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ID1512203500

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    8. SPD-Fraktion.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/122 Tagesordnungspunkt 6: (Haushaltsgesetz 2005) (Drucksache 15/3660) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2004 bis 2008 (Drucksache 15/3661) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Einzelplan 04 Bundeskanzleramt Michael Glos (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Ausfüh- rungsgesetzes zum Chemiewaffenüberein- kommen (CWÜAGÄndG 1) (Drucksachen 15/3447, 15/3592, 15/3684) . . Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble (CDU/CSU) . . . . . . . Joseph Fischer (Frankfurt) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gernot Erler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . 11078 A 11078 A 11078 B 11085 B 11093 B 11126 C 11126 D 11131 B 11133 C 11134 B 11137 A 11139 A Deutscher B Stenografisch 122. Sitz Berlin, Mittwoch, den 8 I n h a l Nachruf auf den Abgeordneten Dr. Günter Rexrodt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Begrüßung der neuen Abgeordneten Hellmut Königshaus, Angela Schmid und Artur Auernhammer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Glückwünsche zum Geburtstag des Bundes- ministers Otto Schily sowie der Abgeordne- ten Barbara Wittig und Hans-Peter Uhl . . . Benennung der Abgeordneten Marianne Tritz als Schriftführerin . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2005 F S A D J B E A i 11077 A 11077 D 11077 D 11077 D DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Angela Merkel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11097 D 11102 C undestag er Bericht ung . September 2004 t : ranz Müntefering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . teffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . nja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . oachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ernhard Kaster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . inzelplan 05 uswärtiges Amt n Verbindung mit 11110 C 11118 C 11120 B 11121 B 11123 D 11125 B Uta Zapf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . 11141 B 11142 C II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 122. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. September 2004 Dr. Gerd Müller (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Gernot Erler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Gert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) . . . . . . . Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Günter Gloser (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 14 Bundesministerium für Verteidigung Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . Dietrich Austermann (CDU/CSU) . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Günther Friedrich Nolting (FDP) . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Schmidt (Fürth) (CDU/CSU) . . . . . Verena Wohlleben (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Kossendey (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Elke Leonhard (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Helmut Rauber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . Rudolf Kraus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Löning (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ralf Brauksiepe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Detlef Dzembritzki (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . Karin Kortmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 11143 C 11145 A 11146 A 11147 A 11149 A 11150 B 11152 C 11154 B 11155 D 11158 C 11161 A 11162 D 11164 B 11166 C 11168 A 11169 C 11171 B 11172 B 11175 A 11176 C 11178 B 11179 C 11181 C 11183 B 11184 C 11185 B 11185 D 11187 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 122. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. September 2004 11077 (A) ) (B) ) 122. Sitz Berlin, Mittwoch, den 8 Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 122. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 8. September 2004 11187 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Deittert, Hubert CDU/CSU 08.09.2004* Dr. Guttmacher, Karlheinz FDP 08.09.2004 Lintner, Eduard CDU/CSU 08.09.2004* Raidel, Hans CDU/CSU 08.09.2004** Sauer, Thomas SPD 08.09.2004 Schauerte, Hartmut CDU/CSU 08.09.2004 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 08.09.2004 Schöler, Walter SPD 08.09.2004 Schösser, Fritz SPD 08.09.2004 Schreck, Wilfried SPD 08.09.2004 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 08.09.2004 Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 08.09.2004* Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich 122. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 8. September 2004 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Schäuble


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    (Gernot Erler [SPD]: Nein!)


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    (Beifall des Abg. Michael Glos [CDU/CSU])





    (A) )


    (B) )


    Deshalb dürfen wir zum Beispiel Russland und Amerika
    auch nicht mit unterschiedlichen Maßstäben messen; das
    macht keinen Sinn.

    Unser Interesse ist eine enge Partnerschaft. Je mehr
    die Europäer zu einer gemeinsamen, geschlossenen Po-
    sition fähig sind und Verantwortung übernehmen, umso
    mehr wird unser Wort auch in den Vereinigten Staaten
    von Amerika partnerschaftlich wahrgenommen. Darauf
    müssen wir setzen. In diesem Sinne müssen wir unsere
    Politik gestalten.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Das heißt ja nicht, dass man mit dem Präsidenten der

    Vereinigten Staaten von Amerika in allen Fragen einer
    Meinung sein muss. Ich bin zum Beispiel in der Frage
    der Mitgliedschaft der Türkei in der EU nicht der
    Meinung des Präsidenten der Vereinigten Staaten von
    Amerika. Das scheint der einzige Punkt zu sein, in dem
    die Bundesregierung mit dem amerikanischen Präsiden-
    ten voll übereinstimmt.

    Ich sage Ihnen, warum ich anderer Meinung bin. Ihre
    These, dass die Rolle der Türkei für die Stabilisierung
    des Nahen und Mittleren Ostens von essenzieller Bedeu-
    tung ist, ist völlig unbestritten. Das sehen die Amerika-
    ner so und das sehen alle in Europa und auch wir so.
    Aber dass die Türkei große Fortschritte auf dem Weg zu
    einer verlässlichen Demokratie und einem stabilen de-
    mokratischen Rechtsstaat gemacht hat und immer ein
    verlässlicher Partner war, ist unabhängig von der Frage,
    ob die Türkei Mitglied der Europäischen Union werden
    soll oder nicht.

    Da stellt sich die Frage: Was ist eigentlich der Inhalt
    der europäischen Einigung? Wollen wir eine wirkliche
    politische Union Europas mit Integration oder wollen
    wir – wie Sie es offenbar inzwischen in Abweichung von
    früheren Positionen meinen – ein Europa, das möglichst
    groß ist und möglichst wenig politische Identifikation
    bietet? Wenn wir das Projekt der politischen Einigung
    Europas zerstören, weil sich die Menschen nicht mehr in
    einem Europa der politischen Einheit wiederfinden wol-
    len, dann wird das am Ende auch nicht im Interesse der
    Türkei sein.

    Deswegen finde ich, dass es notwendig ist, jetzt mit
    der Türkei offen darüber zu reden, was in beiderseitigem
    Interesse auf Dauer die bessere Lösung ist.

    Herr Außenminister, Sie sind nicht ehrlich.

    (Gernot Erler [SPD]: Na! Na!)



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    (C (D Doch. – Ich zitiere aus der „Frankfurter Allgemeinen eitung“ vom gestrigen Dienstag, dem 7. September. ort heißt es: Er gemeint ist der Außenminister – beteuerte ein weiteres Mal, die Entscheidung über die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen sei nicht gleichbedeutend mit der Entscheidung über den Beitritt selbst. (Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Das ist doch völlig klar!)


    Natürlich ist es klar. Aber es ist eben anders gemeint.

    (Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Hören Sie doch zu! – Es heißt weiter:

    In jedem Falle werde eines Tages eine „euro-
    pareife“ Türkei „leichter“ mit der Entscheidung
    umgehen können, ob ein Beitritt vollzogen werden
    könne oder nicht.


    (Uta Zapf [SPD]: Auch das ist richtig!)

    Wenn die Beitrittsverhandlungen jetzt so aufgenom-
    en werden, wie Sie es fordern, und wenn die Türkei
    uropareif ist, dann ist die Entscheidung für eine Mit-
    liedschaft der Türkei gefallen. Unsere Meinung ist,
    ass wir jetzt zu Beginn der Verhandlungen sagen soll-
    en: Es ist nicht nur die Frage einer künftigen Euro-
    areife der Türkei, ob sie Mitglied der Europäischen
    nion werden kann, sondern es ist auch und zuerst die
    rage, ob die Europäische Union eine Erweiterung über
    ie Grenzen des europäischen Kontinents hinaus vertra-
    en kann. Wenn Sie diese Frage offen lassen wollen – in
    er Passage, die ich vorhin zitiert habe, ist sie offen ge-
    assen –, dann sollten Sie dies vor Beginn der Verhand-
    ungen sagen. Wenn Sie das tun, dann übernehmen Sie
    ie Position der CDU/CSU. Stimmen Sie dem zu!


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Denn alles andere ist unrealistisch. Eine andere Vor-

    ehensweise setzt nur das fort, was Sie, Herr Fischer, ge-
    egentlich zu Recht kritisieren.
    Ich habe an dieser Stelle oft gesagt: Es ist wahr, dass
    ir Europäer seit dem Abschluss des Assoziierungsab-
    ommens von 1963 – im Grunde genommen schon seit
    em türkischen Antrag 1959 – bei der Türkei die Erwar-
    ung geweckt haben, dass sie Mitglied der Europäischen
    nion werden kann, wenn sie eines Tages die Vorausset-
    ungen erfüllt. Meine Meinung ist – dazu gibt es auch in
    nseren Reihen unterschiedliche Auffassungen –, dass
    ir uns davon nicht einseitig verabschieden können. Wir
    aben Erwartungen geweckt, denen wir auch entspre-
    hen müssen.
    Wenn Sie kritisieren, dass man 40 Jahre lang diese Er-
    artung geweckt hat, sich aber nicht auf eine Mitglied-
    chaft festlegen will, dann sollten Sie diesen Prozess
    etzt nicht fortsetzen. Deswegen ist unsere dringende
    itte und unser Appell: Wenn man jetzt im Europäischen






    (A) )



    (B) )


    Dr. Wolfgang Schäuble

    Rat die Entscheidung trifft, Verhandlungen aufzuneh-
    men, dann sollte man bei der Formulierung des Mandats
    klar sagen, dass diese Entscheidung nicht bedeutet, dass
    es nur von der Entwicklung in der Türkei abhängt, ob sie
    Mitglied werden kann. Die Frage bleibt offen und sie
    muss einvernehmlich beantwortet werden. Das ist der
    entscheidende Punkt und nichts anderes.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Hermann Otto Solms [FDP])


    Herr Bundesaußenminister, diese Position wird die
    Entwicklung der Türkei hin zur Demokratie, zur Stabili-
    tät und zu einem verlässlichen Partner des Westens in
    gar keiner Weise beschädigen. Deswegen lautet mein
    Appell: Hören Sie auf, so zu tun, als würde die Position
    der CDU/CSU in irgendeiner Weise den Kampf gegen
    den internationalen Terrorismus gefährden und das An-
    liegen für mehr Stabilität in der globalisierten Welt
    schwächen!


    (Uta Zapf [SPD]: Falsch!)

    Das ist nicht wahr. Ich glaube, das Gegenteil ist richtig.
    Wer die politische Einigung Europas gefährdet – Sie
    wissen selber, dass diese Gefahr in der Überdehnung der
    Europäischen Union liegt –, wird die Chancen für einen
    erfolgreichen Kampf gegen den Terrorismus und für
    mehr Stabilität in der globalisierten Welt mindern. Des-
    wegen ist es genau andersherum.

    Eine letzte Bemerkung will ich zu Ihrem Vorwurf ma-
    chen, es gebe taktische Spielchen bei der Ratifizierung
    des Verfassungsvertrags. Damit können Sie nur den
    Vorschlag von Herrn Müntefering und der SPD gemeint
    haben.


    (Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Genauso ist es!)


    Es ist offensichtlich, was mit diesem Vorschlag be-
    zweckt werden soll. Ich bin seit langem aus, wie ich
    finde, guten Gründen – ich respektiere aber unterschied-
    liche Meinungen – gegen die Einführung plebiszitärer
    Elemente auf Bundesebene.

    Kürzlich ist in einer Diskussion gesagt worden, man
    habe Plebiszite wegen der Erfahrungen von Weimar
    nicht eingeführt; man wollte mit dem Grundgesetz sta-
    bile Verhältnisse schaffen. Heute aber bestehe diese
    Sorge nicht mehr; es gebe stabile Verhältnisse und des-
    wegen könne man sich plebiszitäre Elemente leisten.
    Jetzt aber wird die Einführung von Plebisziten damit be-
    gründet, dass die Bindekraft der demokratischen Institu-
    tionen, auch des Parlaments, schwächer werde. Deswe-
    gen brauche man plebiszitäre Elemente. Dem entgegne
    ich: Weil die Verhältnisse offenbar nicht mehr so stabil
    sind, wie man seit 1949 geglaubt hat, will man nun das
    machen, was man aus Gründen der Stabilität 1949 nicht
    gemacht hat. Das scheint mir nicht zwingend logisch zu
    sein.

    Man kann unterschiedlicher Meinung sein. Ich bin
    entschieden gegen solche Elemente. Ich sage Ihnen aber
    auch: Wenn Sie mit einem Referendum zum Verfas-
    sungsvertrag zündeln, werden Sie ein Referendum über
    einen Beitritt der Türkei nicht verhindern können.

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    (C (D (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Logisch! So ist es!)


    arüber muss man sich im Klaren sein. Es macht doch
    einen Sinn, zu sagen: Wir wollen Volksentscheide
    ann, wenn wir sicher sind, dass die Bevölkerungsmehr-
    eit die Position der Bundesregierung bestätigt. Dann
    ollte man ehrlicherweise sagen, dass es gar nicht darum
    eht, dass das Volk mehr entscheiden soll, sondern da-
    um, dass eine schwache Regierung eine zusätzliche Be-
    tätigung braucht. Dafür sind Volksentscheide und die
    erfassung zu schade.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    enn wir dies wollen, müssen wir es ernst damit mei-
    en. Darum geht es.
    Wir glauben, dass wir in einer Zeit, in der wir uns aus

    ielen Gründen um die Stabilität unserer demokratischen
    nstitutionen mehr Sorgen machen müssen, als wir in
    olchen Debatten gelegentlich zugeben, behutsam mit
    er Frage umgehen sollten, ob wir eine scheinbar grö-
    ere Bürgerbeteiligung wollen, die in Wahrheit gar nicht
    o gemeint ist, weil sie sich so nicht vollziehen kann.
    enn bei einer Volksabstimmung über den EU-Verfas-
    ungsvertrag ginge es ja um die Frage, ob man lieber den
    etzigen Rechtszustand der Europäischen Gemeinschaft
    der in der Summe die Verbesserung des Verfassungs-
    ertrags möchte. Diese Frage wird aber ganz sicher we-
    er die große Mehrzahl unserer Mitbürger an die Urnen
    reiben, noch wird sie bei einer Abstimmung ausschlag-
    ebend sein. Deswegen stimme ich Ihnen in diesem
    unkt zu. Aber wir sollten dann darauf einwirken, dass
    ie taktischen Mätzchen Ihres Koalitionspartners unter-
    assen werden.
    Mein Plädoyer ist: In einer Welt, in der, wie Sie es be-

    chrieben haben – wir brauchen nicht über etwas zu
    treiten, worüber gar kein Streit besteht –, die Risiken
    rößer und unberechenbarer geworden sind und die An-
    orderungen an die deutsche Außenpolitik und an die eu-
    opäische Gemeinsamkeit größer werden, müssen wir
    eriös arbeiten und dürfen wir keine innenpolitischen
    ätzchen machen.


    (Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Müssten wir! So ist es!)


    Lieber Herr Kollege Fischer, Sie haben zum Schluss
    esagt, Sie wünschten sich dafür mehr Mittel. Dazu will
    ch Ihnen sagen: Es ist schon wahr, dass wir für Ausga-
    ensteigerungen – das zeigt die Haushaltsdebatte – keine
    pielräume haben. Aber das beantwortet nicht die Frage,
    arum der Anteil der Etats des Auswärtigen Amtes, des
    erteidigungsministeriums und des Ministeriums für
    irtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung am
    undeshaushalt zusammengenommen von Jahr zu Jahr
    inkt. Das heißt, es geht gar nicht um eine Erhöhung der
    usgaben, sondern um die Setzung der richtigen Priori-
    äten. Diese Regierung setzt die Prioritäten falsch und
    eswegen werden wir dem Haushalt nicht zustimmen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







    (A) )



    (B) )




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Nächster Redner ist der Kollege Gernot Erler, SPD-

Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Gernot Erler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

    deutsche Außenpolitik und die gesamte internationale
    Politik der Bundesrepublik Deutschland genießen im
    Augenblick weltweit ein bisher nicht da gewesenes An-
    sehen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Herr Kollege Schäuble, ich bedauere es schon, dass Sie
    ein weiteres Mal nicht die Kraft hatten, dies auch nur an-
    nähernd zur Kenntnis zu nehmen, sondern dass Sie er-
    neut Ihre kleinkarierten Anmerkungen zu Einzelfragen
    vorgetragen haben und diesem Hause und der deutschen
    Öffentlichkeit eine Auskunft über die großen Linien der
    Außen- und Sicherheitspolitik Ihrer Fraktion wieder
    schuldig geblieben sind.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Man muss sich schon über Ihren Mut wundern, das
    Thema Türkei anzusprechen. Die kürzeste Formel für
    die Position Ihrer Fraktion zur Türkei lautet: Mit Volker
    Rühe und Friedbert Pflüger für und gegen die EU-Mit-
    gliedschaft der Türkei.


    (Heiterkeit des Abg. Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Das müssen Sie erst einmal in Ordnung bringen, bis Sie
    zu diesem Thema etwas Glaubwürdiges sagen können.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich habe von dem hohen Ansehen der deutschen Au-
    ßenpolitik in der internationalen Politik gesprochen. Das
    hat seinen Grund in der konsequenten Haltung der Bun-
    desregierung in der Irakfrage, die sich mit unserem gro-
    ßen und nachhaltigen Engagement in Afghanistan und
    vor allem auf dem Balkan verbindet. Kein Land außer
    den Vereinigten Staaten hat mehr Verantwortung in Af-
    ghanistan übernommen als Deutschland mit 2 250 Sol-
    daten, unseren zwei regionalen Wiederaufbauteams und
    mit großen Anstrengungen für den zivilen Wiederaufbau
    vor Ort. Kein Land hat so viel Verantwortung in der Bal-
    kanregion übernommen wie Deutschland mit 4 600 Sol-
    daten im Kosovo und in Bosnien-Herzegovina, mit unse-
    rer Unterstützung des Stabilitätspaktes, der SAA, also
    des Assoziierungsprozesses, und mit Wiederaufbaumaß-
    nahmen in den einzelnen Ländern.

    Deutschland setzt sich nach wie vor ganz entschieden
    für den Nahostfriedensplan, niedergelegt in der Road-
    map, ein. Gerade das Engagement des deutschen Außen-
    ministers Joschka Fischer in dieser Frage findet weltweit
    außerordentlich große Anerkennung.

    Dies alles sind die Gründe für das gestiegene Anse-
    hen Deutschlands in der internationalen Politik.

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    (C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sichtbar geworden ist dieses gestiegene Ansehen
    uch an zwei so nicht erwarteten Einladungen an den
    undeskanzler. Er wurde eingeladen, an der 60-Jahr-
    eier des D-Day in der Normandie und an dem Geden-
    en des Aufstandes von Warschau teilzunehmen und
    ort zu sprechen. Ich muss für meine Fraktion sagen:
    er deutsche Bundeskanzler hat diese beiden Einladun-
    en in überzeugender Weise genutzt und zu beiden An-
    ssen kluge und einfühlsame Worte gefunden, denen
    eltweit hoher Respekt gezollt wurde.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    ch möchte ihm ausdrücklich auch im Namen der Koali-
    on für das danken, was er dort getan hat.
    Die letzten Monate waren auch von einer anderen He-

    ausforderung für die Weltöffentlichkeit geprägt, näm-
    ch von der menschlichen Tragödie in Darfur. Auch hier
    at es ein ungewöhnlich intensives Engagement der
    eutschen Politik durch den Bundesaußenminister und
    ie Staatsministerin Frau Müller sowie durch die Ent-
    icklungsministerin Frau Heidemarie Wieczorek-Zeul
    egeben. Der Letzteren möchte ich herzlich für die Lö-
    ung der nicht einfachen Aufgabe danken, anlässlich des
    undertjährigen Gedenkens des Hereroaufstands die
    ichtigen Worte vor Ort zu finden. Ihr gilt dafür unser
    ank und unsere Anerkennung.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Herr Kollege Schäuble, nur weil es dieses internatio-
    ale Ansehen der deutschen Politik gibt, ist es realis-
    sch, sich im Augenblick ernsthaft um eine ständige
    itgliedschaft im Weltsicherheitsrat zu bemühen. Das

    ollte eigentlich auch Ihre Unterstützung finden. Sie
    üssen einmal der deutschen Öffentlichkeit erklären,
    elche Position Sie eigentlich vertreten. Auch Sie wis-
    en, dass sich der Sicherheitsrat in einem Reformprozess
    efindet. Das Wahrscheinlichste wird sein, dass die Zahl
    er Mitglieder auf 24 oder 25 festgelegt wird. Wollen
    ie dann ernsthaft sagen, dass es für Europa ausreicht,
    inen einzigen Sitz unter 25 zu haben? Das kann nicht
    hre Position sein. Bei einer Erweiterung ist es in der Tat
    in internationaler Wunsch, dass Deutschland auch für
    ie Inhalte der eigenen Politik mehr Verantwortung in
    en Vereinten Nationen übernehmen soll. Es ist völlig
    nverständlich, dass das nicht Ihre Unterstützung findet.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir haben Fortschritte erzielt – diese tragen auch zum
    nsehen der deutschen Politik bei – und konnten unsere
    haltlichen Vorstellungen von Politik in der EU voran-
    ringen. Ich rede hier vor allen Dingen von dem großen
    rfolg einer gemeinsamen EU-Strategie unter dem
    itel „Ein sicheres Europa in einer besseren Welt“, in der
    ir viele unserer inhaltlichen Überzeugungen mit dem
    rimat von präventiver Politik, mit dem Primat von
    orausschauender Friedenspolitik wiederfinden. Wir






    (A) )



    (B) )


    Gernot Erler

    werden uns weiter mit Zustimmung vieler anderer Län-
    der dafür einsetzen, dass sich die internationale Politik
    auf starke Weltorganisationen, insbesondere auf eine
    starke UN, stützt und sich auf die Geltung und Verteidi-
    gung des internationalen Rechts konzentriert. Dabei geht
    es um die Abwehr von Gefahren und um das Festhalten
    an internationalen Verträgen und an internationaler Ver-
    tragspolitik und natürlich auch um die konkrete Lösung
    von gefährlichen regionalen Konflikten.

    Damit komme ich zu den aktuellen Ereignissen in
    der Russischen Föderation und in Beslan. Die russi-
    sche Gesellschaft hat in der Tat in den letzten Tagen eine
    Eruption von Gewalt erlebt und eine bisher noch nicht da
    gewesene Serie von brutalsten Anschlägen ertragen
    müssen. Innerhalb von einer Woche wurden zwei Flug-
    zeuge zum Absturz gebracht, dabei gab es 90 Tote. Bei
    einem Selbstmordattentat mitten in Moskau wurden
    11 Menschen getötet. Das Grauen von Beslan hat min-
    destens 335 Tote gefordert, davon sind mehr als die
    Hälfte Kinder. Es ist kein Zufall, dass sich diese Serie
    von Attentaten um den Tag der tschetschenischen Präsi-
    dentschaftswahl gruppiert hat.

    Die russische Gesellschaft steht unter Schock und ist
    traumatisiert. Es ist dort ein Gefühl von Verlassensein
    verbreitet. Für uns besteht jetzt das Wichtigste darin, für
    die betroffenen Menschen vor Ort eine Demonstration
    der tätigen und sichtbaren Unterstützung und Solidarität
    auf die Beine zu stellen. Dazu sind jede Form von Hilfe,
    jede medizinische und psychologische Unterstützung
    und menschliche Kontakte notwendig.

    Das Gefährlichste und Falscheste wäre jetzt eine Ein-
    igelung Russlands als Reaktion auf diesen Schock. Wir
    haben die Absage des Deutschlandbesuchs des russi-
    schen Präsidenten mit Bedauern zur Kenntnis genom-
    men. Wir haben in dieser Lage aber auch Verständnis da-
    für. Wir werden jedoch die Chance nutzen, die sich in
    den nächsten zwei Tagen mit dem 4. Petersburger Dialog
    in Hamburg bietet, um mit unseren Partnern sowie unse-
    ren Kolleginnen und Kollegen aus Russland intensive
    Gespräche zu führen.

    Jeder von uns wird in den nächsten Tagen und auch in
    den nächsten Wochen und Monaten nicht mit erhobenem
    Zeigefinger, sondern mit ausgestreckter Hand in diese
    Gespräche gehen. Die richtige Form, auf diese Situation
    zu reagieren, ist die, dass wir versuchen, gemeinsame
    und richtige Antworten in dieser bedrohlichen Situation
    zu finden.

    Ausgangspunkt dabei müssen unsere gemeinsamen
    Sorgen sein, die in diesen Tagen zunehmend auch in der
    russischen Gesellschaft formuliert werden. Wir müssen
    darüber sprechen, wie realistisch die bisherigen Erfolgs-
    meldungen der russischen Regierung in Sachen Lösung
    des Konflikts, die so genannte Tschetschenisierung des
    Konflikts, gewesen sind. Wir brauchen in Wirklichkeit
    eine ehrliche Bestandsaufnahme als Ausgangspunkt für
    alle weitere Zusammenarbeit in diesem Feld.

    Es muss geklärt werden, was eine politische Lösung,
    zu der sich auch der russische Präsident wiederholt be-
    kannt hat, eigentlich bedeutet. Natürlich kann das nicht

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    (C (D eißen, Verhandlungen mit feigen Kindermördern zu ühren. Es gibt aber andere Elemente, die man erörtern uss, um Beispiel warum die Basis dieser gewaltbereiten Teroristen nicht kleiner, sondern offensichtlich größer ird, immer wieder nachwächst, und welche Rolle dabei ie anhaltende Gewalt gegen die Zivilbevölkerung, die rangsalierung der Zivilbevölkerung in Tschetscheien spielt, teilweise durchgeführt – das muss man leider agen – durch korrupte Teile der russischen Sicherheitsräfte, aber auch durch diese Milizen des Herrn adyrow, die so genannten Kadyrowsy, (Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Da liegen Sie richtig! Sie sollten einmal im Kanzleramt vortragen! Ich glaube nicht, dass Herr Schröder das auch so sieht!)


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Richtig!)


    ie illegal gegen die eigene Bevölkerung vorgehen.
    Weiterhin ist zu klären, welche Rolle bei der politi-

    chen Lösung eine glaubwürdige ökonomische und so-
    iale Perspektive für die tschetschenische Bevölkerung
    nd die ganze Region des Nordkaukasus spielt. Es war
    räsident Putin selber, der sich im Mai bei einer Reise in
    ie Region davon überzeugen konnte, dass die Milliar-
    en Rubel, die dort investiert werden, offensichtlich gar
    icht dort ankommen, wo sie hin sollen. Das trägt zu
    ieser Hoffnungslosigkeit vor Ort bei.
    Diese Verbindung von fehlender Perspektive und
    enschenrechtsverletzungen rechtfertigt keine Form
    on Gewalt. Es ist aber wichtig zu erkennen, dass sie
    omöglich für dieses Nachwachsen der Gewaltbereit-
    chaft mit Verantwortung trägt.
    Ingesamt sind wir davon überzeugt: Unser Nachbar

    nd Partner Russland braucht jetzt viel Kraft, um die
    urchtbaren Prüfungen zu bestehen und um klug und
    irksam zu reagieren und sich nicht in Hass- und Rache-
    efühlen zu verlieren. Wir sind bereit, dabei Partner zu
    ein. Wir sind aber auch überzeugt, dass nur eine offene
    esellschaft die Kraft, die dort benötigt wird, aufbringen
    ann, eine Gesellschaft, die eine transparente Regie-
    ungspolitik öffentlich diskutiert. Diese Kraft, die benö-
    igt wird, um mit diesen Herausforderungen fertig zu
    erden, kann nur von einer funktionierenden Zivilge-
    ellschaft aufgebracht werden.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


    In diesem Sinne sind wir bereit, in dieser Situation
    artner von Russland zu sein.
    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP])