaftskrise, damit sich nicht wie-
    derholen kann, was sich so nicht wiederholen darf.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir sind aber nach wie vor in einer außergewöhnlich kri-
    tischen Situation. Wir müssen hier Schritt für Schritt
    vorgehen. Ich möchte nur einige Stichworte nennen: Wir
    haben die Einführung einer europäischen Finanzauf-
    sicht beschlossen; dieses Vorhaben bringen wir voran,
    wir setzen es um. Wir werden auch die nationale Finanz-
    aufsicht so, wie wir es verabredet haben, umsetzen; da-
    ran arbeiten wir intensiv und mit Hochdruck. Wir haben
    die gesetzlichen Grundlagen für eine Aufsicht über die
    Ratingagenturen geschaffen. Wir verschärfen die Regeln
    für riskante Bankgeschäfte. Wir haben die Empfehlun-





    Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


    (A) (C)



    (D)(B)

    gen von G 20 und des Financial Stability Board für mehr
    Nachhaltigkeit und gegen falsche Anreize bei den Ver-
    gütungssystemen umgesetzt. Außerdem haben wir einen
    Gesetzentwurf auf den Weg gebracht – wir arbeiten mit
    Hochdruck an der Umsetzung –, der dazu beitragen soll,
    die sich aus spekulativen Geschäften ergebenen Risiken
    zu verringern; das ist wichtig. Wir werden – ich sagte es
    bereits – die Finanzaufsicht, wie es im Koalitionsvertrag
    vorgesehen ist, bei der Bundesbank bündeln. Im Übrigen
    wollen wir unter gemeinsamer Federführung von Justiz-
    und Finanzministerium Regeln für die geordnete Ab-
    wicklung von Banken schaffen. Auch das ist dringend
    notwendig, und zwar – ich möchte die Bemerkung hin-
    zufügen – nicht nur national oder europäisch, sondern
    weltweit.

    In den letzten Wochen haben wir genau beobachten
    können, welche spekulativen Prozesse ablaufen. Ange-
    sichts dessen muss man bald darüber nachdenken, ob
    man nicht die Nachrichtendienste mit der Beobachtung
    beauftragt, wer sich da wo mit wem zu welchen spekula-
    tiven Prozessen verabredet. Das ist alles hochspannend.
    Es scheint eine der neuen Sorgen zu werden, dass sich
    die Spekulationen auch stärker gegen Währungen und
    Staaten richten.


    (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Ja!)


    Glauben Sie ja nicht, dass europäische Währungen die
    letzten sind, gegen die sich solche spekulativen Wellen
    richten können.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: So ist es!)


    Dass das nicht geschieht, ist keineswegs gewährleistet.
    Das ist eine unserer großen Sorgen.

    Es bleibt daher richtig, dass wir mit aller Entschieden-
    heit auf zweifache Weise den Weg einer ausbalancierten
    Exit-Strategie fortsetzen, nämlich einmal durch allmähli-
    che Rückführung der zu hohen Liquidität, die die Ursa-
    che für neue Blasenbildungen sein kann, und zum ande-
    ren durch allmähliche Rückführung der zu hohen
    staatlichen Defizite, ohne dadurch die zarte Pflanze des
    wirtschaftlichen Wiederaufschwungs zu ersticken. Das
    ist genau die Gratwanderung, die wir auch bei den ver-
    schiedenen Etappen unserer Haushaltsberatungen in die-
    sen Tagen versucht haben. Diesen Weg müssen wir fort-
    setzen.

    Es ist übrigens auch richtig, an dem Ziel festzuhalten,
    die Wettbewerbsfähigkeit aller europäischen Volks-
    wirtschaften und damit der Europäischen Union insge-
    samt weiterzuentwickeln und zu verstärken. Das hat man
    einmal Lissabon-Strategie genannt. Deswegen will ich
    mit großer Klarheit, Ruhe und Gelassenheit die Kritik,
    sei sie im Rahmen von G 20, sei sie in Europa, an denje-
    nigen, die im Wettbewerb einigermaßen erfolgreich sind,
    dass sie schuld an den Problemen anderer seien, zurück-
    weisen. Ich habe meiner Kollegin Lagarde, mit der ich
    sehr freundschaftlich und vertrauensvoll zusammenar-
    beite, gestern Abend, nachdem ich Entsprechendes gele-
    sen habe, gesagt: Christine, ich bin Anhänger von Bay-
    ern München. Als in der Gruppenphase der Champions
    League Bayern München zweimal gegen Olympique
    Lyon ziemlich schlecht ausgesehen hat, habe ich mir ge-
    dacht, wenn Lyon nur etwas schlechter spielen würde,
    hätten es die Bayern etwas leichter. – Aber auf dieser
    Basis können wir keine Wettbewerbsordnung aufbauen.
    Vielmehr müssen wir die Wettbewerbsfähigkeit von Eur-
    opa insgesamt stärken. Von diesem Ziel werden wir uns
    auch nicht abbringen lassen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Manfred Zöllmer [SPD] – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Es muss Schluss sein mit dem Lohndumping!)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Kuhn, in der er wahrscheinlich das Thema
Champions League vertiefen möchte?


(Heiterkeit bei Abgeordneten aller Fraktionen)


Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
zen:

Bitte sehr, Herr Kollege Kuhn.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Fritz Kuhn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    In der Frage Bayern München könnten wir uns

    schneller treffen als bei anderen Fragen. Aber deswegen
    habe ich mich nicht gemeldet.

    Sie, Herr Finanzminister, haben gerade einige Maß-
    nahmen, die EU-weit im Zusammenhang mit der Fi-
    nanzmarktkrise auf den Weg gebracht wurden, angespro-
    chen und auch das Thema Spekulationen angerissen.

    Meine konkrete Frage ist: Warum treten Sie als Bun-
    desregierung nicht dafür ein, dass die sogenannten Leer-
    verkäufe verboten werden und dass Credit Default
    Swaps, die nicht direkt der Versicherung von Risiken
    dienen, sondern rein spekulativ sind, ebenfalls unterblei-
    ben müssen? Dies sind die beiden Hauptinstrumente, mit
    denen auch gegen Währungen spekuliert wird. Ich finde
    es immer etwas untergenau, wenn man hergeht und sagt:
    „Wir verbessern die Finanzaufsicht“, aber zu den Maß-
    nahmen gegen spekulative Finanzinstrumente sagt,
    das gehe so nicht, oder gar nichts dazu sagt. Meine Frage
    ist daher: Wie ist da die Haltung der Bundesregierung?

    Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
    zen:

    Herr Kollege Kuhn, Sie haben wahrscheinlich mitver-
    folgt, dass die Bundeskanzlerin zusammen mit dem grie-
    chischen Ministerpräsidenten, dem französischen Staats-
    präsidenten und dem Präsidenten der Euro-Gruppe – das
    ist der luxemburgische Premierminister – einen Brief an
    den Kommissionspräsidenten Barroso geschrieben hat,
    in dem zu den CDS genau das gefordert wird, was auch
    Sie hier vorschlagen, nämlich eine Initiative der Kom-
    mission. Das heißt, wir stimmen hier überein. Es ist die
    Position der Bundesregierung. Das können wir aber
    nicht national machen, sondern das müssen wir europä-
    isch machen.

    Was das Verbot der Leerverkäufe anbetrifft: Ich habe
    vorhin gesagt, Herr Kollege Kuhn – Herr Steinbrück er-
    innert sich besser daran als ich –, dass sie zeitweilig aus-





    Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


    (A) (C)



    (D)(B)

    gesetzt waren. Es war vereinbart, dass diese Regelung in
    Europa auslaufen soll. Daran haben sich nicht alle gehal-
    ten. Wir haben sie aber auslaufen lassen. Ich habe dann
    festgestellt, dass wir das korrigieren müssen.


    (Joachim Poß [SPD]: Angekündigt!)


    Ich habe vorhin gesagt: Wir haben schon Anfang März
    ein Eckpunktepapier herausgegeben. Wir werden noch
    im Laufe des Frühjahrs einen Gesetzentwurf vorlegen,
    mit dem das Verbot ungedeckter Leerverkäufe auf natio-
    naler Ebene erreicht werden soll. Wir werden das brau-
    chen. Auch insofern stimmen wir also überein, Herr Kol-
    lege Kuhn.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Weil sich in diesen Tagen und Wochen die Spekula-
    tionen wieder und wieder gegen den Euro richten, was
    den Europäischen Rat am 11. Februar in Brüssel sehr be-
    schäftigt hat, möchte ich die Gelegenheit nutzen, im Zu-
    sammenhang mit Griechenland ein paar Sätze zu einer
    Gerüchtelandschaft zu sagen, die ganz offensichtlich ge-
    zielt in Mitgliedstaaten – auch in Brüssel; das sage ich
    mit großer Klarheit – geschürt wird. Es bleibt dabei:
    Griechenland hat nicht um Hilfe nachgefragt. Deswegen
    gibt es darüber keine Entscheidung, und es ist auch keine
    Entscheidung getroffen worden. Es bleibt auch dabei:
    Wenn eine unmittelbare Zahlungsunfähigkeit bevorste-
    hen würde, dann müssten wir – das ist klar – im Falle ei-
    ner unmittelbar bevorstehenden Notsituation darauf rea-
    gieren, wie es der Europäische Rat gesagt hat. Er hat am
    11. Februar entschieden: Die Mitgliedstaaten der Euro-
    Zone werden, wenn notwendig, entschlossene und koor-
    dinierte Maßnahmen ergreifen, um die finanzielle Stabi-
    lität der Euro-Area als Ganzes sicherzustellen. – Nicht
    mehr und nicht weniger. Diese Lage ist nicht eingetreten.
    Natürlich wird auf technischer Ebene daran gearbeitet –
    das ist nicht neu, das geht seit Jahren so –, was man tun
    würde, wenn die Lage eintreten würde. Sie ist aber nicht
    da, und deswegen gibt es keine politischen Entscheidun-
    gen.

    Bitte nehmen Sie das – aus der gestrigen Euro-Grup-
    pen-Sitzung wurde zum Teil Verfälschendes über die
    Nachrichtenlage gestreut –, was wir tatsächlich be-
    schlossen haben. Wir haben einen Text, den der Präsi-
    dent der Euro-Gruppe veröffentlicht hat, miteinander
    verabredet und beschlossen. Da steht nichts anderes drin,
    als dass diese Lage nicht eingetreten ist, dass keine Ent-
    scheidungen getroffen worden sind und dass wir vorbe-
    reitet sind, wenn die Lage eintreten würde. Daraus kann
    aber nicht der Schluss gezogen werden, dass irgendeine
    Entscheidung getroffen worden ist. Wir haben ausdrück-
    lich noch einmal das bestätigt, was der Europäische Rat
    am 11. Februar beschlossen hat.

    Man muss auch mit großem Respekt die Maßnahmen
    erwähnen, die Griechenland nicht nur angekündigt, son-
    dern zum Teil schon gesetzgeberisch umgesetzt hat.
    Wenn ich es richtig weiß, ist die Erhöhung der Mehr-
    wertsteuer in Griechenland bereits in Kraft getreten. Ich
    bin übrigens derjenige gewesen, der in der vorletzten
    Euro-Gruppen-Sitzung vor vier Wochen – das war die
    Sitzung, nach der ich ins Krankenhaus gegangen bin –
    vorgeschlagen hat, dass Griechenland seine Mehrwert-
    steuer erhöhen möge. Griechenland hat also Maßnahmen
    ergriffen, die die Märkte bisher auch überzeugt haben.
    Die griechische Anleihe vor 14 Tagen ist gut von den
    Märkten aufgenommen worden. Deswegen besteht kein
    Entscheidungsbedarf; es ist auch keine Entscheidung ge-
    troffen worden. Wir müssen aber im Sinne einer Ultima
    Ratio vorbereitet sein.

    Ich möchte dazu noch eine Bemerkung machen: Nach
    Auffassung aller anderen – ich glaube, alle Zahlen bele-
    gen das – gehört Deutschland zu den Ländern, die seit
    über zehn Jahren wirtschaftlich am meisten von der ge-
    meinsamen europäischen Währung profitieren. Wir tra-
    gen also die nachhaltige Stabilität der gemeinsamen
    europäischen Währung nicht anderen großzügig nach,
    sondern müssen sie im wohlverstandenen eigenen Inter-
    esse auch in Zukunft gewährleisten. Natürlich gibt es da-
    bei in Europa unterschiedliche Interessen; hier wird an
    verschiedenen Stellen Druck aufgebaut. Ich glaube, für
    uns ist wichtig – der Haushalt 2010, den wir in dieser
    Woche beraten und den ich Ihnen zur Annahme emp-
    fehle, trägt dem Rechnung –, dass wir auf europäischer
    Ebene und weltweit unseren Beitrag zu nachhaltigem
    Wachstum und nachhaltiger finanzieller Stabilität leis-
    ten.


    (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Das machen wir ja nicht! Wir machen das Gegenteil! – Joachim Poß [SPD]: Mit dem Haushalt machen Sie das nicht!)


    Ich bitte um Ihre Zustimmung.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe den Schlusssatz nicht verstanden! Mit dem Haushalt hat das nichts zu tun!)