Rede:
ID1600509000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/5 Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . 200 A Antrag der Abgeordneten Cornelia Behm, Dr. Thea Dückert, Ulrike Höfken, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Hongkong als Zwi- schenschritt einer fairen und entwicklungs- orientierten Welthandelsrunde (Drucksache 16/86) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Glos, Bundesminister für Wirtschaft und Technologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ludwig Stiegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 173 D 174 A 177 C 180 B 182 C 185 A 201 C 203 D 205 C 207 C 209 C 210 C 212 A 213 A 214 C 215 D Deutscher B Stenografisch 5. Sitzu Berlin, Donnerstag, den I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Dr. Heinz Riesenhuber und der Abge- ordneten Dr. Petra Sitte . . . . . . . . . . . . . . . . . Begrüßung des neuen Abgeordneten Hermann Josef Scharf . . . . . . . . . . . . . . . . . Abwicklung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: A T ( A D b b ( S M K 173 A 173 B 173 C 173 D Laurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU) . . . . . . Dr. Rainer Wend (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 B 189 A undestag er Bericht ng 1. Dezember 2005 t : Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nnette Faße (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 4 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1): ntrag der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ IE GRÜNEN: Den Klimawandel wirksam ekämpfen – Deutschland muss Vorreiter leiben Drucksache 16/59) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . igmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit . . . . . . ichael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . atherina Reiche (Potsdam) (CDU/CSU) . . . 190 D 191 B 192 C 192 C 196 A 198 A Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 216 D 218 C II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 Tagesordnungspunkt 5 (in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1): a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beschrän- kung der Verlustverrechnung im Zu- sammenhang mit Steuerstundungsmo- dellen (Drucksache 16/107) . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Abschaf- fung der Eigenheimzulage (Drucksache 16/108) . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zum Einstieg in ein steuerliches Sofortprogramm (Drucksache 16/105) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Oskar Lafontaine, Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost und der Fraktion der LINKEN: Hedgefondszulas- sung zurücknehmen (Drucksache 16/113) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister der Finanzen Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Pieper (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . K R I D T ( a b U D W D B E H A Z ( A D F c ( H H W D U U 219 B 219 C 219 C 219 D 219 D 224 C 227 B 230 B 231 C 233 B 234 B 236 A 237 A 238 D 240 A 241 D 243 D 245 D 247 B rista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ené Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lse Aigner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . agesordnungspunkt 6 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1): ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über den Ausgleich von Arbeitgeber- aufwendungen und zur Änderung wei- terer Gesetze (Drucksache 16/39) . . . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes über den Arbeitgeberausgleich bei Fortzah- lung des Arbeitsentgelts im Fall von Krankheit und Mutterschaft (Lohnfort- zahlungsausgleichsgesetz) (Drucksache 16/46) . . . . . . . . . . . . . . . . . lla Schmidt, Bundesministerin für Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . . . olfgang Zöller (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . irgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . einz Lanfermann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . nnette Widmann-Mauz (CDU/CSU) . . . . . . usatztagesordnungspunkt 7 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1): ntrag der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ IE GRÜNEN: Konsequenzen aus den leischskandalen: Umfassende Verbrau- herinformation und bessere Kontrollen Drucksache 16/111) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz . . . ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . altraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . r. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 D 250 C 251 D 253 C 255 B 255 B 255 C 257 C 258 D 260 C 262 A 263 A 263 D 264 D 266 A 268 A 268 A 270 B 271 B 272 D 274 B 275 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 III Peter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 7 (in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1): Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände- rung des Verkehrswegeplanungsbeschleu- nigungsgesetzes (Drucksache 16/45) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Tiefensee, Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) Dorothee Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Stephan Hilsberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Abrissmoratorium für den Palast der Re- publik (Drucksache 16/60) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Petra Pau, Dr. Gesine Lötzsch, Dr. Hakki Keskin, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Abriss des Palastes der Republik stoppen (Drucksache 16/98) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernd Neumann, Staatsminister bei der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . . Monika Griefahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) 276 D 278 D 279 D 281 B 281 C 284 A 285 D 287 C 288 D 290 D 292 A 295 A 295 A 295 B 296 D 298 B 300 C 301 D 303 A Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 5 (in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1): Antrag der Abgeordneten Hans-Christian Ströbele, Anna Lührmann, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Frak- S N A L 294 A iegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 304 D 306 C 307 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 173 (A) ) (B) ) 5. Sitzu Berlin, Donnerstag, den Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 307 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bollen, Clemens SPD 01.12.2005 Ernstberger, Petra SPD 01.12.2005 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 01.12.2005 Kipping, Katja DIE LINKE 01.12.2005 Kossendey, Thomas CDU/CSU 01.12.2005 Nachtwei, Winfried BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 01.12.2005 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 01.12.2005 Schily, Otto SPD 01.12.2005 Schmidt (Nürnberg), Renate SPD 01.12.2005 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates Wächter, Gerhard CDU/CSU 01.12.2005 Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 01.12.2005* 5. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Petra Sitte


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich mit ei-

    nem Zitat aus der Koalitionsvereinbarung beginnen:

    Deutschlands Zukunft liegt in den Köpfen seiner
    Menschen. Bildung ist ein zentrales Anliegen, das
    eine große Kraftanstrengung von Bund, Ländern
    und Kommunen erfordert. Bildung ist Vorausset-
    zung zur gesellschaftlichen Teilhabe. Bildung ist

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    (C (D ein Schlüsselthema für die weitere Entwicklung unserer Wirtschaft und unseres Landes. lles in allem handelt es sich in zweierlei Hinsicht um emerkenswerte Sätze, erstens der Absender wegen und weitens ihres Inhaltes wegen. Ich will etwas zu den Absendern sagen. CDU/CSU nd SPD tragen seit Jahrzehnten auf verschiedene Weise n verschiedenen Koalitionen auf den Ebenen der Kom unen, der Länder und auf Bundesebene Bildungsverntwortung für ganze Generationen. Die Ergebnisse sind ekannt. Ich zitiere jetzt nicht die PISA-Studie, obwohl as allemal verlockend ist. Ich verweise vielmehr auf ine Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, die or kurzem unter dem Titel „Zu wenig für zu viele“ verffentlicht worden ist. Die Kernaussage in dieser Studie st: Armut grenzt aus und verbaut den Weg zur Bildung. Was steht in der Koalitionsvereinbarung? Sie schauen on oben auf das Bildungswesen: strukturell, finanziell, nstitutionell und personell. Das ist zwar alles in Ordung. Aber Sie schauen vor allem punktuell auf das Bilungswesen. Aus dieser punktuellen Sicht heraus gehen hnen ganz wesentliche Zusammenhänge verloren bzw. ie finden sich nicht in den vorgeschlagenen Maßnahen wieder. Ursache und Wirkung zeigt aber die Studie des Paritäischen Wohlfahrtsverbandes. Er schaut wiederum von anz unten nach oben. In diesem Zusammenhang ist ben festzustellen, dass seit Einführung von Hartz IV am . Januar 2005 beispielsweise in meiner Heimatregion alle die Kinderarmut drastisch gewachsen ist. 4,6 Prozent – ich betone: 34,6 Prozent – aller Kinder nter 14 Jahren leben von 207 Euro Sozialgeld monatich. Von diesen 207 Euro monatlich sind die wichtigsten inge für ein Kind zu bestreiten: Schulutensilien, Kleiung, Bücher und vielleicht noch der Beitrag für den portverein. Das bedeutet doch am Ende, dass in den Failien die Kinder selbst zu kurz kommen. Schauen Sie sich einmal an, was aufgrund der Bechlussfassungen der Länder passiert – denn Sie haben ja ie Verantwortung der Länder angemahnt –: Da wird ben ab der elften Klasse keine Schülerbeförderung ehr bezahlt. Da müssen von diesen 207 Euro im chlimmsten Falle 70 Euro für die Schülerbeförderung usgegeben werden, und das monatlich für jedes Kind. ie wissen, wie wichtig die Schülerbeförderung im länd ichen Raum ist. Sozialpädagogen konstatieren in diesem Zusammenang: Kinder leiden unter psychosomatischen Störunen, klagen über Kopfschmerzen, leiden unter Schlafstöungen oder haben Angstzustände. Was ich ganz chlimm finde: Die Gewalt in den Familien selbst nimmt u. Frau Pieper, Ihr Problem ist, dass Sie nicht glauben, ass das mit dem Thema zu tun hat. (Beifall bei der LINKEN – Cornelia Pieper [FDP]: Hauptsache, Sie glauben daran!)


    (Cornelia Pieper [FDP]: Zum Thema!)


    248 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005


    (A) )



    (B) )


    Dr. Petra Sitte
    Armut macht schwach. Armut macht krank. Armut
    nimmt Mut, vor allem den Mut auf einen selbst be-
    stimmten Lebensweg. Armut begrenzt Freiheit. Wenn
    Sie vor diesem Hintergrund in diesem Haus davon spre-
    chen, Freiheit wagen zu wollen, kann ich aus dieser kon-
    kreten Erfahrung heraus nur feststellen: Da haben Sie ein
    Problem mit der Verarbeitung der Realität.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Karl Addicks [FDP]: Damit haben Sie Probleme!)


    Es zeigt sich ein eindeutiger Zusammenhang zwi-
    schen Armut in früher Kindheit, Armutsdauer und künf-
    tiger Schullaufbahn. Auf dem Gymnasium hat nur jedes
    elfte Kind Armutserfahrungen, auf der Realschule al-
    lerdings schon jedes dritte. Auf der Hauptschule hat je-
    des zweite Kind Armutserfahrungen. Die Agenda 2010
    und Hartz IV, also das Umschwenken vom status- zum
    höchstens noch existenzsichernden Sozialstaat, hat Kin-
    derarmut in Ost und West in nie gekanntem Ausmaß mit
    sich gebracht, und das in einem der reichsten Länder die-
    ser Erde.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Deshalb, Frau Pieper, sage ich: Wer über das Bil-
    dungssystem dieses Landes redet, muss auch über das
    Sozialsystem dieses Landes sprechen. Beides ist nicht
    mehr voneinander zu trennen.


    (Beifall bei der LINKEN – Cornelia Pieper [FDP]: Das stimmt! Da haben Sie Recht! Jetzt kommen Sie einmal zur Sache!)


    Wenn die Kinder dieses Landes mehr Bildungserfolge
    haben sollen, dann brauchen sie einen anderen, einen si-
    chereren sozialen Hintergrund. Damit die Kinder eine er-
    folgreiche soziale Perspektive vor sich haben, brauchen
    sie einen anderen Bildungshintergrund; ansonsten – das
    ist ganz klar – wird die Ursache wiederum zur Folge.
    Das ist der entscheidende Zusammenhang, den ich in der
    Koalitionsvereinbarung vermisse.

    Ungelöste soziale Probleme können dann dazu füh-
    ren, dass die positiven Maßnahmen, die sich in der Koa-
    litionsvereinbarung in allen Bereichen des Bildungs-
    wesens allemal wiederfinden, völlig konterkariert
    werden. Das anzugehen, denke ich, ist Aufgabe genug.

    Es geht also nicht nur um die Qualifizierung des Bil-
    dungssystems im weitesten Sinne, eingeschlossen die
    Forschung. Es geht nicht nur um eine schlüssige Refor-
    mierung des gesamten Bildungswesens, um eine Reform
    der Bildungsfinanzierung sozusagen. Es geht nicht nur
    um die Anerkennung von Bildungsausgaben als das, was
    sie nämlich wirklich sind: Investitionen in die sich im-
    mer wieder erneuernde Ressource Wissen. Es geht
    schlicht und ergreifend darum, dafür zu sorgen, dass die
    Potenziale von Kindern, und zwar die von hoch begab-
    ten Kindern genauso wie die von Kindern aus benachtei-
    ligten Haushalten, erkannt und ihnen gemäß gefördert
    werden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich will an dieser Stelle eines hinzufügen: Es ist völ-
    lig paradox, in dieser Situation über die Erhebung von

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    (C (D tudiengebühren zu reden und zur gleichen Zeit nichts agegen zu tun, dass Kinder aus solchen Elternhäusern, ie ich sie vorhin beschrieben habe, real so gut wie eine Chance haben, in universitärer Bildung anzukomen. Darum geht es doch. Das Problem ist doch nicht, b es ungerecht ist, dass die Krankenschwester mit ihren teuern dem Arztsohn das Studium bezahlt. Der Arzt einerseits zahlt ja höhere Steuern; das wird meistens ergessen. Das Problem ist, dass die Kinder der Schweser allemal schlechtere Chancen haben als die Kinder der rzte, auf der Universität anzukommen. (Cornelia Pieper [FDP]: Wo findet das denn statt? Das stimmt doch gar nicht!)


    elbst wenn die Kinder der Schwester über die gleiche
    eistungsfähigkeit verfügen, ist die Chance des Arztsoh-
    es – das belegt eine Studie des Wohlfahrtsverbandes –
    echsmal höher, eine universitäre Bildung zu erhalten,
    ls die der Kinder der Schwester.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Nicht in Brandenburg! – Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: In Bayern!)


    Natürlich ist jede Verbesserung im Bildungswesen zu
    egrüßen. Da werden Sie uns an Ihrer Seite haben, so
    chrecklich Ihnen – insbesondere den Kollegen der
    SU – das vielleicht erscheinen mag. Aber wenn wir

    nsgesamt nicht nachhaltig sozial umsteuern, werden
    iele Bemühungen vergeblich bleiben, werden wir zivili-
    atorischen Rückschritt einleiten und werden uns Stück
    ür Stück die Fundamente dieser Gesellschaft zerbröseln.
    agegen muss man endlich Politik machen.

    Danke schön.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

Frau Kollegin Sitte, ich gratuliere Ihnen zu Ihrer ers-

en Rede im Deutschen Bundestag. Herzlichen Glück-
unsch!


(Beifall)


Das Wort hat jetzt die Kollegin Krista Sager vom
ündnis 90/Die Grünen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Krista Sager


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

    ind uns hier doch alle einig, dass wir wegen der zuneh-
    enden Herausforderungen durch den internationalen
    ettbewerb, der Herausforderungen aufgrund der demo-

    raphischen Entwicklung, der Mängel, die in internatio-
    alen Vergleichen deutlich werden, aber auch wegen der
    entralen Frage, mit der wir es hier zu tun haben, näm-
    ich mit der Gerechtigkeit in Bezug auf die Teilhabe-
    hancen eines jeden, mehr für Bildung, Forschung und
    nnovation tun müssen.

    Wenn wir uns darin aber so einig sind, ist es natürlich
    esonders interessant, sich einmal anzusehen, wie diese
    roße Koalition startet.


    (Jörg Tauss [SPD]: Ganz ordentlich!)


    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 249


    (A) )



    (B) )


    Krista Sager
    Sie startet damit, dass sie der Bildungsministerin Zustän-
    digkeiten nimmt, ihre Kompetenzen beschneidet und ih-
    ren Forschungsbereich zerstückelt. Das ist ein schlechter
    Start.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


    Ich hätte mir in einer neuen Regierung lieber eine ge-
    stärkte als eine geschwächte Bildungsministerin ge-
    wünscht, auch wenn es eine schwarze ist.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


    Frau Merkel hat gestern gefordert, dass wir unsere
    Schulen und Hochschulen wieder an die Spitze Europas
    bringen müssen. Sie hat auch gesagt – das war mir be-
    sonders wichtig –, Bildungschancen dürften nicht mehr
    von der sozialen Herkunft abhängen. Richtig! Dann
    stellt sich aber doch die Frage, wie wir das hinbekom-
    men. Ich sage Ihnen: Wir schaffen das nur durch ver-
    stärkte gesamtstaatliche – ich betone: gesamtstaatliche –
    Anstrengungen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir schaffen das nicht, wenn sich der Bund aus der Bil-
    dungs- und Hochschulpolitik herausdrängen lässt und
    sich auf schöne Worte beschränkt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


    Frau Ministerin Schavan, Sie müssen aufpassen, dass
    Sie nicht als Ministerin der warmen Worte in die Ge-
    schichte der großen Koalition eingehen. Das wäre wirk-
    lich zu wenig.


    (Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


    Wenn ich mir den Koalitionsvertrag anschaue, muss ich
    feststellen, dass Sie hauptsächlich von der Vorarbeit Ih-
    rer Vorgängerin leben wollen, und dies leider teilweise
    auch noch schlecht. Das Ganztagsschulprogramm mit
    einem Volumen von 4 Milliarden Euro muss natürlich
    weiterlaufen; alles andere wäre verrückt. Erzählen Sie
    doch einmal den Menschen im Lande, dass jetzt aber
    eine Verfassungsänderung erfolgen soll, wodurch unter-
    bunden wird, dass jemals etwas Ähnliches fortgeführt
    oder auf den Weg gebracht wird. Das ist verrückt. Kein
    Mensch in diesem Land begreift das.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


    Man fragt sich doch, was hier eigentlich passiert ist.
    Offensichtlich haben sich die Bildungspolitiker zusam-
    mengesetzt und über die Gestaltung der Wissensgesell-
    schaft geredet und die Arbeitsgruppe zur Föderalismus-
    reform hat daneben gesessen und den Bildungspolitikern
    den Boden unter den Füßen weggezogen und das Licht
    ausgemacht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN und der Abg. Ulrike Flach [FDP])


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    (C (D ier weiß die eine Hand nicht, was die andere tut. Frau erkel hat uns doch eine Politik aus einem Guss ver prochen. Herr Müntefering hat ja schon damals beürchtet, dass nur ein Aufguss dabei herauskommt. Im Wesentlichen haben Sie heute die von der rot-grüen Regierung erbrachte Vorarbeit als Ihre Highlights erkauft. Ich nenne beispielsweise den Schwerpunkt anotechnologie, das 3-Prozent-Ziel im Bereich For chung, die Exzellenzinitiative und den Pakt für Forchung. Ich habe nichts gegen die Weiterund Wiedererwendung von Vorhaben im politischen Raum. Das ist esser, als sie wegzuschmeißen. Man sollte aber nicht ergessen, dass gerade Ihre schwarzen Freunde diese Erolge zum Teil heftig bekämpft haben. Auf der anderen Seite fragt man sich aber doch, was ich diese Regierung über die „Verwaltung dieser Voräte“ hinaus vorgenommen hat. Sie sagen im Koalitionsertrag, dass 17 Prozent der jungen Menschen eines ahrgangs zu der Risikogruppe gehören, die keinen chulabschluss und keine Berufsausbildung haben. ch finde wichtig, dass das im Koalitionsvertrag steht. as aber werden Sie mit dieser Risikogruppe tun? Glauen Sie im Ernst, dass das Problem ohne Zusammenareit, ohne Kooperation zwischen Bund, Ländern und emeinden irgendwie zu lösen sein wird? Sie schreiben n Ihrem Koalitionsvertrag: Menschen mit Berufsabchluss soll der Weg in die Hochschulen erleichtert weren. Die Verfassungsreform, die Sie vereinbart haben, ieht aber vor, dass der Bund in diesem Bereich gar eine Einflussmöglichkeiten mehr hat. Sie sagen, die Quote der Studienanfänger – das war hnen heute ein wichtiger Punkt – soll auf 40 Prozent eies Jahrgangs erhöht werden. Das ist bitter nötig. Das issen wir alle. Das ist hier Konsens. Diese Steigerung st im OECD-Vergleich noch nicht einmal besonders iel. Wir haben das Glück – das haben Sie richtig esagt –, dass bis zu den Jahren 2012 bis 2014 eine roße Zahl von Studienanfängern in die Hochschulen ill. Das ist wirklich ein Glück und keine Tatsache, über ie man sagen muss: Oh Gott, oh Gott! Aber jetzt fragt an sich doch: Was passiert denn im Moment? In fast llen Ländern werden Studienplätze abgebaut. Wie sieht die Situation aus, in die wir in Deutschland ineinlaufen? Wir laufen doch in die Situation, dass es eal in den Hochschulen weniger Studienplätze geben ird oder schlechtere Studienbedingungen oder beides. afür sollen die jungen Leute dann auch noch Gebühren ahlen. Die sind doch zu Recht auf der Straße. ie jungen Leuten haben den Eindruck, die Bildungspoitiker erzählen ihnen nur, sie wollen mehr Studienanfäner haben, aber real wird eine Politik gemacht, die daauf hinausläuft, die jungen Leute von einem Studium bzuschrecken. Das passt doch nicht zusammen. In dieem Bereich brauchen wir eine andere Politik. 250 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 Krista Sager Dazu sage ich Ihnen – auch als ehemalige Landessenatorin – eines: Wir müssen den Hilfeschrei der Hochschulrektorenkonferenz wirklich ernst nehmen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    (A) )


    (B) )


    Ich bin fest davon überzeugt, dass die Hochschulen das
    Problem nicht alleine in den Griff bekommen werden.
    Aber so, wie diese Verfassungsreform geplant ist, wird
    es die Hochschulsonderprogramme der Vergangenheit
    – von Möllemann bis Bulmahn – in der Zukunft nicht
    mehr geben können. Auch das ist eine falsche Entschei-
    dung.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Es geht hier nicht um den Widerspruch zwischen Zen-
    tralisten und denen, die bürgernahe Entscheidungen wol-
    len. Auch ich bin für bürgernah und ortsnah. Das heißt
    aber mehr Autonomie, mehr Freiheit für die Bildungs-
    einrichtungen und nicht ein Flickenteppich von staatli-
    chen Länderregelungen, die die Mobilität von Schülerin-
    nen und Schülern, von Familien, von Studierenden und
    von wissenschaftlichem Personal erschweren. Das ist
    nicht bürgernah.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass
    wir uns einig sind, dass wir mehr gesamtstaatliche An-
    strengungen brauchen, dass wir dafür auch eine gesamt-
    staatliche Agenda brauchen, die alle Einrichtungen vom
    Bund über die Länder bis zu den Gemeinden und Bil-
    dungseinrichtungen jeweils in ihrem Kompetenzbereich
    umsetzen müssen. Was wir aber nicht brauchen, ist ein
    Kuhhandel hinsichtlich der Verfassung auf Kosten eines
    zentralen Zukunftsbereichs wie Bildung und Wissen-
    schaft.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Lassen Sie mich eines zum Schluss sagen. Herr
    Struck betont immer, ein Gesetz geht aus dem Bundestag
    nicht so heraus, wie es hineinkommt.


    (Jörg Tauss [SPD]: Genau! Völlig richtig!)


    Das ist gestern noch einmal bekräftigt worden. Aber
    dann dürfen wir uns erst recht keine Fehler bei einer Ver-
    fassungsänderung leisten, weil man diese Fehler nicht
    mal so eben korrigieren kann. So eine Änderung bindet
    die Politik auf Jahrzehnte.


    (Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


    Auch die Ministerpräsidenten merken jetzt langsam,
    dass ihre Interessen in den Händen Bayerns schlecht auf-
    gehoben gewesen sind.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wenn wir als Bildungspolitiker es schaffen, zu sagen,
    bei dieser Verfassungsreform ist das letzte Wort noch
    nicht gesprochen, dann können Sie mich davon überzeu-

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    (C (D en, dass man auch in der Opposition manche fröhliche tunde erleben kann. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)