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ID1615201500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/152 – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/8522) . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit – zu dem Antrag der Abgeordneten Elisabeth Scharfenberg, Nicole Maisch, Birgitt Bender, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Finanzielle Nachhaltig- keit und Stärkung der Verbraucher – Für eine konsequent nutzerorien- tierte Pflegeversicherung – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Ilja Seifert, Klaus Ernst, Zusatztagesordnungspunkt 6: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Gesundheit zu dem Antrag der Abgeordneten Heinz Lanfermann, Birgit Homburger, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Ent- bürokratisierung der Pflege vorantreiben – Qualität und Transparenz der stationären Pflege erhöhen (Drucksachen 16/672, 16/6836) . . . . . . . . . . . Ulla Schmidt, Bundesministerin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinz Lanfermann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Annette Widmann-Mauz (CDU/CSU) . . . . . . 15984 A 15984 B 15984 C 15986 B 15988 C Deutscher B Stenografisc 152. Si Berlin, Freitag, de I n h a Nachruf auf den ehemaligen Bundesminister der Justiz Hans Engelhard . . . . . . . . . . . . . . Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Dr. Hans Georg Faust . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 23: a) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur struk- turellen Weiterentwicklung der Pflegeversicherung (Pflege-Weiter- entwicklungsgesetz) (Drucksachen 16/7439, 16/7486, 16/8525) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15983 A 15983 D 15983 D Dr. Martina Bunge, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion DIE LINKE: Für eine humane und solidarische Pflegeabsicherung undestag her Bericht tzung n 14. März 2008 l t : – zu dem Antrag der Abgeordneten Heinz Lanfermann, Daniel Bahr (Münster), Dr. Konrad Schily, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Für eine zukunftsfest und ge- nerationengerecht finanzierte, die Selbstbestimmung stärkende, trans- parente und unbürokratische Pflege – zu der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Vierter Bericht über die Entwicklung der Pflegeversiche- rung (Drucksachen 16/7136, 16/7472, 16/7491, 16/7772, 16/8525) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 15984 B Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15991 B 15992 D II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. März 2008 Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Maria Eichhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Willi Zylajew (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 24: a) Antrag der Abgeordneten Klaus Ernst, Dr. Lothar Bisky, Dr. Martina Bunge, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Riester-Rente auf den Prüf- stand stellen (Drucksache 16/8495) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der Abgeordneten Volker Schneider (Saarbrücken), Klaus Ernst, Dr. Martina Bunge, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Wiederein- führung der Lebensstandardsicherung in der gesetzlichen Rente (Drucksachen 16/5903, 16/6921) . . . . . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gregor Amann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Rohde (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15994 D 15996 D 15997 B 15998 D 15999 B 16000 D 16002 B 16003 C 16004 B 16005 C 16006 C 16007 B 16007 D 16009 A 16010 A 16012 C 16012 C 16012 D 16014 C 16015 C 16016 D 16017 B 16018 A 16018 D 16020 A 16020 D 16021 C 16022 C Klaus-Peter Flosbach (CDU/CSU) . . . . . . . . Jörg Rohde (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 25: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zu dem Antrag der Abge- ordneten Sibylle Pfeiffer, Dr. Christian Ruck, Dr. Wolf Bauer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU, der Abgeordne- ten Dr. Sascha Raabe, Gabriele Groneberg, Stephan Hilsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Thilo Hoppe, Ute Koczy, Ulrike Höfken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Für eine neue, effektive und an den Bedürfnissen der Hungernden ausgerichtete Nahrungs- mittelhilfekonvention (Drucksachen 16/8192, 16/8485) . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl Addicks (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE) . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 26: Antrag der Abgeordneten Jürgen Trittin, Winfried Nachtwei, Alexander Bonde, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: NATO-Gipfel für Kurswechsel in Afghanistan nutzen (Drucksache 16/8501) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Detlef Dzembritzki (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Gert Winkelmeier (fraktionslos) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 27: Große Anfrage der Abgeordneten Ina Lenke, Gisela Piltz, Sibylle Laurischk, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Aus- wertungen der Erfahrungen mit anony- mer Geburt und Babyklappe (Drucksachen 16/5489, 16/7220) . . . . . . . . . . 16024 B 16026 A 16027 A 16028 C 16028 D 16030 B 16031 B 16033 B 16034 B 16035 B 16036 B 16036 C 16037 C 16039 A 16040 B 16041 D 16042 D 16043 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. März 2008 III Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Maria Eichhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Helga Lopez (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 28: Antrag der Abgeordneten Wolfgang Wieland, Volker Beck (Köln), Monika Lazar, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Europol-Beschluss rechtsstaatlich verbessern (Drucksache 16/7742) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Europol-Beschluss rechtsstaat- lich verbessern (Tagesordnungspunkt 28) Wolfgang Gunkel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16043 C 16044 C 16046 A 16046 D 16047 A 16048 A 16048 D 16050 A 16050 C 16051 A 16051 D 16052 D 16053 D 16054 B 16054 D 16056 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. März 2008 15983 (A) (C) (B) (D) 152. Si Berlin, Freitag, de Beginn: 9
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    1) Anlage 2 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. März 2008 16051 (A) (C) (B) (D) Müller (Düsseldorf), SPD 14.03.2008 gleich zu Beginn festhalten, dass die Reform von Euro- pol jedoch nicht mit diesem Beschluss endet, sondern Michael Wolfgang Gunkel (SPD): Heute beraten wir einen Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, der den Beschluss zur Errichtung des Europäischen Polizeiamtes an verschiedenen Punkten kritisiert. Lassen Sie mich Sabine Dr. Lippold, Klaus W. CDU/CSU 14.03.2008 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 14.03.2008 Anlage 1 Liste der entschuldi Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Ackermann, Jens FDP 14.03.2008 Annen, Niels SPD 14.03.2008 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 14.03.2008 Bülow, Marco SPD 14.03.2008 Caspers-Merk, Marion SPD 14.03.2008 Dreibus, Werner DIE LINKE 14.03.2008 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 14.03.2008 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 14.03.2008 Freitag, Dagmar SPD 14.03.2008 Gloser, Günter SPD 14.03.2008 Golze, Diana DIE LINKE 14.03.2008 Groneberg, Gabriele SPD 14.03.2008 Großmann, Achim SPD 14.03.2008 Günther (Plauen), Joachim FDP 14.03.2008 Hajduk, Anja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14.03.2008 Dr. Hemker, Reinhold SPD 14.03.2008 Hill, Hans-Kurt DIE LINKE 14.03.2008 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14.03.2008 Hofbauer, Klaus CDU/CSU 14.03.2008 Dr. Hoyer, Werner FDP 14.03.2008 Leutheusser- Schnarrenberger, FDP 14.03.2008 Anlagen zum Stenografischen Bericht gten Abgeordneten Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Europol-Beschluss rechtsstaatlich verbessern (Tagesordnungs- punkt 28) Nitzsche, Henry fraktionslos 14.03.2008 Paula, Heinz SPD 14.03.2008 Pflug, Johannes SPD 14.03.2008 Raidel, Hans CDU/CSU 14.03.2008 Roth (Esslingen), Karin SPD 14.03.2008 Rupprecht (Tuchenbach), Marlene SPD 14.03.2008 Sager, Krista BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14.03.2008 Dr. Schavan, Annette CDU/CSU 14.03.2008 Schily, Otto SPD 14.03.2008 Schmidbauer, Bernd CDU/CSU 14.03.2008 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 14.03.2008 Dr. Schmidt, Frank SPD 14.03.2008 Schmitt (Berlin), Ingo CDU/CSU 14.03.2008 Steinbach, Erika CDU/CSU 14.03.2008 Dr. Stinner, Rainer FDP 14.03.2008 Strothmann, Lena CDU/CSU 14.03.2008 Ulrich, Alexander DIE LINKE 14.03.2008 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 14.03.2008 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 16052 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. März 2008 (A) (C) (B) (D) noch weitere Verhandlungen stattfinden. Die Beratungen in der Ratsarbeitsgruppe Europol sowie dem Ausschuss nach Art. 36 des EU-Vertrages und dem Ausschuss der Ständigen Vertreter haben zu zahlreichen Veränderungen am Beschluss geführt. Insofern erübrigt sich der zu bera- tende Antrag in vielerlei Hinsicht. Lassen Sie mich im Folgenden auf einige der Kritik- punkte eingehen. Der Antrag der Grünen fordert erwei- terte Kontrollmöglichkeiten von Europol durch das Eu- ropäische Parlament. Dazu bleibt festzustellen, dass innerhalb von vier Jahren nach Inkrafttreten des Ratsbe- schlusses sowie danach in einem regelmäßigen Vier-Jah- res-Zeitraum eine externe Evaluierung zur Umsetzung des Ratsbeschlusses sowie zu Europol-Aktivitäten statt- finden soll. Der Evaluierungsbericht dieser Auswertung soll der Europäischen Kommission, dem Europäischen Rat und dem Europäischem Parlament vorgelegt werden. Insofern sehe ich die geforderte Beteiligung des Europäi- schen Parlaments gewährleistet. Der Antrag der Grünen fordert die Verbesserung der Rechte der Bürgerinnen und Bürger und kritisiert, dass das Recht auf Zugang zu den sie betreffenden Daten für jede Person erschwert ist. Der beanstandete Ratsbe- schluss nimmt in seiner derzeitigen Fassung Bezug auf die Europaratskonvention zum Schutz von Personen im Hinblick auf die automatisierte Datenverarbeitung vom 28. Januar 1981 sowie die Empfehlung No. R (87) 15 des Ministerkommitees des Europarates vom 17. Sep- tember 1987 und verpflichtet Europol auf Einhaltung dieser Prinzipien. In Art. 28, 30 und 31 des Ratsbe- schlusses werden Individualrechte hinsichtlich Datenzu- gang, Recht auf Berichtigung bzw. Löschung und Ver- fahren detailliert geregelt. Die Einrichtung eines Datenschutzbeauftragten und die enge Zweckbindung beim Datenschutz, wonach personenbezogene Daten nur für bereichsspezifisch und präzise festgelegte Zwecke gespeichert werden und nur im Rahmen dieser Zwecke verwendet werden dürfen, runden den Datenschutz ab. Weiterhin kritisiert der Antrag der Grünen, dass Euro- pol Daten von privaten Stellen nahezu unkontrolliert ent- gegennehmen darf. Es mangele dem Vorschlag der Kommission an klaren Vorgaben zur Datenverknüpfung und Kooperation zwischen Europol und Mitgliedstaaten oder EU-Einrichtungen. Hierzu bleibt jedoch festzuhal- ten, dass der Datenaustausch mit Drittstellen nur mit sol- chen Drittstellen erfolgt, die in eine vom Europäischen Rat nach Anhörung des Europäischen Parlaments gebil- ligte Liste aufgenommen wurden. Der Datenaustausch mit Dritten erfolgt in den EU-Mitgliedstaaten nur über nationale Kontaktstellen, in anderen Staaten, mit denen Europol Abkommen geschlossen hat, ebenfalls mit den dortigen Kontaktstellen. Private Dritte, mit denen Euro- pol Informationen austauschen will, müssen ebenfalls in die Liste aufgenommen werden, die vom Verwaltungsrat von Europol gebilligt werden muss. Der Antrag der Grünen fordert, dass Immunität für Europol-Bedienstete im Zusammenhang mit operativen Tätigkeiten bei gemeinsamen Ermittlungstruppen gene- rell und auch für bestehende Ermittlungsgruppen ausge- schlossen wird. Das Problem der Immunität ist mittler- weile zufriedenstellend gelöst. Die Kommission wird einen entsprechenden Vorschlag zur Änderung der EG- Verordnung 549769 vorlegen. Diese Verordnung legt un- ter anderem Gruppen von Beamten fest, die keine Immu- nität genießen. Dazu sollen zukünftig auch Europol- Beamte zählen, die an Gemeinsamen Ermittlungstrup- pen teilnehmen. Der Antrag der Grünen kritisiert außerdem, dass die Zuständigkeit von Europol unnötigerweise von „organi- sierte“ auf „schwere“ Kriminalität erweitert wird, und verlangt, dass Europol weiterhin ausschließlich für die organisierte Kriminalität zuständig ist. Die Ausweitung des Mandats ist jedoch erforderlich, weil es durchaus grenzüberschreitende Fälle schwerer Kriminalität gibt, die nicht gleichzeitig Fälle von organisierter Kriminalität sind. Bei der von den Grünen geforderten Beschränkung können wesentliche Bereiche der grenzüberschreitenden schweren Kriminalität nicht bekämpft werden. Zum Schluss beanstandet der uns hier vorliegende Antrag, dass das Abkommen keine Vorschriften über die zwingende gerichtliche Kontrolle der Maßnahmen von Europol enthält, sondern lediglich die Möglichkeit, durch einen Beschluss der Mitgliedstaaten Streitfragen dem Europäischen Gerichtshof vorzulegen. Eine zusätz- liche Aufnahme von Bestimmungen zur justiziellen Kontrolle von Europol ist nicht angezeigt, da insofern die allgemeinen Vorschriften Anwendung finden. Eine verstärkte, nur auf Europol zugeschnittene justizielle Kontrolle erscheint nicht erforderlich. Es lässt sich abschließend festhalten, dass die Ver- handlungen auf gutem Wege sind und erkennbar ist, dass sich die Bundesregierung für das Erreichen der berech- tigten Anliegen des Antrages einsetzt. Daher lehnt die SPD-Fraktion den vorgelegten Antrag ab. Gisela Piltz (FDP): In einem gemeinsamen Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts ist die Zu- sammenarbeit der Sicherheitsbehörden unerlässlich. Eu- ropol ist damit ein zentraler Baustein der europaweiten Kriminalitätsbekämpfung. Wo Grenzen fallen, macht auch die Kriminalität nicht an nationalen Grenzen halt. Europol als Instrument zur Bekämpfung grenzüber- schreitender Kriminalität auszubauen und die Arbeit des europäischen Polizeiamtes zu verbessern, ist daher ein richtiges Anliegen. Die Bekämpfung der organisierten Kriminalität muss europaweit im Fokus der Innenpolitik stehen. Die Arbeit von Europol ist hier von großer Be- deutung. Schon längst besteht aber Reformbedarf bei der Ar- beit des europäischen Polizeiamtes. Mit dem Vorschlag der Kommission für einen Beschluss des Rates, Europol als Agentur der EU zu gestalten, ist die Notwendigkeit erkannt worden, dass das europäische Polizeiamt nicht mehr außerhalb der EU-Strukturen stehen darf, sondern Teil davon sein muss. Dies ist eine wichtige Vorarbeit angesichts der noch stärkeren Verankerung in den euro- päischen Strukturen durch den Vertrag von Lissabon: Denn nach Ratifizierung des Vertrags werden durch Ver- ordnungen im Rahmen eines ordentlichen Gesetzge- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. März 2008 16053 (A) (C) (B) (D) bungsverfahrens von Rat und Europäischem Parlament der Aufbau, die Arbeitsweise, der Tätigkeitsbereich und die Aufgaben Europols festgelegt werden. Durch die Überführung Europols in eine europäische Agentur wer- den die Europol-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter zu EU-Beamtinnen und EU-Beamten. Es ist begrüßenswert, dass die mit diesem Status einhergehende Immunität bei der Teilnahme an gemeinsamen Ermittlungsgruppen auf- gehoben wird. Umso mehr gilt dies, wenn die Kompe- tenzen von Europol erweitert werden. Doch die grundsätzlichen Probleme der mangelnden parlamentarischen Kontrolle werden mit der Umgestal- tung von Europol in eine EU-Agentur vor Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon nicht gelöst. Denn die EU- Agenturen – darauf hat die FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag bereits an anderer Stelle hingewiesen, so auch in unserem Antrag „Gerichtliche und parlamentari- sche Kontrolle von EU-Agenturen“ (Drucksache 16/8049) – kranken an einer nicht ausreichend ausgestalteten Kon- trolle durch das Europäische Parlament ebenso wie an fehlenden Rechtsschutzmöglichkeiten der EU-Bürgerin- nen und -Bürger gegenüber deren Maßnahmen. Zwar wird der Haushalt von Europol als EU-Agentur künftig dem Haushaltskontrollausschuss des Parlaments vorge- legt. Doch beklagen die EU-Parlamentarier die noch im- mer mangelhafte haushalterische Kontrolle der Agentu- ren und die ungelösten Probleme bei der Anwendung der Entlastungsregelungen. Die Ausweitung der Kontroll- rechte des Parlaments über das Haushaltsrecht ist mithin noch längst nicht ausreichend, um gerade im Bereich der Arbeit von Europol, mithin in einem Bereich, bei dem tief in Grundrechte Betroffener eingegriffen werden kann, den hohen rechtsstaatlichen Ansprüchen zu genü- gen, die wir an die EU stellen müssen. Unklar sind – wie allgemein bei EU-Agenturen – die Rechtsschutzmöglichkeiten. Wenn Europol mehr Kom- petenzen erhält, gilt umso mehr, dass die Rechte der Unionsbürgerinnen und -bürger durch eine ausreichende gerichtliche Kontrollmöglichkeit gewahrt werden. Es fehlt auf europäischer Ebene ein klares Bekenntnis zu ei- nem Rechtsschutzsystem beim Handeln von EU-Agen- turen. Unter diesem Gesichtspunkt ist auch der künftige rechtliche Rahmen von Europol mit einigen Fragezei- chen zu versehen. Die Lösungen, die im vorliegenden Antrag der Fraktion der Grünen dargestellt werden, blei- ben jedoch leider im Vagen. Der Bundestag muss ein klares Signal senden – unsere Position darf sich nicht in Allgemeinplätzen erschöpfen. Gegebenenfalls wird es notwendig sein, sich vielleicht im Rahmen einer Anhö- rung intensiver mit der Rechtsschutzproblematik – und ebenso mit der parlamentarischen Kontrolle wie auch dem Datenschutz – zu befassen. Die Kompetenzerweiterungen für Europol müssen ohnehin einer kritischen Prüfung unterzogen werden. Organisierte Kriminalität ist ein typisches Feld grenz- überschreitender krimineller Strukturen. Hier besteht un- bestritten die Notwendigkeit für eine enge Ermittlungs- zusammenarbeit. Natürlich gibt es auch in anderen Bereichen Kriminalität, die nationale Grenzen über- schreitet, unter anderem natürlich auch im Bereich terro- ristischer Aktivitäten. Sofern Europol aber in diesen Be- reichen eigene Zuständigkeiten erhalten soll, ist es in besonderem Maße vordringlich, die Kontrollmöglichkei- ten zu verbessern. Mehr Befugnisse ohne mehr Kontrolle ist mit rechtsstaatlichen Grundsätzen nicht vereinbar. Da- her muss zuerst geklärt werden, wie die gerichtlichen und parlamentarischen Kontrollen verbessert werden können, bevor Europol einen Kompetenzzuwachs er- fährt. Der Ausbau von Europol zu einer echten europäi- schen Polizeibehörde ist richtig. Aber in einem Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts ist es Condi- tio sine qua non, dass der rechtsstaatliche Rahmen als Erstes bestimmt wird. Der Umgang mit dem Datenschutz ist ein Problem, das im Zusammenhang mit Europol und der dort schon heute bestehenden Datenbank leider nicht neu ist. Euro- pol darf nicht zum Ausweichhafen für eine Umgehung des Datenschutzes werden. Die Ausweitung der Daten- sammlungsbefugnisse von Europol insbesondere im Hinblick auf die Speicherung von Daten privater Stellen und von Drittstaaten ist höchst problematisch. Ich wage allerdings zu bezweifeln, dass diese Problematik von un- serer Bundesregierung überhaupt erkannt wird – denn wer schon hierzulande beständig versucht, die Daten- sammlungen diverser Sicherheits- und auch anderer Be- hörden auszuweiten, dem fehlt die notwendige Sensibili- tät. Und auch auf Ebene der EU-Kommission fehlt es am Bewusstsein und an der Achtung, dass mit personenbe- zogenen Daten kein Schindluder getrieben werden darf. Eine EU, die die Vorratsdatenspeicherung beschlossen hat, braucht klare Schranken und das wachsame Auge auch der nationalen Parlamente. Die Zukunft von Europol ist ein wichtiges Thema. Es ist gut, dass sich der Deutsche Bundestag heute und auch im Weiteren damit befasst. Petra Pau (DIE LINKE): Erstens. Europol ist ein Polizeiamt der Europäischen Union. Es soll die Bekämp- fung grenzüberschreitender Kriminalität koordinieren. Die Befugnisse von Europol sind vertraglich geregelt. Diese Regeln und der Status wurden mehrfach geändert. Darum geht es auch jetzt. Zweitens. Europol war nie unumstritten. Insbeson- dere aus bürgerrechtlichen und aus demokratischen Gründen stand Europol von Anfang an in der Kritik. Denn Mitarbeiter von Europol haben Sonderrechte und -vollmachten, die zum Beispiel mit dem deutschen Poli- zeirecht nicht vergleichbar sind. Drittens. Ich schicke das alles vorweg, um zu illus- trieren, warum Die Linke die aktuellen Änderungen sehr zwiespältig sieht. Europol entzieht sich weitgehend der öffentlichen, parlamentarischen und rechtlichen Kon- trolle. Das war so und daran wird sich auch nun nichts Wesentliches ändern. Viertens. Das wiederum führt zu einem weiteren Ma- kel. Europol schwebt auch beim Thema Datenschutz weitgehend im rechtsfreien Raum. Der großzügige Um- gang der Bundesregierung mit sensiblen Daten der Bür- gerinnen und Bürger hat ja ohnehin Konjunktur, was wir ablehnen. 16054 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. März 2008 (A) (C) (B) (D) Fünftens. Trotz dieser strukturellen Defekte soll Eu- ropol nun noch mehr Befugnisse erhalten. Das ist sach- lich widersinnig und rechtsstaatlich nicht hinnehmbar. Dasselbe trifft auf Formulierungen zu, die höchst ausleg- bar sind und folglich nicht mehr, sondern weniger Si- cherheit bringen. Sechstens. Ursprünglich sollte Europol die grenzüber- schreitende „Organisierte Kriminalität“ bekämpfen. Künftig soll sich Europol auch der schweren Kriminali- tät widmen. Ich nehme nicht an, dass damit explizit die kriminelle Steuerhinterziehung der Zumwinkel & Co. gemeint ist. Siebtens. Grundsätzlich gilt für Die Linke: Je größer die Befugnisse von Europol sind, desto klarer muss der Auftrag von Europol definiert werden und desto gründli- cher muss die parlamentarische und rechtsstaatliche Kontrolle sein. Genau daran mangelt es aber. Achtens. Deshalb ist die Alternative für die Fraktion Die Linke übersichtlich. Entweder es bleibt beim vorlie- genden Beschluss zu Europol. Dann sagen wir Nein. Oder Europol wird auf eine rechtsstaatliche und bürger- rechtliche Basis gestellt. Dann sehen wir gerne weiter. Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Das starre, an die Einstimmigkeit gebundene, Europol- Übereinkommen von 1995 soll durch einen flexibleren Ratsbeschluss ersetzt werden. Auch wir finden: Jeder Umbau tut dem noch viel zu wenig kontrollierten Poli- zeiamt gut. Denn das ist ein guter Anlass, um für mehr Rechtsstaatlichkeit bei dieser EU-Behörde zu sorgen. Unsere Forderungen haben wir in einem Antrag nieder- gelegt. Einen Punkt auf unserer Liste hat die Bundesre- gierung sogar schon abgearbeitet. Es ist ihr bei den Ver- handlungen im Rat gelungen, die Immunität der Europol-Bediensteten in operativen Ermittlungsgruppen nicht mehr zur Anwendung kommen zu lassen. Das An- dauern der Abschottung der Polizei vor der Verantwort- lichkeit für ihr Tun wäre auch ein Anachronismus gewe- sen. Hier kommen wir langsam auf normales rechtsstaatli- ches Niveau. Das muss aber noch ausgebaut werden, zu- mal der Beschluss eine ganze Menge an Kompetenzzu- wachs für Europol bringen soll. Wir erwarten, dass ein neuer rechtlicher Rahmen für Europol eine Kriminali- tätsbekämpfung mit Augenmaß gewährleistet und den Schutz der Bürgerrechte sichert. Diesen Anforderungen hält der Vorschlag auch nach den Kompromissen zwi- schen den ständigen Vertretern bislang nicht stand. Denn wie erklärt es sich, dass die Zuständigkeit von Europol von bisher „organisierter“ auf „schwere“ Kriminalität er- weitert wird? Die schwere Kriminalität ist dabei sicher nur der Anfang. Wenn wir die Zuständigkeit von Euro- pol erweitern, werden zukünftig weitere Ausweitungen diskutiert werden. Am Ende haben wir das allzuständige Europäische Polizeiamt. Polizeiarbeit ist und bleibt aber Sache der Mitgliedsstaaten. Europol soll dabei eine Hilfe sein, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Diese Koordinierungs- und Unterstützungsfunktion ist naturgemäß begrenzt. Deshalb wundere ich mich, wieso in dem Entwurf Europol die Möglichkeit gegeben werden soll, Daten von privaten Stellen nahezu unkon- trolliert entgegennehmen zu dürfen. Mir stellen sich da doch ein paar Fragen, zum Beispiel nach der Seriosität solcher privaten Quellen und ihrer Aussagekraft. Wie lange dürfen diese Daten gespeichert werden und wann sind sie zu löschen? Darauf finde ich in dem Ent- wurfstext bislang keine befriedigenden Antworten und ich sehe auch nicht, dass die Bundesregierung den Da- tenschutz bei Europol zu ihren primären Verhandlungs- zielen erklärt hätte. Mit der vorliegenden Ermächtigung wird Europol jedenfalls zum Datenstaubsauger, der Dos- siers über alles und jedes anlegen kann. Deshalb fordern wir, dass Europol Daten von privaten Stellen nur unter strengen Bedingungen aufnehmen darf. Weiter möchten wir, dass dieses Verfahren mit gerichtli- cher Kontrolle und der Überprüfung der Datenverarbei- tung in den Mitgliedstaaten einhergeht, und dass ferner auch die Weitergabe von Daten an Drittstaaten strengen Restriktionen unterworfen wird. Der Europäische Daten- schutzbeauftragte hat dazu im Übrigen das Notwendige gesagt. Auch beim Datenschutz müssen wir zu allge- mein üblichen rechtsstaatlichen Standards bei Europol kommen. Das Beispiel zeigt: Die Behörde muss transparenter werden. Vor allem aber brauchen wir gerichtliche Kon- trolle. Es kann nicht sein, dass Europol-Mitarbeiter an gemeinsamen Ermittlungsgruppen aktiv mitwirken dür- fen, an polizeilichen Maßnahmen teilhaben und dann keine klaren Regeln für eine gerichtliche Verantwortlich- keit besteht. Dass Handlungen von Europol nach wie vor allenfalls dann gerichtlich kontrolliert werden können, wenn die Mitgliedsstaaten es gnadenhalber zulassen, ist nicht mehr zeitgemäß. Ein Relikt aus den Zeiten des Europas der Diploma- ten und Beamten ist auch noch, dass im Beschluss eine – nur wohlwollend gering zu nennende – politische Kon- trolle vorgesehen ist. Die Rechte des Europäischen Par- laments müssen umfassender gestärkt werden. Das Min- deste ist hier eine Mitwirkung bei der Wahl des Europol- Direktors und ein umfassendes Fragerecht. All das zeigt: Wir brauchen ein Europa der Bürger und der Bürgerrechte, auch und gerade bei Europol. Ein vernünftiger Datenschutz ist der Anfang. Gerichtliche und politische Kontrolle sind in der Gewaltenteilung ei- gentlich selbstverständlich. Was wir dagegen nicht brau- chen, ist ein europäisches FBI. Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär beim Bundesmi- nister des Innern: Seit Inkrafttreten der Europol-Kon- vention im Jahr 1998 liefert das Europäische Polizeiamt ein sehr gutes Beispiel institutionalisierter europäischer Zusammenarbeit. Die Koordinierung der Arbeit nationa- ler Polizeibehörden sowie die Förderung des Informa- tionsaustauschs zwischen ihnen ist dabei die zentrale Aufgabe Europols. Die Erweiterung der EU zum 1. Januar 2007, der suk- zessive Abbau der Binnengrenzen, vor allem aber die Bedrohung unserer Gemeinschaft durch internationalen Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. März 2008 16055 (A) (C) (B) (D) Terrorismus und grenzübergreifende Kriminalität ver- langen, dass angesichts dieser Herausforderungen die polizeiliche Kooperation in Europa verbessert wird. Bereits mit Inkrafttreten des zweiten und dritten Än- derungsprotokolls zur Europol-Konvention im Jahr 2007 wurde Europol weiter an die Anforderungen moderner Kriminalitätsbekämpfung angepasst und seine Effizienz maßgeblich gesteigert. So ermöglicht etwa das zweite Änderungsprotokoll Europol die Teilnahme an gemeinsamen Ermitt- lungsteams der EU-Mitgliedstaaten und verleiht Europol das Recht diese um die Einleitung von Ermittlungen zu ersuchen. Das dritte Änderungsprotokoll eröffnet Europol unter anderem die Möglichkeit, Experten aus Drittstaaten in einer Analysegruppe der EU-Mitgliedstaaten bei Euro- pol mitarbeiten zu lassen. Aus Sicht der Bundesregie- rung ist es wichtig, dass von den neu geschaffenen Mög- lichkeiten in der praktischen Arbeit auch tatsächlich Gebrauch gemacht wird. Dies gilt insbesondere für die Beteiligung von Europol an gemeinsamen Ermitt- lungsteams, von der bislang nur sehr zögerlich Gebrauch gemacht wird. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung wollen wir die durch einen Ratsbeschluss angestrebte Überführung Europols in den Rechtsrahmen der EU dazu nutzen, Eu- ropol weiter operativ zu stärken. Im Rahmen der Sitzung des Rates der Justiz- und Innenminister im Juni 2007 konnte bereits Einigkeit erzielt werden, dass der Zustän- digkeitsbereich von Europol ausgeweitet wird, so dass zum Beispiel etwa die Verbreitung von Kinderpornogra- fie über das Internet, schwere Störung der öffentlichen Sicherheit durch reisende Gewalttäter, Hooligans usw. erfasst sind. Auch für eine Beratung und Unterstützung durch Europol bei europäischen Großveranstaltungen besteht Bedarf. Dies sind Kriminalitätsphänomene, die nicht notwen- dig in organisierter Form begangen werden. Gleichwohl müssen die Bürger in der Union auch vor nichtorgani- sierter schwerer Kriminalität geschützt werden. Um es daher deutlich zu sagen: Ich sehe es geradezu als ein rechtsstaatliches Gebot an, das Mandat Europols gene- rell auf Fälle schwerwiegender grenzüberschreitender Kriminalität auszuweiten, um auch insoweit eine effek- tive Verbrechensbekämpfung zu ermöglichen. Die Bundesregierung verkennt freilich nicht, dass durch die Ausweitung der Tätigkeit Europols die Sorge wächst, dass Aufgabenerweiterungen ohne eine entspre- chende Kontrolle und rechtsstaatliche Absicherung er- folgen. Diese Sorge ist jedoch unbegründet. Um eines vorab vorab klarzustellen: Europol wird auch zukünftig keine Zwangsmaßnahmen durchführen. Und dort, wo Europol-Bedienstete an gemeinsamen Er- mittlungsgruppen teilnehmen, werden sie keine Immuni- tät genießen. Die Regierungen der EU-Mitgliedstaaten haben sich immer dagegen ausgesprochen, Europol-Be- diensteten, die an gemeinsamen Ermittlungsgruppen teilnehmen, Immunität zu gewähren. Es ist ein großer Erfolg unserer Bemühungen, dass die Europäische Kom- mission mittlerweile auf diese zentrale Forderung der Mitgliedstaaten eingegangen ist. Im Laufe der Beratungen in den europäischen Gre- mien zum Europol-Ratsbeschluss wurde auch berück- sichtigt, dass der Informationsaustausch strikter daten- schutzrechtlicher Regeln bedarf und eine demokratische Kontrolle Europols durch das Europäische Parlament notwendig ist. Zunächst zur Frage des Datenschutzes: Wo es um den Datenaustausch zwischen Europol und Drittstaaten bzw. Drittstellen geht, wurden hohe Hürden errichtet. Damit ein Datenaustausch mit Drittstaaten und Drittstellen überhaupt möglich ist, müssen folgende Voraussetzun- gen erfüllt sein: Die Staaten bzw. Stellen müssen zu- nächst in eine Liste aufgenommen werden, die vom Rat beschlossen wird. Zuvor muss der Rat hierzu das Euro- päische Parlament anhören. Erst auf der Grundlage eines solchen Listeneintrags kann Europol mit Drittstaaten und Drittstellen Kooperationsabkommen schließen, und erst auf der Grundlage eines solchen Kooperationsab- kommens ist ein Datenaustausch möglich. Damit wurde nach meiner Überzeugung eine Regelung geschaffen, die dem Datenaustausch mit Drittstaaten und Drittstellen eine größtmögliche Transparenz verschafft, ohne opera- tive Belange zu beeinträchtigen. Bei der Frage der Datenverarbeitung durch Europol werden wir im Ratsbeschluss die ganz eindeutige Rege- lung haben, dass Daten, von denen noch nicht klar ist, ob sie für die Aufgabenerfüllung von Europol relevant sind, weder im Informationssystem noch in den Analysear- beitsdateien gespeichert werden dürfen. Auch die Frage, wie lange die Speicherung von Daten erforderlich ist, hat im Entwurf des Ratsbeschlusses Berücksichtigung ge- funden: Analysedateien dürfen danach nicht länger als drei Jahre gespeichert werden. Schließlich wird auch das Recht auf Auskunft im Ratsbeschluss verankert sein. Die Möglichkeit, Aus- kunftsersuche abzulehnen, wird nur bestehen, wenn die Tätigkeit von Europol, nationale Ermittlungen, die öf- fentliche Sicherheit und Ordnung oder Rechte Dritter ge- fährdet würden. Darüber hinaus wird jede Person das Recht haben, die Gemeinsame Kontrollinstanz anzuru- fen, um eine eventuelle Speicherung und Verarbeitung ihrer Daten überprüfen zu lassen. Für den Fall, dass ge- speicherte Daten nicht korrekt sind oder Daten unrecht- mäßig gespeichert wurden, wird ein Anspruch auf Be- richtigung bzw. Löschung existieren. Ohne dass ich die einzelnen datenschutzrechtlichen Mechanismen noch weiter ausbreiten möchte, lässt sich doch mit Fug und Recht sagen, dass die Balance zwi- schen dem operativ notwendigen Austausch von Infor- mationen und dem Recht des Einzelnen auf Schutz sei- ner persönlichen Daten sehr gut gewahrt ist. Doch lassen Sie mich, bevor ich zum Ende komme, noch einige Worte über die demokratische Kontrolle Eu- ropols verlieren: Wie ich schon vorhin erwähnt hatte, ist das Europäische Parlament bereits eingebunden, wenn darüber zu entscheiden ist, mit welchen Drittstaaten und 16056 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Freitag, den 14. März 2008 (A) (C) (B) (D) Drittstellen Europol Kooperationsabkommen soll ab- schließen können. Darüber hinaus wurde in den Entwurf des Europol- Ratsbeschlusses eine Bestimmung aufgenommen, wo- Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. nach der Europol-Verwaltungsrat innerhalb von vier Jah- ren nach Inkrafttreten des Ratsbeschlusses sowie danach in einem regelmäßigen Rhythmus eine externe Evaluie- rung der Tätigkeit Europols in Auftrag geben muss. Der Evaluierungsbericht muss dann der Kommission, dem Rat sowie dem Europäischen Parlament vorgelegt wer- den. Lassen Sie mich zusammenfassen: Die operative Stär- kung Europols ist angesichts der aktuellen Herausforde- rungen notwendig. Die gebotenen rechtsstaatlichen Ab- sicherungen und die demokratische Kontrolle Europols wurden dabei berücksichtigt. Wenn daher an die Bundes- regierung die Aufforderung gerichtet werden soll, zur rechtsstaatlichen Verbesserung von Europol beizutragen, so möchte ich dem entgegnen: Bei der Abwägung von operativen Belangen und rechtlichem Schutz haben wir bereits das Optimum erreicht. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie die Anträge Für mehr Klimaschutz im Verkehr – Kfz-Steuer auf CO2-Ausstoß umstellen auf Drucksache 16/4431 und Das deutsche Filmerbe sichern auf Drucksache 16/8215 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Straßenbaubericht 2006 – Drucksache 16/3984 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Straßenbaubericht 2007 – Drucksache 16/7394 – Ausschuss für Bildung, Forschung und Technik- folgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Aufstieg durch Bildung – Qualifizierungsinitiative der Bundesregierung – Drucksache 16/7750 – Auswärtiger Ausschuss Drucksache 16/7393 Nr. A.26 Ratsdokument 13036/07 Drucksache 16/7817 Nr. A.21 Ratsdokument 15616/07 Innenausschuss Drucksache 16/7223 Nr. A.7 Ratsdokument 14094/07 Drucksache 16/7905 Nr. A.15 Ratsdokument 16611/07 Finanzausschuss Drucksache 16/7817 Nr. A.16 Ratsdokument 15672/07 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 16/7817 Nr. A.31 Ratsdokument 16256/07 Drucksache 16/7905 Nr. A.7 Ratsdokument 16466/07 Drucksache 16/7905 Nr. A.8 Ratsdokument 16476/07 Drucksache 16/8135 Nr. A.3 Ratsdokument 16782/07 Drucksache 16/8135 Nr. A.4 Ratsdokument 16783/07 Drucksache 16/8135 Nr. A.5 Ratsdokument 16784/07 Drucksache 16/8135 Nr. A.6 Ratsdokument 16785/07 Drucksache 16/8135 Nr. A.30 Ratsdokument 5310/08 Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 16/7393 Nr. A.6 EuB-EP 1573; P6_TA-PROV(2007)0423 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 16/6389 Nr. I.42 Ratsdokument 11497/07 Drucksache 16/7223 Nr. A.8 Ratsdokument 14110/07 Drucksache 16/7393 Nr. A.17 Ratsdokument 14235/07 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 16/8135 Nr. A.41 EuB-EP 1630; P6_TA-PROV(2008)0577 152. Sitzung Berlin, Freitag, den 14. März 2008 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Nun erhält die Kollegin Elisabeth Scharfenberg,

    Bündnis 90/Die Grünen, das Wort, der ich vor Beginn
    ihrer Rede herzlich zu ihrem heutigen Geburtstag gratu-
    lieren möchte, verbunden mit allen guten Wünschen des
    ganzen Hauses.


    (Beifall)



    (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Vorab vielen Dank für die guten Wünsche; die kann
    ich heute gut gebrauchen.


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Die kann man immer gebrauchen!)


    Herr Präsident! Frau Ministerin! Sehr geehrte Kolle-
    ginnen und Kollegen! Wir stehen heute am Ende eines
    langen Gesetzgebungsverfahrens zu einer kleinen Pfle-






    (A) (C)



    (B) (D)


    Elisabeth Scharfenberg
    gereform. Die Große Koalition hat uns zu Beginn ihrer
    gemeinsamen Leidenszeit weitreichende Versprechun-
    gen gemacht. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD
    ist die Rede von einem „Gesetz zur Sicherung einer
    nachhaltigen und gerechten Finanzierung der Pflegever-
    sicherung“. Dieses Gesetz sollte bis zum Sommer 2006
    vorgelegt werden.

    Wir haben jetzt Mitte März 2008, also fast zwei Jahre
    später.


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist noch weniger als sieben Jahre Grün!)


    Wenn wir glauben, dass wir heute das uns angekündigte
    große Gesetz der Pflegereform verabschieden, dann täu-
    schen wir uns.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Denn das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz enthält we-
    der den versprochenen Finanzausgleich zwischen sozia-
    ler und privater Pflegeversicherung, noch macht es die
    Pflegeversicherung auch nur ansatzweise nachhaltiger
    oder gerechter.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Beschämend für die Große Koalition ist es, dass auch
    in Ihrem Entschließungsantrag, der heute hier zur Ab-
    stimmung steht, jede Äußerung, wie es mit der Finanzie-
    rung der Pflegeversicherung weitergehen soll, fehlt –
    nichts, keine einzige Aussage.

    Verehrte Kolleginnen und Kollegen von Union und
    SPD, welche Schlüsse sollen wir denn daraus ziehen?
    Ich denke, es gibt nur einen Schluss: Eine gemeinsame
    nachhaltige Finanzreform ist in dieser politischen Kon-
    stellation einfach unmöglich.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Jens Spahn [CDU/CSU]: Was war denn in sieben Jahren Rot-Grün?)


    Nicht einmal für eine gemeinsame Willensbekundung
    reicht es aus. Diese nicht stattfindende Finanzreform
    wird die Abgeordneten der nächsten Legislaturperiode
    noch schön beschäftigen, wissen wir doch alle, dass die
    Kolleginnen und Kollegen der Großen Koalition hier auf
    Zeit und somit auf veränderte politische Mehrheiten
    spielen.


    (Frank Spieth [DIE LINKE]: Da haben Sie absolut recht!)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir verabschieden
    heute das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz, ein Gesetz,
    in das viele Menschen große Hoffnungen setzen. Auch
    wenn das, was wir als Reform nun in den Händen halten,
    weit hinter unseren Erwartungen zurückbleibt, ist für uns
    Grüne dennoch klar: Diese Reform enthält durchaus
    auch gute Seiten und Ansätze.


    (Beifall der Abg. Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU])


    So begrüßen wir es etwa ausdrücklich, dass Einrich-
    tungen künftig einmal pro Jahr und unangemeldet kon-
    trolliert werden sollen. Wir begrüßen es auch, dass die
    Prüfberichte künftig veröffentlicht werden sollen. Das
    sind wichtige und absolut notwendige Schritte hin zu
    mehr Transparenz und Qualität für die Pflegebedürfti-
    gen und ihre Angehörigen. Für uns Grüne ist auch klar,
    dass die Pflegestützpunkte und Pflegeberater wie auch
    die Pflegezeit im Grundsatz richtig sind. Ebenso ist aber
    auch klar, dass die Umsetzung dieser Punkte schlecht ge-
    macht und eben nicht im Sinne der Pflegebedürftigen
    und ihrer Angehörigen ist.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Leider wurde hier die Große Koalition zur großen
    Konfusion. Bei den Verhandlungen stand nämlich nicht
    etwa die Frage, was die Betroffenen brauchen, um ein
    möglichst selbstbestimmtes Leben auch bei Pflegebe-
    dürftigkeit führen zu können, im Vordergrund.


    (Elke Ferner [SPD]: Was denn sonst?)


    Ich möchte an dieser Stelle nochmals in unser aller Ge-
    dächtnis rufen, dass dieses Gesetz für pflegebedürftige
    Menschen gemacht wird. Das rückt bei dieser Reform
    etwas in die zweite Reihe.


    (Elke Ferner [SPD]: Das stimmt nicht!)


    Denn im Vordergrund stand wie so oft bei den Entschei-
    dungen der Großen Koalition, das jeweils eigene politi-
    sche Profil zu behalten und sich so schon jetzt für die
    nächsten Wahlen gut aufzustellen.

    Kompromisse weit und breit – auch bei den Pflege-
    stützpunkten. Hier wird es nun besonders spannend.
    Die Länder sollen nunmehr die Entscheidungshoheit
    darüber haben, ob sie in ihrem Land solche Stützpunkte
    haben wollen oder ob sie sie nicht haben wollen, und
    wenn ja, dann sollen es die Kassen mal schön umsetzen.
    Es ist vom Grundsatz her gut, wenn die Länder bei den
    Stützpunkten stärker eingebunden werden. Aber dass
    sich die Länder auf Kosten des Solidarsystems einen
    schlanken Fuß machen können, das ist nicht in Ordnung.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Elke Ferner [SPD]: Das stimmt doch nicht! – Jens Spahn [CDU/CSU]: Lesen Sie mal die Gesetze!)


    Außerdem laufen wir – wie schon beim Heimrecht – Ge-
    fahr, dass es hier zu einer föderalen Zersplitterung kom-
    men wird.

    Es ist richtig und wichtig, vorhandene Hilfsangebote
    zu bündeln und zu vernetzen, Bürokratie abzubauen und
    doppelte Strukturen zu vermeiden. Aber – selbst Frau
    Caspers-Merk äußerte sich dazu schon kritisch – nur
    Rheinland-Pfalz bietet derzeit eine ausreichende, flä-
    chendeckende und damit wohnortnahe Beratungsstruk-
    tur.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Im Flächenland Baden-Württemberg zum Beispiel gibt
    es lediglich 50 Beratungsstellen. Originalton Frau Caspers-
    Merk – da bin ich ganz an ihrer Seite –: Es darf nicht






    (A) (C)



    (B) (D)


    Elisabeth Scharfenberg
    sein, dass eine gute Pflegeberatung vom Wohnort abhän-
    gig ist.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Frau Ministerin, mit der heutigen Verabschiedung des
    Gesetzes können wir uns auch gleich von diesem hehren
    Wunsch mit verabschieden. Es wird zukünftig vom
    Wohnort abhängen, ob ich im Falle einer Pflegebedürf-
    tigkeit Zugang zu einem Stützpunkt habe oder nicht.


    (Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Berater können nach Hause kommen!)


    Auch beginnt schon jetzt das Hauen und Stechen. In
    Nordrhein-Westfalen tun schon jetzt Ärzte kund, die
    Pflegestützpunkte seien eine klare Deprofessionalisie-
    rung ärztlicher Tätigkeit.


    (Lachen der Abg. Elke Ferner [SPD])


    Die Hausärzte dort sehen sich als Case- und Care-Manager
    sowie Pflegestützpunkt in Personalunion. Ich kenne kei-
    nen Hausarzt, der zusätzlich als Pflegeberater diese um-
    fassende Aufgabe, wie sie im Gesetz zu Recht vorgese-
    hen ist, erfüllen könnte. Das bedingt allein schon der
    Mangel an Zeit.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Mal schauen, was uns hier an Diskussionen noch ins
    Haus stehen wird.

    Auf Bundesebene können wir nun nichts mehr än-
    dern, aber wir müssen alles daransetzen, auf Landes-
    ebene mitzugestalten.

    Noch schlimmer ist allerdings, dass die neue Leistung
    der Pflegeberatung weiterhin allein in der Hand der Kas-
    sen liegen wird. Liebe Kolleginnen und Kollegen der
    Koalition, Sie können es noch so oft beteuern: Fakt ist,
    diese Beratung wird nicht unabhängig sein. Unabhängig-
    keit aber wäre die wichtigste Voraussetzung, damit die
    Betroffenen wirkliches Vertrauen zu denen aufbauen
    können, die ihnen helfen sollen. Es handelt sich hier um
    eine Lebenssituation, in der die Betroffenen tiefe Einbli-
    cke in ihre Privatsphäre, ihr familiäres und auch finan-
    zielles Umfeld geben.

    Beim Thema Pflegezeit haben sich zwischen Union
    und SPD tiefe Gräben aufgetan. Die Pflegezeit, die heute
    beschlossen wird, wird ohne reale Bedeutung bleiben.
    Einen Lohnersatz wird es bei dieser Pflegezeit nicht ge-
    ben. Die Pflegezeit kann nur in Betrieben mit mehr als
    15 Mitarbeitern in Anspruch genommen werden, und sie
    bleibt auf nahe Angehörige beschränkt. Ich frage mich:
    Wer bleibt da eigentlich noch übrig? – Das, liebe Kolle-
    ginnen und Kollegen, ist ein Feigenblattprogramm für
    Besserverdienende.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DlE GRÜNEN)


    Denn wer soll es sich leisten können, mal eben sechs
    Monate aus dem Beruf auszusteigen? – Ich prophezeie
    Ihnen, bereits nach zwei Wochen liegt ein Berg von
    Rechnungen auf dem Küchentisch; denn das ganz nor-
    male Leben mit allen finanziellen Verpflichtungen, die
    die Angehörigen haben, geht weiter. So geht es eben
    nicht. Ihr Modell der Pflegezeit geht an jeglichem realen
    Leben vorbei.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Wo ist denn Ihr Modell?)


    Lassen Sie mich noch einmal einen Blick in den Ent-
    schließungsantrag der Koalition werfen. Dort wird mit
    knappen Worten darauf verwiesen, dass die Überarbei-
    tung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs natürlich sehr
    wichtig sei, aber dass erst einmal unterschiedliche Mo-
    delle erprobt werden müssten. Im Klartext heißt das für
    uns: Darauf können wir lange warten.

    Weiter steht da, man würde gerne das Persönliche
    Budget für Menschen mit Behinderungen so weiterent-
    wickeln, dass sie auch Pflegeleistungen als Budget er-
    halten können. Aber man müsste dazu erst dieses und je-
    nes prüfen und modellhaft erproben. Im Klartext: Auch
    darauf können wir lange warten.

    Zu guter Letzt lese ich noch den Appell an alle Ak-
    teure in der Pflege, sie mögen doch die Neuregelungen
    zur Qualitätssicherung auch bitte umsetzen. Entschuldi-
    gung, aber haben Sie so wenig Vertrauen in Ihre eigenen
    Gesetze, dass Sie um deren Einhaltung bitten müssen?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das muss man befürchten!)


    Lassen Sie mich abschließend sagen: Diese Reform
    trägt den Titel „Weiterentwicklungsgesetz“. Inhalt und
    Titel passen aber nicht zusammen. Thema leider ver-
    fehlt! Es ist nun einmal so: Ohne Mut zur Veränderung
    kann es keine Weiterentwicklung geben. Der Mut hat die
    Koalition aber auf halber Strecke verlassen. Es gibt viele
    gute Ansätze, aber die Umsetzung erfolgt leider sehr ent-
    täuschend. Deshalb verdient diese kleine und für die be-
    troffenen Menschen enttäuschende Reform diesen gro-
    ßen Namen nicht.

    Vielen Dank.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Wie war das denn mit Ihren Änderungsvorschlägen?)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Elke Ferner ist die nächste Rednerin für die Fraktion

der SPD.


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Elke Ferner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Ich

    möchte zuallererst den vielen pflegenden Angehörigen
    danken, die unter wirklich schwierigen Bedingungen
    Tag und Nacht, häufig auch neben ihrem Beruf und der
    Verantwortung für die eigene Familie, für ihre pflegebe-
    dürftigen Angehörigen da sind.


    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU])







    (A) (C)



    (B) (D)


    Elke Ferner
    Zwei Drittel der Pflegebedürftigen werden in der Häus-
    lichkeit gepflegt. Das zeigt, wie die Wünsche der Pflege-
    bedürftigen aussehen.

    Ich möchte aber auch dem Personal in den ambulan-
    ten und stationären Einrichtungen danken. Sie verrichten
    ihre Arbeit sehr verantwortungsvoll. In vielen Fällen
    werden sie leider schlecht bezahlt, aber trotzdem arbei-
    ten sie mit viel Engagement, Einfühlungsvermögen, Mit-
    gefühl und Mitmenschlichkeit. Sie sind für die pflegebe-
    dürftigen Menschen da. Es gibt nicht sehr viele, die dazu
    bereit sind, eine solche nicht nur körperlich, sondern
    auch psychisch anstrengende Arbeit zu leisten. Dafür
    sollten wir an dieser Stelle noch einmal Dankeschön sa-
    gen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die 13 Jahre Pflegeversicherung sind eine Erfolgsge-
    schichte. Ulla Schmidt hat zu Beginn ja schon einiges
    dazu gesagt. Ich möchte noch einmal deutlich machen,
    dass mehr als 2 Millionen Pflegebedürftige jeden Monat
    pünktlich ihre Leistungen erhalten und mittlerweile fast
    800 000 Menschen in der Pflege arbeiten und eine be-
    zahlte – wenn auch nicht immer gut bezahlte – Beschäf-
    tigung in diesem Bereich haben. Ich glaube, dass wir
    darauf in Zukunft ein weiteres Augenmerk richten soll-
    ten.

    Wir werden mit dieser Pflegereform die häusliche
    Pflege mit besseren Leistungen und besseren Möglich-
    keiten zur Entlastung der pflegenden Angehörigen stär-
    ken. Der besondere Betreuungsbedarf für Menschen mit
    eingeschränkter Alltagskompetenz wird durch zusätzli-
    che Leistungen anerkannt.

    Bei der Rede von Frau Widmann-Mauz ist mir sofort
    die Eingangsbemerkung von Ulla Schmidt eingefallen:
    Was war zuerst da, die Henne oder das Ei? Wer wollte
    etwas haben, und wer wollte das nicht? – Zum Schluss
    ist es dann ja oft so, dass diejenigen, die etwas zuerst
    nicht haben wollten, in erster Reihe stehen, wenn es da-
    rum geht, das Lob dafür einzuheimsen. Frau Reimann
    wird nachher noch näher darauf eingehen.


    (Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Gucken wir doch mal in den Entwurf und schauen dann, was am Schluss beschlossen wurde!)


    Wir stärken das Prinzip Reha vor Pflege. Wir verbes-
    sern die Schnittstellen zwischen Krankenhäusern, Reha-
    einrichtungen und der Pflege. Wir führen eine Pflegezeit
    ein, die für nahe Angehörige bis zu sechs Monate betra-
    gen kann. Frau Scharfenberg, Sie hätten in Ihrem Rede-
    beitrag fairerweise hinzufügen können, dass der Begriff
    der nahen Angehörigen hier nicht ausschließlich Ehe-
    partner und direkte Verwandte umfasst, sondern das der
    Begriff schon zeitgemäß gefasst ist. Ich muss sagen: Die
    Voraussetzungen für die Pflegezeit sind keine anderen
    als beispielsweise die bei der Elternzeit. Hier hat Ihre
    Fraktion zugestimmt.

    Man kann darüber diskutieren, ob die Pflege von
    Angehörigen möglicherweise eher wieder die Frauen
    trifft. Die Diskussion, die wir heute aufgrund der aktuel-
    len Lage führen, sieht nun einmal so aus, dass insbeson-
    dere die Töchter oder Schwiegertöchter vor der Frage
    stehen: Muss ich meinen Angehörigen in eine stationäre
    Einrichtung geben, oder höre ich mit meinem Job kom-
    plett auf, um die häusliche Pflege zu ermöglichen? Wir
    haben eine Pflegezeit mit voller sozialer Absicherung
    und mit der Garantie, in den alten Beruf zurückzukehren,
    beschlossen. Ich glaube, das sollte man anerkennen. Das
    ist sicherlich nicht das Optimum, aber eine deutliche
    Verbesserung gegenüber dem Status quo.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir hätten uns gewünscht, dass die Union unserem
    Vorschlag, den wir auch im Gesetzgebungsverfahren
    eingebracht haben, zugestimmt hätte, eine kurzfristige
    bezahlte Freistellung einzuführen, damit eben die An-
    gehörigen dann, wenn ein Pflegefall zu erwarten ist, die
    Zeit haben, um die notwendigen Maßnahmen zu veran-
    lassen. Wir alle wissen, dass in dieser Situation viele An-
    gehörige das Gefühl haben, es werde nichts mehr so
    sein, wie es war. Sie wissen eben nicht, wo sie die Unter-
    stützung bekommen, die sie brauchen, damit sie ihren
    Angehörigen die Pflege zukommen lassen können, die
    sie sich selber wünschen.

    Hier werden wir nicht nachlassen. Wir werden diesen
    Punkt 2009 noch einmal aufgreifen. Es ist zwar jetzt eine
    Chance vertan worden. Aber aufgeschoben ist nicht auf-
    gehoben.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir wissen um die Sorgen und Ängste der Menschen in
    einer solch schwierigen Situation. Ich weiß, dass dieser
    Vorschlag in der Bevölkerung große Unterstützung er-
    fährt.

    Uns ist es nicht gelungen, für das Problem der dauer-
    haften Finanzierung eine Lösung zu finden. Das spiegelt
    im Prinzip die Diskussion wider, die wir auch bei der
    Gesundheitsreform geführt haben. Wir stehen nach wie
    vor für eine Bürgerversicherung Pflege, weil wir der
    Auffassung sind, dass nur so eine tragfähige und solida-
    rische Finanzierung dauerhaft gesichert sein kann.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich bedauere es sehr, dass die Union von der Zusage, die
    sie im Koalitionsvertrag gegeben hat, leider wieder ab-
    gerückt ist.


    (Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Prüfauftrag, Frau Kollegin!)


    – Nein, im Koalitionsvertrag steht nichts von einem
    Prüfauftrag. Frau Widmann-Mauz, manchmal hilft es, zu
    lesen.


    (Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Zu prüfen!)


    – Im Koalitionsvertrag steht, dass ein Risikoausgleich
    zwischen privater und gesetzlicher Pflegeversicherung
    erfolgen soll.


    (Beifall bei der SPD)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Elke Ferner
    Das haben Sie jetzt nicht mehr gewollt. Wir können das
    nicht erzwingen. Aber man darf zumindest daran erin-
    nern, was Sie vor Regierungsbeginn zugesagt haben und
    was Sie in der Regierungszeit in der Koalition bereit
    sind, umzusetzen.


    (Frank Spieth [DIE LINKE]: Allianz und Co. lassen grüßen!)


    Mit dieser Reform konnten wir das Problem der unge-
    rechten Verteilung der Risiken nicht lösen. Die soziale
    Pflegeversicherung muss pro 100 Versicherte Leistun-
    gen für 2,8 Pflegebedürftige finanzieren, während die
    private Pflegeversicherung Leistungen für nur 1,3 Pfle-
    gebedürftige bereitstellen muss. Daran sieht man, dass
    die Risiken unterschiedlich verteilt sind. Da es sich hier
    um einen Versicherungszweig handelt, der die absolut
    identischen Leistungen finanziert, macht es keinen Sinn,
    die Risiken so unterschiedlich zu verteilen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Verfassungsgemäß sollte es schon sein!)


    Ein weiterer Punkt, den ich noch ansprechen möchte,
    ist die Verbesserung der Pflegequalität. Auch da, Frau
    Widmann-Mauz, sollte man deutlich machen, dass dies
    eine gemeinsame Aktion war. Sie haben den Vorschlag
    eingebracht, aber auch wir haben diesen Vorschlag ge-
    macht. Beide Vorschläge haben sich getroffen. Ich bin
    froh darüber, dass ab 2011 in den Pflegeeinrichtungen
    jährlich und grundsätzlich unangemeldet Regelprüfun-
    gen stattfinden.


    (Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: So ist es!)


    Da, wo der Medizinische Dienst Mängel erkennt, wird
    nicht wie heute ein Prüfbericht vorgelegt, den keiner
    versteht, sondern dieser Bericht muss transparent sein
    und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden so-
    wie in verständlicher Form abgefasst sein. Vor allen Din-
    gen ist neu, dass der Medizinische Dienst den Einrich-
    tungen Empfehlungen geben wird, wie das, was falsch
    gelaufen ist, verbessert werden kann, damit bei der
    nächsten Prüfung die Qualität wieder in Ordnung ist.

    Es gehören aber auch die Weiterentwicklung der Ex-
    pertenstandards und eine gerechte Bezahlung des Perso-
    nals dazu. Ich bin sehr froh, dass bereits im Regierungs-
    entwurf als Voraussetzung dafür, dass zwischen Kassen
    und Einrichtungen überhaupt Verträge geschlossen wer-
    den können, die ortsübliche Bezahlung vorgesehen war.

    Eben ist gesagt worden, Pflegestützpunkte brächten
    nichts. Herr Seifert, Frau Scharfenberg, man kann ja da-
    rüber streiten, wie diese nachher ausgestaltet werden sol-
    len. Aber eines ist doch klar: Wenn ich in einer extrem
    schwierigen Situation, in der teilweise sehr schnell ent-
    schieden werden muss, nicht den völligen Überblick da-
    rüber habe, welche Hilfsangebote es gibt und wie ich die
    Häuslichkeit erhalten kann – auch wenn die Wohnung
    im Moment vielleicht noch nicht so umgebaut ist, wie es
    sein müsste –, dann brauche ich eine umfassende und
    unabhängige Beratung.
    Jetzt kann man darüber streiten, wer unabhängig ist.
    Wirklich unabhängig sind auch die Kommunen nicht;
    denn spätestens dann, wenn SGB-XII-Leistungen ge-
    währt werden sollen, können auch die Kommunen nicht
    mehr ganz unabhängig sein. Aber da wir in Zukunft alle
    Akteure, alle Leistungsträger unter einem Dach haben
    – sie erstellen dann gemeinsam einen Hilfeplan und
    schauen nach einem vernünftigen Ausgleich; es geht um
    maßgeschneiderte Hilfepläne für die Betroffenen –, wird
    meiner Meinung nach die Pflege besser organisiert und
    mehr an den Interessen und Bedürfnissen der Menschen
    – auch an dem Interesse an gesellschaftlicher Teilhabe –
    orientiert sein, als das heute der Fall ist.


    (Beifall bei der SPD)


    Ich bin der festen Überzeugung, dass diese Pflege-
    reform ein großer Erfolg für die Pflegebedürftigen und
    ihre Angehörigen ist. Wir lassen uns das nicht klein-
    reden, auch wenn man sich an der einen oder anderen
    Stelle vielleicht noch mehr Leistungen vorstellen kann.
    Ich würde mir wünschen, dass auch die Dinge, die vor
    dem Hintergrund einer älter werdenden Gesellschaft jen-
    seits der Pflegeversicherung notwendig sind, auf der
    kommunalen Ebene und der Landesebene befördert wer-
    den: dass Wohnumfelder geschaffen werden, die es er-
    möglichen, dass die Häuslichkeit weiterhin bestehen
    bleibt, dass eine soziale Infrastruktur geschaffen wird,
    die die Menschen darin unterstützt, in ihrer gewohnten
    Umgebung bleiben zu können und gleichzeitig gesell-
    schaftlich teilhaben zu können, dass sie im Alter men-
    schenwürdig und liebevoll gepflegt werden und dass
    auch ein Sterben in Würde möglich ist. In diesem Sinne
    wird die Pflegereform ein großer Erfolg sein.

    Auch ich möchte mich bei den Mitarbeiterinnen und
    Mitarbeitern des Ministeriums und der Fraktionen be-
    danken, die uns darin unterstützt haben, diese Reform
    auf den Weg zu bringen.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)