Rede:
ID1502203000

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 8
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. jetzt: 1
    5. der: 1
    6. Abgeordnete: 1
    7. Alexander: 1
    8. Dobrindt.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Nachträgliche Glückwünsche zum Geburtstag des Bundesministers Dr. Peter Struck sowie des Abgeordneten Norbert Königshofen . . . . 1665 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Wolfgang Spanier . . . . . . . . . . . . . . . . 1665 A Erweiterung der Mitgliederzahl im Ausschuss für Kultur und Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1665 A Wiederwahl der Abgeordneten Ulrike Poppe als Mitglied des Beirats nach § 39 des Stasi- Unterlagen-Gesetzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1665 B Festlegung der Zahl der Mitglieder des Euro- päischen Parlaments, die an den Sitzungen des Ausschusses für die Angelegenheiten der Euro- päischen Union teilnehmen können . . . . . . . . 1665 B Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . 1665 B Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . 1666 A Tagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Offen- sive für den Mittelstand (Drucksache 15/351) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1666 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Dagmar Wöhrl, Karl-Josef Laumann, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU: Grundsätzliche Kehrtwende in derWirt- schaftspolitik statt neuer Sonderregeln – Mittelstand umfassend stärken (Drucksache 15/349) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1666 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Rainer Brüderle, Dr. Hermann Otto Solms, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Neue Chancen für den Mittelstand – Rahmen- bedingungen verbessern statt Förder- dschungel ausweiten (Drucksache 15/357) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1666 C Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA 1666 D Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1670 C Fritz Kuhn BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . 1674 A Rainer Brüderle FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1677 A Klaus Brandner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1679 B Dagmar Wöhrl CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1681 D Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1684 A Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1685 D Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . . 1687 B Christian Lange (Backnang) SPD . . . . . . . . . 1688 A Laurenz Meyer (Hamm) CDU/CSU . . . . . . . 1690 A Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD . . . . . . . . . . . 1692 A Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1694 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD . . . . . . 1696 D Alexander Dobrindt CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1698 D Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum optimalen Fördern und Fordern in Vermittlungsagenturen (OFFENSIV-Gesetz) (Drucksache 15/273) . . . . . . . . . . . . . . 1700 B Plenarprotokoll 15/22 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 22. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 I n h a l t : b) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Fördern und Fordern arbeits- fähiger Sozialhilfeempfänger und Ar- beitslosenhilfebezieher (Fördern-und- Fordern-Gesetz) (Drucksache 15/309) . . . . . . . . . . . . . . 1700 C c) Antrag der Abgeordneten Dr. Heinrich L. Kolb, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Das Sozialhilferecht gerechter gestal- ten–HilfebedürftigeBürgereffizienter fördern und fordern (Drucksache 15/358) . . . . . . . . . . . . . . 1700 C Silke Lautenschläger, Staatsministerin (Hessen) 1700 D Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMWA . . . 1703 A Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1705 A Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1706 B Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1708 B Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1709 B Johannes Singhammer CDU/CSU . . . . . . . . . 1710 B Thomas Sauer SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1712 A Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . . . . 1713 D Walter Hoffmann (Darmstadt) SPD . . . . . . . . 1715 B Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . 1716 C Wolfgang Meckelburg CDU/CSU . . . . . . . . . 1717 A Karin Roth (Esslingen) SPD . . . . . . . . . . . . . 1719 D Tagesordnungspunkt 12: Überweisungen im vereinfachten Ver- fahren Antrag der Abgeordneten Markus Löning, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der FDP: Westsahara- konflikt beilegen – UN-Friedensplan durchsetzen (Drucksache 15/316) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1721 D Tagesordnungspunkt 13: Abschließende Beratungen ohne Aus- sprache a) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 26. Juli 2001 zwi- schen der Bundesrepublik Deutsch- land und derTschechischen Republik über den Bau einer Grenzbrücke an der gemeinsamen Staatsgrenze in An- bindung an die Bundesstraße B 20 und die Staatsstraße I/26 (Drucksachen 15/12, 15/272) . . . . . . . . 1722 A b)–d) Beschlussempfehlungen des Petitions- ausschusses: Sammelübersichten 8, 9, 10 zu Petitionen (Drucksachen 15/320, 15/321, 15/322) 1722 A e) Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP: Erneute Über- weisung von Vorlagen aus früheren Wahlperioden (Drucksache 15/345) . . . . . . . . . . . . . . 1722 C Tagesordnungspunkt 5: Wahlvorschlag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP für die vom Deut- schen Bundestag zu entsendenden Mitglie- der des Beirats bei der Regulierungs- behörde für Telekommunikation und Post gemäß § 67 Abs. 1 des Telekommu- nikationsgesetzes (Drucksache 15/356) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1722 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung der Vorschriften über die Straftaten gegen die sexuelle Selbst- bestimmung und zur Änderung anderer Vorschriften (Drucksache 15/350) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1722 D Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 1722 D Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1724 D Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . . . . . . . 1725 A Jerzy Montag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1726 D Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1729 A Michaela Noll CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1730 A Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1731 D Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU 1733 D Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Transrapid-Projekt Berlin–Ham- burg unverzüglich wieder aufnehmen (Drucksache 15/300) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1735 D Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . . . . . . 1736 A Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1738 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003II Horst Friedrich (Bayreuth) FDP . . . . . . . . . . 1739 D Albert Schmidt (Ingolstadt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1740 D Norbert Königshofen CDU/CSU . . . . . . . . . . 1742 B Reinhard Weis (Stendal) SPD . . . . . . . . . . . . 1743 B Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . . . 1744 A Renate Blank CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 1746 A Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Hans-Michael Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: EU-Richtlinie zur Haltung von Nutztieren in nationales Recht umsetzen (Drucksache 15/226) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1747 A Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 1747 B Uwe Bartels, Minister (Niedersachsen) . . . . . 1748 C Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . 1750 A Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 1751 A Gitta Connemann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 1751 D Friedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1753 B Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 1755 A Friedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1755 D Georg Schirmbeck CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1756 A Tagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Norbert Röttgen, Cajus Caesar, weite- ren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetz- buches – Graffiti-Bekämpfungsgesetz (Drucksache 15/302) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1757 B Dr. Jürgen Gehb CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1757 C Hermann Bachmaier SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1759 A Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1760 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1761 B Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 1762 C Dr. Christoph Bergner CDU/CSU . . . . . . . . . 1763 A Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1763 D Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ 1764 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1766 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 1767 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 III (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 1665 22. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (A) (C) 1766 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 1767 (C) (D) (A) (B) Berninger, Matthias BÜNDNIS 90/ 30.01.2003 DIE GRÜNEN Bindig, Rudolf SPD 30.01.2003* Burchardt, Ulla SPD 30.01.2003 Deittert, Hubert CDU/CSU 30.01.2003* Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 30.01.2003* Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 30.01.2003 Göppel, Josef CDU/CSU 30.01.2003 Granold, Ute CDU/CSU 30.01.2003 Haack (Extertal), Karl SPD 30.01.2003* Hermann Höfer, Gerd SPD 30.01.2003* Hoffmann (Chemnitz), SPD 30.01.2003* Jelena Jäger, Renate SPD 30.01.2003* Jonas, Klaus Werner SPD 30.01.2003* Kelber, Ulrich SPD 30.01.2003* Lanzinger, Barbara CDU/CSU 30.01.2003 Leibrecht, Harald FDP 30.01.2003* Lintner, Eduard CDU/CSU 30.01.2003* Dr. Lucyga, Christine SPD 30.01.2003* Möllemann, Jürgen W. FDP 30.01.2003 Müller (Düsseldorf), SPD 30.01.2003 Michael Rauber, Helmut CDU/CSU 30.01.2003* Rauen, Peter CDU/CSU 30.01.2003 Riester, Walter SPD 30.01.2003* Robbe, Reinhold SPD 30.01.2003 Rupprecht SPD 30.01.2003* (Tuchenbach), Marlene Dr. Scheer, Hermann SPD 30.01.2003* Schmidt (Fürth), CDU/CSU 30.01.2003 Christian Schröter, Gisela SPD 30.01.2003 Siebert, Bernd CDU/CSU 30.01.2003* Simm, Erika SPD 30.01.2003 Steenblock, Rainder BÜNDNIS 90/ 30.01.2003* DIE GRÜNEN Dr. Thomae, Dieter FDP 30.01.2003 Tritz, Marianne BÜNDNIS 90/ 30.01.2003* DIE GRÜNEN Volquartz, Angelika CDU/CSU 30.01.2003 Wegener, Hedi SPD 30.01.2003* Wicklein, Andrea SPD 30.01.2003 Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 30.01.2003* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Reinhard Schultz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich finde es sehr be-

    achtlich, wenn der mittelstandspolitische Sprecher der
    Union, der gleichzeitig den Raiffeisenbanken sehr verbun-
    den ist, dem interessierten Publikum erklärt, warum es aus


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1696


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Sicht der Banken nicht möglich ist, mehr für den Mittel-
    stand zu tun. Die Vereinigung dieser Rollen in einer Per-
    son war schon ein beachtlicher intellektueller Klimmzug,
    den keiner verpassen sollte. Wir werden ihn deswegen
    weiter verbreiten und immer wieder aus der Rede zitieren.


    (Beifall bei der SPD)

    Es ist keine Frage, dass es neben den weltwirtschaftli-

    chen Problemen und neben der Zurückhaltung bei Inves-
    titionen und Konsum, die im Zusammenhang mit den
    Ängsten vor Terrorismus und Krieg steht, eine Reihe von
    Faktoren in Deutschland gibt, die dazu beitragen, dass
    sich die Strukturen nicht verändern oder dass Verände-
    rungsprozesse nur sehr verlangsamt ablaufen. Dazu
    gehören natürlich die zu hohen Kosten für den FaktorAr-
    beit.An der Senkung dieser Kosten haben wir in der letz-
    ten Legislaturperiode gearbeitet und wir arbeiten daran
    auch bei der Strukturreform der sozialen Systeme.

    Zu den wichtigen Faktoren, die strukturbremsend wir-
    ken, gehört darüber hinaus leider auch die Platzhalter-
    mentalität der Akteure, die bestimmte berufsständische
    Organisationen und Verbände vertreten. Archetypischer
    Vertreter ist Herr Schauerte. Diese Akteure reden über al-
    les, zum Beispiel über Entbürokratisierung oder über
    Wettbewerb. Aber wenn sie selber betroffen sind,


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    wenn Wettbewerb angesagt ist, weil man die Grenzen ei-
    nes bestimmten Berufsstandes etwas aufbohren will, dann
    wird der Markt dicht gemacht, weil man den Wettbewerb
    fürchtet.


    (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Von wem reden Sie?)


    – Sie, Herr Schauerte, sind ein typischer Vertreter dafür.
    Das gilt aber leider auch für die Akteure der Organisa-

    tionen, die Arbeitnehmer vertreten. Sie denken zunächst
    nur an diejenigen, die in den Betrieben in ihrem Verband
    organisiert sind, und erst in zweiter Linie an diejenigen,
    die vor den Betriebstoren stehen. Dieses Problem muss
    angegangen werden. Den Dialog, den Wolfgang Clement
    mit den Akteuren, mit den Vertretern der alten Strukturen
    auf allen Seiten aufgenommen hat, und das, was er an Re-
    formvorstößen vorgelegt hat, finde ich in hohem Maße
    beachtlich. Er legt dabei ein tolles Tempo vor.


    (Beifall bei der SPD)

    Ich bin fest davon überzeugt, dass es in Deutschland

    viel zu wenig Bewusstsein gibt, Leute aufzufordern, ihr
    Schicksal selber in die Hand zu nehmen. Die Menschen
    sollten, anstatt arbeitslos zu sein, drei Jahre zu überwin-
    tern und darauf zu warten, bis das gnädige Schicksal sie
    ereilt und sie in der Großorganisation der Wirtschaft oder
    im öffentlichen Dienst irgendwann einen Job bekommen,
    ihr Schicksal lieber selbst in die Hand nehmen und sich
    selbstständig machen. Darauf zielt die Mittelstands-
    offensive. Sie soll sowohl diejenigen, die aufgrund ihres
    hohen Know-hows durch eine Universitätsausbildung
    oder andere Qualifikationen fähig sind, Produkte und
    Dienstleistungen auf höchstem Niveau zu entwickeln, an-
    regen, sich selbstständig zu machen, ebenso wie diejeni-

    gen, die in der Lage sind, kleinere Dienstleistungen zu er-
    bringen und all die Dinge zu verrichten, zu denen andere
    aufgrund der extremen Arbeitsteilung in unserer Gesell-
    schaft selber zu Hause in ihren Familien und ihren Be-
    trieben nicht mehr in der Lage sind. Neue Selbstständig-
    keit ist sowohl in High-Tech-Berufen als auch im
    Dienstleistungsbereich gefordert. Das gilt auch im hand-
    werksnahen Dienstleistungsbereich.

    Sie kritisieren, dass die Schwelle für eine vereinfachte
    Besteuerung von kleinen Unternehmen und Existenz-
    gründern mit 17 500 Euro zu niedrig angesetzt ist. Da bin
    ich Ihrer Meinung. Das muss sich weiter entwickeln; das
    ist keine Frage. Zielgruppe sind aber in erster Linie dieje-
    nigen, die bestimmte handwerkliche Fähigkeiten haben
    und sich aus einer Situation ohne Job in die Selbststän-
    digkeit bewegen wollen. Ihr einziges Kapital sind im We-
    sentlichen sie selbst und die Dienstleistung, die sie ver-
    kaufen wollen. Umsatz und das, was übrig bleibt, liegen
    in diesem Falle sehr nah beieinander. Das ist die Wirk-
    lichkeit.


    (Beifall des Abg. Christian Lange [Backnang] [SPD])


    Diese Regelung zielt nicht auf einen Handwerksbetrieb,
    der 20 oder 25 Mitarbeiter beschäftigt. Wer Existenz-
    gründungsoffensiven aus der Arbeitslosigkeit heraus för-
    dern will, der muss so vorgehen und die steuerlichen und
    bürokratischen Hürden so niedrig wie möglich halten, zu-
    mindest zu Beginn der Existenzgründung.

    Sie, Herr Schauerte, wollen aber gleich eine neue
    Hürde aufbauen,


    (Christian Lange [Backnang] [SPD]: So sind sie!)


    weil Sie sich nicht vorstellen können, wie die Abgrenzung
    zwischen dem, der weniger als 17 500 Euro umgesetzt
    hat, und demjenigen, der 1 Euro mehr umgesetzt hat, aus-
    sehen soll. Das werden wir im Gesetzgebungsverfahren
    schon hinkriegen. Regelungen, ob wir das Jahr, in dem
    dieser Betrag überschritten wird, der Grundsituation
    gleichstellen und erst im darauf folgenden Jahr die Buch-
    führungspflicht einführen, sind doch problemlos zu tref-
    fen. Wer jetzt, nachdem wir ein großes Entbürokratisie-
    rungsprogramm gestartet haben, bereits ankommt und
    eine neue Bürokratenfrage stellt, ist meines Erachtens als
    Mittelstandsvertreter ausdrücklich fehl am Platz.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir machen das ja auch nicht erst seit jetzt. In der letz-
    ten Wahlperiode haben wir sowohl bei der Altersversor-
    gung als auch im Bereich des Steuerrechts angefangen,
    ordentlich aufzuräumen. Laut OECD haben wir mit die
    niedrigste Steuerquote aller Industrieländer, weil diese
    Regierung diese Steuerpolitik gemacht hat und nicht, weil
    sie sozusagen als Geschenk vom Himmel gefallen ist. Es
    war ein riesengroßes Reformvorhaben.

    Dass das angesichts der krisenhaften Entwicklung ins-
    gesamt von den Menschen nicht so honoriert worden ist,
    wie wir es uns selbst wünschen, ist gar keine Frage. Das
    ändert aber nichts daran, dass in den letzten vier Jahren

    Reinhard Schultz (Everswinkel)





    Reinhard Schultz (Everswinkel)

    zumindest die steuerpolitischen Grundlagen für die Ar-
    beitnehmer, die Selbstständigen und die Mittelständler
    deutlich besser geworden sind, als sie es in den 16 Jahren
    vorher waren.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir haben dafür gesorgt, dass sich Unternehmen um-
    strukturieren können, ohne dabei steuerlich diskriminiert
    zu werden. Man kann Beteiligungen und alle Formen, die
    das Kapital haben kann – ob es sich um eine Beteiligung
    an einem Anlagegut oder um etwas anderes handelt –, in-
    nerhalb von Kapitalgesellschaften so tauschen, wie man
    es wirtschaftlich für richtig hält, ohne dabei diskriminiert
    zu werden. Durch die Einführung der Reinvestitionsrück-
    lage haben wir bei den Personenunternehmen Ähn-
    liches geschaffen. Durch die volle Anrechnungsmöglich-
    keit der Gewerbesteuer auf die Einkommensteuer bei
    Personenunternehmen haben wir eine weitgehende Waf-
    fengleichheit hergestellt. Das sind fast revolutionäre Vor-
    gänge im Steuerrecht, die dem Mittelstand helfen und Un-
    ternehmensgründungen im Mittelstand ermöglichen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    In dieser Richtung werden wir weitermachen. Wir wer-
    den das Steuervergünstigungsabbaugesetz abklopfen.
    Es darf nichts beschlossen werden, was die Mobilität des
    Kapitals und die Möglichkeit, Unternehmen zu sanieren
    und umstrukturieren, behindert. Wir befinden uns mitten
    im Verfahren. Im Ergebnis wird es mehr Möglichkeiten
    der Sanierung und Beteiligung geben als jetzt. Das ist für
    uns Sozialdemokraten, die den Mittelstand fördern wol-
    len, überhaupt keine Frage.


    (Beifall bei der SPD)

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich denke, wir haben

    Riesenprobleme bei der Finanzierung von mittelständi-
    schen Unternehmen. Das stand zum Teil auch im Mittel-
    punkt der Redebeiträge vonseiten der Opposition und
    vonseiten der Regierung. Das liegt an der Eigenkapital-
    quote. Sie ist im Wesentlichen bei Personenunternehmen
    extrem niedrig. Das ist fast naturgesetzlich so. Sowohl in
    der privaten Lebenssphäre als auch in der Lebenssphäre
    der Personenunternehmen ist es nicht möglich, Eigen-
    kapital in der Größenordnung zu haben wie in einer Ka-
    pitalgesellschaft. Bei der Reform der Unternehmensteuer
    – insbesondere der Gewerbesteuer – werden wir darauf
    achten müssen, dass Prozesse in Gang gesetzt werden, die
    die Eigenkapitalbildung steuerlich deutlich erleichtern.
    Das wird einer der nächsten Schritte sein müssen.

    Natürlich haben wir auch Probleme mit den Banken.
    Ich bin ausdrücklich dafür, dass Banken den Kreditneh-
    mer – auch den Unternehmer – zwingen, die Hosen her-
    unterzulassen und zu zeigen, welche Sicherheiten er hat
    und wie sein Schulden- und Vermögensstand aussieht.
    Das dient auch dem Selbstschutz des Kreditnehmers. Die
    andere Frage ist aber, welches Risiko die Bank selber ein-
    zugehen bereit ist.


    (Beifall bei der SPD)

    Ich erwarte von ihr dasselbe Risikobewusstsein, wie es
    dem mittelständischen Unternehmer in dieser Gesell-

    schaft zugemutet wird. Dies gilt natürlich erst recht für die
    Unternehmen, die aus dem Mittelstand entstanden sind,
    wie die Raiffeisen- und Volksbanken, und für die öffent-
    lich-rechtlichen Sparkassen.

    Wer als öffentlich-rechtliches Kreditinstitut nicht be-
    reit ist, den Mittelstand zu fördern, verliert im Grunde ge-
    nommen den Anspruch auf seine Existenz.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Die Begründung von Sparkassen beruht darauf, ihr Auf-
    trag sei es, die regionale Geldversorgung für den Einzel-
    nen und für die regionale Wirtschaft sicherzustellen. Ge-
    meinsam mit den Ländern werden wir gesetzgeberisch
    einiges tun müssen, um diese Verpflichtung, die die ein-
    zige Begründung für die Existenz öffentlicher Banken ist,
    aufrechtzuerhalten, so wie wir es bezüglich der bundes-
    eigenen Bankinstitute und Förderbanken mit Erfolg hand-
    haben.

    Wir haben eine Entwicklung, in der der Mittelstand die
    Finanzierung des Anlagevermögens zunehmend nicht
    mehr mit Krediten, sondern über das Leasing sicherstellt.
    Auch das muss man zur Kenntnis nehmen. In einer sol-
    chen Situation, in der bereits fast der gesamte Fahrzeug-
    park des Mittelstandes über Leasing finanziert wird – das
    Gleiche gilt zunehmend für Geräte, Aggregate und Ge-
    bäude –, muss man sich auch überlegen, ob die Leasing-
    raten im Vergleich zu Dauerschuldzinsen auf die Gewer-
    besteuer angerechnet werden.

    Es muss zumindest Waffengleichheit hergestellt wer-
    den. Man darf nicht über das Ziel hinausschießen. Das ist
    ein Hinweis auf die aktuelle Diskussion über das Steuer-
    vergünstigungsabbaugesetz. Ein alternatives Finanzie-
    rungsinstrument für den Mittelstand darf nicht ins Rut-
    schen geraten.

    Ich bin davon überzeugt, dass diese Debatte um die Zu-
    kunft des Mittelstandes, die heute ihren Anfang nimmt,
    wirklich nur ein Anfang ist. Wir werden im Laufe dieser
    Wahlperiode mit Wolfgang Clement und der Bundes-
    regierung eine Reihe von Bremsklötzen beseitigen, Fes-
    seln sprengen – um im Bild von Herrn Brüderle zu blei-
    ben –, Hindernisse ausräumen, die unternehmerisches
    Denken und Handeln in Verantwortung für sich selbst, die
    Beschäftigten, aber auch das Gemeinwesen behindern.

    Unternehmerische Freiheit bedeutet gleichzeitig unter-
    nehmerische Verantwortung für das Ganze. Diese Sicht-
    weise muss man sich gerade als rot-grüne Koalition er-
    halten. Wir werden sie uns erhalten. Aber sie hindert uns
    nicht daran, Bremsklötze zu beseitigen.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Alexander Dobrindt.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Alexander Dobrindt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Da Mär-

    chen immer wieder Hochkonjunktur haben, möchte ich


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1698


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    gerne mit Jonathan Swifts „Gullivers Reisen“ beginnen.
    Wie einigen von Ihnen sicherlich bekannt, findet sich
    Gulliver auf seinen Reisen plötzlich gefesselt auf einer Insel
    wieder, vertaut mit allerlei Seilen und Schnüren. Geknebelt
    auf dem Boden liegend, musste Gulliver feststellen, dass er
    vollkommen bewegungs- und handlungsunfähig war.


    (Klaus Brandner [SPD]: Das haben Sie aber schön aufgeschrieben!)


    Nicht genug dieses Zustandes wurde Gulliver von vielen
    Liliputanern, die ihn in diese Lage gebracht hatten, ohne
    dass er dies sofort bemerkte, mit Hunderten winziger Lan-
    zen und Speere bedroht, die jede für sich genommen viel-
    leicht nur ein wenig schmerzhaft wären, aber in der Summe
    durchaus in der Lage waren, sein Leben zu bedrohen.


    (Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Was sagt uns das jetzt?)


    Ähnlich wie Gulliver in dieser Geschichte geht es
    heute dem Mittelstand in Deutschland. Während sich die-
    ser um seine Unternehmungen bemühte, Arbeitsplätze
    schuf, sich in besonderem Maße um die Ausbildung un-
    serer Jugend kümmerte und sich, ganz offensichtlich vom
    Gerede über die Neue Mitte geblendet, auf die Schaffens-
    kraft der rot-grünen Bundesregierung verließ, wurde der
    Mittelstand durch immer mehr bürokratische Hinder-
    nisse, durch Gesetze und Verordnungen, durch Steuer-
    und Abgabenerhöhungen Zug um Zug gefesselt und letzt-
    lich bewegungs- und handlungsunfähig gemacht.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Märchen finden meist ein gutes Ende. Doch wie schaut
    die Realität in Deutschland aus? „Die Stimmung im deut-
    schen Mittelstand ist zu Jahresbeginn 2003 dramatisch
    eingebrochen“, so berichtet die „Süddeutsche Zeitung“.
    Die Vereinigung Mittelständischer Unternehmer resümiert,
    dass auch in den vergangenen Jahren die Lage für den
    Mittelstand nicht besonders gut war – ich zitiere –, „aber
    die Stimmung war noch nie so schlecht“.

    Anstatt in dieser bedrohlichen Lage endlich Entlastun-
    gen für die Vielzahl kleiner Firmen und Selbstständigen
    anzugehen, versetzt die Bundesregierung den Unterneh-
    mern erst einmal eine ganze Reihe von Tiefschlägen:
    Massive Steuererhöhungen werden angekündigt, die
    Lohnnebenkosten drastisch erhöht. Die Einschränkung
    des Verlustvortrags wird erklärt. Die Eigentumsförderung
    wird als Zeichen der Familienfreundlichkeit gekürzt,
    ohne dabei die Auswirkungen auf die Bauwirtschaft zu
    berücksichtigen.

    Obwohl Sie, Herr Minister, gestern bei der Vorstellung
    des Jahreswirtschaftsberichts feststellten, dass die Lage
    genauso wie die Stimmung in unserem Land ist, nämlich
    geprägt von Verzweiflung und Frustration, bleiben Sie
    Ihrem von mir ehrlich bewunderten Optimismus treu und
    prognostizieren für 2003 ein Wirtschaftswachstum von
    1 Prozent, obwohl das DIW und der BGA ihre Wachs-
    tumsprognosen schon lange weit unter 1 Prozent korri-
    giert haben.

    Die Arbeitslosenzahlen, die diesen Monat wieder dras-
    tisch gestiegen sind und bei 4,5 Millionen liegen, werden

    im Jahresdurchschnitt auf jetzt 4,2 Millionen festgelegt.
    An alte Versprechen von 3,5 Millionen Arbeitslosen will
    man bei der Regierungskoalition in diesem Zusammen-
    hang ohnehin nicht mehr erinnert werden. Sie wurden im
    Vertrauen darauf gegeben, dass die Konjunktur in der
    zweiten Hälfte des Jahres 2003 wieder anzieht. Ich erin-
    nere an die gleiche Ankündigung vor genau einem Jahr,
    die wir noch sehr gut im Gedächtnis haben.

    Minister Clement hat gestern sehr richtig gesagt: „Für die
    Rückgewinnung des Vertrauens muss Politik verlässlich
    sein.“ Ich wünschte mir, dass diese Verlässlichkeit erkenn-
    bar wäre. Dem ist aber leider nicht so. Mit einer Vielzahl von
    Ankündigungen werden die Menschen und Unternehmen in
    unserem Land täglich verunsichert: Besteuerung von
    Dienstfahrzeugen, Erhöhung der Mehrwertsteuer, Mindest-
    steuer, Kündigungsschutz und vieles mehr. Meine Damen
    und Herren, diese Art verlässlicher Politik von Rot-Grün hat
    der Mittelstand in Deutschland nicht verdient.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Minister Clement, Sie müssen Obacht geben, dass
    aus Ihrem Ministerium für Wirtschaft und Arbeit nicht das
    Ministerium für Ankündigung und Rücknahme wird;
    diese Gefahr besteht.

    Rund 70 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland sind
    in mittelständischen Unternehmen beschäftigt. Wenn Sie
    es sich zum Ziel setzen würden, dass nur jeder fünfte Mit-
    telständler einen Arbeitslosen beschäftigt, könnten Sie die
    Arbeitslosenzahl in Deutschland um 600 000 senken. Mo-
    mentan sieht es leider ganz anders aus: Fast jeder zweite
    Mittelständler überlegt sich heute, Personal abzubauen.

    Ihnen von der Regierungskoalition fällt dazu nur die so
    genannte Offensive für den Mittelstand ein, die mit einer
    überschaubaren Zahl von Einzelmaßnahmen ausgestattet
    ist, die – das gestehe ich Ihnen durchaus zu – in Teilen
    dazu beitragen mögen, die eine oder andere Fesselung des
    Mittelstandes zu lockern. Aber sie ist unter keinen Um-
    ständen der große Wurf, der endlich die lähmenden Fes-
    seln von Bürokratie, Steuerlast und Depressionsangst
    durchtrennen könnte. Der Small-Business-Act zur För-
    derung von Existenzgründern im vorliegenden Antrag der
    Regierungskoalition greift beim Mittelstand vollkommen
    ins Leere. Wenn Sie Existenzgründer wirklich fördern
    wollen, dann sorgen Sie dafür, dass in den ersten Jahren
    nach der Gründung deutliche Steuererleichterungen mög-
    lich sind. Das wäre ein Schritt in die richtige Richtung.

    Um langfristig den Mittelstand wieder zum Beschäfti-
    gungsmotor in Deutschland zu machen, ist es notwendig,
    die Ausstattung mit Eigenkapital zu verbessern. Der Mit-
    telstand in Deutschland hat offenbar eine zu geringe Ka-
    pitaldecke. Ich erlebe es – wie viele von Ihnen mit Si-
    cherheit auch – in meinem Wahlkreis, wie traditionsreiche
    Unternehmen inzwischen daran scheitern, dass sie nicht
    über ausreichende finanzielle Mittel verfügen. Darum ist
    es dringend notwendig, neue steuerliche Regelungen für
    Beteiligungs- und Chancenkapital vorzulegen. Machen
    Sie einen mutigen Schritt und sorgen Sie dafür, dass Per-
    sonen, die Geld in mittelständische Unternehmen inves-
    tieren, für ihre Erträge aus diesen Beteiligungen von
    höheren Steuerfreibeträgen bei den Kapitaleinkünften
    profitieren können! Damit leisteten Sie einen ernsthaften
    Beitrag dazu, die Kapitalausstattung beim Mittelstand zu

    Alexander Dobrindt




    Alexander Dobrindt
    verbessern. Sorgen Sie ferner dafür, dass Betriebsübernah-
    men durch Familienangehörige von der Erbschaftsteuer
    freigestellt werden, wenn der Betrieb weiterläuft und
    Arbeitsplätze sichert! Diese Maßnahmen sorgen konkret
    für eine bessere finanzielle Ausstattung des Mittelstandes.

    Ich bin gespannt, ob ich diese und weitere Vorschläge
    bei Ihnen wiederfinden werde oder ob nicht eher, wie das
    „Handelsblatt“ gestern geschrieben hat, die Bundesregie-
    rung Pläne hat, bei Leasinggeschäften die Raten des Lea-
    singnehmers mit einer Steuer zu belegen. Damit nähmen
    Sie dem Mittelstand eine seiner letzten wichtigen Finan-
    zierungsmöglichkeiten.

    Begrüßen kann ich nur Ihre Willenserklärung zum
    Bürokratieabbau;


    (Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Aber es ist nur eine Willenserklärung!)


    denn wer – wie ich selbst – in seinem Unternehmen mit
    einer Vielzahl von statistischen Meldungen befasst ist und
    bei den statistischen Ämtern lediglich die Auskunft be-
    kommt, er solle froh sein, wenn es nicht noch mehr Mel-
    depflichten würden, der kann Sie in diesem Ansinnen nur
    unterstützen. Ich weise allerdings darauf hin, dass bereits
    Wirtschaftsminister Müller den Abbau der Bürokratie
    versprochen hat. Aber Sie, Herr Minister Clement, haben
    angekündigt: „Wir sind schlichtweg in einer Situation, in
    der wir alles, was wir bisher getan haben, überprüfen müs-
    sen.“ Ich empfehle dieses Vorgehen auch für die vorlie-
    gende Offensive für den Mittelstand.

    Danke schön.

    (Beifall bei der CDU/CSU)