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ID1600603400

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    Plenarprotokoll 16/6 die Statistik zur Informationsgesellschaft (Informationsgesellschaftsstatistikgesetz – InfoGesStatG) (Drucksache 16/40) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Fünften Gesetzes zur Änderung Kornelia Möller (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ralf Brauksiepe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Elke Reinke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 312 D 313 A 323 B 324 D 326 C 330 A 332 A 334 B 335 D 337 C 339 B 341 A Deutscher B Stenografisch 6. Sitzu Berlin, Freitag, den 2 I n h a l Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Zur Geschäftsordnung Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Maurer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 9: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über i Z A K t l N z ( F D I 309 B 309 B 310 C 311 B 311 D 312 A des Dritten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze (Drucksache 16/109) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 A undestag er Bericht ng . Dezember 2005 t : n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 8 ntrag der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch, atja Kipping, Kornelia Möller und der Frak- ion DIE LINKE: Angleichung des Arbeits- osengeldes II in den neuen Ländern an das iveau in den alten Ländern rückwirkend um 1. Januar 2005 Drucksache 16/120) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ranz Müntefering, Bundesminister BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . irk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lse Falk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 B 313 B 315 C 318 B 320 A Walter Kolbow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . 342 D 344 D II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernd Siebert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 346 C 348 A 349 D 351 D 353 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 309 (A) ) (B) ) 6. Sitzu Berlin, Freitag, den 2 Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 353 (A) (C) (B) ) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten * Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Barthle, Norbert CDU/CSU 02.12.2005 Beckmeyer, Uwe SPD 02.12.2005 Bender, Birgitt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Binninger, Clemens CDU/CSU 02.12.2005 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 02.12.2005 Bollen, Clemens SPD 02.12.2005 Bonde, Alexander BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Brüderle, Rainer FDP 02.12.2005 Bülow, Marco SPD 02.12.2005 Burgbacher, Ernst FDP 02.12.2005 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Ernst, Klaus DIE LINKE 02.12.2005 Ernstberger, Petra SPD 02.12.2005 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 Freitag, Dagmar SPD 02.12.2005 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 02.12.2005 Gabriel, Sigmar SPD 02.12.2005 Ibrügger, Lothar SPD 02.12.2005 Kipping, Katja DIE LINKE 02.12.2005 Kossendey, Thomas CDU/CSU 02.12.2005 Kotting-Uhl, Sylvia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 K L L L N P D D D S D S D D W D W D Z A (D für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates uhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 afontaine, Oskar DIE LINKE 02.12.2005 eutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 02.12.2005 öning, Markus FDP 02.12.2005 eumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 02.12.2005 ries, Christoph SPD 02.12.2005 r. Riesenhuber, Heinz CDU/CSU 02.12.2005 r. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 02.12.2005 r. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.12.2005 chily, Otto SPD 02.12.2005 r. Schmidt, Frank SPD 02.12.2005 chmidt (Nürnberg), Renate SPD 02.12.2005 r. Schwanholz, Martin SPD 02.12.2005 r. Volkmer, Marlies SPD 02.12.2005 ächter, Gerhard CDU/CSU 02.12.2005 r. Wiefelspütz, Dieter SPD 02.12.2005 issmann, Matthias CDU/CSU 02.12.2005 r. Wodarg, Wolfgang SPD 02.12.2005* ypries, Brigitte SPD 02.12.2005 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 6. Sitzung Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ralf Brauksiepe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! An

    keinem anderen Feld wird der Erfolg oder Misserfolg ei-
    ner Regierung so festgemacht, wie an dem Feld Arbeit
    und Soziales. Das galt für die abgewählte Bundesregie-
    rung


    (Dirk Niebel [FDP]: Für die abzuwählende Bundesregierung gilt das auch!)


    und das wird auch für die neue Bundesregierung gelten.

    Ich stimme dem Kollegen Brandner ausdrücklich zu:
    Es kann nicht darum gehen, etwas schlecht zu machen
    oder etwas schönzureden. Deswegen meine ich, dass
    man sich zu Beginn dieser Legislaturperiode die Zahlen
    und Fakten, mit denen wir es zu Beginn der Arbeit der
    neuen Bundesregierung zu tun haben, einfach noch ein-
    mal ganz nüchtern vergegenwärtigen muss.

    Wir haben heute eine Million sozialversicherungs-
    pflichtig Beschäftigte weniger und über 500 000 Ar-
    beitslose mehr als noch vor drei Jahren. Trotz mehrerer
    Nullrunden bei den Renten haben wir heute nur noch
    etwa 1 Milliarde Euro in der Rücklage der gesetzlichen
    Rentenversicherung, während es vor vier Jahren noch
    14 Milliarden Euro waren.

    Ich sage das nicht, um Vergangenheitsbewältigung zu
    betreiben, sondern weil es einfach ein Unterschied ist, ob
    man Rentenpolitik heutzutage mit einer Rücklage oder
    ohne eine Rücklage macht. Wir beginnen die Arbeit der
    großen Koalition in einer Zeit der Massenarbeitslosig-
    keit und mit ausgezehrten Sozialkassen. Das ist die
    Lage. Aus dieser Lage müssen wir gemeinsam, CDU/
    CSU und SPD, nun das Beste für unser Land machen.

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    (C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir alle wissen: Die Arbeitsmarktpolitik allein ist
    icht in der Lage, Beschäftigungsprobleme zu lösen. Die
    mpulse für Wachstum und Beschäftigung müssen in
    rster Linie aus der Wirtschafts- und Steuerpolitik und
    us Forschung und Innovation kommen. Dennoch muss
    nsere Arbeitsmarktpolitik natürlich daraufhin überprüft
    erden, ob sie überall die richtigen Anreize setzt, um zu-

    ätzliche Beschäftigung zu schaffen. Deswegen ist es gut
    nd richtig, dass wir uns im Koalitionsvertrag darauf
    erständigt haben, alle Arbeitsmarktmaßnahmen auf
    en Prüfstand zu stellen. Was ineffizient und unwirksam
    st, muss abgeschafft oder geändert werden; bewährte In-
    trumente werden fortgeführt.

    Uns ist auch das gemeinsame Ziel, auf das wir uns
    erständigt haben, ganz wichtig, nämlich den Beitrags-
    atz in der Arbeitslosenversicherung zu senken. Es ge-
    ört zu den wenigen Punkten, über die quer durch die
    arteien Konsens besteht, dass die Lohnnebenkosten in
    eutschland zu hoch sind und dass zu hohe Lohnneben-
    osten zu Arbeitsplatzverlusten führen. Deswegen ist es
    in wichtiger Schritt, den Beitragssatz in der Arbeitslo-
    enversicherung auf 4,5 Prozent zu senken. Es ist gut,
    ass wir uns in der großen Koalition darauf verständigt
    aben.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Klaus Brandner [SPD])


    Wir müssen – es ist deutlich geworden, dass wir uns
    uch hier einig sind – an das Thema Kombilohn heran-
    ehen. Ich weiß, das ist ein schwieriges Feld. Aber ohne
    ine intelligente Kombination aus Arbeits- und Transfer-
    inkommen werden wir für viele Menschen in unserem
    and keine Chancen auf Beschäftigung auf dem Arbeits-
    arkt schaffen. Wir dürfen zwar nichts übers Knie bre-

    hen, aber wir müssen dieses Thema in den nächsten
    onaten entschlossen angehen.

    Wir haben uns auch vorgenommen, das Thema Kün-
    igungsschutz anzupacken. Dazu ist viel gesagt wor-
    en. Ich stimme Minister Müntefering ausdrücklich zu.
    an sollte nicht schon jetzt sagen, dass das dieses oder

    enes Ergebnis haben wird. Vielmehr macht es Sinn, die
    irkung dieser Regelung, auf die wir uns verständigt

    aben, in Ruhe abzuwarten, nämlich die Wartefrist von
    erzeit sechs auf 24 Monate zu verlängern und im Ge-
    enzug die heutigen Möglichkeiten zur sachgrundlosen
    efristung abzuschaffen. Von diesem Ergebnis kann
    an sagen: Die Beschäftigten erhalten künftig wieder

    nbefristete statt befristete Verträge und die Arbeitgeber
    ehalten trotzdem die Flexibilität des heutigen Befris-
    ungsrechts. Von daher ist das eine vernünftige Vereinba-
    ung.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich dachte, das sollte eine Verbesserung werden! Was ist denn aus Sicht der Unternehmer der Fortschritt für neue Arbeitsplätze?)


    Natürlich hätten wir uns im Bereich betriebliche
    ündnisse für Arbeit etwas anderes vorgestellt. Doch

    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 333


    (A) )



    (B) )


    Dr. Ralf Brauksiepe
    lassen Sie mich, Herr Kollege Niebel, ein für allemal sa-
    gen: Diejenigen, die mit betrieblichen Bündnissen für
    Arbeit als Ziel in den Wahlkampf gegangen sind, haben
    nicht die Mehrheit, um das umzusetzen. So einfach ist
    die Sache.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Deswegen werden wir das machen, was politisch mög-
    lich ist.

    Ich erwarte allerdings auch, dass sich die Tarifpar-
    teien entlang dessen, was es bereits gibt ..., auf be-
    triebliche Bündnisse einigen, wie das in vielen
    Branchen bereits der Fall ist. Geschieht das nicht,
    wird der Gesetzgeber zu handeln haben.

    Die letzten beiden Sätze sind nicht von mir, sondern von
    Gerhard Schröder bei der Vorstellung seiner Agenda im
    Rahmen seiner Regierungserklärung vom 14. März 2003.
    Das Protokoll vermerkte damals: Beifall bei der SPD
    und dem Bündnis 90/Die Grünen. – Wir werden uns also
    noch aneinander zu gewöhnen haben. Aber das, was
    Bundeskanzler Schröder in diesem Zusammenhang ge-
    sagt hat, bleibt im Grundsatz richtig.

    Wir werden uns bei den Hartz-IV-Gesetzen unter
    Zeitdruck auf Reformen verständigen müssen. Wir ha-
    ben uns vorgenommen, 3,8 Milliarden Euro einzusparen.
    Mir ist aber auch wichtig, dass die Zusage eingehalten
    wird, die wir den Kommunen gegeben haben und die wir
    auch im Koalitionsvertrag festgeschrieben haben, dass
    wir an der Entlastung der Kommunen um bundesweit
    2,5 Milliarden Euro festhalten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Es ist notwendig, das zu tun. Wir haben uns das vorge-
    nommen und werden die entsprechenden Maßnahmen
    dazu beschließen.

    Wir bringen heute das Fünfte SGB-III-Änderungs-
    gesetz in diese Debatte ein. Die Koalition hat sich damit
    auf all das verständigt, was laut Koalitionsvertrag unbe-
    dingt noch in diesem Jahr gemacht werden muss. Dazu
    gehören vor allem die Verlängerung der Arbeitsmarkt-
    maßnahmen für Ältere, die Verlängerung der Förderung
    für Ich-AGs um ein halbes Jahr und die Verlängerung
    der Übergangsregelung im Arbeitszeitgesetz.

    Über die so genannten Hartz-Reformen ist viel disku-
    tiert und gestritten worden. Manches davon war vernünf-
    tig, anderes unvernünftig. Mein Vorgänger als Sprecher
    für Arbeit und Soziales, Karl-Josef Laumann, hat in sei-
    ner unverwechselbaren Art einmal festgestellt, dass wir
    den „Hartz-Schrott“ – den es eben auch gibt – beseitigen
    müssten. Das haben wir jetzt dankenswerterweise ge-
    meinsam mit den Sozialdemokraten beschließen können.
    So wird die Einrichtung von Personal-Service-Agentu-
    ren ab dem nächsten Jahr nicht mehr zwingend sein. Die
    Verlängerung der Ich-AG um ein halbes Jahr erfolgt nur
    deshalb, um in dieser Zeit zu einer vernünftigen Neure-
    gelung für die Förderung der Selbstständigkeit von zu-
    vor Arbeitslosen zu kommen. Das ist eine vernünftige
    Lösung. Die alte Ich-AG wird verschwinden. Damit ver-

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    (C (D chwindet, nebenbei bemerkt, auch ein Unwort, das beser nie erfunden worden wäre, wie ich meine. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Wir haben uns auf die Einführung einer Übergangs-
    egelung im Arbeitszeitgesetz geeinigt, um das Urteil
    es EuGH vom September 2003 hinsichtlich der Bereit-
    chaftsdienste in deutsches Recht umzusetzen. Den Ar-
    eitgebern ist eine zweijährige Übergangsfrist einge-
    äumt worden, um die Tarifverträge gemeinsam mit den
    rbeitnehmervertretern anzupassen. Das ist bekanntlich

    n vielen Bereichen bereits geschehen. In anderen Berei-
    hen steht es aber noch aus. Ich habe Verständnis für den
    nwillen all derer, die sich auf die veränderten Bedin-
    ungen eingestellt haben und nun wollen, dass der Ge-
    etzgeber entsprechend handelt. Wir müssen aber auch
    ie Realitäten zur Kenntnis nehmen. Es gibt noch Über-
    angsprobleme. Weil es also offensichtlich notwendig
    st, haben wir uns darauf geeinigt, die Übergangsrege-
    ung nochmals um ein Jahr zu verlängern. Es muss aber
    lar sein, dass das Arbeitszeitgesetz ab 2007 ohne Ein-
    chränkungen gilt.


    (Dirk Niebel [FDP]: Jetzt aber wirklich!)


    Die Schaffung von Arbeitsplätzen hat – das wissen
    ir alle – auch grundlegende Bedeutung für die Finan-

    ierung der sozialen Sicherungssysteme. Der Aderlass
    ei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungs-
    erhältnissen in den letzten Jahren hat bei allen Sozial-
    assen zu massiven Beitragseinbrüchen geführt.

    In Zukunft geht es insbesondere darum, dass wir alles
    un, um die gesetzliche Rentenversicherung zu konso-
    idieren und die Rentenfinanzen wieder auf ein sicheres
    undament zu stellen. Das wird zu den Hauptaufgaben
    er Rentenpolitik in dieser Legislaturperiode gehören.
    ch meine, eine solche Herkulesaufgabe gemeinsam zu
    eistern ist auch eine Rechtfertigung für eine große
    oalition. Ich begrüße außerdem, dass wir uns darauf
    erständigt haben, trotz der notwendigen Erhöhung des
    esetzlichen Renteneintrittsalters denjenigen, die auf
    5 Beitragsjahre kommen, die Möglichkeit zu bieten,
    bschlagsfrei in Rente zu gehen, und damit deren Le-
    ensleistung anzuerkennen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Herr Minister Müntefering, lassen Sie mich zum Ab-
    chluss gewissermaßen unter uns Westfalen noch ein
    ersönliches Wort sagen.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Keine Kungeleien!)


    ie haben Ihre Volksschulzeit im Sauerland angespro-
    hen. Sie waren meines Wissens damals auch Messdie-
    er. Ich kann Ihnen versichern: Sie werden in unserer
    raktion – mich eingeschlossen – wahrscheinlich mehr
    enschen als in jeder anderen Fraktion finden, die auch

    u diesem Kirchendienst bestellt waren.


    (Dirk Niebel [FDP]: Bei der Regierung hilft nur noch beten!)


    334 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005


    (A) )



    (B) )


    Dr. Ralf Brauksiepe
    Sie haben sich dann für einen parteipolitischen Weg
    entschieden, von dem Ihnen vermutlich die Mehrheit der
    regelmäßigen Kirchgänger in Ihrer hochsauerländischen
    Heimatgemeinde eher abgeraten hätte. Sie haben sich
    dann nach 51 Berufsjahren entschlossen, gemeinsam mit
    uns Deutschland voranzubringen. Sie haben das in den
    letzten Wochen mit großem Einsatz und unter großen
    persönlichen Opfern getan, Herr Minister. Wie Sie den
    Parteivorsitz verloren und gleichwohl konzentriert und
    zielorientiert mit uns weiterverhandelt haben, das war
    schon stark. Das hat uns beeindruckt, Herr Minister.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Das Ausmaß an Pflichtgefühl, Verantwortungsbe-
    wusstsein und Arbeitseinstellung, das Sie dabei gezeigt
    haben, stößt in unserer Fraktion auf großen Respekt.


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Das war echt sozialdemokratisch! – Dirk Niebel [FDP]: Heldenverehrung im Bundestag! Das finde ich Klasse!)


    Sie werden es nie erleben, dass wir solche Charakterei-
    genschaften als Sekundärtugenden verspotten, Herr Mi-
    nister.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: So sind wir!)


    Sie haben Ihren guten Willen eindrucksvoll demons-
    triert. Wir haben ebenfalls guten Willen. Lassen Sie uns
    die Arbeit also im Interesse unseres Landes und seiner
    Menschen gemeinsam angehen.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was hat das denn mit den Messdienern zu tun? – Ludwig Stiegler [SPD]: Wo ist der Messwein?)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile Kollegin Elke Reinke, Fraktion Die Linke,

das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Elke Reinke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!

    Werte Damen und Herren! Die Linke im Bundestag be-
    grüßt ausdrücklich die Angleichung der Regelleistun-
    gen beim Arbeitslosengeld II. Dieser Schritt ist längst
    überfällig; denn die Lebenshaltungskosten in Sachsen-
    Anhalt unterscheiden sich nicht von denen in Hessen
    oder Niedersachsen. Die unbegründete Unterscheidung
    zwischen Ost und West war für viele Menschen im letz-
    ten Jahr auch ein Grund dafür, protestierend auf die
    Straße zu gehen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir hatten damit Recht. Die Montagsdemonstrationen
    haben viel in unserem Land verändert, unter anderem
    und nicht zuletzt die Zusammensetzung dieses Hohen
    Hauses.


    (Beifall bei der LINKEN)


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    (C (D eshalb ist die Anhebung des Arbeitslosengeldes II in stdeutschland auf 345 Euro dringend geboten, und war rückwirkend zum 1. Januar 2005. Die Zusammenführung von Sozialhilfe und Areitslosenhilfe war ein richtiger Schritt. Sozialhilfeempänger sind endlich sozialversichert. Die Forderung der Sozialverbände und der Arbeitsruppen war, die alte Sozialhilfe armutsfest zu machen. as ist mit Hartz IV nicht erfüllt worden. in Anspruch auf Würde und Teilhabe am gesellchaftlichen Leben ist mit dem staatlich gewährten xistenzminimum in Höhe von 345 Euro plus Wohnnd Heizkosten kaum möglich. Glauben Sie mir, ich eiß, wovon ich spreche. In der alten Sozialhilfe gab es Einmalleistungen, zum eispiel für die Schulausstattung eines Kindes oder den auf einer Waschmaschine. Heute verlangt der Gesetzeber, dass der notwendige Betrag zur Deckung der Kosen angespart wird. Täglich stehen dem Arbeitsloseneld-II-Empfänger zur Verfügung: 88 Cent für das rühstück, je 1,57 Euro für Mittagund Abendessen, 0 Cent für den öffentlichen Nahverkehr, 7 Cent für Teefonate sowie 15 Cent für Sportund Freizeitveranstalungen. Sollen unsere Bürgerinnen und Bürger ohne Areit lieber die täglichen 34 Cent für Zeitungen und eitschriften oder 34 Cent für den täglichen Caféoder neipenbesuch einsparen? Das wäre eine Möglichkeit. – Verzichteten sie auf Zeiungen und Zeitschriften, dann könnten sie sich nach eiem Jahr Handwäsche mit etwas Glück den „Luxus“ eier gebrauchten Waschmaschine leisten. Im Koalitionsvertrag steht zu Recht: „Eine Gesellchaft ohne Kinder hat keine Zukunft.“ Diesen Satz üssen wir aber auch ernst nehmen. Eine Familie aus einer Nachbarschaft in der Nähe von Aschersleben ersucht, diesen Anspruch bei ihren fünf Kindern umzuetzen. Bis zum letzten Jahr haben drei von ihnen die usikschule besucht. Unter Arbeitslosengeld-II-Bedin ungen wäre es vielleicht noch möglich, einem Kind den Luxus“ von Busfahrt und Musikunterricht zu gönnen. (Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Das ist nicht hinnehmbar!)


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Zuruf von der LINKEN)


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    elches Kind darf es sein? Wie würden Sie entschei-
    en? Ich sage Ihnen das Ergebnis: Keines der Kinder
    eht mehr hin.


    (Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: So sieht es im Leben aus!)


    345 Euro plus Wohnkosten reichen nicht aus, um
    rundbedürfnisse ausreichend zu befriedigen. Hartz IV

    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 6. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. Dezember 2005 335


    (A) )



    (B) )


    Elke Reinke
    führt zu Existenzunsicherheit, Armut und sozialer Isola-
    tion und erzeugt in der Gesellschaft ein Klima der Angst.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sozial ist nicht nur, was Arbeit schafft. Man muss davon
    auch menschenwürdig leben können.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Hartz IV sollte Erwerbslose fördern, damit sie wieder in
    den ersten Arbeitsmarkt kommen. Hartz IV hat zwar Ar-
    beitsplätze geschaffen, aber fast nur in der Verwaltung
    der Arbeitslosigkeit.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das war wohl nicht der Zweck dieser teuren „Jahrhun-
    dertreform“.

    Die Verdächtigungen von Herrn Clement lenken von
    dem Versagen der Reformen ab. Eigentlich wäre eine öf-
    fentliche Entschuldigung fällig.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Stattdessen will die große Koalition Leistungsempfänger
    zur Teilnahme an telefonischen Umfragen verpflichten.
    Damit höhlt sie die geltenden Rechtsgrundlagen aus.
    Das geplante Instrument des Datenabgleichs greift auf
    die Methoden der Rasterfahndung zurück.

    Politik verliert ihre Glaubwürdigkeit, wenn das ge-
    sellschaftliche Problem der Erwerbslosigkeit durch Be-
    schimpfung und Druck auf einkommensschwache und
    erwerbslose Menschen gelöst werden soll.


    (Beifall bei der LINKEN – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Ein bisschen einfach, Frau Kollegin! Ein bisschen simpel!)


    Zuerst bauen Sie soziale Rechte ab, jetzt schränken Sie
    auch noch bürgerliche Freiheitsrechte ein. Das ist das
    Gegenteil von „Mehr Freiheit wagen“.


    (Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: In der DDR war eben alles besser!)


    Die Regierungskoalition will 3,8 Milliarden Euro im
    Haushalt der Bundesagentur streichen. Ein Teil dieser
    Sparsumme soll durch Kürzung der Rentenbeiträge
    erwerbsloser Menschen von monatlich 78 Euro auf
    40 Euro erbracht werden. Das ist aber ein Sparen auf
    Kosten der zukünftigen Rentenleistungen genau dieser
    Menschen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die von Ihnen geplanten Vorhaben, vor allem die Er-
    höhung der Mehrwertsteuer, bedeuten für Erwerbslose
    und einkommensschwache Menschen eine weitere Ein-
    schränkung ihres Lebensunterhaltes um bis zu 15 Pro-
    zent.

    Eine zukunftsorientierte Arbeitsmarktpolitik muss
    sich an anderen Kriterien messen lassen: Wie kann die
    vorhandene Erwerbsarbeit gerecht verteilt werden? Wie
    können gesellschaftliche Tätigkeiten, Pflege- und Erzie-
    hungsaufgaben zu Feldern der Erwerbsarbeit werden?

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    (C (D uf diese Fragen ist im Koalitionsvertrag kaum eine ntwort zu finden. (Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Bedauerlicherweise!)


    Meine Fraktion hält einen öffentlich geförderten Be-
    chäftigungssektor für unumgänglich.


    (Beifall bei der LINKEN)


    r ist auch finanzierbar, wenn unter anderem die 1-Euro-
    obs in reguläre, versicherungspflichtige Arbeitsverhält-
    isse überführt werden. Es gibt viele soziale, ökologi-
    che, kulturelle und sportliche Aufgabenfelder.

    Die Linke im Bundestag fordert eine bedarfsgerechte
    oziale Grundsicherung, und zwar für jeden Bedürfti-
    en. Eine Kindergrundsicherung muss schnellstmöglich
    ingeführt werden. Das ist die wirkliche Alternative zu
    artz IV.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Eine Antwort auf das Problem der Massenarbeitslo-
    igkeit wird die Politik nur mit den Menschen finden.
    ine solche Politik muss sozial gerecht sein und allen
    enschen eine Perspektive bieten.

    Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der LINKEN)