Rede:
ID1602801400

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 11
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. nun: 1
    5. der: 1
    6. Abgeordnete: 1
    7. Dr.: 1
    8. Guidoesterwelle: 1
    9. für: 1
    10. die: 1
    11. FDP-Fraktion.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/28 Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Struck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Bernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD) . . . . . . . . Monika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Monika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Kolbow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Löning (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . 2203 D 2207 A 2211 A 2216 B 2221 A 2226 C 2235 C 2239 C 2242 C 2244 B 2245 D 2262 C 2264 C 2266 C 2267 C 2268 A 2269 B 2270 C 2271 D 2272 C 2274 A Deutscher B Stenografisch 28. Sitz Berlin, Mittwoch, de I n h a l Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushalts- jahr 2006 (Haushaltsgesetz 2006) (Drucksache 16/750) . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2005 bis 2009 (Drucksache 16/751) . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 04 Bundeskanzleramt E A i Z A S D d ( D D E 2203 A 2203 B 2203 B Markus Meckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Monika Griefahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2249 D 2250 A undestag er Bericht ung n 29. März 2006 t : inzelplan 05 uswärtiges Amt n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 1: ntrag der Fraktionen der CDU/CSU, der PD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/ IE GRÜNEN: Belarus nach den Präsi- entschaftswahlen Drucksache 16/1077) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . ckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2252 D 2253 A 2257 A 2259 B Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . Harald Leibrecht (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2275 A 2275 B II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. März 2006 Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Hartwig Fischer (Göttingen) (CDU/CSU) . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Uta Zapf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Hörster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Gerd Höfer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE) . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ 2276 A 2276 D 2278 B 2279 B 2279 B 2279 D 2280 D 2282 A 2283 B 2285 D 2287 B 2289 A 2300 D 2301 A 2302 C 2304 D 2306 C 2308 B 2310 B 2310 C 2312 C 2313 A Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Herrmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Susanne Jaffke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D N B A L 2291 B 2293 B 2295 A 2295 D 2296 D 2298 D 2299 A 2299 B 2300 C DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Uschi Eid (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erichtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2313 B 2314 D 2315 B 2316 D 2316 B 2317 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. März 2006 2203 (A) ) (B) ) 28. Sitz Berlin, Mittwoch, de Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    ngen Einzelplan 15“ ist „Bun- it“ zu lesen. r 1. Satz ist wie folgt zu der Föderalismusreform, dazu führen sollen, glei- Mobilität in Deutschland s Bereichs der Bildungs- einbart haben. Dazu gehört, die internationale wie auch gsländern gewinnen. Ich undesbürgern deutlich zu einen Akt der Humanität cklungspolitik in unserem sowie bei Abgeord- SPD) betonen, dass es nicht nur ht nur über Geld und die uch darüber, dass wir in (Beifall bei der CDU/CSU BÜNDNIS 90/DIE GRÜN [DIE LINKE]: Ihretwegen Vizepräsidentin Gerda Ha Weitere Wortmeldungen lieg Wir sind damit am Schluss ordnung. Ich berufe die nächste Sitz Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. März 2006 2317 (A) (C) (B) ) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Bartsch, Dietmar DIE LINKE 29.03.2006 Bernhardt, Otto CDU/CSU 29.03.2006 Dr. Bisky, Lothar DIE LINKE 29.03.2006 Bülow, Marco SPD 29.03.2006 Hintze, Peter CDU/CSU 29.03.2006 Dr. Höll, Barbara DIE LINKE 29.03.2006 Krichbaum, Gunther CDU/CSU 29.03.2006 Kurth (Quedlinburg), BÜNDNIS 90/ 29.03.2006 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich * Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 29.03.2006 Deittert, Hubert CDU/CSU 29.03.2006* Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.03.2006 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 29.03.2006* Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 29.03.2006 Gabriel, Sigmar SPD 29.03.2006 Goldmann, Hans- Michael FDP 29.03.2006 Gradistanac, Renate SPD 29.03.2006 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 29.03.2006 Heinen, Ursula CDU/CSU 29.03.2006 Hermann, Winfried BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.03.2006 Hilsberg, Stephan SPD 29.03.2006 L M M P S S D D T W (D für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates Undine DIE GRÜNEN intner, Eduard CDU/CSU 29.03.2006* üller (Gera), Bernward CDU/CSU 29.03.2006 üller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.03.2006 flug, Johannes SPD 29.03.2006 cheel, Christine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.03.2006 chmidt (Nürnberg), Renate SPD 29.03.2006 r. Schui, Herbert DIE LINKE 29.03.2006 r. Spielmann, Margrit SPD 29.03.2006 auss, Jörg SPD 29.03.2006 issmann, Matthias CDU/CSU 29.03.2006 28. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 29. März 2006 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Angela Merkel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Gestatten

    ie mir zunächst eine Vorbemerkung. Wir alle haben
    estern die Nachricht von der Freilassung des Afghanen
    bdul Rahman gehört. Ich denke, wir sind uns in die-

    em Hohen Hause einig: Wir haben diese Nachricht mit
    roßer Erleichterung aufgenommen.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Es war für uns schon erschütternd, zu hören, dass
    errn Rahman der Tod drohte, nur weil er zum Christen-

    um konvertiert ist. Ich möchte deshalb allen danken, die
    ie Bemühungen der Bundesregierung um seine Freilas-
    ung unterstützt haben. Denn es war die einhellige Un-
    erstützung in unserem Land und international, die dazu
    eführt hat, dass er freigelassen worden ist.


    (Vorsitz: Präsident Dr. Norbert Lammert)


    Warum sage ich das zu Beginn? Ich sage das, weil wir
    amit deutlich gemacht haben, dass wir es nicht akzep-
    ieren, wenn Menschenrechte missachtet werden, dass
    ir es nicht akzeptieren, wenn die Religionsfreiheit ein-

    ach außer Kraft gesetzt wird. Wir akzeptieren das aus
    wei Gründen nicht: weil es zum einen um das Schicksal
    inzelner Menschen geht, weil wir es den Betroffenen
    chuldig sind, zum anderen aber auch uns selbst. Denn in
    iner Zeit globaler Märkte, in einer Zeit, in der wir inter-
    ational vor großen Herausforderungen stehen, in einer
    olchen Zeit dürfen wir unsere Werte der Demokratie
    nd der Menschenrechte nicht nur im Munde führen,
    ondern wir müssen sie auch behaupten. Das können wir
    ur, wenn wir entschlossen und ohne Zögern für sie ein-
    reten, damit auch außerhalb unseres Landes erkennbar
    ird, dass wir sie behaupten wollen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


    Wir müssen uns immer wieder selbst vergewissern,
    ass wir das wollen; denn wir leben am Anfang des
    1. Jahrhunderts in einer veränderten Welt, in einer Welt,
    ie nach dem Ende des Kalten Krieges neue Gefährdun-
    en kennt, in einer Welt, in der wir neue Wettbewerber
    aben. Das heißt, unser demokratisches Selbstverständ-
    is steht insoweit auf dem Prüfstand, als wir in jedem






    (A) )



    (B) )


    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
    einzelnen Fall beweisen müssen, ob wir es mit unserer
    Politik ernst meinen oder nicht.

    Wir sind in den letzten 130 Tagen schon mit vielen
    Dingen konfrontiert worden. Ich denke nur an den Kari-
    katurenstreit, durch den uns bewusst geworden ist, dass
    auch unsere Grundwerte – auf der einen Seite die Presse-
    freiheit, auf der anderen Seite die Religionsfreiheit – im-
    mer wieder in einem Spannungsverhältnis stehen. Ich
    denke auch – das wurde heute schon angesprochen – an
    die Diskussion über den Iran und die Frage, inwieweit
    wir verhindern können, dass der Iran in den Besitz von
    Atomwaffen kommt, und inwieweit Deutschland in die-
    sem Prozess – im Übrigen seit Jahren – Verantwortung
    übernommen hat.

    Die Tatsache, dass drei Mitgliedstaaten der Europäi-
    schen Union – Frankreich, Großbritannien, Deutsch-
    land – gemeinsam Verhandlungen geführt haben und
    weiter in diesen Prozess eingebunden sind, stellt uns vor
    die Herausforderung, nicht nur passiv zu kommentieren,
    ob die Diplomatie eine Chance hat, sondern aktiv jeden
    Tag dafür zu arbeiten, dass Diplomatie zum Erfolg führt.
    Wenn an diesem Donnerstag ein Treffen der Außen-
    minister von sechs Staaten stattfindet, dann beweist
    Deutschland damit, dass es seine Chance in diesem Pro-
    zess nutzen und deutlich machen will, was in der inter-
    nationalen Gemeinschaft geht und was nicht geht und
    wo Schranken gesetzt werden müssen.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


    Wir haben in dieser Woche über die Frage gespro-
    chen, ob sich Deutschland im Rahmen der Europäischen
    Sicherheits- und Verteidigungspolitik im Kongo enga-
    gieren soll. Das ist eine schwierige Frage. Es kann nie-
    mand sagen, dass es im Kongo keinerlei Risiken gibt.
    Wir haben uns aber seit Jahren in einem diplomatischen
    Prozess und in der Entwicklungshilfe engagiert und wir
    haben dafür gesorgt, dass demokratische Strukturen
    langsam eine Chance bekommen können. Wir haben
    Geld investiert, wir haben Polizisten ausgebildet und wir
    haben dafür Sorge getragen, dass dort heute nicht mehr
    Millionen von Menschen umkommen. Das ist ein Rie-
    senerfolg und diejenigen, die das selber beobachtet ha-
    ben, wie das einige Kollegen getan haben, haben davon
    berichten können.

    Jetzt stellt sich eine ganz entscheidende Frage: Ge-
    lingt es, dort Wahlen durchzuführen, und soll sich die
    Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik dort
    für einen begrenzten Zeitraum engagieren? Darüber
    muss intensiv diskutiert werden. Aber das, was nicht
    geht, ist, traurig zu gucken, wenn uns eines Tages wieder
    Bilder von der Straße von Gibraltar erreichen, die zei-
    gen, wie Flüchtlinge aus Afrika nach Europa kommen
    wollen, auf der anderen Seite aber dann, wenn wir von
    der UNO um Hilfe gebeten werden, Nein zu sagen und
    nicht mitzumachen. Das geht nicht.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Natürlich geht es bei diesen Fragen nicht nur um mili-
    tärische Unterstützung. Der Prozess im Kongo zeigt das.

    I
    l
    n
    a
    n
    a
    p

    v
    a
    r
    2
    g
    g
    u
    I
    z
    p

    W
    h
    t
    p
    A
    l
    W

    E
    D
    w
    R
    a
    D
    d
    o
    j
    a
    k
    A
    w

    f
    f
    A
    s
    d
    b
    s
    w
    w
    n
    N
    d
    z
    t

    (C (D ch kann das für den gesamten Bereich der Entwickungspolitik sagen. Herr Kuhn, ich bekenne mich heute och einmal zu der ODA-Quote. Ich sage Ihnen aber uch, dass die Wege, die dorthin führen, noch nicht geau beschrieben sind. Unsere Glaubwürdigkeit wird aber uch davon abhängen, ob wir unsere internationalen Verflichtungen einhalten. Ich muss allerdings leise darauf hinweisen, dass auch ergangene Regierungen – nicht nur die letzte, sondern uch schon die vorletzte – nicht immer konsequent waen. Ich sage Ihnen nur: Die Herausforderungen des 1. Jahrhunderts werden uns immer stärker dazu zwinen, auch an dieser Stelle deutlich zu machen, dass wir laubwürdig sind, weil ansonsten andere auf der Welt ns und unsere Wertvorstellungen nicht ernst nehmen. ch glaube, dass die Dringlichkeit in den nächsten Jahren unimmt. Daraus wird sich die Erfüllung unserer Verflichtungen ergeben. Ich bin froh, dass wir uns im Zusammenhang mit eißrussland in der Europäischen Union, aber auch ier in Deutschland ganz klar geäußert haben. Die dorige Opposition bedarf unserer Unterstützung, weil Oposition zu einem demokratischen Gemeinwesen gehört. ls demokratisches Gemeinwesen kann man Weißruss and leider noch nicht bezeichnen. Es gab dort massive ahlfälschungen und das muss benannt werden. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Ich sage das deshalb zu Beginn meiner Rede, weil das
    intreten für Werte unsererseits von anderen außerhalb
    eutschlands, außerhalb Europas beobachtet wird und
    eil das konsequente Eintreten für Werte natürlich auch
    espekt verschafft, und zwar in einer Welt, in der wir
    uch ökonomisch vor neuen Herausforderungen stehen.
    iese neuen Herausforderungen haben damit zu tun,
    ass Menschen in China, in Indien, in den mittel- und
    steuropäischen Staaten plötzlich sagen: Auch wir haben
    etzt die Möglichkeit, am Wettbewerb teilzunehmen;
    uch wir wollen, dass unser Lebensstandard steigt. Wir
    önnen nicht erklären, warum wir zwar für uns etwas in
    nspruch nehmen, es anderen aber nicht gönnen. Das
    äre keine demokratische Haltung.

    Wegen des verstärkten Wettbewerbs sind wir aufge-
    ordert, deutlich zu machen, was wir wollen. Wir sind
    ür das Modell der sozialen Marktwirtschaft, für den
    usgleich zwischen sozialer Gerechtigkeit und wirt-

    chaftlicher Stärke, für die Teilhabe jedes Einzelnen, für
    ie Unteilbarkeit der Menschenrechte, für die Unantast-
    arkeit der Würde des Menschen. Das sind unsere Maß-
    täbe. Sie müssen sich jetzt in einer Welt beweisen, die
    ir nicht durch Abschottung gestalten können. Nachdem
    ir die Mauer durch Deutschland beseitigt haben, kön-
    en wir jetzt nicht eine Mauer um Deutschland ziehen.
    ach meiner Auffassung müssen wir deutlich machen,
    ass wir nur durch Offenheit und durch ein Bekenntnis
    ur Freiheit bestehen können. Ich meine eine verantwor-
    ete Freiheit, die neue Gerechtigkeit schafft. Das ist der






    (A) )



    (B) )


    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
    Ansatz, mit dem Deutschland seine Probleme lösen
    muss.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


    Daraus erwächst die Aufgabe dieser Regierung. Wir
    haben gesagt, sanieren, investieren, reformieren. Mit
    dieser Etappe haben wir losgelegt und dabei haben wir
    einiges zustande gebracht. Ich will mich damit heute
    nicht lange aufhalten. Ich will nur sagen: Der Haushalt,
    über den wir heute debattieren, ist ein Haushalt in einer
    Legislaturperiode, die sich das Sanieren zur Aufgabe
    gemacht hat. Dieses Sanieren darf Wachstum aber nicht
    abkoppeln und nicht verhindern, sondern muss es sehr
    wohl möglich machen. Deshalb ist dieser Haushalt im
    Zusammenhang mit anderen Haushalten zu sehen.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


    Selbstverständlich haben wir gesagt: Wir investieren.
    Herr Gerhardt, Sie haben heute gesagt, wir geben den
    Menschen nicht alles zurück, was wir zusätzlich inves-
    tieren. Aber Sie haben dabei nicht gesagt, dass wir auf
    einem Schuldenberg sitzen und dass wir diesen Schul-
    denberg abbauen müssen, dass wir zumindest die Neu-
    verschuldung abbremsen müssen. Das ist schwer genug.


    (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Von Schuldenabbau ist in dem Haushalt allerdings nicht viel zu merken!)


    – Ich finde wirklich, Sie sollten sich das einmal ganz ru-
    hig anhören.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Das ist wirklich besser so. 130 Tage nach Regierungsbe-
    ginn kann man noch ruhig zuhören.


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Noch gibt es die Freiheit, einen Zwischenruf zu machen!)


    – Es ist das demokratische Recht, dazwischenzurufen.
    Aber noch schöner ist, wenn auch die Opposition auf der
    Zeitschiene konsistent und glaubwürdig ist. Das trägt
    dazu bei, dass das Zutrauen zur Politik wieder besser
    wird.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Da hat sie Recht!)


    Wenn wir Schulden abbauen und neue Investitions-
    spielräume schaffen wollen, dann können wir nicht alles
    gleichzeitig machen – Wachstum plus Haushaltskonsoli-
    dierung –, ohne über die Einnahmeseite zu sprechen. Ich
    muss der FDP nun wirklich sagen – Sie wissen es ganz
    genau –: Wenn Sie sich einmal den Bleistift nehmen, al-
    les in aller Ruhe richtig addieren und das, was Sie vorha-
    ben, in Gesetzesform gießen, dann zeigt sich, dass bei all
    Ihren Vorschlägen riesige Lücken klaffen. Man kann
    keine Steuerreform durchführen, die Mindereinnahmen
    in Höhe von 27 Milliarden Euro vorsieht, und so tun, als

    o
    d

    I
    l
    h
    f

    s
    d
    d
    n
    s
    b
    w
    v
    A
    g
    t
    m
    s
    L
    z
    d
    i
    k

    f
    n
    t
    w
    r
    E
    e
    s
    2
    k
    w
    d
    m
    z

    n
    s
    l
    n
    d
    g
    m

    z
    w

    (C (D b man nicht gleichzeitig über Mehreinnahmen nachenken muss. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    ch finde ehrlich, was wir tun. Ehrlichkeit ist die Grund-
    age für Vertrauensgewinn. Es ist vernünftig, so vorzuge-
    en: sanieren, investieren – 25 Milliarden Euro – und re-
    ormieren.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Vor der Wahl hörte sich das anders an! – Joachim Poß [SPD]: Da hat er auch wieder Recht!)


    Es ist gesagt worden, dass keine Strukturreformen
    ichtbar sind. Herr Kuhn und andere, Sie wissen genau,
    iese große Koalition hat entschieden – diese Entschei-
    ung wurde übrigens in den ersten 130 Tagen, vor und
    icht nach den Landtagswahlen getroffen –, den Men-
    chen im Zusammenhang mit dem Rentenversicherungs-
    ericht deutlich zu sagen: Unsere demografische Ent-
    icklung bedingt, dass wir miteinander auch über eine
    erlängerte Lebensarbeitszeit sprechen müssen. Diese
    ussage war richtig und sie war mutig. Weil wir eine
    roße Koalition sind, war es auch so, dass die Volkspar-
    eien nicht gegeneinander, sondern miteinander argu-
    entiert haben. Jeder kann sich vorstellen – das kann

    ich auch jede Regierungskoalition vorstellen –, wie die
    andtagswahlkämpfe abgelaufen wären, wenn wir nicht
    usammen gewesen wären. Da haben wir eine Chance
    ieser großen Koalition genutzt. Sie hat uns – auch das
    st ein Ergebnis der Wahlen – nicht geschadet. Darauf
    önnen wir ein Stück stolz sein.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Ich sage ganz klar: Das war die erste Etappe. Jetzt
    olgt die zweite; denn was wir gemacht haben, reicht mir
    icht, reicht der Koalition nicht und – das ist das Wich-
    ige – reicht nicht für Deutschland. Zu dieser Zeit, wo
    ir hier im Deutschen Bundestag miteinander debattie-

    en, werden die neuen Arbeitslosenzahlen verkündet.
    s sind wohl knapp unter 5 Millionen Arbeitslose. Aber
    s sind fast 2 Millionen Menschen, die langzeitarbeitslos
    ind, und es sind 600 000 junge Menschen unter
    5 Jahren, die keine Perspektive für sich sehen. Das
    ann uns natürlich nicht ruhen lassen. Deshalb beginnen
    ir mit der zweiten Etappe mit acht wichtigen Projekten,
    ie ich Ihnen darstellen möchte, mit denen wir deutlich
    achen, dass wir unseren Weg sehr konsequent fortset-

    en.

    Lassen Sie mich mit der Föderalismusreform begin-
    en. Ich bin etwas bedrückt – ich will das unverhohlen
    agen – darüber, dass über die Föderalismusreform in
    etzter Zeit beschränkt auf ganz wenige Punkte, die auch
    och relativ stark aus dem Zusammenhang gerissen wur-
    en, diskutiert wird, während das Anliegen, das wir ge-
    enüber den Menschen haben, aus meiner Sicht nicht
    ehr in vollem Umfang dargestellt wird.

    In den Jahrzehnten seit Verkündung des Grundgeset-
    es gab es in der Bundesrepublik Deutschland eine Ent-
    icklung, in der sich die Zahl der zustimmungsbedürfti-






    (A) )



    (B) )


    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
    gen Gesetze immer weiter erhöht hat – mit dem
    bekannten Phänomen, dass im Vermittlungsausschuss
    Lösungen gefunden werden, über deren Zustandekom-
    men keine Transparenz herrscht, weil aus dem Vermitt-
    lungsausschuss nicht berichtet werden darf. Diese Tatsa-
    che hat einen Beitrag zur Politikverdrossenheit geleistet.
    Sie hat im Übrigen zu einer schleichenden Verantwor-
    tungslosigkeit geführt,


    (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: So ist es!)


    weil man niemals sagen kann, ob nun der Bund oder die
    Länder die Verantwortung haben.


    (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Richtig!)


    Sie hat sogar dazu geführt – wenn man ehrlich ist, muss
    man das zugeben –, dass in den Ausschüssen im Deut-
    schen Bundestag zum Teil gar nicht mehr debattiert
    wurde, weil man wusste: Wenn man schon Kompro-
    misse schließen muss, dann schließt man sie bitte schön
    im Vermittlungsausschuss, aber doch nicht schon vor
    den Augen der Öffentlichkeit im Bundestag.

    Wenn wir jetzt davon wegkommen, dass 60 Prozent
    der Gesetzgebungsvorhaben zustimmungsbedürftig sind,
    und dahin kommen, dass es nur noch 40 Prozent oder
    unter 40 Prozent sind, dann haben wir geschafft, dass bei
    mehr Gesetzgebungsvorhaben – die Differenz ist
    20 Prozentpunkte oder mehr – die Verantwortlichkeit
    wieder zugeordnet werden kann, dass wir, wenn wir im
    Bundestag zum Schluss verantwortlich sind, Rede und
    Antwort stehen müssen, dass auf der anderen Seite auch
    ein Land, das sich ein merkwürdiges Verfahren für den
    Vollzug eines Gesetzes ausgedacht hat, Rede und Ant-
    wort stehen muss, wenn gefragt wird, warum ein anderes
    Land das besser macht. Ich kann Ihnen heute schon vo-
    raussagen, wie schön die Länder untereinander darauf
    achten werden, ob sie denn ein vernünftiges Verfahren
    haben, weil sie natürlich sehen, wo es besser läuft und
    wo es schlechter läuft.

    Jetzt kommt ein zweiter Punkt: Ist die Antwort auf
    Globalisierung eigentlich Zentralisierung auf Bundes-
    ebene? Wenn ich die Diskussion über die Bildungspoli-
    tik höre, gewinne ich den Eindruck: Das Allerbeste
    wäre, wir würden ein Schulministerium zentraler Art
    hier in Berlin errichten und von dort aus die Schulpolitik
    machen.


    (Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wenn Sie das wollen, dann muss ich Ihnen aber sagen:
    Sie kommen damit doch nicht einmal bis zu Ihren eige-
    nen Landtagsfraktionen.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sehr richtig! So ist es!)


    Mit Verlaub – ich möchte den Kollegen Tauss jetzt nicht
    angreifen –, der Kollege Tauss als Generalsekretär der
    baden-württembergischen SPD hat im Landtagswahl-
    kampf doch eine bittere Erfahrung gemacht. Man hat
    ihm angeboten, in den Landtag zu gehen, wenn er sich
    für Schulpolitik interessiert, weil das einfach nicht die
    Sache des Bundestages ist.

    D
    t


    e
    h

    d
    d
    b
    d
    i
    h

    s
    e
    v
    m
    g
    g
    t
    d
    d
    w
    a
    K

    n
    w
    d
    d
    c
    P
    K
    a
    k
    j

    W
    s
    f
    S
    w
    a
    d
    p
    s

    (C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der FDP: Das wäre eine super Idee!)


    as ist doch auch okay. Wer die Leidenschaft Schulpoli-
    ik hat, der ist im Bundestag falsch aufgehoben.


    (Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Meine Damen und Herren, ganz still! Jetzt passen Sie
    inmal ganz ruhig auf! Wir sind, finde ich, an einem
    ochinteressanten Punkt angekommen.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ja, genau!)


    Wer möchte, dass Schulpolitik Bundespolitik wird,
    arf keine Föderalismusreform anstreben, sondern muss
    arüber sprechen, ob wir in Deutschland noch Länder
    rauchen. Das war aber nicht Gegenstand der Verabre-
    ung und fände, so wie das Grundgesetz derzeitig noch
    st, in der zweiten Kammer auch keine Zweidrittelmehr-
    eit.


    (Beifall des Abg. Dr. Peter Ramsauer [CDU/ CSU])


    Sie und wir alle – bei uns in der CDU/CSU-Fraktion
    ind die Diskussionen doch nicht anders – müssen mit-
    inander überlegen, was sinnvoll ist und was nicht sinn-
    oll ist, aber auch, was machbar ist. Bei der Föderalis-
    usreform wird es zum Schluss um eine Abwägung

    ehen, ob das, was wir jetzt mit den Ländern gemeinsam
    eschaffen haben, besser ist als das, was wir vorher hat-
    en. Ich finde den Zustand, dass über die Frage von Stu-
    iengebühren, Juniorprofessuren und anderes jedes Mal
    as Bundesverfassungsgericht entscheiden muss, weil
    ir es nicht schaffen, unsere Kompetenzen zu ordnen,

    bsolut unzureichend. Deshalb sollten wir uns mit aller
    raft der Föderalismusreform zuwenden.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Beifall bei der FDP)


    Meine Damen und Herren, natürlich sind – wenn ich
    och einen Blick auf die Bildungspolitik in Deutschland
    erfen darf – Innovationen in Bildung und Forschung
    ringend nötig. Das gilt im Übrigen für alle. Alle Bun-
    esländer haben es versäumt, auf eine ganz einfache Sa-
    he zu achten, was ganz wesentlich zum schlechten
    ISA-Abschneiden beigetragen hat. Dass zum Beispiel
    inder mit ausländischem Hintergrund, deren Eltern

    usländischer Herkunft sind, wenn sie in die Schule
    ommen, Deutsch lernen müssen, müssen die Länder
    etzt durchsetzen.


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dafür hatten Sie doch schon 20 Jahre Zeit!)


    ir müssen durchsetzen, dass die Integrationskurse
    chrittweise weiter aufgebaut werden und die Mittel da-
    ür abfließen. Aber das kann man – das wissen auch
    ie – nicht in einem halben Jahr schaffen, sondern das
    ird ein längerer Prozess sein. Dass die Integrationsbe-

    uftragte im Kanzleramt sitzt, ist ein deutlicher Beweis
    afür, dass diese Bundesregierung Integration schwer-
    unktmäßig als Gemeinschafts-, als Querschnittsaufgabe
    ieht. Ich glaube, das war eine richtige Entscheidung.






    (A) )



    (B) )


    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Hellmut Königshaus [FDP])


    Im Zusammenhang mit mehr Freiheiten und mehr
    Spielräumen möchte ich als zweiten Punkt das Thema
    Bürokratieabbau nennen. Wir erarbeiten jetzt ein Infra-
    strukturbeschleunigungsgesetz unter der Federführung
    des Bundesverkehrsministers. Dieses Infrastrukturbe-
    schleunigungsgesetz ist etwas, was diese große Koali-
    tion zustande bekommen wird und was Rot-Grün nicht
    geschafft hat, weil Sie, Herr Kuhn und andere, das nicht
    wollten. Wir müssen Folgendes sehen: Wenn wir in
    Deutschland 5 Millionen Arbeitslose haben, dann ist es
    eben nicht egal, ob ein Frankfurter Flughafen, ein Schö-
    nefelder Flughafen oder bestimmte andere Infrastruktur-
    objekte in fünf, zehn, 15 oder 20 Jahren gebaut werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Beifall bei der FDP)


    Denn dahinter stehen Menschen, Tausende von Arbeits-
    plätzen. Ob die 15 000 Arbeitsplätze im Zusammenhang
    mit dem Ausbau des Frankfurter Flughafens im Jahre
    2010, 2015 oder 2020 entstehen, wird über das Schicksal
    von einzelnen Menschen, von jungen Menschen ent-
    scheiden. Diese Sichtweise gilt auch in Bezug auf mittel-
    ständische Unternehmen.

    Wir müssen uns doch einmal die Frage stellen: Wel-
    ches Recht haben wir eigentlich, Minderheiten über
    Zeitspannen entscheiden zu lassen, was dazu führt, dass
    Mehrheiten ihre Lebenschancen nicht verwirklichen
    können? Ich finde, darüber müssen wir gemeinsam
    nachdenken und deutlich machen, wie es laufen muss.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


    Wir werden als Bundesregierung dafür sorgen, dass
    das Thema Bürokratieabbau konzeptioneller angegangen
    wird – das haben wir in der Koalitionsvereinbarung ge-
    meinsam festgelegt –: Normenkontrollrat, Standardkos-
    tenmodell, wie die Holländer es uns vorgemacht haben.
    Der Bundeswirtschaftsminister wird ein Mittelstandsent-
    lastungsgesetz erarbeiten lassen, in dem die Dinge kon-
    kret umgesetzt werden.

    Ich möchte Sie auf eine Sache aufmerksam machen,
    über die interessanterweise in Deutschland weniger dis-
    kutiert wird als in anderen Mitgliedstaaten der Europäi-
    schen Union. Es gibt die so genannte Better-Regula-
    tion-Offensive, also bessere Gesetzgebung, bei der auch
    der deutsche Kommissar Verheugen sehr intensiv mitar-
    beitet. Man hat sich auch in der Europäischen Union
    zum ersten Mal seit Jahrzehnten vorgenommen, nicht
    immer neue Richtlinien zu schaffen, sondern einmal zu
    überlegen, ob die Abschaffung von Richtlinien nicht ein
    Schritt wäre, der der gesamten Wachstumsstrategie sehr
    viel besser bekommen würde.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Es ist jetzt gelungen, über 60 Richtlinien abzuschaffen.

    R
    J
    F
    a
    ü

    Z
    W
    W


    w

    b
    d
    s
    d
    g
    c
    r

    d
    k
    a
    n
    d
    m


    l
    d
    s
    I
    A
    r
    I

    d
    w
    b
    u
    v
    d
    M
    v
    d

    (C (D Ich denke, dass wir gerade während der deutschen atspräsidentschaft diesen Weg weitergehen sollten. etzt wird zum Beispiel die Vogelschutzrichtlinie mit der lora-Fauna-Habitat-Richtlinie vereinigt. Sie alle wissen us Ihren Wahlkreisen, was für Diskussionen wir genau ber diese Themen haben. umindest diejenigen Abgeordneten wissen das, die ahlkreise haben, in denen es einen Fluss oder eine iese gibt. (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der SPD – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deutschland ist voll davon!)


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Oh ja!)


    Manch einer hat seinen Wahlkreis in einer Großstadt,
    o dies kein Problem ist.

    Die Bürgernähe der Europäischen Union, die wir
    rauchen, zeigt sich doch darin, dass man Regelungen,
    ie historisch gesehen nacheinander entstanden sind, zu-
    ammenführt. Das wird Freiräume schaffen und uns in
    ie Lage versetzen, uns auf die wirklich wichtigen Auf-
    aben Europas zu konzentrieren, von denen es hinrei-
    hend viele gibt. Wir werden diese Entwicklung wäh-
    end unserer Präsidentschaft voranbringen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich möchte nun drittens zu dem aus meiner Sicht in
    er Tat zentralen Punkt Forschung und Innovationen
    ommen. Da stellt sich die Frage: Wo sind wir besser als
    ndere, damit wir unseren Lebensstandard halten kön-
    en? Herr Kuhn, Sie müssen doch neidlos anerkennen,
    ass wir in den nächsten vier Jahren 6 Milliarden Euro
    ehr für Forschung und Entwicklung ausgeben.


    (Zuruf der Abg. Ulrike Flach [FDP])


    Sie werden es doch mittragen. – Das sind durchschnitt-
    ich 1,5 Milliarden Euro pro Jahr mehr. Wenn Sie sagen,
    as sei genau das Geld, das wir pro Jahr für Landwirt-
    chaftssubventionen ausgeben, dann muss ich erwidern:
    ch war es nicht, die 2002 zugestimmt hat, dass der
    grarhaushalt, abgekoppelt von der Finanziellen Vo-

    ausschau 2007–2013, bis 2013 festgeschrieben wurde.
    ch war es nicht.


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber waren Sie dagegen? Sie machen die Interessenvertretung des Bauernverbandes! Das ist doch unverschämt!)


    Es mag damals Gründe dafür gegeben haben, dass Sie
    ie Entscheidung mitgetragen haben. Auch die Land-
    irtschaftsfachleute in unseren Reihen waren froh darü-
    er. Man konnte den Mitgliedstaaten wie zum Beispiel
    nseren französischen Freunden, mit denen dies 2002
    erabredet wurde, doch 2005 nicht zumuten, dass man
    iese Vereinbarung einfach vergisst und neu anfängt.
    an muss erkennen, dass man sich nicht einfach davon

    erabschieden kann. Auch das gehört zur Redlichkeit in
    er Argumentation.






    (A) )



    (B) )


    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Wir haben zwar die Erhöhung um 6 Milliarden Euro
    beschlossen – ich hoffe, dass uns das Parlament mehr-
    heitlich dabei folgt –, aber wir haben noch keine klar
    ausgearbeitete Strategie. Deshalb befassen wir uns im
    Rahmen eines unserer Projekte für die zweite Etappe mit
    der Frage, an welcher Stelle wir diesen Beitrag in Höhe
    von 6 Milliarden Euro ausgeben müssen, damit am Ende
    der Legislaturperiode Deutschland insgesamt 3 Prozent
    des Bruttoinlandsproduktes für Forschung und Entwick-
    lung ausgibt. Diese Sache ist noch nicht in trockenen Tü-
    chern, weil auf jeden Euro der öffentlichen Hand 2 Euro
    privater Investitionen der Wirtschaft folgen müssen.

    Die Bundesforschungsministerin wird jetzt in sehr in-
    tensive Gespräche eintreten müssen. Sie wird mit der
    Wirtschaft darüber sprechen müssen, wie sie ihren An-
    teil leisten kann. Es handelt sich für die Wirtschaft um
    keine langen Planungszeiträume. Es muss auch darüber
    geredet werden, welche Rahmenbedingungen die Wirt-
    schaft braucht.

    Eines der Projekte, das wir zu Beginn der Legislatur-
    periode erfolgreich durchgeführt haben, befasste sich
    mit der Chemikalienrichtlinie. Wir sind da zu einer ver-
    nünftigen Lösung gekommen – auch das war ein Erfolg
    der großen Koalition –, die dazu führt, dass Chemie-
    werke wie zum Beispiel die BASF ihren Beitrag zur For-
    schung leisten können. Wenn wir ihnen diese Möglich-
    keit nicht eröffnen und ihnen Restriktionen auferlegen,
    dann können sie in Deutschland auch nicht forschen.

    Wer sich einmal mit dem gesamten Bereich der En-
    zymforschung befasst hat, der weiß: Wenn nicht die
    Grüne Gentechnologie hinzukommt


    (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weiße Gentechnologie!)


    – das hat nichts mit Lebensmitteln zu tun –, dann kann
    die Forschung nicht in einfacher Weise durchgeführt
    werden. Deshalb bin ich sehr froh, dass wir jetzt in die-
    sen Dialog eintreten.

    Wir werden, anknüpfend an das Projekt „Partner für
    Innovation“, das vom vorherigen Bundeskanzler initiiert
    wurde, einen Rat für Innovationen bilden. Dieser Rat
    für Innovationen ist ein Beratungsgremium für die Bun-
    desregierung und für die Minister, zu deren Zuständig-
    keitsbereich Forschung und Technologie gehören. Dieser
    Rat soll sich mit der Frage beschäftigen, wo die Stärken
    in der Grundlagenforschung liegen, die wir weiterentwi-
    ckeln müssen, damit wir eine Chance haben, marktüber-
    greifende Projekte durchzuführen. Denn es müssen Pro-
    dukte entwickelt werden. Es ist zwar gut, ein Land der
    Ideen zu sein, aber am Ende müssen Produkte stehen,
    damit wir wirtschaftlich davon profitieren. Diesen Span-
    nungsbogen müssen wir schaffen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Unter diesen Projekten befinden sich auch Leucht-
    türme. Dazu gehört die Gesundheitskarte. Dieses Pro-
    jekt zeigt, dass Deutschland ein modernes Land ist und
    dass die Informationstechnologie in unser Alltagsleben

    E
    t
    m
    n
    u
    b
    t

    g
    s
    e
    i
    i
    H
    d
    H
    T
    s

    D
    u
    j
    E
    d
    d
    E
    v
    I
    s
    g
    w

    s
    T
    w
    d
    w
    s
    r
    P
    w
    w

    g
    p
    d
    i
    z
    a

    D
    d
    l
    n
    w

    c
    h

    (C (D inzug hält. Wir werden das mit aller politischen Gestalungskraft vorantreiben. Diese ist notwendig, weil es im er wieder Einzelinteressen von Gruppen gibt, die sich icht über die Einführung der Gesundheitskarte freuen nd für die Transparenz ein gewisses Gefahrenmoment edeutet. Aber hier hat die Politik den Gemeinwohlaufrag auszuführen. Wir werden dafür Sorge tragen, dass sich Deutschland erade im Bereich der Informationstechnologie wieder tärker engagieren kann. Ich werde zu einem IT-Gipfel inladen, um deutlich zu machen: Hier ist eine Branche, n der neue Arbeitsplätze entstehen können. Dort wurden m letzten Jahr 6 000 bis 8 000 Leute neu eingestellt. ier fehlen im Übrigen zum Teil Ingenieure. Wir müssen en jungen Leuten sagen: Hier habt ihr eine Chance. – ier können wir vorne sein, auch wenn wir heute zum eil noch nicht so weit vorne sind, wie ich mir das wünchen würde. Ich will einen weiteren Aspekt ansprechen. Hier ist eutschland Vorbild; hier haben wir riesige Chancen nd Stärken, die uns weiterbringen können. Wir haben es etzt auf europäischer Ebene geschafft, dass mit dem uropäischen Forschungsrat eine Institution gegrünet werden wird, die sich an das Begutachtungssystem er deutschen Wissenschaft anlehnt und damit dem xzellenzgedanken in Deutschland zum Durchbruch erhelfen wird. Es wird jetzt darauf ankommen, dass alle nstitute, die in Europa gegründet werden, alle europäichen Forschungsund Innovationsinstitute, immer den leichen Maßstäben genügen. Dafür wird Deutschland ährend seiner Präsidentschaft sorgen. Für mich ist der in diesem Zusammenhang in Rede tehende Betrag von 6 Milliarden Euro kein fiskalisches hema, kein Thema, bei dem jedes Ressort äußern kann, orüber es schon immer einmal forschen wollte, sonern ein Thema, an dem wir eine Strategie aufbauen ollen. Ich freue mich, dass hierbei eine sehr gute Zu ammenarbeit zwischen allen Ressorts der Bundesregieung stattfindet, worüber wir gerne und intensiv mit dem arlament diskutieren wollen, weil wir nur so einen irklichen Nutzen für Deutschland zustande bringen erden. Ein Thema, bei dem Innovationen in der Tat eine roße Rolle spielen, ist der vierte Punkt, die Energieolitik. Die Bedeutung der Energiepolitik – und damit ie Sorgen, Ängste oder Unsicherheiten der Menschen n unserem Land in diesem Zusammenhang – hat sich war in den letzten Monaten ganz elementar gezeigt, ist ber eigentlich seit langem bekannt. Es gibt unter uns Herr Heil hat das angesprochen – keine Unterschiede: ie Versorgungssicherheit, die Wirtschaftlichkeit und ie Umweltverträglichkeit müssen die drei großen Säuen sein. Sie existieren in einem permanenten Spanungsverhältnis zueinander. Sie müssen aber ausgefüllt erden und sind gleichermaßen wichtig. Es gibt unterschiedliche Bewertungen darüber, welhe Rolle die einzelnen Energieträger spielen sollen. Das aben wir vor Abschluss der Koalitionsvereinbarung Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel gewusst; wir haben in den ersten 130 Tagen erlebt, dass das so bleiben wird. Das heißt aber nicht, dass wir uns wegen dieser einen unterschiedlichen Bewertung in einer Frage um die Beantwortung der Frage drücken können, wie ein Energiekonzept bis zum Jahr 2020 aussieht. Deshalb werden wir am nächsten Montag eine erste Runde eines Energiegespräches abhalten, wobei zum Schluss im zweiten Halbjahr 2007 ein Energiekonzept bis zum Jahr 2020 stehen soll, in dem wir darlegen, wie wir Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit, also auch niedrige Strompreise, und Umweltverträglichkeit zusammenbringen. Jenseits der unterschiedlichen Meinungen gibt es in dieser Koalition ein breites Maß an Übereinstimmung darin, dass wir Technologieexporteur werden können, dass wir in der Energieeffizienz Spitze sein sollten und dies von großer Bedeutung sein wird. Ich bin sehr froh, dass wir endlich davon weggekommen sind, nur auf die Wirtschaft zu schauen. Ich erinnere an die Diskussion über den Biodiesel und die CO2-Einsparungen im KfzBereich. Die Biodieseldiskussion ist schwierig, weil wir in bis 2009 bestehende Besitzstände eingreifen. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt macht ihr Steuern drauf! Das ist absurd!)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





    (A) )


    (B) )


    – Das ist nicht absurd. Wir werden das vernünftig regeln,
    Herr Kuhn.

    Ich sage Ihnen voraus: Wenn wir eine Beimischungs-
    pflicht eingeführt haben werden, werden Sie von den
    Grünen die Ersten sein, die für sich proklamieren, dass
    sie diese Idee hatten. Aber dann waren wir es, die die
    Pflicht der Beimischung von Biodiesel für alle Kfz mit
    Dieselmotor eingeführt haben werden, was den Markt
    erheblich erweitern wird.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Dafür müssen wir die jetzigen Umstellungsschwierigkei-
    ten in Kauf nehmen, vernünftig ausdiskutieren und trotz-
    dem unsere Haushaltsziele erfüllen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Sie wissen: Es muss gespart werden; zum Haushalt
    komme ich gleich. Aber wo man auch mit dem Sparen
    anfängt, ist es nicht recht. Irgendwann kommt es beim
    Finanzminister oder im Zweifelsfalle manchmal auch
    bei der Kanzlerin – vorher noch beim Kanzleramtsminis-
    ter – zusammen.


    (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Seit wann ist Steuererhöhung sparen? Peinlich!)


    Wenn wir sparen wollen, dann müssen wir es an be-
    stimmten Stellen auch tun. Deshalb werden wir die
    Dinge zusammenbringen.


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Beim Ehegattensplitting können Sie sparen!)


    Ich bin sehr erleichtert, dass diese große Koalition
    bzw. der Bundesumweltminister zusammen mit dem
    Bundeswirtschaftsminister bei der Ausarbeitung des Na-

    t
    C
    d
    h
    s
    g

    f
    s
    u
    e
    g
    A
    u
    d

    r
    g
    d
    e
    s
    n
    g

    a
    w
    w
    p
    M
    V
    t

    e
    M
    i
    d
    e
    h
    R
    e
    g
    k
    s
    a
    d
    w
    H
    d
    l
    g
    s
    B
    u

    v

    (C (D ionalen Allokationsplanes 2, also der Fortsetzung der O2-Einsparungen, nicht wieder das Theater aufführt, as es in der vergangenen Legislaturperiode gegeben at, sondern versucht, Wirtschaftlichkeit, Versorgungsicherheit und Umweltverträglichkeit zusammenzubrinen. Dem Bundesaußenminister bin ich sehr dankbar daür, dass er die Energiepolitik ausdrücklich als strategichen Teil unserer Außenpolitik definiert hat, und zwar nter Berücksichtigung der Menschenrechte. Wir haben s heute mit Ländern zu tun, zum Beispiel mit China, die anz bewusst eine einseitig auf Rohstoffe ausgerichtete ußenpolitik betreiben. Wir müssen unsere Werte mit nseren Interessen in Einklang bringen. Genau das weren wir auch tun. Fünftens. Bezogen auf die Finanzpolitik habe ich beeits die Punkte angesprochen, die der Finanzminister estern sehr ausführlich dargestellt hat: Annäherung an ie Realität und keine falschen Versprechungen. Mir ist s, ehrlich gesagt, lieber, wenn Sie uns in der ersten Leung des Haushalts kritisieren, weil wir Schulden aufehmen werden, die auch meiner Meinung nach besser eringer wären – keiner in diesem Hause ist froh darüber –, ls dass wir nächstes Jahr um diese Zeit Krokodilstränen einen und sagen: Das haben wir voriges Jahr nicht geusst. – Diese Spirale einer kurzsichtigen Haushaltsolitik wird durchbrochen. Das erfordert am Anfang ut, aber bringt am Ende Verlässlichkeit und schafft ertrauen. Ich bin der Meinung, dass es besser ist, Verrauen zu schaffen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    (Zuruf von der FDP: Wohl wahr!)


    Wir werden das große Projekt der Unternehmensteu-
    rreform angehen. Das wird ein Projekt sein, das die
    itarbeit vieler erfordert. Deutschland, dessen Stärken

    m mittelständischen Bereich liegen – da sind wir uns in
    iesem Haus wahrscheinlich wieder alle einig –, muss
    ine rechtsformneutrale Besteuerung der Unternehmen
    inbekommen. Mit der Begründung, dass sich die
    echtsformen der Unternehmen im 20. Jahrhundert nun
    inmal so entwickelt haben, werden wir im Rahmen der
    lobalen Diskussionen des 21. Jahrhunderts nicht durch-
    ommen. Die Leute werden uns sagen: Ihr seid doch
    onst so fix und helle. Lasst euch was einfallen! – Dass
    ber die uns oft empfohlenen Modelle, die zu Steuermin-
    ereinnahmen jenseits der 25 Milliarden Euro führen
    erden, angesichts der augenblicklichen Situation des
    aushalts nicht besonders hilfreich sind, muss auch je-
    er sehen. Insofern hat die Bundesregierung eine ziem-
    ich komplizierte Aufgabe zu bewältigen, und zwar
    emeinsam mit den Verantwortlichen in dieser Gesell-
    chaft, von den Kommunen über die Länder bis zum
    und. Ich halte diese Reform für ausgesprochen wichtig
    nd deshalb werden wir sie auch durchführen.

    Für mich ist auch wichtig, die Erbschaftsteuer zu
    erändern, und zwar als klares Zeichen an die Mittel-






    (A) )



    (B) )


    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
    ständler. Wir müssen vor allen Dingen auch mental die-
    jenigen unterstützen, die trotz der Globalisierung im
    Erbschaftsfall das Geld nicht in irgendeine Kapitalan-
    lage investieren, sondern ganz bewusst sagen: Ich lasse
    das Geld in meinem Betrieb. Ich möchte in dem Betrieb,
    der eine Tradition hat, weiterarbeiten. – Diesen Men-
    schen müssen wir den Rücken stärken. Deshalb ist die
    Erbschaftsteuerreform so wichtig.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


    Sechstens. Zur Familienpolitik kann ich an dieser
    Stelle nur kurz etwas sagen. Wir haben ein demografi-
    sches Problem, wir sind kein kinderfreundliches Land
    und wir haben in diesem Bereich viele Aufgaben zu lö-
    sen. Ich weiß nicht, ob man nach der Reihenfolge vorge-
    hen kann, Herr Kuhn, „erst Betreuung, dann Elterngeld“.
    Ich glaube, wir müssen auf verschiedenen Ebenen
    gleichzeitig arbeiten.

    Ich habe den Eindruck, dass hier in den letzten Jahren
    ein erhebliches Umdenken erfolgt ist; das sage ich auch
    für die CDU/CSU-Fraktion und für die CDU als Partei.


    (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Aber nicht für die CSU!)


    Schauen Sie sich einmal die Betreuung der unter Drei-
    jährigen in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-
    Württemberg und Hamburg an! Die Situation ist in allen
    Bundesländern nicht besonders befriedigend, in den
    Städten ist sie fast noch am besten.


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In Bayern ist das eine Katastrophe!)


    – Wir können die Statistiken gerne austauschen. – Aber
    das ist nicht das Problem.


    (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Doch!)


    Tatsache ist, dass es für Kinder unter drei Jahren zu we-
    nige Betreuungsmöglichkeiten gibt. Aber dafür sind
    vorrangig die Länder zuständig. Durch die Mehrwert-
    steuererhöhung und die Übernahme der Kosten für die
    Unterkunft leisten wir unseren Beitrag und verschaffen
    den Ländern und Kommunen Spielräume, damit sie im
    Bereich der Ganztagsbetreuung etwas machen können.


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Endlich!)


    Das darf nicht in Vergessenheit geraten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    So verlässlich, wie wir an dieser Stelle waren, müssen
    die Kommunen jetzt auch das Geld ausgeben.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


    Wir beschreiten mit dem Elterngeld einen neuen
    Weg. Über diesen Weg müssen wir diskutieren, er wird
    nicht ganz einfach sein. Denn zum ersten Mal wird die
    Frage gestellt, wie wir gut ausgebildeten Frauen jenseits
    der ganz kleinen Verdienste, die sich für Kinder und Be-

    r
    e
    m
    c
    l
    B
    v
    z
    h
    e
    c
    B
    D
    e
    j

    K
    l
    m
    s
    m
    g

    W
    w
    e
    W
    f
    d
    i
    e
    w
    H
    u
    r
    n
    k
    z
    d
    S

    f
    w
    P
    e
    w
    I
    A
    g

    I
    ü
    n
    g
    I
    l

    (C (D uf entscheiden, für eine begrenzte Zeit die Möglichkeit röffnen können, nicht einen wahnsinnigen Einkomensverlust zu erleiden, sondern diese Zeit zu überbrü ken. Das ist nicht unumstritten. Bisher haben wir Famiienpolitik sehr häufig vorrangig als Sozialpolitik für edürftige verstanden. Diese Position will ich auch nicht öllig aufgeben. Angesichts der Tatsache, dass 40 Proent der Akademikerinnen in Deutschland keine Kinder aben – die dazugehörigen Männer haben übrigens benfalls keine, darüber wird nur nicht so oft gesprohen –, müssen wir uns aber überlegen, wie wir einen ruch in der Biografie dieser Frauen vermeiden können. iese Überlegungen halte ich für vernünftig. Daher ist s richtig, dass wir die Diskussion über das Elterngeld etzt und nicht erst im Jahr 2015 führen. Ich komme nun zu einem zentralen Bereich, der in der oalition hinsichtlich seiner Wirksamkeit unterschied ich bewertet wird. Das sind – siebtens – die Fragen, die it der Arbeitsmarktpolitik, mit Hartz IV, also der Zu ammenlegung von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe, it dem Niedrigund dem Kombilohn zusammenhän en. Lassen Sie mich wegen der aktuellen Situation ein ort zum Kündigungsschutz sagen. Wir haben nicht enig Zeit während der Erarbeitung der Koalitionsver inbarung auf den Punkt Kündigungsschutz verwendet. ir haben viele Modelle betrachtet und Verbände be ragt. Ich weiß, dass das Thema in der CDU/CSU-Bunestagsfraktion einen etwas anderen Stellenwert hat als n der SPD-Bundestagsfraktion, aber wir haben uns auf twas geeinigt. Zur Verlässlichkeit gehört, dass wir das, as wir miteinander vereinbart haben, und zwar nicht im albschlaf, sondern nach dem Verwerfen von Optionen nd dem Hinzunehmen von Optionen, als Grundlage heanziehen. Wir müssen das mit dem Ziel tun, dass wir ur die Dinge umsetzen, die wir gemeinsam umsetzen önnen. Wir wollen nur die Maßnahmen umsetzen, die u mehr Arbeitsplätzen führen. Mein Vorschlag ist, mit er Verlässlichkeit dieser Koalitionsvereinbarung einen chritt voranzugehen. Alles andere würde nur zu unergiebigen Diskussionen ühren und die Menschen würden nicht verstehen, was ir vor 130 Tagen aufgeschrieben haben. Das ist das roblem. Wir müssen zuerst das umsetzen, was wir verinbart haben. Wenn wir in zwei Jahren merken, dass es eitergehen muss, dann darf es kein Denkverbot geben. n dieser Sache bin ich ganz nah bei Peter Ramsauer. ber lasst uns erst einmal das machen, was wir uns vorenommen haben. Das Kernproblem wird sein – Herr Kuhn, ich stimme hnen zu –, Lösungen für den unteren Lohnbereich, für ber 55-Jährige, für junge Arbeitslose zu finden und eue Erwerbstätigkeiten anzubieten. Wir haben uns vorenommen, uns von bestimmten Dingen zu trennen und nstrumente, die sich nicht bewährt haben – inzwischen iegt der erste Revisionsbericht zu Hartz vor –, über Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel Bord zu werfen. Darüber hinaus wollen wir Maßnahmen bündeln; denn das Dickicht ist immer noch groß. Wir werden natürlich über die Frage der Kombilöhne sprechen müssen. Ich schaue mir gern die Modelle der Grünen an. Wir müssen aber aufpassen: Wenn wir Einstiegsszenarien vorsehen und die Sozialabgaben am Anfang kleiner halten, wie es bei den Hinzuverdienstmöglichkeiten heute schon der Fall ist, dann dürfen Sie den Ausfall anschließend nicht der Bundesgesundheitsministerin oder dem Arbeitsminister zuweisen, damit diese sehen, wie sie damit klarkommen. Sie können nicht einfach annehmen, dass es so viel Mehrbeschäftigung geben wird, dass die Fehlausgaben ausgeglichen werden. Da, wo nichts abgegeben wird, gibt es auch keine Mehreinnahmen. Vielmehr müssen wir darüber sprechen, woher das Geld kommen soll. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Natürlich! Logisch!)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





    (A) )


    (B) )


    Sie können uns dann nicht vorwerfen, wir würden ein-
    fach die Steuern erhöhen und Sie wüssten nicht, warum.
    Es muss zusammenpassen.

    Ich glaube trotzdem, dass die Diskussion sehr intensiv
    geführt werden muss. Wir müssen uns auch mit der Tat-
    sache auseinandersetzen, dass wir nicht in einem luft-
    leeren Raum leben, sondern dass andere Länder – ich
    verweise auf die Dienstleistungsrichtlinie – mit ganz an-
    deren Mindestlöhnen arbeiten. Ich habe gestern den Mi-
    nisterpräsidenten von Lettland empfangen. Dort ist die
    Lage ganz anders. Er ist voller Sorge darüber – ich er-
    wähne das, damit wir in Deutschland darüber Bescheid
    wissen –, dass seine besten Arbeitnehmerinnen und Ar-
    beitnehmer das Land verlassen, weil Irland und Großbri-
    tannien die Arbeitnehmerfreizügigkeit – anders als wir –
    schon gestattet haben. Lettland hat ein großes Problem,
    den eigenen Wirtschaftsaufbau voranzubringen, weil die
    Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer das Land verlas-
    sen, da sie in anderen Ländern in Europa mehr verdienen
    können. Dieser Prozess wird die Löhne in den betreffen-
    den Ländern steigen lassen.

    Das ist ein zentraler Punkt, den wir uns ansehen wer-
    den. Der Bundesarbeitsminister wird, mit Hilfe aller,
    eine Lösung finden. Wir müssen uns aber darüber einig
    sein, dass am Ende mehr Arbeitsplätze entstehen müs-
    sen und es nicht weniger werden dürfen. Das ist die Be-
    dingung, an der sich die Lösung messen lassen muss.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Ein achtes Projekt, das in diesen Tagen in aller Munde
    ist, ist die Gesundheitsreform. Im Koalitionsvertrag ha-
    ben wir uns viel vorgenommen: Steuerzuschüsse aus
    dem Bundeshaushalt werden zurückgebaut. Einer der
    Gründe dafür war, neben dem der Haushaltskonsolidie-
    rung, dass wir uns selbst ein Stück weit unter Druck set-
    zen wollten, um strukturell etwas zu verändern.

    Ich will an das Gesundheitsmodernisierungsgesetz er-
    innern, das damals in Gemeinschaftsarbeit von Union
    und SPD erarbeitet wurde. Es hat seine Wirkung durch-
    aus entfaltet. Die Krankenkassen sind heute weitgehend

    s
    s
    s
    d
    s
    d
    t
    t

    d
    w
    s
    g
    w
    s
    t
    1
    e
    b
    W
    f
    A
    g
    w
    R
    W
    A
    h
    1
    M
    t
    u

    w
    d
    z
    n
    s
    K
    g
    u
    b
    m
    O

    I
    l


    C
    f
    h
    r

    (C (D chuldenfrei. Ich muss aber auch daran erinnern, dass chon bei der Verabschiedung des Gesundheitsmoderniierungsgesetzes gesagt wurde: „Das hält für die Dauer er Legislaturperiode. Danach brauchen wir eine umfasende Strukturreform.“ Das hat im Übrigen dazu geführt, ass die Parteien unterschiedliche Konzepte ausgearbeiet haben. Alle waren sich bewusst, dass wir eine Strukurreform brauchen. Ich glaube, dass wir, wenn wir jetzt in die entscheienden politischen Diskussionen eintreten – sie müssen echselseitig von den Fachpolitikern und den politi chen Führungen bestritten werden, weil das Projekt zu roß ist, als dass es den Fachpolitikern allein überantortet werden könnte; das ist als Unterstützung zu ver tehen –, zunächst eine Lagebeurteilung brauchen: Ersens. In dieser Legislaturperiode fehlen zwischen 7 und 0 Milliarden Euro in diesem System. Darin sind wir uns inig. Zweitens. Es ist vollkommen klar – ich bin dankar, dass sich diese Auffassung durchsetzt –, dass es ettbewerbsspielräume gibt. Wir müssen eine Struktur inden, in der der Wettbewerb besser funktionieren kann. ngesichts des medizinischen Fortschritts, den wir lücklicherweise haben, und der demografischen Enticklung dürfen wir den Menschen als Ergebnis einer eform nicht nennen, dass wir Geld gefunden haben. ir müssen sagen, dass es tendenziell teurer wird. Der nstieg kann zwar gedämpft werden, aber die Gesundeitsversorgung wird im Laufe der nächsten zehn bis 5 Jahre tendenziell teurer, wenn wir nicht wollen, dass enschen aus materieller Not heraus am medizinisch echnischen Fortschritt nicht beteiligt werden. Das ist nser gemeinsames Anliegen. Wir müssen ganz nüchtern überlegen – ich glaube, ir haben die Kraft dazu –, wie wir dafür sorgen können, ass die historisch gewachsene Kopplung an die Lohnusatzkosten am Schluss nicht dazu führt, dass wir weiger Arbeitsplätze haben. Wir können nicht eine Geundheitsreform machen, die alle anderen Ziele der oalition konterkariert. Dabei gibt es viel Spielraum. Ich laube, wir können ganz intensiv, aber auch sehr ruhig nd selbstbewusst, in dem Tempo, das wir vorgeben, areiten. Ich habe gesagt, die Reform muss bis zum Somer fertig sein. Bis zum Sommer heißt aber nicht: vor stern. (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Aber auch nicht bis zum Herbst!)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    nsbesondere in diesem Jahr, wo der Winter nur sehr
    angsam geht, heißt „bis zum Sommer“ so viel wie
    nicht vor Ostern“.


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sommer im Sinne der großen Koalition!)


    Es gibt eine öffentliche Diskussion. Das ist eine
    hance, die die große Koalition bietet: Es gibt ein öf-

    entliches Interesse an schnellen Ergebnissen und eine
    ohe öffentliche Bereitschaft, anschließend zu kritisie-
    en, wenn das Ganze nicht durchdacht war.






    (A) )



    (B) )


    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel

    (Dr. Peter Struck [SPD]: So ist es!)


    Im Namen der Bundesregierung und auch der Koali-
    tionsfraktionen sage ich: Wir wissen um den Zeitdruck,
    wir machen die Reform aber in unserem Tempo. Es gilt:
    Qualität vor Schnelligkeit.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wenn ich zum Schluss über das Thema Gesundheit
    gesprochen habe – ähnlich wird es sich im Pflegebereich
    verhalten –, dann weiß ich, dass dieses Thema so
    schwierig ist wie kaum ein anderes, weil es jeden Men-
    schen betreffen kann. Krank kann ich jeden Tag werden,
    und zwar so krank, dass es meine finanziellen Möglich-
    keiten überschreitet, mich dagegen allein zu schützen.
    Ich glaube, dass an der Frage, wie wir die Gesundheits-
    reform miteinander gestalten, natürlich auch deutlich
    werden kann, welche Haltung wir haben, um politische
    Probleme, die es nun einmal gibt, zu lösen. Diese Hal-
    tung bzw. dieser Stil wird bedeuten – das sage ich für
    mich und auch für andere –, dass man immer auch über
    den eigenen Schatten springen muss, dass das Gemein-
    wohl über das Partikularinteresse gehen muss. Das ist im
    Gesundheitsbereich stark ausgeprägt.

    Das heißt, wir müssen Schutzmauern aufbrechen und
    die Kraft haben, neue Wege zu gehen.


    (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was heißt das genau?)


    Das heißt, wir müssen Prinzipien anwenden und nicht
    Prinzipienanwendung und heilige Kühe durcheinander
    bringen. Nicht jede heilige Kuh kann mit einem Prinzip
    gerechtfertigt werden.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Etwas präziser noch, bitte!)


    Diese Anforderungen stelle ich an uns. Ich spreche
    für die Bundesregierung und ich bitte die Koalitionsfrak-
    tionen darum. Aber es würde in Deutschland Eindruck
    machen, wenn sich auch die Oppositionsfraktionen die-
    sem Geist verpflichtet fühlen würden, weil wir es natür-
    lich weit über dieses Parlament hinaus von allen Grup-
    pen in dieser Gesellschaft erwarten: von den
    Gewerkschaften, von den Arbeitgebern, von den Um-
    weltverbänden und von den vielen Nichtregierungsorga-
    nisationen.

    Wir können nicht auf Maximalforderungen bestehen.
    Das gilt für alle Bereiche, die ich hier genannt habe. Ich
    habe in meiner ersten Regierungserklärung – ich tue es
    heute in dieser Debatte wieder – bewusst gesagt: Wir ge-
    hen kleine Schritte, die aber konsequent und mit einer
    klaren Richtung. Ich glaube, dass, wenn wir diese Politik
    machen – Werte, Prinzipien, Schritte, den Menschen
    nichts Falsches versprechen –, wieder ein Stück Ver-
    trauen in das, was wir vor uns haben, entstehen kann.
    Ohne das Vertrauen der Bevölkerung in das, was wir tun,
    können wir die Veränderungen nicht schaffen. Wenn wir
    das aber schaffen – daran glaube ich ganz fest –, dann
    hat Deutschland eine vernünftige Zukunft und wir kön-
    nen vielen, vielen Menschen ein besseres Leben garan-
    tieren.

    W

    r
    d
    d
    m
    s
    a
    d

    b
    s
    d

    D
    s
    R
    ö
    e
    v
    k

    R
    c
    ü

    d
    i

    v
    g
    A
    s
    a

    d
    d
    g
    w

    (C (D Herzlichen Dank. (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Löblicher Beifall!)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Das Wort hat nun der Abgeordnete Dr. Guido

esterwelle für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Guido Westerwelle


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    en! Die Begeisterung der SPD-Fraktion nach der Rede
    er Bundeskanzlerin war in diesem Raum an den Hän-
    en zu sehen. Ich möchte aber, Frau Bundeskanzlerin,
    eine Rede mit dem beginnen, was aus unserer Sicht

    ehr wohl positiv als Richtungswechsel gegenüber der
    lten Regierung zu verzeichnen ist. Das ist Ihr Anfang in
    er Außen- und Europapolitik.


    (Beifall bei der FDP)


    Dass Sie, Frau Bundeskanzlerin, bei Ihrem Antritts-
    esuch in Washington das Thema Guantanamo ange-
    prochen haben, war richtig und es ist eine Freude, dass
    as endlich wieder jemand an dieser Stelle getan hat.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    ass Sie, Frau Bundeskanzlerin, zu Ihrem Antrittsbe-
    uch nach Moskau gereist sind und sich in Moskau als
    egierungschefin auch die Zeit genommen haben, sich
    ffentlich mit Vertretern der Opposition zu treffen, war
    in wohltuender Unterschied zu Ihrem Vorgänger, der
    on Präsident Putin noch als einem lupenreinen Demo-
    raten sprach.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Sie haben gleich zu Beginn Ihrer Rede völlig zu
    echt auf die Erleichterung Ihrer Regierung – ich bin si-
    her: auch die Erleichterung des ganzen Hohen Hauses –
    ber die Freilassung von Herrn Rahman hingewiesen.

    An dieser Stelle will ich hinzufügen: Die Tatsache,
    ass dieser Bürger nicht zum Tode verurteilt worden ist,
    st das eine. Aber die Tatsache, dass er sich überhaupt
    nur, weil er zum christlichen Glauben übergetreten ist –
    or Gericht verantworten musste, zeigt, dass die Reli-
    ionsfreiheit in Afghanistan nicht gewährleistet ist.
    uch das müssen Sie im Kopf haben; denn dort sind un-

    ere Soldaten für Freiheit und Werte im Einsatz, nicht
    ber für Unfreiheit.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der LINKEN)


    Nun will ich auf den Bereich zu sprechen kommen,
    er in dieser Debatte naturgemäß im Vordergrund steht:
    ie Innenpolitik. Sie, Frau Bundeskanzlerin, haben
    leich zu Beginn Ihrer Rede angeführt, dass sich das,
    as Ihnen die Freien Demokraten vortragen, nicht






    (A) )



    (B) )


    Dr. Guido Westerwelle
    rechne und dass das nicht funktioniere; denn eine solche
    Steuerpolitik könne man in Deutschland nicht machen.

    Ich habe Ihnen, Frau Bundeskanzlerin, etwas mitge-
    bracht. Dieses Schriftstück trägt die Unterschrift von
    Herrn Stoiber, es trägt meine Unterschrift und es trägt
    Ihre Unterschrift. Es ist nicht aus dem letzten Jahrhun-
    dert, sondern etwa ein halbes Jahr alt. Es datiert vom
    1. September 2005. Wenn Sie sagen, die FDP solle mit
    ihrem Reden über ein einfacheres und gerechteres Steu-
    ersystem mit niedrigen Steuersätzen aufhören, so möchte
    ich Sie darauf aufmerksam machen, dass wir dieses Do-
    kument wenige Tage vor der Bundestagswahl gemein-
    sam veröffentlicht haben. Halten Sie sich doch an das,
    was Sie selbst eigentlich für richtig halten!


    (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE] – Dirk Niebel [FDP]: Das hat sie wohl vergessen!)


    Ich kann verstehen, dass es in Zeiten der großen Ko-
    alition so ist, dass die Roten schwärzer werden und die
    Schwarzen erröten. Wenn Sie aber all unsere Vorschläge
    als irreal bezeichnen und einwenden, sie seien nicht um-
    zusetzen und rechneten sich nicht, muss ich Ihnen sagen:
    Entschuldigen Sie, aber Sie haben doch auf Ihrem Leip-
    ziger Bundesparteitag einen Bierdeckelbeschluss ge-
    fasst.


    (Rainer Brüderle [FDP]: Jawohl!)


    So weit wie Sie sind wir an dieser Stelle niemals gegan-
    gen. Unsere Vorschläge waren viel vernünftiger und rea-
    litätsnäher als Ihr Bierdeckelbeschluss. Aber ich sage Ih-
    nen: Sie lösen die Probleme unserer Staatsfinanzen nicht
    durch höhere Steuern, sondern nur durch Wachstum und
    die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Das setzt ein neues
    Steuersystem voraus.


    (Beifall bei der FDP)


    All das waren übrigens auch Ihre Worte, bis Sie dann
    Kanzlerin wurden.

    Jetzt kommen wir zur zweiten tragenden Säule der
    großen Koalition, zu Herrn Müntefering.


    (Beifall des Abg. Olaf Scholz [SPD])


    Machen wir uns doch einmal die Freude, nachzulesen,
    was der Vizekanzler, der jetzt neben Ihnen, Frau Bun-
    deskanzlerin, sitzt, gesagt hat, und zwar nicht irgend-
    wann im letzten Jahrhundert,


    (Olaf Scholz [SPD]: Obwohl auch das noch gar nicht so weit zurückliegt!)


    sondern vor wenigen Monaten im Bundestagswahl-
    kampf, als er noch Vorsitzender der SPD war. Er hat ge-
    sagt, dass wir wirtschaftliche Probleme haben, weil die
    Binnennachfrage in Deutschland nicht anspringt. Wür-
    den wir die Mehrwertsteuer jetzt erhöhen, also Pro-
    dukte und Dienstleistungen spürbar teurer machen,
    würde das die Binnennachfrage noch weiter abwürgen.
    Dann hat er gesagt: Wer stöhnt, weil die Benzinpreise so
    hoch sind, gleichzeitig aber eine Erhöhung der Mehr-
    wertsteuer ankündigt, der hat die Interessenlage der
    Menschen nicht im Blick.

    A
    M
    s
    k

    D
    m

    m
    t

    n
    k

    U
    I
    B
    T

    h
    g
    s
    g
    n

    D
    t
    H
    i
    w

    V
    z
    z

    l
    w
    I

    g
    f

    (C (D (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


    m 3. September des Jahres 2005 hat er gesagt: „Die
    ehrwertsteuererhöhung kostet Arbeitsplätze.“ Ja, wenn

    ie Arbeitsplätze kostet, sollten Sie sie lassen, Herr Vize-
    anzler.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Genau! Das müsste am besten noch mehrmals wiederholt werden! Ich kann das gar nicht oft genug hören!)


    as alles trage ich nicht etwa mit oppositioneller Pole-
    ik vor. All das sind Aussagen aus Ihren eigenen Reden.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ja, genau!)


    Folgendes will ich festhalten: An dieser Debatte neh-
    en jetzt noch 30 bis 40 Abgeordnete der SPD-Fraktion

    eil,


    (Dirk Niebel [FDP]: Oh ja! Jetzt bräuchten wir eine namentliche Abstimmung!)


    atürlich die Wichtigsten und die Schönsten; das ist
    eine Frage.


    (Vereinzelt Heiterkeit)


    m ungefähr so viele Abgeordnete, wie jetzt noch von
    hnen anwesend sind, wäre Ihre Fraktion im Deutschen
    undestag kleiner, hätten Sie Ihren Wortbruch beim
    hema Mehrwertsteuer vor der Wahl angekündigt.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Der Vizekanzler hat heilige Eide geschworen. Gestern
    at Herr Steinbrück seine Rede zum Haushalt vorgetra-
    en, ein Finanzminister, der nur auf der Regierungsbank
    itzt, weil Sie, als es um die Mehrwertsteuer ging, gelo-
    en haben. Sie haben vor der Wahl etwas anderes als
    ach der Wahl gesagt.


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP)


    ieser sozialdemokratische Finanzminister hat uns ges-
    ern erzählt – Sie haben es ja gehört –: Egal wie sich die
    aushaltslage entwickelt und egal ob die Staatsfinanzen

    n diesem Jahr auch so ausreichen würden, die Mehr-
    ertsteuer wird auf jeden Fall erhöht.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ja! So etwas muss man sich hier anhören!)


    om Saulus zum Paulus? Ich würde sagen: vom Paulus
    um Saulus. Darüber müssen wir uns auseinander set-
    en.


    (Beifall bei der FDP)


    Es war geradezu bezeichnend, wie die Rede des Kol-
    egen Heil bei Ihnen von der CDU/CSU aufgenommen
    orden ist und umgekehrt die Rede von Frau Merkel bei

    hnen von der SPD.

    Nach dem vergangenen Wahlsonntag kann man sa-
    en: Keine Regierung zuvor hat eine so große Macht-
    ülle in Bundestag und Bundesrat besessen wie die jet-






    (A) )



    (B) )


    Dr. Guido Westerwelle
    zige, aber noch nie war der gemeinsame Nenner einer
    Regierung so klein wie jetzt bei Schwarz-Rot.


    (Beifall bei der FDP – Dr. Peter Struck [SPD]: Das ist ja Quatsch, absoluter Quatsch!)


    Jetzt gibt es, Frau Bundeskanzlerin, Herr Vizekanzler,
    keine Ausreden mehr. Sie können nicht mehr auf andere
    Häuser verweisen. Sie können nichts mehr auf die böse
    Opposition schieben, die Sie nicht so lässt, wie Sie es
    gerne hätten. Jetzt tragen Sie die volle Verantwortung.
    Sie, Frau Bundeskanzlerin, können nicht mehr philoso-
    phisch sagen: Liebe Genossen, Sie kennen doch unsere
    Probleme in der Union. Sie, Herr Vizekanzler, können
    nicht mehr sagen: Liebe Unionsleute, das kriege ich in
    meiner Partei nicht durch. – Sie wollten zusammen re-
    gieren. Sie stehen in der Verantwortung gegenüber dem
    Volk. Sie haben sich auf die Regierungsbank gesetzt.
    Jetzt müssen Sie Deutschland auch dienen. Fangen Sie
    endlich damit an!


    (Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Sich das von dem sagen zu lassen!)


    Kommen wir nun zu den Herausforderungen, die an-
    gegangen werden müssen. Wenn wir die Arbeitslosig-
    keit in Deutschland signifikant senken wollen, dann
    müssen wir zuallererst die Strukturen in Deutschland
    verändern. Das ist nichts Neues, sondern war schon im-
    mer, bisher jedenfalls, Programm der Kolleginnen und
    Kollegen der Unionsfraktion. Sie, Frau Merkel, sind in
    Ihrer Rede über die Punkte Arbeitsmarkt und Kündi-
    gungsschutz elegant hinweggegangen, indem Sie von ei-
    ner aktuellen Diskussion gesprochen haben. Wir haben
    das versteinerte Gesicht von Herrn Müntefering gese-
    hen.


    (Lachen des Bundesministers Franz Müntefering)


    – Sie lachen.


    (Franz Müntefering, Bundesminister: Über Sie!)


    Sie mögen sich. Sie herzen sich.


    (Dr. Peter Struck [SPD]: Nur kein Neid!)


    Das ist prima. Da will ich nicht stören.


    (Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Angela und Franz, das ist das neue Traumpaar.

    Ich komme nun zu dem, was Herr Müntefering heute
    im „Handelsblatt“ zum Kündigungsschutz schreibt. Ih-
    nen hat das gefallen, deswegen waren Sie auch so zu-
    rückhaltend und haben auf Ihren Händen gesessen, als
    Frau Merkel geredet hat. Zitat von Herrn Müntefering,
    der nun wirklich nicht der liberalen Opposition zuge-
    rechnet werden kann:

    Eigentlich stand auch noch der Kündigungsschutz
    auf der Tagesordnung. ... Ich habe das gestoppt,
    nachdem Teile der Union sich Schritt für Schritt
    von der Koalitionsvereinbarung in diesem Punkt
    verabschiedet haben.

    a
    c
    s
    k
    a
    L
    d
    g
    k

    W

    k
    t
    B
    d
    n

    n
    n
    d
    m
    L
    n
    r

    p
    L
    e
    b
    S
    b
    s
    v
    s
    s



    i
    a
    U
    g

    E
    d
    M

    (C (D Meine sehr geehrten Damen und Herren von der Kolition, wenn Sie regieren wollen und die großen Chanen von Schwarz-Rot beschreiben, was alles möglich ei, was man mit anderen Mehrheiten niemals machen önne, dann müssen Sie wenigstens beim Arbeitsmarkt nfangen. Man muss doch kenntlich machen: Bei einer ockerung des Kündigungsschutzes geht es nicht darum, ass Menschen leichter entlassen werden können; es eht darum, dass Menschen leichter eingestellt werden önnen. o sind Ihre hehren Prinzipien an dieser Stelle? Wenn man sich nicht einig ist, sagt man, man gehe leine Schritte in die richtige Richtung. Schneckenempo ist das neue politische Prinzip. Ich zitiere die undeskanzlerin Angela Merkel, und zwar was sie als amalige CDU-Vorsitzende und Oppositionsabgeordete auf dem Parteitag der CDU gesagt hat: Ja, meine Güte, eine Schnecke kann auch in die richtige Richtung kriechen. Aber was wir in Deutschland brauchen, ist nicht eine Schneckenspur, sondern ist ein Sprung nach vorne. Ich will festhalten: Diese große Koalition muss erst och beweisen, ob sie wirklich groß ist. Groß werden Sie icht dadurch, dass Sie von großer Zahl sind; groß weren Sie erst dadurch, dass Sie endlich die Strukturreforen in diesem Lande angehen. Sie sagen, nach den andtagswahlen beginne die zweite Welle. Wir warten och auf die erste, meine sehr geehrten Damen und Heren. Zur Gesundheitspolitik. Was wir in der Gesundheitsolitik erleben, ist bemerkenswert. Schon in der letzten egislaturperiode gab es in diesem Bereich sozusagen ine große Koalition. Man konnte verfolgen – das war eeindruckend –, wie Sie, Frau Bundeskanzlerin, Frau chmidt die Streicheleinheiten gegeben haben, die sie raucht. Man muss sich das einmal vorstellen: Da will ich eine Koalition in der Gesundheitspolitik einigen, orher wird aber erst einmal vereinbart, dass die Geundheitsministerin Ulla Schmidt bitte nicht dabei sein oll, weil sie stören könnte. (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Wird durch Seehofer vertreten!)


    (Beifall bei der FDP)


    (Beifall bei der FDP)


    Sie wird durch Herrn Seehofer vertreten.

    Von Herrn Seehofer haben wir alle noch ein Bonmot
    m Kopf, als es vor drei Jahren die informelle große Ko-
    lition in der Gesundheitspolitik gab. Morgens um vier
    hr haben Sie in die Kamera gesagt: Das wird jetzt die
    roße Jahrhundertreform.


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Nein!)


    ine Jahrhundertreform sollte es werden. Die Jahrhun-
    ertreformen haben mittlerweile Halbwertszeiten von
    onaten.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Um vier Uhr sind Sie selten wach!)







    (A) )



    (B) )


    Dr. Guido Westerwelle
    Herr Seehofer, es ist wirklich so: Ich erinnere mich
    noch genau daran, dass Sie morgens neben Frau Schmidt
    vor den Kameras standen und erklärten, das sei eine der
    schönsten Nächte Ihres Lebens gewesen.


    (Horst Seehofer, Bundesminister: Das stimmt!)


    – Sie rufen jetzt: „Das stimmt“. Das führt mich dazu, zu
    sagen: Jeder soll nach seiner Fasson selig werden.


    (Heiterkeit und Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Seehofer vor Westerwelle schützen! – Zurufe von der SPD)


    – Beruhigen Sie sich. Oder wollen Sie mich jetzt auch
    noch verklagen?

    Solange Sie in der Gesundheitspolitik glauben, dass
    die Planwirtschaft funktionieren könne, so lange werden
    Sie scheitern. In Wahrheit bereiten Sie derzeit die Bür-
    gerversicherung vor, nämlich die Zwangskasse durch die
    Hintertür. Das wird Ihr gemeinsamer Nenner sein. Sie
    werden sich in der Gesundheitspolitik einigen – da ma-
    chen wir uns gar nichts vor –, und zwar genau auf den
    sozialdemokratischen Weg, den Ihre Genossen und zu-
    gleich auch die Sozialdemokraten der Union immer
    wollten, nämlich die Zwangskasse. Da sage ich: Plan-
    wirtschaft hat noch niemals funktioniert.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sie wird nur immer wieder versucht!)


    Warum sollte sie ausgerechnet in der Gesundheitspolitik
    funktionieren können? Freiheit und Wettbewerb – das
    müsste der Ansatz in der Gesundheitspolitik sein. Von
    Ihnen kommt nichts dazu.


    (Beifall bei der FDP)


    Zur Rente. Sie rühmen sich damit, dass bei der Rente
    etwas verändert worden ist, dass nämlich die Lebensar-
    beitszeit auf 67 Jahre erhöht wird. Wir wollen zunächst
    festhalten: Wenn Sie die Arbeitsmarktreformen unterlas-
    sen, dann bedeutet die Rente mit 67 für Millionen Men-
    schen, nämlich für die Mehrzahl der Betroffenen, nichts
    anderes als eine um zwei Jahre längere Arbeitslosigkeit.
    Darüber reden wir jetzt.

    Nichts beim Arbeitsmarkt tun, keine betrieblichen
    Bündnisse erlauben, die Flächentarife bleiben, der Kün-
    digungsschutz bleibt, die Änderung des Steuersystems
    wird vertagt: Wenn Sie trotzdem glauben, Sie könnten
    die sozialen Sicherungssysteme stabil machen, so ist das
    ein historischer Irrtum. Das kann nicht funktionieren,
    wenn Sie die Strukturen in unserem Lande nicht verän-
    dern.

    Die Rente wird nur sicher, die Gesundheit wird nur
    bezahlbar bleiben und die soziale Sicherheit für die
    Ärmsten wird nur funktionieren, wenn Sie die Wachs-
    tumskräfte in Deutschland wieder anregen.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sehr gut!)


    Das geht nur durch mehr Freiheit und indem Sie den
    Menschen weniger abnehmen. Sie betreiben die Politik
    von Rot-Grün weiter: Steuererhöhungen, Abkassieren,
    mehr Schulden. Ob Sie das jetzt Schwarz-Rot nennen

    o
    e
    u

    v
    a


    b
    s
    G


    e
    w


    J

    e
    ö
    d
    m
    D
    d
    e
    w

    b
    2
    s
    n
    k
    n
    n
    P
    S

    G
    d
    g
    g
    s
    v

    (C (D der ob es vorher Rot-Grün war: Unter dem Strich bleibt s für die Bürger zu teuer. Das kostet Leistungskräfte nd soziale Gerechtigkeit in diesem Lande. (Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Sie ignorieren die Realitäten!)


    Übrigens: Es ist bemerkenswert, was gestern dazu
    eröffentlicht worden ist. Auch darauf möchte ich Sie
    ufmerksam machen.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Zeitungsstunde oder wie?)


    Das muss man einmal zur Kenntnis nehmen. – Es ist ja
    erichtet worden, dass gesagt worden sei, die ökonomi-
    che Vernunft stehe in einem Widerspruch zur sozialen
    erechtigkeit; ich glaube, Herr Heil war es.


    (Joachim Poß [SPD]: Was? Genau das Gegenteil!)


    Er hat genau gesagt, unsere ökonomische Politik sei
    in Gegensatz zur sozialen Gerechtigkeit und Verant-
    ortung.


    (Joachim Poß [SPD]: Sie haben doch keine Ahnung von Ökonomie! – Beifall bei der SPD)


    Der Weltökonom Poß hat einen Zwischenruf gemacht.
    etzt sind wir aber eingeschüchtert. Wirklich! Oje!


    (Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Er hat von nichts Ahnung!)


    Meine Damen und Herren, wir wollen an dieser Stelle
    inmal festhalten: Die Armutskonferenz hat gestern ver-
    ffentlicht, dass im letzten Jahr eine halbe Million Kin-
    er mehr auf Sozialhilfeniveau oder darunter leben
    ussten, als das ein Jahr vorher der Fall gewesen ist.
    as ist eben der feine Unterschied. Es gibt eine Politik
    er besten sozialen Absichten; die machen Sie. Es gibt
    ine Politik der besten sozialen Ergebnisse; die machen
    ir. Das ist besser.


    (Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Sie machen überhaupt nichts!)


    Jetzt vertagen Sie die Steuerreformen. Sie verschie-
    en die Unternehmensteuerreform auf den 1. Januar
    008. Gleichzeitig haben Sie die Idee einer Einkommen-
    teuerreform fallen gelassen, weil Sie an dieses Thema
    icht herangehen wollen. Ihre Begründung: Deutschland
    ann sich Steuersenkungen nicht leisten. – Wir sagen Ih-
    en: Deutschland kann es sich nicht leisten, auf ein
    eues Steuersystem zu verzichten; das ist der eigentliche
    unkt. Glauben Sie wirklich, Österreich wartet, bis Herr
    teinbrück in die Puschen kommt?


    (Joachim Poß [SPD]: Klar: Steuerhinterzieher gehen nach Österreich!)


    lauben Sie etwa, die Welt wartet auf die deutsche Bun-
    esregierung? Die anderen Länder haben längst niedri-
    ere, einfachere und gerechtere Steuersätze mit dem Er-
    ebnis, dass sie halb so viele Arbeitslose haben, wie wir
    ie in Deutschland leider – das ist traurig – noch immer
    erzeichnen müssen.






    (A) )



    (B) )


    Dr. Guido Westerwelle
    Das ist in Wahrheit eine Frage der ökonomischen Ver-
    nunft. Es ist Unfug, zu glauben, dass die ökonomische
    Vernunft der Freien Demokratischen Partei in einem Wi-
    derspruch zur sozialen Gerechtigkeit stehe, im Gegen-
    teil: Wir sind eine weit sozialere Partei als die, die Sie
    derzeit vertreten. Das merkt man bei Ihren Kundgebun-
    gen am 1. Mai und wo immer Sie noch sprechen werden.


    (Beifall bei der FDP)


    Kommen wir zu dem nächsten Punkt, den Sie, Frau
    Bundeskanzlerin, angesprochen haben, dem Bereich Bil-
    dung und neue Technologien. Über die Bildungspolitik
    haben Sie vieles gesagt, was ich, insbesondere was die
    Kompetenzen der Ebenen angeht, ähnlich sehe. Aber wir
    müssen noch einen wesentlichen Punkt hinsichtlich der
    neuen Technologien erwähnen. Wir werden in Deutsch-
    land davon leben, dass wir Vorsprung vermarkten. Die-
    sen Vorsprung erreichen wir nur dann, wenn wir neue
    Technologien zulassen. Nun haben wir gehört, wie sich
    Herr Kuhn über die Energiepolitik und die Energiemo-
    nopole kritisch ausgelassen hat. Wir haben gesehen, was
    er für einen Purzelbaum geschlagen hat. Diese ganzen
    monopolistischen Strukturen auf dem Energiemarkt
    gäbe es gar nicht, wenn Rot-Grün nicht diese ideologi-
    sche Politik gemacht hätte; das wollen wir an dieser
    Stelle einmal festhalten.


    (Beifall bei der FDP)


    Was machen Sie jetzt bei den neuen Technologien?
    Werden Sie die Laufzeiten der Kernkraftwerke wieder
    verlängern oder bleibt es bei dem vorzeitigen Ausstieg?
    Dazu habe ich von Ihnen keinen Ton gehört. Dadurch
    werden 30 bis 40 Milliarden Euro volkswirtschaftliches
    Vermögen vernichtet.


    (Dirk Niebel [FDP]: Fragen Sie mal Herrn Oettinger!)


    Das einzige Ergebnis wird sein, dass der Strom aus sehr
    viel unsicheren Kraftwerken, vorzugsweise aus Ost-
    europa, nach Deutschland kommen wird. Das ist ökono-
    mischer und ökologischer Irrsinn! Sie wissen das; Sie
    haben das immer gesagt. Aber Sie finden nicht zusam-
    men. Der kleinste gemeinsame Nenner ist nicht das rich-
    tige Rezept für Deutschland. Mut zu echten Neuanfän-
    gen und zu einem Politikwechsel, genau das braucht
    Deutschland.


    (Beifall bei der FDP)


    Wer in diesen Zeiten noch nicht verstanden hat, dass
    neue Schulden und höhere Steuern nicht die Antwort
    sind, der wird nur erleben, dass die Arbeitslosigkeit wei-
    ter steigt. Im letzten Jahr sind pro Woche 2 000 sozial-
    versicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse in
    Deutschland weggefallen. Das ist das Ergebnis von ver-
    schlafenen Reformen. Deswegen müssen Sie endlich mit
    den Strukturreformen anfangen. Sie können sich nicht
    damit herausreden, dass andere Sie behindern. Sie haben
    die größte Machtfülle, die jemals eine Regierung gehabt
    hat, und rühmen sich ihrer. Dann müssen Sie jetzt auch
    endlich in die Gänge kommen und anfangen, Deutsch-
    land zu dienen! Das haben Sie unserem Land verspro-
    chen. Fangen Sie endlich damit an!

    D

    l
    w

    I
    I

    S
    w
    f
    s

    D
    g
    V

    z
    u
    I
    B
    H
    d
    s

    I
    r

    l
    n
    d
    n

    t
    W
    D
    G
    n

    (C (D (Anhaltender Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD: Viel Falsches!)