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    Benennung der Abgeordneten Dorothee Mantel für den Stiftungsrat der Stiftung „Hu- manitäre Hilfe“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1423 A Erweiterung und Änderung der Tagesordnung 1423 B Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . 1423 D Tagesordnungspunkt 3: a) Vereinbarte Debatte: 40 Jahre Élysée- Vertrag – Zusammenarbeit und ge- meinsame Verantwortung für die Zu- kunft Europas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1424 A b) Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP: Entwurf einer gemeinsamen Erklärung der Franzö- sischen Nationalversammlung und des Deutschen Bundestages zur inter- parlamentarischen Zusammenarbeit (Drucksache 15/295) . . . . . . . . . . . . . . 1424 B c) Antrag der Abgeordneten Dr. Andreas Schockenhoff, Dr. Friedbert Pflüger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: 40 Jahre deutsch-fran- zösischer Freundschaftsvertrag – für eine neue Qualität und Dynamik der deutsch-französischen Beziehungen (Drucksache 15/200) . . . . . . . . . . . . . . 1424 B d) Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: 40 Jahre Élysée-Vertrag – Die deutsch-französische Zusammenar- beit fortentwickeln und in gemeinsa- mer Verantwortung für Europa die Zukunft mitgestalten (Drucksache 15/296) . . . . . . . . . . . . . . 1424 C Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 1424 D Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1427 A Krista Sager BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1429 C Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . . 1431 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 1432 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 1435 A Dr. Angelica Schwall-Düren SPD . . . . . . . . . 1436 D Ernst Burgbacher FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1438 D Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . . 1439 D Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . . 1440 C Peter Müller, Ministerpräsident Saarland . . . . 1442 A Monika Griefahn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1443 C Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU . . . . . . 1445 A Tagesordnungspunkt 4: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahresbericht 2002 derBundesregierung zum Stand der deutschen Einheit (Drucksache 14/9950) . . . . . . . . . . . . . . . . 1446 D Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1447 A Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 1449 B Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1452 C Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1454 B Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1454 C Joachim Günther (Plauen) FDP . . . . . . . . . . . 1455 A Siegfried Scheffler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 1456 D Plenarprotokoll 15/19 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 19. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 16. Januar 2003 I n h a l t : Michael Kretschmer CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1459 C Siegfried Scheffler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 1459 D Werner Kuhn (Zingst) CDU/CSU . . . . . . . . . 1460 B Peter Hettlich BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1463 A Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1464 C Angelika Krüger-Leißner SPD . . . . . . . . . . . . 1465 C Volkmar Uwe Vogel CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1467 A Tagesordnungspunkt 5: Antrag der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Deutschland wirksam vor Terroristen und Extremisten schützen (Drucksache 15/218) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1468 B Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1468 C Hans-Peter Kemper SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 1471 A Gisela Piltz FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1473 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1474 C Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 1476 D Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . . . . . . . . 1478 B Rainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1479 D Silke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1480 D Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1482 B Silke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1482 C Jürgen Herrmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 1483 A Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1484 B Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1486 B Volker Bouffier, Staatsminister Hessen . . . . . . 1488 B Rüdiger Veit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1490 C Volker Bouffier, Staatsminister Hessen . . . . . . 1490 D Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . 1491 B Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1497 B Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . 1497 C Clemens Binninger CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1498 A Tagesordnungspunkt 18: Überweisungen im vereinfachten Ver- fahren a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Abbau von Steuer- vergünstigungen und Ausnahmerege- lungen (Steuervergünstigungsabbau- gesetz) (Drucksachen 15/287, 15/312) . . . . . . . 1499 D b) Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschät- zung gemäß § 56 a der Geschäftsord- nung: Technikfolgenabschätzung (TA); Beratungskapazität, Technikfolgen- abschätzung beim Deutschen Bun- destag – ein Erfahrungsbericht (Drucksache 14/9919) . . . . . . . . . . . . . 1500 A c) Antrag der Abgeordneten Dr. Werner Hoyer, Günther Friedrich Nolting, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP sowie der Abgeordneten Ulrich Adam, Ilse Aigner, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der CDU/CSU: Transatlantische Beziehungen stär- ken – Potsdam-Center fördern (Drucksache 15/194) . . . . . . . . . . . . . . 1500 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Errichtung einer Bundesfernstraßenfinanzierungs- und Ma- nagementgesellschaft (Bundesfernstraßen- finanzierungs- und Managementgesell- schaftsgesetz) (Drucksache 15/299) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1500 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Erste Beratung des von den Abgeordneten Rainer Funke, Daniel Bahr (Münster), wei- teren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Sechs- ten Gesetzes zur Änderung des Stasi-Un- terlagen-Gesetzes (6. StU-ÄndG) (Drucksache 15/313) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1500 C Tagesordnungspunkt 19: Abschließende Beratungen ohne Aus- sprache a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zu dem Abkom- men vom 18. Februar 2002 zwischen Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 19. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Januar 2003II der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Republik Polen über die Zusammen- arbeit der Polizeibehörden und der Grenzschutzbehörden in den Grenz- gebieten (Drucksachen 15/11, 15/240) . . . . . . . 1500 C Tagesordnungspunkt 6: Wahlen zu Gremien a) Programmbeirat (Sonderpostwert- zeichen) beim Bundesministerium der Finanzen (Drucksache 15/206) . . . . . . . . . . . . . . 1501 A b) Beirat nach § 39 des Stasi-Unterla- gen-Gesetzes (Drucksache 15/303) . . . . . . . . . . . . . . 1501 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Wahlvorschlag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Wahl der vom Deutschen Bundestag zu entsendenden Mitglieder des Kuratoriums der Stiftung „Haus der Geschichte der Bundes- republik Deutschland“ (Drucksache 15/304) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1501 A Tagesordnungspunkt 7: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Straßenbaubericht 2001 (Drucksache 14/8754) . . . . . . . . . . . . . . . . 1501 B Petra Weis SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1501 C Renate Blank CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 1503 B Albert Schmidt (Ingolstadt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1505 D Horst Friedrich (Bayreuth) FDP . . . . . . . . . . 1507 B Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1508 B Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Andreas Pinkwart, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Eigenheimerwerb nicht erschwe- ren – weitere Belastungen für Beschäf- tigte und Betriebe der Bauwirtschaft und für Familien vermeiden (Drucksache 15/33) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1509 D Eberhard Otto (Godern) FDP . . . . . . . . . . . . . 1510 D Stephan Hilsberg SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1511 A Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . 1511 D Klaus Minkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 1512 D Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1514 C Georg Fahrenschon CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1516 A Gabriele Groneberg SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 1517 C Tagesordnungspunkt 10: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des in- ternationalen Insolvenzrechts (Drucksachen 15/16, 15/323) . . . . . . . . . . 1520 A Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Anru- fung des Vermittlungsausschusses zu dem Zwölften Gesetz zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (Zwölftes SGB-V-Änderungsgesetz) (Drucksachen 15/27, 15/74, 15/76, 15/120, 15/298) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1520 C Dr. Marlies Volkmer SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1520 D Michael Hennrich CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1522 B Petra Selg BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . 1524 A Dr. Dieter Thomae FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 1525 B Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Ulla Burchardt, Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Grietje Bettin, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: GATS-Verhandlungen – Bil- dung als öffentliches Gut und kulturelle Vielfalt sichern (Drucksache 15/224) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1526 B Ulla Burchardt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1526 C Thomas Rachel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1528 A Grietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1529 B Ulrike Flach FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1530 B Marion Seib CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 1531 C Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD . . . . . . . . . . . 1532 D Erich G. Fritz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 1534 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 19. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Januar 2003 III Tagesordnungspunkt 11: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vierzehntes Hauptgutachten der Mono- polkommission 2000/2001 (Drucksachen 14/9903, 14/9904 [Anlagen- band]) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1536 A Hubertus Heil SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1536 A Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1537 C Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1539 C Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1540 C Dr. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär BMWA 1541 C Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 1543 A Hubertus Heil SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1544 A Tagesordnungspunkt 12: Bericht des Ausschusses für Bildung, For- schung und Technikfolgenabschätzung gemäß § 56 a der Geschäftsordnung: Tech- nikfolgenabschätzung hier: TA-Projekt: Tourismus in Großschutzgebieten – Wechselwirkungen und Kooperations- möglichkeiten zwischen Naturschutz und regionalem Tourismus (Drucksache 14/9952) . . . . . . . . . . . . . . . . 1545 B Gabriele Hiller-Ohm SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1545 C Klaus Brähmig CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1547 B Undine Kurth (Quedlinburg) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1548 C Jürgen Klimke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1549 D Tagesordnungspunkt 19: b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immu- nität und Geschäftsordnung zu dem Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch und Petra Pau und zu dem Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der FDP: Weiter- geltung von Geschäftsordnungsrecht (Drucksachen 15/2, 15/1, 15/178) . . . . 1551 A Dr. Uwe Küster SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1551 B Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . . 1552 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1552 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 1553 A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des internationalen Insolvenzrechts (Tagesord- nungspunkt 10) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1553 A Dirk Manzewski SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1553 B Tanja Gönner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 1554 A Jerzy Montag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1556 B Rainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1556 D Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ 1557 A Anlage 3 Technikfolgenabschätzung hier: TA-Projekt: Tourismus in Großschutzgebieten – Wech- selwirkungen und Kooperationsmöglichkeiten zwischen Naturschutz und regionalem Touris- mus (Tagesordnungspunkt 12) . . . . . . . . . . . . 1557 D Dr. Christian Eberl FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 1557 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 19. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Januar 2003IV (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 19. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Januar 2003 1423 19. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 16. Januar 2003 Beginn: 9.00 Uhr
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    (A) (B) (C) (D) 1552 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 19. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Januar 2003 1553 (C) (D) (A) (B) Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 16.1.2003 Hartnagel, Anke SPD 16.1.2003 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 16.1.2003 Dr. Hoyer, Werner FDP 16.1.2003 Kasparick, Ulrich SPD 16.1.2003 Lenke, Ina FDP 16.1.2003 Michelbach, Hans CDU/CSU 16.1.2003 Möllemann, Jürgen W. FDP 16.1.2003 Reiche, Katherina CDU/CSU 16.1.2003 Straubinger, Max CDU/CSU 16.1.2003 Volquartz, Angelika CDU/CSU 16.1.2003 Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des internationalen Insolvenzrechts (Tagesordnungspunkt 10) Dirk Manzewski (SPD):Am heutigen Tag debattieren wir abschließend über den Gesetzentwurf der Bundesre- gierung zur Neuregelung des Internationalen Insolvenz- rechts. Dieser Gesetzesentwurf beruht im Wesentlichen auf einer entsprechenden europäischen Verordnung, mit der das Internationale Insolvenzrecht in der Europäischen Union in seinen wichtigsten Bereichen harmonisiert wor- den ist. Ziel dieser Verordnung ist es insbesondere gewe- sen, Kollisionen zwischen den einzelstaatlichen Rechtsver- ordnungen und Kompetenzkonflikte zwischen Gerichten verschiedener Mitgliedstaaten besser zu lösen. Die euro- päische Gemeinschaft hat damit eine verlässliche Grund- lage erhalten, wie grenzüberschreitende Insolvenzverfahren abzuwickeln sind. Dies gilt für die Frage der Anerkennung eines ausländischen Insolvenzverfahrens ebenso wie das auf dieses Verfahren anwendbare Recht oder die Befug- nisse eines ausländischen Verwalters. Für die Verordnung gilt dabei – und dies ist wichtig – das Prinzip der so genannten gemäßigten Universalität. Dies bedeutet, dass – soweit keine Beschränkungen durch so genannte Sonderanknüpfungen oder besondere Terri- torialverfahren vorliegen – das in einem Mitgliedstaat eröffnete Insolvenzverfahren vom Grundsatz her univer- sale Wirkung entfaltet. Das gesamte Vermögen des Schuldners wird also hiervon umfasst und zwar unabhän- entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenografischen Bericht gig davon, in welchem Mitgliedstaat es sich befindet. Den Gläubigern bietet dies unter anderem den Vorteil einer stärkeren Gleichbehandlung, da all diejenigen, die ihren gewöhnlichen Aufenthalt, Wohnsitz oder Sitz in einem der EU-Mitgliedsländer haben, ihre Forderungen in je- dem Insolvenzverfahren über das schuldnerische Vermö- gen anmelden können. Der hier debattierte Gesetzesentwurf hat diese europä- ische Verordnung aufgegriffen und durch seinen Art. 1 in das deutsche Recht eingepasst. Zwar gilt eine Verordnung – wie die dem Gesetzesentwurf zugrunde liegende – un- mittelbar in jedem Mitgliedstaat und bedarf von daher ei- gentlich keiner besonderen Umsetzung, doch sind für ihr reibungsloses Funktionieren gewisse Anpassungen im deutschen Recht unerlässlich. Nicht mehr und nicht we- niger will insoweit der Gesetzesentwurf. Als Beispiel seien etwa die Festlegung des im Inland zuständigen Ge- richts oder Bestimmungen über die öffentlichen Bekannt- machungen in Deutschland genannt. Ein weiteres Problem ist, dass durch die Verordnung grenzüberschreitende Insolvenzverfahren nicht abschlie- ßend geregelt werden. So macht die Verordnung zum Bei- spiel keine Aussage zu den Mitwirkungsrechten des In- solvenzverwalters. Dies ist seinerzeit bewusst offen gelassen worden, um den Mitgliedstaaten insoweit eine eigenständige Ausgestaltung zu ermöglichen. Da das au- tonome deutsche Internationale Insolvenzrecht ohnehin bis- lang nur sehr lückenhaft im Einführungsgesetz zur Insol- venzordnung geregelt ist, hat sich ein eigenständiges deutsches Internationales Insolvenzrecht quasi aufgedrängt. Dieses wird im Übrigen schon seit langem gefordert. Der Gesetzesentwurf hat sich dem angenommen und sieht deshalb auch vor, dass in einem neuen elften Teil ein autonomes Internationales Insolvenzrecht in die Insol- venzordnung eingefügt wird. Hierfür hat nicht nur gesprochen, dass es der Rechts- klarheit dient, wenn die wesentlichen Rechtsgrundsätze für grenzüberschreitende Insolvenzen in einem eigenen Teil der Insolvenzordnung niedergelegt sind: Ein globaler Verweis auf die Verordnung würde dem nur unzulänglich gerecht. Zu beachten war auch, dass Regelungen, die für den überschaubaren Wirtschaftraum der EU richtig sein mögen, bei einer weltweiten Anwendung gegebenenfalls zu kurz greifen könnten, und dies nicht nur, weil ein der- art kompliziertes Verfahren, wie es nun einmal ein grenz- überschreitendes Insolvenzverfahren darstellt, auch auf der anderen Seite vergleichbare Regelungen voraussetzen sollte. Es wäre deshalb nicht sachgerecht, die Bestimmungen der Verordnung auch gegenüber Drittstaaten so gelten zu lassen. Um es deutlich zu sagen: Ein innerstaatliches In- ternationales Insolvenzrecht bräuchte – vielleicht sogar sollte – gegenüber Nicht-EU-Staaten weniger kooperati- onsfreundlich sein. Die in Art. 2 des Gesetzesentwurfs enthaltenen Bestimmungen lehnen sich deshalb eng an die EU-Verordnung an, enthalten dementsprechend je- doch Abweichungen, die bei einer weltweiten Anwen- dung zwingend geboten sind. Gleichzeitig wird mit diesen Vorschriften eine Teilum- setzung der Richtlinien über die Sanierung und Liquidation von Versicherungsunternehmen respektive Kreditinstituten erreicht. Dies gilt für die Vorschriften der genannten Richt- linien, zu denen korrespondierend im deutschen Recht Bestimmungen geschaffen werden, die nicht nur für Kre- ditinstitute und Versicherungsunternehmen, sondern für alle Unternehmen gleichermaßen gelten. Die Gesetzesinitiative der Bundesregierung wird von mir ausdrücklich begrüßt. Ich hoffe, sie findet auch die Unterstützung der Opposition. Gründe, warum man sie ablehnen könnte, sind für mich nicht ersichtlich. Tanja Gönner (CDU/CSU): Wir diskutieren heute über das Gesetz zur Neuregelung des Internationalen In- solvenzrechtes. Die Neuregelung wird aufgrund der EG- Verordnung 1346/2000 eingeführt. Zwar gilt die Verord- nung grundsätzlich ohne weiteren Umsetzungsakt inner- halb der EU, allerdings gibt es die Notwendigkeit, einige Anpassungen vorzunehmen. Es geht darum, dass wir in- nerhalb des Wirtschaftsraumes der EU eine einheitliche Regelung haben. Darüber hinaus ist es in Zeiten der im- mer weiter fortschreitenden Internationalisierung und Globalisierung aber auch notwendig, dass Regelungen auch für Beziehungen mit anderen Staaten außerhalb der EU getroffen werden, damit die Insolvenzverfahren rei- bungslos ablaufen können. Deswegen besteht hinsichtlich des Inhalts des Gesetzes grundsätzlich ein Konsens. Aber bereits heute ist klar, dass dies nur der Anfang sein kann. Es muss und wird zu Ergänzungen kommen, da die Regelungen letztlich nur bei Einzelvermögensgegen- ständen und unselbstständigen Niederlassungen greifen. Damit ist ein zentraler Bereich ausgenommen, für den eine Regelung gerade notwendig wäre, nämlich die Ab- wicklung internationaler Konzerne. Kirch, Holzmann, Fairchild Dornier und Babcock Borsig waren im Jahr 2002 die spektakulären Insolvenzen. Dies alle sind große Konzerne mit internationalen Beziehungen und Tochter- firmen im Ausland. Gerade für diese aber gibt es keine Regelungen. Hier haben die Insolvenzverwalter keine Regelung, wie sie mit dem im Ausland vorhandenen Ver- mögen umgehen können und sollen. Hier bewegen sie sich im rechtlich noch ungeklärten Rahmen und haben damit immer auch ein nicht zu unterschätzendes Haftungsrisiko zu tragen. Wir brauchen daher als nächsten Schritt ganz dringend eine internationale Regelung zur Insolvenz von Konzer- nen. Dies ist eine Herausforderung, weil hier natürlich Widerstände vorhanden sind; aber es ist dringend not- wendig. Hier ist die Bundesregierung gefordert, die Ver- handlungen auf europäischer Ebene anzustoßen und vo- ranzubringen. Allerdings ist auch festzuhalten, dass wir zu diesem zentralen Bereich auch im nationalen Recht noch keine Regelung haben. Zwar sind alle gesellschaftsrechtlichen Rechtsformen in der Insolvenzordnung enthalten, aber welche Auswirkungen die Insolvenz eines Konzerns auf die verbundenen Tochterunternehmen bzw. die Insolvenz eines Tochterunternehmens auf den Gesamtkonzern hat, haben wir auch noch nicht geregelt. Es ist also noch genü- gend Handlungsbedarf auch und gerade bei uns vorhanden. Wer die Insolvenzzahlen in Europa für die Jahre 2001 und 2002 anschaut, der stellt fest, dass diese angestiegen sind. Das dürfte der Regierung entgegenkommen, da sie sich ja immer darauf beruft, dass es uns wirtschaftlich schlecht geht, weil die Weltwirtschaft nicht wachse; Eu- ropa ist neben den USA der stärkste Faktor für die welt- wirtschaftliche Gesamtentwicklung. Aber die Zahlen sprechen eine ganz andere Sprache. Die Steigerungsrate von 5,94 Prozent im Jahr 2001 in Europa geht zu einem guten Teil darauf zurück, dass der Anstieg in Deutschland bei 18,7 Prozent liegt. Deutschland hat in absoluten Zah- len die mit Abstand höchste Gesamtinsolvenzzahl in Eu- ropa. Wenn man nun bereits weiß, dass der Zuwachs bei den Gesamtinsolvenzverfahren im Jahr 2002 in Deutsch- land bei sage und schreibe 66 Prozent liegt, kann man sich vorstellen, dass wir auch in diesem Jahr diejenigen sein werden, die die Quote in Europa nach oben treiben. Nach den derzeit vorliegenden Zahlen hat sich die Zahl der Fälle in Frankreich um 7 Prozent und in Großbritan- nien um 3,5 Prozent erhöht. Dies sind zwei Volkswirt- schaften, die durchaus auch nicht zu den Kleinen zählen und mit uns vergleichbar sind. Diese Zahlen haben nichts damit zu tun, dass wir bisher kein Internationales Insol- venzrecht hatten. Wir sind der kranke Mann Europas. Nicht die Stim- mung ist schlechter als die Lage, sondern die Lage ist noch viel schlimmer als die Stimmung. Es herrscht De- pression und Resignation. Das will diese rot-grüne Bun- desregierung natürlich nicht nur nicht wahrhaben – sie ist schließlich dafür verantwortlich –, sondern sie behauptet auch noch ständig das Gegenteil. Aber wie weit man den Aussagen dieser Regierung trauen kann, haben die Wähle- rinnen und Wähler ja nach dem 22. September sehr schnell gemerkt. Sie hat jeglichen Realitätsbezug verloren. Früher waren die Worte Insolvenz und Konkurs nur den damit beschäftigten Fachleuten bekannt. Große Teile der Bevölkerung kannten diesen Begriff gar nicht. Heute wird die Entwicklung der Insolvenzraten mit Besorgnis wahrgenommen und es wird darüber gesprochen. Die Menschen haben Angst, dass es demnächst ihren Arbeit- geber und ihren Arbeitsplatz treffen könnte. Wir werden für das Jahr 2002 eine Gesamtzahl von sage und schreibe 82 400 Insolvenzen haben; das ist ein Anstieg von 66 Pro- zent gegenüber 2001. Die Zahl der Unternehmensinsol- venzen liegt bei 41 500 und damit 20 Prozent über dem letzten Jahr. Es sind nicht nur die spektakulären Insolven- zen Kirch, Holzmann, Herlitz, Photo Porst, Fairchild Dornier und Babcock. Es sind die vielen kleinen mittel- ständischen Betriebe, die das Gros ausmachen. Die Ar- beitsplätze gehen zu 65 Prozent in Betrieben mit unter fünf Mitarbeitern verloren. In diesen Zahlen sind im Übrigen all die kleinen mittelständischen Betriebe und Handwerker noch gar nicht enthalten, die still ihre Firmen liquidieren, bevor es zum „worst case“, der Insolvenz, kommt. Der wirtschaftliche Gesamtschaden aufgrund der For- derungsausfälle liegt bei 38,4 Milliarden Euro. Das ist ein höherer Betrag als die schon exorbitant hohe Neuver- schuldung des Bundes im Jahr 2002. Viele Betriebe kom- men aufgrund eines oder mehrerer Forderungsausfälle selber wieder in Schwierigkeiten. Die Zahl der Betriebe, Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 19. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Januar 20031554 (C) (D) (A) (B) die wegen Forderungsausfällen Dritter insolvent werden, steigt ständig an. Wir drehen uns hier in einer hoch ge- fährlichen Spirale nach oben. Aber dieser Zusammenhang scheint bei der Regierung noch nicht angekommen zu sein. Das alles sind Zahlen, mit denen man wie mit vielen Statistiken umgehen könnte: Zur Kenntnis nehmen und weglegen. Sie werden schon irgendwann wieder besser werden. Das einzig Dumme ist, dass man diese Zahlen nicht schönreden und vertuschen kann wie andere Zahlen, auch wenn diese Regierung gerade darin ja hervorragend ist. Hinter jedem Betrieb stehen Arbeitsplätze, hinter je- dem Arbeitsplatz steht ein Arbeitnehmer und hinter vielen dieser Arbeitnehmer stehen Familien. Im letzten Jahr wa- ren laut Creditreform 590 000 Arbeitsplätze durch die Insolvenzen betroffen. Das ist ein Anstieg von 17,5 Pro- zent gegenüber dem Vorjahr. Im Übrigen belasten diese 590 000 Menschen den Haushalt der Bundesanstalt für Arbeit nicht nur dadurch, dass sie nach der Entlassung Arbeitslosengeld beziehen. Darüber hinaus ist für diese Menschen für bis zu drei Mo- nate der Nettolohn im Rahmen des lnsolvenzgeldes zu zahlen. Allein diese Direktzahlung hat den Haushalt der Bundesanstalt im Jahr 2002 mit 1,93 Milliarden Euro be- lastet; auch hier liegt ein Anstieg von 1,3 Milliarden Euro von 2001 auf 2002, also um 48 Prozent vor. Wir haben im Insolvenzbereich Wachstumszahlen, von denen wir in der Wirtschaft nur träumen können. Von den Ausfällen der Sozialversicherungsbeiträge will ich in diesem Zusam- menhang nicht sprechen, hier hat die Regierung nach ei- genen Aussagen ja alles im Griff. Hier kann nur etwas erreicht werden, wenn die Regie- rung endlich in der Realität ankommt und ihre Wirt- schafts- und Arbeitsmarktpolitik deutlich ändert. Denn nicht nur die Zahlen für die Insolvenzen steigen an, zu- gleich geht die Zahl der Neugründungen ständig zurück. Wer soll eigentlich in Zukunft noch die Arbeitsplätze in diesem Land stellen? Es gibt auch noch einen zweiten Bereich in unserem In- solvenzrecht mit hohen Steigerungsraten. Bei der Ein- führung des Insolvenzgesetzes zum 1. Januar 1999 wurde ein Teil als Kernstück und große Errungenschaft angese- hen, nämlich das so genannte Restschuldbefreiungsver- fahren für Privatpersonen. Man wollte mit diesem Ver- fahren überschuldeten Menschen die Möglichkeit geben, einen Neuanfang zu erreichen. Wenn sie über einen Zeit- raum von sieben Jahren bereit waren, ihren pfändbaren Anteil am Arbeitseinkommen zugunsten der Gläubiger abzuführen, sollten sie nach dieser Zeit eine neue Chance für ihre wirtschaftliche Entwicklung ohne weitere Zwangs- vollstreckungsmaßnahmen erhalten. In Anbetracht von 2,9 Millionen überschuldeten Haushalten in Deutschland war man sich einig, dass hier Handlungsbedarf bestand. Der Gesetzgeber hat aber bereits damals – im Übrigen in Kenntnis dessen, dass es hier Probleme geben wird – zwei Fragebereiche nicht geregelt, nämlich erstens ob hinsicht- lich der Kosten Prozesskostenhilfe gewährt werden soll und zweitens, ob den Gläubigern vonseiten der Schuldner auch eine Lösung vorgelegt werden kann, die keinerlei Zahlungen vorsahen, den so genannten Nullplan. Die erste Frage hat große Auswirkungen auf die Haus- halte der Länder, da Prozesskostenhilfe eine Zahlung des Staates vorsieht, die nur in wenigen Fällen zurückgezahlt werden musste. Der zweite Teil hat Auswirkungen auf die Frage, ob der Schuldner überhaupt noch eine Anstrengung machen muss, um von allen Schulden befreit zu werden, also auch vorbeugend für die Zukunft ist, oder ob das Si- gnal lautet: Konsumiert, ihr könnt ja dann Insolvenz ma- chen und müsst nichts weiter tun, als euch sieben Jahre einzuschränken. Das ist ein fatales Signal und führt im Übrigen dazu, dass die Gläubiger, auf deren Kosten dies geht, den Glauben an den Rechtsstaat verlieren. Die offe- nen Fragen wurden durch die Rechtssprechung geklärt, der Nullplan ist zulässig und in den meisten Ländern wird PKH gewährt. Diese schuldnerfreundliche Rechtssprechung reichte der rot-grünen Bundesregierung aber nicht. Denn die Zah- len derer, die den Weg zu den Gerichten fanden und damit in den Genuss von Restschuldbefreiung kommen könn- ten, erschienen ihr zu niedrig. Das ursprüngliche Verfah- ren stellte einige Anforderungen an die Schuldner, die sel- ber etwas hätten beitragen müssen, damit aber auch ihren guten Willen hätten zeigen können. Also wurde zum 1. Dezember 2001 eine Regelung eingeführt, die es den Schuldnern jetzt ermöglicht, durch einfache Anträge letzt- lich alles zu erledigen und keine Leistung mehr zu erbrin- gen. Die Kosten werden gestundet und wenn er sie nach Ablauf des Verfahrens nicht zahlen kann, erfolgt eine wei- tere Verlängerung der Stundung und schließlich wird die Forderung dann nicht weiter verfolgt. Es reicht der Antrag auf Restschuldbefreiung und die Unterlagen soll sich der Insolvenzverwalter dann selber zusammensuchen. Bei allem sozialen Verständnis dafür, dass man den Menschen, nachdem sie in Teilen unverschuldet in die Verschuldung gelangt sind, helfen muss, damit sie hier wieder eine Chance erhalten, kann es aber nicht sein, dass dafür keine eigenen Anstrengungen vonseiten des Schuldners vorgenommen werden müssen und alles auf Kosten der Steuerzahler und Gläubiger geht. Wie nicht anders zu erwarten stieg die Zahl der Privatinsolvenzen im letzten Jahr exorbitant; wir haben eine Steigerung zwi- schen den Jahren 2001 und 2002 von 162 Prozent. Es sind nicht nur die großkapitalistischen Banken und Gläubiger, die diese Praxis bemängeln. Nein. Die Ge- richte wissen nicht mehr, wie sie den Arbeitsanfall bewäl- tigen sollen. In den namhaften Fachzeitschriften rufen die Insolvenzrichter und -rechtspfleger gemeinsam zur Wie- derherstellung der Funktionsfähigkeit der Insolvenzge- richte und der Insolvenzordnung auf. Wörtlich heißt es darin: „Insolvenzverfahren natürlicher Personen sind in der derzeitigen Ausgestaltung viel zu personalintensiv, teuer, nicht zielführend und gefährden die eingetretenen positiven Entwicklungen des reformierten Insolvenzrech- tes“. Ein vernichtendes Urteil von denen, die tagtäglich mit diesen Regelungen zu tun haben. Immerhin veranlasste dieser Aufruf den Staatssekretär Hartenbach dazu, eine Stellungnahme abzugeben. Er sieht keinen Anlass für einen Rundumschlag, man wolle ledig- lich überprüfen, in welchem Umfang zur Gerichtsentlas- tung Verfahrenserleichterungen im Regelinsolvenzver- fahren eingeführt werden können. Das Problem ist nur, dass diese Stellungnahme an der Realität und der Praxis vorbeigeht. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 19. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Januar 2003 1555 (C) (D) (A) (B) Die von der Regierung zu verantwortende Fehlent- wicklung führt dazu, dass zwischenzeitlich in den Fach- kreisen bereits darüber diskutiert wird, dass das gesamte Restschuldbefreiungsverfahren ganz abgeschafft werden soll. Immerhin hat das Amtsgericht München zwi- schenzeitlich das Bundesverfassungsgericht zur Klärung der Frage eingeschaltet, ob denn die Regelungen der Rest- schuldbefreiung mit der grundgesetzlich verankerten Ei- gentumsgarantie vereinbar sind. Wahrhaft ein Phyrussieg für diejenigen, denen man helfen wollte. Ein Konsens, der über die Insolvenzordnung 1999 eingeführt worden war, wurde aus ideologischen Gründen aufgekündigt. Die Regierung hat vor allem eins gezeigt, nämlich dass sie von der Realität und der Praxis des Insolvenzrechtes in diesem Land nicht die geringste Ahnung hat. Hätte man im Vorfeld diejenigen, die die Verfahren abwickeln, be- fragt, dann hätten sie allen von der Neuregelung zum 1. De- zember 2001 abgeraten. Aber die Regierung ist ja so gut, dass sie keine Hilfe braucht und jeder, der nicht ihrer Mei- nung ist, keine Ahnung hat. Ich kann der neuen Justizministerin wärmstens emp- fehlen, die Änderung vom 1. Dezember 2001 rückgängig zu machen. Ich für meinen Teil würde diese begrüßen und sie werden in Fachkreisen auf große Zustimmung treffen. Helfen sie mit, dass die Gerichte wieder arbeitsfähig wer- den und wir ein Insolvenzrecht haben, dass tatsächlich ei- nen Ausgleich zwischen Gläubiger und Schuldner schafft. Die von mir angeführten Zahlen sind erschreckend. Wo immer man in dieser Angelegenheit ansetzt, man trifft verheerende Zahlen an, die zugleich Ausdruck für die de- saströse Wirtschaftspolitik dieser Regierung sind. Sie sollte endlich einsehen, dass sie auf dem Holzweg ist und ihre ideologischen Scheuklappen ablegen. Die Menschen und die Unternehmer in diesem Land brauchen endlich ein positives Zeichen. Der Arbeitsmarkt muss dereguliert werden und den Menschen muss Freiheit zurückgegeben werden, um sich unternehmerisch zu betätigen. Dann werden auch die Insolvenzzahlen wieder zurückgehen. Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Wir er- leben eine fortschreitende europäische Einigung mit ei- nem gemeinsamen Markt, die Transformation der mittel- und osteuropäischen Staaten von der Plan- zur sozialen und Regeln unterworfenen Marktwirtschaft und eine zu- nehmende Liberalisierung des Welthandels in Zeiten der Globalisierung – mit Chancen und gleichzeitig neolibera- len Auswüchsen schlimmster Art. Der internationale Wirt- schaftsverkehr hat in den letzten Jahren neue Dimensionen erreicht. Diese Entwicklung der stärkeren internationalen Wirtschaftsverflechtungen wird sich mit Sicherheit fortset- zen. Nationales wie internationales Wirtschaften brauchen ein gesichertes rechtliches Umfeld. Es muss rechtliche Rahmenbedingungen geben – und es gibt sie –, die es ermöglichen, dass nationales wie grenz- überschreitendes Wirtschaften funktionieren und florie- ren können. Rechtssicherheit ist jedoch nicht nur wichtig und wünschenswert, wenn es darum geht, wirtschaftlich „blühende Landschaften“ ersprießen zu lassen, sondern auch und gerade dann, wenn etwas schief läuft. Konkret bedeutet das: Schutz der finanziell und wirtschaftlich Schwächeren, Schutz ihrer als bevorrechtigt anzusehen- den Rechte und Gewährung einer zweiten Chance in ge- eigneten Fällen. Die Rede ist von Insolvenzfällen. Wie im nationalen gibt es die leider auch im grenzüberschreiten- den Wirtschaftsleben. Dementsprechend stellt sich die Frage, wie mit Insolvenzverfahren mit grenzüberschrei- tendem Bezug zu verfahren ist. In der Europäischen Gemeinschaft war diese Frage lange bekannt. Nach dem Scheitern der Bestrebungen zur Schaffung eines Europäischen Insolvenzübereinkom- mens wurde deshalb schließlich die entsprechende Ver- ordnung Nummer 1346/2000 erlassen. Damit wurde das internationale Insolvenzrecht in der EU in wesentlichen Teilen vereinheitlicht, sodass nun endlich Klarheit herrscht bei Fragen der kollidierenden Zuständigkeit der Gerichte, der Eröffnung des Verfahrens und der Anerkennung aus- ländischer Insolvenzverfahren. Wir begrüßen dies aus- drücklich. Das Gleiche gilt für den Teil des Gesetzentwurfs der Bundesregierung zur Neuregelung der Kollisionsnormen des Internationalen Insolvenzrechts im deutschen Recht. Denn damit wird eine bisher nur lückenhafte Regelung des nationalen Rechts von einem umfassenden Gesetz ab- gelöst. Wir sorgen damit für die nötige Rechtsklarheit auch im nationalen Recht und zudem für ein reibungslo- ses Funktionieren der EG-Verordnung. Wenn wir zusätzlich zu einer EG-Verordnung, die oh- nehin direkte Bindungswirkung in den Mitgliedstaaten entfaltet, ein Gesetz schaffen, dann hat das einen triftigen Grund. Es geht vor allem auch darum, gegenüber Nicht- Mitgliedstaaten der EG nicht in gleicher Weise die Ver- ordnung anwenden zu müssen, sondern erforderlichen- falls die Möglichkeit zu schaffen, im Einzelfall die Rechtsstaatlichkeit und Funktionsfähigkeit der Verfahren in Drittländern prüfen zu können. Ich denke, darüber be- steht Einigkeit. Ich bin froh, dass wir bei einem Thema wie der Neure- gelung des Internationalen Insolvenzrechts an einem Strang ziehen. Das zeigt, dass es möglich ist, sachgerechte und ausgewogene Lösungen gemeinsam zu erarbeiten. Lassen sie uns das ein Ansporn sein, auch Themen, die man vielleicht nicht als „rein fachpolitischer“ Natur be- zeichnen kann – ich denke da an die anstehende Novelle des Urheberrechts – einer solchen Lösung zuzuführen. Wenn eine größere Bandbreite von verschiedenen Inte- ressen berührt ist, dann sollten diese berücksichtigt und ihr Gewicht vernünftig gegeneinander abgewogen werden. Rainer Funke (FDP):Als wir im Oktober 1994 die In- solvenzordnung alle gemeinsam hier im Parlament verab- schiedet haben, war uns bewusst, dass die Fragen des In- ternationalen Insolvenzrechts nur bruchstückhaft in der Insolvenzordnung geregelt sind, und dass insoweit ge- setzliche Regelungen noch erfolgen müssen. Bewusst ha- ben wir die Entwicklung, insbesondere in Europa, abwar- ten wollen. Eine erste Verordnung der Europäischen Union vom 29. Mai 2000 liegt nun vor und muss in deut- sches Recht eingefügt werden; auch wenn zuzugeben ist, dass die Verordnung direkt nationales Recht ist. Diese Einfügung in unser deutsches Recht ist dem Bundesjus- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 19. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Januar 20031556 (C) (D) (A) (B) tizministerium gut gelungen; wir werden dem Gesetzent- wurf der Bundesregierung zustimmen. Wir sind uns darüber bewusst, dass am Internationalen Insolvenzrecht und dort insbesondere im Internationalen Konzerninsolvenzrecht weiter gearbeitet werden muss. Aufgrund der Globalisierung des gesamten Welthandels ist auch die internationale Konzernverflechtung vorange- schritten. Deswegen müssen durch internationale Verein- barungen, aber auch durch Rechtsvorschriften der Europä- ischen Union, die grenzüberschreitenden Auswirkungen einer Insolvenz eines Konzerns besser als bisher geregelt werden. Solche Dinge benötigen Zeit. Es wäre aber schön, wenn wir noch in dieser Legislaturperiode weitere wichtige No- vellierungen auf dem Gebiet des Internationalen Insol- venzrechts beschließen könnten. Dies gilt sowohl für das materielle Insolvenzrecht als auch für den formellen Be- reich. Es muss nicht nur die Zuständigkeit der einzelnen Insolvenzverfahren, sondern auch über die Abwicklung der Insolvenzverfahren im internationalen Verbund Klar- heit herrschen. Wir werden versuchen, wie im Insolvenz- recht bislang gute Übung, über die Fraktionen hinweg, vernünftige Regelungen zu finden. Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär bei der Bun- desministerin der Justiz: Das Internationale Insolvenz- recht war bisher in Deutschland ein Stiefkind des Gesetz- gebers. Es ist in Art. 102 des Einführungsgesetzes zur Insolvenzordnung sehr lückenhaft geregelt. Das ist ange- sichts der vielfältigen grenzüberschreitenden Beziehun- gen deutscher Unternehmen, aber auch der von Privatper- sonen, zu wenig, wie uns nicht zuletzt die Fachkreise immer wieder bestätigen. Ich begrüße es deshalb sehr, dass die EG-Verordnung über Insolvenzverfahren vom 29. Mai 2000 das Interna- tionale Insolvenzrecht der Mitgliedstaaten in den zentra- len Bereichen vereinheitlicht. Diese Verordnung ist in al- len Mitgliedstaaten unmittelbar geltendes Recht. Damit wir sie in Deutschland ohne größere Schwierigkeiten an- wenden können, sind gewisse Anpassungen im deutschen Recht erforderlich, wie etwa die Festlegung des Gerichts, das bei uns für Insolvenzverfahren mit grenzüberschrei- tendem Bezug zuständig sein soll. Diese Anpassungen nehmen wir in Art. 1 des Gesetzentwurfs vor, der Ihnen heute in zweiter und dritter Lesung vorliegt. Wir wollen außerdem unser Internationales Insolvenz- recht über den Kreis der Mitgliedstaaten der EU hinaus auf den Standard der Verordnung bringen. Denn das zu- recht beklagte Defizit im deutschen Internationalen Insol- venzrecht besteht ja auch gegenüber Drittstaaten, mit de- nen wir ebenfalls enge Wirtschaftsbeziehungen haben, wie etwa die USA. Der Gesetzentwurf sieht deshalb in Art. 2 eine eingehende Regelung für unser eigenes – au- tonomes – Internationales Insolvenzrecht vor, die sich weitgehend an das Regelungsprogramm der Verordnung anlehnt. Gewisse Einschränkungen sind hier jedoch vor- gesehen, da bei einer weltweiten Anwendung möglicher- weise auch Verfahren betroffen sind, die sich stärker von unseren insolvenzrechtlichen Vorstellungen unterschei- den, als es bei unseren Partnern in der EU der Fall ist. Dies hat bei den Beratungen im Wirtschaftsausschuss wohl einige Kollegen bewogen, den Grundsatz der Ge- genseitigkeit in unserem autonomen Internationalen In- solvenzrecht festschreiben zu wollen. Danach würden wir das Insolvenzverfahren eines anderen Landes anerken- nen, wenn es unser Verfahren anerkennt. Dieser Weg führt uns in der Praxis nicht weiter und koppelt uns von der Ent- wicklung in vergleichbaren Staaten ab. Ein Beispiel hier- für wäre ein Land, das zwar bereit ist, deutsche Insol- venzverfahren ohne weiteres anzuerkennen, in seinem eigenen Konkursrecht aber Verfahren kennt, die eher ei- ner Enteignung denn einem Insolvenzverfahren gleichen und ausländischen Gläubigern die Verfahrensteilnahme weitgehend verwehren. Die Anerkennung dieses auslän- dischen Verfahrens könnte nicht über den Grundsatz der Gegenseitigkeit abgelehnt werden. Effektive Kontrollen, mit denen solche Verfahren, die unseren Gerechtigkeitsvorstellungen grob zuwider lau- fen, abgewehrt werden können, bietet die Ordre-Public- Klausel, die sich in § 343 Abs. 1 Nr. 2 der Insolvenzord- nung in der Fassung unseres Gesetzentwurfs findet. Die Ordre-Public-Klausel ist das geeignete Mittel, um der Diskriminierung inländischer Gläubiger vorzubeugen und grob ungerechte Verfahren abzublocken. Wir erken- nen ein ausländisches Verfahren nicht deshalb an, weil der betreffende Staat auch deutsche Verfahren akzeptiert, sondern weil wir der Überzeugung sind, dass ein univer- sales Verfahren am Mittelpunkt der wirtschaftlichen In- teressen des Schuldners am besten für die Insolvenzgläu- biger ist. Auf dem Weg dorthin kommen wir mit diesem Gesetz einen großen Schritt weiter. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Berichts: Technikfolgenab- schätzung, hier: TA-Projekt: Tourismus in Groß- schutzgebieten – Wechselwirkungen und Koope- rationsmöglichkeiten zwischen Naturschutz und regionalem Tourismus (Tagesordnungspunkt 12) Dr. Christian Eberl (FDP): Bereits die Überschrift „Wechselwirkungen und Kooperationsmöglichkeiten zwischen Naturschutz und regionalem Tourismus“ weist auf die große Bedeutung der Kooperation zwischen Na- turschützern und Naturnutzern hin. Leider weist aus un- serer Sicht die bisherige Politik dieser Regierung in eine andere Richtung. Das in der letzten Legislaturperiode ver- abschiedete neue Naturschutzgesetz dient gerade nicht diesem Kooperationsprinzip und damit einem nachhalti- gen Interessenausgleich, sondern untergräbt die Akzep- tanz für Maßnahmen des Naturschutzes durch den Vor- rang ordnungsrechtlicher Maßnahmen. Das Resümee des vorliegenden Endberichtes können wir als FDP-Fraktion in vollem Umfang unterstützen und mittragen. Die Erhaltung und der Schutz der Natur einer- seits und die Entwicklung des Tourismus, aufbauend auf diesem natürlichen Kapital, andererseits zeigen auf, dass unsere Naturlandschaften in der Vergangenheit und auch in der Zukunft durch den Menschen geprägt und gestaltet Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 19. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Januar 2003 1557 (C) (D) (A) (B) wurden und werden. Letztlich zeigt der Bericht, dass es an strategischen Konzepten fehlt und dass es gilt, diese De- fizite anzugehen: Es fehlen regionale, ganzheitliche Ent- wicklungskonzepte, die alle Belange berücksichtigen. Es fehlt ein Marketingkonzept, um Tourismus im und nicht trotz des Großschutzgebietes zu entwickeln. Es fehlt zum Teil auch an der Information und Identifikation der örtli- chen Bevölkerung mit „ihrem“ Großschutzgebiet. Daher sollte der zuständige Umweltbundesminister aus unserer Sicht vorrangig mehr nationale Großschutz- gebiete und deren nachhaltige Entwicklung fördern, als globale Mittel für internationale Fonds – siehe Einzel- plan 16, Titel 687 11, Titelgruppe 01, Seite 24 – bereitzu- stellen. Aus diesen Fonds werden zum Beispiel die Vögel bei ihrem Überflug über der Sahelzone geschützt. Eine konkrete Unterstützung der Entflechtung der Interessen des Tourismus, der regionalen Bevölkerung und des na- tionalen Naturschutzinteresses, zum Beispiel der national bedeutsamen Kranichkolonien im Biosphärenreservat Elbtalauen in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen, findet aber – noch – nicht statt. Als FDP-Fraktion werden wir den Bericht zum Anlass nehmen, eine weitere und deutlich verstärkte Förderung insbesondere der Biosphärenreservate anzumahnen, die aus unserer Sicht die besten Voraussetzungen für die Ko- operation zwischen kulturell geprägten Naturlandschaf- ten und sanftem Tourismus bieten. In diesem Sinne unter- stützen wir das Resümee und teilen die Auffassung, dass mehr Großschutzgebiete als Modellregionen entwickelt werden müssen. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 19. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 16. Januar 20031558 (C)(A) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Petra Weis


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine lieben Kollegin-

    nen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Bei
    dem uns vorliegenden Straßenbaubericht 2001 handelt es
    sich wie bei seinen Vorgängern um eine überaus umfas-
    sende Darstellung der aktuellen Entwicklungen und Rah-
    menbedingungen in Sachen Fernstraßenbau, der sicher-
    lich eine ausführlichere Würdigung verdient hätte, als es
    im Rahmen unserer heutigen Debatte oder schon gar im
    Rahmen meines Beitrages möglich ist. Ich will deswegen
    sofort zur Sache kommen.

    Der Bericht konfrontiert uns gleich auf der zweiten
    Textseite mit der politischen Herausforderung, vor der wir
    bei diesem Thema stehen. Die Zahlen zur Verkehrsent-
    wicklung auf den Bundesfernstraßen zeigen nämlich – ich
    zitiere den Bericht – „erstmalig eine Stagnation der mitt-
    leren Verkehrsstärken auf den Bundesautobahnen sowie
    leichte Abnahmen auf den Bundesstraßen, ein Effekt, der
    sich auch dämpfend auf die Entwicklung der Jahresfahr-
    leistungen ... ausgewirkt hat“.

    Wer daraus voreilig den Schluss ziehen wollte, dass es
    im Hinblick auf dieses Thema Zeit zur Entspannung oder
    zum Durchatmen sei, wird allerdings noch im selben Ab-
    satz aller Illusionen beraubt; denn es heißt dort weiter:

    Die seit langem beobachtete Konzentration des
    Straßenverkehrs auf den Autobahnen blieb davon
    unberührt.

    Weiter heißt es sinngemäß: Die verkehrliche Bedeutung
    der Bundesfernstraßen besteht nach wie vor in ihren über-
    proportional hohen Anteilen an den Verkehrsleistungen
    im Straßenverkehr. Ich füge hinzu: Das gilt vor allem im
    Hinblick auf den Güterverkehr.

    Ungeachtet des Realitätsgehalts aller Prognosen und
    Szenarien werden wir uns also auch in Zukunft darauf
    einstellen müssen, unser Augenmerk darauf zu richten,
    das Fernstraßennetz – zumindest bis auf Weiteres – als
    Rückgrat der Verkehrsinfrastruktur in der Bundesrepublik
    zu begreifen und dafür zu sorgen, dass es in den kom-
    menden Jahren nachhaltig funktionsfähig bleibt und – so
    füge ich hinzu – dort wieder funktionsfähig wird, wo es in
    den letzten Jahrzehnten – ich sage bewusst „Jahrzehnte“
    und nicht „Jahre“ – gelitten hat.


    (Beifall bei der SPD)

    Obwohl wir in der Verkehrspolitik über den nach wie

    vor größten Investitionshaushalt reden, gehört es meines
    Erachtens zur Wahrheit und zur Klarheit, festzuhalten, dass
    die Bäume auch hier nicht in den Himmel wachsen. Neubau,
    Betrieb, Erhaltung und Modernisierung unserer Straßen
    konkurrieren um begrenzte Haushaltsmittel. Insofern ist es

    Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer




    Petra Weis
    von ganz besonderer Bedeutung, welche politischen
    Schwerpunkte wir setzen.

    Es ist zweifellos eine Binsenweisheit, dass wir den
    Straßenbau nicht unbegrenzt ausdehnen können, sondern
    alles daran setzen müssen, die Verkehrsprobleme unseres
    Landes zu lösen, und zwar am besten dadurch, dass wir
    die bestehenden Systeme effizienter und sicherer machen.
    Die Erhaltung und die Modernisierung des bestehenden
    Straßennetzes ist – das möchte ich an dieser Stelle ganz
    ausdrücklich betonen – für uns weit mehr als eine Ver-
    waltungsaufgabe, die allein deshalb nicht mit mehr Herz-
    blut betrieben werde, weil sie den politisch Verantwortli-
    chen so wenig Möglichkeiten biete, Spatenstiche oder
    andere publikumswirksame Eröffnungen zu zelebrieren,
    wie es der BUND neulich in einem Text vermutet hat. Das
    Gegenteil ist der Fall: Neben den notwendigen Mitteln für
    Neubau und Erweiterung der Bundesfernstraßen müssen
    wir die ebenso notwendigen Mittel für die Erhaltung und
    Modernisierung des bestehenden Netzes aufbringen.

    Der Straßenbaubericht 2001 erfüllt im Grunde genom-
    men zwei Funktionen: Er markiert auf der einen Seite eine
    Leistungsbilanz der Bundesregierung im Straßenbau und
    ist auf der anderen Seite gewissermaßen unser Lehrplan
    für das laufende Jahr und die kommenden Jahre. So er-
    läutert er beispielsweise die Grundlagen für die im Gang
    befindliche Überarbeitung des Bundesverkehrswege-
    plans, der uns in der kommenden Zeit noch ausführlich
    beschäftigen wird. Er beschreibt nachdrücklich die Not-
    wendigkeit und die Vorzüge der Einführung der strecken-
    bezogenen LKW-Maut. Beide Themen bieten uns in der
    Folgezeit, wie ich denke, noch ausreichend Gelegenheit
    zum Austausch von Meinungen oder auch zu Kontrover-
    sen. Daher will ich es an dieser Stelle bei zwei ganz kur-
    zen Anmerkungen bewenden lassen.

    Mit dem neuen Bundesverkehrswegeplan werden wir
    den Straßenbau auf drei Schwerpunkte konzentrieren: ers-
    tens auf die gezielte Engpassbeseitigung sowie die not-
    wendige Sanierung des bestehenden Straßennetzes, zwei-
    tens auf den beschleunigten Bau von Ortsumgehungen,
    um die Sicherheit und die Lebensqualität der Anwohne-
    rinnen und Anwohner zu erhöhen und den Verkehrsfluss
    auf den Bundesstraßen zu verbessern, und drittens, aber
    nicht zuletzt, auf den weiteren gezielten Ausbau der Ver-
    kehrsinfrastruktur in den neuen Bundesländern.

    Mit der LKW-Maut und dem daraus zu finanzierenden
    Anti-Stau-Programm werden wir noch in diesem Jahr
    weitere Akzente zur Entlastung vor allem der Bundesau-
    tobahnen setzen. Diese Entlastung muss in Zukunft eines
    unserer vordringlichsten Ziele sein.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Bundesfern-
    straßenbau in der Bundesrepublik ist kein Stiefkind der
    Verkehrspolitik dieser Koalition, wie gelegentlich be-
    hauptet wird.


    (Renate Blank [CDU/CSU]: Doch!)

    Gegen diese Annahme spricht nicht nur die Tatsache, dass
    die Bundesregierung in den letzten vier Jahren die Aus-
    gaben im Straßenbau auf ein bis dahin nicht erreichtes Ni-
    veau geschraubt hat, sondern auch der Realisierungsgrad
    der einzelnen Projekte, die der Straßenbaubericht anführt.

    Ich will nur einige wenige Beispiele nennen: Bei der
    Autobahnerweiterung auf sechs und mehr Fahrspuren
    wurde das Längenziel vollständig erreicht. Dass hieran
    vorrangig finanzierte Abschnitte der Verkehrsprojekte
    „Deutsche Einheit“ einen außerordentlich hohen Anteil
    haben, ist weit mehr als nur ein politisches Symbol.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Beim Autobahn- und Bundesstraßenneubau spricht der
    Straßenbaubericht von, wie ich meine, beachtlichen Fer-
    tigstellungsgraden von 90 bzw. 87 Prozent. Schließlich
    wurde beim Bau von Ortsumgehungen im Zuge von Bun-
    desstraßen ein Erfüllungsgrad von 82 Prozent erreicht.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Bundesfern-
    straßenbau ordnet sich in ein verkehrspolitisches Gesamt-
    konzept ein, das vom Leitbild einer nachhaltigen Ent-
    wicklung als der sicherlich wichtigsten Antwort auf die
    gegenwärtigen Herausforderungen bestimmt wird und
    – das ist mir in diesem Zusammenhang besonders wichtig –
    das die Bedeutung der Mobilität für nahezu alle Bereiche
    unserer Gesellschaft anerkennt. Es sucht nach Wegen, un-
    ser aller Mobilitätsbedürfnis, das sich im privaten wie im
    öffentlichen Straßenverkehr auf letztlich unverändert ho-
    hem Niveau ausdrückt, mit einem verantwortungsvollen
    Ressourcenumgang zu kombinieren.

    Ich möchte in diesem Zusammenhang kurz auf ein De-
    tail des Straßenbauberichts eingehen, indem ich auf das
    „verkehrstechnische Konzept der Zuflussregelung zur
    Verbesserung des Verkehrsablaufes auf ausgewählten
    Bundesautobahnabschnitten“ zu sprechen komme. Ich
    gebe zu, dieser Titel ist auch mir ein wenig lang und kom-
    pliziert, deswegen habe ich ihn abgelesen. Es handelt sich
    hierbei um eine der intelligentesten Problemlösungen hin-
    sichtlich der Verkehrslenkung in Ballungsgebieten
    überhaupt. Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung versi-
    chern, dass die dargestellten erheblichen Verbesserungen
    auf der A 40, also dem Ruhrschnellweg zwischen Duis-
    burg und Dortmund, auf der ganzen Linie eingetroffen
    sind und – lassen Sie mich dies durchaus eingestehen –
    dass ich es mir als regelmäßige Nutzerin dieser wirklich
    viel befahrenen Autobahnstrecke im Leben nicht hätte
    träumen lassen, dass es mir eines Tages wieder Spaß ma-
    chen wird, diese Strecke zu befahren, die ich jahrzehnte-
    lang gemieden habe wie der Teufel das Weihwasser.

    Zum Schluss lassen Sie mich noch auf ein Thema des
    Berichtes zu sprechen kommen, das die Verkehrspolitik
    im Allgemeinen und die Straßenverkehrspolitik im Be-
    sonderen in den kommenden Jahren erheblich beeinflus-
    sen dürfte: Durch die Osterweiterung der Europäischen
    Union wird sich der Verkehr auf der Ost-West-Relation
    verstärken. Angesichts der historischen Größe dieses
    Schrittes bin ich allerdings geneigt zu sagen: Dies ist si-
    cherlich auch gut so. Dieser Prozess muss allerdings für
    Deutschland als Transitland weit reichende Konsequen-
    zen nach sich ziehen. Angesichts der Kürze der Zeit
    möchte ich es aber bei dem allgemeinen Appell bewenden
    lassen, dass wir uns weiterhin mit großer Intensität am
    Prozess des Auf- und Ausbaus einer passgenauen Ver-
    kehrsinfrastruktur in der Europäischen Union beteiligen
    müssen.


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1502


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Liebe Kolleginnen und Kollegen, es wird Sie nicht
    wundern, wenn ich sage, dass auch der Straßenbaube-
    richt 2001 eine zuverlässige und wertvolle Grundlage für
    die Verkehrsplanung ist, denn er vermittelt uns eine ehrli-
    che und realistische Bestandsaufnahme der vor uns lie-
    genden Probleme, die zu lösen wir in der Lage sein müs-
    sen, wenn wir den Lebens- und Wirtschaftsstandort
    Deutschland zukunftsgerecht weiterentwickeln wollen.

    Aus meiner Sicht macht der Bericht eines ganz deut-
    lich: Wir sind auf dem Weg zu einer integrierten Ge-
    samtverkehrsplanung, die dazu beitragen kann, ja, dazu
    beitragen muss, ein zukunftsfähiges Mobilitätssystem
    aufzubauen, das den vielfältigen Ansprüchen in ökonomi-
    scher, ökologischer, sozialer und soziokultureller Hin-
    sicht gerecht wird. Ich weiß, dass dies ein hoher Anspruch
    ist, aber wer sagt denn, dass wir uns – auch in der Straßen-
    baupolitik – keine ehrgeizigen Ziel mehr setzen können
    und sollen?

    Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Liebe Frau Kollegin Weis, ich möchte Ihnen im Namen

des ganzen Hauses zu Ihrer ersten Rede gratulieren. Sie
zeigten nicht nur große Kompetenz, sondern Sie sind auch
auf die Sekunde genau in der Zeit geblieben. Dies schaf-
fen die allerwenigsten.


(Beifall – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Noch nicht einmal der Innenminister!)


Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Renate Blank.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Renate Blank


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Kollegin

    Weis, lassen Sie mich einige Worte zu Ihrer Rede sagen:
    Natürlich kann Straßenbau nicht unbegrenzt stattfinden,
    aber wir unterhalten uns eigentlich über den Anbau von
    dritten Streifen auf den Autobahnen. Für die neuen Bun-
    desländer geht es vor allen Dingen darum, überhaupt erst
    Verkehrswege zu schaffen. Diese brauchen nämlich den
    Verkehrswegebau dringend,


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    auch damit dort Arbeitsplätze entstehen können und es zu
    Wirtschaftswachstum kommen kann.

    Natürlich kritisieren wir den falschen Einsatz der
    Mittel durch die LKW-Maut. Sie können nicht auf der
    einen Seite den LKW im Straßenverkehr so belasten,
    dass viele Speditionen ausflaggen und sich in anderen
    Ländern niederlassen, auf der anderen Seite aber die
    Mittel aus der LKW-Maut nicht in den Straßenverkehr
    fließen lassen. Sie verteilen diese Mittel auf Straße,
    Schiene und Wasser. Dies ist aus unserer Sicht der
    falsche Weg.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Karin RehbockZureich [SPD]: Zukunftspolitik!)


    Noch ein Wort zu Ihren Ausführungen bezüglich der
    Mittel im Straßenbau: Ich kann Ihnen nachweisen – die
    Zahlen belegen dies –, dass die Ausgaben für den
    Straßenbau bis zum Jahr 2000 kontinuierlich gesenkt
    wurden. Noch in den Jahren 1998 und 1999 beliefen sich
    die Mittel für den Straßenbau auf etwa 8,6Milliarden DM.
    Ich habe das jetzt aus dem Gedächtnis genannt, weil ich
    den Zettel, auf dem die Zahlen stehen, an meinem Platz
    liegen gelassen habe; ich kann Ihnen die genauen Zahlen
    aber gerne nachreichen. Sie haben diese Mittel im
    Jahr 2000 – wir unterhalten uns ja über den Straßenbau-
    bericht 2001, dessen Berichtszeitraum das Jahr 2000 ist –
    auf 8,1 Milliarden DM reduziert. Es ist also effektiv we-
    niger Geld für den Straßenbau ausgegeben worden als zu
    unseren Zeiten.


    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das ist leider wahr!)


    Ich bedauere sehr, dass Minister Stolpe heute nicht
    anwesend ist. Ihn persönlich kann ich natürlich nicht für
    die miserable Verkehrspolitik der letzten vier Jahre ver-
    antwortlich machen. Kollegin Mertens, Sie aber kann
    ich nicht aus der Verantwortung hierfür entlassen. Das
    gilt auch für die drei Vorgänger des Ministers, nämlich
    für Herrn Müntefering, Herrn Klimmt und Herrn
    Bodewig, die Verwirrung in die Infrastrukturplanung ge-
    bracht haben, aber leider keinen Pfennig – damals gab es
    ja noch den Pfennig – mehr für den Straßenbau erwirkt
    haben.

    Ich spreche auch deshalb von Verwirrung, Frau Staats-
    sekretärin, weil uns weder der Bundesverkehrswegeplan,
    der für das Jahr 1999 versprochen worden ist, noch ein
    Fernstraßenausbaugesetz noch ein Fünfjahresplan vorge-
    legt wurde; es gab nur Programme über Programme, mit
    denen die Kürzung der Straßenbaumittel verschleiert wer-
    den sollte.

    Das Investitionsprogramm, das Planungssicherheit
    bringen sollte, ist Ende 2002 ausgelaufen. Erst bis weit
    über das Jahr 2010 hinaus hätten alle darin enthaltenen
    Maßnahmen abgearbeitet werden können. Alleine dies
    zeigt, dass das Investitionsprogramm falsch angelegt
    war.

    Das Anti-Stau-Programm aus dem Jahr 2000 war ei-
    gentlich eine Wahlkampfhilfe für Nordrhein-Westfalen,


    (Lachen der Abg. Petra Weis [SPD])

    vor allen Dingen, da jeder wusste, dass es erst ab dem
    Jahr 2003 gültig werden konnte. Mit diesem Anti-Stau-
    Programm, das auf die Einnahmen aus der LKW-Maut an-
    gewiesen ist, konnte bisher noch kein Meter Straße reali-
    siert werden; denn Sie waren nicht in der Lage, die
    LKW-Maut rechtzeitig einzuführen.


    (Zuruf der Abg. Petra Weis [SPD])

    – Auch die Umstellung von der zeit- auf die streckenbe-
    zogene LKW-Maut, Frau Kollegin Weis, lässt auf sich
    warten. Wahrscheinlich wäre es schneller gegangen
    – vielleicht sind wir uns darin einig –, wenn das Parlament
    beteiligt worden wäre. So trägt alleine die Bundesregie-
    rung die Verantwortung für die Verzögerung.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Petra Weis




    Renate Blank
    Man hätte das Parlament damit befassen können. Ich
    glaube, wir hätten das schneller und geschickter gelöst.


    (Beifall der Abg. Marie-Luise Dött [CDU/CSU])


    Die Gelder aus dem Zukunftsinvestitionsprogramm,
    gültig für die Jahre 2001 bis 2003, sollten insbesondere
    für den Bau von Ortsumgehungen eingesetzt werden.
    Wie wichtig das ist – Frau Kollegin Weis, auch Sie haben
    das erwähnt –, zeigt der Straßenbaubericht auf. Darin
    steht, dass bei Ortsumgehungen der geringste Erfüllungs-
    grad erreicht wurde. Es ist also wichtig, Ortsumgehungen
    zu bauen. Ich bin froh, dass auch Sie heute darauf hinge-
    wiesen haben; denn unsere ständigen Hinweise, dass Orts-
    umgehungen Menschen- und Umweltschutz sind, fruch-
    ten jetzt hoffentlich und werden hoffentlich von Ihnen
    ernst genommen.

    Das Maßnahmenpaket „Bauen jetzt – Investitionen be-
    schleunigen“ versucht, private Finanzmittel für den
    Straßenbau zu aktivieren. Früher wurde diese Art der Fi-
    nanzierung zwar massiv bekämpft, doch grundsätzlich
    wäre das ein richtiger und wichtiger Schritt. Denn dem
    Straßenbaubericht ist eindeutig zu entnehmen – das können
    Sie alle nachlesen –, dass die privaten Vorfinanzierungs-
    modelle, immerhin 27 Projekte, rasch verwirklicht werden
    konnten. Planung und Bau gingen sehr rasch vonstatten.


    (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Jetzt werden die Länder gestraft!)


    Ob allerdings Ihr Konzept der geplanten Verkehrsinfra-
    strukturfinanzierungsgesellschaft richtig ist, wird sich
    zeigen. Wir jedenfalls stellen uns diese Gesellschaft an-
    ders vor und werden dazu einen eigenen Antrag einbrin-
    gen.

    Kollege Schmidt, Sie haben in den Anträgen bis 1998
    immer gefordert – ich hoffe, Sie haben ein gutes Ge-
    dächtnis und erinnern sich daran –, die Refinanzierungs-
    kosten für Konzessionsmodelle aus dem allgemeinen
    Haushalt und nicht aus dem Verkehrshaushalt zu finan-
    zieren, damit der Verkehrshaushalt auf Dauer nicht belas-
    tet wird. Sie haben Ihre Meinung anscheinend geändert;
    denn als wir Ihren Antrag im Jahre 1999 übernommen ha-
    ben, um den Verkehrshaushalt zu entlasten und die Refi-
    nanzierungskosten im allgemeinen Haushalt zu veran-
    schlagen, haben Sie unseren Antrag abgelehnt. Ich bitte
    Sie, einmal darüber nachzudenken, ob nicht die Möglich-
    keit besteht, dass das Geld aus dem allgemeinen Haushalt
    genommen wird. Ihre Idee war ja gar nicht so schlecht. Sie
    sehen, wir haben sie aufgegriffen. Eine schnelle Realisie-
    rung von Verkehrsprojekten bedeutet auch einen volks-
    wirtschaftlichen Nutzen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das ist eine wichtige Angelegenheit. Sie dürfen also auf
    Ihre früheren Ideen und Vorschläge zurückgreifen.


    (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das werde ich gleich tun!)


    Meine Damen und Herren, im Straßenbaubericht wird
    auch über die neuen Bewertungskriterien zum Bundes-

    verkehrswegeplan berichtet. Was nützt uns aber das Wis-
    sen, dass bei den Verkehrsprognosen ein Schwerpunkt auf
    das so genannte Integrationsszenario gelegt werden soll?
    Dabei handelt es sich um den Versuch, die ökonomischen,
    ökologischen und sozialen Anforderungen in Übereinstim-
    mung zu bringen und monetäre und nicht monetäre Bewer-
    tungsverfahren zukünftig zusammenzuführen. Ich wieder-
    hole: Was nützt uns das Wissen, wenn uns kein vom
    Kabinett beschlossener Bundesverkehrswegeplan vorliegt?

    Auf die Kosten-Nutzen-Analyse der einzelnen Pro-
    jekte sind wir schon sehr gespannt, genauso wie darauf
    – Kollege Schmidt, ich schaue ganz besonders Sie an –,
    wie Sie den Konflikt zwischen dem notwendigen Straßen-
    bau, der ja auch von den rot-grün regierten Bundesländern
    gefordert wird, und grüner Ideologie lösen werden.


    (Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär: Die Schwarzen haben keine Ideologie!)


    Eine neue Bewertungsmethode ist aus unserer Sicht
    falsch, nämlich jene, die lediglich die volkswirtschaftli-
    chen und ökologischen Schäden, die durch den Verkehr
    entstehen, betrachtet. Der Verkehr bringt aber auch einen
    volkswirtschaftlichen Nutzen. Seriöse Zahlen aus der
    Wissenschaft beziffern diesen Nutzen auf das Doppelte
    der Kosten. Vor Jahren wurde ein verkehrlich bedingter
    volkswirtschaftlicher Schaden von 200 Milliarden DM
    genannt. Der Nutzen aus dem Straßenverkehr lag aber
    beim Doppelten, also bei 400 Milliarden DM. Eine Be-
    wertungsmethode sollte also auch den volkswirtschaftli-
    chen Nutzen berücksichtigen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich einige An-

    merkungen zum Zustand der Bundesfernstraßen ma-
    chen. Die volle Gebrauchsfähigkeit nimmt insbesondere
    in den alten Bundesländern immer mehr ab. Die Schlag-
    löcher werden immer zahlreicher. Dabei denke ich vor al-
    len Dingen an das Land Baden-Württemberg und an eine
    ganz bekannte und viel befahrene Strecke um Mannheim.
    Dort wird es sehr kritisch, wenn man mit mehr als
    60 Stundenkilometern fährt.

    Was ist zu tun? Die Bundesregierung muss für die In-
    standhaltung mehr Geld zur Verfügung stellen, damit wir
    nicht eines Tages vor einem total maroden Straßensystem
    stehen; denn der Substanzverlust schreitet immer mehr
    voran. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, Mittel, die
    die Bahn nicht verbauen kann, zu nutzen. Es wurde
    von einem Betrag in Höhe von 2 Milliarden DM gespro-
    chen; im vergangenen Jahr waren es offiziell 151 Milli-
    onen Euro, wobei einige Mittel noch im Haushalt ver-
    steckt waren. Wir gehen davon aus, dass die Deutsche
    Bahn AG im vergangenen Jahr rund 600 Millionen Euro
    nicht verbauen konnte.


    (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Dieser Vorwurf ist ebenso alt wie falsch!)


    – Sitzen Sie noch im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn
    AG, Kollege Schmidt? Dann könnten Sie das nachher ja
    schriftlich belegen.


    (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Um das zu lesen, muss man 1504 nicht im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG sitzen!)


    (A)


    (B)


    (C)


    (D)


    (A)


    (B)


    (C)


    (D)





    Eine Möglichkeit bestünde also darin, Mittel, die die
    Bahn nicht verbauen kann, für Instandhaltungsmaßnah-
    men zu verwenden und nicht im Topf des Finanzministers
    verschwinden zu lassen.


    (Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Von den Restmitteln des letzten Jahres ist nichts beim Finanzminister gelandet!)


    – Sie dürfen das nachher aufklären. – Auf jeden Fall soll-
    ten die künftig anfallenden Mittel aus der LKW-Maut in
    den Straßenbau fließen, da sie ja auch aus dem Straßen-
    verkehr stammen, und nicht auf weitere Verkehrsträger
    aufgeteilt werden.

    Leistungsfähige Verkehrswege sind die Grundvoraus-
    setzung für Wirtschaftswachstum. Deshalb ist eine leis-
    tungsfähige Infrastruktur für den Standort Deutschland
    und auch für die Mobilität unserer Bürger ungemein wich-
    tig.

    Ich darf aus einem Interview zitieren, bei dem Minis-
    ter Stolpe ausgeführt hat:

    Nach meiner festen Überzeugung ist Mobilität eine
    Haupttriebkraft für gesellschaftliche Entwicklung
    und Fortschritt. Sie ist außerdem Ausdruck von Frei-
    heit! Mobilität ist ja auch ein Element der Revolution
    im Osten gewesen.

    (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das habe ich auch schon gesagt! – Gegenruf des Abg. Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Herr Schmidt hat das Interview aber noch nicht freigegeben!)


    Ich kann ihm nur zustimmen. Aufgrund dieser Aussage
    fordern wir Sie auf, mehr Geld für den Straßenbau zur
    Verfügung zu stellen. Es gibt in Deutschland baureife Pro-
    jekte mit einem Volumen von mehr als 2 Milliarden Euro,
    die Mehrzahl davon in Baden-Württemberg und Bayern,
    die mit höheren Finanzmitteln sofort in Angriff genom-
    m