Rede:
ID1700419700

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    Vokabeln: 7
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    6. KolleginMiriam: 1
    7. Gruß.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/4 Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Sabine Zimmermann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Folgen der Krise für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab- mildern – ALG I befristet auf 24 Monate verlängern (Drucksache 17/22) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abge- Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Marco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . 179 C 147 A 150 B 151 B 152 D 153 D 155 C 157 A 157 D 158 D 160 A Deutscher B Stenografisc 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . Arbeit und Soziales in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Förderung der Altersteilzeit durch die Bundesagentur für Arbeit fortführen (Drucksache 17/21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 127 A 179 B ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Anhe- bung und bedarfsgerechte Ermittlung der Kinderregelsätze (Drucksache 17/23) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 C undestag her Bericht ung 11. November 2009 l t : Rainer Brüderle, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 B 129 A 133 B 136 A 137 B 139 D 141 A 142 A 144 B 145 D Josef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 A 161 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Vogel (Lüdenscheid) (FDP) . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . 163 B 165 D 167 A 169 C 170 D 172 C 174 A 175 C 176 C 178 A 179 C 181 C 183 D 186 B 187 C 189 B 189 D 190 D 192 C 194 D 196 A 197 A 198 A 198 D 199 B 200 A 202 C 204 C 206 A 206 C 207 D 209 A 209 D Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . 210 D 212 B 213 B 214 B 215 A 216 C 217 D 219 C 221 D 225 B 226 A 227 D 228 C 230 D 232 B 233 B 234 D 235 D 238 A 240 B 241 D 243 D 245 C 247 B 249 A 250 B 251 B 253 B 254 D 256 C 258 D 260 C 262 C 263 D 265 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 III Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 266 C 267 A 268 B 269 D 271 A/C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 127 (A) (C) (B) (D) 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 271 (A) (C)Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Glos, Michael CDU/CSU 11.11.2009 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 11.11.2009 Mattheis, Hilde SPD 11.11.2009 Özoğuz, Aydan SPD 11.11.2009 Dr. Westerwelle, Guido FDP 11.11.2009 Zapf, Uta SPD 11.11.2009 (D) (B) 4. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dagmar Ziegler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolle-

    ginnen und Kollegen! Sehr geehrte Frau von der Leyen,
    zunächst einmal: Glückwunsch zu Ihrem Amt und viel
    Erfolg; das kann man Ihnen wirklich nur wünschen.

    Mit Verlaub: Ich habe nicht gewusst, ob Sie zu lange
    an den Gesundheitsverhandlungen teilgenommen haben
    oder ob Sie einen anderen Vortrag halten. Sie haben die
    Verantwortung entweder auf die Länder, auf die Netz-
    werke oder das Ehrenamt abgeschoben, die eigene Ver-
    antwortung der Bundesregierung habe ich aber nicht er-
    kennen können. Tut mir leid.

    (Beifall bei der SPD – Iris Gleicke [SPD]: Ich auch nicht! Da bist du nicht allein!)


    Der Koalitionsvertrag von Schwarz-Gelb sieht in der
    Familienpolitik eine Erhöhung des Kindergeldes und
    des Kinderfreibetrages vor. Die Financial Times
    Deutschland titelte letzte Woche – wie ich finde, zutref-
    fend –: „Goldene Zeiten für reiche Eltern“. In der Tat
    profitieren Eltern mit höherem Einkommen davon; denn
    der Steuervorteil durch den Freibetrag ist höher als das
    Kindergeld, und von der Erhöhung des Kindergeldes um
    20 Euro haben Eltern im Arbeitslosengeld-II-Bezug gar
    nichts. Die geschätzten Kosten von rund 4,6 Milliarden
    Euro hätten wir besser in Infrastrukturen für Kinder in-
    vestieren sollen.


    (Beifall bei der SPD)


    Morgen, wenn wir über den Entwurf des Wachstums-
    beschleunigungsgesetzes Streit führen, wird sicher noch
    Gelegenheit sein, dazu etwas zu sagen. Deshalb hier nur
    so viel: Der Argumentation, dass mit diesen staatlichen
    Leistungen die Konjunktur angekurbelt wird, kann man
    nicht folgen. Bei den Familien mit höherem Einkommen
    wird möglicherweise die Sparquote erhöht, mehr aber
    auch nicht. Auch 20 Euro mehr Kindergeld werden nicht
    zu einer messbaren Belebung der Konjunktur beitragen.
    Es wird aber sicherlich Folgendes passieren: Die Schere
    zwischen wohlhabenden Familien und Familien mit ge-
    ringem Einkommen wird weiter auseinandergehen. Das
    ungerechte System des Familienlastenausgleichs wird
    damit verfestigt. Aber das scheint sowohl von der CDU/
    CSU als auch von der FDP gewollt zu sein. Ihre gesell-
    schaftspolitischen und familienpolitischen Vorstellungen
    sind geprägt von einem Bild der Verfestigung von un-
    gleichen Lebenschancen, auch wenn Sie ständig etwas
    anderes behaupten.


    (Beifall bei der SPD)


    Für die SPD gilt: Wir stehen für Chancengleichheit. Wir
    sind dafür, dass alle Kinder gleich viel wert sind, unab-
    hängig vom Geldbeutel ihrer Eltern.

    Zur Förderung von Familien zählt auch das Eltern-
    geld. Sie sehen vor, dass das Elterngeld flexibilisiert,
    entbürokratisiert und die Partnermonate gestärkt werden.
    Es soll ein Teilelterngeld bis zu 28 Monaten eingeführt
    und der doppelte Anspruchsverbrauch bei gleichzeitiger
    Teilzeitbeschäftigung beider Eltern beseitigt werden.
    Aber was haben wir unter einer Entbürokratisierung und
    Flexibilisierung, was unter einer Stärkung der Partner-
    monate zu verstehen? Nichts davon haben Sie uns hier
    berichtet. Eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Fa-
    milie findet nicht statt, nur das Angebot der Einführung
    eines Teilelterngeldes von 28 Monaten. Sicher, auf den
    ersten Blick ist das ein Angebot für Eltern, keine Frage.
    Aber werden es nicht wieder vor allem die Frauen sein,
    die diese Regelung in Anspruch nehmen?


    (Caren Marks [SPD]: Klar!)


    Wo ist der Anreiz für echte Partnerschaftlichkeit zwi-
    schen Männern und Frauen?


    (Caren Marks [SPD]: Das ist nicht gewünscht!)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Dagmar Ziegler
    Angesichts einer Teilzeitquote bei Vätern von 5 Prozent
    kann von einer Partnerschaftlichkeit zwischen Frauen
    und Männern ja wohl nicht die Rede sein.


    (Beifall bei der SPD)


    Die Abschaffung des doppelten Anspruchsverbrauchs
    ist richtig und wird von uns unterstützt. Diese Abschaf-
    fung haben wir immer gefordert, aber die CDU/CSU-
    Fraktion hat das bei der Erarbeitung des Gesetzes immer
    wieder abgelehnt. Wir freuen uns, dass Sie offensichtlich
    dazugelernt haben. Wir wollen mehr Partnerschaftlich-
    keit; deswegen ist eine Erhöhung der verbindlichen Part-
    nermonate für uns das Ziel.

    Die Aussagen in der Koalitionsvereinbarung zur Kin-
    derbetreuung bleiben weit hinter Ihren vollmundigen
    Ankündigungen zurück, die Sie noch im Wahlkampf von
    sich gegeben haben. Sie sind wenig konkret. Schlimmer
    noch: Die von Ihnen angekündigten Steuersenkungen
    drücken Bund, Ländern und Kommunen die Luft ab; das
    haben wir heute schon mehrfach in den Debatten zu al-
    len Politikfeldern gehört. Dadurch ist es nicht möglich,
    den Betreuungsausbau voranzutreiben. Erhebliche Ein-
    nahmeausfälle in Milliardenhöhe sind vorprogrammiert.
    Sie haben auch hier nicht die Frage beantwortet, wie
    mehr Plätze und mehr Qualität in der Kinderbetreuung
    realisiert werden sollen. Frühkindliche Bildung be-
    ginnt für die Koalition übrigens erst bei sechs Jahren,
    was die Sprachstandserhebung angeht, möglicherweise
    bei vier Jahren. Für uns setzt der Begriff „frühkindliche
    Bildung“ viel früher an. Darüber muss man noch einmal
    diskutieren.

    Wie wollen Sie es schaffen, ab 2013 die Verwirkli-
    chung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz
    für unter Dreijährige zu garantieren? All das bleibt heute
    unbeantwortet. Vielleicht kann ich Ihnen die Antwort
    geben: Der Koalitionsvertrag hat nicht den Titel „Wachs-
    tum. Bildung. Zusammenhalt“ verdient, sondern: Rück-
    schritt, Bildungsnotstand und Unterfinanzierung.


    (Beifall bei der SPD – Sibylle Laurischk [FDP]: Also!)


    Wir wollen starke Länder und Kommunen, die in der
    Lage sind, bis 2013 das Ausbauziel und den Rechtsan-
    spruch zu erreichen. Wir wollen mehr in die Qualität der
    Kinderbetreuung investieren. Wir wollen eben nicht nur
    den bereits beschlossenen Rechtsanspruch auf einen Be-
    treuungsplatz ab 2013 schaffen, sondern auch einen
    Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz. Wir wollen
    ferner die Gebührenfreiheit von der Kita bis zur Uni.
    Dazu sind Investitionen statt Steuergeschenke notwen-
    dig.

    Die Bundesregierung kündigt ein neues Kinder-
    schutzgesetz an und distanziert sich zu Recht von dem
    alten Entwurf der letzten Legislaturperiode. In diesem
    Entwurf war nämlich keine Spur von präventiven Maß-
    nahmen zu finden. Die Prävention soll in dem neuen Ge-
    setz nun endlich eine Rolle spielen. Darüber freuen wir
    uns sehr. Damit greifen Sie ja auch eine Forderung der
    SPD auf.
    Sie haben endlich verstanden, dass ein guter Kinder-
    schutz früh ansetzt. Familien müssen rechtzeitig präven-
    tive Hilfen angeboten werden, um Gefährdungen der
    Kinder und Jugendlichen vorzubeugen. Präventive An-
    gebote sind beispielsweise Netzwerke für gesunde Kin-
    der, aufsuchende Familienhilfen, Elternkurse oder Erst-
    besuche rund um die Geburt. Solche Angebote brauchen
    wir flächendeckend in ganz Deutschland. Es ist mehr als
    enttäuschend, dass der Koalitionsvertrag keine Aussage
    zu dem dringend notwendigen Präventionsgesetz ent-
    hält. Damit verspielt die neue Regierung erneut eine ent-
    scheidende Chance für den Kinderschutz.

    Was hat die neue Regierung älteren Menschen zu bie-
    ten? Welche Antwort gibt sie auf eine immer älter wer-
    dende Gesellschaft? Zum demografischen Wandel wird
    ein neuer Bericht der Bundesregierung ab 2011 ange-
    kündigt. Das war es im Wesentlichen. Zu Senioren ent-
    hält der Koalitionsvertrag nur einige mehr oder weniger
    allgemeine Absichtserklärungen zu Altersbildern und
    Altersgrenzen, zum sozial vernetzten Wohnen und zur
    Forschung.

    Die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege soll verbes-
    sert werden. Aber wie? Keine Antwort. Das ist typisch
    für die Haltung von CDU/CSU und FDP, die eine gesetz-
    liche Verankerung beispielsweise von bezahlter Pflege-
    zeit – wie von uns seinerzeit gefordert – abgelehnt hat-
    ten.

    Hier wird deutlich, was die Koalition für welche Fa-
    milien bereithält: viel für die Gutverdiener und so gut
    wie nichts für die Geringverdiener und Arbeitslosen.
    Entsolidarisierung und Spaltung der Gesellschaft werden
    leider das Ergebnis Ihrer Politik sein.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Iris Gleicke [SPD]: Das ist leider wahr!)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Für die FDP-Fraktion spricht nun die Kollegin

Miriam Gruß.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Miriam Gruß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Frau

    Ziegler, herzlich willkommen im Bundestag! Wir haben
    in den letzten Jahren im Familienausschuss schon viel
    über Familienpolitik diskutiert. Ich war damals in der
    Opposition. Deswegen kann ich Ihre Haltung, dass Sie
    nicht nur Freude über den Koalitionsvertrag empfinden,
    grundsätzlich verstehen. Aber wir haben viele Diskus-
    sionen geführt und auch in vielen Ergebnissen festge-
    stellt, dass die rot-grüne Familienpolitik, die Sie veran-
    staltet haben, auch keine besseren Ergebnisse geliefert
    hat. Deshalb würde ich Sie einfach bitten, uns jetzt ein-
    mal zuzuhören.


    (Dagmar Ziegler [SPD]: „Auch“!)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Miriam Gruß
    – Keine besseren Ergebnisse als Schwarz-Rot.

    Deswegen haben wir jetzt eine bürgerlich-liberale
    Koalition und ambitionierte Ziele im Koalitionsvertrag
    festgehalten.


    (Caren Marks [SPD]: Wie das Betreuungsgeld!)


    Weil Sie immer sagen, der Koalitionsvertrag sei so vage,
    sage ich Ihnen: Schauen Sie sich doch einmal Ihren letz-
    ten Koalitionsvertrag an! Er ist auch nicht detaillierter.
    Dann schauen Sie sich einmal an, wie viel davon tat-
    sächlich umgesetzt wurde. Es bleibt noch weiter hinter
    den Erwartungen zurück.


    (Sönke Rix [SPD]: Das lag auch am Koalitionspartner!)


    Ich will mit dem Thema Kinder beginnen.


    (Iris Gleicke [SPD]: Da sind wir doch gespannt!)


    Wir haben, auch hier im Bundestag, in den letzten Jahren
    zu Recht viel über den Ausbau der Betreuungsplätze dis-
    kutiert. Wir haben immer angemahnt, dass wir auch über
    die Qualität sprechen müssen. Das findet sich jetzt im
    Koalitionsvertrag wieder. Wir wollen einheitliche Stan-
    dards in Zusammenarbeit mit den Ländern finden, um
    die frühkindliche Bildung bundesweit qualitativ nach
    vorne zu bringen. Dazu gehört beispielsweise auch Trä-
    gervielfalt, die der FDP sehr wichtig ist.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Zum Thema Kinderschutz. Dies haben die Frau
    Ministerin und auch Sie, Frau Ziegler, schon angespro-
    chen. Ihnen war Prävention wichtig. In der Tat steht Prä-
    vention jetzt im Koalitionsvertrag. Wir setzen darauf,
    dass das in dem geplanten Gesetz einen großen Teil ein-
    nimmt, das nicht nur ein Eingriffsgesetz, sondern tat-
    sächlich ein Schutzgesetz werden soll, wobei der Schutz
    mit früher Prävention beginnt, beispielsweise mit dem
    Ausbau von frühen Strukturen, Hilfestrukturen, nieder-
    schwelligen Strukturen und Familienhebammen. Das
    war die Intention dieser Koalition.

    Darüber hinaus wollen wir die Kinder- und Jugend-
    hilfe insgesamt reformieren, weil es uns wichtig ist,
    überall dort, wo es bürokratische Strukturen gibt, zu
    schauen, wie man sie effektiver gestalten kann, sodass
    sie zielgenauer denjenigen helfen, die Hilfe brauchen.
    Auch das ist das Ziel dieser Koalition.

    Es sollte hier im Haus allgemeine Freude auslösen,
    dass sich eine Forderung der Kinderkommission im
    Koalitionsvertrag wiederfindet: die Rücknahme der Vor-
    behalte zur UN-Kinderrechtskonvention.


    (Beifall bei der FDP)


    Fraktionsübergreifend besteht Einigkeit, dass dies ein
    richtiges und wichtiges Signal in Deutschland ist, das
    diese Koalition setzt.
    Eine weitere Forderung der Kinderkommission, dass
    Kinderlärm nicht mehr zu gerichtlichen Auseinanderset-
    zungen führen darf,


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    findet sich aufgrund dieser neuen Konstellation jetzt
    erstmals in einem Koalitionsvertrag.

    Sicherlich, Kinderarmut ist für uns alle ein sehr
    ernstes Thema. Kinderarmut muss bekämpft werden.
    Auch wir haben weiterhin dieses Ziel.


    (Caren Marks [SPD]: Warum steht denn dann in Ihrem Koalitionsvertrag nichts dazu drin?)


    – Doch, dazu steht einiges in unserem Koalitionsvertrag. –
    Darüber hinaus spreche ich mich persönlich ganz deut-
    lich dafür aus, dass die Regelsätze für Kinder bedarfsge-
    recht ausgestaltet werden müssen.

    Zum Thema Jugendpolitik. Uns war es in den letzten
    Jahren immer wichtig, dass wir eine eigenständige Ju-
    gendpolitik bekommen. Das ist auch ein erklärtes Ziel
    der jetzigen Regierungskoalition. Wir brauchen eine ei-
    genständige Jugendpolitik, die Gewalt- und Suchtprä-
    vention – auch hier ist Prävention wieder das wichtigste
    Wort –, die Partizipation, die Beteiligung der jungen
    Menschen, und die Medienkompetenz auch junger Men-
    schen in den Vordergrund rückt. Dabei geht es allerdings
    nicht nur um die Medienkompetenz junger Menschen.
    Das Ziel Medienkompetenz haben wir in unserem Koali-
    tionsvertrag generationenübergreifend festgehalten.


    (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Johannes Singhammer [CDU/CSU])


    Nach der Jugendpolitik will ich nun auf die Jungen-
    politik zu sprechen kommen. Wir haben festgestellt, dass
    wir hier Defizite haben, dass Jungs die Bildungsverlierer
    sind; deshalb die deutliche Passage in unserem Koali-
    tionsvertrag. Natürlich brauchen wir mehr als nur einen
    Boys’ Day im Jahr. Würde es ihn in Deutschland flä-
    chendeckend geben, wäre dies allerdings ein gutes, rich-
    tiges und wichtiges Signal; vereinzelt gibt es ihn ja
    schon. All das darf aber nicht dazu führen, dass es bald
    eine Männerquote in Krippen gibt, so wünschenswert es
    auch wäre, dass der Anteil des männlichen pädagogi-
    schen Personals im frühkindlichen Bereich steigt.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bezahlen Sie sie doch besser! – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Mit höheren Erzieherinnenund Erziehergehältern würden es mehr werden!)


    Damit komme ich zu den Familien. Uns war wichtig,
    in unserem Koalitionsvertrag ein modernes Familienbild
    niederzuschreiben; auch dies finden Sie wieder. Uns war
    wichtig, im Hinblick auf das Umfeld der Familien dafür
    zu sorgen, dass sich Frauen und Männer frei entscheiden
    können, wie sie ihr Leben gestalten. Es war wichtig, dass
    auch Männer, die von früh an am Aufwachsen ihrer Kin-
    der teilhaben wollen, die Chance dazu bekommen. Das
    ist eine neue Gleichstellungspolitik. Wir betreiben






    (A) (C)



    (B) (D)


    Miriam Gruß
    Gleichstellung auch für Männer und sorgen dafür, dass
    sie sich Zeit für ihre Familie nehmen können.


    (Caren Marks [SPD]: Gleichstellung ist immer auch für Männer! Das war schon immer so! Schönen guten Morgen, Frau Kollegin!)


    Deswegen finden Sie in unserem Koalitionsvertrag bei-
    spielsweise auch das Thema Sabbaticals.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Bei der finanziellen Entlastung setzen wir vor allem
    auf eine steuerliche Entlastung, natürlich aber auch auf
    die Kindergelderhöhung. Frau Ziegler, ich kann es wirk-
    lich nicht verstehen, dass Sie Kritik an der Kindergeld-
    erhöhung vorgetragen haben.


    (Dagmar Ziegler [SPD]: Warum das denn nicht? Sie ist nun einmal zu kritisieren! – Caren Marks [SPD]: Die, die den Freibetrag kriegen, kriegen doppelt so viel!)


    Auf die letzte Kindergelderhöhung – hören Sie mir jetzt
    bitte zu – mussten wir sieben Jahre warten, und das für
    10 Euro mehr Kindergeld. Die jetzige Regierungskoali-
    tion wird das Kindergeld zum 1. Januar nächsten Jahres
    um 20 Euro erhöhen.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Und was ist mit dem Bundesverfassungsgericht?)


    Seien Sie also bitte ganz still, wenn es um das Thema
    Kindergelderhöhung geht. Sie und Ihre Regierung haben
    den Familien erst einmal Geld aus der Tasche gezogen
    – das entspricht ja auch Ihrer Denkweise –, und nun wol-
    len Sie es großgönnerhaft verteilen. Wir belassen das
    Geld bei den Familien. Wir wollen, dass die Familien
    frei entscheiden können, wofür sie ihr Geld ausgeben;


    (Caren Marks [SPD]: Ja, ja! Vor allem die, die viel Geld haben!)


    das haben wir in unserem Koalitionsvertrag auch so nie-
    dergelegt. Die familienpolitischen Leistungen, die es
    derzeit gibt, werden wir auf den Prüfstand stellen, um
    die Menschen effektiv zu fördern und ihnen die notwen-
    digen Leistungen zuteilwerden zu lassen.

    Zum Thema Betreuungsgeld. Wie Sie gelesen haben,
    sind in unserem Koalitionsvertrag auch Gutscheine er-
    wähnt.


    (Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das macht es nicht besser!)


    Hier ist das letzte Wort allerdings noch nicht gesprochen.
    Meine Kritik am Betreuungsgeld gilt weiterhin.


    (Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lesen Sie sich einmal Ihre Reden zu diesem Thema aus der letzten Legislaturperiode durch! – Sönke Rix [SPD]: Was stört mich mein Geschwätz von gestern!)


    – Beruhigen Sie sich erst einmal, und stecken Sie die
    Waffen wieder ein.

    (Caren Marks [SPD]: Wir sind ganz ruhig! – Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe doch noch gar nicht angefangen, mich aufzuregen! Das müssten Sie einmal erleben!)


    Ich kann Ihnen versichern: Soziale Kälte ist in dieser
    Koalition Fehlanzeige.


    (Patrick Meinhardt [FDP]: Die soziale Kälte sitzt auf der Oppositionsseite!)


    Ich freue mich auf die Debatten im Ausschuss, Sie wer-
    den aber nur wenige Argumente finden.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)