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ID1512317400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/123 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 7: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zum qualitätsorientierten und bedarfsgerechten Ausbau der Tagesbe- treuung und zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe (Tagesbetreu- ungsausbaugesetz – TAG) (Drucksache 15/3676) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dr. Maria Böhmer, Gerda Hasselfeldt, Maria Eichhorn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Elternhaus, Bil- dung und Betreuung verzahnen Maria Eichhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Link (Diepholz) (CDU/CSU) . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christel Riemann-Hanewinckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Link (Diepholz) (CDU/CSU) . . . . . . . 11191 B 11202 C 11203 B 11205 B 11206 C 11207 D 11209 A 11210 A 11210 C 11210 D Deutscher B Stenografisc 123. Si Berlin, Donnerstag, de I n h a Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2005 (Haushaltsgesetz 2005) (Drucksache 15/3660) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2004 bis 2008 (Drucksache 15/3661) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 11191 A 11191 B (Drucksache 15/3488) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 11191 C undestag her Bericht tzung n 9. September 2004 l t : Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Ina Lenke, Klaus Haupt, Otto Fricke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Solides Finanzie- rungskonzept für den Ausbau von Kinder- betreuungsangeboten für unter Dreijährige (Drucksache 15/3512) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Schmidt, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Böhmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11191 D 11191 D 11196 A 11198 B 11199 B 11200 C Jutta Dümpe-Krüger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11211 A 11212 A II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch (Drucksache 15/3674) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Dirk Niebel, Rainer Brüderle, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Möglichkeiten der privaten Arbeitsver- mittlung durch marktgerechte Ausgestal- tung der Vermittlungsgutscheine verstärkt nutzen (Drucksache 15/3513) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Friedrich Merz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ludwig Stiegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dagmar Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . Karl-Josef Laumann (CDU/CSU) . . . . . . . Hans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU) . . . . . . . . Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kurt J. Rossmanith (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . . . 11213 D 11213 D 11214 A 11218 D 11220 C 11225 C 11227 D 11229 D 11233 A 11234 A 11235 C 11237 A 11239 A 11240 B 11240 D 11241 A 11241 D 11242 B 11244 D 11246 C 11247 C 11249 B 11250 A Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker (SPD) . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Doris Meyer (Tapfheim) (CDU/CSU) . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Paziorek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albrecht Feibel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Michael Müller (Düsseldorf) (SPD) . . . . . . . Dr. Rolf Bietmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 9: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Auto- bahnmautgesetzes für schwere Nutz- fahrzeuge (Drucksache 15/3678) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU: Mautbefreiung für humanitäre Hilfs- transporte (Drucksache 15/3489) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . . . Annette Faße (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Königshofen (CDU/CSU) . . . . . . . . Wolfgang Spanier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Annette Faße (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11251 C 11254 A 11256 A 11257 D 11259 D 11261 B 11262 D 11265 B 11265 D 11266 A 11267 C 11269 D 11271 C 11271 C 11271 D 11274 B 11276 D 11279 A 11281 B 11283 C 11285 A 11286 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 III Lena Strothmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Reinhard Weis (Stendal) (SPD) . . . . . . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . Klaus Minkel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Werner Kuhn (Zingst) (CDU/CSU) . . . . . . . . Einzelplan 10 Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ilse Aigner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jella Teuchner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ursula Heinen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Manfred Helmut Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . Dr. Peter Jahr (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 11288 A 11290 B 11291 C 11292 C 11294 C 11296 C 11298 B 11300 B 11302 A 11303 C 11304 D 11306 C 11308 D 11309 D 11310 D 11312 D 11315 B 11317 C 11319 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 11191 (A) (C) (B) (D) 123. Si Berlin, Donnerstag, de Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 11319 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung der NATO Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Barthel (Berlin), Eckhardt SPD 09.09.2004 Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 09.09.2004 Dr. Guttmacher, Karlheinz FDP 09.09.2004 Meckel, Markus SPD 09.09.2004 Raidel, Hans CDU/CSU 09.09.2004* Schauerte, Hartmut CDU/CSU 09.09.2004 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 09.09.2004 Schöler, Walter SPD 09.09.2004 Schösser, Fritz SPD 09.09.2004 Schreck, Wilfried SPD 09.09.2004 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 09.09.2004 Dr. Schwall-Düren, Angelica SPD 09.09.2004 Ulrich, Hubert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.09.2004 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 09.09.2004 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich 123. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Jella Teuchner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Herren und

    Damen! Als das Kabinett den Haushaltsentwurf be-
    schlossen hat, haben Sie, liebe Kolleginnen und Kolle-
    gen von der Union, mit zehn Pressemitteilungen reagiert.
    In dreien werfen Sie uns den Marsch in den Schulden-
    staat vor; in sieben kritisieren Sie konkrete Sparvor-
    schläge und werfen Sie uns vor, wir sparten das Land
    und insbesondere die Landwirtschaft kaputt. Das Glei-
    che haben wir am Montag in der Anhörung im Haus-
    haltsausschuss erlebt. Das Gleiche erleben wir jetzt in
    den Haushaltsberatungen. Ich frage Sie: Halten Sie ei-
    gentlich selbst Ihre Positionen für ein stringentes Kon-
    zept? Oder ist Ihnen nicht vielmehr selbst bewusst, dass
    Sie einfach keine Ahnung haben, wie auf die Haushalts-
    situation zu reagieren ist?


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Was Sie hier machen, ist eine Politik nach Dr. Jekyll
    und Mr. Hyde: Der vermeintlich gute Dr. Jekyll will nie-
    mandem wehtun und lehnt alle Sparmaßnahmen ab,
    während der vermeintlich böse Mr. Hyde ruft: Sparen,
    sparen, sparen! – Dr. Jekyll ist daran zerbrochen, dass er
    seine beiden Egos nicht unter einen Hut bringen konnte.
    Auch Sie werden keinen Erfolg haben, wenn Sie nicht
    endlich sagen, was Sie eigentlich wollen. Auch die Men-
    schen wollen von Ihnen Antworten.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    In der Anhörung im Haushaltsausschuss wurde uns
    ständig vorgeworfen, wir machten eine unanständige Po-
    litik, weil wir auch im Haushalt des BMVEL kürzen.
    Wissen Sie, was unanständig ist? Unanständig ist es,
    ständig das Sparen zu fordern, es aber gleichzeitig zu
    verhindern. Nichts anderes machen Sie.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie prangern die Staatsverschuldung an und sorgen da-
    für, dass wir neue Schulden machen. Das ist auch Ihre
    Politik hier im Bundestag.

    Auch heute war wieder festzustellen, dass Sie sich um
    konkrete Vorschläge eigentlich herumdrücken. Das hat
    einen guten Grund: Auch Sie kämen nicht umhin, im
    Haushalt des BMVEL zu sparen.


    (Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Das würden wir ja gerne tun!)


    Der bayerische Ministerpräsident hat angeboten, im
    Bund 5 Prozent zu sparen. Herr Austermann hat Vor-
    schläge angekündigt, die Kürzungen von 3 Prozent vor-
    sehen. Er hat es zwar angekündigt, aber bis heute nichts
    vorgelegt. Wie aber wollen Sie denn das überhaupt um-
    setzen? Haben Sie eigentlich überhaupt irgendwelche
    Vorstellungen? Wenn ja, dann legen Sie sie endlich auf
    den Tisch und dann können wir darüber reden.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Keine Sorge!)


    Hören Sie endlich damit auf, so zu tun, als ob man
    sparen könnte, ohne weniger Geld auszugeben! Das geht
    nicht. Das können auch Sie nicht und das glaubt Ihnen
    auch niemand.


    (Petra-Evelyne Merkel [SPD]: Richtig!)

    Wie gesagt, Sie haben keine Vorschläge vorgelegt.

    Das ist auch logisch; denn sonst müssten Sie zugeben,
    dass auch Sie schmerzhafte Maßnahmen durchsetzen
    müssten, auch in der Landwirtschaft. Ein Blick in die
    Länder zeigt es doch: 3,2 Prozent hat Edmund Stoiber in
    Bayern eingespart, 4 Prozent pro Jahr hat Roland Koch
    gemeinsam mit Peer Steinbrück vorgeschlagen.

    Die Landwirtschaft können beide nicht ausnehmen.
    Im Gegenteil: Die Bayerische Staatsregierung hat im
    Nachtragshaushalt 2004 im Bereich des Landwirt-
    schaftsministeriums mit 7,5 Prozent deutlich überpro-






    (A) (C)



    (B) (D)


    Jella Teuchner

    portional gekürzt. Das ist die Realität dort, wo Sie regie-
    ren. Es wäre gut, wenn Sie diese Realität auch hier im
    Bundestag wahrnehmen würden.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir kennen die wirtschaftliche Situation in der Land-
    wirtschaft. Auch ein Edmund Stoiber kennt sie. Ich kann
    Ihnen sagen, dass wir genau prüfen, in welchen Berei-
    chen Kürzungen vorgenommen werden müssen und
    können. Wir stellen fest: Die Landwirtschaft profitiert
    weiterhin wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig von
    steuerlichen Sonderregelungen und Subventionen. Im
    Agrarbericht 2003 sind 6,8 Milliarden Euro an EU-Mit-
    teln, 5,3 Milliarden Euro an Bundesmitteln und 2,6 Mil-
    liarden Euro an Landesmitteln ausgewiesen. Das macht
    laut Agrarbericht 21 254 Euro pro Haupterwerbsbetrieb
    oder 11 279 Euro pro Arbeitskraft aus.


    (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sie wissen, dass das unfair ist!)


    11 279 Euro an Direktzahlungen und Zuschüssen wer-
    den für jede Arbeitskraft in einem Haupterwerbsbetrieb
    ausgegeben. Das ist – das müssen Sie zugeben – eine
    Menge Geld. Auch mit dem vorgelegten Haushalt wer-
    den die Landwirte noch kräftig unterstützt.

    Heute Morgen haben die Bauern vor dem Reichstag
    demonstriert. Wir wissen – da gibt es kein Drumherum-
    reden –, dass wir mit dem Haushalt 2005 die Bauern
    belasten werden. Wir alle wissen aber auch, dass ein-
    schneidende Reformen notwendig sind, die alle Bürge-
    rinnen und Bürger unseres Landes betreffen. Angesichts
    dessen können wir die Landwirtschaft nicht komplett au-
    ßen vor lassen. Uns allen wäre es lieber, wir müssten im
    Einzelplan 10 nicht sparen. Wir würden auch gern in al-
    len anderen Einzelplänen genauso viel ausgeben wie bis-
    her. Wir haben aber das Geld nicht dazu. Deswegen
    muss gespart werden. Auch Sie müssten genauso sparen.

    Die Bauern haben darauf hingewiesen, dass die Land-
    wirte in Dänemark – das ist eben auch schon angespro-
    chen worden – nur 3 Cent Steuern für den Agrardiesel
    bezahlen. Sie haben in der Anhörung zum Haushaltsbe-
    gleitgesetz eine Grafik des Ifo-Instituts verwendet, die
    dies auch deutlich zeigt. Interessant ist, dass das Ifo-In-
    stitut in dieser Studie nicht nur die Dieselbesteuerung in
    Europa, sondern auch alle Steuern auf Produktionsmittel
    vergleicht. Schaut man sich diese Steuern an, dann stellt
    man fest, dass die dänischen Bauern, gemessen am Ge-
    winn, doppelt so stark belastet werden wie die deut-
    schen.


    (Dr. Peter Jahr [CDU/CSU]: Die machen keinen Gewinn!)


    Die Wettbewerbsbedingungen hängen nicht nur vom
    Preis für Agrardiesel ab und das wissen Sie auch. Wa-
    rum argumentieren Sie dann nicht auf der Grundlage Ih-
    res Wissens?


    (Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil man nicht will!)

    Wir brauchen eine Agrarpolitik, die dafür sorgt, dass
    sich die Landwirte am Markt ausrichten können. Mit der
    Umsetzung der EU-Agrarreform haben wir dafür die
    richtigen Weichen gestellt.


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Erklären Sie mal, was Cross Compliance ist!)


    Wir brauchen eine Agrarpolitik, die besondere Leistun-
    gen von Landwirten fördert und damit Perspektiven
    schafft. Hier haben wir im ökologischen Landbau eini-
    ges erreicht. Durch die Förderung der nachwachsenden
    Rohstoffe haben etliche Landwirte ein zusätzliches wirt-
    schaftliches Standbein bekommen.

    Vor der Sommerpause haben wir die Novelle des Er-
    neuerbare-Energien-Gesetzes beschlossen. Der Bauern-
    verband hat diese Novelle begrüßt, weil sie eine Per-
    spektive für etliche Landwirte schafft. Die Union hat
    dagegengestimmt. Das ist Ihre Politik für die Landwirte:
    Sonntagsreden halten, die dann bei der Abstimmung im
    Bundestag nichts mehr wert sind.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir haben in diesem Haushalt – das ist auch von der
    Ministerin angesprochen worden – wieder einen
    Schwerpunkt beim Verbraucherschutz gesetzt. Das ist
    für die Landwirte wichtig. Sie leben davon, dass die Ver-
    braucherinnen und Verbraucher Vertrauen in ihre Pro-
    dukte haben. Das ist aber vor allem für die Verbrauche-
    rinnen und Verbraucher wichtig. Wir sorgen dafür, dass
    sie notwendige Informationen bekommen, dass ihre Ge-
    sundheit und ihre wirtschaftlichen Interessen geschützt
    sind und dass sie im Zweifel auch ihre Rechte durchset-
    zen können. Dafür stehen wir. Das lässt sich auch am
    Haushalt ablesen.

    Der Haushalt 2005 ist ein Konsolidierungshaushalt.
    Dies ist notwendig. Genauso notwendig ist es – daran
    führt kein Weg vorbei –, dass auch die Landwirtschaft
    einen Beitrag leistet. Umso mehr ist es notwendig, dass
    wir die Weichen für eine auch wirtschaftlich nachhaltige
    Landwirtschaft stellen. Das heißt, dass trotz der Sparvor-
    gaben gezielt Schwerpunkte zu setzen sind. Das heißt
    auch, dass wir dafür sorgen müssen, dass die Landwirte
    ihre Produktion an den Märkten ausrichten können.

    Wir haben mit der Umsetzung der EU-Agrarreform
    die richtigen Schritte unternommen. Wir stärken die
    ländlichen Räume und eröffnen den Landwirten Spiel-
    räume für unternehmerische Entscheidungen. Gerade
    diese Ausrichtung an den Märkten, die wir durchgesetzt
    haben, bringt deutliche Chancen für die Landwirte. Wer
    jetzt nur jammert, der verspielt diese Chancen. Es geht
    darum, diese Chancen zu nutzen. Dafür stellen wir die
    Weichen – mit dem Haushalt und auch sonst mit unserer
    Politik.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Hans-Michael

Goldmann.






(A) (C)



(B) (D)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans-Michael Goldmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Sehr verehrte Frau Präsidentin! Liebe Frau Ministe-

    rin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn man, wäh-
    rend man so dasitzt, aufgefordert wird, sachlich zu sein,
    aber dann das hört, was Sie eben vorgetragen haben,
    Frau Teuchner, wähnt man sich im falschen Film. Wer
    behauptet, dass dieser Haushalt gegenüber der Agrar-
    wirtschaft und der Ernährungswirtschaft fair und gerecht
    ist und ihnen Marktchancen eröffnet, der hat noch nie in
    den Haushalt hineingeschaut.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, ich verstehe das ir-
    gendwo nicht mehr. Man wird zu einer sachlichen Dis-
    kussion aufgefordert und im gleichen Atemzug sagen
    Sie, der Agrarhaushalt sei ausgewogen, gerecht und zu-
    kunftsorientiert, obwohl Sie ganz genau wissen, dass
    dies der Bereich des Gesamthaushaltes ist, der am meis-
    ten blutet, da er ungefähr ein Drittel von den bisherigen
    1,5 Milliarden Euro Zuwendungen, die er aus dem natio-
    nalen Haushalt bekommen hat, verliert. Ich denke, so
    kann man mit diesem Bereich nicht umgehen, man
    müsste fairer und verantwortungsbewusster sein. Ihr
    Haushalt ist aber nicht fair und nicht verantwortungsbe-
    wusst.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Bei der Agrarreform waren wir uns weitgehend einig

    und haben relativ viel – aus meiner Sicht fachlich be-
    gründet – kollegial auf den Weg gebracht. Einig waren
    wir allerdings auch, dass viele Landwirte in Deutschland
    vor einer großen Herausforderung stehen.

    Gestern kam der nächste Hammer: Wir stimmen doch
    mit Ihnen darin überein, dass im Zusammenhang mit der
    Reform des Zuckermarktes etwas passieren muss.
    Nur, die Reform des Zuckermarktes kostet ebenso wie
    die eigentliche Agrarreform jede Menge Unternehmen
    und landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland Geld,
    bringt eine Gefährdung von Arbeitsplätzen und damit
    von Zukunftsperspektiven in diesem Bereich mit sich.
    Das wissen Sie doch.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Sie aber reden von Gerechtigkeit und davon, dass alle ei-
    nen Beitrag leisten müssen.

    Sie wissen ganz genau, dass der niedersächsische
    Landwirt aus dem Emsland beim Agrardiesel wesent-
    lich stärker besteuert wird als sein niederländischer Kol-
    lege. Aber der deutsche Kollege muss seine Kartoffeln
    auf einem harmonisierten europäischen Markt zum glei-
    chen Preis wie der niederländische oder der französische
    Kollege verkaufen. Sie behaupten trotzdem, Sie würden
    in diesem Bereich die Weichen für die Zukunft stellen.
    Nichts, absolut nichts tun Sie.

    Wissen Sie, Frau Teuchner, was ich daran so hinter-
    fotzig finde – diesen Begriff darf man doch, glaube ich,
    noch verwenden, oder?


    (Widerspruch bei der SPD – Renate Künast, Bundesministerin: Nein, darf man nicht mehr sagen!)

    – Darf man nicht mehr sagen? Okay, dann will ich Ihnen
    sagen, was ich gemein finde: dass Sie sich beim Ökobe-
    reich völlig anders verhalten. Hier rollen Sie einen roten
    Teppich nach dem anderen aus und pusten an jeder Stelle
    Geld hinein: bei Sachverständigengutachten, bei Pro-
    grammen, bei Hilfen, bei Stützen, bei Subventionen. Als
    die FDP letztes Jahr Vorschläge machte, in diesem Be-
    reich zu kürzen, sagten Sie: Oh, ihr Bösen von der Op-
    position! Nein, auf keinen Fall! – Zugleich kürzen Sie
    aber in dem Bereich, wo intensive Landwirtschaft betrie-
    ben wird, wo Landwirte Arbeitsplätze vorhalten, unsere
    Weltmarktstellung im Agrarbereich und in der Lebens-
    mittelwirtschaft sichern und unsere Qualitätsstandards
    so hoch halten, dass man davon reden kann, dass wir in
    diesem Bereich noch in der ersten Liga spielen. Durch
    Ihr Hereinschlagen in diesen Bereich vernichten Sie Ar-
    beitsplätze. Das finde ich nicht in Ordnung und halte ich
    nicht für fair.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Das tut auch weh.

    Nun habe ich von Ihnen, Frau Künast, eben den Ver-
    weis auf nachwachsende Rohstoffe vernommen. Ich
    komme aus Papenburg. Da haben wir schon vor zehn
    Jahren nachwachsende Rohstoffe erprobt. Dafür gibt es
    einen Markt. Das ist gar keine Frage; das bestreite ich
    nicht. Wenn Sie aber glauben, durch Aufbau eines Mark-
    tes für nachwachsende Rohstoffe den Verlust an Arbeits-
    plätzen, an Wirtschaftskraft und an Investitionen aus-
    gleichen zu können, den Sie mit diesem Haushalt
    verursachen, dann sind Sie falsch gewickelt.


    (Jella Teuchner [SPD]: Mach doch mal Vorschläge!)


    Was in diesen Bereichen verloren geht, kann man in den
    Bereichen, die Sie angesprochen haben, nach meiner
    tiefsten Überzeugung nicht ausgleichen.

    Ich will noch auf etwas anderes hinweisen, weil daran
    der ganze Charakter Ihrer Politik deutlich wird. Ich als
    Grüner würde mich schämen.


    (Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: FDP und Zukunft!)


    Noch 2002 haben die Grünen vor der Bundestagswahl
    wörtlich zur Agrardieselbesteuerung versprochen:

    Mit wettbewerbsverzerrenden nationalen Regelun-
    gen in diesem Bereich muss endlich Schluss sein.

    Ja, tun Sie es!

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Warum wählen Sie hier in diesem Bereich wieder den
    Weg des nationalen Alleingangs? Das wird wieder dazu
    führen, dass unsere Bauern an den Pranger gestellt wer-
    den und ihnen der Absatzmarkt unter den Füßen wegge-
    schlagen wird. Wir sind in dieser Frage so grundsätzlich
    anderer Auffassung, dass uns das schon wehtut.


    (Jella Teuchner [SPD]: Was hat denn die FDP für Vorschläge gemacht?)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Hans-Michael Goldmann

    – Nein, Frau Teuchner, Sie haben keine Ahnung von
    Landwirtschaft. Sie haben von mir aus Ahnung von Ver-
    braucherschutz. Ich will Ihnen gar nicht absprechen,
    dass Sie sich Mühe geben, aber das reicht nicht.


    (Widerspruch der Abg. Jella Teuchner [SPD] – Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Blödsinn!)


    – Nein, Sie haben schlicht und ergreifend keine Ahnung.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Sie kennen zum Beispiel nicht die Wirtschaftskompe-
    tenz der Ernährungswirtschaft insgesamt. Sie wissen
    nicht, dass die Ernährungswirtschaft in Niedersachsen
    der zweitgrößte Arbeitgeber ist.


    (Jella Teuchner [SPD]: Dessen muss sich ausgerechnet die FDP rühmen!)


    Sie wissen nichts von der Wertschöpfung. Die Sozial-
    demokraten wissen nichts von der Wertschöpfung der
    Agrar- und Ernährungswirtschaft im ländlichen Raum.
    Nur deshalb können Sie hier solche Positionen vertreten.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Jella Teuchner [SPD]: Ich kenne das sehr wohl!)


    – Nein, Frau Teuchner, da ist der Spaß am Ende, das
    muss ich Ihnen ganz ehrlich sagen. Sie lassen sich an
    verschiedenen Stellen alles Mögliche einfallen, zum Bei-
    spiel Bauernspione, die Sie im Haushalt für Nachfor-
    schungen verankern.


    (Jella Teuchner [SPD]: So ein Quatsch!)

    – Natürlich! Sie denken über zusätzliche Steuern nach,
    Sie diskriminieren Lebensmittel, indem Sie sie in ge-
    sunde und ungesunde einteilen, und Sie wissen alles. Sie
    wissen, was für die Verbraucher gut und was schlecht ist,
    gießen das in Gesetze und wundern sich dann, dass das
    nicht klappt.

    Die Tabaksteuer ist das jüngste Beispiel dafür: Da
    hatten Sie die glorreiche Idee, den Preis kräftig zu erhö-
    hen, damit die Raucher aufhören zu rauchen,


    (Petra-Evelyne Merkel [SPD]: Ein Glück auch! Bleiben die Leute endlich gesund!)


    dann aber stellen Sie voller Erstaunen fest, dass Ihnen
    die Einnahmen wegbrechen. Das hätte ich Ihnen vorher
    sagen können.

    Genau in diesem Sinn machen Sie Politik. Sie ist un-
    ausgewogen, unklug und wird dem Bereich der Ernäh-
    rungs- und Agrarwirtschaft nicht gerecht. Wir werden
    wieder unsere Änderungsanträge stellen. Letztes Mal
    haben wir damit 200 Millionen Euro auf den Weg ge-
    bracht. Sie haben die Gelegenheit, unseren alternativen
    Vorschlägen zuzustimmen. Ihren Vorschlägen werden
    wir auf keinen Fall zustimmen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)