Rede:
ID1602800800

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 10
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. jetzt: 1
    5. der: 1
    6. Kollege: 1
    7. Hubertus: 1
    8. Heil: 1
    9. von: 1
    10. derSPD-Fraktion.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/28 Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Struck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Bernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD) . . . . . . . . Monika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Monika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Kolbow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Löning (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . 2203 D 2207 A 2211 A 2216 B 2221 A 2226 C 2235 C 2239 C 2242 C 2244 B 2245 D 2262 C 2264 C 2266 C 2267 C 2268 A 2269 B 2270 C 2271 D 2272 C 2274 A Deutscher B Stenografisch 28. Sitz Berlin, Mittwoch, de I n h a l Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushalts- jahr 2006 (Haushaltsgesetz 2006) (Drucksache 16/750) . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2005 bis 2009 (Drucksache 16/751) . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 04 Bundeskanzleramt E A i Z A S D d ( D D E 2203 A 2203 B 2203 B Markus Meckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Monika Griefahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2249 D 2250 A undestag er Bericht ung n 29. März 2006 t : inzelplan 05 uswärtiges Amt n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 1: ntrag der Fraktionen der CDU/CSU, der PD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/ IE GRÜNEN: Belarus nach den Präsi- entschaftswahlen Drucksache 16/1077) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . ckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2252 D 2253 A 2257 A 2259 B Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . Harald Leibrecht (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2275 A 2275 B II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. März 2006 Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Hartwig Fischer (Göttingen) (CDU/CSU) . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Uta Zapf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Hörster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Gerd Höfer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE) . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ 2276 A 2276 D 2278 B 2279 B 2279 B 2279 D 2280 D 2282 A 2283 B 2285 D 2287 B 2289 A 2300 D 2301 A 2302 C 2304 D 2306 C 2308 B 2310 B 2310 C 2312 C 2313 A Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Herrmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Susanne Jaffke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D N B A L 2291 B 2293 B 2295 A 2295 D 2296 D 2298 D 2299 A 2299 B 2300 C DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Uschi Eid (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erichtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2313 B 2314 D 2315 B 2316 D 2316 B 2317 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. März 2006 2203 (A) ) (B) ) 28. Sitz Berlin, Mittwoch, de Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    ngen Einzelplan 15“ ist „Bun- it“ zu lesen. r 1. Satz ist wie folgt zu der Föderalismusreform, dazu führen sollen, glei- Mobilität in Deutschland s Bereichs der Bildungs- einbart haben. Dazu gehört, die internationale wie auch gsländern gewinnen. Ich undesbürgern deutlich zu einen Akt der Humanität cklungspolitik in unserem sowie bei Abgeord- SPD) betonen, dass es nicht nur ht nur über Geld und die uch darüber, dass wir in (Beifall bei der CDU/CSU BÜNDNIS 90/DIE GRÜN [DIE LINKE]: Ihretwegen Vizepräsidentin Gerda Ha Weitere Wortmeldungen lieg Wir sind damit am Schluss ordnung. Ich berufe die nächste Sitz Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. März 2006 2317 (A) (C) (B) ) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Bartsch, Dietmar DIE LINKE 29.03.2006 Bernhardt, Otto CDU/CSU 29.03.2006 Dr. Bisky, Lothar DIE LINKE 29.03.2006 Bülow, Marco SPD 29.03.2006 Hintze, Peter CDU/CSU 29.03.2006 Dr. Höll, Barbara DIE LINKE 29.03.2006 Krichbaum, Gunther CDU/CSU 29.03.2006 Kurth (Quedlinburg), BÜNDNIS 90/ 29.03.2006 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich * Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 29.03.2006 Deittert, Hubert CDU/CSU 29.03.2006* Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.03.2006 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 29.03.2006* Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 29.03.2006 Gabriel, Sigmar SPD 29.03.2006 Goldmann, Hans- Michael FDP 29.03.2006 Gradistanac, Renate SPD 29.03.2006 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 29.03.2006 Heinen, Ursula CDU/CSU 29.03.2006 Hermann, Winfried BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.03.2006 Hilsberg, Stephan SPD 29.03.2006 L M M P S S D D T W (D für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates Undine DIE GRÜNEN intner, Eduard CDU/CSU 29.03.2006* üller (Gera), Bernward CDU/CSU 29.03.2006 üller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.03.2006 flug, Johannes SPD 29.03.2006 cheel, Christine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.03.2006 chmidt (Nürnberg), Renate SPD 29.03.2006 r. Schui, Herbert DIE LINKE 29.03.2006 r. Spielmann, Margrit SPD 29.03.2006 auss, Jörg SPD 29.03.2006 issmann, Matthias CDU/CSU 29.03.2006 28. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 29. März 2006 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Oskar Lafontaine


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! Der Kollege Ramsauer hat, wie zu erwarten war, da-
    von gesprochen, dass die große Koalition das Kursbuch
    für einen neuen Kurs vorgelegt hat. Wenn man eine Wer-
    beagentur zurate ziehen würde, würde sie für den Ver-
    kauf immer empfehlen, von etwas Neuem, von einer In-
    novation zu sprechen und zu unterstreichen, dass
    wirklich ein Aufbruch in Deutschland stattgefunden hat,
    dass man also zu neuen Ufern aufbrechen will.

    Ich will für meine Fraktion sagen, dass die Situation
    sich für uns weniger vorwärts gewandt darstellt. Wir
    stellen zunächst einmal fest, dass die Politik der Regie-
    rung Merkel die Politik der Regierung Schröder/Fischer
    fortsetzt, und zwar in der Außenpolitik ebenso wie in der
    Wirtschafts- und Finanzpolitik.


    (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE] sowie bei Abgeordneten der SPD – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wollen wir einmal zurückweisen hier!)


    – Es freut mich, dass hier teilweise Beifall gespendet
    wird. Dies ist unsere Überzeugung. Sie können eine an-
    dere Auffassung haben.

    Wir begründen unsere Haltung damit, dass die wichti-
    gen Entscheidungen der letzten Jahre – ob das Hartz IV
    war, ob das die Agenda 2010 war oder ob das die Betei-
    ligung Deutschlands an völkerrechtswidrigen Kriegen
    war – von allen Fraktionen dieses Hauses getragen wor-
    den sind. Also sehen wir keine Veränderung der Politik
    durch den Wechsel zur großen Koalition.


    (Beifall bei der LINKEN – Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Gysi ist nach Belgrad gefahren!)


    Ich beginne mit der Außenpolitik – davon war schon
    die Rede – und stelle fest, dass die Außenpolitik auch
    dieser Regierung keine klare Grundlage hat. Ich will da-
    rauf hinweisen, dass derjenige, der sich zu politischen
    Themen äußert, zunächst gehalten ist, die Begriffe zu
    klären. Wenn man zum Beispiel sagt, man stelle in den
    Mittelpunkt seiner Außenpolitik den Kampf gegen den
    internationalen Terrorismus, dann muss man definieren
    können – ich wiederhole das –, was man unter „interna-
    tionalem Terrorismus“ versteht. Wenn man dies nicht
    kann, dann gerät man in die Gefahr, eine Außenpolitik
    zu betreiben, die keine klare Grundlage hat.

    s
    h
    d
    u
    i
    E

    i
    s
    t
    M
    W
    d
    s
    M
    S
    r

    d
    g
    t
    k

    s
    F
    d
    S
    J
    R
    t
    d
    I
    F
    R
    i

    o
    r


    e
    a
    f

    O
    m
    W
    K
    w

    (C (D (Karl-Georg Wellmann [CDU/CSU]: Jetzt erklären Sie uns das einmal!)


    Deshalb will ich für die Linke hier noch einmal fest-
    tellen, dass von keiner der beteiligten Parteien bis zum
    eutigen Tage eine Antwort auf die Frage gegeben wor-
    en ist, was wir eigentlich unter Terrorismus und damit
    nter internationalem Terrorismus verstehen. Für uns
    st Terrorismus das Töten unschuldiger Menschen zum
    rreichen politischer Ziele.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Unter diesem Gesichtspunkt waren die Attentäter, die
    n das World Trade Center geflogen sind und 3 000 Un-
    chuldige umgebracht haben, natürlich Terroristen. Un-
    er diesem Gesichtspunkt sind natürlich auch die jungen

    enschen, die als Selbstmordattentäter in tragischer
    eise sich ihr Leben nehmen und Unschuldige mit in

    en Tod ziehen, Terroristen. Unter diesem Gesichtspunkt
    ind aber auch – dieser Erkenntnis verschließt sich die

    ehrheit in diesem Hause – die Bombardierungen von
    tädten und Dörfern in Afghanistan oder im Irak terro-
    istische Akte,


    (Beifall bei der LINKEN)


    ie man genauso qualifizieren muss wie die Handlun-
    en, die ich vorher beschrieben habe. Da Sie diesem Ur-
    eil ausweichen, hat Ihre Außenpolitik an dieser Stelle
    eine klare Grundlage.

    Die zweite Frage ist, ob Sie tatsächlich der Auffas-
    ung sind, dass die Kriege im Vorderen Orient Kriege für
    reiheit und Demokratie sind. Wir haben eine ganz an-
    ere Auffassung. Ich habe schon des Öfteren Oswald
    pengler zitiert, der in der ersten Hälfte des vorigen
    ahrhunderts Außenpolitik definierte als Kämpfe um
    ohstoffe und Absatzmärkte. Nach unserer Auffassung

    rifft diese konservative Definition auf die Außenpolitik
    er führenden Supermacht des Westens nach wie vor zu:
    hre Außenpolitik ist kein Kampf um Demokratie und
    rieden, sondern sie ist nach wie vor ein Kampf um
    ohstoffe und Absatzmärkte. Das gilt in vollem Umfang

    n Bezug auf den Vorderen Orient.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die dritte Frage, die Sie nicht beantwortet haben, ist,
    b Sie sich im Rahmen der Außenpolitik an das Völker-
    echt halten wollen. Das ist doch eine relevante Frage.


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie sich nicht für die Folter ausgesprochen?)


    Darauf komme ich bei Gelegenheit zu sprechen. Ver-
    hrte Frau Roth, Sie waren Menschenrechtsbeauftragte,
    ls zahlreiche Rechtsbrüche hier in Deutschland – Ent-
    ührungen, Folter – stattgefunden haben.


    (Beifall bei der LINKEN)


    ffensichtlich haben Sie in dieser Zeit gepennt. Für
    eine Fraktion möchte ich Ihnen noch einmal sagen:
    er durch die Unterstützung völkerrechtswidriger
    riege für den Tod Tausender Unschuldiger mitverant-
    ortlich ist, der soll in diesem Hause nicht über






    (A) )



    (B) )


    Oskar Lafontaine
    Menschenrechte reden. Das ist unsere Position in dieser
    Frage.


    (Beifall bei der LINKEN – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Lächerlich!)


    Ich werfe also noch einmal die Frage auf, ob Sie sich
    an das Völkerrecht halten wollen.


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie war das mit der Folter, Herr Lafontaine? – Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Jetzt zum Thema Folter!)


    – Ja, regen Sie sich nur auf! Das macht durchaus Freude.
    Dann weiß man, dass Sie getroffen sind.


    (Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich stelle also die Frage, ob Sie sich an das Völkerrecht
    halten wollen. Es ist bekannt, dass weder der Jugosla-
    wienfeldzug


    (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jugoslawienfeldzug? Ihre Begrifflichkeit verrät Sie!)


    noch der Afghanistankrieg mit dem Völkerrecht zu ver-
    einbaren waren. Weniger bekannt ist, dass auch der Irak-
    feldzug von Deutschland mit getragen worden ist. Wenn
    das Bundesverwaltungsgericht feststellt, dass Deutsch-
    land Beihilfe zum Irakkrieg geleistet hat


    (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ist Herr Gysi gerade in Weißrussland?)


    und dass die Beihilfe zu einem völkerrechtswidrigen
    Krieg ebenfalls ein völkerrechtswidriges Handeln dar-
    stellt, dann wäre doch zu erwarten, dass sich dieses Haus
    mit diesem höchstrichterlichen Urteil beschäftigt. Aber
    das ist in den letzten Wochen und Monaten nicht gesche-
    hen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Außenpolitik hat keine klare Grundlage. Weder
    definiert sie, was Terrorismus ist, noch erklärt sie sich zu
    der Frage, ob es hier um Freiheit und Demokratie oder
    um Rohstoffsicherung geht, noch hat sie klar erkannt,
    dass das Völkerrecht beachtet werden muss, wenn wir
    überhaupt Friedenspolitik betreiben wollen. Insofern
    steht die Außenpolitik auf tönernen Füßen. Es besteht
    nachher Gelegenheit, diese drei Sachargumente zu ent-
    kräften.


    (Hubertus Heil [SPD]: Gern!)


    Wir sind sehr gespannt darauf.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Ich komme zur Europapolitik und damit auch zur
    Frage der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Herr Kol-
    lege Ramsauer, Sie haben die Europapolitik der neuen
    Regierung, die eine Fortsetzung der bisherigen ist, für
    richtig befunden. Wir glauben, dass es in den letzten Jah-
    ren zwei gravierende strukturelle Fehlentwicklungen ge-
    geben hat. Das eine ist der Maastrichtvertrag und das an-
    dere ist die Verfassung der Europäischen Zentralbank.

    I
    w
    s
    n
    d
    d
    a
    d
    b
    a

    D
    P
    p
    i
    j
    A
    d
    Z
    m

    w
    s
    d
    n

    D
    t
    s
    k
    t
    k

    D
    d
    w
    s

    d
    D
    p

    d
    p
    e
    n
    e
    s
    k


    N

    (C (D Niemand im angelsächsischen Raum käme auf die dee, eine Zentralbankverfassung zu verabschieden, wie ir sie in Europa haben. Eine Zentralbank, die aus chließlich dem Ziel der Preisstabilität verpflichtet ist, eigt zu gravierenden Fehlentscheidungen, die insbesonere Wachstum und Beschäftigung hemmen. Wir haben as in den letzten Jahren oft genug erlebt. Ich möchte lso für meine Fraktion hier feststellen, dass es das Mineste wäre, die Verfassung der Europäischen Zentralank an die Verfassung der amerikanischen Notenbank nzupassen. ie amerikanische Notenbank ist nämlich nicht nur auf reisstabilität verpflichtet, sondern sie ist ebenso verflichtet, Wachstum und Beschäftigung zu fördern. Es st bedauerlich, dass die Europäische Zentralbank in der etzigen Situation, in der es in Europa noch keine klare ufwärtsbewegung gibt, wiederum dabei ist, den Kurs er Zinspolitik zu ändern. Wir werden das in einiger eit, insbesondere in Deutschland, zu spüren bekomen. Nun zum Maastrichtvertrag. Vorhin war von naturissenschaftlicher Ausbildung die Rede. Einen Grund atz lernt man bei dieser Ausbildung, nämlich dass man ie Theorie überprüft, wenn das Experiment sie permaent widerlegt. ass der Maastrichtvertrag durch das Experiment bestäigt worden ist, kann nur jemand behaupten, der sehr, ehr kühn ist. Der Maastrichtvertrag ist eine Fehlonstruktion von Anfang an. Er hindert die Mitgliedstaaen der Europäischen Union daran, eine vernünftige Fisalpolitik zu betreiben. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nein, Schulden zu machen!)


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Beifall bei der LINKEN)


    aher müsste er nicht nur ein bisschen korrigiert wer-
    en, sondern er müsste grundlegend reformiert werden,
    enn wir Wachstum und Beschäftigung in Europa tat-

    ächlich wollen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich komme zur Innenpolitik und zur Bekämpfung
    er Arbeitslosigkeit. Dabei spreche ich zwei Felder an.
    as eine ist die Finanzpolitik. Das andere ist die Lohn-
    olitik.

    Der Bundesfinanzminister hat hier davon gesprochen,
    ass seine Finanzpolitik nach seinem Urteil eine Finanz-
    olitik der doppelten Tonlage sei. Ich kann diese Selbst-
    inschätzung nicht in vollem Umfang teilen, Herr Fi-
    anzminister. Ich glaube, dass Sie hier weiterhin das
    intönige Lied des Neoliberalismus gesungen haben; in-
    ofern konnte ich von doppelter Tonlage leider nichts er-
    ennen.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Was ist daran eintönig?)


    Herr Kollege Westerwelle, manchmal ist das Lied des
    eoliberalismus auch sehr farbig, aber es ist besonders






    (A) )



    (B) )


    Oskar Lafontaine
    eintönig und bitter für diejenigen in unserem Land, die
    davon negativ betroffen sind, und das sind in den letzten
    Jahren immer mehr geworden.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ich bringe Ihnen noch mal einen Ausschnitt aus dem Geschichtsbuch!)


    Zunächst noch zur Grundausrichtung der Finanz-
    politik. Wenn Sie sagen, Herr Bundesfinanzminister, die
    Finanzpolitik unterstütze Wachstum und Beschäftigung,
    dann müssen Sie das irgendwie begründen können. Sie
    müssen zumindest irgendwie belegen können, dass die
    Finanzpolitik expansiv ist. Das ist sie aber nicht. Sie
    werden hier kein Institut zitieren können, das Ihrer Fi-
    nanzpolitik einen expansiven Impuls bestätigt. Vielmehr
    ist es so, dass nicht nur der Bundeshaushalt zurückgeht,
    sondern auch die Gesamtheit der öffentlichen Haushalte.
    Wenn die Gesamtheit der öffentlichen Haushalte zurück-
    geht, ist die Finanzpolitik – das sollte man hier feststel-
    len – nicht expansiv, sondern eher restriktiv. Über Zah-
    len kann man nicht streiten, es sei denn, man redet sich
    die Welt schön oder verliert sich in irgendwelchen ideo-
    logischen Betrachtungen, die mit einer sachlichen Erör-
    terung überhaupt nichts zu tun haben.


    (Beifall bei der LINKEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie waren Finanzminister! Sie hätten das machen können!)


    Aber nicht nur die Haushaltspolitik ist der gegenwär-
    tigen konjunkturellen Lage nicht angemessen. Noch viel
    mehr gilt das für die Steuerpolitik. Aber dazu möchte ich
    das nach unserer Auffassung bestehende Kernproblem
    der gegenwärtigen ökonomischen Entwicklung in
    Deutschland formulieren, nämlich wie man die Erspar-
    nisse wieder zurücklenkt in Investitionen. Wenn man
    dies als Kernaufgabe akzeptiert, dann muss man zu-
    nächst feststellen, dass dazu von Ihrer Regierung über-
    haupt nichts angeboten wird. Das, was vorgelegt wird,
    sind allenfalls Trippelschrittchen; in Wirklichkeit ge-
    schieht viel zu wenig.

    Dass dies das Kernproblem ist, können Sie dem
    jüngsten Bericht der Bundesbank entnehmen. Dort steht,
    bezogen auf das letzte Jahr, schlicht und einfach:

    Somit wurde das inländische Sparaufkommen, an-
    ders als in den 90er-Jahren, nicht mehr in vollem
    Umfang von der gesamtwirtschaftlichen Sachkapi-
    talbildung im Inland absorbiert.

    Anders ausgedrückt: Es gelingt eben nicht mehr, die Er-
    sparnisse in unserem Lande in die Investitionen zu len-
    ken. Vielmehr wurde ein beträchtlicher und steigender
    Teil dem Ausland zur Verfügung gestellt.

    Die deutsche Wirtschaftspolitik darf nicht zulassen,
    dass die Ersparnisse, die hier gebildet werden, nicht
    mehr hier in Investitionen fließen, sondern dem Ausland
    zur Verfügung gestellt werden. Die Frage ist, wie wir das
    ändern können.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wenn wir überlegen, wohin unsere Investitionen ge-
    lenkt werden können, dann müssen wir uns auf die ein-

    z
    h
    g
    D
    z
    t
    H
    e
    d
    s
    k

    K
    B
    t
    v

    S
    F

    f
    t
    T
    B
    d
    s

    A
    ä

    ß
    u
    a
    m
    b

    w
    A
    b
    S
    e
    d
    d
    H
    w
    s
    g
    D

    v
    S
    l

    (C (D elnen Felder konzentrieren. Zunächst einmal – darauf at meine Kollegin Gesine Lötzsch gestern bereits hinewiesen – ist die Quote öffentlicher Investitionen eutschlands anzusprechen. Das ist einfach nicht mehr u fassen. Wieso glauben wir, dass wir uns als ein Indusriestaat, der in seiner Bedeutung für Europa von Ihnen, err Kollege Ramsauer, gepriesen worden ist, weiter ine Quote öffentlicher Investitionen erlauben können, ie seit vielen Jahren nur halb so hoch ist wie im Durchchnitt der EU-Mitgliedstaaten? Wieso glauben wir, wir önnen das auf Dauer durchhalten? (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das müssen jetzt ausgerechnet Sie sagen!)


    eine Volkswirtschaft kann auf Dauer zu Wachstum und
    eschäftigung finden, wenn nicht die öffentlichen Inves-

    itionen einen entsprechenden Anteil an der gesamten
    olkswirtschaftlichen Entwicklung haben.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Aber die privaten Investitionen auch! Das müsste der Ökonom Lafontaine gut wissen!)


    eit vielen Jahren werden an dieser Stelle gravierende
    ehler gemacht.

    Noch wichtiger als Investitionen in die öffentliche In-
    rastruktur sind Investitionen in die geistige Infrastruk-
    ur. Auch hier kann man nur sagen: Es ist angesichts der
    radition dieses Landes nicht zu fassen, dass wir bei den
    ildungs- und Forschungsausgaben im unteren Drittel
    er OECD-Statistik liegen. Das ist ein unhaltbarer Zu-
    tand.


    (Beifall bei der LINKEN)


    uch die jetzigen Entscheidungen der Regierung Merkel
    ndern nichts daran.

    Wenn wir wirklich zu den Industriestaaten aufschlie-
    en wollen, die in den letzten Jahren mehr Wachstum
    nd Beschäftigung geschaffen haben, brauchen wir eine
    ndere Quote öffentlicher Investitionen und deutlich
    ehr Ausgaben für Forschung und Bildung. Das ist die

    este Investition in die Zukunft eines Volkes.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Nun stellt sich natürlich die Frage, wie man dies be-
    erkstelligen kann. Damit komme ich zur Steuer- und
    bgabenquote. Ich hatte Ihnen, Frau Bundeskanzlerin,
    eim letzten Mal die simple Frage gestellt, welche
    teuer- und Abgabenquote Sie eigentlich anstreben. In
    iner seriösen Debatte über Haushaltspolitik müsste
    iese Frage beantwortet werden können. Man müsste
    och wissen, was man eigentlich will. Wenn man einen
    aushaltsplan aufstellt, muss man sich die Frage stellen,
    ie man die Einnahmeseite und die Ausgabenseite ge-

    taltet. Aber offensichtlich ist diese Frage aufgrund ir-
    endwelcher ideologischer oder anderer Barrieren in
    eutschland überhaupt nicht mehr zu stellen.

    Deshalb sage ich hier noch einmal: Wir haben eine
    öllig unterdurchschnittliche Steuer- und Abgabenquote.
    ie liegt nach der jetzigen Statistik bei 34 Prozent. Wir

    iegen damit um 6 Prozent unter dem europäischen






    (A) )



    (B) )


    Oskar Lafontaine
    Durchschnitt. Umgerechnet auf unser Sozialprodukt sind
    das rund 130 Milliarden Euro. Das werden wir auf
    Dauer nicht durchhalten können, meine Damen und Her-
    ren.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dabei ist noch nicht einmal eingerechnet, dass wir die
    Einheit finanzieren müssen. Das ist eine unglaubliche
    Fehlentwicklung der Haushaltssteuerung in den letzten
    Jahren, die hier nur ganz bescheiden korrigiert werden
    soll.

    Sie haben darauf hingewiesen, dass sie korrigiert
    werde, und sprachen dann von der Mehrwertsteuer. Es
    war nun wirklich nicht akzeptabel, dass Sie, Herr Kol-
    lege Ramsauer, in diesem Zusammenhang von einer
    Übereinstimmung zwischen Reden und Handeln spra-
    chen. Die Mehrwertsteuer ist leider ein eklatantes Bei-
    spiel dafür, wie Parteien dazu beitragen, dass die Bevöl-
    kerung immer politikverdrossener wird und sich immer
    mehr Menschen weigern, zur Wahlurne zu gehen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Hier haben sich die beiden Parteien der großen Koalition
    eines Wahlbetruges schuldig gemacht.


    (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Haben Sie unser Wahlprogramm nicht gelesen?)


    Das möchte ich im Rahmen der Generaldebatte anspre-
    chen. Wenn eine Partei sagt, sie befürworte eine Mehr-
    wertsteuererhöhung um 2 Prozent, die andere Partei hei-
    lige Eide auf 0 Prozent Mehrwertsteuererhöhung
    schwört und am Schluss 3 Prozent herauskommen, dann
    ist die Bevölkerung der Bundesrepublik erbost, weil sie
    sich betrogen fühlt, und geht eben nicht mehr zu den
    Wahlurnen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Hellmut Königshaus [FDP])


    Das kann man Ihnen nicht so ohne weiteres durchgehen
    lassen.

    Dass Ihre Steuerpolitik, und zwar die Steuerpolitik al-
    ler mit uns konkurrierenden Parteien, in den letzten Jah-
    ren auf einem völlig falschen Pfad war, hat die Bundes-
    bank ebenfalls festgestellt. Ich zitiere: Die Untersuchung
    zeigt,

    dass für den starken Defizitanstieg nach dem Jahr
    2000 zwar auch konjunkturelle Einflüsse eine Rolle
    gespielt haben. Ausschlaggebend war aber der
    Rückgang der strukturellen Einnahmequote …

    Deutlicher kann man dies nicht sagen.

    Ich will es einmal anders formulieren: Hätten Sie die
    Steuerreform 2000 nicht beschlossen, hätten Sie kein
    einziges Jahr die Maastrichtkriterien verfehlt. Auch dies
    ist in ungezählten Untersuchungen dargestellt worden.
    Also stimmt die Steuer- und Abgabenquote nicht.

    So einfach wie der Bundesfinanzminister darf man es
    sich nicht machen: Wenn er sagt, die einzige Alternative,
    die wir hätten, sei entweder eine Mehrwertsteuererhö-
    hung oder eine drastische Kürzung bei Renten oder an-

    d
    B
    k

    S
    t
    d
    d

    i
    s
    d
    f

    D
    g
    t

    t
    b

    d
    d
    f
    s
    a
    t


    b

    w

    s
    c
    W
    n
    s

    v

    D
    t

    w
    m
    d
    d
    m

    (C (D eren Sozialausgaben, dann ist dies eine Irreführung der evölkerung, die wir Ihnen nicht durchgehen lassen önnen, Herr Bundesfinanzminister. ie haben diese Behauptung zwar vielfach wiederholt, rotzdem bleibt sie schlicht und einfach eine Irreführung er Bevölkerung. Es sind 20 bis 30 andere Alternativen enkbar. Sie wissen, dass wir eine Alternative immer wieder ns Gespräch bringen: Statt dem Volk ständig in die Tache zu greifen, sollten Sie einmal den Mut haben, auch en Wohlhabenden in Deutschland in die Tasche zu greien. enn die Entwicklung der Einkommen und Vermöen läuft so stark auseinander, dass dies dringend geboen ist. An dieser Stelle haben Sie, Herr Bundesfinanzminiser, den freundlichen Hinweis gegeben – ich bin ja dankar, wenn ich von Ihnen etwas lernen kann –, ass das Kapital mobil sei. Sie waren also der Meinung, iese Tatsache sei mir nicht geläufig. Herr Bundesinanzminister, ich wohne an der deutsch-luxemburgichen Grenze und ich habe mich schon, als Sie noch ndere Funktionen hatten, mit der Kapitalflucht beschäfigt. (Lachen bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Aha!)


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Zuruf von der SPD: Genau!)


    Ich habe noch keinen von euch erwischt. Deswegen
    raucht ihr jetzt nicht zu lachen.


    (Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN)


    Gehen Sie einmal getrost davon aus, dass ich sehr
    ohl weiß, dass die Kapitalflucht ein Problem ist.

    So wie ich vorhin auf die Methoden der Naturwissen-
    chaft verwiesen habe, möchte ich Ihnen einen hilfrei-
    hen Hinweis zur Wirtschafts- und Finanzpolitik geben.
    enn wir in der Schule die uns gestellten Aufgaben

    icht lösen konnten, dann waren wir zumindest so
    chlau,


    (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Gespickt!)


    om Nachbarn abzugucken, der es besser gewusst hat.


    (Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist lebensnah!)


    as ist eigentlich auch etwas, was man von Ihnen erwar-
    en könnte. Anscheinend ist das aber zuviel verlangt.

    Wenn Sie hier mit der Ihnen eigenen Chuzpe sagen,
    egen der drohenden Kapitalflucht könnten wir die Ver-
    ögen in Deutschland nicht besteuern, dann muss man

    och die Frage stellen, warum in vielen anderen In-
    ustriestaaten eine ordentliche Vermögensbesteuerung
    öglich ist. Täuschen Sie das Volk nicht in dieser unver-






    (A) )



    (B) )


    Oskar Lafontaine
    schämten Art und Weise, wenn es darum geht, Vermö-
    gen in Deutschland zu besteuern!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir sollten nicht so tun, als wären wir allein auf der
    Welt und als hätten die anderen Staaten keine Erfahrun-
    gen auf diesem Gebiet gemacht. Es dürfte Ihnen sicher
    möglich sein, sich in Ihrem Hause die OECD-Statistik
    über die Vermögensbesteuerung zu beschaffen. Dann
    könnten Sie sehen, dass wir hinsichtlich der Vermögens-
    besteuerung im Vergleich zu anderen Industriestaaten
    weit zurückliegen, insbesondere im Vergleich zu den an-
    gelsächsischen Staaten.

    Ich möchte noch einmal einen Vorschlag machen, den
    ich hier schon einmal vortragen durfte. Dieser Vorschlag
    ist für jeden überprüfbar; man kann Ja oder Nein dazu
    sagen. Das deutsche Geldvermögen – betroffen sind
    also nicht das Sachkapitalvermögen und das Immobi-
    lienvermögen – beträgt 4 000 Milliarden Euro. Die Hälfte
    davon gehört dem einen Prozent der Bevölkerung, das
    Sie vorhin teilweise angesprochen haben, Herr Kollege
    Ramsauer. Das sind 2 000 Milliarden Euro. Wenn man
    dieses Vermögen mit 5 Prozent besteuert – ich sage zum
    Verständnis, dass die Durchschnittsrendite für dieses
    Geldvermögen derzeit weit über 7 Prozent liegt –, dann
    kann man 100 Milliarden Euro pro Jahr an Mehreinnah-
    men für die öffentliche Hand erzielen.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Und wenn das Vermögen weg ist? Was ergeben dann die 5 Prozent?)


    Wieso greifen Sie über die Mehrwertsteuererhöhung nur
    dem Volk in die Tasche und wieso sind Sie nicht in der
    Lage, an das Vermögen der Wohlhabenden zu gehen?
    Das ist eine durchaus beschämende Entwicklung.

    Weil ich gerade in Richtung der Fraktion der Sozial-
    demokratischen Partei Deutschlands blicke, möchte ich
    Sie daran erinnern, dass die stolze Feststellung des Bun-
    desfinanzministers, dass wir mit die niedrigste Steuer-
    quote in Europa haben, vor Jahren auf jedem SPD-Par-
    teitag mit großem Missfallen entgegengenommen
    worden wäre. Dass Sie dies jetzt als eine große Leistung
    verkünden, zeigt, wie sehr sich diese Partei gewandelt
    hat.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Es zeigt auch, wie sehr sich Ihre Einstellung zu den
    Staatsaufgaben und zu den Aufgaben der öffentlichen
    Hand grundsätzlich verändert hat. Das hat große Nach-
    teile für die Beschäftigten und die Arbeitslosen in die-
    sem Land.

    Wir brauchen eine andere Steuerpolitik. Ich habe Ih-
    nen dazu Vorschläge gemacht. Es bestände dann die
    Möglichkeit, das Barvermögen – davon ist im Bericht
    der Bundesbank die Rede – in Richtung öffentliche In-
    vestitionen und in Bildungsinvestitionen umzulenken.
    Es ist ein einfacher Weg. Aber aus ideologischer Ver-
    blendung heraus wollen Sie diesen Weg nicht gehen, der
    ein Kernproblem unserer Volkswirtschaft lösen würde.


    (Beifall bei der LINKEN)


    k
    l
    I
    l
    R
    h
    e
    u

    t
    W
    u
    f
    i
    e
    t
    B
    v

    D
    d
    c
    w
    u
    u
    c
    u

    a
    s
    m
    u
    d
    z
    w

    W
    m
    l
    u
    g

    L
    w
    B
    n
    d
    L
    d
    W
    S
    D
    s
    la

    (C (D Der zweite Punkt, den ich ansprechen möchte – man ann dies nicht oft genug tun –, ist die Lohnentwickung in Deutschland. Sie ist leider die miserabelste aller ndustriestaaten. Seit zehn Jahren haben wir kein Realohnplus mehr in Deutschland. Die Statistik weist einen ückgang von 0,9 Prozent aus. Vergleichbare Staaten atten in zehn Jahren ein Plus von real 20 Prozent wie twa die USA oder von 25 Prozent wie Großbritannien nd Schweden zu verzeichnen. Nun werden Sie sagen: Wir haben damit gar nichts zu un. – Das ist allerdings noch nicht einmal die halbe ahrheit. Natürlich sind die Politik der Bundesregierung nd die Politik der Länderregierungen mit konstituierend ür die Möglichkeiten gewerkschaftlicher Durchsetzung n Deutschland. Wenn Sie beispielsweise – um ein aktulles Thema aufzugreifen – immer noch dem abgelutschen Bonbon der Arbeitszeitverlängerung als Motor der eschäftigungsentwicklung anhängen, sind Sie auf dem öllig falschen Weg. ie Arbeitszeitverlängerung ist eines der Betrugswörter es Neoliberalismus, das Sie ununterbrochen gebrauhen. Die Arbeitszeitverlängerung ist ein Begriff, der etas intendiert, worum es gar nicht geht. Es geht nicht m eine Verlängerung der Arbeitszeit, sondern einzig nd allein um eine Verlängerung der Arbeitszeit bei gleihem Lohn, das heißt um eine Stundenlohnkürzung und m nichts anderes. Wer eine Stundenlohnkürzung will, soll das dann uch sagen. Es ist ein Trauerspiel, dass eine Partei – ich ehe sie hier –, die in ihrem Grundsatzprogramm, das ich iterarbeitet habe, Arbeitszeitverkürzungen vorsieht nd nach wie vor die 30-Stunden-Woche propagiert, bei ieser Arbeitszeitverlängerung bzw. Stundenlohnkürung mitmacht. Das ist wirklich eine traurige Fehlenticklung. er allerdings glaubt, in der jetzigen Situation der lahenden Binnennachfrage in Deutschland über Stunden ohnkürzungen irgendeinen Beitrag zu mehr Wachstum nd Beschäftigung leisten zu können, ist nicht mehr anz bei Trost; um dies einmal in aller Klarheit zu sagen. Weil wir den verhängnisvollen Trend der negativen ohnentwicklung in Deutschland durchbrechen müssen, enn wir in irgendeiner Form etwas für Wachstum und eschäftigung erreichen wollen, vertritt meine Fraktion ach wie vor die Einführung eines gesetzlichen Minestlohns. Wir haben nun einmal eine solch negative ohnspirale in Deutschland, dass es für dieses Parlament ringend geboten ist, diesen Negativtrend aufzuhalten. ir haben bereits Tariflöhne von unter 4 Euro pro tunde. Dies kann nicht mehr hingenommen werden. ie Verfassung unseres Landes, die in Art. 1 die Men chenwürde schützt, verpflichtet uns dazu, in Deutschnd Löhne sicherzustellen, von denen ein Arbeitnehmer, Oskar Lafontaine der arbeitet, auch anständig leben kann. Das ist die Idee des Mindestlohns. Ich möchte noch etwas zu den sozialen Sicherungssystemen sagen. Sie haben eine enorme volkswirtschaftliche Bedeutung, die weitgehend verkannt wird. Wenn man nur darüber redet, wie hoch der Beitragssatz sein soll, verkennt man die Aufgabenstellung völlig. Wenn man nur darüber redet, welchen Prozentsatz vom Nettooder Bruttolohn die Rente irgendwann einmal ausmachen soll, wird die entscheidende Frage ausgeklammert. Es kann nicht sein, dass bei der Gestaltung der sozialen Sicherungshöhe die Frage im Zentrum steht, wie hoch der Beitragssatz sein darf. Im Hinblick auf die Rente sollte man doch fragen, wie viel Geld ein älterer Mitbürger braucht, um anständig leben zu können. Was soll diese ganze Beitragssatzphilosophie, die Sie hier seit vielen Jahren fälschlicherweise vertreten? Diese Beitragssatzphilosophie führt zu Fehlentscheidungen. Auf den Beitrag starrend, verlieren Sie die entscheidende Frage bei den sozialen Sicherungssystemen völlig aus dem Auge. Sie haben sich zudem an dieser Stelle einer Irreführung schuldig gemacht, indem Sie gesagt haben, es gehe um Beitragssatzstabilität. Es ging Ihnen ausschließlich um Beitragssatzstabilität für die Unternehmerseite, während die Arbeitnehmer die Zusatzlasten in großem Umfang allein aufgebürdet bekamen. Diese schäbige Fehlentwicklung muss ich hier feststellen. Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss. Es gab in den letzten Jahren eine Politik, die im Ergebnis leider nicht bestätigt worden ist. Denn nur auf das Ergebnis kommt es an. Die Politik der letzten Jahre hatte zum Ziel, die Arbeitslosigkeit abzubauen. Das ist nicht gelungen. Diese Politik, die Sie, meine Damen und Herren von der großen Koalition, fortsetzen, trägt nicht zu mehr Wachstum und Beschäftigung bei. Sie wird also die Arbeitslosigkeit ebenso steigern wie die Politik der Vorgängerregierung. (Anhaltender Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Huldigt ihm!)


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Beifall bei der LINKEN)





    (A) )


    (B) )


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

Das Wort hat jetzt der Kollege Hubertus Heil von der

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hubertus Heil


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr ge-

    ehrter Kollege Gerhardt, ich möchte Sie ansprechen,
    weil das möglicherweise die letzte längere Rede war, die
    Sie als Fraktionsvorsitzender in diesem Haus gehalten
    haben.


    (Otto Fricke [FDP]: Irrtum!)


    I
    c
    N

    G
    w
    s
    h

    i
    n

    d
    d

    I
    S
    K
    b

    A
    ß
    n
    f
    c

    A
    D
    W
    m
    e
    h
    N
    h

    d
    w
    g
    v
    g
    b
    a
    g

    (C (D ch möchte Ihnen durchaus unseren Respekt aussprehen. Ich bedauere es, dass Ihre Restlaufzeit durch Ihren achfolger begrenzt wurde. (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ich habe noch eine längere Lebenserwartung vor mir! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Man sieht Ihnen die Traurigkeit an, Herr Kollege!)


    anz im Ernst: Wir möchten Ihnen persönlich alles Gute
    ünschen und haben zumindest vor Ihren außenpoliti-

    chen Ansichten Respekt, auch wenn Ihre Rede heute in-
    altlich wieder einmal daneben war.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Lachen bei Abgeordneten der FDP)


    Herr Lafontaine, ich kann mir vorstellen, dass es Sie
    mmer noch ein bisschen wurmt, dass die Westausdeh-
    ung der PDS in Deutschland,


    (Lachen bei der LINKEN)


    ie Sie betrieben haben, am vergangenen Sonntag gran-
    ios gescheitert ist.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    ch will Ihnen auch sagen, warum mich das freut: weil
    ie persönlich beispielsweise in Rheinland-Pfalz gegen
    urt Beck in übelster Art und Weise Wahlkampf betrie-
    en haben, auch mit Schlägen unter die Gürtellinie.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    ber dass Sie heute die Unverschämtheit haben, die Au-
    enpolitik der Regierung unter Gerhard Schröder in ei-
    en Zusammenhang mit Oswald Spengler zu bringen,
    inde ich schon ahistorisch, um es freundlich auszudrü-
    ken.


    (Beifall bei der SPD – Lachen des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


    Wir haben in der Amtszeit von Gerhard Schröder eine
    ußenpolitik begründet, die auf zwei Säulen fußt:
    eutschland ist unter den veränderten Bedingungen der
    elt bereit, internationale Verantwortung zu überneh-
    en und sich nicht wegzuducken. Aber Deutschland

    ntscheidet selbst, was es mitmacht und was nicht. Des-
    alb lassen wir die historisch richtige Entscheidung,
    ein zu sagen zum Irakkrieg, von Ihnen nicht im Nach-
    inein diskreditieren, auch nicht in diesem Hause.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die große Koalition hatte einen guten Start; das ist
    er Tenor der meisten Medien. Das ist auch notwendig,
    eil in der Bevölkerung sehr hohe Erwartungen an die
    roße Koalition bestehen. In meinem Wahlkreis sagen
    iele: Wenn ihr schon koalieren müsst, weil das Wahler-
    ebnis entsprechend ist, dann müsst ihr auch Großes hin-
    ekommen. – Die beiden großen Volksparteien sind
    uch in der Lage, große Dinge in diesem Land zu bewe-
    en, weil die Möglichkeit besteht, die institutionalisier-






    (A) )



    (B) )


    Hubertus Heil
    ten Blockaden von Bundesrat und Bundestag vier Jahre
    hinter sich zu lassen.


    (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Abwarten!)


    Bezogen auf die Wende in der Finanzpolitik, von der
    so oft die Rede ist, möchte ich eines sagen:


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der Finanzminister hat sie eingeleitet!)


    Wir haben sie uns schon früher gewünscht, im Interesse
    von Bund, Ländern und Kommunen. – Darauf hat Peer
    Steinbrück hingewiesen. – Wir hätten es auch geschafft,
    wenn wir früher mit dem Abbau von Steuersubventio-
    nen begonnen hätten. Wir haben dies jetzt gemeinsam
    eingeleitet und ich finde, darauf können wir stolz sein.
    Wir haben bei den Steuersubventionen angesetzt und
    beispielsweise die Eigenheimzulage abgeschafft, damit
    der Staat handlungsfähig bleibt. Das ist eine der Leistun-
    gen der großen Koalition in den ersten 100 Tagen.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir wollen einen Erfolg der großen Koalition. Wir
    wissen aber, dass nicht die ersten 100 Tage, sondern die
    nächsten 1 000 Tage über den Erfolg der Koalition für
    unser Land entscheiden. Deshalb wollen wir Sozialde-
    mokraten verantwortungsbewusst und durchaus selbst-
    bewusst in dieser Koalition weiterarbeiten. Wir haben
    große Aufgaben vor uns. Wir haben mit der Umsetzung
    der Genshagener-Beschlüsse begonnen und Impulse für
    Wachstum und Beschäftigung gesetzt. So haben wir ein
    Gebäudesanierungsprogramm aufgelegt, das ein Vielfa-
    ches an privaten Investitionen auslösen wird. 30 Prozent
    der Wärmekosten könnten in Deutschland eingespart
    werden, wenn die Häuser vernünftig isoliert werden. Wir
    wollen mit diesem Programm ein Zeichen setzen. Wir
    investieren auch mehr in Bildung, Forschung und Wis-
    senschaft. Wir investieren mehr in die Familien. Das ist
    konkrete Politik zur Zukunftssicherung und das wurde
    von der Koalition auch mit sozialdemokratischer Hand-
    schrift verwirklicht.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir konnten uns in den Koalitionsverhandlungen
    nicht in jedem Punkt durchsetzen; aber das ist das Wesen
    einer Koalition. Wir fühlen uns aber mit vielen Vereinba-
    rungen durchaus wohl. Wir sagen, was mit uns geht und
    was mit uns nicht geht. Die SPD wird in den nächsten
    Wochen und Monaten, in den nächsten Jahren in dieser
    Koalition Motor der Erneuerung sein, weil unser Land
    Erneuerung braucht.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Der eingeschlagene Kurs muss konsequent fortgesetzt
    werden. Es geht darum, in diesem Land die Zukunft zu
    sichern. Deshalb müssen wir auf Erneuerung setzen. Wir
    brauchen aber auch soziale Gerechtigkeit.

    Wir sollten uns einmal damit auseinander setzen, dass
    wir in diesem wunderbaren Deutschen Bundestag zwei
    exaltierte Positionen haben: auf der einen Seite die FDP,
    auf der anderen Seite die PDS. Ich finde, wir müssen
    einmal darüber reden, was Sie gemeinsam haben. Sie be-

    t
    w
    a
    i
    n
    m
    m

    A
    s
    s

    n
    a
    w
    L
    r
    m
    n

    S
    P



    t
    b
    z
    d

    D
    n



    c
    t
    E
    b
    e
    T
    h

    B
    d
    r

    (C (D reiben ein gemeinsames Spiel. Sie spielen wechselseitig irtschaftliche Dynamik gegen soziale Gerechtigkeit us. Die einen machen das, indem sie sagen: „Der Markt st das Problem der Menschen“. Sie meinen, der Natioalstaat könne alle Probleme dieses Landes lösen, man üsse nur die Einnahmen ordentlich erhöhen, die Instruente stünden zur Verfügung. (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das ist Ihrer Denkweise ähnlich! Das ist nicht so weit entfernt! Wer hat denn von den „Heuschrecken“ gesprochen?)


    ll das, was sich verändert hat, wird als große Ver-
    chwörung des internationalen Finanzkapitals darge-
    tellt.

    Wir haben Probleme mit dem ungeregelten internatio-
    alen Kapitalverkehr, das ist keine Frage. Wir haben
    ber auch hausgemachte Probleme in diesem Land, die
    ir selbst lösen müssen. Es gibt Probleme in diesem
    and, die Sie nicht lösen wollen, weil Sie die Verände-

    ungen der Zeit nicht begriffen haben und weil Sie im-
    er noch glauben, dass die Mauer steht und der Natio-

    alstaat alles allein lösen kann.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Das ist die eine Seite des Hauses. Sie erklären den
    taat zum Löser aller Probleme und den Markt für das
    roblem der Menschen.


    (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Jetzt sind wir dran!)


    Genau, jetzt sind Sie dran.

    Die FDP erklärt den Menschen, der Staat sei ihr größ-
    es Problem. Man müsste die Menschen nur vom Staat
    efreien, weil der Markt alle Probleme lösen kann, und
    war nach dem alten Motto: Wenn jeder an sich selbst
    enkt, ist an alle gedacht.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: So holzschnittartig hat nicht einmal Riemenschneider gearbeitet!)


    as ist das wechselseitige Spiel dieser beiden Fraktio-
    en.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Jeder macht sich sein Bild, auf das er einschlägt!)


    Schreien Sie nicht so herum!

    Wir als Sozialdemokraten wissen, dass wirtschaftli-
    he Dynamik und soziale Gerechtigkeit sich wechselsei-
    ig bedingen. Die modernen Volkswirtschaften in
    uropa, die es zum Teil besser als wir hinbekommen ha-
    en, beweisen, dass eine Volkswirtschaft wie die unsrige
    s sich nicht leisten kann, Menschen massiv von der
    eilhabe an Bildungschancen auszugrenzen. Das ist die
    arte Aufgabe, die wir bewältigen müssen.

    Dass die soziale Herkunft in Deutschland stärker über
    ildungs- und Überlebenschancen entscheidet als in an-
    eren Ländern Europas, ist nicht nur verdammt unge-
    echt, wir können es uns in Zukunft auch wirtschaftlich






    (A) )



    (B) )


    Hubertus Heil
    nicht leisten, auch nur ein Kind in unserer Gesellschaft
    zurück zu lassen.


    (Beifall bei der SPD)


    Aber wir wissen auch, dass soziale Gerechtigkeit nur
    dann zu verwirklichen ist, wenn wir eine dynamische
    Wirtschaft haben. Wir wissen auch, dass sich die Dinge
    verändert haben. Wir haben eine Globalisierung und
    Europäisierung der Wirtschaft. Der technische Fort-
    schritt hat unsere Arbeitswelt verändert. Die demografi-
    sche Entwicklung können wir nicht wegdiskutieren. Die-
    sen neuen Herausforderungen müssen wir uns stellen.
    Diese Koalition tut das auch.

    Wir müssen das beispielsweise auch auf dem Feld der
    Gesundheitspolitik tun. Darüber wird in den nächsten
    Tagen viel zu reden sein. Ich finde es gut, dass wir uns
    miteinander vorgenommen haben, zu einer Lösung zu
    kommen. Gesundheit ist schließlich das Kernverspre-
    chen unseres Sozialstaates. Das Kernversprechen unse-
    res Staates heißt: Wenn du krank wirst, wird dir medizi-
    nisch geholfen und du musst nicht arm werden. Das ist
    keine Banalität angesichts der Situation in anderen Län-
    dern. Es gilt, dieses Versprechen zu halten und zu er-
    neuern.


    (Beifall bei der SPD)


    Im Gesundheitswesen müssen eine Reihe von Dingen
    angepackt werden, beispielsweise die Ausgabenseite.
    Nach wie vor mobilisieren wir alle Kräfte für das Ge-
    sundheitswesen, aber wir erzielen damit nicht immer das
    beste Ergebnis. Wir müssen zunächst einmal darauf ach-
    ten, dass mit dem Geld der Beitragszahler vernünftig
    umgegangen wird. Es ist immer noch so, dass das Geld
    im Gesundheitswesen an manchen Stellen mit vollen
    Händen ausgegeben wird, während es an anderen Stellen
    bereits fehlt, beispielsweise bei der Versorgung chro-
    nisch Kranker. Deshalb ist unsere erste Aufgabe, die
    Strukturen auf der Ausgabeseite zu verändern. Das geht
    nur, wenn wir das gemeinsam angehen und ein breites
    Kreuz gegenüber den Lobbyisten, die hier in Berlin ver-
    suchen, ihre individuellen Interessen auf dem Rücken
    der Versicherten durchzusetzen, haben. Wir wollen und
    werden diese Aufgabe gemeinsam schultern. Dabei las-
    sen wir uns auch nicht von Lobbyistenprotesten umbla-
    sen. Wir wollen, dass mit dem Geld der Krankenversi-
    cherten im Interesse der Menschen besser umgegangen
    wird.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir müssen jetzt die Strukturen verändern. In den
    letzten 30 Jahren haben wir uns bemüht, die Kosten zu
    begrenzen. Wir brauchen aber langfristig eine breite
    Grundlage für unser Gesundheitswesen. Das liegt an der
    demografischen Entwicklung, an der guten Tatsache,
    dass wir länger leben, und an der schlechten Tatsache,
    dass immer weniger Menschen Beiträge an die Kranken-
    versicherungen leisten. Das liegt darüber hinaus an der
    Tatsache, dass wir zwar einen großartigen medizinischen
    Fortschritt haben, der jedoch unglaublich teuer ist.

    Wenn wir als Abgeordnete nicht in wenigen Jahren
    den Menschen in unseren Wahlkreisen sagen wollen:


    k
    k
    i
    t
    G
    n

    B
    m
    e
    B
    z
    d
    s
    d

    i
    V
    Z
    s
    n
    s
    D

    f
    a
    h
    b
    b
    v
    B
    n

    r
    l
    f
    r
    D
    z
    v

    D

    R
    a
    g
    s
    g
    d
    w
    t

    (C (D Es gibt jetzt ein ganz modernes Instrument und Mediament gegen deine lebensbedrohliche Krankheit, wir önnen es dir aber nicht geben, weil kein Geld dafür da st“, dann müssen wir miteinander die Anstrengung unernehmen, eine breite finanzielle Grundlage für unser esundheitswesen zu schaffen. Die SPD ist zu den dafür otwendigen Dingen bereit. Wir werden intensive Verhandlungen führen. Diesen ereich konnten wir im Koalitionsvertrag zugegebeneraßen nicht hinreichend klären, weil es Zeit braucht, um ine solide und vernünftige Lösung zu finden – Frau undeskanzlerin, die wollen wir –, die etwas länger als wei oder drei Jahre trägt. Es geht nämlich darum, in iesem Bereich in Zeiten des Wandels Sicherheit zu chaffen. Die Menschen in Deutschland müssen sich auf as Gesundheitswesen verlassen können. Das ist wichtig, um Vertrauen zu schaffen. Vertrauen st inzwischen auch eine ökonomische Größe. Wer kein ertrauen in diese Gesellschaft und in seine persönliche ukunft hat, der ist so verunsichert, dass er sich beipielsweise beim Konsum zurückhält. „Was kommt och?“, ist eine oft gestellte Frage. Im Gesundheitsween müssen wir das Prinzip des Miteinanders einhalten. ie deutschen Sozialdemokraten sind dazu bereit. Dieses Land bietet alle Entwicklungschancen. Ich inde, dass wir trotz all der Probleme, die wir haben, uch darüber reden sollten, welche Stärken dieses Land at. Woran können wir anknüpfen? Trotz mancher Proleme im Bildungsbereich ist die Qualifikation von Areiternehmerinnen und Arbeitnehmern immer noch herorragend. Wissenschaft und Forschung ist in vielen ereichen immer noch hervorragend. Wir haben immer och eine hervorragende Infrastruktur und wir haben vergleichen Sie das mit aktuellen Ereignissen in ande en Ländern – immer noch sozialen Frieden in Deutschand. Das ist nicht nur für die Demokratie, sondern auch ür die wirtschaftliche Entwicklung wichtig. Wir haben elativ wenig Streiks und soziale Unruhen haben wir in eutschland gar nicht. Diese vier Standortvorteile gilt es u erhalten. Dafür muss man arbeiten. Es gilt der Satz on Willy Brandt: Wer morgen sicher leben will, muss heute für Reformen kämpfen. as ist nach wie vor richtig. Wir müssen beispielsweise dafür sorgen, dass die echte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern uch unter veränderten Rahmenbedingungen zum Traen kommen. Deshalb war es richtig, dass wir darauf betanden haben, dass die Tarifautonomie in Deutschland esichert wird. Wer in diesem Hause, wie zum Beispiel ie FDP, den Gewerkschaften das Kreuz brechen will, ird auf den massiven Widerstand von Sozialdemokra en treffen. Das gilt nach wie vor. (Beifall bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das sind aber martialische Bilder!)


    (Beifall bei der SPD)


    (Beifall bei der SPD)







    (A) )



    (B) )


    Hubertus Heil
    Wir wissen – Herr Westerwelle –, dass die meisten
    Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern
    nicht im Gesetzblatt stehen, sondern in Tarifauseinan-
    dersetzungen hart erstritten wurden. Wir wissen, dass es
    unter dem Dach des Flächentarifvertrages Flexibilität
    geben muss. Es gibt sie in Deutschland aber schon tau-
    sendfach. Schauen Sie sich das einmal an!

    In meinem Wahlkreis stellen sich die Betriebsräte vor
    die Belegschaft, wenn es schwierig wird, und scheuen
    sich nicht, ihren Kolleginnen und Kollegen schlechte
    Mitteilungen zu machen, wenn es darum geht, das Un-
    ternehmen zu erhalten. Die in deutschen Unternehmen
    gemachten Fehler sind meist von Managern zu verant-
    worten. Das muss man einmal deutlich sagen.


    (Beifall bei der SPD)


    Die Gewerkschaften in Deutschland sind nicht das Pro-
    blem. Kluge Unternehmer wissen, dass man Probleme
    gemeinsam mit Arbeitnehmervertretern lösen kann. Das
    gelingt in vielen Bereichen, ohne dass darüber groß be-
    richtet wird.

    Insofern betone ich: Es bleibt bei der Tarifautonomie,
    es bleibt auch bei der Mitbestimmung. Mitbestimmung
    ist ein wichtiges Thema bei den Betriebsratswahlen, die
    in diesen Tagen stattfinden: In Deutschland muss es eine
    Garantie für die Teilhabe der Arbeitnehmerinnen und
    Arbeitnehmer am Haben und am Sagen geben.

    Es bleibt auch beim geordneten Ausstieg aus der
    Atomenergie.


    (Beifall bei der SPD)


    Das ist ganz wichtig. Machen wir uns nichts vor. Herr
    Glos, wir müssen damit leben, dass es in der Koalition
    zu diesem Thema unterschiedliche Auffassungen gibt.
    Das ist nicht schlimm. Ich betone nur, warum wir der
    Meinung sind, dass wir diese rückwärts gewandte De-
    batte jetzt hinter uns lassen sollten, und warum wir uns
    um andere Bereiche der Energiepolitik zu kümmern ha-
    ben: Energiepolitik ist eine zentrale Frage der wirtschaft-
    lichen Zukunft dieses Landes, ist eine Frage, die etwas
    mit der Zukunft der Menschheit im Bereich Klima und
    Umweltschutz zu tun hat, und ist im Übrigen – das hat
    Frank-Walter Steinmeier auf der Münchener Sicherheits-
    konferenz deutlich gemacht – eine zentrale Frage der
    Außen- und Sicherheitspolitik geworden.

    In den nächsten 20 bis 30 Jahren, am Ende des Erdöl-
    zeitalters, werden wir nationale Konflikte um Ressour-
    cen erleben. Es gibt sie schon heute. Deshalb war es
    richtig, zu fordern, dass Deutschland eine Vorreiterrolle
    übernimmt – Rot-Grün hat damit angefangen –, die auf
    drei Prinzipien basiert: erstens auf Versorgungssicher-
    heit, zweitens auf erneuerbaren Energien und drittens auf
    Energieeffizienz.

    Wir wollen in dieser Koalition miteinander nach Lö-
    sungen suchen, um in Deutschland neue Investitionen in
    moderne Kraftwerkstechnologien auszulösen. Neben
    dem notwendigen Wettbewerb auf den Strom- und Gas-
    märkten, den wir wollen, müssen wir in Deutschland
    neue Investitionen in moderne Kraftwerkstechnik auslö-
    sen. Dies ist das Bestreben der Sozialdemokraten.

    d
    A
    E
    a
    i
    m
    B
    g
    d
    3
    w
    b
    s
    g
    b

    d
    i
    g
    z
    E
    i
    b
    u
    G
    g
    h
    n
    e
    a

    I
    w
    i
    z
    p
    E
    a
    s
    m

    b
    b

    A
    v
    l
    u
    g
    a
    g
    e
    b
    d

    (C (D Meine Auffassung ist – die müssen Sie nicht teilen –, ass verlängerte Restlaufzeiten für alte, abgeschriebene tommeiler möglicherweise die Renditen für die großen nergieversorger erhöht hätten – das ist gar keine Frage; lte, abgeschriebene Meiler länger laufen zu lassen, das st die Lizenz zum Gelddrucken –, aber Investitionen in oderne Kraftwerkstechnik wären damit auf die längere ank geschoben worden. Deshalb lassen Sie uns beim eordneten Ausstieg bleiben. Das ist schon vernünftig; as ist gar keine Frage. Wir hatten in Deutschland 0 Jahre lang einen Konflikt zwischen Atomkraftbefürortern und -gegnern. Wir haben es geschafft, diesen zu efrieden. Es gibt in Deutschland einen Vertrag zwichen der Energiewirtschaft und der Politik. Auch da ilt: Pacta sunt servanda, Verträge sind einzuhalten. Wir leiben dabei. Aber in der Energiepolitik gibt es eine Fülle von aneren Dingen, die wir trotz des Meinungsunterschiedes n dieser Frage miteinander bewegen können. Ich laube, dass es notwendig ist, Energieeffizienz wirklich u einem Exportschlager werden zu lassen. Bei dem nergiehunger, den Länder wie China und Indien haben, st es so, dass wir einen Beitrag zur Sicherung von Areitsplätzen in Deutschland leisten können, wenn wir nsere Technologien hier entwickeln und exportieren. leichzeitig können wir einen Beitrag leisten, um Eneriekrisen in der Welt zu entschärfen. Wir brauchen desalb in Deutschland einen intelligenten Energiemix, der icht darauf verzichtet, auch Kohle als eine Brücke in ine energiepolitische Zukunft zu begreifen, aber dabei uf höhere Wirkungsgrade setzt. ch sage ganz deutlich. Es gibt in China Kohlekrafterke, die grottenschlechte Wirkungsgrade haben. Wir n Deutschland haben in diesem Bereich Fortschritte erielt. Wir müssen die Möglichkeit ergreifen, diese zu exortieren. Wir haben die Notwendigkeit, erneuerbare nergien in diesem Land weiter auszubauen, damit wir uch diese Technologie exportieren können. Auch das ichert Arbeitsplätze und hilft, Krisen in der Welt zu vereiden. Diese große Koalition ist keine Liebesheirat – das haen wir hin und wieder betont –, sondern sie ist eine Leensabschnittsgemeinschaft. (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist Ihnen aufgefallen?)


    (Beifall bei der SPD)


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    (Beifall bei der SPD)


    ber sie ist ein Bündnis, das mehr bringen kann, als
    iele vorher erwartet haben. Wir, Herr Kauder, haben im
    etzten Jahr im Wahlkampf gegeneinander gestanden
    nd wir haben uns, wenn ich mich recht erinnere, nicht
    eschont. Richtig ist auch, dass das Wahlergebnis keine
    ndere verantwortbare Mehrheit für dieses Land mit sich
    ebracht hat. Ich sage aber auch aus Überzeugung, dass
    s mir nicht nur darum geht, eine große Koalition zu ha-
    en, weil es nicht anders ging. Wir wollen die Chancen
    ieser großen Koalition durchaus gemeinsam begreifen.






    (A) )



    (B) )


    Hubertus Heil
    Ich habe es vorhin schon gesagt: Wir können miteinan-
    der Großes bewegen. Wir können die Blockaden zwi-
    schen Bundesrat und Bundestag hinter uns lassen. Wer,
    wie viele der Kollegen hier im Haus, einmal in Arbeits-
    gruppen des Vermittlungsausschusses gearbeitet hat, der
    kann mit Fug und Recht sagen: Dagegen ist ein orientali-
    scher Bazar hin und wieder eine hochseriöse Veranstal-
    tung.

    Insofern sollten wir die Verantwortung in Deutsch-
    land klar strukturieren. Es ist nicht nur eine Frage der
    Qualität und der Blockaden. Es ist auch eine Frage des
    Vertrauens der Menschen in Politik. Wenn Menschen
    nicht mehr klar zuordnen können, wer was auf welcher
    Ebene zu verantworten hat, dann schafft das Verdruss.
    Es ist wichtig, klar zu machen, dass der Bund, der Deut-
    sche Bundestag mehr für sich alleine entscheiden kann
    und dass die Länderparlamente mehr für sich allein ent-
    scheiden können. Deshalb wollen wir die Föderalis-
    musreform. Dass man in den nächsten Tagen über das
    eine oder andere reden können muss, das ist unbescha-
    det.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Aber ich bekunde: Wir wollen diese Staatsreform für
    Deutschland, damit die Verantwortlichkeiten der Ebenen
    klarer getrennt sind und damit die Menschen den Politi-
    kern Verantwortlichkeiten klarer zuordnen können.


    (Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Vereinzelt Beifall!)


    – Ja, jetzt könnt ihr auch einmal klatschen, oder?


    (Beifall des Abg. Manfred Grund [CDU/ CSU])


    Ich möchte zum Schluss sagen: Wir wollen Motor der
    Erneuerung in Deutschland sein. Diese Koalition ist gut
    gestartet. Die nächsten tausend Tage werden nicht ein-
    fach. Wir wollen in diesem Jahr beispielsweise mit der
    Reform des Gesundheitswesens nachvollziehbare Zu-
    kunftssicherheit schaffen. Ich bin mir sicher, dass Ge-
    sundheit bzw. das Krankheitsrisiko in diesem Land nur
    solidarisch abzusichern ist, dass man dazu auch die
    Schultern heranziehen muss, die breiter sind. Wir haben
    die Situation, dass 10 Prozent der Menschen in Deutsch-
    land privat krankenversichert und 90 Prozent gesetzlich
    krankenversichert sind. Aber die 10 Prozent haben
    30 Prozent des Einkommens. Daher werden wir über ei-
    nen Ausgleich in diesem Bereich zumindest reden müs-
    sen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Die Situation, dass immer mehr Menschen in unserem
    Land gar nicht mehr krankenversichert sind, muss uns
    auch beschäftigen. Diese Aufgabe haben wir uns im Ko-
    alitionsvertrag gestellt. Es kann nicht sein, dass immer
    mehr Menschen ohne Krankenversicherung sind. Wenn
    sie dann krank werden, fallen sie ins Bergfreie oder den
    Kommunen vor die Tür. Deshalb müssen wir darüber re-
    den, was wir tun können. Wer als Abgeordneter Bürger-
    sprechstunden durchführt, der weiß, wovon ich rede.
    Das betrifft unter anderem kleine selbstständige Unter-
    nehmer, die gescheitert sind und nicht mehr in die ge-

    s
    W
    n
    d

    t
    v
    w
    H
    k
    u
    D
    i

    h
    d
    P
    w

    F
    s
    e
    d
    m
    a
    a
    A
    M


    i

    M
    m
    r

    W

    t

    A
    g

    (C (D etzliche Krankenversicherung zurückkehren können. ir müssen diesen Menschen helfen und dürfen sie icht im Regen stehen lassen. Das sind die Aufgaben, ie vor uns liegen. Auch in der Familienpolitik haben wir viel zu schulern. Keine Angst: Die Produktionsmittel bleiben in Priatbesitz. Aber wir müssen uns darüber unterhalten, wie ir ein familienund kinderfreundliches Land werden. ier geht es um die zentralen Investitionen in die Zuunft dieses Landes. Bildung, Wissenschaft, Forschung nd Familienpolitik sind die Zukunftsfelder, die uns in eutschland langfristig voranbringen. Das wird die SPD n der großen Koalition deutlich machen. Wir wollen und werden in der Außenpolitik Kurs alten. Wir lassen uns nicht beirren von Leuten, die in er Außenpolitik – das sage ich an die Adresse der DS – nichts anderes predigen als organisierte Verantortungslosigkeit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der LINKEN)


    (Beifall bei der SPD)


    (Beifall bei der SPD)


    Ein gestörtes Verhältnis zur Realität hat aber auch die
    DP. Die FDP verkündet: Mit der Realität muss man
    ich abfinden. – Ich kann mich an einen FDP-Politiker
    rinnern, der den grandiosen Satz gesagt hat, im Zeitalter
    er wirtschaftlichen Globalisierung könne Politik nicht
    ehr gestalten. Wer so etwas denkt, der sollte sich selbst

    ls Politiker abschaffen. Natürlich müssen wir gestalten,
    llerdings mit anderen Instrumenten als bisher. Unsere
    ufgabe besteht darin, die Entwicklung im Interesse der
    enschen zu gestalten.

    Die PDS geht einen anderen Weg.


    (Ulrich Maurer [DIE LINKE]: Die Linkspartei, bitte!)


    Nein, Sie bleiben die PDS, die WASG oder wer auch
    mmer Sie sind.


    (Beifall bei der SPD)


    it „links“ hat Ihre linkskonservative Art, Politik zu
    achen, nicht viel zu tun. „Links“ hat etwas mit Aufklä-

    ung zu tun. „Links“ hat etwas mit Weltoffenheit zu tun.
    Links“ hat etwas damit zu tun, den Menschen die
    ahrheit zu sagen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Deshalb sage ich: Die SPD bleibt die linke Volkspar-
    ei in Deutschland.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    uf diese Weise werden wir unseren Beitrag zum Gelin-
    en der großen Koalition leisten.

    Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.






    (A) )



    (B) )


    Hubertus Heil

    (Beifall bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ein bisschen Beifall, Herr Kauder! Er ist doch jetzt auch Ihrer! – Dirk Niebel [FDP]: Genau! Das war doch eine ordentliche Leistung! Da können Sie doch wohl mal klatschen!)