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ID1600500900

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    11. Grünen.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/5 Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . 200 A Antrag der Abgeordneten Cornelia Behm, Dr. Thea Dückert, Ulrike Höfken, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Hongkong als Zwi- schenschritt einer fairen und entwicklungs- orientierten Welthandelsrunde (Drucksache 16/86) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Glos, Bundesminister für Wirtschaft und Technologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ludwig Stiegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 173 D 174 A 177 C 180 B 182 C 185 A 201 C 203 D 205 C 207 C 209 C 210 C 212 A 213 A 214 C 215 D Deutscher B Stenografisch 5. Sitzu Berlin, Donnerstag, den I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Dr. Heinz Riesenhuber und der Abge- ordneten Dr. Petra Sitte . . . . . . . . . . . . . . . . . Begrüßung des neuen Abgeordneten Hermann Josef Scharf . . . . . . . . . . . . . . . . . Abwicklung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regierungs- erklärung der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: A T ( A D b b ( S M K 173 A 173 B 173 C 173 D Laurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU) . . . . . . Dr. Rainer Wend (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 B 189 A undestag er Bericht ng 1. Dezember 2005 t : Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nnette Faße (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 4 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1): ntrag der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ IE GRÜNEN: Den Klimawandel wirksam ekämpfen – Deutschland muss Vorreiter leiben Drucksache 16/59) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . igmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit . . . . . . ichael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . atherina Reiche (Potsdam) (CDU/CSU) . . . 190 D 191 B 192 C 192 C 196 A 198 A Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 216 D 218 C II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 Tagesordnungspunkt 5 (in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1): a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beschrän- kung der Verlustverrechnung im Zu- sammenhang mit Steuerstundungsmo- dellen (Drucksache 16/107) . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Abschaf- fung der Eigenheimzulage (Drucksache 16/108) . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zum Einstieg in ein steuerliches Sofortprogramm (Drucksache 16/105) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Oskar Lafontaine, Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost und der Fraktion der LINKEN: Hedgefondszulas- sung zurücknehmen (Drucksache 16/113) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister der Finanzen Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Pieper (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . K R I D T ( a b U D W D B E H A Z ( A D F c ( H H W D U U 219 B 219 C 219 C 219 D 219 D 224 C 227 B 230 B 231 C 233 B 234 B 236 A 237 A 238 D 240 A 241 D 243 D 245 D 247 B rista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ené Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lse Aigner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . agesordnungspunkt 6 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1): ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über den Ausgleich von Arbeitgeber- aufwendungen und zur Änderung wei- terer Gesetze (Drucksache 16/39) . . . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes über den Arbeitgeberausgleich bei Fortzah- lung des Arbeitsentgelts im Fall von Krankheit und Mutterschaft (Lohnfort- zahlungsausgleichsgesetz) (Drucksache 16/46) . . . . . . . . . . . . . . . . . lla Schmidt, Bundesministerin für Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . . . olfgang Zöller (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . irgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . einz Lanfermann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . nnette Widmann-Mauz (CDU/CSU) . . . . . . usatztagesordnungspunkt 7 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1): ntrag der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ IE GRÜNEN: Konsequenzen aus den leischskandalen: Umfassende Verbrau- herinformation und bessere Kontrollen Drucksache 16/111) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orst Seehofer, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz . . . ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . altraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . r. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 D 250 C 251 D 253 C 255 B 255 B 255 C 257 C 258 D 260 C 262 A 263 A 263 D 264 D 266 A 268 A 268 A 270 B 271 B 272 D 274 B 275 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 III Peter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 7 (in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1): Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände- rung des Verkehrswegeplanungsbeschleu- nigungsgesetzes (Drucksache 16/45) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Tiefensee, Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) Dorothee Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Stephan Hilsberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Abrissmoratorium für den Palast der Re- publik (Drucksache 16/60) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Petra Pau, Dr. Gesine Lötzsch, Dr. Hakki Keskin, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Abriss des Palastes der Republik stoppen (Drucksache 16/98) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernd Neumann, Staatsminister bei der Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . . Monika Griefahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) 276 D 278 D 279 D 281 B 281 C 284 A 285 D 287 C 288 D 290 D 292 A 295 A 295 A 295 B 296 D 298 B 300 C 301 D 303 A Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 5 (in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1): Antrag der Abgeordneten Hans-Christian Ströbele, Anna Lührmann, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Frak- S N A L 294 A iegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 304 D 306 C 307 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 173 (A) ) (B) ) 5. Sitzu Berlin, Donnerstag, den Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 307 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bollen, Clemens SPD 01.12.2005 Ernstberger, Petra SPD 01.12.2005 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 01.12.2005 Kipping, Katja DIE LINKE 01.12.2005 Kossendey, Thomas CDU/CSU 01.12.2005 Nachtwei, Winfried BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 01.12.2005 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 01.12.2005 Schily, Otto SPD 01.12.2005 Schmidt (Nürnberg), Renate SPD 01.12.2005 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates Wächter, Gerhard CDU/CSU 01.12.2005 Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 01.12.2005* 5. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Oskar Lafontaine


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Wenn man dem zustimmt, ist die Frage aufzuwerfen,
    b wir uns in diesem Parlament über die Erfolgskrite-
    ien der Politik noch verständigen können. Es hat uns
    chon überrascht, dass gestern mehrfach festgestellt
    orden ist, und zwar von den Vertretern beider Fraktio-
    en, die die große Koalition tragen, dass die letzten Jahre
    ehr erfolgreich gewesen seien. Für meine Fraktion und
    ahrscheinlich für die anderen Oppositionsfraktionen
    ob das auch auf die Grünen zutrifft, da bin ich mir

    icht ganz sicher – möchte ich aber feststellen, dass das
    riterium der Arbeitslosigkeit nach wie vor darüber ent-

    cheidet, ob eine Wirtschaftspolitik erfolgreich ist oder
    icht.


    (Beifall bei der LINKEN und der FDP)


    ch bitte die Vertreter der großen Koalition sehr herzlich,
    ei 5 Millionen Arbeitslosen nicht zu behaupten: Wir ha-
    en eine sehr erfolgreiche Wirtschaftspolitik gemacht. –
    as ist Zynismus und wird von den Betroffenen als Ver-
    öhnung verstanden. Deshalb können wir solche Sätze
    icht unwidersprochen stehen lassen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wenn wir darüber reden, was in den letzten Jahren
    alsch gelaufen ist, möchte ich mit einem Papier begin-
    en, das meiner Fraktion – genauso wie allen anderen –
    us dem Bundeskanzleramt zugestellt worden ist und das
    ich überrascht hat. In diesem Papier mit der Über-

    chrift „Abstimmung zum nationalen Reformprogramm
    eutschlands“, das noch von Herrn Mirow unterschrie-
    en worden ist – er teilt gleichzeitig mit, dass er in seiner
    unktion nicht weiterarbeiten wird –, wird festgestellt:
    oraussetzung für wirtschaftliches Wachstum ist ein
    spannungsfreies Zusammenwirken der makroökonomi-
    chen Politikbereiche“. Das hat mich deshalb wirklich
    berrascht, weil davon in den letzten Jahren in diesem
    aus quer durch alle Fraktionen überhaupt nichts mehr

    u hören war. Wir lesen dort weiter:

    Günstige makroökonomische Rahmenbedingungen
    sind eine wichtige Voraussetzung für mehr Wachs-
    tum und Beschäftigung und verbessern das Umfeld
    für strukturelle Reformen.

    Meine Fraktion stimmt diesem Satz ohne jede Ein-
    chränkung zu. –

    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 183


    (A) )



    (B) )


    Oskar Lafontaine
    Diese wiederum verstärken den Wirkungsgrad von
    gesamtwirtschaftlichen Wachstumsimpulsen.

    – Auch dieser Satz ist richtig. –

    Dazu müssen Finanz-, Geld- und Lohnpolitik span-
    nungsfrei zusammenwirken und mit Strukturrefor-
    men verzahnt sein.

    – Das ist ein wirklich grundsätzlich richtiger Ansatz.
    Das Erstaunliche ist nur, dass dieses Papier aus dem
    Bundeskanzleramt kommt und bisher in dieser Debatte
    davon überhaupt nicht die Rede war. Nicht im Ansatz
    konnte man erkennen, dass irgendjemand, bevor er hier
    ans Podium trat, dieses Papier überhaupt gelesen hatte.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Nun beginne ich einmal, da es um die makroökono-
    mischen Rahmenbedingungen geht, mit der Geldpolitik.
    Auch wenn es richtig ist, dass die Geldpolitik von einer
    Bundesregierung nicht direkt beeinflusst werden kann,
    so hätte man doch erwarten können, dass, wenn nicht die
    Bundeskanzlerin, dann zumindest der Wirtschaftsminis-
    ter irgendetwas zur europäischen Geldpolitik und zu den
    Rückwirkungen auf die deutsche Wirtschaftsentwick-
    lung sagt. Ich möchte für meine Fraktion im Gegensatz
    zu einem Nebensatz des Wirtschaftsministers angesichts
    unserer ökonomischen Situation hier in Deutschland
    feststellen: Bei fallenden Löhnen – ich komme darauf
    zurück – und steigenden Energiepreisen ist es völlig
    falsch, wenn die Europäische Zentralbank jetzt die Zin-
    sen anheben will. Das wird die Wachstumskräfte in
    Deutschland nicht stärken, sondern eher bremsen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich hätte mir gewünscht, dass zumindest einer einen Ge-
    danken an diese wichtige Rahmenbedingung der wirt-
    schaftlichen Entwicklung in Deutschland verschwendet
    hätte.

    Nun komme ich zu dem zweiten Punkt, der Lohn-
    politik, die richtigerweise in dem Papier des Kanzler-
    amts angesprochen worden ist. Hier gibt es natürlich
    keine direkte Mitwirkungsmöglichkeit der Bundesregie-
    rung, aber indirekt wirkt sie in großem Umfang auf die
    Lohnentwicklung in Deutschland hin. Ich werde darauf
    noch eingehen. Es ist für mich unvorstellbar, wie diese
    Koalition ökonomischen Erfolg haben will, wenn sie den
    Sachverhalt zum ersten Mal fallender Bruttolöhne in
    Deutschland hier noch nicht einmal erwähnt. Sie hat das
    offenbar überhaupt noch nicht bemerkt.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Zahlen, die bei Tarifabschlüssen genannt werden,
    sagen überhaupt nichts mehr aus, weil, wie das Konjunk-
    turforschungsinstitut der deutschen Gewerkschaften
    richtig festgestellt hat, die Tarifentwicklung den Tarif-
    partnern völlig entglitten ist. Was ist damit gemeint? Es
    nützt nichts mehr, wenn Tarifverträge mit Lohnerhöhun-
    gen von 2 Prozent abgeschlossen werden, gleichzeitig
    aber Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld und andere Leistun-
    gen zusammengestrichen werden.

    Meine Damen und Herren, verehrte Frau Merkel, hö-
    ren Sie einmal zu! Es ist wirklich ein entscheidender

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    (C (D unkt, dass zum ersten Mal in Deutschland die Bruttoöhne fallen. Wenn Sie das nicht bemerken, dann sind ie wirklich nicht geeignet, Ihr Amt auszuführen. Dann at Müntefering Recht gehabt: Sie kann es einfach nicht. s wäre auch zu erwarten gewesen, dass sonst jemand in ieser Koalition vielleicht einmal bemerkt hätte, dass ir in Deutschland in einer völligen Ausnahmesituation ind, die es in anderer Form in anderen Ländern überaupt nicht gibt. Ich sage Ihnen: Wenn die Löhne fallen, dann fallen ie Renten, und wenn Löhne und Renten fallen, dann geen auch die sozialen Leistungen zurück. Wer ernsthaft laubt, in einer solchen Situation könnte die Wirtschaft achsen, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen. Ich nenne für die Öffentlichkeit – man hat manchmal weifel, ob Zahlen überhaupt noch etwas bewirken könen – die Lohnentwicklung der letzten Jahre in eutschland, in der Europäischen Gemeinschaft und in inigen Schlüsselstaaten. Wir hatten in den letzten zehn ahren eine Reallohnentwicklung von minus 0,9 Prozent. ine solch miserable Entwicklung hatte kein Industrietaat in der ganzen Welt. In den hier vielfach beschworeen konkurrierenden Ländern Schweden, Großbritannien nd USA haben sich die Reallöhne wie folgt entwickelt: SA plus 20 Prozent, Großbritannien plus 25 Prozent, chweden plus 25 Prozent. Wer also glaubt, dies habe eine Aussagekraft für die ständige Binnenmarktschwähe in Deutschland, der muss das zunächst einmal erkläen. Wir bleiben dabei: Ohne eine gerechte Beteiligung er arbeitenden Bevölkerung am wachsenden Wohlstand ird es kein Wachstum und auch keinen Zuwachs der eschäftigung in Deutschland geben. Nun sagen Sie alle, die entscheidende Schlüsselgröße eien die Lohnzusatzkosten. Sie sagen weiterhin, es sei as zentrale Anliegen der Politik, die Lohnzusatzkosten u senken. Hier möchte ich darauf hinweisen, dass die ohnzusatzkosten nur von den Unternehmen so bezeichet werden. Sie sollten vielleicht einmal darüber nachenken, dass Sie in einem zentralen so genannten Reormbereich eine Sprache übernehmen, die das Volk so ie verwenden würde: Keiner käme auf die Idee, das, as mit Lohnzusatzkosten gemeint ist, Lohnzusatzkos en zu nennen. Ein Rentner würde über seine Rente nie agen: Das sind Lohnzusatzkosten. Ein Kranker würde ber das Geld, das ausgegeben wird, um seine Krankeitskosten zu decken, nie sagen: Das sind Lohnzusatzosten. Auch ein Pflegebedürftiger würde die Kosten für eine Pflege nicht als Lohnzusatzkosten bezeichnen, geauso wenig wie jemand, der arbeitslos ist. Aber aus der icht der Unternehmen sind das alles natürlich Lohnzuatzkosten. Sie sagen hier: Im Mittelpunkt unserer Politik steht as Senken der Lohnzusatzkosten. Das heißt: Im Mittelunkt Ihrer Politik steht, die finanziellen Mittel für ranke, für Rentner, für Arbeitslose und für Pflegebeürftige zu senken. Zusammengefasst lässt sich sagen: 184 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 Oskar Lafontaine Nichts anderes hat in den letzten Jahren stattgefunden. Aber eine solche Politik wird keinen Erfolg haben, sondern sie ist zum Scheitern verurteilt. Mir ist wichtig, auf folgenden Sachverhalt zu sprechen zu kommen: Diese Regierung beeinflusst massiv die Lohnentwicklung – sie ist in Deutschland hundsmiserabel; kein anderer Industriestaat hat eine so negative Lohnentwicklung –, und zwar über die so genannten Strukturreformen und über die so genannte Flexibilisierung des Arbeitsmarktes. „Flexibilisierung des Arbeitsmarktes“ ist eine Ihrer Lieblingsvokabeln. Leider denkt keiner darüber nach, was das eigentlich heißt. Flexibilisierung des Arbeitsmarktes heißt: weniger Kündigungsschutz. Da werden die Liberalen sagen: Wunderbar! Flexibilisierung des Arbeitsmarktes heißt: befristete Arbeitsverträge. Auch da werden noch viele sagen: Wunderbar! Flexibilisierung des Arbeitsmarktes heißt, dass der Niedriglohnbereich in Deutschland immer größer wird. Zwischen Flexibilisierung des Arbeitsmarktes – Herr Kollege Kauder, ich habe Ihnen gestern zugehört – und der Anzahl der Familiengründungen gibt es einen untrennbaren Zusammenhang. Ich hoffe, dass Sie darüber einmal nachdenken. Ich möchte Ihnen eine These vortragen: Wenn die jungen Leute nur noch befristete Arbeitsverträge haben, wenn sie nur noch niedrige Löhne haben, dann werden die jungen Leute keine Familie mehr gründen und keine Kinder mehr bekommen – da können Sie noch so viele Betreuungseinrichtungen schaffen –, weil sie nicht wissen, ob sie in ein paar Monaten noch Geld auf dem Konto haben. Über diesen Zusammenhang müssen Sie nachdenken. Sie haben ihn völlig übersehen. Die so genannte Flexibilisierung des Arbeitsmarktes drückt in großem Umfang auf die Lohnentwicklung in Deutschland. Die Zahlen sind so erschütternd und so eindeutig, dass man hätte erwarten können, dass darauf irgendjemand einmal eingeht. Nun komme ich zur Finanzpolitik. Sie sagen: Im nächsten Jahr – die genauen Zahlen liegen noch gar nicht vor; es kommt allein auf den tatsächlichen Umfang des Haushaltes an – wollen wir mit der Sparkeule nicht voll zuschlagen. Das ist durchaus ein vernünftiger Ansatz. Im Bundeshaushalt sind – soweit die Zahlen bekannt sind – noch Investitionen in Höhe von 23 Milliarden Euro vorgesehen. Das ist eine erschütternd niedrige Zahl. Auch daran lässt sich festmachen, wo die Probleme in der Bundesrepublik liegen. Es kann nicht angehen, dass wir in Deutschland auf Dauer halb so viel in die öffentliche Infrastruktur investieren wie andere Industriestaaten. Dass das bisher so ist, ist eine der entscheidenden Ursachen für den konjunkturellen Rückgang und für die Schwäche der Beschäftigungsentwicklung in Deutschland. Nur wenn die öffentlichen Investitionen auf einem normalen Niveau sind – das ist mindestens das Doppelte d t – G D z A m n n s L – h g d s S F z g S b G h S W k i w s 2 r e v v D G d e l s b (C (D es jetzigen Niveaus –, werden wir wieder eine vernünfige Beschäftigungsentwicklung in Deutschland haben. (Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Wo kommt denn das Geld her? Vom Konto der PDS?)


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Beifall bei der LINKEN)


    (A) )


    (B) )


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Beifall bei der LINKEN)


    Nun fragen Sie, verehrter Herr Kauder: Wo kommt das
    eld her? Sehen Sie: Wenn man die Lage hier in
    eutschland überhaupt analysieren will, dann muss man

    u zwei Dingen bereit sein: zum Ersten, die Steuer- und
    bgabenquote der Nachbarstaaten zur Kenntnis zu neh-
    en – in der großen Koalition weigern sie sich perma-

    ent, das zu tun –, und zum Zweiten, die Prozentrech-
    ung zu beherrschen. Das ist ja bekanntermaßen
    chwierig. Allerdings gibt es Sachverständige, die in der
    age sind, die letzte Übung zu machen.


    (Dr. Rainer Wend [SPD]: Einen schlauen Abgeordneten haben wir im Parlament!)


    Verehrter Herr Wend, ich möchte Ihnen hier entgegen-
    alten: Ihre ganze Reformpolitik beruht auf einer einzi-
    en Lüge, nämlich auf der Lüge, dass der Sozialstaat in
    er Bundesrepublik Deutschland nicht mehr finanzierbar
    ei.

    Nun können Sie folgenden Satz widerlegen: Mit der
    teuer- und Abgabenquote unserer Nachbarstaaten – die
    rankreichs würde schon ausreichen – wäre keine ein-
    ige soziale Kürzungsmaßnahme der letzten Jahre nötig
    ewesen; die ganze Reformpolitik war ein einziger
    chwindel und hat Wachstum und Beschäftigung ge-
    remst.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sie, Herr Kauder, fragen: Woher kommt denn das
    eld? Sie sind nicht verlegen, wenn es darum geht, wo-
    er das Geld kommt. Sie kassieren es nur an der falschen
    telle ein.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    er in einer Situation, in der die Schere bei den Ein-
    ommen in Deutschland immer weiter auseinander geht,
    n der die Verteilung von Vermögen immer schiefer
    ird, nichts anderes zu tun hat – für eine christlich-

    oziale Partei ist das doch unglaublich! –, als rund
    5 Milliarden Euro bei den kleinen Leuten einzukassie-
    en, und zu feige ist, das Geld bei den großen Vermögen
    inzusammeln, der sollte hier nicht die Frage stellen,
    erehrter Herr Kauder: Woher kommt denn das Geld?


    (Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie reden Unsinn!)


    Wenn wir nur den Mut hätten – von Mut war doch so
    iel die Rede –, die Wohlhabenden und die Reichen in
    eutschland genauso zur Kasse zu bitten, wie sie in
    roßbritannien oder in den USA zur Kasse gebeten wer-
    en, dann hätten wir pro Jahr 50 Milliarden Euro Mehr-
    innahmen in den öffentlichen Kassen. Das trifft viel-
    eicht Ihre Vorurteile, aber es ist überprüfbar; jeder kann
    ich das aus dem Internet herunterladen.

    Ich schließe mit dem Wort eines Millionärs, des Ham-
    urger Reeders Peter Krämer, der Ihre Politik wirklich

    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 185


    (A) )



    (B) )


    Oskar Lafontaine
    auf den Punkt gebracht hat. Er sagte: Sie sollten Politik
    für das Volk machen. Sie machen aber nur Politik für die
    oberen zehntausend. Das ist wirklich traurig.


    (Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Wie tief sind Sie gefallen?)


    Eine große Koalition gegen die kleinen Leute wird
    bei Wachstum, Beschäftigung und Bekämpfung der Ar-
    beitslosigkeit keinen Erfolg haben.


    (Lebhafter Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Wie tief sind Sie intellektuell gefallen?)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Das Wort hat nun die Kollegin Thea Dückert, Bünd-

nis 90/Die Grünen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Thea Dückert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

    Kolleginnen und Kollegen! Vorab doch eine Bemerkung
    zu Herrn Lafontaine; das kann ich mir nicht verkneifen.
    Herr Lafontaine, Sie haben eben alle aufgefordert, Poli-
    tik fürs Volk zu machen. Sie sind einer derjenigen, die
    eine große Gelegenheit dazu hatten. Wenige von uns hat-
    ten eine Gelegenheit in dieser Art und Weise. Sie waren
    Finanzminister dieses Landes. Sie haben offenbar über-
    haupt keine Lust gehabt, weil es für Sie zu unbequem
    geworden war, Politik fürs Volk zu machen, obwohl Sie
    die Gelegenheit hatten. Sie haben sich in die Büsche ge-
    schlagen, Herr Lafontaine!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Von euch würde nie jemand auf die Idee kommen zurückzutreten! Ihr macht ja alles mit!)


    Was Sie hier vorgetragen haben, ist unglaublich, un-
    seriös und feige, Herr Lafontaine. Ich war zu dieser Zeit
    frisch im Bundestag. Ich war rentenpolitische Sprecherin
    meiner Fraktion. Ich kann mich sehr gut daran erinnern,
    dass Sie einer der Hauptprotagonisten waren, die verhin-
    dert haben, dass wir bei der Rentenreform schnell in die
    nachhaltige Reform der sozialen Sicherungssysteme ein-
    gestiegen sind. Wir hatten schon damals einen großen
    Nachholbedarf, aber Sie haben auf der Bremse gestan-
    den, weil Sie nicht in der Lage sind, die Realitäten in
    diesem Land, zum Beispiel die demographische Ent-
    wicklung, überhaupt zur Kenntnis zu nehmen, Herr
    Lafontaine.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Zu Ihren semantischen Übungen in der Frage, ob es
    nun „Lohnnebenkosten“ oder „Lohnzusatzkosten“ heißt,
    kann ich nur sagen: Darum geht es nicht. Sie sollten ein-
    mal zur Kenntnis nehmen, dass die Unternehmen in un-
    serem Land auch ein Problem mit den Zusatzkosten, das
    heißt mit den zusätzlichen Belastungen, haben. Insbe-
    sondere für den Mittelstand sind die Lohnnebenkosten
    eine hohe Beschäftigungshürde. Wenn wir in Deutsch-

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    (C (D and zukünftige Arbeitsplätze erschließen wollen – daüber reden Sie nicht; darüber redet übrigens auch Herr los nicht –, dann müssen wir auch sagen, wie und wo, nd dann sind die Lohnnebenkosten ein ganz zentraler unkt. Sie drücken sich hier um die Verantwortung. Desween will ich zu dem Übrigen, was Sie zu sagen hatten, eine weiteren Kommentare mehr abgeben. (Beifall des Abg. Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE] – Ulrich Maurer [DIE LINKE]: Das ist auch gut so!)


    Sehr geehrter Herr Glos, Sie sind der neue Wirt-
    chaftsminister. Ich gratuliere Ihnen dazu. Sie sind
    achrücker für Herrn Stoiber. Interessant ist: Herr
    toiber ist hier körperlich nicht mehr anwesend;


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Aber der Geist schwebt hier drüber!)


    on Herrn Ramsauer haben wir aber vernommen, dass
    ein Geist noch über dem Kabinettstisch schwebt.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ja, genau!)


    ch hoffe, dass das nicht der einzige Geist ist, der die Ar-
    eit dort beseelt.


    (Lachen des Abg. Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP])


    Herr Glos, Sie sind mit großen Vorsätzen ans Podium
    etreten. Sie haben wie alle anderen in Ihrer neuen Re-
    ierung das Mantra wiederholt: Vorfahrt für Arbeit. Ich
    abe gestern genau zugehört. Ich habe auch heute genau
    ugehört. Ich muss Ihnen ehrlich sagen: Das Geheimnis,
    ie Sie Arbeit für die vielen arbeitslosen Menschen in
    iesem Lande schaffen wollen, haben Sie immer noch
    icht gelüftet. Das Konzept gleicht jedenfalls eher einem
    chweizer Käse


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Ein gutes Produkt!)


    ls einem ganzheitlichen Ansatz. Ich will das an ver-
    chiedenen Stellen aufzeigen.

    Zunächst einmal haben Sie aus einem Ministerium
    wei gemacht; das heißt, wir haben eine wundersame
    ermehrung von Ministerien und Posten erlebt. Sie ha-
    en sich dann – das ist relevant für die Wirtschafts- und
    eschäftigungspolitik in diesem Lande – den Technolo-
    iebereich aus dem Forschungsministerium herausge-
    chnitten, also dort geplündert. Es geht um einen Be-
    eich, dessen Unternehmen vor allem im CSU-Land
    ayern angesiedelt sind. Sie haben uns aber nicht sagen
    önnen, was Sie an Technologiepolitik machen wollen.

    Ich finde, das hat durchaus einen Beigeschmack.
    ber ich will gar nicht weiter darauf herumreiten. Ich
    abe darauf gewartet, dass Sie sagen, was Sie denn nun
    ezüglich der Herausforderungen in diesem Lande, vor
    enen die Technologie- und Wirtschaftspolitik steht,
    onzeptionell anzubieten haben. Eines der größten Pro-
    leme der Unternehmen in unserem Lande ist die
    bhängigkeit vom Öl. Tatsache ist, dass wir die Öl-
    reisentwicklung als eine große, auch zukünftige Belas-
    ung einrechnen müssen. Ich habe von Ihnen, Herr Glos,

    186 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005

    )


    (B) )


    Dr. Thea Dückert
    der Sie doch zukünftig auch für Technologiepolitik zu-
    ständig sein werden, nichts darüber gehört, wie Sie unser
    Land und unsere Unternehmen aus der Abhängigkeit
    vom Öl herausführen wollen. In der Verkehrs-, Chemie-
    und Pharmaindustrie sowie im gesamten Energiebereich
    bedeutet diese Abhängigkeit relevante Kostenbelastun-
    gen für die Unternehmen. Es geht hier um Zukunftsbe-
    reiche, die in Bezug auf die Beschäftigung eine große
    Rolle spielen. Auf der Basis Ihrer Konzeptionslosigkeit
    stolpern wir orientierungslos in diese Zukunftsaufgaben.

    Ich erwarte von Ihnen, Herr Glos, dass Sie eine der
    größten wirtschaftspolitischen Herausforderungen in
    diesem Lande annehmen und uns Konzepte dazu liefern,
    wie die Entwicklung Deutschland zukunftsträchtig, vom
    Öl nicht so stark abhängig und beschäftigungsintensiv
    gestaltet werden kann.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Merkel hat gesagt, wir wollen innerhalb von
    zehn Jahren mindestens auf den dritten Platz in Europa
    kommen. Das ist gut. Aber, Herr Glos, dann hätte ich
    von Ihnen gerne einmal gehört, was Sie dazu zu sagen
    haben, dass einer unserer größten Beschäftiger, die
    Automobilindustrie, in technologischer Hinsicht hinten
    herunterzukippen droht; diese Branche kann im interna-
    tionalen Konkurrenzkampf keine Zukunftskonzepte
    mehr aufweisen. Sie hätten uns als Wirtschafts- und
    Technologieminister einmal sagen sollen, wie wir damit
    umgehen sollen, dass in Deutschland fortschrittlichste
    Technologie entwickelt wird, zum Beispiel auf dem Ge-
    biet der Motoren, dass aber diese Technologie von unse-
    ren Unternehmen nicht angewandt, sondern verschlafen
    wird, sodass sie gegenüber den ausländischen Unterneh-
    men in Rückstand geraten. Herr Glos, wenn Sie darauf
    keine Antwort haben, dann werden Sie auch keine Ant-
    wort darauf haben können, wie wir in den Charts in Eu-
    ropa unter die ersten drei kommen sollen.

    Interessant fand ich auch, was Sie nicht erwähnt
    haben, beispielsweise – auch das ist eine Zukunftsbran-
    che, auf der Sie bisher immer herumgehackt haben – die
    boomende Branche der Solarindustrie. Ich habe von Ih-
    nen, Herr Glos, nichts dazu gehört. Das macht mich
    froh; denn immerhin hacken Sie jetzt auf diesem Zu-
    kunftsbereich nicht mehr herum.


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist die neue Partnerschaft!)


    Möglicherweise haben Sie nach der Wahl tatsächlich be-
    griffen, dass wir, Deutschland, die Wirtschaft, der Mit-
    telstand, gerade im Bereich der alternativen Energien
    eine große Chance haben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Neben dem, was fehlt, bekommen wir einen Flicken-
    teppich von vielen Maßnahmen angeboten: Dass das
    KfW-Programm weitergefahren wird, finde ich richtig.
    Die Abschreibungserleichterungen sind richtig. Die
    Möglichkeit der steuerlichen Absetzbarkeit von Hand-
    werksrechnungen ist vernünftig. Das kleine Investitions-
    programm – 6 Milliarden Euro, ein bisschen durchwach-
    sen – ist okay. Das ist sozusagen ein Teil der Politik der

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    (C (D rippelschritte, die Sie machen. Dagegen will ich auch ichts einwenden. Ich frage mich nur, Herr Glos, ob iese Trippelschritte der Keule der Mehrwertsteuererhöung standhalten können, die Sie ja gleichzeitig androen. Interessant bei dieser 3-prozentigen Mehrwertteuererhöhung ist – Sie haben das heute noch einmal usdrücklich gesagt –, dass es insgesamt als Ausgleich ur eine Senkung der Lohnnebenkosten von 1 Prozent eben wird. Herr Glos, ich hätte gern von Ihnen eine rnsthafte Auseinandersetzung mit denjenigen Wissenchaftlern, Unternehmern, Inländern und Ausländern geört, die zu Recht darauf aufmerksam machen, wie Sie ngesichts dieser Keule der 3-prozentigen Mehrwertteuererhöhung, deren Aufkommen hauptsächlich zum topfen der Haushaltslöcher verwendet werden soll, der efahr der Preissteigerung, der Zinserhöhung und insbe ondere der Vernichtung von Arbeitsplätzen im Mitteltand begegnen wollen. Sie setzen sich mit diesem Prolem noch nicht einmal auseinander. Ich finde: Das ist wirklich ein risikoreicher Kurs, der n der Presse auch als „Thatcher-Stunt“ bezeichnet woren ist. Das Mindeste, was wir erwarten können, ist, dass ie das wenigstens einmal prüfen. Sie werden sich damit auseinander setzen müssen da hat Herr Lafontaine Recht –, dass die EZB, wie wir eute in den Nachrichten hören konnten, den Zinssatz ach oben setzen wird. Es ist zu Recht darauf hingewieen worden: Deutschland ist, was die wirtschaftliche ntwicklung in Europa angeht, noch nicht in der vorde en Reihe zu finden – das wird auch über längere Zeit och so bleiben; das ist einfach die Realität – und wird aher erhebliche Schwierigkeiten bei einer Anhebung er Zinssätze bekommen. Das gilt besonders für die kleien Unternehmen. Auch deswegen müssten Sie sich och einmal mit den Wirkungen der Mehrwertsteuereröhung auseinander setzen. Sie versprechen den Abbau der Arbeitslosigkeit und eue Arbeitsplätze. Aber Sie bieten wenig dafür an. Die ohnnebenkosten habe ich eben angesprochen; deren enkung um 1 Prozent ist mager im Vergleich zu dem, as wir in diesem Land erreichen müssen. Erschwerend ommt hinzu, wie Sie diese Senkung der Lohnnebenkosen verwenden. Sie verteilen dieses steuerfinanzierte Prozent auf alle Lohngruppen gleich. Wir alle wissen, ass die Beschäftigungswirkungen von Lohnnebenkosen besonders bei Geringqualifizierten und den Bezieern kleinerer Einkommen zum Tragen kommen. Sie erschenken hier Geld. Wenn wir wenig Mittel zur Verügung haben, wenn wir in diesem Land sparen müssen das ist richtig –, müssen wir die wenigen Steuermittel ezielt, und zwar zugunsten der Bezieher kleinerer Einommen, einsetzen. Für diese müssen wir Arbeit günstier machen; den Leuten muss hinterher mehr in der Tache bleiben. Hier können wir, wie Frau Merkel gesagt at, auch vom Ausland lernen. Wir brauchen kein Kombilohnmodell – Sie wollen as ja erst noch recherchieren –, das heißt eine flächen Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 1. Dezember 2005 187 Dr. Thea Dückert deckende Subventionierung von niedrigen Einkommen. Das ist übrigens auch sehr teuer. Vielmehr brauchen wir den gezielten Einsatz für mehr Beschäftigung im Dienstleistungssektor und in der Pflege, in den Bereichen, wo neue Tätigkeitsfelder entstehen können. Da ist bei Ihnen Fehlanzeige. Unsere Alternativen sehen wie folgt aus: Lassen Sie uns gezielt neue Beschäftigungsmöglichkeiten in den Bereichen Umweltund Energietechnologie – weg vom Öl – fördern und die knappen Mittel, mit denen wir sparsam umgehen müssen, gezielt zur Senkung der Lohnnebenkosten in dem Bereich gering qualifizierter Beschäftigung verwenden! Dann werden wir, auf zwei Standbeinen, zukünftige Beschäftigung möglich machen und müssen nicht solchen Modellen wie dem Kombilohnmodell aus den USA hinterherlaufen. Ich muss zum Schluss kommen. Ich hätte gerne – das werde ich jetzt aber nicht tun – noch etwas zum Bürokratieabbau gesagt. Das glaube ich Ihnen aufs Wort. Aber Sie hätten schon längst zum Schluss kommen müssen. Ja, das habe auch ich gerade gesehen. Über den Büro kratieabbau werden wir noch in Zukunft reden können. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Für die CDU/CSU-Fraktion hat nun der Kollege Laurenz Meyer das Wort. Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Frau Dückert, ich möchte zunächst auf Ihre Ausführungen eingehen. Es ist doch einfach so, dass wir vor dem Hintergrund derjenigen Situation diskutieren, die Sie in diesem Hause zum Teil mit verschuldet haben – ich würde sogar fast sagen: wesentlich mit verschuldet haben –, (Dirk Niebel [FDP]: Und Ihre neuen Freunde! Das wollen wir nicht vergessen!)


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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