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ID1600912200

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    6. SPD-Frak-ion,: 1
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/9 Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . . . 584 B Jan Mücke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothee Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Hacker (SPD) . . . . . . . . . . . . . Bodo Ramelow (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Renate Blank (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Geert Mackenroth, Staatsminister (Sachsen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marko Mühlstein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 17: Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Götzer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 18: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streit- kräfte zur Unterstützung der Überwa- 570 B 572 A 573 B 574 A 575 C 576 D 577 C 578 C 579 C 585 D 587 B 589 A 590 B 591 C Deutscher B Stenografisch 9. Sitzu Berlin, Freitag, den 16 I n h a l Begrüßung des Hohen Repräsentanten für Bosnien-Herzegowina Dr. Christian Schwarz- Schilling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 16: a) Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Änderung des Verkehrswege- planungsbeschleunigungsgesetzes (Drucksachen 16/45, 16/227) . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Beschleunigung von Planungs- verfahren für Infrastrukturvorhaben (Drucksache 16/54) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Tiefensee, Bundesminister BMVBS b J H 634 A 569 A 569 B 569 B a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Jörg van Essen, Dr. Max Stadler, Sabine undestag er Bericht ng . Dezember 2005 t : Leutheusser-Schnarrenberger, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 48 Abs. 3) (Drucksache 16/118) . . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von den Abgeordneten Jörg van Essen, Dr. Max Stadler, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Siebenund- zwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Abgeordnetengesetzes (Drucksache 16/117) . . . . . . . . . . . . . . . . örg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ermann Gröhe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 580 C 580 C 580 D 582 C chungsmission AMIS der Afrikanischen Union (AU) in Darfur/Sudan auf Grundlage der Resolutionen 1556 (2004) II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. Dezember 2005 und 1564 (2004) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 30. Juli 2004 und 18. September 2004 (Drucksachen 16/100, 16/268) . . . . . . . . . b) Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/269) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ursula Mogg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg Dr. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Markus Meckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Friedbert Pflüger (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Uschi Eid (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Anke Eymer (Lübeck) (CDU/CSU) . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 19: a) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Siebter Bericht der Bundesregierung über ihre Menschenrechtspolitik in den auswärtigen Beziehungen und in ande- ren Politikbereichen (Drucksache 15/5800) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Protokoll Nr. 14 vom 13. Mai 2004 zur Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten über die Änderung des Kontrollsystems der Konvention (Drucksache 16/42) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, der SPD, der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Existenz- recht Israels ist deutsche Verpflichtung (Drucksache 16/197) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Z A S w F f ( i Z A B H t B s ( C F E M V G B M H D E T A S w B c n ( H R D K U 592 C 592 C 592 D 594 D 595 D 596 A 596 D 597 C 598 A 598 C 599 C 600 A 600 B 601 A 603 C 601 B 601 C 601 C usatztagesordnungspunkt 11: ntrag der Abgeordneten Burkhardt Müller- önksen, Florian Toncar, Dr. Werner Hoyer, eiterer Abgeordneter und der Fraktion der DP: Menschenrechte in Usbekistan ein- ordern Drucksache 16/225) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 12: ntrag der Abgeordneten Florian Toncar, urkhardt Müller-Sönksen, Dr. Werner oyer, weiterer Abgeordneter und der Frak- ion der FDP: Für die mandatsgebundene egleitung VN-mandatierter Friedensmis- ionen durch Menschenrechtsbeobachter Drucksache 16/226) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hristoph Strässer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . lorian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . ichael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . olker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Löning (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . ernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . urkhardt Müller-Sönksen (FDP) . . . . . . . . . ichael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . olger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . r. Herta Däubler-Gmelin (SPD) . . . . . . . . . . duard Lintner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 20: ntrag der Abgeordneten Hans-Christian tröbele, Volker Beck (Köln), Grietje Bettin, eiterer Abgeordneter und der Fraktion des ÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Überwa- hung von Journalisten durch den Bundes- achrichtendienst Drucksache 16/85) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . einhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . laus Uwe Benneter (SPD) . . . . . . . . . . . . . . lla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 601 C 601 D 601 D 606 A 607 C 609 A 610 C 612 B 612 D 614 A 615 A 615 B 616 D 618 C 619 B 619 C 620 C 622 B 623 B 624 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. Dezember 2005 III Tagesordnungspunkt 21: Vereinbarte Debatte: Entwicklung des Frie- densprozesses in Bosnien und Herzegowina (Operation Althea) Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Gernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . Dr. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Dzembritzki (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 13: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Hal- tung der Bundesregierung zur europäi- schen Chemikalienpolitik (REACH) Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sigmar Gabriel, Bundesminister BMU . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Heinz Schmitt (Landau) (SPD) . . . . . . . . . . . Dr. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Obermeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD) . . . . . . . . Ingbert Liebing (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 625 C 626 D 628 A 629 B 630 C 631 D 632 D 634 B 635 B 637 B 638 B 639 B 640 B 641 C 642 C 643 C 644 C 645 C 646 D 647 D 649 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. Dezember 2005 569 (A) ) (B) ) 9. Sitzu Berlin, Freitag, den 16 Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. Dezember 2005 649 (A) ) (B) ) * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates Kramme, Anette SPD 16.12.2005 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 16.12.2005 Laurischk, Sibylle FDP 16.12.2005 Zöllmer, Manfred SPD 16.12.2005 Liste der entschuldigt Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Arnold, Rainer SPD 16.12.2005 Dr. Berg, Axel SPD 16.12.2005 von Bismarck, Carl- Eduard CDU/CSU 16.12.2005 Bodewig, Kurt SPD 16.12.2005 Burchardt, Ulla SPD 16.12.2005 Caspers-Merk, Marion SPD 16.12.2005 Dr. Dehm, Diether DIE LINKE 16.12.2005 Deittert, Hubert CDU/CSU 16.12.2005* Dr. Dückert, Thea BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.12.2005 Ernst, Klaus DIE LINKE 16.12.2005 Ernstberger, Petra SPD 16.12.2005 Glos, Michael CDU/CSU 16.12.2005 Gloser, Günter SPD 16.12.2005 Großmann, Achim SPD 16.12.2005 Dr. Happach-Kasan, Christel FDP 16.12.2005 Haustein, Heinz-Peter FDP 16.12.2005 Hempelmann, Rolf SPD 16.12.2005 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.12.2005 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.12.2005 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.12.2005 Klug, Astrid SPD 16.12.2005 Kopp, Gudrun FDP 16.12.2005 D L M M P P P R D D R R S D S S D S S S S W W A (C (D Anlage zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten r. Lehmer, Max CDU/CSU 16.12.2005 ötzer, Ursula DIE LINKE 16.12.2005 erten, Ulrike SPD 16.12.2005 üller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.12.2005 etzold, Ulrich CDU/CSU 16.12.2005 olenz, Ruprecht CDU/CSU 16.12.2005 oß, Joachim SPD 16.12.2005 auen, Peter CDU/CSU 16.12.2005 r. Reimann, Carola SPD 16.12.2005 r. Riesenhuber, Heinz CDU/CSU 16.12.2005 iester, Walter SPD 16.12.2005* upprecht (Tuchenbach), Marlene SPD 16.12.2005* chauerte, Hartmut CDU/CSU 16.12.2005 r. Schavan, Annette CDU/CSU 16.12.2005 cheelen, Bernd SPD 16.12.2005 chily, Otto SPD 16.12.2005 r. Schmidt, Frank SPD 16.12.2005 chmidt (Nürnberg), Renate SPD 16.12.2005 chuster, Marina FDP 16.12.2005 eehofer, Horst CDU/CSU 16.12.2005 teenblock, Rainder BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.12.2005* ächter, Gerhard CDU/CSU 16.12.2005 öhrl, Dagmar CDU/CSU 16.12.2005 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 9. Sitzung Berlin, Freitag, den 16. Dezember 2005 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Ich erteile das Wort Kollegin Marieluise Beck, Frak-

    ion des Bündnisses 90/Die Grünen.

    Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
    EN):
    Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin-

    en und Kollegen! Auch ich möchte gerne von diesem
    latz dem Kollegen Schwarz-Schilling alles Gute und
    iel Kraft wünschen. Es gibt kaum jemanden, der wie er
    azu berufen ist, dieses Amt für die nächsten Jahre aus-
    ufüllen. Er hat mit einer Herzenswärme und mit einer
    eharrlichkeit viele Jahre lang, als Europa nicht den Mut
    atte, sich den Morden einig entgegenzustellen, für die
    ntervention in Bosnien gestritten. Er ist wirklich der
    ichtige, um vielleicht das Land an den Punkt zu führen,
    n dem es eines solchen Amtes nicht mehr bedarf.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


    632 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. Dezember 2005


    (A) )



    (B) )


    Marieluise Beck (Bremen)

    Hier ist von der Linkspartei schlichtweg in Verken-
    nung der Realitäten in Bosnien so getan worden, als ob
    auf Militär verzichtet werden könnte. Was es für eine
    Katastrophe bedeutet hat, dass viel zu lange nicht gese-
    hen worden ist, dass es aus humanitären Gründen not-
    wendig gewesen wäre, Militär einzusetzen, wissen wir
    alle. Das haben wir erleben müssen, bis dem endlich
    1995 nach dem Massaker von Srebrenica durch ein ent-
    schiedenes militärisches Eingreifen ein Ende gesetzt
    worden ist.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der CDU/CSU)


    Aber all das, was danach entstanden ist, ist fragil geblie-
    ben. Wir sollten uns klar machen: Bei den Verhandlun-
    gen in Dayton haben die Kriegsverbrecher mit am Tisch
    gesessen. Entsprechend unzulänglich ist der Vertrag von
    Dayton geworden.


    (Beifall des Abg. Detlef Dzembritzki [SPD])


    Wer im Juli dieses Jahres nach Srebrenica zu den Fei-
    ern anlässlich des zehnjährigen Gedenktages der Ermor-
    dung der Menschen von Podgorica gefahren ist, der
    konnte, wenn er wollte, zur Kenntnis nehmen, dass der
    jetzige Polizeipräsident der Republik Srpska namens
    Andan derjenige ist, der zusammen mit Mladić an die-
    sem 10./11. Juli 1995 in Podgorica einmarschiert ist und
    dort die Männer und Jungen entführt und ermordet hat.
    Das ist auch ein Teil der Realität, wie sie in Bosnien
    nach wie vor gegeben ist. Ich glaube, auch aus symboli-
    schen Gründen ist eines unendlich wichtig: Solange
    Mladić und Karadzic noch frei herumlaufen, wird dieses
    Land fragil bleiben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Denn Wahrheit und Gerechtigkeit sind unabdingbar für
    ein Land, das zu sich selber finden will. Wir alle wissen,
    dass es auch um die Frage einer staatlichen Identität die-
    ses Landes geht, das nach wie vor sehr zerrissen ist.

    Das Land ist deshalb so zerrissen, weil in Dayton
    nicht nur die Kriegsverbrecher am Verhandlungstisch
    gesessen haben, sondern auch diejenigen, die die natio-
    nalistischen Parteien der ethnischen Zuordnung ange-
    führt haben. Damit ist ein Gebilde entstanden, das kaum
    als Staat bezeichnet werden kann; es ist zweigeteilt und
    von äußerst unzureichenden Strukturen geprägt. Bei-
    spielsweise gibt es 180 Minister. Dieses Gebilde ist in
    eine Phase hineingeraten, die von einer Parallelität zwi-
    schen einem Quasiprotektorat einerseits und einem ge-
    wählten Parlament andererseits bestimmt war. Das hat
    faktisch zu einer Art organisierter Verantwortungslosig-
    keit geführt.

    Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, dass der Demokra-
    tisierungsprozess in dem Land von innen heraus in Fahrt
    kommen muss. Das bedeutet, dass das Dayton-Abkom-
    men in den Punkten überwunden werden muss, durch
    die die Zweiteilung des Landes festgeschrieben wurde.
    Schließlich ist uns bekannt, dass sich viele Kroaten in

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    (C (D estherzegowina nationalistisch mit Kroatien verbunen fühlen. Es geht also um die Stärkung des Zentralstaates durch ine Verfassungsgebung. Gleichzeitig geht es um die tärkung der Gemeinden, damit die Autonomie und as Zusammenwachsen vor Ort weiterhin erfolgreich ortgeführt werden können. An diesem Prozess, inneralb dessen mit 120 Ortschaften Rücksiedlungsverträge ustande gekommen sind, ist Herr Schwarz-Schilling ehr stark beteiligt gewesen. Der Prozess des Nation Building wird nur dann erolgreich sein können, wenn die Menschen in diesem and eine Perspektive bekommen, die sie lockt. Wie ir alle wissen, stellt die Europäische Union diese Per pektive dar. Gerade weil die internationale Staatengeeinschaft nicht mutig genug gewesen ist, Karadzic und ladić selbst festzunehmen, möchte ich die EU auffor ern, hinsichtlich der Bedingungen, die gestellt werden, icht weich zu werden. Das Land muss selbst zur echtsstaatlichkeit finden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Die EU muss nicht nur um des Landes willen, son-
    ern auch um ihrer selbst willen auf diesen Bedingungen
    estehen. Wir alle wissen, was sich vor zehn Jahren als
    ichtig erwiesen hat: Mit Bosnien stirbt Europa. Heute
    ann vielleicht im Umkehrschluss festgestellt werden:
    it Bosnien kann Europa den nächsten Schritt in die Zu-

    unft gehen.

    Schönen Dank.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile Kollegen Detlef Dzembritzki, SPD-Frak-

ion, das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Detlef Dzembritzki


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

    olleginnen und Kollegen! Ich erinnere mich an die Dis-
    ussion, die wir zur Operation Althea vor einem Jahr in
    iesem Hause geführt haben. Schon damals zeichnete
    ich ab, dass wir mit Optimismus davon ausgehen wür-
    en, dass sie zu einem gemeinsamen und erfolgreichen
    uropäischen Projekt werden würde.

    Heute kann man in einer Rückschau feststellen, dass
    ir uns dabei nicht übernommen haben. Das ist eine
    ohltuende Erkenntnis. Ich finde es im Übrigen sehr an-
    enehm, dass das Haus bis auf eine kleine Ausnahme ge-
    einsam die Politik, die von uns und der Europäischen
    nion in Bosnien-Herzegowina verfolgt wird, akzeptiert
    nd unterstützt. Das ist ein gutes Zeichen.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. Dezember 2005 633


    (A) )



    (B) )


    Detlef Dzembritzki
    Es wäre verlockend, die Diskussion, an der die Kolle-
    gen Eid beteiligt war, an dieser Stelle noch einmal aufzu-
    greifen. Ich will aber nur eine Bemerkung dazu machen.

    Ich bin kurz nach den kriegerischen Ereignissen nach
    Bosnien-Herzegowina gefahren und habe mir das Land
    angeschaut; denn allein bei uns in Berlin waren über
    30 000 Flüchtlinge und wir mussten uns ständig die
    Frage stellen, wann diese Menschen endlich wieder zu-
    rückkehren können. Was ich damals in Bosnien-Herze-
    gowina erlebt und gesehen habe – die zerstörten Häuser
    und die zerstörte Infrastruktur –, hielt ich in Europa für
    nicht vorstellbar. Verehrte Kolleginnen und Kollegen
    von den Linken, Ihre Vorstellung, dass dies alles aus-
    schließlich mit Diskussionen und Goodwill zu beenden
    gewesen wäre, ist so naiv,


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    dass Ihre Argumente und Vorschläge betreffend den zivi-
    len Bereich – darüber hätte man ruhig einmal im Detail
    diskutieren und das eine oder andere aufgreifen können;
    Sie haben ja zum Teil Recht; das ist unbestreitbar – un-
    glaubwürdig werden. Das gilt auch für die Vorwürfe, die
    Sie uns gemacht haben, als wir die Mühen des militäri-
    schen Einsatzes auf uns genommen haben.


    (Widerspruch bei der LINKEN)


    Man kann den Soldatinnen und Soldaten für die dort
    übernommenen Aufgaben nur dankbar sein.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Man begegnet ihnen dort übrigens nicht mit Vorurteilen
    gegenüber dem Militär, sondern man verbindet mit ihrer
    Anwesenheit Sicherheit. Das Kennzeichen, die Qualität
    des Einsatzes der Bundeswehr in Bosnien-Herzegowina
    ist gerade, dass sie in der Bevölkerung Anerkennung fin-
    det. Das habe ich persönlich gespürt. Es war beinahe be-
    schämend, als sich die Menschen bei mir, einem Zivilis-
    ten, für den Einsatz der Bundeswehr bedankt haben.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich möchte an die Ausführungen von Frau Kollegin
    Beck anschließen. Der zehnte Jahrestag von Dayton
    zwingt uns quasi, zu schauen, was bewegt worden ist,
    und darüber nachzudenken, wie es weitergehen soll. Es
    gibt ja durchaus positive Aspekte: die Aufnahme der
    Verhandlungen zur Stabilisierung des EU-Assoziie-
    rungsabkommens und – da dies heute noch nicht ange-
    sprochen worden ist, möchte ich es erwähnen – das Be-
    kenntnis der Vorsitzenden aller relevanten bosnischen
    Parteien zur Notwendigkeit einer Verfassungsreform.
    Die entsprechende Zusage ist auf der Dayton-plus-Zehn-
    Konferenz gegeben worden. Es ist wirklich bemerkens-
    wert, dass sich diese gesellschaftlichen Gruppen zu der
    Notwendigkeit eines Veränderungsprozesses bekennen.

    Ein weiteres positives Signal – das haben schon fast
    alle angesprochen – ist die Wahl des Kollegen Schwarz-
    Schilling zum Nachfolger des Hohen Repräsentanten
    Paddy Ashdown. Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie

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    (C (D lle haben ihm Glück gewünscht. Ich hingegen bekunde rst einmal meinen Respekt, dass er sich diese Aufgabe ufgeladen hat. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Walter Kolbow [SPD])


    ch hätte gedacht, dass er nach dem, was er schon alles
    ingebracht hat, ein bisschen zögern würde, dieses Amt
    u übernehmen. Kollege Guttenberg hat ja auf sympathi-
    che Weise gesagt, dass Herr Schwarz-Schilling einige
    ahre nach der Pensionierung offenbar schauen müsse,
    as er noch tun könne. Mein Respekt und die Dankbar-
    eit meiner Fraktion, dass er sich dieser Herausforde-
    ung stellt!


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


    Die Ereignisse in Bosnien-Herzegowina zeigen aber
    in Stück weit auch, dass all das, was sich dort entwi-
    kelt hat, nur unter äußerem Druck möglich war. Es ist
    icht so, dass die Kolleginnen und Kollegen vor Ort das,
    as wir nun begrüßen, eigenverantwortlich auf den Weg
    ebracht hätten. Es war immer notwendig, von außen
    ruck auszuüben. Ich erinnere in diesem Zusammen-
    ang nur daran, wie die Verantwortlichen der Republik
    rpska quasi gezwungen werden mussten, der Polizei-
    eform als notwendiger Voraussetzung für den Stabilisie-
    ungs- und Anpassungsprozess der EU zuzustimmen.

    Ich glaube, dass man die Bonn Powers differenzierter
    etrachten muss. Wir alle sind damit nicht glücklich.
    addy Ashdown ist sicherlich manchmal ein kleiner
    izekönig gewesen; das ist nicht wegzudiskutieren. Die
    onn Powers, die so stark sind, bieten den Verantwortli-
    hen vor Ort auch die Möglichkeit – das räumen zum
    eil die Kollegen in Bosnien-Herzegowina selber ein;
    iele von außen bestätigen das –, sich zu verstecken, die
    nliebsamen, möglicherweise mit Kritik behafteten Ent-
    cheidungen vom Hohen Repräsentanten treffen zu las-
    en und sich so der eigenen Verantwortung zu entziehen.

    Deswegen, Kollege Stinner, haben Sie völlig Recht.
    ir haben mit dem Kollegen Schwarz-Schilling jeman-

    en, der es – ich sage das als Sozialpädagoge – wirklich
    n den Fingerspitzen hat, diesen Prozess so zu gestalten,
    ass er sich selbst überflüssig macht. Ich wünsche ihm
    rfolg und viel Glück.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


    Es muss aber auch erkennbar werden, dass die Ak-
    eure in Bosnien-Herzegowina das Wohlergehen des Ge-
    amtstaates und aller Bürgerinnen und Bürger wollen.
    as muss in den Prozess einer neuen Verfassung einflie-
    en. Es gibt heute schon Möglichkeiten, ohne dass diese
    erfassung schon vollendet ist, identitätsstiftende
    esamtstaatliche Projekte durchzuführen. Wir haben
    on der Verteidigungsreform gehört. Aber solange die
    epublik Srpska ihre Soldaten noch in Serbien ausbildet
    nd die anderen ihre Soldaten in Kroatien ausbilden und
    ie nicht zu einer gemeinsamen Philosophie kommen,
    ird da nichts Gesamtstaatsbildendes sein. Man muss

    lso schauen, dass etwas mehr geschieht, als auf dem

    634 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. Dezember 2005


    (A) )



    (B) )


    Detlef Dzembritzki
    Papier Freundlichkeiten zu bereiten. Ich glaube, dass wir
    da auf einem ganz guten Weg sind.


    (Zustimmung bei der CDU/CSU)


    Ich will abschließend sagen: Wir dürfen nie den Ein-
    druck entstehen lassen, dass die gute Entwicklung, die
    wir in den zurückliegenden Jahren in Bosnien-Herzego-
    wina erlebt haben, selbstverständlich war. Der Kollege
    Erler hat das angesprochen. Wer weiß, was die Men-
    schen dort einander angetan haben, und wer weiß, wie
    dicht das Erlebte noch ist, der wird seinen Respekt und
    seine Anerkennung dafür aussprechen, dass diese Men-
    schen aufeinander zugegangen sind und der Hass doch
    überwunden worden ist.

    Die gute Weihnachtsbotschaft ist doch, dass Frieden
    in dieser Welt möglich ist und dass Hass überwunden
    werden kann. Wenn wir als Deutscher Bundestag dabei
    ein bisschen helfen konnten, dann haben wir gemeinsam
    fröhliche Weihnachten verdient.

    Alles Gute.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)