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ID1602801000

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    11. Grünen.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/28 Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Struck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Bernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD) . . . . . . . . Monika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Monika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Kolbow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Löning (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . 2203 D 2207 A 2211 A 2216 B 2221 A 2226 C 2235 C 2239 C 2242 C 2244 B 2245 D 2262 C 2264 C 2266 C 2267 C 2268 A 2269 B 2270 C 2271 D 2272 C 2274 A Deutscher B Stenografisch 28. Sitz Berlin, Mittwoch, de I n h a l Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushalts- jahr 2006 (Haushaltsgesetz 2006) (Drucksache 16/750) . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2005 bis 2009 (Drucksache 16/751) . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 04 Bundeskanzleramt E A i Z A S D d ( D D E 2203 A 2203 B 2203 B Markus Meckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Monika Griefahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2249 D 2250 A undestag er Bericht ung n 29. März 2006 t : inzelplan 05 uswärtiges Amt n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 1: ntrag der Fraktionen der CDU/CSU, der PD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/ IE GRÜNEN: Belarus nach den Präsi- entschaftswahlen Drucksache 16/1077) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . ckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2252 D 2253 A 2257 A 2259 B Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . Harald Leibrecht (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2275 A 2275 B II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. März 2006 Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Hartwig Fischer (Göttingen) (CDU/CSU) . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Uta Zapf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Hörster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Gerd Höfer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE) . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ 2276 A 2276 D 2278 B 2279 B 2279 B 2279 D 2280 D 2282 A 2283 B 2285 D 2287 B 2289 A 2300 D 2301 A 2302 C 2304 D 2306 C 2308 B 2310 B 2310 C 2312 C 2313 A Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Herrmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Susanne Jaffke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D N B A L 2291 B 2293 B 2295 A 2295 D 2296 D 2298 D 2299 A 2299 B 2300 C DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Uschi Eid (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erichtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2313 B 2314 D 2315 B 2316 D 2316 B 2317 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. März 2006 2203 (A) ) (B) ) 28. Sitz Berlin, Mittwoch, de Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    ngen Einzelplan 15“ ist „Bun- it“ zu lesen. r 1. Satz ist wie folgt zu der Föderalismusreform, dazu führen sollen, glei- Mobilität in Deutschland s Bereichs der Bildungs- einbart haben. Dazu gehört, die internationale wie auch gsländern gewinnen. Ich undesbürgern deutlich zu einen Akt der Humanität cklungspolitik in unserem sowie bei Abgeord- SPD) betonen, dass es nicht nur ht nur über Geld und die uch darüber, dass wir in (Beifall bei der CDU/CSU BÜNDNIS 90/DIE GRÜN [DIE LINKE]: Ihretwegen Vizepräsidentin Gerda Ha Weitere Wortmeldungen lieg Wir sind damit am Schluss ordnung. Ich berufe die nächste Sitz Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. März 2006 2317 (A) (C) (B) ) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Bartsch, Dietmar DIE LINKE 29.03.2006 Bernhardt, Otto CDU/CSU 29.03.2006 Dr. Bisky, Lothar DIE LINKE 29.03.2006 Bülow, Marco SPD 29.03.2006 Hintze, Peter CDU/CSU 29.03.2006 Dr. Höll, Barbara DIE LINKE 29.03.2006 Krichbaum, Gunther CDU/CSU 29.03.2006 Kurth (Quedlinburg), BÜNDNIS 90/ 29.03.2006 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich * Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 29.03.2006 Deittert, Hubert CDU/CSU 29.03.2006* Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.03.2006 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 29.03.2006* Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 29.03.2006 Gabriel, Sigmar SPD 29.03.2006 Goldmann, Hans- Michael FDP 29.03.2006 Gradistanac, Renate SPD 29.03.2006 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 29.03.2006 Heinen, Ursula CDU/CSU 29.03.2006 Hermann, Winfried BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.03.2006 Hilsberg, Stephan SPD 29.03.2006 L M M P S S D D T W (D für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates Undine DIE GRÜNEN intner, Eduard CDU/CSU 29.03.2006* üller (Gera), Bernward CDU/CSU 29.03.2006 üller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.03.2006 flug, Johannes SPD 29.03.2006 cheel, Christine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.03.2006 chmidt (Nürnberg), Renate SPD 29.03.2006 r. Schui, Herbert DIE LINKE 29.03.2006 r. Spielmann, Margrit SPD 29.03.2006 auss, Jörg SPD 29.03.2006 issmann, Matthias CDU/CSU 29.03.2006 28. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 29. März 2006 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hubertus Heil


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr ge-

    ehrter Kollege Gerhardt, ich möchte Sie ansprechen,
    weil das möglicherweise die letzte längere Rede war, die
    Sie als Fraktionsvorsitzender in diesem Haus gehalten
    haben.


    (Otto Fricke [FDP]: Irrtum!)


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    (C (D ch möchte Ihnen durchaus unseren Respekt aussprehen. Ich bedauere es, dass Ihre Restlaufzeit durch Ihren achfolger begrenzt wurde. (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ich habe noch eine längere Lebenserwartung vor mir! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Man sieht Ihnen die Traurigkeit an, Herr Kollege!)


    anz im Ernst: Wir möchten Ihnen persönlich alles Gute
    ünschen und haben zumindest vor Ihren außenpoliti-

    chen Ansichten Respekt, auch wenn Ihre Rede heute in-
    altlich wieder einmal daneben war.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Lachen bei Abgeordneten der FDP)


    Herr Lafontaine, ich kann mir vorstellen, dass es Sie
    mmer noch ein bisschen wurmt, dass die Westausdeh-
    ung der PDS in Deutschland,


    (Lachen bei der LINKEN)


    ie Sie betrieben haben, am vergangenen Sonntag gran-
    ios gescheitert ist.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    ch will Ihnen auch sagen, warum mich das freut: weil
    ie persönlich beispielsweise in Rheinland-Pfalz gegen
    urt Beck in übelster Art und Weise Wahlkampf betrie-
    en haben, auch mit Schlägen unter die Gürtellinie.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    ber dass Sie heute die Unverschämtheit haben, die Au-
    enpolitik der Regierung unter Gerhard Schröder in ei-
    en Zusammenhang mit Oswald Spengler zu bringen,
    inde ich schon ahistorisch, um es freundlich auszudrü-
    ken.


    (Beifall bei der SPD – Lachen des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


    Wir haben in der Amtszeit von Gerhard Schröder eine
    ußenpolitik begründet, die auf zwei Säulen fußt:
    eutschland ist unter den veränderten Bedingungen der
    elt bereit, internationale Verantwortung zu überneh-
    en und sich nicht wegzuducken. Aber Deutschland

    ntscheidet selbst, was es mitmacht und was nicht. Des-
    alb lassen wir die historisch richtige Entscheidung,
    ein zu sagen zum Irakkrieg, von Ihnen nicht im Nach-
    inein diskreditieren, auch nicht in diesem Hause.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die große Koalition hatte einen guten Start; das ist
    er Tenor der meisten Medien. Das ist auch notwendig,
    eil in der Bevölkerung sehr hohe Erwartungen an die
    roße Koalition bestehen. In meinem Wahlkreis sagen
    iele: Wenn ihr schon koalieren müsst, weil das Wahler-
    ebnis entsprechend ist, dann müsst ihr auch Großes hin-
    ekommen. – Die beiden großen Volksparteien sind
    uch in der Lage, große Dinge in diesem Land zu bewe-
    en, weil die Möglichkeit besteht, die institutionalisier-






    (A) )



    (B) )


    Hubertus Heil
    ten Blockaden von Bundesrat und Bundestag vier Jahre
    hinter sich zu lassen.


    (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Abwarten!)


    Bezogen auf die Wende in der Finanzpolitik, von der
    so oft die Rede ist, möchte ich eines sagen:


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der Finanzminister hat sie eingeleitet!)


    Wir haben sie uns schon früher gewünscht, im Interesse
    von Bund, Ländern und Kommunen. – Darauf hat Peer
    Steinbrück hingewiesen. – Wir hätten es auch geschafft,
    wenn wir früher mit dem Abbau von Steuersubventio-
    nen begonnen hätten. Wir haben dies jetzt gemeinsam
    eingeleitet und ich finde, darauf können wir stolz sein.
    Wir haben bei den Steuersubventionen angesetzt und
    beispielsweise die Eigenheimzulage abgeschafft, damit
    der Staat handlungsfähig bleibt. Das ist eine der Leistun-
    gen der großen Koalition in den ersten 100 Tagen.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir wollen einen Erfolg der großen Koalition. Wir
    wissen aber, dass nicht die ersten 100 Tage, sondern die
    nächsten 1 000 Tage über den Erfolg der Koalition für
    unser Land entscheiden. Deshalb wollen wir Sozialde-
    mokraten verantwortungsbewusst und durchaus selbst-
    bewusst in dieser Koalition weiterarbeiten. Wir haben
    große Aufgaben vor uns. Wir haben mit der Umsetzung
    der Genshagener-Beschlüsse begonnen und Impulse für
    Wachstum und Beschäftigung gesetzt. So haben wir ein
    Gebäudesanierungsprogramm aufgelegt, das ein Vielfa-
    ches an privaten Investitionen auslösen wird. 30 Prozent
    der Wärmekosten könnten in Deutschland eingespart
    werden, wenn die Häuser vernünftig isoliert werden. Wir
    wollen mit diesem Programm ein Zeichen setzen. Wir
    investieren auch mehr in Bildung, Forschung und Wis-
    senschaft. Wir investieren mehr in die Familien. Das ist
    konkrete Politik zur Zukunftssicherung und das wurde
    von der Koalition auch mit sozialdemokratischer Hand-
    schrift verwirklicht.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir konnten uns in den Koalitionsverhandlungen
    nicht in jedem Punkt durchsetzen; aber das ist das Wesen
    einer Koalition. Wir fühlen uns aber mit vielen Vereinba-
    rungen durchaus wohl. Wir sagen, was mit uns geht und
    was mit uns nicht geht. Die SPD wird in den nächsten
    Wochen und Monaten, in den nächsten Jahren in dieser
    Koalition Motor der Erneuerung sein, weil unser Land
    Erneuerung braucht.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Der eingeschlagene Kurs muss konsequent fortgesetzt
    werden. Es geht darum, in diesem Land die Zukunft zu
    sichern. Deshalb müssen wir auf Erneuerung setzen. Wir
    brauchen aber auch soziale Gerechtigkeit.

    Wir sollten uns einmal damit auseinander setzen, dass
    wir in diesem wunderbaren Deutschen Bundestag zwei
    exaltierte Positionen haben: auf der einen Seite die FDP,
    auf der anderen Seite die PDS. Ich finde, wir müssen
    einmal darüber reden, was Sie gemeinsam haben. Sie be-

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    (C (D reiben ein gemeinsames Spiel. Sie spielen wechselseitig irtschaftliche Dynamik gegen soziale Gerechtigkeit us. Die einen machen das, indem sie sagen: „Der Markt st das Problem der Menschen“. Sie meinen, der Natioalstaat könne alle Probleme dieses Landes lösen, man üsse nur die Einnahmen ordentlich erhöhen, die Instruente stünden zur Verfügung. (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das ist Ihrer Denkweise ähnlich! Das ist nicht so weit entfernt! Wer hat denn von den „Heuschrecken“ gesprochen?)


    ll das, was sich verändert hat, wird als große Ver-
    chwörung des internationalen Finanzkapitals darge-
    tellt.

    Wir haben Probleme mit dem ungeregelten internatio-
    alen Kapitalverkehr, das ist keine Frage. Wir haben
    ber auch hausgemachte Probleme in diesem Land, die
    ir selbst lösen müssen. Es gibt Probleme in diesem
    and, die Sie nicht lösen wollen, weil Sie die Verände-

    ungen der Zeit nicht begriffen haben und weil Sie im-
    er noch glauben, dass die Mauer steht und der Natio-

    alstaat alles allein lösen kann.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Das ist die eine Seite des Hauses. Sie erklären den
    taat zum Löser aller Probleme und den Markt für das
    roblem der Menschen.


    (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Jetzt sind wir dran!)


    Genau, jetzt sind Sie dran.

    Die FDP erklärt den Menschen, der Staat sei ihr größ-
    es Problem. Man müsste die Menschen nur vom Staat
    efreien, weil der Markt alle Probleme lösen kann, und
    war nach dem alten Motto: Wenn jeder an sich selbst
    enkt, ist an alle gedacht.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: So holzschnittartig hat nicht einmal Riemenschneider gearbeitet!)


    as ist das wechselseitige Spiel dieser beiden Fraktio-
    en.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Jeder macht sich sein Bild, auf das er einschlägt!)


    Schreien Sie nicht so herum!

    Wir als Sozialdemokraten wissen, dass wirtschaftli-
    he Dynamik und soziale Gerechtigkeit sich wechselsei-
    ig bedingen. Die modernen Volkswirtschaften in
    uropa, die es zum Teil besser als wir hinbekommen ha-
    en, beweisen, dass eine Volkswirtschaft wie die unsrige
    s sich nicht leisten kann, Menschen massiv von der
    eilhabe an Bildungschancen auszugrenzen. Das ist die
    arte Aufgabe, die wir bewältigen müssen.

    Dass die soziale Herkunft in Deutschland stärker über
    ildungs- und Überlebenschancen entscheidet als in an-
    eren Ländern Europas, ist nicht nur verdammt unge-
    echt, wir können es uns in Zukunft auch wirtschaftlich






    (A) )



    (B) )


    Hubertus Heil
    nicht leisten, auch nur ein Kind in unserer Gesellschaft
    zurück zu lassen.


    (Beifall bei der SPD)


    Aber wir wissen auch, dass soziale Gerechtigkeit nur
    dann zu verwirklichen ist, wenn wir eine dynamische
    Wirtschaft haben. Wir wissen auch, dass sich die Dinge
    verändert haben. Wir haben eine Globalisierung und
    Europäisierung der Wirtschaft. Der technische Fort-
    schritt hat unsere Arbeitswelt verändert. Die demografi-
    sche Entwicklung können wir nicht wegdiskutieren. Die-
    sen neuen Herausforderungen müssen wir uns stellen.
    Diese Koalition tut das auch.

    Wir müssen das beispielsweise auch auf dem Feld der
    Gesundheitspolitik tun. Darüber wird in den nächsten
    Tagen viel zu reden sein. Ich finde es gut, dass wir uns
    miteinander vorgenommen haben, zu einer Lösung zu
    kommen. Gesundheit ist schließlich das Kernverspre-
    chen unseres Sozialstaates. Das Kernversprechen unse-
    res Staates heißt: Wenn du krank wirst, wird dir medizi-
    nisch geholfen und du musst nicht arm werden. Das ist
    keine Banalität angesichts der Situation in anderen Län-
    dern. Es gilt, dieses Versprechen zu halten und zu er-
    neuern.


    (Beifall bei der SPD)


    Im Gesundheitswesen müssen eine Reihe von Dingen
    angepackt werden, beispielsweise die Ausgabenseite.
    Nach wie vor mobilisieren wir alle Kräfte für das Ge-
    sundheitswesen, aber wir erzielen damit nicht immer das
    beste Ergebnis. Wir müssen zunächst einmal darauf ach-
    ten, dass mit dem Geld der Beitragszahler vernünftig
    umgegangen wird. Es ist immer noch so, dass das Geld
    im Gesundheitswesen an manchen Stellen mit vollen
    Händen ausgegeben wird, während es an anderen Stellen
    bereits fehlt, beispielsweise bei der Versorgung chro-
    nisch Kranker. Deshalb ist unsere erste Aufgabe, die
    Strukturen auf der Ausgabeseite zu verändern. Das geht
    nur, wenn wir das gemeinsam angehen und ein breites
    Kreuz gegenüber den Lobbyisten, die hier in Berlin ver-
    suchen, ihre individuellen Interessen auf dem Rücken
    der Versicherten durchzusetzen, haben. Wir wollen und
    werden diese Aufgabe gemeinsam schultern. Dabei las-
    sen wir uns auch nicht von Lobbyistenprotesten umbla-
    sen. Wir wollen, dass mit dem Geld der Krankenversi-
    cherten im Interesse der Menschen besser umgegangen
    wird.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir müssen jetzt die Strukturen verändern. In den
    letzten 30 Jahren haben wir uns bemüht, die Kosten zu
    begrenzen. Wir brauchen aber langfristig eine breite
    Grundlage für unser Gesundheitswesen. Das liegt an der
    demografischen Entwicklung, an der guten Tatsache,
    dass wir länger leben, und an der schlechten Tatsache,
    dass immer weniger Menschen Beiträge an die Kranken-
    versicherungen leisten. Das liegt darüber hinaus an der
    Tatsache, dass wir zwar einen großartigen medizinischen
    Fortschritt haben, der jedoch unglaublich teuer ist.

    Wenn wir als Abgeordnete nicht in wenigen Jahren
    den Menschen in unseren Wahlkreisen sagen wollen:


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    (C (D Es gibt jetzt ein ganz modernes Instrument und Mediament gegen deine lebensbedrohliche Krankheit, wir önnen es dir aber nicht geben, weil kein Geld dafür da st“, dann müssen wir miteinander die Anstrengung unernehmen, eine breite finanzielle Grundlage für unser esundheitswesen zu schaffen. Die SPD ist zu den dafür otwendigen Dingen bereit. Wir werden intensive Verhandlungen führen. Diesen ereich konnten wir im Koalitionsvertrag zugegebeneraßen nicht hinreichend klären, weil es Zeit braucht, um ine solide und vernünftige Lösung zu finden – Frau undeskanzlerin, die wollen wir –, die etwas länger als wei oder drei Jahre trägt. Es geht nämlich darum, in iesem Bereich in Zeiten des Wandels Sicherheit zu chaffen. Die Menschen in Deutschland müssen sich auf as Gesundheitswesen verlassen können. Das ist wichtig, um Vertrauen zu schaffen. Vertrauen st inzwischen auch eine ökonomische Größe. Wer kein ertrauen in diese Gesellschaft und in seine persönliche ukunft hat, der ist so verunsichert, dass er sich beipielsweise beim Konsum zurückhält. „Was kommt och?“, ist eine oft gestellte Frage. Im Gesundheitsween müssen wir das Prinzip des Miteinanders einhalten. ie deutschen Sozialdemokraten sind dazu bereit. Dieses Land bietet alle Entwicklungschancen. Ich inde, dass wir trotz all der Probleme, die wir haben, uch darüber reden sollten, welche Stärken dieses Land at. Woran können wir anknüpfen? Trotz mancher Proleme im Bildungsbereich ist die Qualifikation von Areiternehmerinnen und Arbeitnehmern immer noch herorragend. Wissenschaft und Forschung ist in vielen ereichen immer noch hervorragend. Wir haben immer och eine hervorragende Infrastruktur und wir haben vergleichen Sie das mit aktuellen Ereignissen in ande en Ländern – immer noch sozialen Frieden in Deutschand. Das ist nicht nur für die Demokratie, sondern auch ür die wirtschaftliche Entwicklung wichtig. Wir haben elativ wenig Streiks und soziale Unruhen haben wir in eutschland gar nicht. Diese vier Standortvorteile gilt es u erhalten. Dafür muss man arbeiten. Es gilt der Satz on Willy Brandt: Wer morgen sicher leben will, muss heute für Reformen kämpfen. as ist nach wie vor richtig. Wir müssen beispielsweise dafür sorgen, dass die echte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern uch unter veränderten Rahmenbedingungen zum Traen kommen. Deshalb war es richtig, dass wir darauf betanden haben, dass die Tarifautonomie in Deutschland esichert wird. Wer in diesem Hause, wie zum Beispiel ie FDP, den Gewerkschaften das Kreuz brechen will, ird auf den massiven Widerstand von Sozialdemokra en treffen. Das gilt nach wie vor. (Beifall bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das sind aber martialische Bilder!)


    (Beifall bei der SPD)


    (Beifall bei der SPD)







    (A) )



    (B) )


    Hubertus Heil
    Wir wissen – Herr Westerwelle –, dass die meisten
    Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern
    nicht im Gesetzblatt stehen, sondern in Tarifauseinan-
    dersetzungen hart erstritten wurden. Wir wissen, dass es
    unter dem Dach des Flächentarifvertrages Flexibilität
    geben muss. Es gibt sie in Deutschland aber schon tau-
    sendfach. Schauen Sie sich das einmal an!

    In meinem Wahlkreis stellen sich die Betriebsräte vor
    die Belegschaft, wenn es schwierig wird, und scheuen
    sich nicht, ihren Kolleginnen und Kollegen schlechte
    Mitteilungen zu machen, wenn es darum geht, das Un-
    ternehmen zu erhalten. Die in deutschen Unternehmen
    gemachten Fehler sind meist von Managern zu verant-
    worten. Das muss man einmal deutlich sagen.


    (Beifall bei der SPD)


    Die Gewerkschaften in Deutschland sind nicht das Pro-
    blem. Kluge Unternehmer wissen, dass man Probleme
    gemeinsam mit Arbeitnehmervertretern lösen kann. Das
    gelingt in vielen Bereichen, ohne dass darüber groß be-
    richtet wird.

    Insofern betone ich: Es bleibt bei der Tarifautonomie,
    es bleibt auch bei der Mitbestimmung. Mitbestimmung
    ist ein wichtiges Thema bei den Betriebsratswahlen, die
    in diesen Tagen stattfinden: In Deutschland muss es eine
    Garantie für die Teilhabe der Arbeitnehmerinnen und
    Arbeitnehmer am Haben und am Sagen geben.

    Es bleibt auch beim geordneten Ausstieg aus der
    Atomenergie.


    (Beifall bei der SPD)


    Das ist ganz wichtig. Machen wir uns nichts vor. Herr
    Glos, wir müssen damit leben, dass es in der Koalition
    zu diesem Thema unterschiedliche Auffassungen gibt.
    Das ist nicht schlimm. Ich betone nur, warum wir der
    Meinung sind, dass wir diese rückwärts gewandte De-
    batte jetzt hinter uns lassen sollten, und warum wir uns
    um andere Bereiche der Energiepolitik zu kümmern ha-
    ben: Energiepolitik ist eine zentrale Frage der wirtschaft-
    lichen Zukunft dieses Landes, ist eine Frage, die etwas
    mit der Zukunft der Menschheit im Bereich Klima und
    Umweltschutz zu tun hat, und ist im Übrigen – das hat
    Frank-Walter Steinmeier auf der Münchener Sicherheits-
    konferenz deutlich gemacht – eine zentrale Frage der
    Außen- und Sicherheitspolitik geworden.

    In den nächsten 20 bis 30 Jahren, am Ende des Erdöl-
    zeitalters, werden wir nationale Konflikte um Ressour-
    cen erleben. Es gibt sie schon heute. Deshalb war es
    richtig, zu fordern, dass Deutschland eine Vorreiterrolle
    übernimmt – Rot-Grün hat damit angefangen –, die auf
    drei Prinzipien basiert: erstens auf Versorgungssicher-
    heit, zweitens auf erneuerbaren Energien und drittens auf
    Energieeffizienz.

    Wir wollen in dieser Koalition miteinander nach Lö-
    sungen suchen, um in Deutschland neue Investitionen in
    moderne Kraftwerkstechnologien auszulösen. Neben
    dem notwendigen Wettbewerb auf den Strom- und Gas-
    märkten, den wir wollen, müssen wir in Deutschland
    neue Investitionen in moderne Kraftwerkstechnik auslö-
    sen. Dies ist das Bestreben der Sozialdemokraten.

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    (C (D Meine Auffassung ist – die müssen Sie nicht teilen –, ass verlängerte Restlaufzeiten für alte, abgeschriebene tommeiler möglicherweise die Renditen für die großen nergieversorger erhöht hätten – das ist gar keine Frage; lte, abgeschriebene Meiler länger laufen zu lassen, das st die Lizenz zum Gelddrucken –, aber Investitionen in oderne Kraftwerkstechnik wären damit auf die längere ank geschoben worden. Deshalb lassen Sie uns beim eordneten Ausstieg bleiben. Das ist schon vernünftig; as ist gar keine Frage. Wir hatten in Deutschland 0 Jahre lang einen Konflikt zwischen Atomkraftbefürortern und -gegnern. Wir haben es geschafft, diesen zu efrieden. Es gibt in Deutschland einen Vertrag zwichen der Energiewirtschaft und der Politik. Auch da ilt: Pacta sunt servanda, Verträge sind einzuhalten. Wir leiben dabei. Aber in der Energiepolitik gibt es eine Fülle von aneren Dingen, die wir trotz des Meinungsunterschiedes n dieser Frage miteinander bewegen können. Ich laube, dass es notwendig ist, Energieeffizienz wirklich u einem Exportschlager werden zu lassen. Bei dem nergiehunger, den Länder wie China und Indien haben, st es so, dass wir einen Beitrag zur Sicherung von Areitsplätzen in Deutschland leisten können, wenn wir nsere Technologien hier entwickeln und exportieren. leichzeitig können wir einen Beitrag leisten, um Eneriekrisen in der Welt zu entschärfen. Wir brauchen desalb in Deutschland einen intelligenten Energiemix, der icht darauf verzichtet, auch Kohle als eine Brücke in ine energiepolitische Zukunft zu begreifen, aber dabei uf höhere Wirkungsgrade setzt. ch sage ganz deutlich. Es gibt in China Kohlekrafterke, die grottenschlechte Wirkungsgrade haben. Wir n Deutschland haben in diesem Bereich Fortschritte erielt. Wir müssen die Möglichkeit ergreifen, diese zu exortieren. Wir haben die Notwendigkeit, erneuerbare nergien in diesem Land weiter auszubauen, damit wir uch diese Technologie exportieren können. Auch das ichert Arbeitsplätze und hilft, Krisen in der Welt zu vereiden. Diese große Koalition ist keine Liebesheirat – das haen wir hin und wieder betont –, sondern sie ist eine Leensabschnittsgemeinschaft. (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist Ihnen aufgefallen?)


    (Beifall bei der SPD)


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    (Beifall bei der SPD)


    ber sie ist ein Bündnis, das mehr bringen kann, als
    iele vorher erwartet haben. Wir, Herr Kauder, haben im
    etzten Jahr im Wahlkampf gegeneinander gestanden
    nd wir haben uns, wenn ich mich recht erinnere, nicht
    eschont. Richtig ist auch, dass das Wahlergebnis keine
    ndere verantwortbare Mehrheit für dieses Land mit sich
    ebracht hat. Ich sage aber auch aus Überzeugung, dass
    s mir nicht nur darum geht, eine große Koalition zu ha-
    en, weil es nicht anders ging. Wir wollen die Chancen
    ieser großen Koalition durchaus gemeinsam begreifen.






    (A) )



    (B) )


    Hubertus Heil
    Ich habe es vorhin schon gesagt: Wir können miteinan-
    der Großes bewegen. Wir können die Blockaden zwi-
    schen Bundesrat und Bundestag hinter uns lassen. Wer,
    wie viele der Kollegen hier im Haus, einmal in Arbeits-
    gruppen des Vermittlungsausschusses gearbeitet hat, der
    kann mit Fug und Recht sagen: Dagegen ist ein orientali-
    scher Bazar hin und wieder eine hochseriöse Veranstal-
    tung.

    Insofern sollten wir die Verantwortung in Deutsch-
    land klar strukturieren. Es ist nicht nur eine Frage der
    Qualität und der Blockaden. Es ist auch eine Frage des
    Vertrauens der Menschen in Politik. Wenn Menschen
    nicht mehr klar zuordnen können, wer was auf welcher
    Ebene zu verantworten hat, dann schafft das Verdruss.
    Es ist wichtig, klar zu machen, dass der Bund, der Deut-
    sche Bundestag mehr für sich alleine entscheiden kann
    und dass die Länderparlamente mehr für sich allein ent-
    scheiden können. Deshalb wollen wir die Föderalis-
    musreform. Dass man in den nächsten Tagen über das
    eine oder andere reden können muss, das ist unbescha-
    det.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Aber ich bekunde: Wir wollen diese Staatsreform für
    Deutschland, damit die Verantwortlichkeiten der Ebenen
    klarer getrennt sind und damit die Menschen den Politi-
    kern Verantwortlichkeiten klarer zuordnen können.


    (Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Vereinzelt Beifall!)


    – Ja, jetzt könnt ihr auch einmal klatschen, oder?


    (Beifall des Abg. Manfred Grund [CDU/ CSU])


    Ich möchte zum Schluss sagen: Wir wollen Motor der
    Erneuerung in Deutschland sein. Diese Koalition ist gut
    gestartet. Die nächsten tausend Tage werden nicht ein-
    fach. Wir wollen in diesem Jahr beispielsweise mit der
    Reform des Gesundheitswesens nachvollziehbare Zu-
    kunftssicherheit schaffen. Ich bin mir sicher, dass Ge-
    sundheit bzw. das Krankheitsrisiko in diesem Land nur
    solidarisch abzusichern ist, dass man dazu auch die
    Schultern heranziehen muss, die breiter sind. Wir haben
    die Situation, dass 10 Prozent der Menschen in Deutsch-
    land privat krankenversichert und 90 Prozent gesetzlich
    krankenversichert sind. Aber die 10 Prozent haben
    30 Prozent des Einkommens. Daher werden wir über ei-
    nen Ausgleich in diesem Bereich zumindest reden müs-
    sen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Die Situation, dass immer mehr Menschen in unserem
    Land gar nicht mehr krankenversichert sind, muss uns
    auch beschäftigen. Diese Aufgabe haben wir uns im Ko-
    alitionsvertrag gestellt. Es kann nicht sein, dass immer
    mehr Menschen ohne Krankenversicherung sind. Wenn
    sie dann krank werden, fallen sie ins Bergfreie oder den
    Kommunen vor die Tür. Deshalb müssen wir darüber re-
    den, was wir tun können. Wer als Abgeordneter Bürger-
    sprechstunden durchführt, der weiß, wovon ich rede.
    Das betrifft unter anderem kleine selbstständige Unter-
    nehmer, die gescheitert sind und nicht mehr in die ge-

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    (C (D etzliche Krankenversicherung zurückkehren können. ir müssen diesen Menschen helfen und dürfen sie icht im Regen stehen lassen. Das sind die Aufgaben, ie vor uns liegen. Auch in der Familienpolitik haben wir viel zu schulern. Keine Angst: Die Produktionsmittel bleiben in Priatbesitz. Aber wir müssen uns darüber unterhalten, wie ir ein familienund kinderfreundliches Land werden. ier geht es um die zentralen Investitionen in die Zuunft dieses Landes. Bildung, Wissenschaft, Forschung nd Familienpolitik sind die Zukunftsfelder, die uns in eutschland langfristig voranbringen. Das wird die SPD n der großen Koalition deutlich machen. Wir wollen und werden in der Außenpolitik Kurs alten. Wir lassen uns nicht beirren von Leuten, die in er Außenpolitik – das sage ich an die Adresse der DS – nichts anderes predigen als organisierte Verantortungslosigkeit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der LINKEN)


    (Beifall bei der SPD)


    (Beifall bei der SPD)


    Ein gestörtes Verhältnis zur Realität hat aber auch die
    DP. Die FDP verkündet: Mit der Realität muss man
    ich abfinden. – Ich kann mich an einen FDP-Politiker
    rinnern, der den grandiosen Satz gesagt hat, im Zeitalter
    er wirtschaftlichen Globalisierung könne Politik nicht
    ehr gestalten. Wer so etwas denkt, der sollte sich selbst

    ls Politiker abschaffen. Natürlich müssen wir gestalten,
    llerdings mit anderen Instrumenten als bisher. Unsere
    ufgabe besteht darin, die Entwicklung im Interesse der
    enschen zu gestalten.

    Die PDS geht einen anderen Weg.


    (Ulrich Maurer [DIE LINKE]: Die Linkspartei, bitte!)


    Nein, Sie bleiben die PDS, die WASG oder wer auch
    mmer Sie sind.


    (Beifall bei der SPD)


    it „links“ hat Ihre linkskonservative Art, Politik zu
    achen, nicht viel zu tun. „Links“ hat etwas mit Aufklä-

    ung zu tun. „Links“ hat etwas mit Weltoffenheit zu tun.
    Links“ hat etwas damit zu tun, den Menschen die
    ahrheit zu sagen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Deshalb sage ich: Die SPD bleibt die linke Volkspar-
    ei in Deutschland.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    uf diese Weise werden wir unseren Beitrag zum Gelin-
    en der großen Koalition leisten.

    Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.






    (A) )



    (B) )


    Hubertus Heil

    (Beifall bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ein bisschen Beifall, Herr Kauder! Er ist doch jetzt auch Ihrer! – Dirk Niebel [FDP]: Genau! Das war doch eine ordentliche Leistung! Da können Sie doch wohl mal klatschen!)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

Das Wort hat jetzt der Kollege Fritz Kuhn vom

Bündnis 90/Die Grünen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Fritz Kuhn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Liebe Frau Bundeskanzlerin! Ich finde, wir müssen uns
    etwas stärker den Problemen, die vor uns liegen, zuwen-
    den, als es in den bisherigen Beiträgen von FDP und
    PDS/WASG getan wurde. Sie haben in Ihrer Regie-
    rungserklärung klar gemacht, dass Sie eine „Koalition
    der Möglichkeiten“ sein wollen, die den Bürgerinnen
    und Bürgern in unserem Land systematisch neue Mög-
    lichkeiten eröffnet. Sie wollen die Freiheitsspielräume
    für alle Menschen in Deutschland unter der Parole
    „Mehr Freiheit wagen!“ vergrößern. Diese beiden Sätze
    sind die Prüfsteine für die Reformen, die jetzt vor uns
    liegen. Daran will ich mich bei dem, was ich für das
    Bündnis 90/Die Grünen sagen werde, orientieren.

    Ich möchte mit der Außenpolitik beginnen. In der
    Außenpolitik haben Sie einen viel gelobten Start hinge-
    legt; er sei Ihnen gegönnt. Aber klar ist: Jetzt liegen eine
    ganze Reihe von großen Problemen vor uns. Eines von
    ihnen will ich ansprechen: Der Iran strebt nach dem Be-
    sitz von Atomwaffen und ist nicht mehr sehr weit davon
    entfernt, dieses Ziel zu erreichen. Wir alle machen uns
    zu Recht Sorgen aufgrund der Bedrohungen, die dies für
    Europa und insbesondere für Israel bedeuten würde.

    In diesem Umfeld fand der Besuch Bushs, des Präsi-
    denten der Vereinigten Staaten, in Indien statt. Das
    Atomwaffenabkommen, über das dort verhandelt wurde,
    ist ein Abkommen zwischen Amerika und Indien. Indien
    hat den Nichtverbreitungsvertrag jahrzehntelang nicht
    unterzeichnet. Im Zusammenhang mit der internationa-
    len Diskussion über atomare Abrüstung bedeutet dies
    nichts anderes, als dass Indien, ein Land, das sich be-
    wusst nicht an die atomare Abrüstungspolitik der letzten
    zehn Jahre gehalten hat, nun belohnt und offiziell in den
    Status einer Atommacht gehoben wird, positiv sanktio-
    niert durch die Vereinigten Staaten. An dieser Stelle
    muss die Regierung der Bundesrepublik Deutschland,
    wenn sie sich dazu bekennt, dass Deutschland zur welt-
    weiten atomaren Abrüstung steht, öffentlich deutlich
    machen, dass sie dies für falsch hält.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich habe in der Zeitung gelesen, dass Außenminister
    Steinmeier gesagt hat, er hätte sich einen besseren Zeit-
    punkt für dieses Geschäft vorstellen können. Vielleicht
    ist das eine Form diplomatischer Kritik. Ich habe gele-
    sen, dass Sie, Frau Merkel, mit Präsident Bush telefo-
    niert haben. So einfach funktioniert das aber nicht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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    (C (D Wir von den Grünen und viele in diesem Parlament rwarten, dass Sie die internationale Politik der atomaen Abrüstung fortsetzen. Wenn diese durch eine strateische Fehlentscheidung wie die der Amerikaner bezügich Indiens gefährdet wird, erwarten wir, dass Sie das lar und deutlich sagen. Wie wollen wir denn sonst dem ran, Nordkorea, Saudi-Arabien oder anderen Ländern darüber wird wenig diskutiert – klar machen, dass sie eine Atomwaffen haben dürfen, wenn wir nicht deutich sagen, dass das internationale Regime der atomaren brüstung gilt? Ich finde, dass Sie dazu ein klares Wort agen müssen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das hätte Fischer alles gemacht?)


    Ich komme nun zum Bereich Innenpolitik und möchte
    ier mit dem Thema Arbeitsmarktpolitik beginnen.
    ie Maßnahmen, die Sie bisher ergriffen haben, nämlich
    en Rentenzuschuss beim Arbeitslosengeld II zu kürzen
    nd die Pauschalen bei den Minijobs anzuheben, sind
    ein fiskalischer Art. Das ist keine Arbeitsmarktpolitik,
    ie hilft, die Menschen aus der Dauerarbeitslosigkeit he-
    auszuholen. Es wird nur eine Diskussion um Mindest-
    öhne und Kombilöhne geführt. Wie wollen Sie den

    enschen, die lange arbeitslos sind, oder den älteren Ar-
    eitslosen, die eigentlich keine Chance mehr auf einen
    rbeitsplatz haben, helfen, wieder in Arbeit zu kom-
    en? Ich finde, bisher liegt von Ihrer Regierung hierzu

    ichts vor. Auch in den einzelnen Etats des Bundeshaus-
    alts sind keine entsprechenden Zahlen zu finden. Es
    iegt kein klares Konzept vor.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ihre Antwort ist: Sie wollen die Lohnnebenkosten
    enken. Sie tun dies aber nicht signifikant. Ich kann Ih-
    en nicht ersparen, das so deutlich zu sagen. Sie wollen,
    enn alles gut geht, den Beitrag zur Arbeitslosenversi-

    herung um 2 Prozentpunkte senken. Den Beitrag zur
    entenversicherung wollen Sie um 0,4 Prozentpunkte
    rhöhen. Sie werden, so wie die Dinge im Gesundheits-
    ereich aussehen, die Sozialversicherungsbeiträge um
    ast 1 Prozentpunkt anheben müssen. Sie gehen hier ein
    isschen runter, dort ein bisschen rauf. Das ist kein Kon-
    ept für eine signifikante Senkung.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Merkel, ich möchte von Ihnen hierzu eine klare
    ntwort. Sie können nicht so tun, als würde die Mehr-
    ertsteuererhöhung die Kosten für Gesundheit nicht er-
    öhen. Sie wissen auch, dass die Verlagerung von Steu-
    rmitteln auf die Beiträge Auswirkungen haben wird und
    ie Krankenversicherungsbeiträge steigen werden. Die
    olitik, die Sie betreiben, ist nicht konsistent.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich habe die Sorge, dass sich der Anspruch, die große
    oalition stemme große Strukturprobleme, bei Ihnen
    icht in die Wirklichkeit umsetzen lässt. So wie bisher
    ie Diskussion über Mindest- und Kombilöhne geführt
    urde, spricht alles dafür, dass auch das schief gehen






    (A) )



    (B) )


    Fritz Kuhn
    wird. Die einen sind für Mindestlöhne. Ich will für
    meine Fraktion sagen: Wenn man das gut macht, also re-
    gional und branchenspezifisch differenziert vorgeht und
    entsprechende Übergangsregelungen vorsieht, dann ist
    das Konzept der Mindestlöhne richtig. Vor allem wenn
    man einen internationalen Vergleich vornimmt, lassen
    sich viele Argumente dafür finden.

    Aber die Kombination von flächendeckendem Kom-
    bilohn mit Mindestlöhnen ist ökonomisch der größte Un-
    sinn, den Sie überhaupt anrichten können.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ihre Vorstellung ist doch: Es wird ein Mindestlohn vor-
    gegeben. Wenn die real existierenden Löhne unterhalb
    des Mindestlohns liegen, gleicht der Staat die Differenz
    aus. Wenn Sie das ernsthaft vorhaben – das war in der
    Diskussion –, dann sage ich: Das wird keinen einzigen
    Arbeitsplatz schaffen. Das ist eine flächendeckende Mil-
    liardensubvention des Arbeitsmarkts, wodurch Dauerar-
    beitslose aber keine bessere Perspektive bekommen. Das
    wird dazu führen, dass die Wirtschaft, zum Teil mit Au-
    genzwinkern gegenüber den Gewerkschaften, in diesem
    Bereich Arbeitsplätze schafft nach dem Motto: Wenn der
    Staat draufzahlt, kann es nicht verkehrt sein. So ein Kon-
    zept brauchen Sie uns in den nächsten Monaten nicht als
    Reformkonzept für den Arbeitsmarkt in der Bundesrepu-
    blik Deutschland auf den Tisch zu legen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Merkel, man muss feststellen, dass Sie für die
    Lösung der Probleme in diesem Land bislang keine kon-
    sistente Antwort haben. Die beiden vordringlichen Pro-
    bleme sind, wie wir erstens neue Jobs im Niedriglohnbe-
    reich schaffen können, sodass Arbeit auf dem
    Erwerbsarbeitssektor endlich möglich ist, und wie wir
    zweitens die Schwarzarbeit effektiv bekämpfen können.
    Rechnerisch entspricht das Schwarzarbeitsvolumen
    5 Millionen Vollerwerbsarbeitsplätzen. Dazu habe ich
    bisher nichts von Ihnen gehört.

    Wir Grünen haben ein Konzept. Da wir festgestellt
    haben, dass die Schwarzarbeit deswegen so hoch ist,
    weil das Entstehen von Jobs auf dem Arbeitsmarkt ge-
    rade im unteren Lohnbereich durch die Lohnzusatzkos-
    ten faktisch unmöglich gemacht wird, wollen wir das
    Ganze verändern: Die Lohnzusatzkosten, die das größte
    Problem sind, müssen wir im unteren Lohnbereich nied-
    riger ansetzen, nämlich nicht gleich mit 42 Prozent, wie
    es heute der Fall ist. Ab dem ersten Euro muss ein gerin-
    gerer Beitrag für die Sozialversicherungssysteme erho-
    ben werden. Erst bei circa 1 800 bis 2 000 Euro wollen
    wir beim vollen Satz sein. Das ist ein grünes Progres-
    sionsmodell für die Sozialversicherungsbeiträge.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Merkel, der springende Punkt ist, dass Sie bei
    diesem Konzept mit einer bestimmten Summe Geld – sa-
    gen wir, mit 15 Milliarden Euro – wesentlich mehr Ar-
    beitsplatzeffekte erreichen können, als wenn Sie dies be-
    zogen auf die ganze Breite der Lohn- und
    Einkommensskala tun würden. Das IAB schätzt, dass
    Sie mit 15 Milliarden Euro bei Umsetzung unserer Vor-

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    (C (D chläge 500 000 Arbeitsplätze im Niedriglohnbereich chaffen könnten, während Sie ansonsten nur 00 000 Arbeitsplätze schaffen könnten. Wir haben in eutschland das Problem, dass die Dauerarbeitslosen eine Chance mehr haben. Deshalb müssen Sie Ihre Poitik auf diesen Bereich konzentrieren und nicht die geamte Skala der Löhne und der Beschäftigung heranzieen. Ich möchte nun zur Gesundheitspolitik kommen. Soeit wir das verfolgen können, sehen wir, dass sich in en Diskussionen hier einiges Wildes abspielt. Heute achmittag gibt es ja wieder ein entsprechendes Treffen. Ich will es einmal ganz einfach sagen. Wir haben folende Situation: Wir haben ein sehr teures Gesundheitsystem und wir belasten die Löhne falsch, weil wir zu iel über den Lohn finanzieren. Übrigens, Herr Lafontaine, in Ihrer simplen Ökonoieanalyse kommen Sie immer mit der Steuerund Ab abenquote; Sie stellen aber nicht die Frage, wie hoch ie Lohngesamtkosten im internationalen Vergleich sind. estern wurde die Zahl deutlich genannt: Im internatioalen Vergleich haben wir die zweithöchsten Lohngeamtkosten nach Dänemark, und zwar deswegen, weil ir mit den Lohnnebenkosten an der falschen Stelle an etzen. Sie halten das für eine neoliberale Diskussion. it Ihrem ökonomischen Dogmatismus, der etwas Eitles at und aus der Vergangenheit stammt – ich will mich icht näher damit beschäftigen –, verabschieden Sie sich us jeder ökonomischen Klarheit bezüglich der Investiionen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Merkel, ich will hier ein klares Konzept sehen.
    rgendein Mischmaschkonzept werden wir Ihnen nicht
    urchgehen lassen. Aus dem Konzept muss erstens klar
    erden, wie wir in Deutschland zu mehr Prävention
    ommen. Das beste Gesundheitssystem ist nämlich ei-
    es, das die Kosten vermeidbarer Krankheiten reduziert.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    m Jahre 2005 haben Sie ein Präventionsgesetz – der
    mfang der Zahlungen sollte immerhin 250 Millionen
    uro betragen – im Bundesrat scheitern lassen. Bislang

    st an dieser Stelle nichts von Ihnen gefolgt. Wir könnten
    lso einsparen, indem die Leute weniger krank werden
    nd wir hier in Deutschland eine vernünftige Prävention
    urchführen. Hier sind wir im internationalen Vergleich
    chwächer als andere vergleichbare Länder. Das muss
    ich ändern. Kommen Sie nicht mit einem Kompromiss,
    n dem zur Prävention nichts essentiell Neues formuliert
    t.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Zweitens. Kommen Sie nicht mit einem Kompromiss,
    er nur auf der Einnahmenseite greift. Ich sage Ihnen:
    enn Sie neues Geld für das Gesundheitssystem her-

    chaffen, den Verteilmechanismus zwischen der Ärzte-






    (A) )



    (B) )


    Fritz Kuhn
    schaft und den Kassen, zwischen denen, die heute von
    dem Ganzen profitieren, aber nicht substanziell verän-
    dern, dann wird das neue Geld so schnell weg sein, so
    schnell können Sie gar nicht schauen, wodurch Sie
    nichts zur Reform des Gesundheitssystems in Deutsch-
    land beigetragen haben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Deswegen sind die Frage nach mehr Wettbewerb im
    Gesundheitssystem, die Frage nach Transparenz für die
    Patientinnen und Patienten und die Frage nach Präven-
    tion essenziell. Wir müssen nämlich auch die Ausgaben-
    seite des Gesundheitssystems – und nicht nur die Ein-
    nahmenseite – bearbeiten.

    Sie wissen, dass wir bei der Strukturreform für eine
    Bürgerversicherung sind, durch die die Finanzierung
    des Gesundheitssystems auf eine breitere und solidari-
    schere Grundlage gestellt wird. Ich habe die Sorge, dass
    Sie aufgrund der Aufstellung, die Sie nun einmal
    haben – die Kopfpauschale auf der einen Seite und die
    Bürgerversicherung auf der anderen Seite –, zu einem
    richtig miesen, faulen Kompromiss kommen werden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    In der Diskussion sind die lohnbezogenen Arbeitge-
    berbeiträge – gedeckelt oder nicht gedeckelt –, die Ar-
    beitnehmerbeiträge auf der breiteren Grundlage aller
    Einkunftsarten, ein kleines Kopfgeld bzw. eine kleine
    Kopfprämie und schließlich ein Gesundheitssoli. Ich
    sage Ihnen klipp und klar voraus: Dieses Gemisch, das
    Sie hier vorhaben, wird schlechtere Ergebnisse zur Folge
    haben als jedes der einzelnen Modell allein, die vorher in
    der Diskussion waren. Darauf können Sie Gift nehmen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Deswegen müssen Sie, Frau Merkel, wenn Sie den
    Anspruch haben, mit der großen Koalition die großen
    Strukturprobleme in unserem Land zu lösen, schon mehr
    Mut beweisen als mit dieser Kompromissmischtechnik,
    die Sie in anderen Bereichen, so wie es im Koalitions-
    vertrag steht, angewendet haben.

    Wenn Sie die Frage zum Verhältnis zwischen gesetz-
    licher Krankenversicherung und der PKV nicht auf-
    greifen und Sie keinen Risikostrukturausgleich zwischen
    diesen beiden Versicherungssystemen schaffen, dann
    können Sie alles, was Sie hier machen wollen, ein-
    packen. Was soll das für ein System sein, wenn nur die
    Kapital- oder Mieteinkünfte der Mitglieder in der gesetz-
    lichen Krankenversicherung herangezogen werden, aber
    nicht die der Mitglieder in der PKV?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das heißt, dass Sie an das Vermögen der kleinen Leute,
    falls diese Mieteinnahmen zur Alterssicherung haben,
    herangehen, dass aber die Gutverdienenden in der PKV
    außen vor bleiben. Das ist keine Verbreiterung; das, was
    Sie offensichtlich anstreben, ist vielmehr ein richtig mie-
    ser Kompromiss.

    Wir werden die Diskussion begleiten. Aber wir lassen
    es Ihnen nicht durchgehen, dass Sie um des Koalitions-
    friedens willen – ich sage noch einmal: Der Honeymoon,

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    (C (D lso die Phase des netten Lächelns, ist vorbei – einen ompromiss schließen, der keine tatsächlichen Struktur eformen im Gesundheitssystem bedeutet. Ich möchte etwas zum Thema Wirtschaft und Innoationen sagen. Auf diesem Gebiet sind Sie richtig chwach. Sie stellen für vier Jahre 6 Milliarden Euro für ie Forschung zur Verfügung. Eine kleine Bemerkung m Rande: In Deutschland geben wir jedes Jahr Milliarden Euro für Agrarsubventionen aus. – Aber nsonsten beschließen Sie in diesem Bereich Kürzunen. Der EU-Finanzkompromiss im Dezember bedeutet ichts anderes als eine Kürzung der Mittel für Forschung nd Wissenschaft auf europäischer Ebene. Sie, liebe rau Merkel, haben dem zugestimmt. Alle Welt weiß, dass die Zukunft der Arbeitsplätze in er Wissensgesellschaft liegt. Die einzige Chance für eutschland besteht darin, eine Spitzenstellung in der issensgesellschaft mit Innovationen, also mit neuen rodukten und Dienstleistungen, zu erreichen, die anere, egal mit welchen Lohnkosten, noch nicht bereittellen können. Was machen Sie? Sie flüchten sich unter em Namen „Mutter aller Reformen“ der Föderalismuseform in die Kleinstaaterei und geben als Bundesregieung auf einem Gebiet, wo es gilt, die Wissensgesellchaft zu gestalten, den Anspruch auf, an dieser Stelle in Wort mitzureden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Damit Ihnen der Koalitionskompromiss nicht um die
    hren fliegt, sitzen Sie mit dem dicken Hintern der gro-
    en Koalition auf dem vereinbarten Paket der Föderalis-
    usreform,


    (Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


    nstatt endlich das zu machen, was in den Ländern
    zum Teil auch von der SPD – als Notwendigkeit er-

    annt wird, nämlich das Bildungssystem der Zukunft ge-
    einsam zu gestalten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich frage: Frau Merkel, wo ist eigentlich der Wirt-
    chaftsminister?


    (Zurufe von der FDP: Da ist er doch!)


    Er ist jetzt also da.

    Wenn es darum geht, für Deutschland Innovationspo-
    itik zu gestalten, dann kann ich nur sagen: Der Autis-
    us, Herr Glos, mit dem Sie zweimal in der Woche eine
    resseerklärung herausjagen, man solle den Ausstieg aus
    er Atomenergie rückgängig machen, ist keine wirt-
    chaftspolitische Gestaltung für ein zukunftsfähiges In-
    ustrieland.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Lieber Michael Glos, ich habe in der Zeitung gelesen,
    ass Sie sich beim Besteigen eines Hybridautos anläss-
    ich eines Besuches in Japan den Kopf gestoßen hätten.






    (A) )



    (B) )


    Fritz Kuhn

    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Üben!)


    Nehmen Sie das als Wink Gottes.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


    Der Herrgott, lieber Herr Glos, wollte Ihnen sagen, dass
    Sie sich einmal systematisch um Themen wie ökologi-
    sche Modernisierung, nachhaltige Mobilität und eine
    neue Energiepolitik kümmern sollen; denn da liegt die in-
    dustriepolitische Zukunft der Bundesrepublik Deutsch-
    land.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: So gottesfürchtig kenne ich die Grünen gar nicht!)


    Frau Merkel, ich erhebe den Vorwurf, dass Sie sich
    vor der Beantwortung der Fragen, mit was wir in Zu-
    kunft unser Geld verdienen wollen, welche Visionen wir
    in der Industriepolitik und beim Aufbruch Deutschlands
    in eine neue Wirtschaftspolitik haben, und vor Ihrer Ver-
    antwortung für die Zukunft, die Sie an dieser Stelle ha-
    ben, mit Ihren kleinen Trippelschritten aus dem Staub
    machen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wenn Herr Glos so weitermacht, werden Sie in der
    Wirtschaftspolitik keinen Blumentopf gewinnen. Herr
    Glos, Sie haben sich etwas vorschnell in die Tradition
    von Ludwig Erhard gestellt. Ludwig Erhard hatte eine
    klare Vorstellung von der Marktwirtschaft. Er wusste,
    dass man die Wirtschaft auf der einen Seite in Ruhe las-
    sen muss, aber auf der anderen Seite einen echten Rah-
    men schaffen muss, der den Wettbewerb erst ermöglicht.

    Wo ist Ihr Engagement für mehr Wettbewerb in der
    Bundesrepublik Deutschland? Was machen Sie zum Bei-
    spiel im Energiebereich? Vier große Energiekonzerne
    beherrschen den Markt und können die mittelständische
    Energiewirtschaft, die es bei uns schließlich auch gibt,
    mit den Durchleitungsgebühren richtig in die Knie zwin-
    gen. Dazu habe ich von Ihnen noch nichts gehört, Herr
    Glos. Vor dieser Frage haben Sie sich gedrückt. Deswe-
    gen sind Sie kein guter Wirtschaftsminister.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der LINKEN)


    Wir müssen auch über den Haushalt reden, Frau
    Merkel. Dieser Haushaltsplanentwurf entspricht nicht
    der Gestaltung neuer Möglichkeiten – ich beziehe mich
    damit auf Ihre Regierungserklärung –; es ist vielmehr ein
    ziemlich bequemer Haushalt, weil er die Konsolidie-
    rung nicht an der Stelle in Angriff nimmt, an der sie be-
    ginnen müsste.

    Die Einnahmen brummen. Wir werden in Deutsch-
    land 6 Milliarden bis 7 Milliarden Euro – die Angaben
    schwanken je nach Institut – zusätzlich einnehmen. Die
    Einnahmen brummen, aber was machen Sie? Statt sich
    um Zukunftsgestaltung, Gestaltung neuer Möglichkeiten
    und Freiheit für künftige Generationen zu bemühen, er-
    höhen Sie im Jahr 2006 in dem Moment, wo die Einnah-
    men brummen, die Verschuldung um weitere 7 Milliar-
    den Euro.

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    (C (D Gestern hat uns der Finanzminister erklärt, dies sei in Jahr der Konjunkturunterstützung. Die Konjunktur, ie sie sich derzeit entwickelt, braucht keine Unterstüt ung in Form einer Neuverschuldung um 7 Milliaren Euro. Notwendig ist vielmehr eine Haushaltskonsoidierung, die Sie in diesem Jahr aber nicht angehen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich nenne Ihnen auch den Grund dafür. Es ist eine bil-
    ige Nummer: Sie wollen im ersten Jahr der großen
    oalition den schwierigen und unbequemen Weg der
    aushaltskonsolidierung nicht einschlagen. Sie haben
    en Haushalt einer Honeymoon-Koalition vorgelegt; es
    st kein Haushalt einer Koalition, die die Zukunft gestal-
    en will.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Es ist ganz einfach. Hans Eichel kam immer in Be-
    rängnis und Panik, wenn zu wenig Einnahmen erzielt
    urden. Peer Steinbrück kommt in Panik, weil die Ein-
    ahmen plötzlich zu hoch sind. Anders ist doch die Hek-
    ik, mit der Sie die Mehrwertsteuererhöhung beschließen
    ollen, nicht zu erklären.

    Sie betreiben in diesem Jahr eine schöne Honey-
    oon-Haushaltspolitik und verüben im nächsten Jahr
    it der Mehrwertsteuererhöhung um 3 Prozentpunkte

    inen Anschlag auf die Konjunktur und die wirtschaftli-
    he Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland. Die
    heorie, die der Finanzminister gestern erläutert hat – er

    st leider gerade nicht anwesend –, hatte ein bisschen mit
    oodoo zu tun. Sie handeln nach dem Motto „Jetzt so
    iel Anlauf nehmen, dass der Anschlag auf die Konjunk-
    ur im nächsten Jahr verdaut werden kann“. Frau Merkel,
    as ist so, als wenn Sie über das Wasser laufen und der
    efahr des Einsinkens dadurch begegnen wollten, dass
    ie schneller Anlauf nehmen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Was Sie vorgelegt haben, ist wirtschaftlicher Unsinn.
    s gibt eine Alternative, und zwar den Subventionsab-
    au. Alle Institute – das Kieler Institut für Weltwirt-
    chaft, das DIW und andere – rechnen Ihnen vor, dass
    ie schon in diesem Jahr unter der Defizitgrenze von
    Prozent des Bruttoinlandsprodukts bleiben könnten

    nd auf einen solchen Anschlag auf die Konjunktur ver-
    ichten könnten. Unser Bundeshaushalt steckt noch vol-
    er Subventionen, die wir abbauen können. Wir werden
    hnen das in den Beratungen im Einzelnen zahlengenau
    orrechnen.

    Ich möchte noch etwas zum Thema Entwicklungs-
    inanzierung sagen, Frau Merkel. Davor haben Sie sich
    öllig gedrückt. Sie haben sich in der Regierungserklä-
    ung dazu bekannt, dass die Bundesregierung ihr Ziel,
    ,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für die Entwick-
    ungsfinanzierung einzusetzen, bis 2015 erreichen will.
    ber der Haushalt gibt keinerlei Aufschluss über die
    rage, wie Sie das tun wollen. Sie haben keinen Umset-
    ungsplan und Sie haben die französische Initiative einer
    lugticketbesteuerung, aus der das Vorhaben finanziert






    (A) )



    (B) )


    Fritz Kuhn
    werden könnte – 13 Staaten haben dem Vorschlag zuge-
    stimmt –, durch Schweigen und Wegschauen nicht ge-
    rade positiv begleitet. Sie haben keine Antwort auf die
    entscheidende Frage, wie wir in Zukunft die Entwick-
    lung finanzieren sollen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich sage Ihnen ohne düstere Prophetie – der düstere
    Prophet Oskar Lafontaine hält sich jetzt an Oswald
    Spengler mit seinem Hauptwerk „Der Untergang des
    Abendlandes“; ich würde sagen, das passt zu Ihnen, lie-
    ber Herr Lafontaine –:


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Was wir an der Entwicklungsfinanzierung einer gerech-
    ten Weltordnung fehlen lassen, werden wir später teuer
    zu bezahlen haben. Deswegen ist es notwendig, unser
    Versprechen hinsichtlich der 0,7 Prozent endlich einzu-
    lösen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich möchte noch zwei Punkte im Zusammenhang mit
    der Gesellschaftspolitik ansprechen, Frau Merkel. Denn
    ob eine Koalition groß ist oder nur faul und behäbig,
    zeigt sich auch daran, ob sie zentrale Probleme unserer
    Gesellschaft wahrnimmt, angeht und löst.

    Das Erste ist die Kinderpolitik. Davon wird erstaun-
    lich viel geredet; aber es wird sehr wenig gemacht. Die
    Vereinbarkeit von Beruf, Karriere und Kindern ist in
    Deutschland im internationalen Maßstab nicht ausrei-
    chend gewährleistet. Wir sind an dieser Stelle ein Ent-
    wicklungsland. Der Hauptgrund ist, dass in Deutschland,
    vor allem in den süddeutschen Bundesländern, in Bayern
    und Baden-Württemberg, Plätze für Kinder unter drei
    Jahren in den Kinderkrippen fehlen. Ich rede nicht über
    die Qualität der Betreuung – darüber müssten wir eigent-
    lich auch diskutieren –, sondern nur darüber, dass viele
    Mütter und Väter keine Betreuungsplätze für ihre unter
    dreijährigen Kinder finden. Mit dem Elterngeld – das ist
    durchaus ein diskutables Konzept, auch wenn es viel
    kostet – machen Sie aber den dritten bzw. den vierten
    Schritt vor dem ersten. Deswegen fordern wir vom
    Bündnis 90/Die Grünen Sie auf: Schaffen Sie zuerst eine
    ausreichende Zahl an Betreuungsplätzen für Kinder un-
    ter drei Jahre! Wenn dann noch Geld übrig ist, können
    wir darüber reden, was noch Sinnvolles gemacht werden
    kann. Aber es darf nicht umgekehrt sein.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Was hat denn eine junge Mutter davon, ein Jahr lang das
    von Ihnen geplante Elterngeld in Anspruch zu nehmen,
    wenn sie weiß, dass es anschließend schief geht, weil sie
    keinen Betreuungsplatz für ihr Kind hat?

    Sie haben im Koalitionsvertrag eine Überprüfung der
    Entwicklung bei den Kinderkrippen bis 2010 vorgese-
    hen. Wer weiß schon, ob es, wenn Sie 2010 feststellen,
    dass die Situation bei den Kinderkrippen noch immer so
    mies ist wie heute, nicht wieder vier, fünf Jahre dauert,
    bis eine vernünftige Zahl an Betreuungsplätzen erreicht
    wird? Aus heutiger Perspektive bedeutet Ihre Ankündi-

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    (C (D ung: Zehn Jahre werdet ihr auf jeden Fall noch warten, is etwas Vernünftiges passiert. Sie sagen ständig, dass ie in zehn Jahren im internationalen Vergleich überall uf Platz drei stehen wollen. Ich sage Ihnen angesichts hrer Politik aber: Sie werden auch in zehn Jahren bei er Kinderbetreuung auf dem letzten Platz stehen. Sie üssen dringend etwas ändern, wenn Sie die Vereinbar eit von Familie und Beruf, die Sie sich auf die Fahne eschrieben haben, tatsächlich gewährleisten wollen. Wir sollten aufhören, den Streit über die Lösung des emografischen Problems, also die Tatsache, dass es in eutschland zu wenige Kinder gibt, auf dem Rücken der ungen Frauen und Männer auszutragen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    enn diese noch zehn Jahre die blöde Diskussion, die
    ach dem Muster verläuft, diejenigen, die heute 20 oder
    5 sind, seien an der demografischen Entwicklung
    chuld, verfolgen müssen, dann werden sie noch weniger
    inder bekommen. Vielmehr sollte sich die Politik auf

    hr Kerngeschäft besinnen, die Rahmenbedingungen für
    amilienfreundlichkeit und Kinderfreundlichkeit sowie
    ür die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbes-
    ern. Alles andere werden dann die Menschen machen.
    eiter sollten wir uns nicht einmischen. Aber den Druck
    üssen wir herausnehmen. Sonst sagen die jungen
    eute: Von euch lassen wir uns das nicht mehr vorhal-

    en!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Lassen Sie mich noch ein Wort zum Thema Integra-
    ion und Einwanderung sagen. Frau Merkel, Sie haben
    ich in Ihrer Regierungserklärung und in vielen anderen
    ffentlichen Äußerungen zur Integration bekannt. Aber
    as wird durch Ihre Haushaltspolitik nicht bestätigt;
    enn Sie haben die Mittel für Integrationskurse um
    7 Millionen Euro gekürzt. Das sind 32 Prozent des be-
    reffenden Gesamtetats. Sie bekennen sich zwar in Sonn-
    agsreden zur Integration. Aber dort, wo es um Sprach-
    urse und Landeskunde geht, kürzen Sie rabiat. Ich halte
    as für nicht verantwortbar.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    rau Böhmer wird sicherlich sagen, dass 2005 nicht alle
    ittel abgerufen worden seien und dass daher die Kür-

    ungen gerechtfertigt seien. Aber es ist logisch, dass wir
    unehmend mehr Sprachkurse in Deutschland brauchen.
    iese Kurse sind ein Renner. Wenn Sie nachgedacht hät-

    en, dann wäre Ihnen bestimmt eingefallen, wie Sie die
    un gestrichenen Mittel hätten vernünftig einsetzen kön-
    en.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Stattdessen nerven Sie die Menschen mit albernen
    inbürgerungstests. Sie sollten sich einmal die Paralle-

    ität vor Augen führen. Auf der einen Seite werden die
    ittel für Integration gekürzt. Auf der anderen Seite ist






    (A) )



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    Fritz Kuhn
    das, was von Baden-Württemberg vorgeschlagen wurde,
    nichts anderes als ein Idiotentest.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der LINKEN)


    Den von Hessen vorgeschlagenen Einbürgerungstest
    hätte selbst die Hälfte der Deutschen nicht bestanden.
    Deutschland würde wirklich aussterben, wenn wir die
    Einwanderung mit solchen Tests regelten.

    Frau Merkel – ich sage das in erster Linie an die
    Adresse der Union –, Sie haben noch immer ein ideolo-
    gisches Problem. Wir sind faktisch ein Einwanderungs-
    land und sind in wirtschaftlicher Hinsicht sogar auf Ein-
    wanderung angewiesen. Es gibt keine innovative
    Ökonomie, die nicht systematisch Einwanderung zu-
    lässt. Schauen Sie doch auf die USA oder nach Groß-
    britannien! Aber Sie wollen es nicht. Sie haben nicht be-
    griffen, dass wir hier einen Sprung nach vorn machen
    müssen,


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    zum Beispiel bei der konsequenten Anwendung des Ein-
    wanderungsgesetzes. Ich wünsche mir, dass Sie da mehr
    tun.

    Zeigen Sie mir ein Land in Europa oder auf der Welt,
    das systematisch hoch ausgebildete junge Schüler und
    Schülerinnen oder Studenten und Studentinnen, die Bes-
    ten, abschiebt wie zum Beispiel die junge Kurdin, die
    beim Bundespräsidenten eingeladen war und vier Wo-
    chen später abgeschoben werden sollte, und das nur aus
    Dogmatismus, nur weil wir nicht in der Lage sind, eine
    vernünftige Einwanderung solcher Menschen in
    Deutschland zu realisieren!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Frau Merkel, wir können uns das, was Sie da – ich be-
    haupte: aus ideologischer Verblendung – veranstalten,
    weder gesellschaftlich noch unter Gerechtigkeitsge-
    sichtspunkten und schon gar nicht unter Wirtschaftsge-
    sichtspunkten leisten, weil wir gut ausgebildete Leute in
    unserem Land brauchen. Deswegen fordere Sie auf, Ihr
    ideologisches Konzept zu überdenken; sonst werden Sie
    Deutschland nicht zu einem Land der Möglichkeiten und
    der neuen Freiheiten machen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich komme zum Schluss. Wenn ich sehe, was Sie bis-
    her auf den Tisch gelegt haben, dann bekomme ich nicht
    den Eindruck, dass Ihre Koalition groß ist. Sie ist eher
    breit. Sie arbeitet nach dem Mechanismus „Von diesem
    ein bisschen, von jenem ein bisschen“, aber vermeidet
    klare Strukturreformen. Dabei haben wir alle zusammen
    in den letzten Jahren gelernt, dass es auf strukturelle Re-
    formen ankommt und dass es nicht damit getan ist, le-
    diglich hier und dort ein bisschen zu verändern.

    Deswegen sage ich: Wenn Sie diese Politik nicht än-
    dern, werden Sie bei der ökologischen Modernisierung
    nichts erreichen und auch bei den Innovationen nicht.
    Sie werden nicht in sozial gerechter Weise mehr Freiheit
    für alle bewirken und vor allem werden Sie keine nach-

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    (C (D altige Politik im Interesse künftiger Generationen realiieren. Dieser Haushalt wäre eine Chance, zu springen. ch hoffe, dass Sie in den Beratungen der nächsten Moate wenigstens an der einen oder anderen Stelle ein tück vorankommen. Vielen Dank. (Anhaltender Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)