Rede von
Marco
Bülow
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
Herr Minister, die Energiepolitik von Union und FDP
sollte der große Wurf werden. Doch schauen wir uns ein-
mal an, was im Koalitionsvertrag zur Energiepolitik
festgelegt wurde. Da wurde vorher ein umfangreiches
Energiekonzept versprochen. Herausgekommen sind
vage Andeutungen. Nichts Genaues weiß man nicht. Es
ist eher ein Flickwerk, über das wir heute sprechen.
Die FDP hat in Oppositionszeiten immer wieder kriti-
siert – teilweise zu Recht –, dass die Energieeffizienz in
der Regierung eine zu kleine Rolle spielt. In der Tat hat
sich die SPD, was die Energieeffizienz angeht, häufig
die Zähne an den jeweiligen Ministern für Wirtschaft
und Technologie ausgebissen. Doch schauen wir uns an,
was heute im Koalitionsvertrag zur Energieeffizienz
steht. Es sind nur elf Zeilen, in denen eigentlich nichts
steht – außer dass die EU-Vorlagen eins zu eins umge-
setzt werden müssen. Die EU-Vorlagen eins zu eins um-
zusetzen heißt – das hat Herr Kelber schon gesagt –, sich
an dem Land zu orientieren, das in Europa alles blo-
ckiert. Das bedeutet höchstens Mittelmaß bei der Ener-
gieeffizienz.
Kommen wir zu den erneuerbaren Energien. Ich bin
wie wahrscheinlich viele in diesem Haus froh darüber,
dass sich endlich auch die FDP und die Union insgesamt
für die erneuerbaren Energien einsetzen. Sie werden
auch weiterhin gefördert – Gott sei Dank. Trotzdem, so
ganz sicher sind Sie sich anscheinend nicht. Noch im
Wahlkampf sagte zum Beispiel der stellvertretende Frak-
tionsvorsitzende Meister, dass die Vorrangregelung nicht
weiter gelten soll. Gott sei Dank haben sich die Fort-
schrittlichen in beiden Parteien durchgesetzt; die Vor-
rangregelung wird bestehen bleiben.
Eine erste Maßnahme ist jedoch die Kürzung der För-
dersätze. Darüber hinaus ist die Diskussion über die Er-
neuerbaren nicht zielgerichtet. Wenn man diese wirklich
fördern will, dann muss man schauen, wohin die Reise
geht. Hierbei geht es um die Netzintegration und vor al-
len Dingen um die Förderung von Kombikraftwerken.
Ich glaube, dass wir zielgerichtet darüber diskutieren
müssen – da werden Sie uns an Ihrer Seite haben –, wie
man die Erneuerbaren fördert.
Ich fordere Sie auf – das ist wichtig; Sie haben ja nicht
nur hier, sondern auch in den Ländern die Mehrheit –, mit
Ihren Kolleginnen und Kollegen in den Ländern zu spre-
chen. Eine Behinderung der Erneuerbaren stellt zum
Beispiel die Höhenbegrenzung von Windkraftanlagen
dar. Wenn man die Erneuerbaren ausbauen will, dann
muss man die Hemmnisse, die es gerade auf Länder-
ebene gibt, endlich beseitigen. Die Mehrheiten dazu ha-
ben Sie. Gehen Sie dort also voran!
Schauen wir uns einen weiteren Punkt an. Auch da
gibt es eine große Ankündigung, aus der nichts gewor-
den ist. Zur Entflechtung der Oligopole der großen Ener-
gieunternehmen ist nichts mehr in der Koalitionsverein-
barung zu lesen. Aber es gibt ja die Wunderwaffe von
Schwarz-Gelb, die in der Energiepolitik alles rettet: Das
ist die Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraft-
werke. Dies ist eine antiquierte und nicht zukunftsfähige
Energie, die man jetzt doch noch einmal aus der Motten-
kiste herausholen will. Bei den großen Energieunterneh-
men haben die Sektkorken geknallt, als das Wahlergeb-
nis bekannt geworden ist; denn sie wussten, sie werden
zusätzliche hohe Milliardengewinne einfahren.