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  • tocInhaltsverzeichnis
    Wahl der Abgeordneten Hartmut Büttner (Schönebeck), Hartmut Koschyk und Dr. Richard Schröder in den Beirat nach § 39 Stasiunterlagengesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1313 A Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . 1313 B Tagesordnungspunkt 13: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fort- setzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicherheitsunter- stützungstruppe in Afghanistan auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001) vom 20. Dezember 2001, 1413 (2002) vom 23. Mai 2002 und 1444 (2002) vom 27. November 2002 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Drucksachen 15/128, 15/223) . . . . . . . . . 1313 B Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 1313 D Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1315 B Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1317 D Harald Leibrecht FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1319 A Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 1320 A Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . . 1321 C Gerd Höfer SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1323 D Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . . . . 1325 A Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1326 A Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . . 1327 A Dr. Ralf Brauksiepe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1328 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . . 1329 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1332 A Tagesordnungspunkt 7: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wahlprü- fung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Angela Merkel, Michael Glos, Volker Kauder, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Einsetzung eines Untersu- chungsausschusses (Drucksachen 15/125, 15/256) . . . . . . . . . 1330 A Klaus Uwe Benneter SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1330 B Peter Altmaier CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1334 A Jerzy Montag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1336 A Dr. Jürgen Gehb CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1337 A Dr. Max Stadler FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1338 A Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1339 B Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU 1341 A Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1342 C Ronald Pofalla CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1343 B Tagesordnungspunkt 14: Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Aufhebung des Gesetzes zur Modulation von Direktzahlungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik und zur Änderung des GAK-Gesetzes (Drucksache 15/108) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1344 D Josef Miller, StMin Bayern . . . . . . . . . . . . . . . 1345 A Waltraud Wolff (Wolmirstedt) SPD . . . . . . . . 1347 B Friedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1348 C Plenarprotokoll 15/17 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 17. Sitzung Berlin, Freitag, den 20. Dezember 2002 I n h a l t : Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . . 1350 B Dr. Gerald Thalheim SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1351 B Tagesordnungspunkt 16: Erste Beratung des von den Abgeordneten Jörg van Essen, Rainer Funke, Otto Fricke, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum verbesserten Schutz des Eigentums (Drucksache 15/63) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1352 C Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1352 D Hermann Bachmaier SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1353 D Dr. Christoph Bergner CDU/CSU . . . . . . 1354 D Daniela Raab CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 1355 B Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1356 C Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ 1357 D Marco Wanderwitz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1358 D Zusatztagesordnungspunkt 9: Abstimmung über drei Anträge der Fraktio- nen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN auf Zurückweisung von Einsprüchen des Bundesrates . . . . . . . . . 1360 D Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . . 1361 A Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1362 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . . 1361 B Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1364 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . . 1361 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1366 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 1371 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Antrag: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte andemEinsatz einer InternationalenSicherheits- unterstützungstruppe in Afghanistan auf Grund- lage der Resolutionen 1386 (2001) vom 20. De- zember 2001, 1413 (2002) vom 23. Mai 2002 und 1444 (2002) vom 27. November 2002 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Drucksachen 15/128, 15/223) . . . . . . . . . . . . 1371 B Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Frank Hofmann (Volkach), Ursula Mogg, Gabriele Frechen, Petra-Evelyne Merkel, Gerd Friedrich Bollmann, Dr. Hans-Ulrich Krüger, Dr. Axel Berg, Ernst Kranz, Sabine Bätzing, Engelbert Wistuba, Astrid Klug, Walter Hoffmann (Darmstadt), Hans Büttner (Ingol- stadt), Achim Großmann, Ulla Burchardt, Gabriele Groneberg, Tobias Marhold, Brigitte Schulte (Hameln), Hans-Peter Kemper, Horst Schild, Uwe Beckmeyer, Anke Hartnagel, Bernd Scheelen, Rene Röspel, Ulrich Kasparick, Lothar Binding (Heidelberg), Siegmund Ehrmann, Reinhold Hemker, Holger Ortel, Marco Bülow, Jürgen Wieczorek (Böhlen), Annette Faße, Petra Heß, Dr. Hans- Peter Bartels, Hans-Werner Bertl, Hans-Ulrich Klose, Ingrid Arndt-Brauer, Karin Evers- Meyer, Dagmar Freitag, Wolfgang Spanier, Jelena Hoffmann (Chemnitz), Gerd Friedrich Bollmann, Dr. Hans-Ulrich Krüger, Frank Hofmann (Volkach), Hans-Günter Bruckmann, Dr. Ernst Dieter Rossmann, Dr. Michael Bürsch, Dr. Margrit Wetzel, Dr. Christine Lucyga, Bernhard Brinkmann (Hildesheim), Christel Riemann-Hanewinckel, Ernst Küchler (alle SPD) zur Abstimmung über den Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN auf Zurückweisung des Einspruchs des Bundesrates gegen das Bei- tragssatzsicherungsgesetz (Drucksache 15/261) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1371 D Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Monika Heubaum, Waltraud Wolff (Wolmir- stedt), Lothar Mark, Hans-Ulrich Klose, Siegfried Scheffler, Jelena Hoffmann (Chem- nitz), Hans-Werner Bertl, Willi Brase, (alle SPD) zur Abstimmung über den Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN auf Zurückweisung des Einspruchs des Bundesrates gegen das Bei- tragssatzsicherungsgesetz (Drucksache 15/261) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1372 A Anlage 5 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1372 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Dezember 2002II (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Dezember 2002 1313 17. Sitzung Berlin, Freitag, den 20. Dezember 2002 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Dezember 2002 1371 (C) (D) (A) (B) Brüderle, Rainer FDP 20.12.2002 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 20.12.2002 Herta Eppelmann, Rainer CDU/CSU 20.12.2002 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 20.12.2002 Flach, Ulrike FDP 20.12.2002 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 20.12.2002 Freiherr von und zu CDU/CSU 20.12.2002 Guttenberg, Karl-Theodor Hedrich, Klaus-Jürgen CDU/CSU 20.12.2002 Hofbauer, Klaus CDU/CSU 20.12.2002 Laurischk, Sibylle FDP 20.12.2002 Lehn, Waltraud SPD 20.12.2002 Dr. Lippold CDU/CSU 20.12.2002 (Offenbach), Klaus W. Möllemann, Jürgen W. FDP 20.12.2002 Pfeiffer, Sibylle CDU/CSU 20.12.2002 Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 20.12.2002 Schmidbauer, Bernd CDU/CSU 20.12.2002 Steinbach, Erika CDU/CSU 20.12.2002 Dr. Stinner, Rainer FDP 20.12.2002 Dr. Westerwelle, Guido FDP 20.12.2002 Dr. Wetzel, Margrit SPD 20.12.2002 Wissmann, Matthias CDU/CSU 20.12.2002 Wülfing, Elke CDU/CSU 20.12.2002 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Antrag „Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deut- scher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internatio- nalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afgha- nistan“ auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001) vom 20. Dezember 2001, 1413 (2002) vom 23. Mai 2002 und 1444 (2002) vom 27. November entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenografischen Bericht 2002 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Drucksachen 15/128, 15/223 und 15/231) Zum Antrag der Bundesregierung erkläre ich: Mit der Fortsetzung der aktiven Beteiligung der Bundeswehr bei ISTAF zementieren wir den von der Regierung Schröder/ Fischer begonnenen Weg der Militarisierung der Politik. Die Politik muss den Vorrang haben, nicht der militäri- sche Ansatz. Es fehlt eine wirkliche Friedensperspektive für Afgha- nistan. Unsere Bundeswehr ist im Prinzip und in ihrer Tra- dition eine Verteidigungs-, keine Angriffsstreitmacht. Ihre Anwesenheit hat in Afghanistan keine Berechtigung, sie ist nicht im unmittelbaren deutschen Interesse. Das Risiko unserer Soldaten, die dort ihren Dienst tun, ist nach mei- ner Meinung unvertretbar, ihr Abzug ist unverzüglich vor- zunehmen. Fragwürdig werden humanitäre Ziele, wenn sie mi- litärisch durchgesetzt werden. Es erschüttert, wenn man erfährt, dass die Zahl der getöteten afghanischen Zivilis- ten die der Opfer des 11. September in den USA deutlich übersteigt. Der Krieg in Afghanistan läuft leer, es ist Zeit, auszusteigen. Das gilt auch für die Truppenkontingente in Usbekistan, Kuwait, Kenia und Dschibuti. Über 2 Milliar- den kostet die Bundesrepublik der Anti-Terror-Einsatz, ohne dass die internationale Mitwirkungspflicht verfas- sungsrechtlich ausreichend begründet ist. Auch deshalb sage ich Nein. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Frank Hofmann (Volkach), Ursula Mogg, Gabriele Frechen, Petra-Evelyne Merkel, Gerd Friedrich Bollmann, Dr. Hans- Ulrich Krüger, Dr. Axel Berg, Ernst Kranz, Sabine Bätzing, Engelbert Wistuba, Astrid Klug, Walter Hoffmann (Darmstadt), Hans Büttner (Ingolstadt), Achim Großmann, Ulla Burchardt, Gabriele Groneberg, Tobias Marhold, Brigitte Schulte (Hameln), Hans-Peter Kemper, Horst Schild, Uwe Beckmeyer, Anke Hartnagel, Bernd Scheelen, René Röspel, Ulrich Kasparick, Lothar Binding (Heidelberg), Siegmund Ehrmann, Reinhold Hemker, Holger Ortel, Marco Bülow, Jürgen Wieczorek (Böhlen), Annette Faße, Petra Heß, Dr. Hans-Peter Bartels, Hans-Werner Bertl, Hans-Ulrich Klose, Ingrid Arndt-Brauer, Karin Evers-Meyer, Dagmar Freitag, Wolfgang Spanier, Jelena Hoffmann (Chemnitz), Hans-Günter Bruckmann, Dr. Ernst Dieter Rossmann, Dr. Michael Bürsch, Dr. Margrit Wetzel, Dr. Christine Lucyga, Bernhard Brinkmann (Hil- desheim), Christel Riemann-Hanewinckel, Ernst Küchler (alle SPD) zur Abstimmung über den Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN auf Zurück- weisung des Einspruchs des Bundesrates gegen das Beitragssatzsicherungsgesetz (Drucksache 15/261) Wir stimmen dem Gesetz unter der Voraussetzung zu, dass im Laufe des Jahres 2003 eine Überprüfung der ge- planten und der tatsächlichen von den Apotheken er- brachten Sparbeiträge erfolgt. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Monika Heubaum, Waltraud Wolff (Wolmirstedt), Lothar Mark, Hans-Ulrich Klose, Siegfried Scheffler, Jelena Hoffmann (Chemnitz), Hans-Werner Bertl, Willi Brase, (alle SPD) zurAbstimmung über den Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN auf Zurückweisung des Ein- spruchs des Bundesrates gegen das Beitragssatz- sicherungsgesetz (Drucksache 15/261) Wir stimmen dem Gesetz unter der Voraussetzung zu, dass im Laufe des Jahres 2003 eine Überprüfung nicht nur der geplanten und der tatsächlichen von den Apotheken erbrachten Sparbeiträge, sondern auch der wirtschaft- lichen Konsequenzen für die Apotheken erfolgt. Anlage 5 Amtliche Mitteilungen Der Vorsitzende des Vermittlungsausschusses hat mit Schreiben vom 5. Dezember 2002 mitgeteilt, dass nach- folgende, vom Bundestag beschlossene Gesetze vom Ver- mittlungsausschuss bestätigt worden sind: – Gesetz zur Fortentwicklung der ökologischen Steuer- reform – Zwölftes Gesetz zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (Zwölftes SGB V-Änderungs- gesetz – 12. SGB V-ÄndG) – Gesetz zur Sicherung der Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung und in der gesetzlichen Rentenver- sicherung (Beitragssatzsicherungsgesetz – BSSichG) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Dezember 20021372 (C)(A) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Friedbert Pflüger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her-

    ren! Vorgestern hat im Auswärtigen Ausschuss der Kol-
    lege Volmer von den Grünen gesagt: Die Grünen stimmen
    der Verlängerung des Mandats selbstverständlich zu.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir haben uns angesichts der Geschichte der Grünen auf
    diesem Gebiet über dieses „selbstverständlich“ etwas ge-
    wundert.


    (Unruhe beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Aber wir stimmen im Ergebnis völlig zu. Auch wir sind
    der Meinung, dass dieses Mandat verlängert werden
    sollte. Selbstverständlich ist das für uns allerdings nicht,
    Herr Kollege Volmer.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Unruhe beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Denn wir müssen bei einem so großen und risikoreichen
    Engagement sehr sorgfältig und sehr genau die Interes-
    senlage unseres Landes und die Sicherheitslage für un-
    sere Soldaten analysieren. Ich glaube, es ist sehr wichtig,
    dass man vor einem solchen Engagement, das den Steu-
    erzahler sehr viel Geld kostet, die Dinge wirklich ganz ge-
    nau untersucht und nicht sagt: Wir sind selbstverständlich
    dafür.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das war ein guter Einstieg!)


    Entscheidend ist in der Tat das, was der Kollege Struck
    eben völlig zu Recht ausgeführt hat, nämlich die Frage,
    wie es um die deutschen Sicherheitsinteressen steht. Wir
    dürfen nicht vergessen: In Afghanistan hat der Terroris-
    mus seinen Anfang genommen. Al-Qaida, Osama Bin
    Laden und der 11. September verbinden sich mit Afgha-
    nistan. Deshalb ist es wichtig, dass wir in Afghanistan
    nicht nur den al-Qaida-Terror militärisch bekämpften,
    sondern dass wir auch dafür sorgen, dass dem Terrorismus
    der Nährboden durch die Arbeit unserer humanitären
    Hilfsorganisationen entzogen wird, die unmöglich wäre,
    wenn nicht die Internationale Sicherheitsunterstützungs-
    truppe unter Beteiligung der Bundeswehr die Aufbauar-
    beit schützen würde.

    Wir wissen aus dem Bericht der Vereinten Nationen,
    dass al-Qaida noch nicht zerschlagen ist, sondern dabei
    ist, neue Trainingscamps in Afghanistan aufzubauen. Wir
    wissen des Weiteren, dass es dort nach wie vor sehr aktive
    Kräfte und auch Waffenlieferungen gibt. Daher ist es ganz
    wichtig, dass sich die ISAF-Truppe aus Afghanistan nicht
    zurückzieht. Das wäre sonst ein nachträglicher Sieg der
    Taliban. Deshalb – darin stimmen wir alle überein – ist es
    unter dem Strich notwendig, die Mission in Afghanistan
    fortzusetzen.

    Siba Shakib – sie ist eine Deutsch-Perserin und hat das
    fabelhafte Buch „Nach Afghanistan kommt Gott nur zum
    Weinen“ geschrieben; es geht in diesem Buch um die Ge-
    schichte von Shirin Gol, einer afghanischen Frau, die die
    ganzen Kriegs- und Bürgerkriegswirren miterlebt hat; das
    ist ein sehr bestürzendes und bedrückendes Buch – sagt
    uns: Wenn ihr Afghanistan verlasst, dann wird die ganze
    Welt daran Schaden nehmen, weil sich der Terrorismus
    hier wieder regruppieren kann und neue Bedrohungen
    von ihm ausgehen werden.

    Wir alle wissen doch – das wird von BKA, Bundes-
    nachrichtendienst und Verfassungsschutz immer wieder
    unterstrichen –: Deutschland ist inzwischen nicht nur
    Ruhe- und Vorbereitungsraum, sondern auch ein mög-
    licher Zielort für den Terrorismus geworden. Deshalb ist
    es wahr: Wenn es in Afghanistan keine Sicherheit gibt,
    wenn es dort keinen Wiederaufbau gibt, wenn wir uns
    dort zurückziehen, dann leidet auch die Sicherheit in un-
    serem Land. Deshalb stimmen heute CDU und CSU der
    Verlängerung des Mandats zu.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Wir müssen anerkennen, dass es eine Reihe von wirkli-
    chen Fortschritten in Kabul gibt, die aber brüchig sind und
    an denen deshalb weitergearbeitet werden muss, damit

    Bundesminister Dr. Peter Struck

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Dezember 2002
    Dr. Friedbert Pflüger
    sich die dortige Lage stabilisiert. Wir haben bei unserem
    kurzen Besuch in Kabul – auch die Kollegen Kossendey
    und Raidel sowie Kollegen von anderen Fraktionen wa-
    ren dabei – eine Reihe von wirklichen Fortschritten gese-
    hen: dass man zum Beispiel ohne Angst und Terror end-
    lich wieder vernünftig leben kann, dass sich Frauen auf
    der Straße wieder alleine bewegen können, dass sie die
    Burka, die der totalen Verschleierung der Frauen dient,
    nicht mehr tragen müssen, dass in den Fußballstadien
    wieder Fußball gespielt wird und keine Menschen mehr
    exekutiert werden. Wir haben aber auch Fortschritte im
    täglichen Leben festgestellt. Es gibt wieder Handel auf
    den Straßen. Wir haben gesehen, dass wieder Felder an-
    gelegt werden und dass Häuser gebaut werden. Man muss
    bedenken, dass Kabul zu großen Teilen völlig zerstört ist.
    Ein bisschen stelle ich mir so unsere deutschen Großstädte
    1945 vor. Jetzt sieht man, dass es zwischen den Ruinen
    erste Ansätze eines Wiederaufbaus gibt. Auch Mädchen
    können wieder in die Schule gehen. Frauen können wie-
    der berufstätig sein. Das alles war unter der Herrschaft der
    Taliban nicht möglich. Das alles alleine zu lassen und
    nicht mehr abzusichern wäre ein großer Fehler.

    Die deutschen Hilfsorganisationen, die Nichtregie-
    rungsorganisationen – wir haben mit ihnen gesprochen –
    leisten dort eine fantastische Arbeit. Ich nenne nur: Welt-
    hungerhilfe, Kinderwerk, Caritas, Misereor, Shelter Now,
    Malteser, Minenräuminitiativen, German Medical Ser-
    vice, aber auch THW-Freiwillige, Deutscher Entwick-
    lungsdienst, Deutscher Akademischer Austauschdienst,
    GTZ, Goethe-Institut und BKA, das dort ein großes Poli-
    zeiprojekt durchführt. Dort findet also viel statt, auch mit-
    hilfe von privaten Spendern. Durch die Bank be-
    schwören uns alle: Bleibt hier! Helft uns, dieses Land zu
    stabilisieren!

    Dieses Land hat es verdient. Es ist kein Fass ohne Bo-
    den. Es gibt dort eine Führungsschicht, die dankbar das
    aufgreift und selbst daran arbeitet, das Land nach vorn zu
    bringen.

    Das unterstützen wir in diesem Parlament, glaube ich,
    über alle Parteigrenzen hinweg. Herzlichen Dank den
    Hilfsorganisationen, die dort wirklich eine gefährliche
    und aufopferungsvolle Arbeit leisten!


    (Beifall im ganzen Hause)

    Das ist nicht nur aus humanitären Gründen notwendig.

    Terrorismusbekämpfung – ich wiederhole das – muss im-
    mer auf zweierlei Weise erfolgen. Sie muss mit militä-
    rischen, polizeilichen und geheimdienstlichen Mitteln er-
    folgen, aber auch dadurch, dass man dem Terror den
    Nährboden nimmt. Es geht um den Nährboden, der aus
    Ungerechtigkeit, Not, Würdelosigkeit und Unbildung
    wächst. Diesen Nährboden zu bekämpfen liegt ebenfalls
    im Sicherheitsinteresse von uns hier in Deutschland.

    Ich habe dort eine Afghanin getroffen – ich möchte das
    einfach einmal erzählen, damit man einen Eindruck ge-
    winnt –, Mitte 40, würde ich schätzen. Sie hat in Oxford
    studiert und dort auch einen Doktortitel erworben. Sie ar-
    beitet in Afghanistan in einer Frauenbewegung und sagt:
    Wir müssen in dieser Gesellschaft, die tief konservativ-is-
    lamisch geprägt ist, aufklären. Wir müssen ihr klar ma-
    chen, dass auch Mädchen und Frauen arbeiten dürfen. Das

    ist ein gewaltiges Potenzial, das hier völlig brachliegt.
    – Sie berichtet, dass die Männer auf Folgendes verweisen:
    Die Taliban sagen, Frauen müssten zu Hause bleiben;
    Frauen dürften keine Bildung und keinen Beruf haben. –
    Diese Afghanin sagt deshalb: Unser aller Aufgabe ist es,
    diesen extremistischen Kräften deutlich zu machen, dass
    der Islam und der Koran durchaus die Möglichkeit vor-
    sehen, dass Frauen ausgebildet werden und arbeiten. Wir
    dürfen die Interpretation des Koran und des Islam nicht
    den Taliban und anderen extremistischen Kräften überlas-
    sen.

    Das ist richtig, meine Damen und Herren: Niemals dür-
    fen wir diese extremistischen Taliban-Kräfte und diese
    al-Qaida-Kräfte mit dem Islam und mit dem Koran im
    Ganzen in einen Topf werfen. Das sind ganz unterschied-
    liche Dinge. Das festzuhalten ist für unseren weiteren
    Kampf gegen die terroristische Bedrohung ganz wichtig.

    Ich komme nun zu einem Punkt, von dem wir finden,
    dass die Bundesregierung hier bisher nicht genug ge-
    macht hat, nämlich die Entwicklung eines politischen
    Gesamtkonzepts.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Wir haben Petersberg I und II gehabt, wir haben Ge-

    berkonferenzen gehabt. Wichtig ist jetzt, dass die Stabili-
    sierung, die im Großraum Kabul erfolgt ist, auf das Land
    insgesamt übertragen wird, dass man auch in den anderen
    Regionen Afghanistans spürt: Hier wird stabilisiert.

    Uns interessiert, zu erfahren: Was ist Ihr Konzept
    dafür? Wir wollen ja nicht auf alle Ewigkeit in Afgha-
    nistan bleiben. Irgendwann müssen die Afghanen selbst
    für ihre Sicherheit sorgen. Wie also kann man die Lage
    außerhalb Kabuls stabilisieren? Wie kann man die
    Paschtunen, die größte Volksgruppe, besser in den Pro-
    zess einbinden, auch um zu verhindern, dass sie wieder zu
    den Taliban überwechseln? Wie kann man vor allem ein
    konsequenteres Vorgehen gegen den massiven Drogen-
    anbau organisieren? Durch den Drogenanbau entsteht im-
    mer noch oder wieder ein Einkommen von 1,2 Mil-
    liarden Euro für die Leute. Die Summe der Hilfsmittel, die
    bisher von der Welt bezahlt worden sind, ist ein bisschen
    größer; sie beläuft sich auf 1,3 Milliarden Euro. Der Dro-
    genhandel hat also nach wie vor ein ungeheures Gewicht
    in Afghanistan. Was tun wir eigentlich dagegen?

    Die Frage des ökonomischen Wiederaufbaus ist von
    großer Bedeutung. Präsident Karzai hat uns gesagt: Vor
    allem müssen Straßen gebaut werden, damit man von der
    Zentrale auch wieder in die Regionen des Landes kom-
    men kann.

    Wenn bei den Afghanen die Hoffnung auf einen baldi-
    gen Wiederaufbau schwindet, dann wird es schwierig,
    dieses Land wieder zu stabilisieren. Deshalb mahnen
    wir bei der Regierung ein Gesamtkonzept an, mit der
    Perspektive, Afghanistan zu stabilisieren und unseren
    Soldaten eine Möglichkeit zu geben, dieses Land in ab-
    sehbarer Zukunft wieder zu verlassen.

    Meine Fraktion hat am Mittwoch in den Ausschüssen
    die Bundesregierung sehr genau zu den militärischen
    Aspekten der Sicherheit und des Schutzes befragt. Denn
    es ist unsere Aufgabe als Opposition, uns hinsichtlich un-


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1316


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Dezember 2002 1317

    seres Einsatzes für den Schutz unserer Soldaten in
    Afghanistan von niemandem übertreffen zu lassen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Kollege Christian Schmidt wird dazu gleich einige aus-
    führlichere Angaben machen.

    Ich möchte für meine Fraktion Folgendes sagen: Der
    Bundeswehreinsatz in Afghanistan ist ohne jeden Zweifel
    risikoreich; wäre er das nicht, bräuchte man dort keine
    Soldaten. Deswegen ist es für unsere Zustimmung sehr
    wichtig, dass die Bundesregierung im Ausschuss erklärt
    hat und von hohen Militärs darin bestätigt wurde, dass alle
    Vorkehrungen zum Schutz unserer Soldaten getroffen
    worden sind. Wir als Abgeordnete können uns nur ein
    Bild durch einen kurzen Besuch vor Ort machen. Wir ha-
    ben keinen eigenen Geheimdienst. Wir sind auf das an-
    gewiesen, was uns die Soldaten vor Ort, die militärische
    Führung und letztlich in der politischen Bewertung die
    Bundesregierung sagen. Deshalb müssen wir auf ihre
    Angaben vertrauen.

    Ich halte fest: Sie haben uns in den Ausschüssen zuge-
    sichert, dass – trotz der Häufung von Anschlägen und Ra-
    ketenbeschuss auf Kabul und trotz des Attentats von ges-
    tern – das vorhandene Gerät zum Schutz unserer Soldaten
    ausreichend sei; alle Wünsche der militärischen Führung
    und auch der Militärs vor Ort seien berücksichtigt wor-
    den.

    Wir sind ein bisschen irritiert, Herr Minister, durch
    eine gewisse Diskrepanz. Wir haben im Ausschuss gehört,
    es gebe nur noch ein Restrisiko und ansonsten habe sich
    die Lage sehr stabilisiert. Sie dagegen sagten in einem
    Interview in der „Berliner Zeitung“ von gestern, die Lage
    sei „äußert instabil und gefährlich“. – Wir bitten Sie doch
    sehr, Herr Minister Struck, diesen Widerspruch in der Be-
    wertung aufzuklären. Zwischen Restrisiko und äußerst in-
    stabiler und gefährlicher Lage besteht ein Unterschied.
    Wir wären dankbar, wenn Sie uns darüber jetzt Auf-
    klärung geben würden.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir, die Union, haben in den Ausschüssen und auch

    schon in den Beratungen, die wir in Kabul mit den dorti-
    gen Militärs hatten, großen Wert darauf gelegt, dass es de-
    taillierte Notfallpläne für den Fall einer dramatischen Zu-
    spitzung der Lage gibt. Die Menschen in Kabul reagieren
    freundlich auf die ISAF-Truppen. Das sieht man an jeder
    Ecke. General Schlenker, der dort das Kommando hat, be-
    richtet von einer 98-prozentigen Zustimmung. Wenn un-
    sere Soldaten patrouillieren – sie sind inzwischen 11 000
    Patrouillen gefahren, vor allen Dingen mit den Wieseln,
    diesen kleinen gepanzerten Fahrzeugen, mit denen sie
    durch die Stadt fahren –, dann spüren sie, dass sie über-
    all positiv aufgenommen werden. Trotzdem stellt sich
    die Frage: Kann man dem angesichts all der Erfahrun-
    gen, die wir mit den Warlords und den konkurrierenden
    Gruppen und Clans in Afghanistan gemacht haben, ver-
    trauen?

    Deshalb ist so ein Notfallplan von großer Wichtigkeit.
    Die Bundeswehr – so hat die Bundesregierung zuge-
    sichert – hat einen solchen Notfallplan mit allen ISAF-
    Partnern erarbeitet. Er sieht in einem solchen Notfall die

    Evakuierung von 15 000 Personen innerhalb von fünf Ta-
    gen vor. Wir hoffen nicht, dass es dazu kommt; aber wir
    sind es unseren Soldaten und ihren Familien schuldig,
    dass es solche Notfallpläne gibt. Ich bin dankbar dafür,
    dass Sie auf unser Drängen hin einen solchen klaren Not-
    fallplan in den Ausschüssen erläutert haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wichtig war uns, dass die Bundesregierung uns zusi-

    chert, dass die Amerikaner, von deren Hilfe ISAF- und Zi-
    vilpersonal in Afghanistan in Notfallsituationen abhängig
    sind, auch im Falle eines Irakkrieges nicht den Um-
    fang ihrer Streitkräfte reduzieren oder Spezialkräfte aus
    Afghanistan abziehen. Es war ja ein Verdacht, der nahe-
    liegt, dass im Falle einer Zuspitzung der Situation im Irak
    Kräfte abgezogen werden und unsere Soldaten und unser
    Zivilpersonal plötzlich in eine ganz andere Sicherheits-
    lage geraten. Hier gibt es vonseiten der Bundesregierung
    die klare Zusicherung, dass dies nicht geschehen wird.
    Vor dem Hintergrund dieser Zusicherung sind wir der
    Meinung, dass es verantwortbar ist – allerdings nicht
    selbstverständlich, Herr Kollege Volmer –, der Verlänge-
    rung dieses Mandats zuzustimmen.

    Wir wünschen den Soldaten, den Vertretern der Nicht-
    regierungsorganisationen und dem Zivilpersonal, das dort
    Großartiges leistet, eine frohe Weihnacht, ein friedliches
    Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr mit dem Rücken-
    wind und der Unterstützung aus dem ganzen Deutschen
    Bundestag.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile das Wort Kollegen Winfried Nachtwei,

Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Winfried Nachtwei


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zur

    Vorbereitung der heutigen Entscheidung besuchten die
    Obleute des Verteidigungsausschusses und des Auswärti-
    gen Ausschusses vor einigen Wochen zusammen mit dem
    Außenminister Kabul. Wir sahen überall die Spuren des
    Albtraums des Krieges und ein Meer grauer, zerstörter
    Häuser. Dazwischen aber waren Marktstände, kleine
    Werkstätten, ja sogar Fahrradparkplätze. Sie waren ein
    Zeichen des sich wieder entwickelnden Lebens. Aber wir
    sahen auch Slalomsperren, Checkpoints und viele Be-
    waffnete, Zeichen der noch immer vorhandenen Gewalt.

    Vor einem Jahr beschloss der Bundestag die Teilnahme
    der Bundeswehr an der Internationalen Sicherheitsunter-
    stützungstruppe in Afghanistan. Die PDS-Fraktion lehnte
    diesen Beschluss damals als Fehlentscheidung ab und be-
    zeichnete ISAF als bloße „Leibwache der neuen Regie-
    rung“. Schon lange, aber heute erst recht können wir Fol-
    gendes feststellen: ISAF und die Bundeswehr haben ihren
    Auftrag voll und bestens erfüllt. In Kabul wurde dazu bei-
    getragen, dass es dort nun ein einigermaßen sicheres Um-
    feld gibt und dass erste Fortschritte beim Staatsaufbau

    Dr. Friedbert Pflüger

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Dezember 2002
    Winfried Nachtwei
    und bei der Wiederherstellung eines öffentlichen und
    zivilen Lebens gemacht werden konnten. Ohne ISAF
    wäre dies undenkbar gewesen.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Der bisherige ISAF-Erfolg war keineswegs sicher. Er
    wurde unter anderem aus folgenden Gründen möglich:
    Vor Ort sind 5 000 ISAF-Soldaten stationiert, von denen
    aber nur ungefähr 1 000 auf der Straße, also auf Patrouille,
    zu sehen sind. Wenn man sich das vorstellt, kommt man
    zu dem Ergebnis, dass dies in einer unberechenbaren Mil-
    lionenstadt mit vielen Tausenden von Bewaffneten eigent-
    lich ein extremes Missverhältnis ist.

    ISAF konnte vor allem auf zwei Säulen Autorität und
    Akzeptanz herstellen. Erstens war dies aufgrund der eige-
    nen überlegenen Bewaffnung und Ausstattung möglich,
    wobei auffällt, wie verhältnismäßig das Auftreten und die
    Bewaffnung sind. Zweitens ging es um eine Strategie des
    Kontakts, der Offenheit und der Vertrauensbildung, wo-
    durch wirksam Vertrauen zur Bevölkerung geschaffen
    werden konnte.

    Die ISAF-Präsenz würde auf Dauer allerdings völlig ins
    Leere laufen und verpuffen, wenn sie nicht mit umfassen-
    den Wiederaufbauanstrengungen einhergehen würde. Von
    diesen möchte ich nur zwei, die die unmittelbare Sicher-
    heit betreffen, ansprechen. Erstens. Afghanistan ist das
    am dichtesten mit Minen verseuchte Land der Erde.
    Sicherheit und Wiederaufbau sind ohne beschleunigte
    Minenräumung unmöglich. Hierzu leistet zum Beispiel
    das „Mine Detection and Dog Center“ einen hervorragen-
    den Beitrag. Allein dieses Zentrum beschäftigt 1 200 Mit-
    arbeiter und verfügt über ungefähr 210 Minenhunde. So
    etwas gibt es weltweit nicht noch einmal. Die Bundesre-
    publik trägt 50 Prozent des Etats dieser vorzüglichen Or-
    ganisation.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Die Schlüsselfrage des Friedensprozesses ist, wie die
    fragile Sicherheit in Kabul stabilisiert und auch landes-
    weit gefördert werden kann. Eine ISAF-Ausdehnung
    würde ein Vielfaches der bisherigen Truppenstärken er-
    fordern und die Anforderungen an Führung, Logistik usw.
    potenzieren. Dazu sind die Mitglieder der Staatengemein-
    schaft eindeutig nicht bereit. Umso wichtiger ist deshalb
    die Förderung von afghanischen Sicherheitsstrukturen,
    das heißt die Hilfe beim Aufbau einer afghanischen
    Armee und einer afghanischen Polizei.

    Die Mitglieder des Verteidigungsausschusses hatten
    Gelegenheit, die afghanische Polizei vor Ort – leider
    ohne Presse, sodass dies der Öffentlichkeit nicht so be-
    kannt ist – zu besuchen. Sie alle wissen aber, dass die
    Bundesrepublik die internationale Führungsverantwor-
    tung beim Aufbau der afghanischen Polizei übernommen
    hat. Es ist schon erstaunlich, was zwölf Beamte vom BGS
    und von den Länderpolizeien inzwischen bewirkt haben
    – sie haben eine koordinierende und beratende Funktion –,
    insbesondere bei der Ausbildung von Polizisten.

    Das Technische Hilfswerk hat binnen kürzester Zeit
    zum Wiederaufbau der Polizeiakademie von Afghanistan

    beigetragen. Dort werden 1 400 Polizeischüler nicht nur
    aus Kabul, sondern aus dem ganzen Land auf ihre künf-
    tige Tätigkeit vorbereitet. Diese Polizeischüler wurden
    zuvor getestet und durchgecheckt. Das ist ein enorm
    wichtiger Schritt in Richtung eigenständiger Sicherheits-
    strukturen.

    Die Bundesregierung beantragt nicht nur die Fortset-
    zung der deutschen ISAF-Beteiligung für ein Jahr, son-
    dern auch fast eine Verdoppelung des Kontingents. Der
    Einsatz kostet 410 Millionen Euro. Für die Soldaten ist er
    nicht nur äußerst strapaziös, sondern auch sehr riskant.
    Deshalb haben die Steuerzahler und die Soldaten selbst-
    verständlich das Recht auf eine sorgfältige und genaue
    Begründung dieser Auftragsverlängerung und -erweite-
    rung.

    In Afghanistan geht es nicht um unmittelbare Interes-
    sen der Bundesrepublik, nicht um eine Art erweiterte Lan-
    desverteidigung, nicht um ökonomische Interessen. Weil
    Afghanistan aber der zentrale Ausbildungs- und Rück-
    zugsraum für internationale Terrorismusstrukturen war,
    ist die Stabilisierung Afghanistans von zentraler Bedeu-
    tung für die Bekämpfung des internationalen Terrorismus
    und damit für die internationale Sicherheit. Insofern hat
    die Bundesrepublik ein hohes mittelbares Interesse an
    dem Friedensprozess in Afghanistan. Hinzu kommt: Die
    Bundesrepublik kann in besonderer Weise dazu beitragen,
    weil sie im Unterschied zu vielen anderen Mächten als un-
    belastet gilt und historisch nicht in die egoistische Macht-
    und Interessenpolitik auf Kosten Afghanistans verwickelt
    war.

    Das deutsche Kontingent ist außerdem längst zentra-
    le Stütze von ISAF und deshalb unverzichtbar. Aus der
    Leistung im Laufe des ersten Einsatzjahres ergab sich
    der internationale Auftrag an die Bundesrepublik, die
    Führungsrolle und damit die militärische Gesamtverant-
    wortung für ISAF zu übernehmen. Vor einem Dreivier-
    teljahr wäre das nicht möglich gewesen. Inzwischen steht
    mit dem Stab des ersten deutsch-niederländischen Korps
    aus Münster eine geeignete multinationale Führungsorga-
    nisation zur Verfügung, an der insgesamt 19 Nationen
    beteiligt sein werden. Die NATO leistet bei der Truppen-
    stellung und Aufklärung Unterstützung. Die US-Streit-
    kräfte haben Unterstützung für einen schlimmsten Fall
    zugesagt.

    Man muss – entgegen allen Unterstellungen – hinzufü-
    gen, dass dieser deutsche Einsatz keine Ausgleichsleis-
    tung für unsere Nichtteilnahme an einem möglichen Irak-
    krieg ist. Diese Auftragsfortsetzung und -erweiterung
    ergibt sich aus der Notwendigkeit und der Leistung vor
    Ort und aus nichts anderem.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Das sind die entscheidenden Aspekte, warum wir den
    neuen Auftrag für die deutsche ISAF-Beteiligung für un-
    bedingt notwendig und trotz erheblicher Risiken für ver-
    antwortbar halten. Wir treffen diese Entscheidung – Kol-
    lege Pflüger, das haben Sie verfolgen können – deshalb
    in keiner Weise routiniert, aufgrund der von mir vorge-
    tragenen Argumente aber selbstverständlich. Deshalb


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1318


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Dezember 2002 1319

    stimmt meine Fraktion dem Antrag der Bundesregierung
    geschlossen zu.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Abschließend möchte ich den Soldatinnen und Solda-
    ten einen erfolgreichen Einsatz wünschen. Ich hoffe, dass
    sie und ihre Angehörigen, die indirekt betroffen sind, die-
    sen schweren Einsatz im nächsten halben Jahr wohlbe-
    halten überstehen. Ich wünsche mir vor allem, dass die-
    ser Einsatz durch einen möglichen Irakkrieg, der die
    Situation wieder verschärfen würde, nicht konterkariert
    wird.

    Ich danke Ihnen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)