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ID1505902800

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/59 Einzelplan 04 Bundeskanzleramt Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . Katrin Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . . . Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . Günter Gloser SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4987 C 4994 C 5000 D 5001 C 5002 A 5005 C 5006 D 5010 D 5042 C 5043 D 5044 D 5045 B 5048 C 5049 B 5050 A 5051 D 5054 B 5055 D 5057 D Deutscher B Stenografisch 59. Sitz Berlin, Mittwoch, den 1 I n h a l Nachträgliche Gratulation zum 60. Geburtstag der Abgeordneten Erika Lotz . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2004 (Haushaltsge- setz 2004) (Drucksache 15/1500) . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Finanzplan des Bundes 2003 bis 2007 (Drucksache 15/1501) . . . . . . . . . . . . . D A D D A S E B E J 5036 D 4987 B 4987 B Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 5018 A 5025 D undestag er Bericht ung 0. September 2003 t : r. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . ntje Hermenau BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . rnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . teffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . rika Lotz SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ernhard Kaster CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . inzelplan 05 Auswärtiges Amt oseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . 5027 B 5028 D 5030 B 5032 A 5033 C 5035 B 5036 D 5038 D Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Uta Zapf SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5059 C 5061 B II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 59. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2003 Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Hörster CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . Reinhold Robbe SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . Hans Raidel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Merten SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Kossendey CDU/CSU . . . . . . . . . . . Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . Jochen Borchert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Löning FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU . . . . Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Dzembritzki SPD . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ralf Brauksiepe CDU/CSU . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 5063 A 5063 D 5065 A 5066 B 5069 A 5071 B 5072 D 5073 B 5075 C 5077 A 5078 A 5080 A 5081 D 5084 B 5086 D 5088 C 5090 A 5091 A 5091 C 5092 D 5094 A 5094 B 5095 D 5097 C 5099 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 59. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2003 4987 (A) ) (B) ) 59. Sitz Berlin, Mittwoch, den 1 Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 59. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2003 5099 (A) (C) (B) ) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Carstensen (Nordstrand), Peter H. CDU/CSU 10.09.2003 Daub, Helga FDP 10.09.2003 Fritz, Erich G. CDU/CSU 10.09.2003*** Lensing, Werner CDU/CSU 10.09.2003 Dr. Leonhard, Elke SPD 10.09.2003 Letzgus, Peter CDU/CSU 10.09.2003* Müller (Düsseldorf), SPD 10.09.2003 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich * ** ** Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 10.09.2003*** Goldmann, Hans- Michael FDP 10.09.2003 Dr. Happach-Kasan, Christel FDP 10.09.2003 Hartnagel, Anke SPD 10.09.2003 Heinrich, Ulrich FDP 10.09.2003 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2003 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2003 Hustedt, Michaele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2003 Jonas, Klaus Werner SPD 10.09.2003** Kopp, Gudrun FDP 10.09.2003 Künast, Renate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2003 Dr. Kues, Hermann CDU/CSU 10.09.2003 Laurischk, Sibylle FDP 10.09.2003 P R S S T D W D W D (D für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union * für die Teilnahme am Parlamentariertreffen der Interparlamentari- schen Union Michael flug, Johannes SPD 10.09.2003*** auber, Helmut CDU/CSU 10.09.2003** chmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 10.09.2003 inghammer, Johannes CDU/CSU 10.09.2003 rittin, Jürgen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10.09.2003 r. Uhl, Hans-Peter CDU/CSU 10.09.2003 eisheit, Matthias SPD 10.09.2003 r. von Weizsäcker, Ernst Ulrich SPD 10.09.2003 inkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10.09.2003 *** r. Wodarg, Wolfgang SPD 10.09.2003* 59. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 10. September 2003 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage 1
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Antje Hermenau


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau
    erkel hat vorhin in ihrer Rede gesagt, England stünde
    esser da. Wissen Sie, Frau Merkel: England hatte in den
    0er- und 90er-Jahren Maggie Thatcher und wir hatten
    elmut Kohl. In den 90er-Jahren waren Sie doch im Ka-
    inett. Sie standen zwar im Schatten, aber Sie hätten






    (A) )



    (B) )


    Antje Hermenau

    zum Beispiel Herrn Blüm bei seiner Volksverdum-
    mungskampagne „Die Rente ist sicher!“ stoppen kön-
    nen, wenn Sie damals so viel Verantwortung gezeigt hät-
    ten, wie Sie heute eingefordert haben. Das haben Sie
    aber nicht gemacht. Sie geben auch keinen Fehler zu und
    machen außerdem nicht den Eindruck, dass Sie einen Er-
    kenntnisgewinn gehabt haben.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wo ist bitte das Sachargument?)


    Ich erinnere mich sehr wohl daran, dass ein jüngerer
    Kollege der CDU/CSU-Fraktion, der Kollege Storm, erst
    dann die Chance bekam – nämlich im Frühjahr 1998 –,
    den demographischen Faktor in die Rentenversiche-
    rung einzuarbeiten und damit Herrn Blüm auf das histo-
    rische Abstellgleis zu setzen, als Herr Kohl die Wahl
    1998 verloren gab. Das sind Ihre Reformanstrengungen.
    Sie haben Reformen nur angekündigt. Dann wurden Sie
    sozusagen erlöst und mussten sie nie durchsetzen. Das
    ist die Wahrheit.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Ei verbibsch!)

    Um zu erkennen, wie schwierig es ist, Reformen poli-

    tisch durchzusetzen, kann man einen aktuellen Vergleich
    anstellen. Frankreich wird konservativ regiert. Aber der
    Premierminister Raffarin kneift; er will keine strukturel-
    len Reformen durchführen. Wir können uns noch aus-
    führlicher darüber unterhalten, wie die Situation inner-
    halb der EU ist.

    Die deutsche Bundesregierung steht zu Ihrem Ziel.
    Sie will strukturelle Reformen durchführen und legt fast
    jede Woche einen neuen Gesetzesvorschlag dazu auf den
    Tisch. Herr Gerhardt, das Parlament hat die Möglichkeit,
    die Vorschläge gründlich zu beraten. Das scheint mir
    besser zu sein, als einen Haushaltsentwurf vorzulegen,
    der so verabschiedet wird, wie er zwei Monate vorher
    eingebracht wurde.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das tröstet mich wenig!)


    Wir haben alle etwas davon, wenn sich die Parlamenta-
    rier in die entsprechenden Diskussionen verantwortlich
    einbringen können.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das Fundament stimmt nicht, Frau Kollegin Hermenau! Das wissen Sie besser als viele andere!)


    Wenn man sich anschaut, wo die strukturellen Pro-
    bleme liegen, von denen wir immer wieder sprechen,
    dann wird deutlich, dass Länder mit hohen automati-
    schen Stabilisatoren – das sind hohe Beiträge zur Kran-
    kenversicherung, Rentenversicherung und hohe Ausga-
    ben zur Finanzierung der Arbeitslosigkeit – immer dann
    Probleme bekommen, wenn die Konjunktur schlecht
    läuft.

    Es stellt sich nun heraus, dass es in den anderen In-
    dustrieländern im Falle einer schlechten Konjunktur eine
    Dämpfungswirkung von durchschnittlich einem Viertel
    gibt, wenn die automatischen Stabilisatoren voll wirken.
    Deutschland hingegen weist eine Dämpfung von einem
    Drittel auf. Umgekehrt gesagt: Nach einer 30-jährigen

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    (C (D rozyklischen Geschichte haben wir schon seit Jahrehnten zu hohe Beiträge zur Krankenversicherung, zur entenversicherung und zu hohe Ausgaben für die Fianzierung der Arbeitslosigkeit. Diese Tatsache holt uns n regelmäßigen Abständen ein. Die Folge ist eine hohe euverschuldung, wenn wir daran nicht arbeiten. Desegen muss das strukturelle Defizit abgebaut werden nd deswegen brauchen wir die jetzt anstehenden Strukurreformen. Ich kann versuchen, für Leute, die sich nicht jeden ag mit diesen Fragen beschäftigen, einmal weniger konomisch zu argumentieren. Was hat es mit dem trukturumbau auf sich? Ich vergleiche die Situation it der einer Familie. Eine Familie hat zum einen moatliche Fixkosten und zum anderen hat sie Ausgaben ür Dinge, die nicht unbedingt notwendig sind. Wenn auf inmal das Einkommen der Familie sinkt, dann kann an schlecht etwas an den monatlichen Fixkosten änern. Die Miete und die Stromrechnung müssen nämlich ezahlt werden. Wenn das Familieneinkommen zurückeht, haben sie natürlich die Möglichkeit, weniger zum ssen auszugehen oder auch den Kinobesuch zu streihen. Die Freizeitmöglichkeiten werden also eingechränkt. Das ist die normale Verhaltensweise, wenn das amilieneinkommen sinkt. Wenn das monatelang so anhält, ist die Folge, dass er Missmut in der Familie steigt. Alle sind unzufrieden; einer hat mehr richtig Lust. Dann kommt irgendwann er Punkt, dass man sich in der Familie am Küchentisch agt: Wir müssen etwas grundsätzlich ändern. Irgendwie ind alle unzufrieden, weil wir uns mit unserem Einkomen nicht mehr all das leisten können, was wir wollen. ann kommt die Frage auf: Müssen wir eigentlich in der roßen Wohnung wohnen bleiben oder sollen wir uns ine kleinere suchen? Werden wir den Zweitwagen bealten oder schaffen wir den ab? Solche Vorschläge hat jetzt Rot-Grün auf den Tisch elegt. Wir wollen nicht, dass alle Generationen in dieem Land weitere Jahre missmutig bleiben, nur weil das ruttoinlandsprodukt nicht die Höhenflüge erreicht, wie ies zum Teil in den 80erund 90er-Jahren der Fall war. amit muss man sich auseinander setzen. Wir haben dazu Vorschläge vorgelegt. Wir haben sie brigens nicht in rot-grünen Hinterzimmern dunkel eronnen. Sie sind vielmehr im Erfahrungsaustausch mit nseren europäischen Kollegen und Freunden entstanen. Ich glaube, dass dies der richtige Weg ist. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das Vertrauen der Kommission in Brüssel gegen-
    ber Deutschland ist deutlich größer als das gegenüber
    rankreich. Ich nehme das mit einer gewissen Befriedi-
    ung zur Kenntnis, weil es bedeutet, dass wir auf dem
    ichtigen Weg sind, Strukturreformen durchzusetzen,
    gal wie schwierig es sein wird. Sie haben wieder deut-
    ich gemacht, dass Brüssel mit seiner Einschätzung, die
    pposition und die Länder in Deutschland seien das
    rößte Strukturumbau- und Defizitbereinigungsproblem,
    ichtig liegt. Ich kann das nachvollziehen.






    (A) )



    (B) )


    Antje Hermenau

    Wir werden versuchen, den Empfehlungen des Euro-

    päischen Rates zu folgen. Es ist zum Beispiel starke Kri-
    tik daran geübt worden – dies ist klar im nationalen Sta-
    bilitätsprogramm ausgewiesen worden –, dass die
    Schulden auch deswegen gestiegen sind, weil es im
    Gesundheitswesen eine große Ausgabensteigerung gab.
    Hier haben wir einen ersten Schritt getan, obwohl Herr
    Seehofer inzwischen Bodyguards beantragen muss,
    nachdem er die Meinung seiner Fraktion nicht eins zu
    eins durchgesetzt haben soll. Immerhin ist ein erster
    Schritt getan worden.

    Als Nächstes wird über die Frage der Bürgerversi-
    cherung zu diskutieren sein. Das können wir gerne im
    Detail machen; aber ein solidarisches System muss es
    schon sein.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das ist Wettbewerb!)


    – Sie werden natürlich immer dann Wettbewerb haben,
    wenn Sie nur Gesunde, nur Fitte haben. Nur, was ist mit
    den armen Kranken? Herr Gerhardt, wir können das
    gerne ausdiskutieren. Es wird Gelegenheit geben, über
    die Einführung von Kopfpauschalen und über die Bür-
    gerversicherung richtig zu streiten. Wir werden einen
    produktiven Weg finden müssen. Die Grünen sind sehr
    engagiert und sehr interessiert daran, einen vernünftigen
    Vorschlag zu unterbreiten.

    Ich komme auf die Frage der Länder zurück. Denn
    die EU-Kommission hat festgestellt, dass diese ein gro-
    ßes Risiko für den Abbau des strukturellen Defizits in
    Deutschland sind. Sie hat uns beauftragt, alle staatlichen
    Ebenen an einem strikteren Haushaltsvollzug zu messen.
    Das hat inzwischen auch Herr Koch zur Kenntnis ge-
    nommen, aber eher deswegen, weil Herr Stoiber ihn zu-
    sammengepfiffen hat, und vielleicht auch deswegen, weil
    die Kreditwürdigkeit des Landes Hessen herabgestuft
    worden ist. Genannt wurden aber auch die Systeme der
    sozialen Sicherung. Dazu haben wir uns zu verhalten.

    Über die Länder sollten wir noch einmal sprechen.
    Ich komme auf mein Beispiel mit der Familie zurück: Es
    reicht nicht, nur in die kleinere Wohnung zu ziehen und
    vielleicht die Oma zu bitten, dass sie ein wenig dazugibt.
    Es wird vielmehr wichtig sein, dass alle in der Familie
    genau schauen, was die Prioritäten sind und was die
    wichtigsten Dinge sind, die finanziert werden müssen.
    Ich bin sehr dafür, dass wir uns gemeinsam entscheiden,
    das Studium des Nachwuchses zu finanzieren.

    Danke.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Rede von Dr. h.c. Susanne Kastner
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Gesine

Lötzsch.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gesine Lötzsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

    Herren! Sehr geehrte Gäste! Der Bundeskanzler sagt
    gern: Wir leben über unsere Verhältnisse. Alle Getreuen

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    (C (D lappern es ihm nach. Aber keiner fragt: Wer ist eigentich „wir“? Wer ist gemeint? Die „Bild“-Zeitung hat naürlich eine Antwort: Es ist „Florida-Rolf“, der Sozialilfeempfänger als der Schmarotzer der Nation. Wir rlebten in diesem Sommer eine Sozialneidkampagne hne Beispiel. Diejenigen, die wenig haben, werden geen diejenigen ausgespielt, die noch weniger haben. Wenn wir, die PDS, immer wieder vorschlagen, zum eispiel eine Vermögensteuer einzuführen, dann hört an von der rechten Seite des Hauses gern den Vorwurf, ir schürten eine Sozialneidkampagne. Doch was Herr toiber und Frau Merkel zusammen mit der „Bild“-Zeiung veranstalten, erinnert mich an den Film „Nur Pferen gibt man den Gnadenschuss“. Der Arbeitslose soll ich nicht nur elend fühlen; er soll auch elend aussehen. Ist es nicht bezeichnend, dass „Florida-Rolf“ zum ymbol für Schmarotzertum hochgespielt wird, obwohl r gegen kein Gesetz verstoßen hat? Er hat die geltenden esetze genutzt, aber keine übertreten. Da frage ich ich: Warum gibt es keine Kampagne gegen Menschen, ie bewusst immer wieder gegen Gesetze verstoßen? as ist zum Beispiel mit den Bürgern, die das Gesetz bertreten und tagtäglich Steuern hinterziehen oder Geld chwarz ins Ausland schaffen? Wo sind da der Kanzler, err Stoiber und die „Bild“-Zeitung? Für diese Leute wird noch ein roter Teppich ausge ollt, (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: So ein Quatsch!)


    (Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

    amit sie mit ihrem Geld zurückkommen, natürlich
    traffrei und mit Steuernachlass. Dafür findet man so
    lumige Worte wie „Brücke zur Steuerehrlichkeit“.
    Nehmen wir Herrn Schoeps – ein Beispiel aus der
    auptstadt –, den langjährigen Chef der Immobilien-
    öchter der Berliner Bankgesellschaft. Einer der Kon-
    trukteure dieser Skandalbank sitzt übrigens – im Au-
    enblick ist er nicht anwesend – auf den Bänken der
    PD. Es ist der Parlamentarische Staatssekretär Dietmar
    taffelt. Darüber sollten Sie übrigens in Ihrer Fraktion
    och einmal diskutieren.
    Herr Schoeps hat Immobilien aus Großeinkäufen, die

    ür den Fonds der Bank bestimmt waren, in sein privates
    ermögen übernommen; der Wert beträgt rund 35 Millio-
    en Euro. Herr Schoeps meint, das sei alles rechtens ge-
    esen. Wo sind die Leute, die hier sofort die Gesetze än-
    ern? Wo ist Herr Stoiber, der den Kanzler in seinen For-
    erungen um 100 Prozent übertrifft? Wo ist die „Bild“-
    eitung mit einer entsprechenden Schlagzeile?


    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Wo ist die PDS?)

    Die PDS ist hier und spricht gerade zu Ihnen.


    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Und im Berliner Abgeordnetenhaus?)


    Im Berliner Abgeordnetenhaus ist die PDS sehr inten-
    iv damit beschäftigt, diesen Bankenskandal aufzuklä-
    en, den wir der CDU und der SPD in Berlin zu verdan-






    (A) )



    (B) )


    Dr. Gesine Lötzsch

    ken haben. CDU und SPD haben in Berlin gemeinsam
    diese Bank konstruiert und wir müssen mit unserer Re-
    gierung in Berlin versuchen, diesen Scherbenhaufen auf-
    zuräumen. Das ist schwer genug, das kann ich Ihnen ver-
    sichern.


    (Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos] – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Wer ist denn da Ihr Koalitionspartner?)


    Ich habe Ihnen gerade erklärt, dass Vertreter, die diese
    Bank mit konstruiert haben, heute noch immer in den
    Reihen der Fraktion der SPD hier im Bundestag sitzen.
    Vielleicht erinnern Sie sich: Ich habe das schon mehrmals
    angesprochen. Ich werde auch nicht müde, das zu tun.


    (Walter Schöler [SPD]: Aber eine Bank ist vom Grundsatz her nichts Schlechtes!)


    Der Kanzler hat unter dem Diktat der „Bild“-Zeitung
    angekündigt, dass es bald keine Sozialhilfe mehr unter
    Palmen geben wird. Das hört sich gut an. Populismus
    kommt immer gut an. Aber wo leben wir eigentlich? Ich
    habe manchmal den Eindruck, dass das Haus Springer
    das tägliche Drehbuch für die Bundesregierung schreibt.
    Das ist aber nur möglich, weil die Bundesregierung kein
    eigenes Drehbuch hat.

    Nicht wir alle leben über unsere Verhältnisse, sondern
    man kann ganz konkret benennen, wer über seine Ver-
    hältnisse lebt. Ich fange einmal hier im Hause an. Herr
    Struck und Frau Beer – sie gehört zwar dem Hause nicht
    an, ist aber einer Partei sehr verbunden – leben über ihre
    Verhältnisse, 1,3 Milliarden Euro geben sie für Aus-
    landseinsätze der Bundeswehr aus. Wenn es nach Frau
    Beer ginge, würden diese Einsätze bald noch mehr Geld
    kosten. Frau Beer will bekanntermaßen die Bundeswehr
    in den Irak schicken.


    (Marianne Tritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch Blödsinn, das wissen Sie auch!)


    Warum fragt eigentlich keiner, warum Herr Struck und
    Frau Beer bei den Auslandseinsätzen der Bundeswehr
    über ihre Verhältnisse leben dürfen?

    Auch Herr Eichel lebt über seine Verhältnisse. Diese
    Regierung ist immer schnell dabei, Steuern zu senken
    und Ausgaben im sozialen Bereich zu kürzen. Doch sie
    hat total darin versagt, ihre Einnahmen zu sichern, ge-
    schweige denn zu erhöhen. Ich erinnere nur an die Kör-
    perschaftsteuer, die Sie von rund 25 Milliarden Euro in
    einem Jahr auf unter null Euro gefahren haben.

    Nehmen wir Herrn Stolpe. Herr Stolpe lebte bekannt-
    lich schon immer über seine Verhältnisse. Seine Groß-
    projekte in Brandenburg brechen alle zusammen und
    nun droht auch das Großprojekt LKW-Maut zu einem
    Desaster zu werden. Doch ihn allein trifft nicht die
    Schuld; denn offensichtlich leben auch einige beauf-
    tragte Konzerne über ihre Verhältnisse. Wo ist das Ge-
    schrei darüber?

    Herr Stolpe ist nicht nur für den Verkehr zuständig,
    sondern auch für Ostdeutschland. Den Arbeitslosenhilfe-
    empfängern kann man wirklich nicht vorwerfen, dass sie

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    (C (D ber ihre Verhältnisse leben. Wenn es zur Zusammenleung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe kommt, ann betrifft das besonders viele Ostdeutsche; denn der roße Teil der Arbeitslosenhilfeempfänger lebt im Osen. Das macht ungefähr einen Kaufkraftverlust – allein m Osten – von 1,6 Milliarden Euro aus. Da helfen auch eine netten Ostalgieshows und keine netten Worte von er Regierungsbank, wie wir sie gestern und heute geört haben. Die so genannte Arbeitsmarktreform wird ie Menschen härter, aber geräuschloser treffen als die lut im letzten Jahr. Der Einzige, der nicht über seine Verhältnisse lebt, ist er Fraktionsvorsitzende der SPD, Herr Müntefering. Er st bescheiden. Er gibt zu, dass er Marx nie gelesen hat. o war es in der „Berliner Zeitung“ nachzulesen. Ihm eicht Nächstenliebe als Programm der SPD. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Dafür würde ich ihn nicht kritisieren!)


    ch denke, Herr Müntefering, dass Sie damit schlecht für
    as 21. Jahrhundert ausgestattet sind. Denn wenn Sie
    arx gelesen hätten, würden Sie schnell erkennen, dass
    iese Regierung und insbesondere Herr Clement ökono-
    ischen Unsinn betreiben. Es ist seit Marx völlig klar,
    ass immer mehr Menschen durch Rationalisierung aus
    em Arbeitsprozess herausgedrängt werden. Das betrifft
    icht nur die Produktionsprozesse, sondern auch die
    ienstleistungsprozesse. Wenn Herr Clement das
    achsende Heer der Arbeitslosen und Sozialhilfeemp-
    änger drangsaliert und durch das Land treibt, obwohl es
    eine Arbeitsplätze gibt, dann zeigt das, dass auch er
    ichts von dem gelesen hat, worauf sich auch die Sozial-
    emokratische Partei gründet.
    Meine Damen und Herren von der Koalition, Ihre ge-

    amte Politik, ob nun auf dem Gebiet der Steuern, der
    esundheit oder des Arbeitsmarktes, hat eines gemein-
    am: Sie ist unsozial. Kollege Kuhn vom Bündnis 90/
    ie Grünen hat das im Rahmen eines Interviews in der
    Berliner Zeitung“ zugegeben.
    Ihre Politik ist aber nicht nur unsozial; schlimmer ist,

    ass sie dabei ist, aus unserer solidarischen Gesellschaft
    ine Angstgesellschaft zu machen. Natürlich ist Angst
    ine gewaltige Triebkraft, die das Letzte aus den Men-
    chen herausholen kann. Die Frage ist nur, ob die Men-
    chen in unserem Land in Angst leben wollen. Ich bin
    ir sicher, viele wären sogar bereit, auf Reichtum zu
    erzichten, wenn man ihnen die tagtägliche Angst vor
    er Zukunft nehmen würde. Denn diese Zukunftsangst
    aben nicht nur Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger,
    ie trifft auch immer mehr die Menschen aus der Mittel-
    chicht, die um ihre Jobs fürchten. Wir als PDS wollen
    eine Gesellschaft, die auf Angst basiert. Wir wollen
    ine solidarische Gesellschaft. Ich bin der festen Über-
    eugung, dass eine solidarische Gesellschaft gesünder,
    lücklicher und letztlich auch dauerhafter als diese
    ngstgesellschaft ist.
    Vielen Dank.

    (Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos] – Marianne Tritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schwach!)







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