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ID1502200900

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Nachträgliche Glückwünsche zum Geburtstag des Bundesministers Dr. Peter Struck sowie des Abgeordneten Norbert Königshofen . . . . 1665 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Wolfgang Spanier . . . . . . . . . . . . . . . . 1665 A Erweiterung der Mitgliederzahl im Ausschuss für Kultur und Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1665 A Wiederwahl der Abgeordneten Ulrike Poppe als Mitglied des Beirats nach § 39 des Stasi- Unterlagen-Gesetzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1665 B Festlegung der Zahl der Mitglieder des Euro- päischen Parlaments, die an den Sitzungen des Ausschusses für die Angelegenheiten der Euro- päischen Union teilnehmen können . . . . . . . . 1665 B Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . 1665 B Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . 1666 A Tagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Offen- sive für den Mittelstand (Drucksache 15/351) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1666 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Dagmar Wöhrl, Karl-Josef Laumann, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU: Grundsätzliche Kehrtwende in derWirt- schaftspolitik statt neuer Sonderregeln – Mittelstand umfassend stärken (Drucksache 15/349) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1666 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Rainer Brüderle, Dr. Hermann Otto Solms, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Neue Chancen für den Mittelstand – Rahmen- bedingungen verbessern statt Förder- dschungel ausweiten (Drucksache 15/357) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1666 C Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA 1666 D Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1670 C Fritz Kuhn BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . 1674 A Rainer Brüderle FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1677 A Klaus Brandner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1679 B Dagmar Wöhrl CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1681 D Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1684 A Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1685 D Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . . 1687 B Christian Lange (Backnang) SPD . . . . . . . . . 1688 A Laurenz Meyer (Hamm) CDU/CSU . . . . . . . 1690 A Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD . . . . . . . . . . . 1692 A Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1694 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD . . . . . . 1696 D Alexander Dobrindt CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1698 D Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum optimalen Fördern und Fordern in Vermittlungsagenturen (OFFENSIV-Gesetz) (Drucksache 15/273) . . . . . . . . . . . . . . 1700 B Plenarprotokoll 15/22 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 22. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 I n h a l t : b) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Fördern und Fordern arbeits- fähiger Sozialhilfeempfänger und Ar- beitslosenhilfebezieher (Fördern-und- Fordern-Gesetz) (Drucksache 15/309) . . . . . . . . . . . . . . 1700 C c) Antrag der Abgeordneten Dr. Heinrich L. Kolb, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Das Sozialhilferecht gerechter gestal- ten–HilfebedürftigeBürgereffizienter fördern und fordern (Drucksache 15/358) . . . . . . . . . . . . . . 1700 C Silke Lautenschläger, Staatsministerin (Hessen) 1700 D Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMWA . . . 1703 A Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1705 A Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1706 B Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1708 B Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1709 B Johannes Singhammer CDU/CSU . . . . . . . . . 1710 B Thomas Sauer SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1712 A Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . . . . 1713 D Walter Hoffmann (Darmstadt) SPD . . . . . . . . 1715 B Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . 1716 C Wolfgang Meckelburg CDU/CSU . . . . . . . . . 1717 A Karin Roth (Esslingen) SPD . . . . . . . . . . . . . 1719 D Tagesordnungspunkt 12: Überweisungen im vereinfachten Ver- fahren Antrag der Abgeordneten Markus Löning, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der FDP: Westsahara- konflikt beilegen – UN-Friedensplan durchsetzen (Drucksache 15/316) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1721 D Tagesordnungspunkt 13: Abschließende Beratungen ohne Aus- sprache a) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 26. Juli 2001 zwi- schen der Bundesrepublik Deutsch- land und derTschechischen Republik über den Bau einer Grenzbrücke an der gemeinsamen Staatsgrenze in An- bindung an die Bundesstraße B 20 und die Staatsstraße I/26 (Drucksachen 15/12, 15/272) . . . . . . . . 1722 A b)–d) Beschlussempfehlungen des Petitions- ausschusses: Sammelübersichten 8, 9, 10 zu Petitionen (Drucksachen 15/320, 15/321, 15/322) 1722 A e) Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP: Erneute Über- weisung von Vorlagen aus früheren Wahlperioden (Drucksache 15/345) . . . . . . . . . . . . . . 1722 C Tagesordnungspunkt 5: Wahlvorschlag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP für die vom Deut- schen Bundestag zu entsendenden Mitglie- der des Beirats bei der Regulierungs- behörde für Telekommunikation und Post gemäß § 67 Abs. 1 des Telekommu- nikationsgesetzes (Drucksache 15/356) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1722 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung der Vorschriften über die Straftaten gegen die sexuelle Selbst- bestimmung und zur Änderung anderer Vorschriften (Drucksache 15/350) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1722 D Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 1722 D Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1724 D Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . . . . . . . 1725 A Jerzy Montag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1726 D Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1729 A Michaela Noll CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1730 A Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1731 D Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU 1733 D Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Transrapid-Projekt Berlin–Ham- burg unverzüglich wieder aufnehmen (Drucksache 15/300) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1735 D Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . . . . . . 1736 A Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1738 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003II Horst Friedrich (Bayreuth) FDP . . . . . . . . . . 1739 D Albert Schmidt (Ingolstadt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1740 D Norbert Königshofen CDU/CSU . . . . . . . . . . 1742 B Reinhard Weis (Stendal) SPD . . . . . . . . . . . . 1743 B Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . . . 1744 A Renate Blank CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 1746 A Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Hans-Michael Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: EU-Richtlinie zur Haltung von Nutztieren in nationales Recht umsetzen (Drucksache 15/226) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1747 A Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 1747 B Uwe Bartels, Minister (Niedersachsen) . . . . . 1748 C Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . 1750 A Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 1751 A Gitta Connemann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 1751 D Friedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1753 B Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 1755 A Friedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1755 D Georg Schirmbeck CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1756 A Tagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Norbert Röttgen, Cajus Caesar, weite- ren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetz- buches – Graffiti-Bekämpfungsgesetz (Drucksache 15/302) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1757 B Dr. Jürgen Gehb CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1757 C Hermann Bachmaier SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1759 A Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1760 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1761 B Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 1762 C Dr. Christoph Bergner CDU/CSU . . . . . . . . . 1763 A Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1763 D Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ 1764 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1766 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 1767 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 III (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 1665 22. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (A) (C) 1766 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 1767 (C) (D) (A) (B) Berninger, Matthias BÜNDNIS 90/ 30.01.2003 DIE GRÜNEN Bindig, Rudolf SPD 30.01.2003* Burchardt, Ulla SPD 30.01.2003 Deittert, Hubert CDU/CSU 30.01.2003* Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 30.01.2003* Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 30.01.2003 Göppel, Josef CDU/CSU 30.01.2003 Granold, Ute CDU/CSU 30.01.2003 Haack (Extertal), Karl SPD 30.01.2003* Hermann Höfer, Gerd SPD 30.01.2003* Hoffmann (Chemnitz), SPD 30.01.2003* Jelena Jäger, Renate SPD 30.01.2003* Jonas, Klaus Werner SPD 30.01.2003* Kelber, Ulrich SPD 30.01.2003* Lanzinger, Barbara CDU/CSU 30.01.2003 Leibrecht, Harald FDP 30.01.2003* Lintner, Eduard CDU/CSU 30.01.2003* Dr. Lucyga, Christine SPD 30.01.2003* Möllemann, Jürgen W. FDP 30.01.2003 Müller (Düsseldorf), SPD 30.01.2003 Michael Rauber, Helmut CDU/CSU 30.01.2003* Rauen, Peter CDU/CSU 30.01.2003 Riester, Walter SPD 30.01.2003* Robbe, Reinhold SPD 30.01.2003 Rupprecht SPD 30.01.2003* (Tuchenbach), Marlene Dr. Scheer, Hermann SPD 30.01.2003* Schmidt (Fürth), CDU/CSU 30.01.2003 Christian Schröter, Gisela SPD 30.01.2003 Siebert, Bernd CDU/CSU 30.01.2003* Simm, Erika SPD 30.01.2003 Steenblock, Rainder BÜNDNIS 90/ 30.01.2003* DIE GRÜNEN Dr. Thomae, Dieter FDP 30.01.2003 Tritz, Marianne BÜNDNIS 90/ 30.01.2003* DIE GRÜNEN Volquartz, Angelika CDU/CSU 30.01.2003 Wegener, Hedi SPD 30.01.2003* Wicklein, Andrea SPD 30.01.2003 Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 30.01.2003* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Klaus Brandner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

    Damen und Herren! Bei dem Auftritt von Herrn Brüderle
    gerade musste man Sorge haben, dass er genügend Luft
    bekommt. Bei der Dröhnung, mit der Sie hier vorgetragen
    haben, Herr Brüderle, haben viele vermutet, dass Ihnen
    die Luft ausgeht; denn es war viel heiße Luft und Sie ha-
    ben damit sicherlich keinen Beitrag dazu geleistet, dem
    Mittelstand und den Menschen, die im Mittelstand be-
    schäftigt sind, tatsächlich zu helfen. Ich finde, das war
    kein konstruktiver Beitrag, der uns nach vorne bringt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ludwig Stiegler [SPD]: Er hat gemeint, er ist in der Bütt!)


    Es ist schon vieles in Aussicht gestellt worden, was die
    Bundesregierung heute angesprochen hat. Der Wirt-
    schaftsminister hat – meines Erachtens zu Recht – darauf
    hingewiesen, dass die Stimmung in der Wirtschaft
    – auch im Mittelstand – deutlich schlechter ist als die
    tatsächliche Lage. Ich will das alles nicht wiederholen. All
    diejenigen, die in den vergangenen Wochen und Monaten
    das Bild der Wirtschaft geradezu lustvoll grau in grau ge-
    malt haben, sollten sich fragen, ob sie ihrer Verantwortung
    für das Land und für die Menschen in diesem Land ge-
    recht geworden sind.

    Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, sind
    bei den Miesmachern in unserem Land an vorderster
    Front. Man braucht sich nur den Wortlaut Ihres Antrages
    für die heutige Debatte anzuschauen: von einer objektiven

    Analyse der Lage keine Spur. Stattdessen unentwegt Vor-
    würfe, Anklagen, Schlechtreden, Ängste Verbreiten: Das
    ist Ihr Programm. Sie haben das Mittelstandsrhetorik ge-
    nannt. Damit helfen Sie den Menschen in diesem Land
    nicht einen Millimeter weiter.


    (Beifall bei der SPD)

    Sie tun so, als ob die deutsche Volkswirtschaft, umgeben
    von blühenden Volkswirtschaften, wegen der Politik der
    rot-grünen Bundesregierung von einer Krise in die andere
    schlittert.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So ist es ja auch!)


    Sie verlieren in Ihrem Antrag kein Wort zu der nun schon
    mehr als zwei Jahre andauernden weltweiten Wirtschafts-
    flaute. Das alles, meine Damen und Herren, ist nicht se-
    riös. Was Sie da behaupten, hilft in der Tat nicht weiter,
    Wirtschaftswachstum in diesem Land zu beflügeln.


    (Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Sehr richtig!)


    Richtig ist vielmehr: Wir haben mit der Wiederver-
    einigung finanzielle Belastungen zu tragen, die unver-
    meidlich sind.


    (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Sag nur!)

    – Sicher, Herr Schauerte. Sie sollten einmal zuhören, Sie
    können hier viel lernen.


    (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Späte Einsicht!)


    Natürlich hat jeder vernünftige Mensch in diesem Lande
    die Belastungen mitzutragen. Er trägt sie auch gern; das
    muss immer wieder gesagt werden. Die wirtschaftliche
    Entwicklung in diesem Land wird aber durch diese Belas-
    tungen beeinflusst – und das schon seit über zwölf Jahren.

    Was haben Sie uns übergeben? Wir haben heute große
    Worte von Ihnen gehört. Herr Merz hat vergessen, dass
    Sie uns 1998 1,5 Billionen DM Schulden übergeben ha-
    ben, dass Sie höchste Steuerbelastungen übergeben haben
    und dass die höchsten Sozialversicherungsbeiträge von
    Ihnen übergeben worden sind.


    (Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Alles übertroffen worden bis jetzt!)


    Wir haben die Schulden gesenkt, wir haben die Steuern
    zurückgeführt und wir haben die Sozialversicherungen
    konsolidiert.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Von gesunder Volkswirtschaft brauchen Sie uns nichts zu
    erzählen, davon haben Sie nämlich keine Ahnung.

    Lassen Sie mich klar sagen: Circa 70 Milliarden Euro
    an Nettotransfers gehen auch jetzt noch Jahr für Jahr in die
    neuen Bundesländer. Davon werden drei Viertel für den
    privaten und öffentlichen Konsum verwandt. Die Europä-
    ische Kommission hat im letzten Jahr ausgerechnet, dass
    zwei Drittel der Wachstumsschwäche Deutschlands im
    Vergleich zu den anderen EU-Ländern den direkten und in-
    direkten Auswirkungen der Belastungen aus dem Prozess

    Rainer Brüderle




    Klaus Brandner
    der Wiedervereinigung geschuldet sind. Das ist keine
    Ausrede. Vielmehr muss es uns ein Ansporn sein, das
    Reformtempo in Deutschland aufrechtzuerhalten, ja zu
    beschleunigen. Die Wiedervereinigung zwingt uns, ein
    gegenüber unseren europäischen Partnern höheres Re-
    formtempo anzuschlagen. Wir haben einen höheren Re-
    formbedarf. Diesen Reformbedarf haben Sie in den
    90er-Jahren nicht erkannt. Sie sind Ihren Ansprüchen
    nicht gerecht geworden.


    (Beifall bei der SPD – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Wir sind langsamer!)


    – Sie sind langsam, das geben Sie zu. Sehr schön, Herr
    Schauerte, das ist ja schon ein Stück weit Einsicht. Es
    klingt in der Tat überzeugend, wenn das ein Signal ist und
    Sie sagen: Wir geben unsere Fehler zu. – Von dieser Ba-
    sis aus können wir gemeinsam etwas nach vorne ent-
    wickeln. Ich finde, das ist ein positives Zeichen.


    (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Was ist das für ein törichter Mann!)


    Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang ein Wort zu
    den angeblich extrem hohen Abgabenbelastungen in
    Deutschland sagen. Wir wissen, über die Abgabenbelas-
    tungen kursieren viele, auch bewusst missverständliche
    Zahlen. Für den internationalen Vergleich gebräuchlich ist
    die Gesamtabgabenquote an Steuern und Sozialabgaben.

    Das Institut der deutschen Wirtschaft veröffentlichte
    in seinem Heft 2002 „Deutschland in Zahlen“ für
    Deutschland eine Abgabenquote in Höhe von 37,8 Pro-
    zent. Damit liegen wir zum Beispiel weit hinter Finnland
    mit einer Abgabenquote in Höhe von 46,5 Prozent, Däne-
    mark mit 45,5 Prozent, den Niederlanden mit 41,8 Pro-
    zent, Schweden mit 53,3 Prozent und liegen praktisch
    gleichauf mit Großbritannien mit 37,7 Prozent. Soweit die
    Fakten.

    Betrachtet man allein die steuerliche Entwicklung,
    muss auch das Institut der deutschen Wirtschaft – dies ist
    nun in der Tat kein Institut der sozialdemokratischen Par-
    tei – feststellen, dass wir die Weichen für eine konse-
    quente Steuersenkung in kalkulierbaren Stufen bis zum
    Jahre 2005 gestellt haben. Beim Grundfreibetrag, also
    dem Einkommen, für das keine Einkommensteuer gezahlt
    werden muss, verbessert Deutschland seine internationale
    Position auf eine Spitzenposition. Es nimmt Platz vier im
    internationalen Vergleich ein.

    Unabhängig davon bleibt es für uns auch in Zukunft ein
    zentrales politisches Thema, weiter auf eine allmähliche
    Abgabensenkung hinzuwirken.


    (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Ganz schön langsam!)


    – Wäre ich in Ihrer Situation, Herr Schauerte, würde ich
    nicht solche lockeren Sprüche machen. Was Sie vorzu-
    legen haben, bewirkt genau das Gegenteil.


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Sie haben ganz schön schnell alles erhöht! – Franz Müntefering [SPD]: Schauerlich!)


    Hier ist auch die Steuerpolitik der Bundesregierung
    nach der Bundestagswahl angesprochen worden. Eines

    muss klar sein: Die Bundesregierung und der Gesetzgeber
    haben ein Problem zu lösen, und zwar hier und heute. Die
    Haushalte von Bund, Ländern und Gemeinden sind un-
    terfinanziert. Es besteht vordringlicher Handlungsbedarf;
    wir wissen das. Hier kann man sich nicht wegmogeln.
    Hier müssen Vorschläge auf den Tisch und hier müssen
    Entscheidungen für unsere Bürgerinnen und Bürger ge-
    troffen werden, schmerzliche Entscheidungen, wie jeder
    in diesem Hause weiß.

    Es ist mehr Ehrlichkeit angesagt. Es darf nicht auf der
    einen Seite Subventionsabbau gefordert werden und auf
    der anderen Seite dann, wenn es konkret wird, „Haltet den
    Dieb!“ gerufen werden, von Zusatzbelastungen geredet,
    aber nicht Ross und Reiter genannt werden. Dies ist keine
    faire, solide Politik.

    Ich denke an die Einnahmeverbesserungen der Länder.
    Das Land Hessen beispielsweise hat eine Einnahmever-
    besserung aufgrund des Steuerreformpakets in Höhe von
    140 Millionen Euro in seinen Haushalt eingestellt, obwohl
    das Bundesfinanzministerium für das Land Hessen eine
    Verbesserung der Steuereinnahmesituation in Höhe von nur
    122MillionenEuro errechnet hat. Dies zeigt nur zu gut, wie
    unsozial und unsolide der hessische Haushalt finanziert ist.
    Dies spricht nicht dafür, wie die Opposition hier antritt,
    nämlich mehr Solidität in der Steuerpolitik zu verlangen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir haben einen Mix von Ausgabenkürzungen, die im
    Übrigen alle Gruppen unserer Gesellschaft betreffen, zu-
    sätzlicher Neuverschuldung und Abbau von Steuerver-
    günstigungen vorgeschlagen. Man kann darüber diskutie-
    ren. Wenn man aber solche Vorschläge verwirft, haben der
    Bundesfinanzminister und auch die Länderfinanzminister
    sowie die Gemeindekämmerer ein Recht darauf, zu wis-
    sen, wie das Loch in ihrer Kasse gestopft werden soll.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Jetzt werden Sie einmal konkret, Herr Brandner!)


    Beim Steuervergünstigungsabbaugesetz werden wir
    im Laufe der parlamentarischen Beratungen zu Änderun-
    gen kommen.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Dienstwagen! – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Welche denn?)


    Das ist völlig klar. Aus wirtschaftspolitischer Sicht will
    ich hier nur einige Stichworte nennen. Wir wollen sicher-
    stellen, dass die überwiegende Mehrheit der Unterneh-
    men ihre Verluste auch weiter verrechnen kann. Von der
    Mindestgewinnbesteuerung sollen daher im Wesentlichen
    nur die großen Kapitalgesellschaften betroffen sein. Wir
    wollen dafür sorgen, dass die Abzugsfähigkeit von Wer-
    begeschenken voll erhalten bleibt. Über den abzugsfähi-
    gen Betrag wird noch zu reden sein.

    Ein weiteres Stichwort ist das Lifo-Verfahren. Wir sind
    auch für die Beibehaltung des ermäßigten Umsatzsteuer-
    satzes für Kombiprodukte sowie für gartenbauliche Er-
    zeugnisse.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Dienstwagen?)



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1680


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Dies sind aus meiner Sicht diskussionswürdige Punkte,
    über die wir reden müssen.

    Wir machen mit unserem Antrag der mittelständischen
    Wirtschaft ein Angebot, über das wir gemeinsam reden
    sollten, weil wir damit dem Mittelstand und den Men-
    schen in diesem Land einen guten Dienst erweisen. Der
    Small-Business-Act wird zügig auf den Weg gebracht
    werden, ohne den die Ich-AGs nicht vernünftig ans Lau-
    fen kommen können. Entscheidend dabei sind die Novel-
    lierung der Umsatz- und Einkommensteuergesetze und
    die Flexibilisierung der Handwerksordnung. Dabei,
    meine Damen und Herren von der Opposition, können Sie
    kräftig mithelfen, damit genau dies möglichst bald in
    Form von Gesetzen umgesetzt werden kann.

    Wir wissen, die Finanzierungssituation kleinerer und
    mittlerer Unternehmen ist dramatisch. Banken befinden
    sich aufgrund ihrer eigenen Probleme selbst in einer sehr
    schwierigen Lage. Die Frage, ob fremd verschuldet oder
    selbst verschuldet, ist ein weites Feld. Entscheidend ist
    vielmehr: Der Staat muss mit seiner Förderpolitik, insbe-
    sondere der Steuerpolitik, helfen, die Eigenkapitalausstat-
    tung zu verbessern. Hierzu müssen Möglichkeiten ent-
    wickelt werden, wie privates Beteiligungskapital für den
    Mittelstand stärker als bisher mobilisiert werden kann.

    Mit dem Masterplan Bürokratieabbau muss ein
    flächendeckender Ansatz für den Abbau von Bürokratie
    und bürokratischen Belastungen der Wirtschaft insgesamt
    und insbesondere des Mittelstandes so schnell wie möglich
    auf den Weg gebracht werden. Dabei müssen Effizienz und
    Kostensenkung die beiden zentralen Maßstäbe sein. Büro-
    kratieabbau darf aber nicht zum puren Sozialabbau durch
    die Hintertür missbraucht werden. Auch das muss in die-
    sem Zusammenhang einmal deutlich gesagt werden.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Donnerwetter! Das ist aber eine Aussage, Herr Brandner!)


    Das Erste und das Zweite Gesetz für moderne Dienst-
    leistungen am Arbeitsmarkt, die wir erarbeitet haben,
    werden, Herr Hinsken, zu mehr Flexibilität am Arbeits-
    markt führen, die insbesondere dem Mittelstand zugute
    kommen wird.


    (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Sie mischen doch schon wieder den Beton!)


    Das wird dem Mittelstand deshalb nutzen, weil er im Un-
    terschied zu Großunternehmen gerade keine eigenen Per-
    sonalabteilungen vorhält. Eine gute Arbeitsvermittlung
    spart dem typischen Mittelstand deshalb eine enorme
    Menge Geld und auch Zeit.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Da sieht man, dass Sie vom Mittelstand keine Ahnung haben!)


    Deshalb ist es wichtig, dass wir das Netz der Personal-
    Service-Agenturen ganz schnell leistungsfähig aus-
    bauen, weil genau diese Agenturen helfen, aus dem Di-
    lemma beim Kündigungsschutz herauszukommen. Auf
    der einen Seite gibt es für das mittelständische Unterneh-
    men, also für den Entleiher, volle Flexibilität, auf der an-

    deren Seite besteht für die Arbeitnehmerinnen und Ar-
    beitnehmer, die bei einer Personal-Service-Agentur be-
    schäftigt sind, ein sozialer Schutz.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist doch Weltwirtschaft, Herr Brandner!)


    Das ist ein intelligenter Ansatz auch für Entbürokratisie-
    rung und für die notwendige Flexibilisierung, die die mit-
    telständische Wirtschaft zu Recht einfordert.

    In diesem Zusammenhang will ich ein Wort zu Herrn
    Merz sagen, der hier das Jobfloater-Modell angespro-
    chen hat. Seine Rede ist wieder ein Beispiel dafür, dass er
    nicht auf der Höhe der Zeit ist. Insgesamt liegen nämlich
    nicht nur 121, sondern über 300 Anträge vor.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist enorm!)

    Über 1 000 zusätzliche Arbeitsplätze sind ein Beispiel
    dafür, dass dieses Modell funktioniert. Wir sollten es des-
    halb besser „bekanntreden“ und nicht schlechtreden.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das, was Herr Merz hier vorgetragen hat, ist ein Beispiel
    für schlechtreden. Ich bin dankbar, dass ich die Gelegen-
    heit hatte, das hier noch sagen zu können.

    Lassen Sie mich zum Schluss kommen.

    (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Warum darf Stiegler eigentlich nicht reden? Wegen der abschreckenden Wählerwirkung? – Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Die Bayern werden ihn vermissen! – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Ich bin extra wegen Stiegler gekommen!)


    Fest steht: Mit Wahlkampfreden ist dem Mittelstand nicht
    geholfen. In einer Zeit, in der Menschen Zuversicht, Mut
    und Ideen erwarten, agitieren Sie das Land, verunsichern
    Sie und reden klein. So helfen Sie dem Mittelstand und
    den Beschäftigten dort nicht. Sie haben mit Ihrer Debatte
    dem Mittelstand und den Menschen in diesem Lande
    einen Bärendienst erwiesen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile das Wort der Kollegin Dagmar Wöhrl,

CDU/CSU-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dagmar G. Wöhrl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr

    Clement, Sie fordern Mutmacher statt Miesmacher.

    (Ludwig Stiegler [SPD]: Wahrlich! Dann dürfte die CSU nicht ans Rednerpult!)


    Wenn ich mir aber Ihren Jahreswirtschaftsbericht oder
    Ihre so genannte Mittelstandsoffensive anschaue, muss
    ich feststellen, dass Sie keines von beiden sind. Sie sind
    ein Schönredner par excellence.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Dampfplauderer!)


    Klaus Brandner




    DagmarWöhrl
    Diese Regierung ist doch nicht gewählt worden, um
    schöne Worte zu machen oder nur über die Krise zu reden;
    sie ist gewählt worden, damit sie diese Krise überwindet.
    Worte allein werden nicht helfen. Sie müssen Taten folgen
    lassen. Doch was diese Taten sind, das steht bis jetzt noch
    immer in den Sternen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Im Jahreswirtschaftsbericht steht – ich zitiere –:
    Die Rahmenbedingungen für eine Festigung von
    Vertrauen der Konsumenten und Investoren sind
    günstig.

    Ich frage mich: In welchem Bereich sind die Rahmenbe-
    dingungen denn günstig? Wo gibt es denn Vertrauen? Die
    Menschen sind verunsichert. Sie trauen Ihnen nicht mehr
    zu, dass Sie durch Ihre Politik die Arbeitsmarktprobleme
    angehen oder die Sozialversicherungssysteme reformie-
    ren. Warum gehen denn die Menschen von Flensburg bis
    Passau gegen Ihre Politik auf die Straße? Das müssen Sie
    sich fragen.


    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Ja! So ist es!)

    Weiter lese ich in Ihrem Jahreswirtschaftsbericht – ich

    bitte Sie aufzupassen –:
    Die Bundesregierung setzt ihre wachstums- und be-
    schäftigungsfreundliche Steuersenkungspolitik fort.

    Meine Damen und Herren, wo leben Sie denn? Sie sa-
    gen, Ihre Politik sei beschäftigungsfreundlich sowie
    wachstums- und steuersenkend.


    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Und jede Menge Pleiten!)


    Haben Sie überhaupt nicht mitbekommen, dass das
    Wachstum im letzten Jahr nur 0,2 Prozent betrug? Das ist
    Stagnation und kein Wachstum. Auch in Ihrem Jahres-
    wirtschaftsbericht mussten Sie die Zahlen nach unten re-
    vidieren. Wir alle wissen ganz genau, dass nur die Ex-
    portzahl von fast 3 Prozent eine Rezession verhindert hat.
    Ich muss Ihnen sagen: Hören Sie endlich mit Ihrem Am-
    menmärchen auf, wonach allein die Weltkonjunktur
    Schuld sei! Ohne den Außenhandel wäre in unserem Land
    schon längst das Licht ausgegangen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das war es zum Thema Wachstum.

    Jetzt komme ich zu dem Thema „beschäftigungs-
    freundliche Politik“. Fakt ist – es ist für uns wenigstens
    ein kleiner Hoffnungsschimmer, dass Sie das inzwischen
    selbst erkannt haben –, dass es in diesem Jahr 140 000 Ar-
    beitslose mehr geben wird. Im Durchschnitt werden es
    4,2 Millionen sein. Wo ist hier die Perspektive? Für Mil-
    lionen von Arbeitslosen wird auch das Jahr 2003 ein Jahr
    der Hoffnungslosigkeit bleiben.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Leider!)

    Wie sieht es mit der Steuersenkung aus? In den kom-

    menden Jahren wird es – dies ist so beschlossen – zu ei-
    ner Mehrbelastung kommen. Allein in diesem Jahr wer-
    den es 27 Milliarden Euro sein. Wo soll hier ein Zuwachs
    des privaten Konsums herkommen? Wie sollen die Men-

    schen die Binnenkonjunktur anregen, wenn sie netto im-
    mer weniger Geld in der Tasche haben? Die Menschen
    werden es am Ende des Monats merken: Sie werden wie-
    der weniger Geld in der Tasche haben.

    Lassen Sie uns das zusammenfassen: Was haben wir?
    Beim Wachstum haben wir einen Stillstand, bei der Be-
    schäftigung haben wir einen Rückschritt und bei den Steu-
    ern haben wir Mehrbelastungen. Es bleiben die Sozial-
    ausgaben. An die gehen Sie nicht heran, weil Sie sich
    nicht an sie herantrauen. Das heißt, auch zukünftig wer-
    den die Lohnnebenkosten nicht gesenkt. Aufgrund Ihrer
    Politik müssen wir auch weiterhin mit steigenden Lohn-
    nebenkosten rechnen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das ist fatal für den Mittelstand, weil gerade der Mittel-
    stand personalintensiv ist. Er leidet am meisten unter den
    hohen Lohnnebenkosten.

    Drei Viertel aller mittelständischen Betriebe wollen in
    diesem Jahr noch weniger investieren als letztes Jahr, wo-
    bei auch letztes Jahr schon fast nichts mehr investiert
    wurde. Nur noch 17 Prozent sprechen von Personal-
    einstellungen und nur 15 Prozent sprechen von steigen-
    den Erträgen. Das Handwerk hat im letzten Jahr über
    300 000 Menschen entlassen.


    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Ja, allein letztes Jahr! In diesem Jahr werden es noch einmal 100 000 sein!)


    Eine Pleite jagt die nächste.
    Alle, die wir hier sitzen, dürfen eines nicht vergessen:

    Die Arbeitslosigkeit werden wir nur mit dem Mittelstand
    bekämpfen können, sie wird im Mittelstand entschieden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Herr Clement, der Mittelstand braucht keinen Gute-

    Laune-Minister, sondern er braucht einen Minister, der
    anpackt,


    (Reinhard Schultz [Everswinkel] [SPD]: Einen Beerdigungsminister aber auch nicht!)


    der eine echte Mittelstandspolitik betreibt und sich gegen
    die Besitzstandswahrer sowie Gewerkschaftsfunktionäre
    durchsetzt. Herr Minister, wenn Sie eine echte Mittelstands-
    politik auf den Weg bringen, haben Sie uns auf Ihrer Seite.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr richtig! Sonst nicht!)


    Dann können Sie damit rechnen, dass wir diesen Weg ge-
    meinsam gehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wenn ich mir Ihre bis jetzt vorgelegten Papiere ansehe,

    frage ich mich: Wo ist das Anpacken? Wo ist das Zugrei-
    fen? Wo sind wegweisende Reformen, die uns nach vorne
    bringen?


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist ein Ankündigungsminister!)


    Sie machen nur eine Ankündigung nach der anderen:
    Kleinststeuern, Masterplan, Änderung des Kündigungs-
    schutzes, Sonderwirtschaftszonen.


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1682


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Erst gab es jede Woche eine neue Idee, inzwischen
    wird uns jeden Tag eine neue Idee auf den Tisch gelegt.
    Liebe Kolleginnen und Kollegen von Rot-Grün, ich kann
    Ihnen nur einen guten Rat geben: Holen Sie einmal Luft
    und setzen Sie die Ideen um. Am besten setzen Sie erst
    einmal eine Idee richtig um, sodass es wenigstens ein we-
    nig nach vorne geht.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


    Sie loben den so genannten Small-Business-Act. Die
    Grenze liegt bei einem Jahresumsatz von 17 500 Euro.
    Wer ist denn zukünftig davon betroffen?


    (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Almosenempfänger!)


    Nicht einmal 10 Prozent aller kleineren und mittleren Be-
    triebe werden eine kleine Entlastung erfahren. Das Gros
    des Mittelstandes bleibt außen vor. Daneben sprechen Sie
    davon, Betriebsübergänge zu erleichtern. Wie das gehen
    soll und was Sie vorhaben, sagen Sie aber nicht. Sie spre-
    chen davon, dass die Bürokratie abgebaut werden muss.
    Das ist vollkommen richtig; hier besteht ein eindeutiger
    Konsens. Aber wie das gehen soll und was Sie vorhaben,
    haben Sie nicht aufgeführt. Sie sprechen von Bürokra-
    tieabbau; das ist vollkommen richtig. Darüber herrscht
    bei uns Konsens. Aber sagen Sie doch bitte einmal, wie
    Sie das machen und wann Sie endlich damit anfangen
    wollen.


    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Der Kollege Brandner hat gesagt, was nicht geht, aber nicht, was geht!)


    Sie haben die Verbesserung der Zahlungsmoral ange-
    sprochen, Herr Minister. Das Einzige, was Ihnen dazu ein-
    fällt, ist, eine neue Arbeitsgruppe von Bund und Ländern
    einzusetzen. Damit hat es sich. Aus. Ende.

    Ein anderes wichtiges Thema ist die Mittelstandsfi-
    nanzierung. Das ist momentan das ganz große Problem
    des Mittelstands. Er bekommt keine Kredite mehr, weil
    seine Eigenkapitalquote so gering ist. 42 von 100 Unter-
    nehmen in Deutschland haben eine Eigenkapitalquote
    von unter 100 Prozent. Das muss angegangen werden.


    (Reinhard Schultz [Everswinkel] [SPD]: Knapp 100 Prozent sind doch gut! – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Unter 10 Prozent!)


    – Unter 10 Prozent. Wenn Sie der Deutschen Ausgleichs-
    bank nur einen neuen Namen geben, nämlich den einer
    Mittelstandsbank, bekommt kein einziger Mittelständler
    zusätzlich einen Kredit; das sage ich Ihnen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist leider wahr! – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Etikettenschwindel ist das!)


    Ich muss sagen: Es ist immerhin eine tolle Leistung,
    dass der Mittelstand um 35 bis 60 Millionen Euro entlas-
    tet werden soll. Auf der anderen Seite werden in Anwe-
    senheit unseres Wirtschaftsministers am Kabinettstisch
    allein für dieses Jahr neue Belastungen in Höhe von
    27 Milliarden Euro beschlossen.

    Bei Ihnen erfolgt eine Ankündigung nach der anderen.
    Was ist denn jetzt mit dem Kündigungsschutz? In dem
    Antrag steht nichts mehr davon. Was ist denn mit den
    Sonderwirtschaftszonen? Auch davon höre ich nichts
    mehr. Aber in den Zeitungen wurde das riesengroß und
    plakativ angekündigt.

    Jetzt wird ein neues Bündnis für Arbeit vorbereitet.
    Hilft das dem Mittelstand? Der Mittelstand braucht kei-
    nen neuen Debattierklub. Der Mittelstand braucht Entlas-
    tungen, kein neues Bündnis für Arbeit. Er braucht weni-
    ger Bürokratie, weniger Lohnnebenkosten und geringere
    Steuern.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Lohnnebenkosten zu senken ist eine sehr schwie-

    rige Aufgabe. Wir wissen, dass im Bereich der Kranken-
    kassen und der Rente wirklich große Reformen anstehen.
    Das ist uns allen in diesem Haus klar. Auch wissen wir,
    dass diese großen Reformen Zeit brauchen werden.
    Ebenso wie die Entlastungen können diese Reformen
    nicht von heute auf morgen kommen. Deswegen müssen
    wir nach einer Maßnahme suchen, mit der wir die Lohn-
    nebenkosten schnell senken können. Hier bieten sich die
    Arbeitslosenversicherungsbeiträge an.

    Es ist notwendig, dass man die Arbeitslosenversiche-
    rungsbeiträge von versicherungsfremden Leistungen ent-
    lastet. Mit der Idee, diese Beiträge um 1 Prozentpunkt ab-
    zusenken, stehen wir nicht alleine. Das steht sogar in einem
    Papier der Bundesanstalt für Arbeit. Eine Absenkung um
    1 Prozentpunkt bringt 8 Milliarden Euro. Herr Gerster geht
    davon aus, dass sich die versicherungsfremden Leistungen
    auf gut 6 Milliarden Euro beziffern. Das Karl-Bräuer-Insti-
    tut geht sogar von 15 Milliarden Euro aus.

    Zudem muss ich fragen: Wollen wir das JUMP-Pro-
    grammwirklich so lassen, wie es ist? Anscheinend hat es
    keinen Erfolg. Die Jugendarbeitslosigkeit steigt perma-
    nent an. Dafür müssen andere Maßnahmen durchforstet
    werden, um zu überprüfen, welche versicherungsfremden
    Leistungen von den Arbeitslosenversicherungsbeiträgen
    wirklich noch bezahlt werden müssen.

    Thema Bürokratieabbau. Schauen Sie sich einmal an,
    was die Länder auf diesem Gebiet machen. Hessen, Saar-
    land und Bayern machen es Ihnen doch vor.


    (Lachen des Budesministers Otto Schily – Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Das ist wohl ein Witz!)


    Dort werden Vorschriften und Rechtsverordnungen abge-
    baut. Warum erlassen Sie kein Gesetz, wonach in dieser
    Wahlperiode jeden Monat mindestens zehn Verordnungen
    abgeschafft werden müssen? Das ist nicht viel, aber Sie
    machen damit Vorgaben.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Danach müssen für eine neue Verordnung zehn Verord-
    nungen abgeschafft werden. Das wäre endlich ein Zei-
    chen dafür, dass die Verwaltung Ernst macht und nicht
    einfach nur daherredet. Lösen Sie Verkrustungen des Ar-
    beitsmarktes auf. Betriebliche Bündnisse und das Güns-
    tigkeitsprinzip sind angesprochen worden, um nur einige
    Stichworte zu nennen.

    DagmarWöhrl




    DagmarWöhrl

    Ich kann Ihnen in diesem Zusammenhang nur sagen –
    wir haben es bei den Minijobs und dem Gesetz gegen
    Scheinselbstständigkeit gezeigt –: Wenn Sie vernünftige
    Reformen auf den Weg bringen, die dem Mittelstand und
    den Menschen in unserem Land helfen, wenn wir wissen,
    dass sich wirklich etwas in die richtige Richtung bewegt,
    werden Sie uns immer an Ihrer Seite haben, Herr Minister.


    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Jawohl! So sind wir!)


    Wir alle machen Ihnen dieses Angebot. Aber diese Refor-
    men müssen in der Zukunft wirklich etwas bewirken und
    dürfen keine Schaumschlägerei sein.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Gute Rede!)