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ID1502006900

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    Tagesordnungspunkt 13: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung von Fristen und Bezeichnungen im Neunten Buch Sozialgesetzbuch und zur Ände- rung anderer Gesetze (Drucksachen 15/124, 15/317) . . . . . . . . . 1559 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Beschäftigung schwerbehinderter Men- schen im öffentlichen Dienst des Bundes (Drucksache 15/227) . . . . . . . . . . . . . . . . 1559 B Helga Kühn-Mengel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1559 C Hubert Hüppe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1561 A Markus Kurth BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1562 D Daniel Bahr (Münster) FDP . . . . . . . . . . . . . 1564 A Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 1565 B Barbara Lanzinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1565 D Silvia Schmidt (Eisleben) SPD . . . . . . . . . . . 1567 A Tagesordnungspunkt 14: Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Jugendschutzgesetzes (JuSchGÄndG) (Drucksache 15/88) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1569 B Christa Stewens, Staatsministerin (Bayern) 1569 B Kerstin Griese SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1571 A Klaus Haupt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1573 A Jutta Dümpe-Krüger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1574 C Andreas Scheuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 1575 C Sabine Bätzing SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1576 D Michaela Noll CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1578 C Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1579 C Tagesordnungspunkt 15: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Zivildienstge- setzes (Erstes Zivildienständerungsge- setz) (Drucksache 15/297) . . . . . . . . . . . . . . . . 1580 C Anton Schaaf SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1580 C Willi Zylajew CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1582 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1584 C Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1585 D Tagesordnungspunkt 16: a) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Sondergutachten des Sozialbei- rats zur Rentenreform (Drucksache 14/5394) . . . . . . . . . . . . . 1587 B Plenarprotokoll 15/20 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 20. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Januar 2003 I n h a l t : b) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Bericht der Bundesregierung über die gesetzliche Rentenversicherung, insbesondere über die Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben, der Schwan- kungsreserve sowie des jeweils erfor- derlichen Beitragssatzes in den künfti- gen 15 Kalenderjahren gemäß § 154 SGB VI (Rentenversicherungsbericht 2001) und Gutachten des Sozialbei- rats zum Rentenversicherungsbe- richt 2001 (Drucksache 14/7639) . . . . . . . . . . . . . 1587 B c) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Bericht der Bundesregierung über die gesetzliche Rentenversicherung, insbesondere über die Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben, der Schwan- kungsreserve sowie des jeweils erfor- derlichen Beitragssatzes in den künfti- gen 15 Kalenderjahren gemäß § 154 SGB VI (Rentenversicherungsbericht 2002) und Gutachten des Sozial- beirats zum Rentenversicherungs- bericht 2002 (Drucksache 15/110) . . . . . . . . . . . . . . 1587 C Erika Lotz SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1587 D Andreas Storm CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1589 A Birgitt Bender BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1591 B Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . . . . 1593 A Peter Dreßen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1594 B Hildegard Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 1595 D Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMGS 1597 C Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . 1599 A Andreas Storm CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1599 C Gerald Weiß (Groß-Gerau) CDU/CSU . . . . . 1601 B Tagesordnungspunkt 17: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Andreas Pinkwart, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Zinsabgeltungsteuer einführen – Flucht- kapital zurückholen (Drucksache 15/217) . . . . . . . . . . . . . . . . 1603 A Dr. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . . . . 1603 B Gabriele Frechen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1604 A Dr. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . 1605 A Otto Bernhardt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1606 C Christine Scheel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1607 B Jochen-Konrad Fromme CDU/CSU . . . . . . . 1608 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1609 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 1611 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1611 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 20. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 20032 (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 20. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2003 1559 20. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Januar 2003 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Custode Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 20. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2003 1611 (C) (D) (A) (B) Altmaier, Peter CDU/CSU 17.01.2003 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ 17.01.2003 DIE GRÜNEN Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 17.01.2003 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 17.01.2003 Dr. Göhner, Reinhard CDU/CSU 17.01.2003 Hartnagel, Anke SPD 17.01.2003 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 17.01.2003 Dr. Hoyer, Werner FDP 17.01.2003 Kasparick, Ulrich SPD 17.01.2003 Kossendey, Thomas CDU/CSU 17.01.2003 Laurischk, Sibylle FDP 17.01.2003 Lenke, Ina FDP 17.01.2003 Michelbach, Hans CDU/CSU 17.01.2003 Mogg, Ursula SPD 17.01.2003 Möllemann, Jürgen W. FDP 17.01.2003 Multhaupt, Gesine SPD 17.01.2003 Nitzsche, Henry CDU/CSU 17.01.2003 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 17.01.2003 Reiche, Katherina CDU/CSU 17.01.2003 Rupprecht (Tuchenbach), SPD 17.01.2003 Marlene Dr. Schockenhoff, CDU/CSU 17.01.2003 Andreas Dr. Solms, Hermann Otto FDP 17.01.2003 Dr. Stadler, Max FDP 17.01.2003 Straubinger, Max CDU/CSU 17.01.2003 Thiele, Carl-Ludwig FDP 17.01.2003 Volquartz, Angelika CDU/CSU 17.01.2003 Wissmann, Matthias CDU/CSU 17.01.2003 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 784. Sitzung am 20. De- zember 2002 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenografischen Bericht zuzustimmen, einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 Grundgesetz nicht zu stellen bzw. einen Einspruch gemäß Artikel 77 Absatz 3 nicht einzulegen: – Zweites Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt Durch diesen Beschluss ist der vom Bundesrat gemäß Artikel 76 Abs. 1 GG eingebrachte Entwurf eines Ge- setzes zur Aktivierung kleiner Jobs (Kleine-Jobs-Ge- setz) gegenstandslos geworden. – Gesetz zur Einbeziehung beurlaubter Beamter in die kapitalgedeckte Altersversorgung – Gesetz zu dem Revisionsprotokoll vom 12. März 2002 zu dem Abkommen vom 11. August 1971 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft zur Vermei- dung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen – Gesetz über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2002 (Nachtragshaushaltsgesetz 2002) Der Bundesrat hat ferner die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: Der Bundesrat stellt fest, dass die Bundesregierung mit der Vorlage eines Nachtragshaushalts für 2002 erst jetzt auf Entwicklungen reagiert, die ihr bereits seit längerer Zeit bekannt sind. So steigt nunmehr die Neuverschul- dung des Bundes für das Jahr 2002 gegenüber der bishe- rigen Planung um rund zwei Drittel auf 34,6 Milliarden Euro. Der enorm gewachsene Fehlbetrag im Bundeshaus- halt führt dazu, dass Deutschland die EU-Defizitgrenze von 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr nicht einhalten kann. Vielmehr wird für 2002 ein gesamt- staatliches Defizit von 3,8 Prozent des Bruttoinlandspro- dukts erwartet. Die Verantwortung hierfür hat allein der Bund, dessen Finanzierungsdefizit einschließlich Sozial- versicherungen, bezogen auf die dem Bundesbereich entsprechend der Vereinbarung im Finanzplanungsrat zuzu- ordnende Bemessungsgröße von 45 Prozent des Bruttoin- landsprodukts, rund 4,6 Prozent ausmacht. Darüber hinaus übersteigt die Neuverschuldung des Bundes in erheblichem Maße die nach Artikel 115 GG als Obergrenze normierte Summe der Investitionen. Nach Auffassung des Bundesrates sind die ungünstige Entwicklung der Bundesfinanzen und ihre negativen Fol- gewirkungen auf Fehler und Versäumnisse der Wirtschafts- , Steuer- und Finanzpolitik der Bundesregierung zurückzu- führen. Die Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation und vor allem die zunehmend pessimistischere Einschät- zung der ökonomischen Perspektiven durch die Wirt- schaft und die Bürger sind seit Monaten markant sichtbar gewesen. Gleichwohl hat die Bundesregierung diesbezüg- lich für ihre Haushalts- und Finanzplanung keine Konse- quenzen gezogen. Die Bundesregierung reagiert vielmehr erst jetzt und damit verspätet. Die Bundesregierung hat ihre Einschätzung, wonach 2002 die EU-Defizitobergrenze für den Gesamtstaat von 3 Prozent eingehalten wird, ständig wiederholt und be- kräftigt. Die Einleitung eines Frühwarnverfahrens durch die EU im Frühjahr 2002 verhinderte die Bundesregie- rung durch die Vereinbarung unrealistischer Zusagen. Bis unmittelbar nach den Wahlen zum Deutschen Bundestag im September beharrte die Bundesregierung auf ihrer Ein- schätzung. Der Bundesrat sieht hierin ein nicht hinnehm- bares Vorgehen, das allein wahltaktisch motiviert war. Er bedauert es, dass die Bundesregierung diese Zeit nicht ge- nutzt hat, um durch geeignete Maßnahmen steuernd ein- zugreifen, um zumindest das Ausmaß der Defizitüber- schreitung einzudämmen. Falsche Weichenstellungen im Bereich der Arbeits- marktpolitik, von übertriebener Regulierung bis hin zu starken Beschränkungen im Bereich der geringfügigen Beschäftigung, haben sich als deutliche Belastungsfakto- ren erwiesen. Verunsicherung im Bereich der Steuerpoli- tik durch sprunghafte Ankündigungen und unausgewo- gene Steuerrechtsänderungen, verbunden mit viel zu niedriger Einschätzung der finanziellen Folgen für das Steueraufkommen – insbesondere im Bereich der Körper- schaftsteuer – hat zu weiteren Beeinträchtigungen sowohl der gesamtwirtschaftlichen Situation, als auch für die öf- fentlichen Haushalte beigetragen. Die Überschreitung der Kreditfinanzierungsgrenze nach Artikel 115 GG ist auch eine Folge davon, dass die Bundesregierung ihre bisherige Haushalts- und Finanz- planung nicht vorausschauend und zukunftsorientiert ge- staltet hat. die Bundesregierung nimmt die Ausnahmere- gelung des Artikels 115 GG, die Abwehr einer Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts, in Anspruch, ob- wohl sie selbst in weiten Teilen für diese Störung selbst die Ursachen gesetzt oder es versäumt hat, rechtzeitig ge- eignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Der Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit hat mitgeteilt, dass der Aus- schuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: – Unterrichtung durch die Bundesregierung Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung im Jahr 2001 – Drucksachen 14/9995, 15/99 Nr. 1.14 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- geteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU-Vorla- gen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parla- ment zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Drucksache 15/103 Nr. 2.105 Drucksache 15/103 Nr. 2.125 Drucksache 15/103 Nr. 2.130 Ausschuss für Verkehr, Bau und Wohnungswesen Drucksache 15/103 Nr. 1.11 Drucksache 15/103 Nr. 2.12 Drucksache 15/103 Nr. 2.61 Drucksache 15/103 Nr. 2.70 Drucksache 15/103 Nr. 2.83 Drucksache 15/103 Nr. 2.85 Drucksache 15/103 Nr. 2.91 Drucksache 15/103 Nr. 2.95 Drucksache 15/103 Nr. 2.128 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 15/103 Nr. 2.114 Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Drucksache 15/103 Nr. 1.4 Drucksache 15/103 Nr. 1.15 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 15/103 Nr. 2.59 Ausschuss für Tourismus Drucksache 15/103 Nr. 1.1 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 15/103 Nr. 1.4 Drucksache 15/103 Nr. 2.15 Drucksache 15/103 Nr. 2.57 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 20. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 20031612 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Susanne Kastner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Letzter Redner in der Debatte ist der Kollege Gerald

    Weiß, CDU/CSU-Fraktion.

    Gerald Weiß (Groß-Gerau) (CDU/CSU):

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
    Herren! Das, was insbesondere die Kollegen Thönnes und

    Dreßen vorhin hier geboten haben, kann nur mit Negie-
    rung der Wirklichkeit umschrieben werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Das, was Sie am Pult betrieben haben, ist eine Wirklich-
    keitsverweigerung.

    Herr Thönnes, wenn Sie sagen, die Wirtschaftsent-
    wicklung sei anders, sei schlechter verlaufen, dann kann
    ich nur feststellen, dass sie wegen Ihrer Politik schlechter
    gelaufen ist.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist wahr!)


    Kommen Sie mir nicht mit dem Argument Weltwirt-
    schaft! Wenn uns noch etwas hoch hält, dann ist das der
    Exportboom, den wir aufzuweisen haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Binnenwirtschaftlich haben Sie den Karren elend an die
    Wand gefahren, mit dem Ergebnis, dass wir mehr Ar-
    beitslose und weniger Wachstum haben.

    Die charmante Ministerin – heute schweigt sie – hat im
    Ausschuss dargelegt, welche Folgen die Wachstums-
    schwäche hat. Beispielsweise 0,5 Prozentpunkte weniger
    beim Wachstum des Sozialprodukts bedeuten eine Ver-
    schlechterung der Rentenfinanzen um 600 Millionen
    Euro. Sie schaffen sich durch Ihre Politik, insbesondere
    durch ständige Abgabenerhöhungen, Steuererhöhungen
    und die Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge, die
    Probleme selber, die Sie hier beklagt haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So ist es! In dieses Loch werden sie fallen!)


    Meine Damen und Herren, ich dachte, ich stehe im Wald,
    als Sie sagten, wir würden – damit meinten Sie uns – die
    Lohnnebenkosten in die Höhe treiben. Ich frage Sie: Ist
    Ihre Erhöhung des Rentenversicherungsbeitrages von
    19,1 Prozent auf 19,5 Prozent keine Steigerung der Lohn-
    nebenkosten?


    (Zuruf von der CDU/CSU: Natürlich ist das eine Steigerung! – Plus Ökosteuer!)


    Ist der Anstieg der Krankenversicherungsbeiträge um
    0,5 auf durchschnittlich 15 Prozent keine Steigerung der
    Lohnnebenkosten?


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Doch, das ist es!)


    Sie unterbrechen diesen Teufelskreis nicht, sondern ver-
    schärfen zunehmend das Tempo in dieser Spirale. Das ist
    es, was insbesondere dem Mittelstand, aber auch unserer
    Wirtschaft insgesamt das Leben schwer macht.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Sie wagen sogar zu behaupten, die Weichen seien rich-
    tig gestellt.


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Gott bewahre!)


    Frau Müller hat darauf hingewiesen: Von den Zahlen der
    Jahrhundertreform ist nach einem Jahr keine einzige rich-
    tige Zahl mehr übrig geblieben. Alle Prognosen, alle
    Projektionen sind falsch. Frau Ministerin, Sie haben im

    Parl. Staatssekretär Franz Thönnes





    Gerald Weiß (Groß-Gerau)


    Ausschuss so treuherzig gesagt, es werde eng; aber es
    werde reichen, wenn keine weiteren Risiken mehr eintre-
    ten. Die Risiken sind doch eingetreten!


    (Beifall des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


    Sie selber haben das vorhergesagte Wachstum von
    1,5 Prozent auf 1 Prozent zurückgenommen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Alle Wirtschaftsforschungsinstitute sagen, es werde noch
    viel bescheidener und schlechter ausfallen. Das DIW
    spricht beispielsweise von nur 0,6 Prozent Wachstum. Die
    Risiken sind eingetreten. Sie werden mit dem Szenario,
    das Sie sich selbst zimmern, nicht zurecht kommen.


    (Zuruf von der SPD: Das größte Risiko sind Sie!)


    Wirklichkeitsverweigerung zeigt, was Sie über die
    Riester-Rente gesagt haben. Ich verstehe nicht, wie Herr
    Dreßen einen Boom bei der Riester-Rente erkennen kann,
    wenn nicht einmal ein Zehntel der Berechtigten – es ist
    Riester-Rente und keiner geht hin –


    (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)


    dieses Instrument in Anspruch nimmt.

    Man kann analysieren – Kollege Storm und Frau
    Müller haben es eben getan –, woran das liegt. Die
    Riester-Rente ist zu bürokratisch; zwölf steife, kompli-
    zierte Kriterien, die niemand versteht.


    (Erika Lotz [SPD]: Sie vielleicht nicht!)


    Außerdem werden – das kann ich bei einer sozialdemo-
    kratisch geführten Bundesregierung nicht verstehen –
    Einkommensschwächere schwächer als Einkommens-
    stärkere gefördert.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Peter Dreßen [SPD]: Das ist nicht wahr!)


    – Das ist nicht wahr?


    (Peter Dreßen [SPD]: Wenn Sie das prozentual nehmen, ist das nicht wahr!)


    – Was nutzen den Leuten Prozente? Es geht um das, was
    sie cash einsetzen können und was nicht. Es ist so gere-
    gelt, dass die Verkäuferin 165 Euro Förderung erhält und
    ihr Chef, der Filialleiter, das Vierfache.


    (Peter Dreßen [SPD]: Er muss auch das Vierfache bezahlen!)


    Wenn Sie das sozial ausgewogen nennen, dann ist das eine
    neue sozialdemokratische Philosophie.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Als Herr Dreßen hier die Strukturprobleme – zum Teil
    richtig – beschrieben und dann den Schluss gezogen hat,
    das faktische Renteneintrittsalter müsse erhöht werden,
    dachte ich, ich verstehe die Welt nicht mehr. Wir mussten
    Ihnen doch eben im Bundesrat mühsam das Brückengeld
    wieder abhandeln, das ein Fanal für eine neue Frühver-
    rentung in Deutschland geworden wäre.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Außerdem haben Sie gesagt, die Struktur der Renten-
    versicherungsträgerschaft sei ineffektiv, wir hätten zu
    viele Rentenversicherungsträger usw. Sie regieren jetzt
    beklagenswerterweise im fünften Jahr und aus der not-
    wendigen Organisationsreform in der Rentenversicherung
    ist bisher nicht einmal ansatzweise, geschweige denn er-
    kennbar etwas geworden.

    Sie können sich doch nicht an die Klagemauer stellen,
    wenn Sie in der praktischen Politik versagen. Herr
    Thönnes, es war sehr billig, die Oppositionsarbeit so zu dis-
    qualifizieren, wie Sie es getan haben. Schauen Sie sich ein-
    mal die Bewertung der Arbeit der rot-grünen Regierung in
    der Demoskopie an. Sehr viel schlechter könnte sie nicht
    ausfallen. Sie bekommen von den Menschen ein misera-
    bles Zeugnis,


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Zu Recht!)


    weil sie keine Hoffnung mehr haben, dass Sie sie aus dem
    Schlamassel herausbringen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Ich war auch erstaunt darüber, dass Sie, Herr Thönnes,
    wesentliche Ergebnisse der Hartz-Kommission als Aus-
    weg aus der Krise dargestellt haben. Beispielsweise muss-
    ten wir das, was wir Ihnen im Rahmen des Laumann-Pa-
    piers, der Drei-Säulen-Konzeption, mühsam abhandeln
    mussten, im Bundesrat zunächst gegen Sie durchsetzen,
    bevor wir uns dann vernünftig geeinigt haben.

    An eigenen Leistungen und eigener positiver Anstren-
    gung ist bei Rot-Grün nichts zu erkennen. Damit wird die
    Unsicherheit der Rentnerinnen und Rentner genährt. Die
    junge Generation hat keine Perspektive. Arbeitnehmer und
    Arbeitgeber müssen ständig mehr Steuern und Sozialab-
    gaben blechen. Daraus kann keine Perspektive erwachsen.

    Ich bin Frau Bender dankbar.


    (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das höre ich gern! Bloß wofür?)


    Wenn ich den Landtagswahlfilter einmal weglasse, hat sie
    gesagt: Auch die Rentnerinnen und Rentner müssen sich
    darauf einstellen, etwas zur Sanierung der Rente beizutra-
    gen. Das war die Ankündigung der nächsten Beschränkung
    der Rentenanpassung für die Rentnerinnen und Rentner.

    Wir rufen den Rentnern zu: Das kommt auf Sie zu! Die
    Rentenanpassung wird verringert oder gar ausgesetzt.


    (Peter Dreßen [SPD]: Ja, was denn nun?)


    So lautet die Botschaft von Frau Bender an die Bürgerin-
    nen und Bürger; das ist die Wahrheit vor dem 2. Februar,
    wenn man die Wahlkampfrhetorik einmal beiseite lässt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Das haben die Menschen von Ihnen zu erwarten: nichts
    außer abermaligem Vertrauensbruch.

    Ich bedanke mich.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




Rede von Dr. h.c. Susanne Kastner
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


Ich schließe die Aussprache.


(A)



(B)



(C)



(D)


1602


(A)



(B)



(C)



(D)






Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen 14/5394, 14/7639 und 15/110 an die in
der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschla-
gen. Der Entschließungsantrag der Fraktion der FDP auf
Drucksache 15/318 soll an dieselben Ausschüsse über-
wiesen werden. Gibt es dazu anderweitige Vorschläge? –
Das ist nicht der Fall. Dann sind die Überweisungen so
beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 17 auf:
Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Hermann
Otto Solms, Dr. Andreas Pinkwart, Carl-Ludwig
Thiele, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP
Zinsabgeltungsteuer einführen – Fluchtkapital
zurückholen
– Drucksache 15/217 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Tourismus
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die FDP
fünf Minuten erhalten soll. – Ich höre keinen Wider-
spruch. Dann ist es so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat Professor
Dr. Andreas Pinkwart, FDP-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr. Andreas Pinkwart


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Her-

    ren! Mit dem vorliegenden Antrag der FDP-Fraktion wollen
    wir einen Weg aus einer, wie wir meinen, für den Standort
    Deutschland und für das Vertrauen der Bürger in den Recht-
    staat schwierigen Krise weisen, in die uns die Vorschläge
    der Bundesregierung wie auch die öffentlichen Kampagnen
    der Ministerpräsidenten Gabriel und Steinbrück in den letz-
    ten Wochen und Monaten geführt haben.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Hierzu gehören die Ankündigung der Abschaffung des
    Bankgeheimnisses, die Einführung einer Wertzuwachs-
    steuer, flächendeckende Kontrollmitteilungsverfahren
    und die Diskussion über die Wiedererhebung der Vermö-
    gensteuer. Das alles sind Anschläge, die das Vertrauen in
    den deutschen Kapitalmarkt beschädigen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Wer auf Wahlplakate schreibt „1 Prozent Vermögen für

    100 Prozent Bildung“ – PISA lässt grüßen; ich möchte
    wissen, in welchem Rechenunterricht diese Gleichung je
    aufgegangen wäre –,


    (Dirk Niebel [FDP]: Niedersächsische Baumschule!)


    der versucht – viel gefährlicher, wie ich finde –, risikobe-
    reites Kapital, das wir in Deutschland brauchen, gegen in-

    novative Köpfe auszuspielen. Wir brauchen aber genau
    das Gegenteil. Wir müssen in Deutschland wieder risi-
    kobereites Kapital und innovative Köpfe zusammen-
    führen. Dann haben wir auch Geld, um unsere Schulen
    und Hochschulen wieder vernünftig ausstatten zu können.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    In diese Richtung gingen die Beiträge der Experten wie
    auch der Verbände im Finanzausschuss. Diejenigen, die
    dabei waren, können das bestätigen. Sie sind ein Schlag
    ins Gesicht rot-grüner Finanzpolitik.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Dabei – das festzuhalten ist mir als Liberaler besonders
    wichtig – tragen auch die Gesetzesvorhaben, die uns
    bisher vorliegen, dazu bei, den Datenschutz massiv ins
    Hintertreffen zu bringen. Es fehlt bei der Sicherung der
    Steuergerechtigkeit an einer datenschutzkonformen Ab-
    wägung zwischen den Verfassungsprinzipien einer geset-
    zesgerechten Steuererhebung und eines grundrechtlichen
    Persönlichkeitsschutzes.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Hierzu möchte ich die Erklärung der Datenschutz-
    beauftragten des Bundes und der Länder kurz auszugs-
    weise wiedergeben – ich darf zitieren, Frau Präsidentin –:

    Dass künftig auch verdachtsunabhängige Prüfungen
    in Banken angeordnet werden können, schafft den
    „gläsernen Bankkunden“ und erweckt den Anschein,
    als sei jeder Steuerpflichtige ein potenzieller Steuer-
    verkürzer. Das datenschutzrechtliche Prinzip, dass
    Daten grundsätzlich bei Betroffenen zu erheben
    sind – § 93 a AO –, wird außer Kraft gesetzt.

    Die Datenschutzbeauftragten weisen weiter darauf hin,
    dass die hier geplanten Kontrollmitteilungen dazu
    führen würden, dass die von einzelnen Bürgern abzuge-
    benden Daten zentral verwaltet würden und dass auf diese
    zentral verwalteten Daten mit Personenidentitätsnummern
    auch andere als die Finanzbehörden jederzeit zugreifen
    könnten. Das ist der gläserne Bürger – George Orwell lässt
    grüßen –, den wir Liberale nicht haben wollen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Wir auch nicht!)


    Nicht nur die Datenschutzbeauftragten von Bund und
    Ländern weisen auf die Lösung hin, eine Abgeltung-
    steuer einzuführen, wie sie in Österreich sehr erfolgreich
    – dort hat sie zu wachsenden Steuereinnahmen in diesem
    Segment geführt – erhoben wird. Auch die Deutsche Bun-
    desbank weist in ihrer Stellungnahme an den Finanzaus-
    schuss darauf hin, dass die bisherigen Vorlagen von Rot-
    Grün im Parlament nicht zielführend seien, sondern dass
    eine Abgeltungsteuer, wie wir sie Ihnen in unserem An-
    trag vorschlagen, den Weg weisen könnte.

    Deswegen fordern wir die Regierungsseite, die Fraktio-
    nen von SPD und Grünen, auf: Lassen Sie das, was Sie bis-
    her vorgelegt haben, sein! Ziehen Sie diese Teile des Geset-
    zes zurück! Legen Sie dem Parlament einen Gesetzentwurf
    einer Abgeltungsteuer für Zinserträge, Kapitalerträge und

    Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner





    Dr. Andreas Pinkwart

    Wertzuwachsgewinne vor! Dabei sollte es sich um eine
    absolute, nicht um eine relative Abgeltungsteuer handeln;
    das heißt, es sollte einen klaren Verzicht auf Kontrollmit-
    teilungen geben. Dann könnten wir den zweiten Teil un-
    seres Antrags realisieren, nämlich Kapital aus dem Aus-
    land wieder nach Deutschland zurückholen, und könnten
    mit einer pauschalen Regelung für die Nachversteuerung
    und einer modifizierten Selbstanzeige erreichen, dass mehr
    Menschen bereit sind, diesem Land wieder ihr Vertrauen zu
    schenken und sich mit ihrem Kapital hier einzubringen.

    Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)