Rede:
ID1700412100

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 47
    1. es: 2
    2. ersten: 2
    3. zu: 2
    4. Sie: 2
    5. ich: 2
    6. Herr: 1
    7. Minister: 1
    8. de: 1
    9. Maizière,: 1
    10. bei: 1
    11. Ministern: 1
    12. ist: 1
    13. nichtüblich,: 1
    14. zur: 1
    15. Rede: 1
    16. gratulieren.: 1
    17. Aber: 1
    18. sindauch: 1
    19. neugewähltes: 1
    20. Mitglied: 1
    21. dieses: 1
    22. Hauses.: 1
    23. Deswegenwill: 1
    24. so: 1
    25. formulieren:: 1
    26. Wenn: 1
    27. als: 1
    28. Abgeordnetergesprochen: 1
    29. hätten,: 1
    30. hätte: 1
    31. Ihnen: 1
    32. Ihrer: 1
    33. Redein: 1
    34. diesem: 1
    35. Hause: 1
    36. gerne: 1
    37. gratuliert.\n: 1
    38. Das: 1
    39. Wort: 1
    40. hat: 1
    41. der: 1
    42. Kollege: 1
    43. Olaf: 1
    44. Scholz: 1
    45. für: 1
    46. die: 1
    47. SPD-Fraktion.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/4 Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Sabine Zimmermann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Folgen der Krise für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab- mildern – ALG I befristet auf 24 Monate verlängern (Drucksache 17/22) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Diana Golze, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abge- Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Marco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . 179 C 147 A 150 B 151 B 152 D 153 D 155 C 157 A 157 D 158 D 160 A Deutscher B Stenografisc 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . Arbeit und Soziales in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Förderung der Altersteilzeit durch die Bundesagentur für Arbeit fortführen (Drucksache 17/21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 127 A 179 B ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Anhe- bung und bedarfsgerechte Ermittlung der Kinderregelsätze (Drucksache 17/23) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 C undestag her Bericht ung 11. November 2009 l t : Rainer Brüderle, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 B 129 A 133 B 136 A 137 B 139 D 141 A 142 A 144 B 145 D Josef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 A 161 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Vogel (Lüdenscheid) (FDP) . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Anton Schaaf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . 163 B 165 D 167 A 169 C 170 D 172 C 174 A 175 C 176 C 178 A 179 C 181 C 183 D 186 B 187 C 189 B 189 D 190 D 192 C 194 D 196 A 197 A 198 A 198 D 199 B 200 A 202 C 204 C 206 A 206 C 207 D 209 A 209 D Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . 210 D 212 B 213 B 214 B 215 A 216 C 217 D 219 C 221 D 225 B 226 A 227 D 228 C 230 D 232 B 233 B 234 D 235 D 238 A 240 B 241 D 243 D 245 C 247 B 249 A 250 B 251 B 253 B 254 D 256 C 258 D 260 C 262 C 263 D 265 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 III Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 266 C 267 A 268 B 269 D 271 A/C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 127 (A) (C) (B) (D) 4. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 271 (A) (C)Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Glos, Michael CDU/CSU 11.11.2009 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 11.11.2009 Mattheis, Hilde SPD 11.11.2009 Özoğuz, Aydan SPD 11.11.2009 Dr. Westerwelle, Guido FDP 11.11.2009 Zapf, Uta SPD 11.11.2009 (D) (B) 4. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 11. November 2009 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hermann Otto Solms


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Weitere Wortmeldungen zu diesem Themenbereich

    liegen nicht vor.

    Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
    den Drucksachen 17/21, 17/22 und 17/23 an die in der






    (A) (C)



    (B) (D)


    Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
    Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
    Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
    sind die Überweisungen so beschlossen.

    Ich rufe nun den Themenbereich Innen auf.

    Das Wort als erster Redner hat der Bundesminister
    Dr. Thomas de Maizière.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des In-
    nern:

    Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten
    Damen und Herren! Als neuer Bundesminister des In-
    nern sage ich Ihnen allen meine Bereitschaft zu sehr gu-
    ter, offener Zusammenarbeit zu, zuvörderst in und mit
    meiner Fraktion, aber genauso mit unserem verehrten
    Koalitionspartner,


    (Zuruf von der FDP: Das ist gut!)


    aber auch mit der Opposition, jedenfalls solange die Op-
    position dies wünscht.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Und sich entsprechend verhält! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir freuen uns!)


    Mein Verständnis ist, dass der Bundesminister des In-
    nern für die innere Verfasstheit, für den inneren Zusam-
    menhalt unseres Landes zuständig ist, jedenfalls soweit
    der Staat überhaupt zuständig ist; denn die Hauptverant-
    wortlichen für den Zusammenhalt unserer Gesell-
    schaft sind die freien Bürger, ist die Zivilgesellschaft,
    die sich um das öffentliche Gut, um das Gemeinwesen,
    die – um einen althergebrachten Ausdruck zu verwenden –
    Res publica, kümmert. Für ein gutes Miteinander brau-
    chen wir gemeinsamen Gestaltungswillen in Verantwor-
    tung und eine Gesellschaft, die verhindert, dass die
    Durchsetzung von Eigeninteressen auf Kosten des Zu-
    sammenhalts aller geht.

    Wichtige Kraftquellen für das Zusammenleben, für
    das, was unser Land im Innersten zusammenhält, sind
    natürlich zuvörderst die Religionen, aber auch das Eh-
    renamt, der Sport, die Bindekräfte, die in den Kommu-
    nen entstehen. In all diesen Bereichen wird das Bun-
    desinnenministerium seinen Auftrag wahrnehmen, als
    Partner, als Fürsprecher, als Gestalter.

    Heute denke ich – ich hoffe, ich tue es in Ihrem Na-
    men – in besonderer Weise an die Familie von Robert
    Enke. Ich wünsche ihr von dieser Stelle aus Trost, Kraft
    und Gottes Segen. Dieser tragische Tod soll uns Mah-
    nung sein, dass äußerer Erfolg und Glanz nicht alles sind
    im Leben. Manchmal lösen sie vielleicht einen Druck
    aus, der übermenschlich ist.

    Zum Zusammenhalt der Gesellschaft gehört auch eine
    leistungsfähige Verwaltung, die das Funktionieren un-
    serer arbeitsteiligen Gesellschaft gewährleistet. Wir
    brauchen eine Verwaltung mit tüchtigen Mitarbeitern,
    die zügig entscheiden, die klug abwägen, die ihr Ermes-
    sen ausüben und die immer daran denken, dass es bei der
    Gesetzesanwendung um Menschen geht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Ich kann und will nun nicht den ganzen Zuständig-
    keitsbereich meines schönen großen und – ich sage mit
    Stolz – klassischen Ministeriums durchgehen, sondern
    ich will mich auf vier Punkte beschränken:

    Erstens. Ein gutes Miteinander, der Zusammenhalt
    der Gesellschaft funktionieren nicht ohne Sicherheit.
    Wer sich nicht sicher fühlt, baut Mauern um sich herum
    und schottet sich ab. Sicherheit ist ein öffentliches Gut
    und keine Privatsache.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Innere Sicherheit des Einzelnen ist eigentlich nichts, was
    man gemeinhin mit Polizeiarbeit und Ähnlichem verbin-
    det. Innere Sicherheit ist etwas, was Menschen ausstrah-
    len können und worum sie sich bemühen. Eine solche
    innere Sicherheit des Einzelnen entsteht auch durch öf-
    fentliche Sicherheit.

    Es ist eine Kernaufgabe des demokratischen Staates,
    vielleicht seine ursprünglichste Aufgabe, den Ord-
    nungsrahmen für die Entfaltung von Freiheit zu
    schaffen und zu sichern, Sicherheit in Freiheit zu garan-
    tieren. Die Rechtfertigung für das Gewaltmonopol des
    Staates beruht gerade darauf, dass sich die Bürger darauf
    verlassen können, dass der Staat die Sicherheit für alle
    garantiert.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Wer frei in Verantwortung handelt, soll sich um seine
    Sicherheit nicht sorgen müssen. Öffentliche Sicherheit
    ist eine Bedingung für die Entfaltung von Freiheit, und
    umgekehrt ist Freiheitssicherung der eigentliche Kern
    der staatlichen Zuständigkeit für öffentliche Sicherheit.
    In diesem Sinne setzen wir auf unsere bewährte föderale
    Sicherheitsarchitektur und werden prüfen, wo Bund und
    Länder, wo auch die Sicherheitsbehörden des Bundes
    untereinander ihre Zusammenarbeit verbessern können.
    Das Bundeskriminalamt behält die erforderlichen Befug-
    nisse im Kampf gegen den internationalen Terrorismus.
    Den Bevölkerungsschutz, der gut aufgestellt ist, wollen
    wir weiterentwickeln.

    Die Bedrohung durch den internationalen Terroris-
    mus ist da. Sie zeigt sich auch in den Terrorbotschaften, die
    an uns gerichtet sind. Wir werden weiterhin besonnen und
    entschlossen reagieren. Wir bleiben wachsam, aber wir
    fürchten uns nicht. Dass wir uns fürchten, ist nämlich das,
    was die Terroristen beabsichtigen.

    Für die Gewährleistung der Sicherheit der Bürger tra-
    gen wir alle, die Bundesregierung, der Gesetzgeber eine
    gemeinsame Verantwortung; vor allem aber die Polizis-
    tinnen und Polizisten sowie die Mitarbeiter der anderen
    Sicherheitsbehörden. Ich freue mich auf eine gute und
    faire Zusammenarbeit mit ihnen und danke ihnen allen
    für ihre Arbeit.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des InnernBundesminister Dr. Thomas de Maizière
    Wenn es nötig ist, sollten wir neue Gesetze für mehr
    Sicherheit erarbeiten. Wenn es nicht nötig ist, sollten wir
    es lassen.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der LINKEN: Neue Töne!)


    Gefahrenabwehr ist zuallererst die Abwehr von Gefah-
    ren, und Strafverfolgung ist zuallererst die Verfolgung
    von Straftaten und Straftätern, nicht zuallererst der Er-
    lass von Gesetzen.

    Meine Damen und Herren, Deutschland ist eines der
    sichersten Länder der Welt: Die Aufklärungszahlen sind
    hoch; die Kriminalitätsentwicklung ist seit Jahren leicht
    rückläufig.


    (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, eben!)


    Trotzdem haben viele Menschen den Eindruck, dass die
    Bedrohung durch Kriminalität zugenommen hat. Wo-
    ran liegt das? Nun, es gibt in unserer Gesellschaft Ent-
    wicklungen, die neben zusätzlichen Freiheitsspielräu-
    men zugleich auch Unübersichtlichkeiten schaffen: ein
    hohes Maß an Mobilität, Flexibilisierung, Anonymität in
    den großen Städten. Diese Faktoren tragen dazu bei, dass
    viele Menschen in ihrem gewohnten Umfeld weniger
    miteinander vertraut sind und zum Teil ihre eigenen
    Nachbarn nicht mehr richtig kennen. In der Folge fühlen
    sich viele Menschen auch im öffentlichen Raum unsi-
    cher.

    Hier kommen wir mit klassischen innenpolitischen
    Ansätzen allein nicht weiter. Vielmehr müssen wir
    Strukturen stärken, die helfen, dass Menschen sich nicht
    zurückziehen, sondern die sie ermutigen, sich in einem
    überschaubaren Rahmen zusammen für etwas einzuset-
    zen. Wir sollten unsere öffentlichen Räume, unsere
    Plätze, unsere Bahnhöfe, unsere Waggons nicht noch
    mehr entmenschlichen. Kameras sind gut und notwen-
    dig, Menschen sind allemal besser.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das ist eine ebenenübergreifende Aufgabe. Gemein-
    sam mit den kommunalen Spitzenverbänden wollen wir
    die Kommunen entlasten, kommunale Handlungsspiel-
    räume erweitern und mit den Ländern an der Stärkung
    der kommunalen Selbstverwaltung arbeiten. Wir wollen
    zivilgesellschaftliche Kräfte überall ermutigen und eh-
    renamtliche Strukturen weiter stärken. In diesem Sinne
    werde ich sehr bald die kommunalen Spitzenverbände
    einladen und mit ihnen über diese Themen sprechen.

    Zweitens. Eine große Herausforderung für unser Zu-
    sammenleben sind die rasanten Entwicklungen in der
    Informations- und Kommunikationstechnologie. Das
    Internet kann zu mehr Teilhabe und sogar zu neuen For-
    men gemeinschaftlichen Handelns führen. Das fördert
    die Bundesregierung selbst nach Kräften. Auch mit der
    Gewährleistung sicherer Abläufe und der Erhaltung der
    Funktionsfähigkeit unserer IT-Infrastruktur müssen wir
    uns weiter befassen. Es geht zunehmend nicht mehr um
    die alte Debatte, ob der Staat hier in Freiheitsrechte zu
    stark eingreift. Auf private Daten wird heute nicht vor
    allem vom demokratischen Staat zugegriffen,


    (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Leider auch!)


    sondern eher von anderen Privaten, auch wegen manch-
    mal eigener Leichtfertigkeit und auch wegen der Unaus-
    löschlichkeit der Spuren der Internetnutzung. Da brau-
    chen wir neue Antworten und nicht alte Frontstellungen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Immer wichtiger wird deshalb die Informations-
    sicherheit. Die Gewährleistung sicherer Kommunika-
    tion ist für mich eine neue staatliche Aufgabe. Daher
    wird der Datenschutz – ich glaube, wir sollten lieber von
    Datensicherheit sprechen – ein Schwerpunkt der Arbeit
    in dieser Legislaturperiode sein. Gesetzlicher Rege-
    lungsbedarf besteht zum Beispiel beim Arbeitnehmer-
    datenschutz. Ich werde im nächsten Jahr einen Gesetz-
    entwurf im Rahmen des Bundesdatenschutzgesetzes für
    ein Arbeitnehmerdatenschutzgesetz vorlegen.

    Drittens. Zum Zusammenhalt unseres Landes gehört
    auch – das meine ich jetzt so wörtlich, wie man es nur
    nehmen kann –, dass Menschen einander verstehen, mit-
    einander sprechen können und sich als je andere akzep-
    tieren. Angesichts weltweiter Migrationsbewegungen
    und zunehmender Vielfalt ist Integration eine Schlüs-
    selaufgabe für uns alle. Bei der Integration von Zuwan-
    derern haben wir bereits viel erreicht. Es hat sich aber
    auch gezeigt, dass große Anstrengungen weiterhin not-
    wendig sind. Voraussetzung für alle Bemühungen ist die
    Bereitschaft von Aufnahmegesellschaft und Zuwande-
    rern, sich aufeinander zuzubewegen. Vielfalt ja, aber in
    der Achtung unserer Kultur- und Rechtsordnung – das
    ist für mich Maßstab und Auftrag.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Mit der Deutschen Islam-Konferenz ist ein maßgeb-
    liches Forum entstanden, das eine Annäherung zwischen
    Muslimen und dem deutschen Staat befördert. Wir wer-
    den den Dialog in den nächsten Jahren weiter vertiefen
    und die Islam-Konferenz fortsetzen. Meine Damen und
    Herren, der Islam als Religion ist in Deutschland herz-
    lich willkommen, Islamismus als Extremismus nicht.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Es wäre aber zu kurz gegriffen, Integration nur im Zu-
    sammenhang mit Zuwanderern zum Thema der Innenpo-
    litik zu machen. Integration in einem umfassenden Sinne
    bedeutet, diejenigen Menschen mitzunehmen und in die
    Mitte der Gesellschaft zu führen, die am Rand der Ge-
    sellschaft stehen. Parallelgesellschaften, ob zwischen
    Ausländern oder zwischen Deutschen, zerstören den Zu-
    sammenhalt einer Gesellschaft. Das wollen wir nicht.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Viertens. Wir haben vorgestern den 20. Jahrestag des
    Mauerfalls gefeiert. Der 9. November 1989 ist einer der






    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des InnernBundesminister Dr. Thomas de Maizière
    glücklichsten und schönsten Tage unserer Geschichte.
    Darauf können wir stolz sein. Der 9. November war aber
    der revolutionäre Beginn, nicht schon die Vollendung
    des politischen Vereinigungsprozesses.

    Mein Amtsvorgänger Wolfgang Schäuble hat danach
    den Einigungsvertrag maßgeblich mit ausgehandelt und
    damit vor 20 Jahren die Weichen für das innere Zusam-
    menwachsen unseres Landes gestellt. Dass nun die Zu-
    ständigkeit für die deutsche Einheit – in unserer National-
    hymne steht übrigens „Einigkeit“ und nicht „Einheit“;
    das finde ich sehr interessant, und ich werde später noch
    einmal darauf zurückkommen, aber nicht heute –


    (Heiterkeit)


    wieder zum Innenministerium gekommen ist, freut mich
    persönlich besonders. Es ist eine glückliche Fügung.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Ich selbst bin nicht in der DDR aufgewachsen wie
    Arnold Vaatz, der gestern eine bemerkenswerte Rede ge-
    halten hat. Der 9. November ist aber für mich ein tiefer
    Einschnitt. Seit diesem Tag ist mein ganzes politisches
    – und ich füge hinzu: auch mein persönliches – Leben
    aufs Engste mit dem deutschen Einigungsprozess ver-
    bunden und davon geprägt, und das wird es auch blei-
    ben.

    Ich bin zuversichtlich, meine Damen und Herren,
    dass wir bis 2019 gleichwertige Lebensverhältnisse in
    Ost und West schaffen können. Der Solidarpakt gilt. Der
    Bundesverkehrswegeplan und die Verkehrsprojekte
    „Deutsche Einheit“ stehen nicht zur Disposition. Das hat
    auch mein Kollege Peter Ramsauer heute gesagt.

    Der Osten Deutschlands beteiligt sich nach Kräften
    an den Kosten der Einheit, und auch der Westen profi-
    tiert von den Infrastrukturmaßnahmen, zum Beispiel den
    großen Bauprojekten für Verkehrsverbindungen zwi-
    schen West und Ost. Der Begriff „Aufbau Ost“ trifft es
    nicht mehr vollständig. Ein Begriff „Aufbau West“ träfe
    es erst recht nicht. Es geht um eine gemeinsame Ent-
    wicklung in und für Deutschland und unsere Zukunft,
    und das unter Achtung unserer jeweiligen Biografien.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Meine sehr verehrten Damen und Herren, Deutsch-
    land ist stark und frei. Deutschland ist in seiner Vielfalt
    und Offenheit ein lebenswertes Land. Wir wollen die
    Chancen der Informationsgesellschaft nutzen. Wir wol-
    len in Freiheit und Sicherheit leben, geeint und miteinan-
    der. Wir wollen ein Land sein, das etwas auf sich hält.
    Wir wollen ein Land sein, das zusammenhält. Dafür will
    ich arbeiten, und dafür bitte ich um Ihre Unterstützung.


    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

Herr Minister de Maizière, bei Ministern ist es nicht

üblich, zur ersten Rede zu gratulieren. Aber Sie sind
auch neugewähltes Mitglied dieses Hauses. Deswegen
will ich es so formulieren: Wenn Sie als Abgeordneter
gesprochen hätten, hätte ich Ihnen zu Ihrer ersten Rede
in diesem Hause gerne gratuliert.


(Heiterkeit und Beifall)


Das Wort hat der Kollege Olaf Scholz für die SPD-
Fraktion.


(Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Vom Sozial-Olaf zum Innen-Olaf!)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Olaf Scholz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Minister, zunächst einmal von mir alles Gute für

    Ihr neues Amt. Wir haben in der Vergangenheit in ande-
    ren Funktionen gut zusammengearbeitet, und das wer-
    den wir auch in Zukunft schaffen, wenn auch in einer
    anderen Rollenverteilung: als Regierung und als Opposi-
    tion. Aber auch da ist ja Zusammenarbeit erforderlich.

    Meine Damen und Herren! Wenn man sich den Koali-
    tionsvertrag anschaut und sich bemüht, eine Linie in der
    künftigen Innenpolitik zu entdecken, gelingt einem das
    nicht.


    (Gisela Piltz [FDP]: Das liegt daran, dass Sie sich nicht richtig damit beschäftigt haben!)


    Auch wer soeben die Rede verfolgt hat, ist nicht schlauer
    geworden, was die zukünftige Linie der Koalitionsfrak-
    tionen in der Innenpolitik sein soll.

    Der Koalitionsvertrag ist eine eigenwillige Konstruk-
    tion mit vielen Details, bei denen man sich fragt: Warum
    gehört dies in einen Koalitionsvertrag, warum hat dies
    kein Verwaltungsbeamter als Vorlage für den Amtschef
    aufgeschrieben? Aufgrund welchen persönlichen Ste-
    ckenpferds es als würdig erachtet wurde, die Zuverläs-
    sigkeitsprüfung für Privatpiloten zu einer öffentlichen
    Aufgabe zu machen, hat sich mir bis heute nicht er-
    schlossen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Ich will gerne noch ergänzen. Da kommen Union und
    FDP nun zusammen. Die FDP hat in den letzten elf Jah-
    ren vieles an den Innenministern der SPD und der CDU
    kritisiert. Was kommt nun aber heraus?


    (Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Was Gutes! Sehen Sie doch!)


    Wenn man sich den Koalitionsvertrag anschaut, dann
    wird man unversehens an das berühmte Buch von
    Giuseppe Tomasi di Lampedusa Der Leopard erinnert.
    Da unterhält sich der Fürst mit seinem Neffen, der bei
    Garibaldi mitmacht, und fragt, was das alles soll. Die
    Antwort lautet: Es muss sich alles ändern, damit alles
    bleibt, wie es ist. – Genau das ist das Ergebnis des
    Koalitionsvertrages. Wir sind nicht beeindruckt.


    (Beifall bei der SPD – Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Das ist ein Fehler! – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Dazu ist ein Koalitionsvertrag auch nicht da!)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Olaf Scholz
    Es wird evaluiert, ausgewertet, abgewartet und über-
    prüft. Dann kommen noch ein paar Scheinaktionen
    hinzu, die die öffentliche Debatte möglicherweise be-
    gleiten sollen. Man fragt sich nur, wieso. Was beispiels-
    weise vorher Richter an anderen Gerichten gemacht ha-
    ben, soll jetzt ein BGH-Richter tun. Das kann man
    machen, das kann man auch lassen. Es ändert gar nichts.
    Es ist vielleicht das Kennzeichen dieses Koalitionsver-
    trages: An dieser Stelle hat sich nichts weiterentwickelt.
    Es lohnt weder, sich aufzuregen, noch eine spezifische
    Debatte zu führen, was man alles da hineingeheimnissen
    kann. Es ist keine Fortentwicklung erkennbar. Elf Jahre
    Opposition der FDP waren jedenfalls in dieser Hinsicht
    vergeblich.


    (Beifall bei der SPD)


    Da gibt es noch etwas, was zwar in dem Koalitions-
    vertrag nicht sehr sorgfältig ausformuliert wird, was hier
    aber angesprochen werden muss. Es gibt Entscheidun-
    gen in Bezug auf die innere Sicherheit in unserem
    Lande. Diese stehen aber nicht in erster Linie im Kapitel
    über die innere Sicherheit. Denn die 24 Milliarden Euro,
    die im Zuge der Steuerentlastung dem Bund, den Län-
    dern und den Gemeinden fehlen, werden sich massiv auf
    die innere Sicherheit auswirken. Niemand soll sagen, es
    sei nicht die Schuld dieser Regierung gewesen, wenn in
    den Bundesländern demnächst bei der Polizei gespart
    wird. Das waren Sie. Was Sie machen, ist falsch.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Es findet sich auch eine Passage über den Extremis-
    mus, der bekämpft werden muss. Das ist gut, vernünftig
    und richtig. Was die Bekämpfung des Rechtsextremis-
    mus angeht, wurden unter der letzten Regierung und
    auch davor gute Programme entwickelt. Ich nenne bei-
    spielsweise „Vielfalt tut gut“, „Xenos“ und „Kompetent
    für Demokratie“. Das sind gute und wichtige Pro-
    gramme gewesen. Warum diese spezielle Form der Ex-
    tremismusbekämpfung – sie ist ausgerichtet auf die Be-
    kämpfung einer Variante des Extremismus – nun auf alle
    Varianten des Extremismus ausgedehnt werden soll,
    ohne dass die Mittel aufgestockt werden, ist mir nicht
    begreiflich. Man muss befürchten, dass die Mittel für die
    bestehenden Projekte gekürzt werden zugunsten anderer.
    Richtig wäre es, alle Projekte zu unterstützen. Das haben
    Sie versäumt.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Es gibt in dem Koalitionsvertrag noch Punkte, bei de-
    nen man sich fragt, wie sie da hineingekommen sind und
    ob man nicht etwas länger hätte nachdenken können. Ich
    meine zum Beispiel den Vorschlag, die Pflicht zum Er-
    scheinen vor der Polizei neu zu regeln. Niemand braucht
    diese Neuregelung. Es gibt schwerwiegende verfas-
    sungsrechtliche Bedenken.


    (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Allerdings!)

    Hätten Sie nicht etwas länger nachdenken können, bevor
    Sie diese wenigen Sätze in den Koalitionsvertrag hinein-
    geschrieben haben?


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ein großes Thema der Innenpolitik – auch das haben
    Sie eben gesagt; damit bin ich sehr einverstanden – muss
    die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema Migra-
    tion und Zuwanderung sein. Da liegen noch viele uner-
    ledigte Aufgaben vor uns. Deshalb müssen wir in diesem
    Bereich etwas zustande bringen, damit viele Migranten
    in unserem Lande ihre Potenziale und Fähigkeiten ent-
    falten können. Ich bin froh, dass es uns zumindest gelun-
    gen ist, eine Diskussion über die Frage zu beginnen, ob
    es über die Fachkräftezuwanderung hinaus, die wir ge-
    rade in der letzten Zeit ausgeweitet haben, noch eine zu-
    sätzliche Potenzialzuwanderung geben soll.


    (Beifall bei der SPD)


    Aber belassen Sie es in den nächsten Jahren nicht bei
    den verschämten Formulierungen. Es muss etwas Kon-
    kretes dabei herauskommen.


    (Beifall bei der SPD)


    Was wir dringend brauchen, um die vielen Menschen,
    die in diesem Lande ihre Talente entfalten wollen, zu
    stärken und zu unterstützen, ist ein Anerkennungsgesetz,
    mit dem es einen Rechtsanspruch darauf gibt, die Quali-
    fikationen, die man irgendwo auf der Welt erworben hat,
    auch in diesem Lande einsetzen zu können.


    (Beifall bei der SPD)


    Die Vorschläge dazu liegen auf dem Tisch. Ich bin froh,
    dass die Vorschläge des sozialdemokratischen Arbeits-
    ministers der letzten Legislaturperiode nun im Koali-
    tionsvertrag ihren Widerhall gefunden haben. Denn
    anders als bisher geht es jetzt tatsächlich um ein Aner-
    kennungsgesetz mit einem Rechtsanspruch, um ein Bun-
    desgesetz. Das ist nämlich zulässig. All das, was darun-
    terbleibt, ist zu wenig. Wir werden Sie daran messen, ob
    Sie so gut sind, wie Sie es angekündigt haben.


    (Beifall bei der SPD)


    Es ist richtig, etwas beim Bleiberecht derjenigen zu
    tun, die jetzt, am 31.12., gerade wegen der Wirtschafts-
    krise nicht in der Lage sind, die Voraussetzung zu erfül-
    len, um ihren Aufenthaltsstatus zu sichern. Wir brauchen
    jetzt schnell eine Regelung. Machen Sie das, schieben
    Sie es nicht auf! Schade, dass wir nicht schon fertig sind.
    Denn alle Bemühungen der SPD-Fraktion und der so-
    zialdemokratischen Minister wurden von der Union auf
    die Zeit nach der Wahl verschoben. Jetzt ist nur noch
    kurze Zeit; aber es geht noch. Werden Sie noch vor dem
    Jahresende damit fertig!


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich bin froh, dass es endlich möglich ist, darüber zu
    diskutieren, dass wir ein Rückkehrrecht für diejenigen
    brauchen, die als Opfer von Zwangsheirat in eine
    schwierige Lage gekommen sind. Das war bisher nicht






    (A) (C)



    (B) (D)


    Olaf Scholz
    möglich. Wir werden Sie dabei unterstützen, wenn es et-
    was wird. Aber beschließen Sie bitte nicht nur eine
    Überschrift, sondern tatsächlich etwas, was die Lebens-
    lage der betroffenen Frauen verbessert!


    (Beifall bei der SPD)


    Wir brauchen eine Verbesserung der Situation derje-
    nigen, die illegal in diesem Lande leben. Wir brauchen
    sie nicht deswegen, weil wir die Illegalität für richtig
    halten, und nicht deswegen, weil es richtig ist, dass ille-
    gale Zuwanderung nach Deutschland stattfindet – da
    sind wir uns alle einig –, sondern deswegen, weil es
    nicht sein kann, dass jemand, der eine Schule besuchen
    soll, dadurch in eine schwierige Lage kommt und der
    Schulbesuch deshalb unterbleibt. Es ist richtig, dass hier
    die Übermittlungspflichten neu geregelt werden. Aber
    wir sollten dies nicht nur auf die Schule beschränken. Es
    geht zum Beispiel auch um die Besuche von Ärzten.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Meine Damen und Herren, wir müssen beim Staats-
    angehörigkeitsrecht etwas voranbringen. Wir müssen
    die Situation derjenigen verbessern, die in den letzten
    Jahren wegen der Reform des Staatsangehörigkeitsrechts
    durch die rot-grüne Regierung zwei Staatsbürgerschaf-
    ten hatten. Diese Regelung hatte einen kleinen Haken,
    den wir wegen der damaligen Mehrheitsverhältnisse ak-
    zeptieren mussten, nämlich die Situation, dass man op-
    tieren muss.


    (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So klein ist der gar nicht!)


    Diese Sache muss geändert werden.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Diese Optionsregelung muss endlich abgeschafft wer-
    den. Wir wollen, dass die jungen Leute, die deutsche
    Staatsbürger sind, ihre deutsche Staatsbürgerschaft ohne
    Wenn und Aber behalten können und nicht in eine
    schwierige Lage gebracht werden.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Alles zusammen: Es gibt viele Aufgaben, die wir in
    Angriff nehmen müssen. Ich finde, es wäre interessant
    gewesen, mehr zu tun als das, was im Koalitionsvertrag
    steht. Letztendlich ist nicht sehr viel Konkretes geregelt
    worden. Konkrete Aufgaben liegen aber vor uns.

    Schönen Dank.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)