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ID1512300100

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    8. CDU/CSU-Fraktion.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/123 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 7: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zum qualitätsorientierten und bedarfsgerechten Ausbau der Tagesbe- treuung und zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe (Tagesbetreu- ungsausbaugesetz – TAG) (Drucksache 15/3676) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dr. Maria Böhmer, Gerda Hasselfeldt, Maria Eichhorn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Elternhaus, Bil- dung und Betreuung verzahnen Maria Eichhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Link (Diepholz) (CDU/CSU) . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christel Riemann-Hanewinckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Link (Diepholz) (CDU/CSU) . . . . . . . 11191 B 11202 C 11203 B 11205 B 11206 C 11207 D 11209 A 11210 A 11210 C 11210 D Deutscher B Stenografisc 123. Si Berlin, Donnerstag, de I n h a Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2005 (Haushaltsgesetz 2005) (Drucksache 15/3660) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2004 bis 2008 (Drucksache 15/3661) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 11191 A 11191 B (Drucksache 15/3488) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 11191 C undestag her Bericht tzung n 9. September 2004 l t : Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Ina Lenke, Klaus Haupt, Otto Fricke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Solides Finanzie- rungskonzept für den Ausbau von Kinder- betreuungsangeboten für unter Dreijährige (Drucksache 15/3512) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Schmidt, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Böhmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11191 D 11191 D 11196 A 11198 B 11199 B 11200 C Jutta Dümpe-Krüger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11211 A 11212 A II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch (Drucksache 15/3674) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Dirk Niebel, Rainer Brüderle, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Möglichkeiten der privaten Arbeitsver- mittlung durch marktgerechte Ausgestal- tung der Vermittlungsgutscheine verstärkt nutzen (Drucksache 15/3513) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Friedrich Merz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ludwig Stiegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dagmar Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . Karl-Josef Laumann (CDU/CSU) . . . . . . . Hans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU) . . . . . . . . Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kurt J. Rossmanith (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . . . 11213 D 11213 D 11214 A 11218 D 11220 C 11225 C 11227 D 11229 D 11233 A 11234 A 11235 C 11237 A 11239 A 11240 B 11240 D 11241 A 11241 D 11242 B 11244 D 11246 C 11247 C 11249 B 11250 A Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker (SPD) . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Doris Meyer (Tapfheim) (CDU/CSU) . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Paziorek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albrecht Feibel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Michael Müller (Düsseldorf) (SPD) . . . . . . . Dr. Rolf Bietmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 9: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Auto- bahnmautgesetzes für schwere Nutz- fahrzeuge (Drucksache 15/3678) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU: Mautbefreiung für humanitäre Hilfs- transporte (Drucksache 15/3489) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eduard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . . . Annette Faße (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Königshofen (CDU/CSU) . . . . . . . . Wolfgang Spanier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Annette Faße (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11251 C 11254 A 11256 A 11257 D 11259 D 11261 B 11262 D 11265 B 11265 D 11266 A 11267 C 11269 D 11271 C 11271 C 11271 D 11274 B 11276 D 11279 A 11281 B 11283 C 11285 A 11286 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 III Lena Strothmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Reinhard Weis (Stendal) (SPD) . . . . . . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . Klaus Minkel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Werner Kuhn (Zingst) (CDU/CSU) . . . . . . . . Einzelplan 10 Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ilse Aigner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jella Teuchner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ursula Heinen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Manfred Helmut Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . Dr. Peter Jahr (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 11288 A 11290 B 11291 C 11292 C 11294 C 11296 C 11298 B 11300 B 11302 A 11303 C 11304 D 11306 C 11308 D 11309 D 11310 D 11312 D 11315 B 11317 C 11319 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 11191 (A) (C) (B) (D) 123. Si Berlin, Donnerstag, de Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 123. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 11319 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung der NATO Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Barthel (Berlin), Eckhardt SPD 09.09.2004 Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 09.09.2004 Dr. Guttmacher, Karlheinz FDP 09.09.2004 Meckel, Markus SPD 09.09.2004 Raidel, Hans CDU/CSU 09.09.2004* Schauerte, Hartmut CDU/CSU 09.09.2004 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 09.09.2004 Schöler, Walter SPD 09.09.2004 Schösser, Fritz SPD 09.09.2004 Schreck, Wilfried SPD 09.09.2004 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 09.09.2004 Dr. Schwall-Düren, Angelica SPD 09.09.2004 Ulrich, Hubert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.09.2004 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 09.09.2004 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich 123. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 9. September 2004 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

    Sitzung ist eröffnet.
    Wir setzen die Haushaltsberatungen – Tagesordnungs-

    punkt 1 – fort:
    a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-

    gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
    Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
    Haushaltsjahr 2005

    (Haushaltsgesetz 2005)

    – Drucksache 15/3660 –
    Überweisungsvorschlag:
    Haushaltsausschuss

    b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundes-
    regierung
    Finanzplan des Bundes 2004 bis 2008
    – Drucksache 15/3661 –
    Überweisungsvorschlag:
    Haushaltsausschuss

    Ich erinnere daran, dass wir am Dienstag für die heu-
    tige Aussprache neun Stunden und für morgen dreiein-
    halb Stunden beschlossen haben.

    Rede
    Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
    ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und
    Jugend.

    Außerdem rufe ich die Tagesordnungspunkte 7 a und
    7 b sowie Zusatzpunkt 3 auf:
    7 a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-

    gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum quali-
    tätsorientierten und bedarfsgerechten Ausbau der
    Tagesbetreuung und zur Weiterentwicklung der
    Kinder- und Jugendhilfe

    (Tagesbetreuungsausbaugesetz – TAG)

    – Drucksache 15/3676 –
    Überweisungsvorschlag:
    Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und
    Innenausschuss
    Finanzausschuss
    Ausschuss für Bildung, Forschung und
    Technikfolgenabschätzung
    tzung

    n 9. September 2004

    .00 Uhr

    b) Beratung des Antrags der Abgeordneten
    Dr. Maria Böhmer, Gerda Hasselfeldt, Maria
    Eichhorn, weiterer Abgeordneter und der Frak-
    tion der CDU/CSU
    Elternhaus, Bildung und Betreuung verzah-
    nen
    – Drucksache 15/3488 –
    Überweisungsvorschlag:
    Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (f)

    Innenausschuss
    Finanzausschuss
    Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
    Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
    Landwirtschaft
    Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
    Ausschuss für Bildung, Forschung und
    Technikfolgenabschätzung
    Haushaltsausschuss

    ZP 3 Beratung des Antrags der Abgeordneten Ina
    Lenke, Klaus Haupt, Otto Fricke, weiterer Ab-
    geordneter und der Fraktion der FDP
    Solides Finanzierungskonzept für den Ausbau
    von Kinderbetreuungsangeboten für unter
    Dreijährige
    – Drucksache 15/3512 –

    text
    Überweisungsvorschlag:
    Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (f)

    Innenausschuss
    Finanzausschuss
    Ausschuss für Bildung, Forschung und
    Technikfolgenabschätzung
    Haushaltsausschuss

    Das Wort hat Bundesministerin Renate Schmidt.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Renate Schmidt, Bundesministerin für Familie, Se-
    n und Jugend:
    ter Herr Präsident! Liebe Kollegen! Liebe
    Ich bringe hier heute den Einzelplan 17 ein
    e dies mit der ersten Lesung unseres Tages-
    Jugend (f)

    nioren, Fraue

    Sehr geehr
    Kolleginnen!
    und verknüpf

    betreuungsausbaugesetzes, TAG. Dafür bedanke ich






    (A) (C)



    (B) (D)


    Bundesministerin Renate Schmidt

    mich auch im Namen der Eltern und Kinder, die mehr
    und bessere Betreuung in Deutschland brauchen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Lassen Sie mich in aller Kürze mit dem Haushalt und
    meinem Ministerium, das in diesem Jahr das Zertifikat
    „familienfreundliche Behörde“ erhalten hat, beginnen.
    Wir haben größte Anstrengungen unternommen und die
    Zahl der Ausbildungsplätze in meinem Ministerium und
    im Bundesamt für den Zivildienst um 40 Prozent gestei-
    gert.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir erreichen damit einen Anteil von 7,7 Prozent der so-
    zialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze. Das ist eine
    gute Nachricht für junge Menschen.

    Eine gute Nachricht ist es auch, dass wir trotz des not-
    wendigen Subventionsabbaus Programme im Kinder-
    und Jugendplan erhalten können. Subventionsabbau darf
    nämlich nicht bedeuten, dass wir bei Projekten für Kin-
    der und Jugendliche sparen,


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    seien es die Programme für benachteiligte Jugend-
    liche „Entwicklung und Chancen“ oder „Lokales Kapital
    für soziale Zwecke“ oder die neuen Jugendmigrations-
    dienste.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ihr habt gekürzt wie noch nie! Sie haben Ihren eigenen Haushalt noch nicht gelesen!)


    Unser Projekt „P – misch dich ein!“ steht für Partizi-
    pation und für unser Leitbild einer aktivierenden Jugend-
    politik. Mit „Jugend ans Netz“ schaffen wir die Vo-
    raussetzungen dafür, dass alle Jugendeinrichtungen in
    Deutschland zu vernünftigen Preisen online gehen kön-
    nen. Wir führen ferner das Aktionsprogramm „Jugend
    für Toleranz und Demokratie“ wie geplant fort.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das ist wichtig in diesen populistisch hochgeputschten
    Zeiten.

    Wir wollen und werden entsprechend den Vorschlä-
    gen der Kommission „Impulse für die Zivilgesellschaft“
    das Modellprogramm für einen generationsüber-
    greifenden Freiwilligendienst in diesem Jahr auf den
    Weg bringen. Es geht nämlich künftig darum, die Chan-
    cen des längeren Lebens für alle nutzbar zu machen: für
    die Älteren und für alle Generationen. Wir wollen den
    demographischen Wandel nicht erdulden, sondern wir
    wollen ihn gestalten.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Der Fünfte Altenbericht, der im nächsten Jahr vorge-
    legt wird, befasst sich deshalb mit dem Thema „Poten-
    ziale des Alters in Wirtschaft und Gesellschaft“; denn
    Alter ist kein Synonym für Hilfsbedürftigkeit und Ge-
    brechlichkeit, sondern für Lebenserfahrung, Leistungs-
    bereitschaft und Leistungsfähigkeit bei der allergrößten
    Zahl der Menschen, und zwar bis ins höchste Alter.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Diejenigen allerdings, die im hohen Alter Unterstüt-
    zung brauchen, werden mit der notwendigen Hilfe rech-
    nen können. Ich habe gemeinsam mit Gesundheitsminis-
    terin Ulla Schmidt im vergangenen Jahr einen runden
    Tisch „Pflege“ ins Leben gerufen. Hier werden bis 2005
    Vorschläge erarbeitet. Unser Ziel ist die Entbürokratisie-
    rung der Pflege und die bessere Verzahnung der ambu-
    lanten, teilstationären und stationären Einrichtungen.
    Das ist umso notwendiger, als Pflegearbeit nach wie vor
    ganz überwiegend in der Familie und von Frauen geleis-
    tet wird. Deshalb muss nicht nur die Betreuung von
    Kleinkindern, sondern auch die von älteren Angehörigen
    mit Erwerbsarbeit vereinbar sein; denn gerade weil sich
    Frauen für ihre Familien engagieren, sind sie im Berufs-
    leben nach wie vor benachteiligt.

    Wir wirken dem entgegen und setzen die gemeinsame
    Arbeit mit den Wirtschaftsverbänden zur Gleichstellung
    von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft fort.
    Die deutsche Wirtschaft erkennt zunehmend – manch-
    mal noch etwas zögerlich –, wie wichtig Frauen für die
    sich wandelnde Arbeitswelt sind und dass sie in Füh-
    rungspositionen gehören und in der Selbstständigkeit un-
    terstützt werden müssen, wie zum Beispiel mit unseren
    Programmen für Existenzgründerinnen.

    Das Berufswahlverhalten muss sich ebenfalls ändern.
    Mit dem Girls’ Day


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Was ist das denn?)


    versuchen wir das zu erreichen, genauso wie mit unseren
    IT-Programmen und dem neuen Internetportal „Beruf
    und Karriere für Frauen“. Damit setzen wir den Old-
    Boys-Networks endlich Young-Women-Networks entge-
    gen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Bartholomäus Kalb [CDU/ CSU]: Und das verstehen die Leute alles?)


    2005 wird zudem das Gesetz zum Schutz vor Diskri-
    minierungen in Kraft treten. Von da an wird eine natio-
    nale Stelle diskriminierten Menschen zu ihrem Recht
    verhelfen. Dies bedeutet dann weniger Benachteiligun-
    gen und mehr Gleichstellung.

    Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist nicht nur
    ein wichtiges gleichstellungspolitisches Thema. Viel-
    mehr betrifft es die gesamte Gesellschaft, nicht zuletzt
    die Männer und insbesondere die Väter. Es ist das zen-
    trale Thema der Familienpolitik. Wir müssen versuchen,
    endlich die Kluft zwischen Lebenswünschen und Le-
    benswirklichkeiten – soweit Politik das kann – zu schlie-
    ßen. Einerseits bestehen bei 96 Prozent der Bevölkerung
    Wertschätzung der Familie sowie der Wunsch nach Fa-
    milie und einem Leben mit Kindern. Andererseits haben
    wir die niedrigste Geburtenrate in der Europäischen






    (A) (C)



    (B) (D)


    Bundesministerin Renate Schmidt

    Union und die weltweit höchste Kinderlosigkeit. Das ist
    nicht die Folge einer unzureichenden materiellen Förde-
    rung von Familien. Da sehen wir im europäischen Ver-
    gleich nämlich gut aus. Wir liegen hier insgesamt im
    oberen Drittel. 34 Milliarden Euro sind im Haushalt des
    Finanzministers für das Kindergeld sowie für die Aus-
    wirkungen der von mir durchgesetzten steuerlichen Re-
    gelungen insbesondere zugunsten der Alleinerziehenden
    vorgesehen. Hinzu kommen in meinem Haushalt Mittel
    für den neuen Kinderzuschlag. All das lässt mich mei-
    nen Haushalt selbstbewusst vertreten; denn neue Kür-
    zungen für Familien gibt es nicht.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die Änderungen betreffend das Erziehungsgeld kommen
    2005 voll zum Tragen und führen deshalb zu niedrigeren
    Ausgaben bei diesem Titel, ebenso wie die niedrigen Ge-
    burtenzahlen.

    Damit bin ich bei dem zentralen Thema: In Deutsch-
    land werden zu wenige Kinder geboren. Die Herausfor-
    derungen für uns sind offensichtlich. Junge Menschen
    wollen mehr Kinder und wir brauchen sie; denn weniger
    Kinder bedeuten weniger Innovationsfähigkeit, weniger
    Wachstum, weniger Wohlstand und weniger soziale Si-
    cherheit, und zwar nicht irgendwann, sondern bereits
    heute.


    (Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Das stimmt!)

    – Wunderbar! Es freut mich, dass Sie mir einmal zustim-
    men.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Frauen und insbesondere Mütter wollen erwerbstätig
    sein. Wir brauchen auch mehr erwerbstätige Frauen.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Auch das ist unbestritten!)


    Wir brauchen eine bessere und vor allem frühe Erzie-
    hung und Bildung unserer Kinder, damit die Herkunft ei-
    nes Kindes nicht weiter wie bisher über seine Bil-
    dungschancen entscheidet. Wir brauchen eine deutliche
    Reduzierung von Familien- und Kinderarmut. Wir stel-
    len uns diesen Herausforderungen mit einer nach-
    haltigen Familienpolitik. Sie beruht auf folgenden drei
    Säulen: erstens dem Ausbau der Infrastruktur für Fami-
    lien – denn der deutsche Weg einer vorrangig monetären
    Familienförderung ist im europäischen Vergleich eher
    wirkungsschwach, um es ganz vorsichtig auszudrü-
    cken –, zweitens deutlich mehr Familienfreundlichkeit
    in den Kommunen und vor allen Dingen in den Unter-
    nehmen und drittens zielgenauen finanziellen Leistun-
    gen dort, wo sie Eigeninitiative stärken und die Ent-
    scheidung für Kinder erleichtern, statt Leistungen nach
    dem Gießkannenprinzip. Alle drei müssen zusammen-
    kommen, damit eine effiziente Familienpolitik entstehen
    kann.

    Lassen Sie mich mit der dritten Säule beginnen. Erst-
    mals gibt es in Deutschland ein Instrument zur gezielten
    Bekämpfung von Armut bei Kindern. Zu diesem Schritt
    waren Sie, meine sehr geehrten Herren und Damen von
    der Opposition, in der Vergangenheit leider nicht in der
    Lage, obwohl die Zahl der Kinder, die von Sozialhilfe
    leben, ebenfalls dramatisch hoch war.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Den Kinderzuschlag von bis zu 140 Euro erhalten El-
    tern, die wenig verdienen und neben ihrem eigenen Be-
    darf nicht auch noch den ihrer Kinder erwirtschaften
    können. 150 000 Kinder und ihre Familien werden damit
    ab 2005 in einem ersten Schritt von Arbeitslosengeld II
    unabhängig. Wir werden die Wirkung dieses neuen
    Instruments sorgsam prüfen und parallel an seiner Wei-
    terentwicklung arbeiten, mit dem Ziel, deutlich mehr
    Kinder unabhängig vom Arbeitslosengeld-II-Bezug zu
    machen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Auch eine Umgestaltung des heutigen Erziehungsgel-
    des zu einem einkommensbezogenen Elterngeld – das
    ist Teil der aktuellen Diskussion – kann dazu beitragen,
    dass sich Kinderwünsche häufiger erfüllen. Es würde zu-
    dem mehr Väter motivieren, sich an der konkreten Fami-
    lienarbeit zu beteiligen. Da kann uns die Steigerung von
    1,5 Prozent auf 5 Prozent wahrhaftig noch nicht zufrie-
    den stellen. Das müssen noch mehr werden, wenn wir
    wirklich gleiche Chancen für Frauen und Männer in die-
    sem Land erreichen wollen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Übrigens stellt ein solches Elterngeld die Verkäuferin im
    Vergleich zur heutigen Situation ebenso besser wie die
    Lehrerin oder die Ärztin.

    Ich bitte aber ganz herzlich darum, nicht immer ein
    Entweder-oder zu diskutieren. Wir brauchen Kinderbe-
    treuung und familienfreundliche Arbeitsbedingungen
    und finanzielle Leistungen, die die Entscheidung für ein
    Kind erleichtern.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ein guter Mix ist für Deutschland der Erfolg verspre-
    chende Weg. Ich lade zu einer offenen und konstruktiven
    Diskussion ein. Absolute Priorität haben für mich aber
    der Ausbau der Betreuung und eine familienfreundliche
    Unternehmenskultur. Dafür, dass aus einem kinderent-
    wöhnten Land wieder ein kinderfreundliches Land wird,
    sind nämlich nicht die Politik und der Staat allein verant-
    wortlich, sondern die gesamte Gesellschaft.

    Damit bin ich bei der zweiten Säule, bei der Wirt-
    schaft, die eine besondere Verantwortung trägt. Deshalb
    habe ich die Allianz für die Familie mit den vier Spit-
    zenverbänden der deutschen Wirtschaft und den Ge-
    werkschaften gegründet. Unser gemeinsames Motto ist:
    Familie bringt Gewinn. Ein wichtiges Aktionsfeld dieser
    Allianz sind die Lokalen Bündnisse für Familie. Über
    Familienfreundlichkeit wird nämlich nicht in Berlin






    (A) (C)



    (B) (D)


    Bundesministerin Renate Schmidt

    entschieden, sondern vor Ort und darum muss dort etwas
    passieren.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Seit dem Start dieser Initiative im Januar 2004 hat sie
    sich schnell zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. So
    haben sich bislang 81 Bündnisse der Initiative fest ange-
    schlossen. An weiteren 131 Standorten werden Bünd-
    nisse mithilfe des Servicebüros meines Ministeriums
    vorbereitet. In diesen 212 Kommunen oder kommunalen
    Zusammenschlüssen leben rund 25 Millionen Men-
    schen. Es ist wirklich ein Erfolg, dass über Familie vor
    Ort jetzt regelmäßig nicht nur geredet, sondern im Inte-
    resse von Kindern und ihren Familien auch gehandelt
    wird.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Im Zentrum dieser lokalen Bündnisse steht dabei im-
    mer auch die Frage nach familienfreundlichen Arbeits-
    bedingungen – schließlich beteiligt sich dort die Wirt-
    schaft vor Ort – und nach besserer Betreuung. Zu dieser
    besseren Betreuung leistet die Bundesregierung ihren
    Beitrag. Dies ist die erste, die wichtigste Säule.

    Dies ist trotz Kinderzuschlag und trotz der Diskussion
    über das Elterngeld ein Paradigmenwechsel in der Bun-
    desrepublik Deutschland: weg von der 30-jährigen über-
    wiegend monetären Förderung von Familien hin zu einer
    Politik besserer Infrastrukturen für Familien, die sie
    nämlich am dringendsten brauchen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Außerdem ist es der dritte und überfällige Schritt zu
    einer Verbesserung der Tagesbetreuung. Im Jahr 1992
    wurde der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz
    von allen Fraktionen dieses Hohen Hauses beschlossen.
    1996 wurde er – unter erheblichem Protest der Kommu-
    nen; teilweise erinnern Sie sich vielleicht noch – gesetz-
    lich verankert. Die Kommunen fühlten sich damals näm-
    lich vom Bund finanziell vollkommen im Stich gelassen.

    2002 haben wir mit 4 Milliarden Euro in dieser Legis-
    laturperiode den Ausbau von Ganztagsschulen angesto-
    ßen. Nun wollen wir ab 2005 in Westdeutschland die
    magere Quote von 2,7 Prozent Krippenplätzen und
    4,5 Prozent Tagespflegestellen für die unter Dreijährigen
    bis 2010 auf ein bedarfsgerechtes Niveau anheben und in
    Ostdeutschland die gute Betreuungssituation erhalten.

    7 Milliarden Euro investiert der Bund damit allein in
    dieser Legislaturperiode in Ganztagsschulen und Betreu-
    ung. Wir hätten uns viel Ärger ersparen können, wenn
    wir diese 7 Milliarden Euro in die Rente gesteckt hätten.
    Damit hätten wir aber nicht in die Zukunft investiert.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Genau das wollen und müssen wir aber tun: in die Zu-
    kunft, in unsere Kinder und in deren bestmögliche und
    frühe Förderung und Bildung investieren. Wir sind näm-
    lich nicht nur Schlusslicht bei der Geburtenrate in
    Europa, sondern auch bei Betreuungs-, Bildungs- und
    Erziehungseinrichtungen für Kinder. Die bisherige Ge-
    setzeslage reichte offensichtlich nicht aus, um einen be-
    darfsgerechten Ausbau zu gewährleisten.

    Mit dem TAG konkretisieren wir diesen Bedarf. Wir
    orientieren ihn am Kindeswohl und den Vereinbarkeits-
    bedürfnissen der Eltern. Dabei handelt es sich um einen
    Mindestbedarf, aus dem nicht abgeleitet werden darf,
    dass die Kindertagesstättengesetze der ostdeutschen
    Bundesländer verschlechtert werden können.

    Wir wollen mit dem Gesetz bis 2010 circa
    230 000 zusätzliche neue Plätze schaffen. Das Gesetz er-
    öffnet den Kommunen die Möglichkeit, die Umsetzung
    dieser Pflichtaufgabe – ich betone das – flexibel und am
    lokalen Bedarf orientiert vorzunehmen. Sie sind aber zu
    einer verbindlichen Ausbauplanung und jährlichen Bi-
    lanzierung des Fortschritts verpflichtet.

    Aber es geht nicht nur um Quantitäten, sondern vor
    allem auch um Qualität. „Betreuung, Bildung und Erzie-
    hung“ heißt die Trias, die auch von der OECD begrüßt
    werden wird und die jetzt auch für die Kindertagespflege
    gilt. Dies wird unter anderem durch bessere Qualifizie-
    rung und bessere soziale Absicherung von Tagesmüttern
    und Tagesvätern erreicht. Es ist aber nicht Aufgabe des
    Bundes, Qualitäts- und Bildungskriterien detailliert zu
    regeln. Das wissen Sie genauso gut wie wir. Das wird
    auch in Ihrem Antrag deutlich. Deshalb gehen die Vor-
    würfe, das TAG schreibe zu wenig zu Qualität und Bil-
    dung vor, ins Leere.

    Ich bin im Übrigen dankbar dafür, dass sich in der
    Zwischenzeit alle Länder auf vorschulische Bildungs-
    ziele verständigt haben und dass unsere nationale Quali-
    tätsinitiative mit der Mehrzahl der Länder durchgeführt
    wird. Das ist eine Form von Föderalismus, die funktio-
    niert und die den Wünschen der Menschen entspricht:
    Der Bund gibt einen verlässlichen Rahmen vor und die
    Länder füllen ihn aus, auch im Wettbewerb miteinander.
    Deshalb ist es im Interesse der Kinder in ganz Deutsch-
    land gut, dass das Kinder- und Jugendhilferecht in der
    Zuständigkeit des Bundes liegt. Das muss auch so blei-
    ben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Der Bedarf von zusätzlich mindestens 230 000 Plät-
    zen soll in dreifacher Weise gedeckt werden: über das
    Öffnen der Kindertagesstätten für unter Dreijährige, über
    qualifizierte Tagespflege und, wo nötig, über neue Krip-
    penplätze. Auf dieser Basis haben wir die Kosten be-
    rechnet, und zwar jeweils zugunsten der Kommunen.
    Wir haben hohe Kosten pro Krippenplatz zugrunde ge-
    legt. Wir haben berücksichtigt, dass unter Dreijährige in
    Kitas einen besseren Personalschlüssel brauchen und die
    Qualifizierung von Tagesmüttern nicht umsonst zu ha-
    ben ist. Wir können unsere Rechnung auf Euro und Cent
    belegen.

    Beginnend mit 400 Millionen Euro netto im Jahr
    2005 entstehen bis zum Jahre 2010 1,5 Milliarden Euro






    (A) (C)



    (B) (D)


    Bundesministerin Renate Schmidt

    Belastung für die Kommunen. Bis heute habe ich zwar
    vielfältige Äußerungen des Inhalts gehört, das reiche
    nicht, aber keinen einzigen Beleg für höhere Kosten ge-
    sehen.


    (Ina Lenke [FDP]: Aber auch nicht andersherum!)


    – Ich kann das belegen. Ich kann das offen legen. Sie
    können mich gern besuchen, Frau Lenke, und ich zeige
    Ihnen, was das kostet – bis ins letzte Detail.


    (Beifall der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Ina Lenke [FDP]: Ja, gut!)


    Diese 1,5 Milliarden Euro sollen über das Zusam-
    menlegen von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe finan-
    ziert werden.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist doch eine Luftnummer!)


    2,5 Milliarden Euro an Einsparungen der Kommunen
    werden verbindlich – so steht es im Gesetz – entstehen.
    Die Einsparungen kommen bei den Ländern an – das
    weiß ich wohl –, aber die haben sich verpflichtet, diese
    an die Kommunen weiterzugeben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie sollen – auch das steht so im Gesetz – für Kinderbe-
    treuung und Investitionen eingesetzt werden.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ich habe das Gefühl, da wird so mancher Euro doppelt ausgegeben!)


    Für die Erfüllung dieser Pflichtaufgabe der Kommu-
    nen – das ist außerhalb jeder finanziellen Verantwortung
    des Bundes; vielleicht darf man das noch einmal sagen –


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    werden für ganz Westdeutschland in 2005 gerade einmal
    – ich habe es eben gesagt – 400 Millionen Euro netto be-
    nötigt. Dem stehen Entlastungen der Kommunen im sel-
    ben Jahr, 2005 – das ist nachrechenbar –, von 6,6 Mil-
    liarden Euro gegenüber, die auf den Bund zurückgehen.
    6,6 Milliarden Euro Entlastung!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Das ist doch eine Luftbuchung! Eine absolute Luftbuchung!)


    Ich halte noch einmal fest: auf der einen Seite eine Ent-
    lastung in Höhe von 6,6 Milliarden Euro, auf der ande-
    ren Seite eine Belastung in Höhe von 400 Millionen im
    Jahr 2005.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Kein sozialdemokratischer Kommunalpolitiker nimmt Ihnen das ab!)


    Wir müssen deshalb nicht an erster Stelle eine De-
    batte über Finanzen, sondern über die Setzung neuer
    Prioritäten zugunsten von Kindern und Familien führen.
    Diese muss in der Bundesrepublik Deutschland endlich
    einmal stattfinden.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Antje Tillmann [CDU/CSU])


    Wir in der Bundesregierung setzen diese Prioritäten und
    erwarten dies auch von Ländern und Kommunen. Wir
    entlasten die Kommunen im Übrigen über die
    2,5 Milliarden Euro hinaus, und zwar dadurch, dass wir
    sechs von sieben Vorschlägen des Bundesrates, die vom
    Freistaat Bayern und vom Land Nordrhein-Westfalen
    kommen, aufgreifen, um Fehlentwicklungen in der Kin-
    der- und Jugendhilfe zu beseitigen. Das reicht vom stär-
    keren Heranziehen von einkommensstarken Eltern bei
    der stationären Unterbringung ihrer Kinder bis zur
    Stärkung der Jugendämter. Über deren Köpfe hinweg
    dürfen nicht länger Kosten verursacht werden, die sie
    dann nur noch begleichen dürfen. Mit diesen Maßnah-
    men entlasten wir die Kommunen pro Jahr zusätzlich um
    220 Millionen Euro.

    Liebe Kollegen, liebe Kolleginnen, meine sehr geehr-
    ten Herren, meine sehr geehrten Damen, mit dem TAG
    erfüllen wir nicht alle Wünsche; das weiß ich. Manche
    möchten mehr: mehr Bildung, Einbeziehung von noch
    mehr oder gar allen Kindern oder einen verbindlichen
    Rechtsanspruch. Für andere ist das, was wir vorgesehen
    haben, bereits viel zu viel. Ich meine, das TAG stellt eine
    realistische und finanzierbare Lösung dar. Das TAG stei-
    gert die Quantität und die Qualität von Kinderbetreuung
    und der Bund überschreitet mit diesem Gesetz nicht
    seine Kompetenzen. Die Zustimmung zu diesem Gesetz-
    entwurf in der Gesellschaft ist groß. Sie reicht von den
    Kirchen über die Wirtschaftsverbände und den DGB bis
    hin zu Wohlfahrtsorganisationen und dem Kinderschutz-
    bund, von Oberbürgermeisterinnen und Oberbürger-
    meistern von SPD und CDU bis hin zu Einzelpersonen
    wie Gesine Schwan, Rita Süssmuth oder Sandra
    Maischberger. Wenn Sie eine Blockadehaltung gegen
    dieses Gesetz einnehmen, werden Sie – das prophezeie
    ich Ihnen – scheitern.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Otto Fricke [FDP]: Wer will die denn? – Ina Lenke [FDP]: So ein Quatsch! Keiner will die!)


    Wir sollten lieber gemeinsam dafür sorgen, dass dieses
    Gesetz zu einem Erfolgsprojekt wird.

    Meine sehr geehrten Herren, meine sehr geehrten Da-
    men, mit dem Haushalt des Einzelplans 17 wird dafür
    gesorgt, dass Kinder- und Familienarmut abnimmt, es zu
    mehr Familienfreundlichkeit kommt, die Gleichstellung
    von Frauen und Männern gefördert wird und Kindern
    mehr Bildungschancen verschafft werden. Es ist ein
    Haushalt für die Zukunft.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







    (A) (C)



    (B) (D)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile das Wort Kollegin Maria Böhmer, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Maria Böhmer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Guten Morgen, Herr Präsident! Liebe Kolleginnen

    und Kollegen! Wir haben soeben gehört, man dürfe bei
    Kindern und Jugendlichen nicht sparen. Aber, Frau
    Ministerin Schmidt, genau das tun Sie mit diesem Haus-
    halt. Ihr familienpolitischer Haushalt sieht für das Jahr
    2005 ein Minus von 238 Millionen Euro vor. Das ist die
    zentrale Botschaft. Das ist ein Minus von 4,4 Prozent.
    Das ist die größte Kürzung bei allen Haushalten im Be-
    reich der Bundesregierung. Diese Negativbotschaft geht
    von diesem Haushalt aus.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es kommt ein Zweites hinzu: Ich kann Ihnen nicht er-

    sparen, dieses zu erwähnen, auch wenn Sie auf Verbesse-
    rungen verweisen, die Familien, die von Sozialhilfe le-
    ben, zugute kommen. Die Lage der Familien in
    Deutschland hat sich nicht verbessert. Trotz steuerlicher
    Verbesserungen geht es den Familien in Deutschland
    schlechter. Sie kämpfen täglich darum, wie sie ihre Aus-
    gaben bewältigen können, denn die Schieflage ist da.
    Die täglichen Ausgaben fressen die steuerlichen Entlas-
    tungen auf: die geringere Entfernungspauschale, die hö-
    heren Benzinkosten, mehr Ausgaben für Öl, Gas und
    Müll. Außerdem hat der rot-rote Senat in Berlin die
    Lernmittelfreiheit abgeschafft und die Kindergartenbei-
    träge sind in astronomische Höhen gestiegen – bis zu
    500 Euro pro Kind! –, was zur Folge hat, dass die Kinder
    vom Kindergarten abgemeldet werden. Das ist die Reali-
    tät in Deutschland.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir brauchen eine neue Prioritätensetzung für Fa-

    milien, wohl wahr; wir brauchen aber die richtige Priori-
    tätensetzung. Schauen Sie in die unionsregierten Länder.
    Seit Jahren haben wir uns angestrengt und dafür ge-
    kämpft, dass der Ausbau der Kinderbetreuung voran-
    kommt. In den unionsregierten Ländern finden Sie die
    besten Voraussetzungen für die Kinderbetreuung. Aber
    ich sage auch ganz klar: Wir brauchen einen weiteren
    Ausbau für die unter Dreijährigen und wir brauchen
    mehr Ganztagsangebote.


    (Elke Ferner [SPD]: Hört! Hört!)

    Wir haben hier nichts versäumt. Wir sind in Hessen und
    Bayern mit Bildungsplänen vorangegangen. Das ist die
    Botschaft der Union.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Zu dem, was in Ihrem Haushalt real geschieht, Frau

    Schmidt. Sie haben eben gesagt, die Kürzungen beim Er-
    ziehungsgeld seien die Kürzungen des vergangenen Jah-
    res. Aber sie schlagen dieses Jahr für die jungen Fami-
    lien voll durch. Die Einkommensgrenzen sind um
    40 Prozent gesenkt worden. 40 Prozent weniger! Das
    soll Mut machen für Kinder? Die Botschaft geht genau
    in die andere Richtung; denn die Familien haben keine
    Sicherheit und sie werden sich zögerlich verhalten, wenn
    es um die Realisierung des Kinderwunsches geht.

    In dieser Situation verkünden Sie uns eine neue Leis-
    tung: das Elterngeld; es soll aus dem Dilemma heraus-
    führen. Wir haben Ihnen gestern gesagt, wir werden uns
    ganz genau anschauen, was dieses Elterngeld bedeutet.
    Aber bis heute kennen wir nicht einmal ein Konzept. Sie
    haben selbst gesagt, Sie haben das noch nicht einmal
    durchgerechnet. Ich sehe in den Reihen der SPD, dass
    Sie hart damit ringen; denn Sie müssen sich dann von ei-
    nem ehernen Grundsatz der SPD verabschieden, nämlich
    dem Grundsatz, dass jedes Kind gleich viel wert ist. Wie
    wollen Sie in Ihren eigenen Reihen und wie wollen Sie
    in Deutschland vermitteln, dass demnächst nicht mehr
    jedes Kind gleich viel wert ist?


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Bei diesem Konzept kommt ein Punkt hinzu. Ich

    habe, genau wie Sie, schon in den 80er-Jahren nach
    Schweden geschaut. Wir haben beide, wie viele andere
    in diesem Raum, genau betrachtet, was in anderen Län-
    dern geschieht, um eine bessere Vereinbarkeit von Fami-
    lie und Beruf herzustellen. In Schweden dient das El-
    terngeld hauptsächlich der Gleichstellung von Mann und
    Frau; es ist kein Instrument, um eine Steigerung der Ge-
    burtenrate zu erreichen. Die Sprache und die Botschaf-
    ten in Schweden sind eindeutig. Aus dem Jahr 2001 gibt
    es die Schlagzeile: Schweden sorgt sich um seine Gebur-
    tenrate. Es sorgt sich, weil die Geburtenrate von 1990
    mit 2,14 Kindern zunächst auf 1,5 Kinder und bis heute
    auf 1,3 Kinder – das ist exakt die gleiche wie in
    Deutschland – zurückgegangen ist. Und Sie sprechen da-
    von, dass das Elterngeld zu einer Steigerung der Gebur-
    tenrate führen soll? Ich warne vor einem Irrweg und vor
    einem Ansatz, der nicht tragfähig ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Was Not tut, ist eine klar strukturierte Familienförde-

    rung. Wir haben derzeit in Deutschland Ausgaben von
    circa 150 Milliarden Euro für 155 Maßnahmen und
    39 Stellen im familienpolitischen Bereich. Damit stehen
    wir vor einem familienpolitischen Dschungel. Liebe
    Frau Ministerin Schmidt, das ist ein Thema, dessen Sie
    sich annehmen müssen: Licht in diesen Dschungel zu
    bringen, für Transparenz und mehr Gerechtigkeit zu sor-
    gen. Das ist es, was Familien in unserem Land brauchen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich nenne Ihnen zwei Wege. Der eine Weg ist: Schaf-

    fen Sie Transparenz. Wir wollen von Unionsseite die fa-
    milienpolitischen Leistungen in einer Familienkasse
    bündeln. Es kann nicht mehr sein, dass nach dem Gieß-
    kannenprinzip viel gegeben wird. Wir brauchen eine
    zielgerichtete Familienpolitik. Dazu gehört eine fami-
    lienfreundliche Steuerpolitik; denn Familien brauchen
    mehr Geld in der Tasche und nicht weniger, wie es der-
    zeit in Deutschland der Fall ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ina Lenke [FDP])







    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Maria Böhmer

    Der zweite Weg wird in Frankreich gegangen. In

    Frankreich zahlt nur noch die Hälfte der Haushalte
    Lohn- und Einkommensteuer, weil eine klare Entlastung
    der Familien mit Kindern existiert. Ab dem dritten Kind
    sind die Familien von der Steuer freigestellt.

    Mit unserem Steuerkonzept, das neben dem Arbeit-
    nehmerrfreibetrag von 1 000 Euro einen Grundfreibetrag
    von 8 000 Euro vorsieht, muss eine Familie mit zwei
    Kindern bei einem Einkommen bis zu 33 000 Euro
    null Euro Steuern zahlen. Das ist die positive Botschaft
    für Familien in Deutschland. Es gilt, dieses Konzept um-
    zusetzen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    An dieser Stelle sage ich Ihnen ganz deutlich: Es ist

    fatal, dass Sie auch bei der Pflegeversicherung einen
    falschen Weg eingeschlagen haben. Dadurch wird eine
    falsche Botschaft ausgesendet. Durch die Neuregelung
    der Pflegeversicherung erfüllen Sie nämlich nicht das
    Urteil des Bundesverfassungsgerichts, Familien zu ent-
    lasten. Sie belasten vielmehr die Kinderlosen. Die Eltern
    haben null Euro Vorteil von dieser Regelung und bleiben
    auf der gleichen Belastung sitzen.


    (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Und Sie erhöhen erst einmal die Beiträge für alle!)


    Dagegen führt der Kinderbonus, den wir einführen wol-
    len, zu einer Entlastung der Familien. Eine Alleinerzie-
    hende mit zwei Kindern und einem Einkommen von
    1 000 Euro wird zukünftig bei 5 Euro Kinderbonus
    null Euro Beitrag zur Pflegeversicherung zahlen. So
    muss man es machen: Entlastung der Familien, nicht Be-
    lastung der Kinderlosen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


    Ihre Aktivitäten im Bereich der Gleichstellungspoli-
    tik: Fehlanzeige. Auch die Seniorenpolitik – unsere Ge-
    sellschaft wird immer älter; das ist eines der drängends-
    ten Probleme in unserem Land – tritt auf der Stelle. Vom
    Nationalen Aktionsplan zur Bewältigung der demogra-
    phischen Herausforderung, dem Kernstück Ihrer Politik
    für ältere Menschen, ist nichts zu sehen: Fehlanzeige.
    Mit der Diskussion über das Tagesbetreuungsausbauge-
    setz blenden Sie derzeit alles andere aus.

    Für die Union sage ich klar und deutlich: Wir wollen
    den Ausbau der Kinderbetreuung. Wir wollen im
    Ganztagsbereich und im schulischen Bereich sowohl mit
    der Betreuung der unter 3-jährigen Kinder als auch mit
    der Betreuung für alle anderen Kinder vorankommen.
    Die Botschaft ist klar: mehr Kinderbetreuung, mehr
    Ganztagsplätze und mehr frühkindliche Förderung.


    (Zustimmung bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Aber es muss auch bezahlbar sein und solide finanziert
    werden. Genau da liegt der Fehler in Ihrem Gesetz.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ina Lenke [FDP])

    Frau Schmidt, Sie sind zurückgerudert. Sie haben
    heute gesagt, es solle 230 000 Betreuungsplätze geben.
    Das ist immerhin etwas. Aber Sie hatten ursprünglich
    eine 20-prozentige Versorgungsquote eingeplant. Frau
    Deligöz hat immer von einem Rechtsanspruch auch für
    die unter 3-Jährigen geträumt.


    (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Wir haben eben noch Träume!)


    Das ist durchaus eine mögliche Zielvorstellung. Frau
    Deligöz, Sie haben jetzt dieses Gesetz als mutlos be-
    zeichnet. Da haben Sie Recht. Nicht nur dieses Gesetz,
    sondern die gesamte Familienpolitik dieser Bundesregie-
    rung ist mutlos. Wenn in diesem Land Mutlosigkeit aus-
    gestrahlt wird, ist die Anzahl der geborenen Kinder nicht
    so groß, wie wir uns das wünschen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Oh!)


    Hinzu kommt: Der Ausbau soll nicht bis 2006 erfol-
    gen, sondern erst bis zum Jahr 2010. Was machen denn
    Eltern, deren Kind jetzt geboren wird? Denn bis es die
    Betreuungsplätze gibt, ist das Kind schon in der Grund-
    schule. Das kann doch nicht die frohe Botschaft sein, die
    Sie hier verkünden wollen.

    Trotzdem, Frau Schmidt: Wir werden gemeinsam mit
    Ihnen dafür kämpfen, dass es mehr Kinderbetreuungs-
    plätze gibt und dass es mehr und bessere Bildung gibt.
    Der qualitative Aspekt ist durchaus auch für den Bun-
    desgesetzgeber wichtig. Ich glaube, da sind wir uns ei-
    nig. Aber Sie haben eine Weichenstellung in Ihrem Ge-
    setz vorgenommen, die genau im Widerspruch dazu
    steht. Wenn Sie sagen, das Kriterium „bedarfsgerecht“
    wird festgemacht an der Erwerbstätigkeit der Eltern,
    dann halte ich das für falsch. Denn alle Eltern – egal ob
    die Mutter oder der Vater erwerbstätig ist – müssen die
    Möglichkeit haben, ihr Kind in eine Kita – egal ob in
    eine Krippe oder in einen Kindergarten – zu schicken.
    Dieser Anspruch kann nicht an der Erwerbstätigkeit der
    Eltern festgemacht werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ina Lenke [FDP])


    Wir haben in Bayern und Baden-Württemberg die
    höchste Frauenerwerbsquote. Dort gibt es mit 1,4 auch
    die höchste Geburtenrate. Das hängt auch mit einer gu-
    ten wirtschaftlichen Entwicklung und mit einer besseren
    Arbeitsmarktsituation zusammen. Die klare Botschaft
    ist: Familien brauchen Sicherheit, auch Sicherheit durch
    einen Arbeitsplatz. Das bedeutet: Wir müssen Deutsch-
    land in puncto wirtschaftlicher Entwicklung wieder
    voranbringen und mehr Arbeitsplätze schaffen. Hinzu
    kommen müssen dann noch mehr Kinderbetreuungs-
    möglichkeiten, eine bessere frühkindliche Erziehung
    und eine steuerliche Entlastung. Wir werden auch über
    das Elterngeld reden müssen. Vielleicht werden wir dann
    in Deutschland eine Wende erreichen.

    Wir haben einen Antrag vorgelegt. In diesem Antrag
    haben wir deutlich gemacht, wie man Eltern nicht stän-
    dig belastet, sondern entlastet. Im Saarland ist man vor
    Jahren den Weg gegangen, das dritte Kindergartenjahr






    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Maria Böhmer

    für Eltern kostenfrei zu stellen. Das ist ein Weg, den ich
    mir für ganz Deutschland wünsche.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Denn damit würden Eltern entlastet und bessere Bedin-
    gungen für Familien herbeigeführt.

    Mein Fazit lautet: Wir brauchen in der Familienpoli-
    tik einen Paradigmenwechsel; Frau Schmidt, Sie haben
    Recht. Wir dürfen nicht mehr in dem Gegensatz denken:
    entweder bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf
    durch Ausbau der Kinderbetreuung – wozu selbstver-
    ständlich auch die Wirtschaft gehört, die familienfreund-
    liche Arbeitsplätze schaffen muss – oder finanzielle För-
    derung. Beides muss zugleich geschehen!

    Was Familien in unserem Land aber wirklich brau-
    chen, ist ein Politikwechsel, ein Wechsel von Rot-Grün
    zur Union.


    (Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Denn dort, wo die Union regiert, geht es den Familien
    und den Kindern besser. Deshalb brauchen wir auch auf
    Bundesebene einen Wechsel.

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Da müssen Sie ja selbst lachen!)