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ID1512312500

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    Plenarprotokoll 15/123 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 7: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zum qualitätsorientierten und bedarfsgerechten Ausbau der Tagesbe- treuung und zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe (Tagesbetreu- ungsausbaugesetz – TAG) (Drucksache 15/3676) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dr. Maria Böhmer, Gerda Hasselfeldt, Maria Eichhorn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Elternhaus, Bil- dung und Betreuung verzahnen Maria Eichhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Link (Diepholz) (CDU/CSU) . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christel Riemann-Hanewinckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Link (Diepholz) (CDU/CSU) . . . . . . . 11191 B 11202 C 11203 B 11205 B 11206 C 11207 D 11209 A 11210 A 11210 C 11210 D Deutscher B Stenografisc 123. Si Berlin, Donnerstag, de I n h a Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2005 (Haushaltsgesetz 2005) (Drucksache 15/3660) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2004 bis 2008 (Drucksache 15/3661) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 11191 A 11191 B (Drucksache 15/3488) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 11191 C undestag her Bericht tzung n 9. September 2004 l t : Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Ina Lenke, Klaus Haupt, Otto Fricke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Solides Finanzie- rungskonzept für den Ausbau von Kinder- betreuungsangeboten für unter Dreijährige (Drucksache 15/3512) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Schmidt, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Böhmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11191 D 11191 D 11196 A 11198 B 11199 B 11200 C Jutta Dümpe-Krüger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11211 A 11212 A II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch (Drucksache 15/3674) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Dirk Niebel, Rainer Brüderle, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Möglichkeiten der privaten Arbeitsver- mittlung durch marktgerechte Ausgestal- tung der Vermittlungsgutscheine verstärkt nutzen (Drucksache 15/3513) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Friedrich Merz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ludwig Stiegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dagmar Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . Karl-Josef Laumann (CDU/CSU) . . . . . . . Hans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU) . . . . . . . . Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kurt J. Rossmanith (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . . . 11213 D 11213 D 11214 A 11218 D 11220 C 11225 C 11227 D 11229 D 11233 A 11234 A 11235 C 11237 A 11239 A 11240 B 11240 D 11241 A 11241 D 11242 B 11244 D 11246 C 11247 C 11249 B 11250 A Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker (SPD) . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Doris Meyer (Tapfheim) (CDU/CSU) . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Paziorek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albrecht Feibel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Michael Müller (Düsseldorf) (SPD) . . . . . . . Dr. Rolf Bietmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 9: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Auto- bahnmautgesetzes für schwere Nutz- fahrzeuge (Drucksache 15/3678) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU: Mautbefreiung für humanitäre Hilfs- transporte (Drucksache 15/3489) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . . . Annette Faße (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Königshofen (CDU/CSU) . . . . . . . . Wolfgang Spanier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Annette Faße (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11251 C 11254 A 11256 A 11257 D 11259 D 11261 B 11262 D 11265 B 11265 D 11266 A 11267 C 11269 D 11271 C 11271 C 11271 D 11274 B 11276 D 11279 A 11281 B 11283 C 11285 A 11286 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 III Lena Strothmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Reinhard Weis (Stendal) (SPD) . . . . . . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . Klaus Minkel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Werner Kuhn (Zingst) (CDU/CSU) . . . . . . . . Einzelplan 10 Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ilse Aigner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jella Teuchner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ursula Heinen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Manfred Helmut Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . Dr. Peter Jahr (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 11288 A 11290 B 11291 C 11292 C 11294 C 11296 C 11298 B 11300 B 11302 A 11303 C 11304 D 11306 C 11308 D 11309 D 11310 D 11312 D 11315 B 11317 C 11319 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 11191 (A) (C) (B) (D) 123. Si Berlin, Donnerstag, de Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 11319 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung der NATO Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Barthel (Berlin), Eckhardt SPD 09.09.2004 Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 09.09.2004 Dr. Guttmacher, Karlheinz FDP 09.09.2004 Meckel, Markus SPD 09.09.2004 Raidel, Hans CDU/CSU 09.09.2004* Schauerte, Hartmut CDU/CSU 09.09.2004 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 09.09.2004 Schöler, Walter SPD 09.09.2004 Schösser, Fritz SPD 09.09.2004 Schreck, Wilfried SPD 09.09.2004 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 09.09.2004 Dr. Schwall-Düren, Angelica SPD 09.09.2004 Ulrich, Hubert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.09.2004 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 09.09.2004 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich 123. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ulrich Kelber


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! Debatten leben auch davon, dass man aufeinander
    eingeht. Deswegen, Frau Meyer, möchte ich auf Ihr rhe-
    torisch geschickt gewähltes Beispiel der afrikanisch-eu-
    rasischen Wasservögel eingehen. Wie Sie, wenn Sie re-
    cherchiert haben, wahrscheinlich wissen, handelt es sich
    dabei um einen Teil der Verpflichtungen Deutschlands
    zur Erfüllung der UN-Konvention zur Erhaltung der
    wandernden wild lebenden Tierarten. Sie haben vor kur-
    zem dort drüben am Brandenburger Tor ihr zehnjähriges
    Jubiläum gefeiert.


    (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Die Wasservögel?)


    – Nein, die Konvention.

    (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Ja, ja! Das war schon klar!)

    Sie wurde vor zehn Jahren ratifiziert und die damalige
    Umweltministerin hieß Angela Merkel. Daher sage ich
    Ihnen vielen Dank dafür, dass Sie die Erfüllung von Ver-
    pflichtungen, die Angela Merkel eingegangen ist, kriti-
    siert haben.






    (A) (C)



    (B) (D)


    Ulrich Kelber


    (Doris Meyer [Tapfheim] [CDU/CSU]: Ich habe die Verpflichtungen erwähnt!)

    Zurück zum Haushalt des Umweltministeriums. Der

    Haushalt des Umweltministeriums setzt klare Schwer-
    punkte bei den erneuerbaren Energien, der Energieeffizi-
    enz und beim Weg „Weg vom Öl“. Die Mittel für das
    Marktanreizprogramm für die erneuerbaren Energien
    und die Fördergelder für die Forschung im Bereich der
    erneuerbaren Energien sind erhöht worden. Der Bund
    hat in diesen Bereichen einige äußerst erfolgreiche Kre-
    ditprogramme der Kreditanstalt für Wiederaufbau finan-
    ziert. Wenn Sie von der CDU/CSU sich die Mühe ma-
    chen würden, sich einmal die Zahlen zu besorgen, wie
    viele Förderanträge bei der Kreditanstalt für Wiederauf-
    bau für Projekte in Ihren eigenen Wahlkreisen geneh-
    migt worden sind, würden Sie sehen, dass diese Pro-
    gramme mit einem Zinssatz von nur knapp über
    2 Prozent vor Ort sehr gut greifen.

    Wir haben in diesem Jahr die Novelle des Erneuer-
    bare-Energien-Gesetzes beschlossen, mit der Steuerbe-
    freiung für Biotreibstoffe begonnen und anderes mehr.
    Diese Koalition hat 1998 eine Politik begonnen, die
    nicht nur die richtige Antwort auf Daueraufgaben wie
    Klimaschutz ist, sondern die, wie wir vor allem in die-
    sem Jahr sehen, auch die einzige wirklich wirksame Per-
    spektive ist, um unabhängiger von Ölimporten und
    damit von den sprunghaften Preisentwicklungen für Pri-
    vathaushalte und die Wirtschaft in Deutschland zu wer-
    den.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das kann man ganz einfach in zwei Punkten festhal-
    ten: Erstens. Es gibt keine bessere Versicherung gegen
    steigende Energiepreise als eine höhere Energieeffizienz
    und den Ausbau der erneuerbaren Energien. Zweitens.
    Es gibt keinen besseren Weg, Arbeitsplätze zu schaffen,
    als Geld in den Ausbau erneuerbarer Energien und in
    eine höhere Energieeffizienz statt in hohe Ölrechnungen
    zu investieren.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir sind mit dieser Politik auf dem richtigen Weg.
    Die Erfolgsmeldungen kommen in immer dichteren Ab-
    ständen. Dafür nenne ich Ihnen vier Beispiele.

    Erstes Beispiel. Seit wenigen Wochen wissen wir,
    dass die erneuerbaren Energien erstmals in der Neuzeit
    wieder mehr als 10 Prozent zur deutschen Stromerzeu-
    gung beitragen. Das ist ein sehr stolzes Zwischenergeb-
    nis. Wir sind klar Weltmeister beim Ausbau der erneuer-
    baren Energien.

    Diese 10 Prozent erinnern mich wiederum an Frau
    Merkel, diesmal allerdings in einer anderen Angelegen-
    heit. Als sie Umweltministerin war, sollte sie eine Ab-
    schätzung abgeben, wie hoch das Potenzial für erneuer-
    bare Energien in Deutschland sei. Dazu sagte sie Mitte
    der 90er-Jahre: Auch auf mittelfristige Sicht höchstens
    6 Prozent.


    (Lachen des Bundesministers Jürgen Trittin)

    Derzeit liegen wir bei 10 Prozent. Dazu sage ich nur:
    Willkommen in der Wirklichkeit!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wenn Frau Homburger bzw. die FDP sagt, dass sie
    marktwirtschaftliche Ausschreibungsmodelle will, stel-
    len wir immer eine Frage, die uns aber nie beantwortet
    wird: In welchem Land, das Ausschreibungsmodelle für
    erneuerbare Energien durchführt, gibt es Erfolge, die
    wenigstens einen Bruchteil der deutschen Erfolge aus-
    machen? – In keinem.

    In einem der Vorreiterländer auf dem Gebiet der er-
    neuerbaren Energien, in Dänemark, wurde einmal das
    deutsche System angewendet. Unter einer konservativen
    Regierung ist man dann zu einem Ausschreibungsmodell
    übergegangen. Jetzt können wir lesen, dass man diesen
    Schritt in Dänemark wieder rückgängig macht und zu
    dem richtigen Modell zurückkehrt, weil das Ausschrei-
    bungsmodell keinen Erfolg hat.


    (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das ist doch gar nicht wahr! Wie kommst du denn darauf?)


    Sie beenden es also. Aber Sie wollen das, was unsere
    Nachbarländer probiert haben und was dort versagt hat,
    in Deutschland einführen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Birgit Homburger [FDP]: Weder das englische noch das dänische Modell, sondern ein eigenes! – Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Schlecht vorbereitet!)


    Zweites Beispiel. Auf der großen internationalen Re-
    gierungskonferenz Renewables 2004, die im Juni in
    Bonn stattgefunden hat, wurde nicht nur das erste Akti-
    onsprogramm für den Ausbau der erneuerbaren Ener-
    gien, sondern auch eine entsprechende Aufmerksamkeit
    für deutsche Technologie und deutsche Politik erreicht.
    Eine sinnvolle Fortsetzung der Renewables wäre jetzt
    die konsequente Umsetzung des Bundestagsbeschlusses
    zur Schaffung von IRENA, also einer internationalen
    Regierungsagentur, die diese internationale Regierungs-
    konferenz fortsetzt. Herr Minister Trittin, bitte agieren
    Sie hier genauso engagiert wie bei der Renewables 2004,
    damit wir diese Agentur auch einführen können.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Erlauben Sie mir an dieser Stelle die Bemerkung: Bonn
    wäre ein guter Standort für die Agentur.

    Drittes Beispiel. Erneuerbare Energien made in Ger-
    many sind nicht nur im Inland erfolgreich. Seit einigen
    Tagen wissen wir auch, dass fast ein Viertel aller außer-
    halb von Deutschland aus erneuerbaren Energien er-
    zeugten Leistung aus Anlagen stammt, die deutsche Un-
    ternehmen errichtet haben; das ist ein beeindruckender
    Weltmarktanteil und eine beeindruckende Exportquote
    in so kurzer Zeit.

    Genauso kennen wir seit einigen Tagen eine genaue
    Analyse des Arbeitsplatzeffektes der erneuerbaren
    Energien: 118 700 Menschen arbeiten in Unternehmen






    (A) (C)



    (B) (D)


    Ulrich Kelber

    der Erneuerbare-Energien-Branche, davon 53 200 in der
    Windenergiebranche. Das sollte man im Hinterkopf be-
    halten, wenn man versucht, sein politisches Süppchen
    gegen die Windenergie zu kochen.


    (Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Was kostet es denn?)


    29 000 Menschen arbeiten im Bereich der Biomasse.
    Was für eine Perspektive für den ländlichen Raum! Ich
    nenne Ihnen ein Beispiel im Zusammenhang mit der Li-
    beralisierung des Zuckermarktes: Anstatt sich jetzt über
    Hofstilllegungen zu unterhalten, wie wir das in der Ver-
    gangenheit hatten, bemühen sich die Rübenbauern und
    die entsprechenden Unternehmen, dafür zu sorgen, dass
    hier vom Landwirt zum Energiewirt umgesattelt wird,
    das heißt, wir haben einen Strukturwandel, der gleichzei-
    tig mit guter Umweltpolitik verbunden ist. Das ist doch
    einmal eine Perspektive für den ländlichen Raum!


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die Zahlen stammen übrigens vom Deutschen Institut
    für Wirtschaftsforschung und spiegeln den Beschäfti-
    gungsstand Ende 2002 wider. Seitdem haben wir einen
    weiteren deutlichen Aufbau.

    Viertes Beispiel. Die Kapazitäten deutscher Unter-
    nehmen in den Erneuerbare-Energien-Branchen wach-
    sen rapide, besonders in der Photovoltaik, aber nicht nur
    dort. Für das Bonner Unternehmen Solarworld – ich darf
    das als Bonner Abgeordneter betonen – produzieren al-
    lein in Sachsen über 500 Menschen Photovoltaikmodule.


    (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Wir haben doch bei der Photovoltaik zugestimmt!)


    Diese Produktion soll in den nächsten Jahren vervier-
    facht werden – unter Schaffung entsprechender Arbeits-
    plätze. Mit dieser Erfolgsmeldung schmückt sich auch
    die CDU-Landesregierung in Dresden. Die dafür not-
    wendigen Fördergesetze sind aber von allen sächsischen
    Bundestagsabgeordneten der CDU abgelehnt worden.


    (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das kann gar nicht sein!)


    – Von allen sächsischen CDU-Bundestagsabgeordne-
    ten! – Das heißt, diese Arbeitsplätze sind entstanden, als
    Rot und Grün die sächsische CDU-Regierung an dieser
    Stelle zu ihrem Glück gezwungen haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Peter Paziorek [CDU/ CSU]: Das Photovoltaikgesetz ist doch einvernehmlich beschlossen worden!)


    Das gespaltene Verhältnis von CDU und CSU zu den
    erneuerbaren Energien ist zunehmend absurd. Ich kann
    Ihnen da noch ein weiteres Beispiel nennen, auch aus
    meiner Heimatstadt: Da wird die CDU-OB-Kandidatin
    am Wochenende eine Photovoltaikanlage einweihen.
    Das Unternehmen, das diese baut, möchte weiter Geld
    damit verdienen. Ich habe ihr viele Dinge auf den Weg
    gegeben, unter anderem, sie möge doch Frau Merkel
    schreiben, dass sie zurücknimmt, dass nach einem even-
    tuellen Wahlsieg von CDU und CSU 2006 das Förder-
    modell, das dem Bau dieser Photovoltaikanlage zu-
    grunde lag, wie Sie es angekündigt haben, auslaufen
    soll.


    (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Wieso denn das? Herr Kelber, so schlecht waren Sie ja noch nie! – Birgit Homburger [FDP]: Es gibt einen Bestandsschutz!)


    – Ich beantworte Ihnen die Frage, obwohl Sie keine Zwi-
    schenfrage gestellt haben: Natürlich wird der Zuschuss
    zur gebauten Anlage behalten werden dürfen; das fällt
    unter den Bestandsschutz. Aber dieses Unternehmen
    will Menschen einstellen, um Photovoltaikanlagen bei
    anderen zu bauen. Sie wollen in Arbeitsplätze investie-
    ren und sie wollen natürlich wissen: Gibt es die Förder-
    bedingungen, zu denen heute weitere Menschen einge-
    stellt werden sollen, auch 2006 und 2007 noch? Oder
    macht die rechte Seite des Parlaments wirklich Ernst da-
    mit, die erfolgreiche Förderung der erneuerbaren Ener-
    gien in Deutschland zu beenden? Diese Fragestellung
    beschäftigt den Handwerker von dieser Firma und die
    Menschen, die bei ihm arbeiten wollen.


    (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Die Antwort wissen Sie selbst: Das werden wir machen!)


    Da wir über die Studien der DENA reden, Herr Lippold:
    Die DENA hat diese Woche zu einem energiepolitischen
    Frühstück eingeladen. Ich habe Sie dort nicht gesehen,
    aber man hat ja auch andere Verpflichtungen, das
    stimmt.


    (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: So ist es!)

    Dort ist nach der Studie gefragt worden und dort hat der
    Chef der DENA Antwort gegeben. Ich hätte schon er-
    wartet, dass Sie diese Antwort einmal lesen, bevor Sie
    hier gegenüber der Regierung Falschaussagen zu dieser
    Studie treffen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Birgit Homburger [FDP]: Wie soll man eine mündliche Antwort lesen?)


    – Da von einer Kollegin von der CDU/CSU gefragt
    wurde, hätten Sie es vielleicht weitergeben können, oder
    man hätte bei der DENA zumindest einmal nachfragen
    können, bevor man eine Behauptung aufstellt.

    Zurück zum aktuellen Thema der Energiepreise. Vor
    allem aus den Reihen der CDU/CSU gibt es täglich po-
    pulistische Vorschläge dafür, was man dort tun kann. Ich
    habe gelesen, dass man das ex ante regeln sollte. Es geht
    dabei um alle 1 700 Stromunternehmen, die bis zum
    1. Januar 2005 eine Entscheidung über ihren Antrag ha-
    ben wollen. Ich bin gespannt, wie viele Mitarbeiter der
    Regulierer einstellen soll, um im Dezember 1 700 An-
    träge durchgängig zu prüfen.

    Ohne jegliche Antwort darauf, wie das finanziert wer-
    den soll, werden Steuersenkungen gefordert. Damit
    würde das Problem nur um einige Jahre in die Zukunft
    verschoben. Wer Energie heute künstlich verbilligt, der
    wird die Menschen in zwei Jahren vor viel größere Pro-
    bleme stellen. Die beste Versicherung ist es, den Ver-
    brauch von Öl und Gas in diesem Land zu reduzieren,






    (A) (C)



    (B) (D)


    Ulrich Kelber

    weil das die Höhe der Rechnungen senkt. Darin müssen
    wir investieren.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Eckart von Klaeden [CDU/ CSU]: Sie verteuern die Energiepreise doch künstlich!)


    Für diesen Weg – weg vom Öl und hin zu einer umwelt-
    verträglichen und kostenstabilen Energieversorgung –
    setzen wir mit dem Haushalt die richtigen Schwer-
    punkte.

    Leider geht es bei Haushaltsdebatten nicht immer nur
    um Schwerpunkte, sie sind oft auch mit ätzenden
    Ritualen gespickt. Eines dieser Rituale ist, dass sich die
    CDU/CSU und auch die FDP immer hier hinstellen und
    sagen, dass wir eigentlich zu wenig für den Umwelt-
    schutz tun und zu wenig Geld dafür ausgeben. Eigentlich
    möchten Sie das besser machen. Ich befürchte, es gibt
    sogar einige Journalisten und Bürger, die das glauben.
    Diese lade ich ein, in den Umweltausschuss zu kommen
    und persönlich nachzuprüfen, wie die Umweltpolitik
    von CDU/CSU und FDP wirklich aussieht.

    Herr Lippold hat vorhin gesagt, wir würden die CDU/
    CSU-Klimaschutzziele nicht erreichen. Im Umweltaus-
    schuss haben Sie vor wenigen Wochen gefordert, dass
    Deutschland im Jahre 2007 mehr Treibhausgase emittie-
    ren können soll als 2004. Das wäre die Beendigung des
    Klimaschutzes. Jeder kann im Umweltausschuss persön-
    lich nachprüfen, wie die echte Umweltpolitik aussieht.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Manchmal hört man fast das Zähneknirschen von wirk-
    lich engagierten CDU/CSU-Politikern, wie zum Beispiel
    der Kollegin Meyer, der ich das zubillige, wenn die Vor-
    turner an dieser Stelle so etwas fordern.

    Ich könnte an dieser Stelle einige weitere Beispiele
    aufzählen, aber meine Redezeit beträgt noch genau null
    Sekunden. Mit dieser Opposition ist in diesem Staat kein
    Umweltschutz zu machen. Es gibt keine Alternative zu
    dem Weg, den wir eingeschlagen haben.

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Zu einer Kurzintervention erhält der Kollege Peter

Paziorek das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Peter Paziorek


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Herr Kelber hat gerade eine Aussprache und Diskussion
    in einer der letzten Sitzungen des Umweltausschusses zi-
    tiert. Es ging um die Frage, wie viel CO2 gemäß dem na-tionalen Zuteilungsplan in der ersten Zuteilungsperiode
    bis Ende 2007 in Deutschland reduziert werden soll.

    Herr Kelber hat das gerade so dargestellt, als ob die
    CDU/CSU nur ein Interesse daran hätte, einen ehrgeizi-
    gen Plan zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes zu boy-
    kottieren und zu hintertreiben. Herr Kelber, das, was Sie
    gesagt haben, war falsch. Sie haben die Diskussion im
    Umweltausschuss völlig verfälscht wiedergegeben.

    Im Umweltausschuss ging es um die Frage, ob wir
    das Ziel der CO2-Reduktion, zu dem wir uns völker-rechtlich gemeinsam verpflichtet haben, im Jahre 2012
    erreichen oder ob wir es in der Form, die Sie vorgeschla-
    gen haben, weitgehend bereits im Jahre 2008 erreichen
    müssen. Wir als Union haben vorgeschlagen, den gesam-
    ten Zeitraum zu sehen und die Phasen gegenseitig zu ge-
    wichten. Daneben haben wir deutlich gemacht, dass wir
    schon eine Reduktion von fast 19 Prozent – insgesamt
    werden 21 Prozent angestrebt – erreicht haben. Wir ha-
    ben vorgeschlagen, die noch fehlenden 2 Prozent nicht
    in der ersten Phase bis 2008 übermäßig stark anzustre-
    ben, sondern die Erreichung dieses Ziels praktisch auf
    beide Phasen zu verteilen und den Anteil für die zweite
    Phase bis 2012 zu erhöhen.

    Das hätte den Vorteil gehabt, dass die deutsche Wirt-
    schaft schrittweise in den Emissionshandel hineingeführt
    worden wäre und dass der Wettbewerb zwischen den na-
    tionalen Volkswirtschaften nicht zulasten des deutschen
    Standortes beeinträchtigt worden wäre. Dennoch hätten
    wir das gemeinsame Ziel bis 2012 erreichen können.

    Dafür und nicht dafür, sich von einer CO2-Politik zuverabschieden, haben wir plädiert.

    (Beifall bei der CDU/CSU – Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Nee, nee, nee! Was ist mit dem 25-Prozent-Ziel?)