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ID1700417800

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/4 Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Sabine Zimmermann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Folgen der Krise für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab- mildern – ALG I befristet auf 24 Monate verlängern (Drucksache 17/22) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abge- Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Marco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . 179 C 147 A 150 B 151 B 152 D 153 D 155 C 157 A 157 D 158 D 160 A Deutscher B Stenografisc 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . Arbeit und Soziales in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Förderung der Altersteilzeit durch die Bundesagentur für Arbeit fortführen (Drucksache 17/21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 127 A 179 B ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Anhe- bung und bedarfsgerechte Ermittlung der Kinderregelsätze (Drucksache 17/23) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 C undestag her Bericht ung 11. November 2009 l t : Rainer Brüderle, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 B 129 A 133 B 136 A 137 B 139 D 141 A 142 A 144 B 145 D Josef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 A 161 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Vogel (Lüdenscheid) (FDP) . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . 163 B 165 D 167 A 169 C 170 D 172 C 174 A 175 C 176 C 178 A 179 C 181 C 183 D 186 B 187 C 189 B 189 D 190 D 192 C 194 D 196 A 197 A 198 A 198 D 199 B 200 A 202 C 204 C 206 A 206 C 207 D 209 A 209 D Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . 210 D 212 B 213 B 214 B 215 A 216 C 217 D 219 C 221 D 225 B 226 A 227 D 228 C 230 D 232 B 233 B 234 D 235 D 238 A 240 B 241 D 243 D 245 C 247 B 249 A 250 B 251 B 253 B 254 D 256 C 258 D 260 C 262 C 263 D 265 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 III Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 266 C 267 A 268 B 269 D 271 A/C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 127 (A) (C) (B) (D) 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 271 (A) (C)Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Glos, Michael CDU/CSU 11.11.2009 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 11.11.2009 Mattheis, Hilde SPD 11.11.2009 Özoğuz, Aydan SPD 11.11.2009 Dr. Westerwelle, Guido FDP 11.11.2009 Zapf, Uta SPD 11.11.2009 (D) (B) 4. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Katrin Dagmar Göring-Eckardt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Wawzyniak, auch für Sie war es die erste Rede

    im Plenum. Wir beglückwünschen Sie dazu und wün-
    schen Ihnen alles Gute.


    (Beifall)


    Damit schließe ich die Aussprache zu diesem Punkt.

    Wir kommen nun zu den Themenbereichen Bildung
    und Forschung. Hierzu ist verabredet, eineinviertel
    Stunden zu debattieren.

    Ich gebe das Wort der Bundesministerin Dr. Annette
    Schavan.

    Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bil-
    dung und Forschung:

    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    Meine Damen und Herren! Der Koalitionsvertrag sendet
    starke Signale an die junge Generation.


    (Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Wo denn?)


    Gute Bildung und leistungsstarke Forschung sollen die
    Bildungsrepublik Deutschland prägen. Die Grundidee,
    also die ganz konkrete Entfaltung dessen, was gemeint
    ist, steht in dem Vertrag der christlich-liberalen Koali-
    tion.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Was meinen wir im Grundsatz, wenn wir sagen: „Bil-
    dungsrepublik Deutschland ist das Ziel, ist das Zukunfts-
    bild, das wir vor Augen haben“? Wir meinen viererlei:

    Erstens. Kein Kind darf verloren gehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Zweitens. Niemand darf um die Entfaltung seiner Ta-
    lente gebracht werden.

    Drittens. Bildung und Forschung werden als inspirie-
    rende Kräfte und Quellen künftigen Wohlstands aner-
    kannt.

    Viertens. Bildung und Forschung müssen – das ist un-
    sere Aufgabe in Parlament und Regierung hier in Berlin,
    aber auch in den 16 Ländern sowie in den Städten und






    (A) (C)



    (B) (D)


    Bundesministerin Dr. Annette Schavan
    Gemeinden – in den nächsten Jahren mehr denn je politi-
    sche Priorität haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir beginnen nicht am Punkt null. Auch für den Be-
    reich von Bildung und Forschung gilt: Da gibt es man-
    ches, auf das wir aufbauen können. Da gibt es gute Initia-
    tiven in einzelnen Städten und in den Ländern. Aber das
    Fundament muss noch stabiler werden. Wir wollen eines
    der besten Bildungssysteme der Welt. Wir wollen, dass
    Deutschland im internationalen Vergleich einer der attrak-
    tivsten Wissenschafts- und Forschungsstandorte ist.

    Der Koalitionsvertrag enthält die starke Zusage des
    Bundes, in den kommenden vier Jahren zusätzlich
    12 Milliarden Euro in Bildung und Forschung zu inves-
    tieren. Damit erhöhen wir den Anteil des Bundes für Bil-
    dung und Forschung auf 10 Prozent des Bruttoinlands-
    produkts: 7 Prozent für Bildung, 3 Prozent für Forschung.
    Auch das ist ein starkes Signal und zeigt, welche Priorität
    diese christlich-liberale Koalition der Bildung und For-
    schung beimisst.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir haben dies in der Zeit der schwersten Wirtschafts-
    krise in Deutschland beschlossen, weil wir davon über-
    zeugt sind, dass Bildung ein Bürgerrecht ist und dass
    gute Bildung und starke Forschung Quellen für künfti-
    gen Wohlstand sind.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Bundeskanzle-
    rin hat gestern Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung in
    Deutschland genannt. Bis zum Jahre 2020 ist mit einem
    Rückgang der Zahl der unter 25-Jährigen zu rechnen.
    Das setzt sich in einem etwa 20-prozentigen Rückgang
    der Zahl der Schülerinnen und Schüler in Deutschland
    fort. Das bedeutet: Eine Gesellschaft mit weniger Kin-
    dern und Jugendlichen muss noch mehr tun, um jedem
    Kind und jedem Jugendlichen Chancen durch Bildung
    zu eröffnen und sie zu Bildung, Ausbildung und Stu-
    dium zu ermutigen.

    Ich füge hinzu: Das ist nicht allein eine Aufgabe des
    Staates. Das ist die Aufgabe der ganzen Gesellschaft.
    Kinder und Jugendliche brauchen auch die Ermutigung
    durch ihre Eltern. Deshalb sage ich: Bildungsrepublik
    Deutschland meint mehr als ein gut finanziertes Bil-
    dungs- und Wissenschaftssystem, meint auch – dies
    muss noch stärker eingefordert werden – Leidenschaft
    und Begeisterung für Lernen und Forschen als die besten
    Seiten des Menschen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Ich sage das auch deshalb, weil sich da niemand Illu-
    sionen machen soll. Allein mehr Geld und das Verspre-
    chen an die Bürgerinnen und Bürger, dass Bildung nichts
    kostet, führen noch nicht zu besserer Bildung und starker
    Forschung.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dagmar Ziegler [SPD]: Aber ohne geht es auch nicht!)


    – Maulen Sie doch nicht so herum. Sie haben doch ge-
    rade Schiffbruch damit erlitten, dass Sie im Wahlkampf
    zur Bildungspolitik nichts anderes gesagt haben, als dass
    von der Kita bis zur Uni alles kostenfrei sein sollte. Das
    hat Ihnen keiner geglaubt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Das ist ja albern!)


    Große Versprechen – und wie viel Prozent haben Sie da-
    für bekommen?


    (Ute Kumpf [SPD]: Seien Sie mal ein bisschen vorsichtig, Frau Schavan! – Weitere Zurufe von der SPD)


    Deshalb sage ich: Die Bürgerinnen und Bürger wollen
    mehr. Sie erwarten kreative Konzepte. Sie verlangen,
    dass endlich die Vergleichbarkeit der Bildungsinhalte
    und Schulabschlüsse möglich wird.


    (Zuruf der Abg. Ute Kumpf [SPD])


    – Liebe Frau Kumpf, Sie regieren doch noch in ein paar
    Ländern. Sie können jetzt zu all dem beitragen, was die
    Bürgerinnen und Bürger zu Recht von uns erwarten.


    (Dagmar Ziegler [SPD]: Das glauben Sie doch selber nicht!)


    Die Lehrerinnen und Lehrer erwarten eine verlässli-
    che Partnerschaft mit den Eltern, um ihre Aufgabe in der
    Schule gut wahrnehmen zu können. Die Öffentlichkeit
    erwartet, dass wir endlich geeignete Wege finden, um
    die Bildungsarmut in einem wohlhabenden Land zu
    überwinden. Ich sage Ihnen: Das Wichtigste in dieser
    Legislaturperiode ist, dass es allen politischen Akteuren
    gelingt, dass Bildungsarmut in diesem Land keinen Platz
    mehr hat.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ute Kumpf [SPD]: 80 Prozent der Migrantenkinder in Stuttgart sind in Hauptschulen! Was sagen Sie dazu?)


    Gute Bildung und die Teilhabe aller Kinder an einem
    leistungsfähigen Bildungssystem beginnen mit der früh-
    kindlichen Bildung. Deshalb werden wir die Weiterbil-
    dung der Erzieherinnen voranbringen, den Bildungs-
    auftrag der Kindergärten stärken und sie zu Häusern der
    kleinen Forscher weiterentwickeln. Außerdem sorgen
    wir – gestern haben schon einige Redner darauf hinge-
    wiesen – gemeinsam mit den Ländern dafür, dass jedes
    Kind vor dem Schulbeginn eine Sprachförderung erhält,
    wenn seine Sprachentwicklung dies erfordert. Das ist ein
    Schritt zur Integration; darin liegt für Kinder und ihre El-
    tern der Schlüssel für gute Bildung: früh beginnen, Spra-
    che lernen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Was sagen Sie denn zum Betreuungsgeld?)


    Wir werden ein Konzept für Bildungspartnerschaf-
    ten von Bund, Ländern und Kommunen entwickeln. Wir
    schaffen im Hochschulpakt 275 000 neue Studienplätze.
    Wir bauen gemeinsam mit den Ländern ein nationales
    Stipendienprogramm für 10 Prozent der Studierenden
    auf. Wir sichern das BAföG und entwickeln es weiter.






    (A) (C)



    (B) (D)


    Bundesministerin Dr. Annette Schavan
    Sollte jemand von Ihnen schon ein Manuskript haben, in
    dem steht, dass es abgebaut wird, dann streichen Sie
    bitte diesen Satz.


    (Heiterkeit und Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir schaffen Anreize für das Bildungssparen, bauen die
    Aufstiegsstipendien aus und werden das Büchergeld für
    die Stipendiatinnen und Stipendiaten der zwölf Begab-
    tenförderungswerke auf monatlich 300 Euro erhöhen.
    Wir tun nicht so, als koste Bildung nichts. Wir geben at-
    traktive Impulse und Anreize für die Finanzierung von
    Bildung und Studium.


    (Ulla Burchardt [SPD]: Mit Steuersenkungen?)


    Gemeinsam mit den Sozialpartnern, den Ländern, der
    Bundesagentur für Arbeit und den Weiterbildungsver-
    bänden werden wir eine Weiterbildungsallianz schmie-
    den. Wir werden zügig die Anerkennung von ausländi-
    schen Bildungs- und Berufsabschlüssen voranbringen
    und unsere Maßnahmen zur Integration von Jugendli-
    chen durch Bildung und Ausbildung verstärken.

    Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte – wir wis-
    sen das – sind besonders häufig in der Gefahr, keinen
    Schulabschluss zu erreichen. Wir haben gute Vorarbeit
    aus den letzten Jahren in diesem Bereich, vor allen Din-
    gen was das Engagement in der beruflichen Bildung an-
    geht. Nachdem es erste Fortschritte gibt, müssen wir
    jetzt aber den Ehrgeiz haben, zu sagen: Im nächsten
    Jahrzehnt muss es in Deutschland gelingen, dass kein Ju-
    gendlicher mehr ohne Schulabschluss ins Leben geht.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Auch an diesem Punkt gilt, liebe Kolleginnen und
    Kollegen: Eine ausreichende Finanzierung ist das eine,
    wirksame Konzepte sind das Zweite, aber das Dritte ist,
    dass Kinder und Jugendliche eben auch Erwachsene
    brauchen, die sie ermutigen, die Chancen wahrzuneh-
    men, die Bildung bietet. Dies betrifft die Mentalität in
    dieser Gesellschaft. Deshalb bedarf es mehr Zustim-
    mung zur Bildung nicht nur in Rede und Theorie, son-
    dern vor allem im alltäglichen Leben. Da brauchen Kin-
    der und Jugendliche Ermutigung.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir werden den Ausbildungspakt zum Qualitätspakt
    weiterentwickeln.


    (Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Der war ja so erfolgreich!)


    – Der war ziemlich erfolgreich, total erfolgreich.


    (Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Er war nicht erfolgreich! Er ist noch nicht einmal zustande gekommen!)


    Jetzt geht es um die Frage, wie wir Qualität und Ausbil-
    dungsreife so weiterentwickeln, dass wirklich jeder eine
    Ausbildung antreten kann.

    Deutschland ist Teil des europäischen Bildungsrau-
    mes. Wir werden den deutschen Qualifikationsrahmen
    analog zum europäischen Qualifikationsrahmen erarbei-
    ten, das Übergangssystem neu strukturieren und effizien-
    ter gestalten. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir
    werden auch gerade mit dem Flaggschiff unseres Bil-
    dungssystem, der beruflichen Bildung, noch stärker in-
    ternational präsent sein.

    Gemeinsam mit den Ländern und den Hochschulen
    werden wir ein Bologna-Qualitäts- und -Mobilitätspaket
    schnüren, das die Studienreform voranbringt. Sie ist
    richtig; aber sie verlangt Korrekturen, was die Gestal-
    tung der Studiengänge und die Verbesserung der Lehre,
    die bessere Betreuung und Beratung der Studierenden
    angeht. In den nächsten Monaten können seitens der
    Länder und da, wo wir helfen können, auch von unserer
    Seite deutliche Signale an die Studierenden gegeben
    werden.

    Wir werden bereits ab dem Wintersemester 2011 in
    Deutschland das modernste Konzept der Studienplatz-
    vergabe haben. Auch das ist nach den Erfahrungen der
    letzten Jahre ein wichtiger Schritt für die Studierenden.

    Mit steuerlichen Anreizen für Investitionen in For-
    schung und Entwicklung in den Unternehmen stärken
    wir die Innovationskraft unseres Landes. Wir wollen es
    so gestalten, dass neue Arbeitsplätze für Forscherinnen
    und Forscher geschaffen werden können.

    Wir werden die Hightech-Strategie weiterentwickeln
    als ein europäisches Konzept mit den Flaggschiffen im
    Bereich der Gesundheitsforschung und der Energie- und
    Klimaschutzforschung. Wir werden ein integriertes
    Energieforschungsprogramm vorlegen. Wir werden wei-
    tere Spitzenforscher aus aller Welt unter anderem mit
    den Alexander-von-Humboldt-Professuren nach Deutsch-
    land holen.

    Die Elektromobilität erweist sich als Querschnitts-
    thema. Ich glaube, sie wurde in drei Reden angespro-
    chen; auch ich könnte sie jetzt noch einmal nennen.
    Wenn ich mir die Kompetenz und die Kompetenznetze,
    die wir in Deutschland geschaffen haben, ansehe, dann
    bin ich davon überzeugt, dass das ein Renner wird.

    Die christlich-liberale Koalition wird mit dem Pakt
    für Forschung und Innovation und einem jährlichen Zu-
    wachs von 5 Prozent ein verlässlicher Partner unserer
    Forschungsorganisationen sein und die Exzellenzinitia-
    tive in eine zweite Runde bringen.

    Schließlich: Auch in der Forschungspolitik gilt: Die
    Transparenz und die Akzeptanz der Chancen und die Ri-
    siken der Forschung sind so bedeutsam wie ihre Finan-
    zierung. Deshalb werde ich für den 2. Dezember zum
    nächsten Runden Tisch zur Grünen Gentechnik einla-
    den. Das ist ein Element dessen, was wir in den nächsten
    Jahren verstärken werden: Dialogplattformen, Stärkung
    der Forschungsmuseen, Gründung eines Hauses der Zu-
    kunft, um den Diskurs über Zukunftstechnologien in un-
    serer Gesellschaft zu befördern.

    Der Blick in die 16 Bundesländer zeigt, dass nahezu
    alle im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien bil-
    dungspolitische Verantwortung tragen. Das kann man
    bedauern, je nachdem.


    (Heiterkeit des Abg. Patrick Meinhardt [FDP])







    (A) (C)



    (B) (D)


    Bundesministerin Dr. Annette Schavan
    Aber man kann es auch als Chance sehen. Es ist eine
    Chance – ich sage das ganz ernst – zum Konsens über
    Parteigrenzen hinweg. Dazu lade ich Sie ein. Lassen Sie
    uns bei allen Meinungsverschiedenheiten und allem
    Wettbewerb gemeinsam daran arbeiten, durch gute Bil-
    dung und starke Forschung Kinder und Jugendliche zu
    ermutigen und unser Land voranzubringen.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




Rede von Katrin Dagmar Göring-Eckardt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dagmar Ziegler hat jetzt das Wort für die SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



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    Rede von Dagmar Ziegler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau

    Schavan! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Koali-
    tionsvertrag von Union und FDP ist leider eine bildungs-
    politische Mogelpackung. Es steht zwar „Bildung“ da-
    rauf, sie ist aber leider nicht drin.

    In der Bildungspolitik stehen wir vor enormen He-
    rausforderungen. Die bildungspolitischen Megathemen
    sind Chancengleichheit und Bildungsqualität. Die gro-
    ßen Fragen lauten: Wie schaffen wir es, dass Bildung
    nicht mehr vom Geldbeutel der Eltern abhängt? Wie
    schaffen wir es, dass alle Kinder früher und besser indi-
    viduell gefördert werden können? Wie schaffen wir bes-
    sere Integration in und durch Bildung? Wie schaffen wir
    es, dass kein junger Mensch mehr ohne Schulabschluss
    und ohne Ausbildung in sein Leben starten muss? Wie
    schaffen wir einen echten Qualitätssprung zu besserer
    Bildung? Das sind die zentralen Fragen, die die Men-
    schen bewegen und die eine gute Bildungspolitik beant-
    worten muss.


    (Beifall bei der SPD)


    Aber, sehr geehrte Frau Schavan, in Ihrem Koalitions-
    vertrag finden wir auf keine dieser Fragen eine Antwort.

    Gerade mal fünf von insgesamt 132 Seiten widmen
    Sie der Bildungspolitik. Es ist zudem schon erstaunlich,
    dass es Ihnen gelungen ist, auf weniger als fünf Seiten
    noch weniger konkrete Maßnahmen aufzuschreiben.


    (Beifall bei der SPD)


    Und die wenigen konkreten Maßnahmen, die Sie ankün-
    digen, deuten darauf hin, dass Sie auch noch den fal-
    schen Weg einschlagen.

    Diese Koalition verabschiedet sich von dem Gedan-
    ken, dass Chancengleichheit das Ziel und gute Bildung
    für alle eine öffentliche Aufgabe sein muss, die der Staat
    kostenlos zur Verfügung stellt. Die schwarz-gelbe Linie
    lautet: mehr Gebühren, mehr Kosten für die Familien,
    mehr Auslese, weniger Chancengleichheit.


    (Beifall bei der SPD)


    Sie treiben die soziale Spaltung auch im Bildungssystem
    voran.
    Ich möchte das gerne an drei Beispielen erläutern.
    Erstens. Statt alle Kinder besser zu fördern, verschlech-
    tern Sie mit dem Betreuungsgeld die Bildungschancen
    von benachteiligten Kindern. Sie wissen, dass das Be-
    treuungsgeld eine Bildungsverhinderungsprämie ist, dass
    das Betreuungsgeld eben nicht dafür sorgt, dass insbe-
    sondere Kinder aus sozial schwächeren Familien syste-
    matisch an die frühkindlichen Bildungs- und Betreu-
    ungseinrichtungen herangeführt werden.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Damit bekämpfen Sie die Bildungsarmut gerade nicht,
    sondern verstärken sie.


    (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Zweitens. Geld ist nicht alles, Frau Ministerin – damit
    haben Sie völlig recht –, aber gute Bildung darf auch
    nicht am Geld scheitern.


    (Ute Kumpf [SPD]: Richtig!)


    Dafür brauchen wir zwei Dinge: kostenlose Bildungsan-
    gebote von der Kita bis zur Hochschule und eine finan-
    zielle Bildungsförderung für diejenigen, die nicht genug
    Geld in der Tasche haben.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Schavan, Sie und Herr Pinkwart machen aber das
    Gegenteil: Erst verteuern Sie Bildung durch Gebühren
    immer weiter, und dann wollen Sie mit dem Bildungs-
    sparen denjenigen Geld zurückgeben, die genug haben,
    um etwas auf die Seite zu legen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Das genau ist unser Punkt: Bildung ist keine Bauspar-
    kasse. Sozial gerecht wäre etwas anderes, nämlich Ge-
    bührenfreiheit von der Kita bis zur Hochschule.

    Drittens. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, für
    mehr Stipendien zu sorgen. Das haben wir in der Gro-
    ßen Koalition ja auch gemeinsam gemacht. Ihr Stipen-
    dienmodell hat aber erhebliche Tücken:

    Erstens. Sie koppeln die Studienfinanzierung an die
    Konjunktur und an Brancheninteressen. Deswegen war-
    nen inzwischen sogar CDU-regierte Länder vor diesem
    Konzept.


    (René Röspel [SPD]: Die haben es begriffen!)


    Zweitens. Sie versuchen, den Menschen etwas vorzu-
    machen; denn es ist ja gerade nicht Ihre Absicht, die Stu-
    dierenden mit einem Geldsegen zu beglücken. Ihre ei-
    gentliche Absicht ist es – das haben alle erkannt –, die
    Studiengebühren, die Sie in Ihren Ländern eingeführt
    haben, zu zementieren.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Diese Studiengebühren sollen jetzt auch noch durch
    Bundesgelder subventioniert werden.






    (A) (C)



    (B) (D)


    Dagmar Ziegler
    Drittens. Stipendien sorgen nicht für gleiche Chancen.
    Kein Stipendiensystem kann eine Fördergarantie für Stu-
    dentinnen und Studenten aus sozial schwächeren Fami-
    lien ersetzen. Deshalb wird für die SPD das BAföG im-
    mer oberste Priorität haben. Frau Schavan hat eine
    Erhöhung des BAföG in dieser Legislaturperiode ausge-
    schlossen, wenn sie auch gerade in ihrer Rede etwas an-
    deres verkündet hat, frei nach dem Motto: Jetzt, wo ich
    die SPD los bin, kann ich machen, was ich will. – Ich
    sage Ihnen: Beim Thema BAföG werden Sie uns nicht
    los. Wenn die Lebenshaltungskosten steigen, muss auch
    das BAföG steigen. Verlassen Sie sich darauf, daran
    werden wir Sie immer wieder erinnern!


    (Beifall bei der SPD)


    Diese drei Beispiele, Betreuungsgeld, Bildungssparen
    und Stipendienprogramm, zeigen, was Schwarz-Gelb für
    die Bildung bedeutet: weniger Chancengleichheit und
    ein Abwälzen von Bildungskosten auf die Familien.
    Gute Bildung haben für Union und FDP nur diejenigen
    verdient, die sich gute Bildung leisten können. Das ist
    das Gegenteil dessen, was wir in der Bildung tatsächlich
    brauchen. Wir brauchen frühe individuelle Förderung,
    gemeinsame Erziehung und Beschulung von behinderten
    und nichtbehinderten Kindern,


    (Beifall der Abg. Katja Dörner [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


    mehr Ganztagsschulen, mehr Sozialarbeiter, ein neues
    Schüler-BAföG, ein starkes Studenten-BAföG und ge-
    bührenfreie Bildung. Das wäre der richtige Weg; aber es
    ist leider nicht der Ihre.

    Die schwarz-gelbe Logik ist eine andere. Bildung ist
    für diese Regierung keine öffentliche Aufgabe, sondern
    reines Privatvergnügen. Deswegen hat diese Regierung
    auch keine Ideen, wie sie den dringend notwendigen
    Qualitätssprung in der Bildung bewerkstelligen kann.
    Das zeigt sich auch bei der Aus- und Weiterbildung und
    bei den Hochschulen.

    Bei der Aus- und Weiterbildung geben Sie keine
    Antwort auf die Frage, wie Sie dafür sorgen wollen, dass
    alle Jugendlichen einen Ausbildungsplatz bekommen.
    Sie geben keine Antwort auf die Frage, wie Sie die Wei-
    terbildung endlich zur vierten Säule des Bildungssystems
    machen wollen. Sie setzen in der Aus- und Weiterbildung
    auf den Markt und überlassen die Ausbildungschancen
    der jungen Menschen der Konjunkturlage. Das ist der
    Fehler. Wenn Sie Ideen brauchen, wie man es besser ma-
    chen kann, schauen Sie in das Wahlprogramm der SPD.


    (Beifall bei der SPD – Lachen bei der CDU/ CSU und der FDP)


    – Bildung schadete auch Ihnen nicht, liebe Kolleginnen
    und Kollegen von der Koalition.

    Wir brauchen neue Förderinstrumente und Rechtsan-
    sprüche, um gute Übergänge von der Schule ins Berufs-
    leben zu organisieren und die Weiterbildung zu stärken.
    Dazu gehört ein Rechtsanspruch auf Nachholen des
    Schulabschlusses für alle. Dazu gehört eine gesetzliche
    Berufsausbildungsgarantie. Dazu gehört die Arbeitsver-
    sicherung, und dazu gehört die konsequente Ausrichtung
    von BAföG und Meister-BAföG auf die Anforderungen
    eines lebenslangen Lernens.


    (Beifall bei der SPD)


    Als im Sommer die Studierenden auf die Straße gin-
    gen, um für bessere Studienbedingungen zu demonstrie-
    ren, haben Sie, Frau Schavan, erst einmal erklärt, die
    Forderungen seien von gestern. Aber der Handlungs-
    druck ist da. Die Probleme bei den Bologna-Reformen
    sind immer noch nicht gelöst. Die Frage des Masterzu-
    gangs für alle ist offen. Wir brauchen eine Qualitätsof-
    fensive in der Lehre.

    Jetzt wird im Koalitionsvertrag angekündigt, dass ein
    Bologna-Qualitäts- und Mobilitätspaket geschnürt
    werden soll. Was dieses Paket konkret enthalten soll, er-
    fahren wir nicht, auch nicht aus Ihrer Rede. Die SPD
    sagt: Die Studentinnen und Studenten brauchen kein un-
    verbindliches Paket aus Absichtserklärungen, sondern
    einen verbindlichen Qualitätspakt für ein gutes Studium.


    (Beifall bei der SPD)


    Deswegen fordern wir Sie auf, Geld in die Hand zu neh-
    men und mit den Ländern einen solchen Qualitätspakt
    für ein gutes Studium abzuschließen.


    (Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


    Im Übrigen sind die 275 000 Studienplätze, die Sie
    hier ankündigen, nichts Neues. Dies haben wir bereits in
    der Großen Koalition gemeinsam so beschlossen; das
    kann man dann auch einmal sagen.


    (Beifall bei der SPD – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie waren da schon unterfinanziert!)


    Damit komme ich zum letzten Stichwort: Bildungs-
    partnerschaft. Sie haben gerade davon gesprochen, die
    Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen in
    der Bildung stärken zu wollen. Auch das ist leider eine
    Mogelpackung. Denn faktisch machen Sie auch hier ge-
    nau das Gegenteil. Statt die Partnerschaft zu stärken,
    verschärfen Sie damit die Konkurrenz. Das wird an zwei
    Punkten ganz deutlich.

    Erstens. Wer es mit der Bildungspartnerschaft ernst
    meint, muss im Grundgesetz die Voraussetzungen dafür
    schaffen, dass mehr Kooperation von Bund, Ländern
    und Kommunen überhaupt erst möglich wird. Schwarz-
    Gelb will alles so lassen, wie es ist. Ringen Sie sich end-
    lich dazu durch, das Kooperationsverbot im Grundgesetz
    wieder abzuschaffen! Erst dann kann eine echte Bil-
    dungspartnerschaft gelingen.


    (Beifall bei der SPD – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat das denn eingeführt? – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: So vergesslich kann man doch gar nicht sein!)


    – Ich bin nicht vergesslich.

    Lebenslanges Lernen ist das Stichwort. Lebenslan-
    ges Lernen gilt für uns alle, auch für dieses Parlament.






    (A) (C)



    (B) (D)


    Dagmar Ziegler
    Zweitens. Sie kündigen an, mehr Geld in die Bildung
    zu investieren, und Sie kündigen an, dass Sie es den
    Ländern erleichtern wollen, ebenfalls mehr Geld für Bil-
    dung auszugeben. Ich frage Sie: Wie? Mit den Steuerplä-
    nen machen Sie genau das Gegenteil. Sie erschweren die
    dringend notwendigen Mehrausgaben für die Bildung,
    Sie verengen die Haushaltsspielräume, und Sie nehmen
    den Ländern und Kommunen das Geld, das sie für den
    Ausbau einer guten Bildungsinfrastruktur brauchen.

    Die überwiegende Mehrheit der Menschen findet,
    dass zusätzliche Ausgaben für Schulen und Hochschulen
    wichtiger sind als unfinanzierbare Steuersenkungen auf
    Pump.


    (Beifall bei der SPD)


    Im Klartext: Union und FDP setzen damit die falschen
    Prioritäten. Sehr geehrte Frau Ministerin, steuern Sie im
    Denken und Handeln um! Auch für Sie gilt lebenslanges
    Lernen. Investieren Sie tatsächlich in Bildung für alle!

    Danke schön.


    (Beifall bei der SPD)