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  • tocInhaltsverzeichnis
    Wahl der Abgeordneten Hartmut Büttner (Schönebeck), Hartmut Koschyk und Dr. Richard Schröder in den Beirat nach § 39 Stasiunterlagengesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1313 A Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . 1313 B Tagesordnungspunkt 13: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fort- setzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicherheitsunter- stützungstruppe in Afghanistan auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001) vom 20. Dezember 2001, 1413 (2002) vom 23. Mai 2002 und 1444 (2002) vom 27. November 2002 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Drucksachen 15/128, 15/223) . . . . . . . . . 1313 B Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 1313 D Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1315 B Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1317 D Harald Leibrecht FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1319 A Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 1320 A Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . . 1321 C Gerd Höfer SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1323 D Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . . . . 1325 A Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1326 A Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . . 1327 A Dr. Ralf Brauksiepe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1328 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . . 1329 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1332 A Tagesordnungspunkt 7: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wahlprü- fung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Angela Merkel, Michael Glos, Volker Kauder, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Einsetzung eines Untersu- chungsausschusses (Drucksachen 15/125, 15/256) . . . . . . . . . 1330 A Klaus Uwe Benneter SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1330 B Peter Altmaier CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1334 A Jerzy Montag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1336 A Dr. Jürgen Gehb CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1337 A Dr. Max Stadler FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1338 A Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1339 B Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU 1341 A Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1342 C Ronald Pofalla CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1343 B Tagesordnungspunkt 14: Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Aufhebung des Gesetzes zur Modulation von Direktzahlungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik und zur Änderung des GAK-Gesetzes (Drucksache 15/108) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1344 D Josef Miller, StMin Bayern . . . . . . . . . . . . . . . 1345 A Waltraud Wolff (Wolmirstedt) SPD . . . . . . . . 1347 B Friedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1348 C Plenarprotokoll 15/17 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 17. Sitzung Berlin, Freitag, den 20. Dezember 2002 I n h a l t : Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . . 1350 B Dr. Gerald Thalheim SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1351 B Tagesordnungspunkt 16: Erste Beratung des von den Abgeordneten Jörg van Essen, Rainer Funke, Otto Fricke, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum verbesserten Schutz des Eigentums (Drucksache 15/63) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1352 C Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1352 D Hermann Bachmaier SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1353 D Dr. Christoph Bergner CDU/CSU . . . . . . 1354 D Daniela Raab CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 1355 B Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1356 C Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ 1357 D Marco Wanderwitz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1358 D Zusatztagesordnungspunkt 9: Abstimmung über drei Anträge der Fraktio- nen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN auf Zurückweisung von Einsprüchen des Bundesrates . . . . . . . . . 1360 D Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . . 1361 A Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1362 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . . 1361 B Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1364 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . . 1361 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1366 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 1371 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Antrag: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte andemEinsatz einer InternationalenSicherheits- unterstützungstruppe in Afghanistan auf Grund- lage der Resolutionen 1386 (2001) vom 20. De- zember 2001, 1413 (2002) vom 23. Mai 2002 und 1444 (2002) vom 27. November 2002 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Drucksachen 15/128, 15/223) . . . . . . . . . . . . 1371 B Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Frank Hofmann (Volkach), Ursula Mogg, Gabriele Frechen, Petra-Evelyne Merkel, Gerd Friedrich Bollmann, Dr. Hans-Ulrich Krüger, Dr. Axel Berg, Ernst Kranz, Sabine Bätzing, Engelbert Wistuba, Astrid Klug, Walter Hoffmann (Darmstadt), Hans Büttner (Ingol- stadt), Achim Großmann, Ulla Burchardt, Gabriele Groneberg, Tobias Marhold, Brigitte Schulte (Hameln), Hans-Peter Kemper, Horst Schild, Uwe Beckmeyer, Anke Hartnagel, Bernd Scheelen, Rene Röspel, Ulrich Kasparick, Lothar Binding (Heidelberg), Siegmund Ehrmann, Reinhold Hemker, Holger Ortel, Marco Bülow, Jürgen Wieczorek (Böhlen), Annette Faße, Petra Heß, Dr. Hans- Peter Bartels, Hans-Werner Bertl, Hans-Ulrich Klose, Ingrid Arndt-Brauer, Karin Evers- Meyer, Dagmar Freitag, Wolfgang Spanier, Jelena Hoffmann (Chemnitz), Gerd Friedrich Bollmann, Dr. Hans-Ulrich Krüger, Frank Hofmann (Volkach), Hans-Günter Bruckmann, Dr. Ernst Dieter Rossmann, Dr. Michael Bürsch, Dr. Margrit Wetzel, Dr. Christine Lucyga, Bernhard Brinkmann (Hildesheim), Christel Riemann-Hanewinckel, Ernst Küchler (alle SPD) zur Abstimmung über den Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN auf Zurückweisung des Einspruchs des Bundesrates gegen das Bei- tragssatzsicherungsgesetz (Drucksache 15/261) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1371 D Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Monika Heubaum, Waltraud Wolff (Wolmir- stedt), Lothar Mark, Hans-Ulrich Klose, Siegfried Scheffler, Jelena Hoffmann (Chem- nitz), Hans-Werner Bertl, Willi Brase, (alle SPD) zur Abstimmung über den Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN auf Zurückweisung des Einspruchs des Bundesrates gegen das Bei- tragssatzsicherungsgesetz (Drucksache 15/261) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1372 A Anlage 5 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1372 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Dezember 2002II (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Dezember 2002 1313 17. Sitzung Berlin, Freitag, den 20. Dezember 2002 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Dezember 2002 1371 (C) (D) (A) (B) Brüderle, Rainer FDP 20.12.2002 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 20.12.2002 Herta Eppelmann, Rainer CDU/CSU 20.12.2002 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 20.12.2002 Flach, Ulrike FDP 20.12.2002 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 20.12.2002 Freiherr von und zu CDU/CSU 20.12.2002 Guttenberg, Karl-Theodor Hedrich, Klaus-Jürgen CDU/CSU 20.12.2002 Hofbauer, Klaus CDU/CSU 20.12.2002 Laurischk, Sibylle FDP 20.12.2002 Lehn, Waltraud SPD 20.12.2002 Dr. Lippold CDU/CSU 20.12.2002 (Offenbach), Klaus W. Möllemann, Jürgen W. FDP 20.12.2002 Pfeiffer, Sibylle CDU/CSU 20.12.2002 Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 20.12.2002 Schmidbauer, Bernd CDU/CSU 20.12.2002 Steinbach, Erika CDU/CSU 20.12.2002 Dr. Stinner, Rainer FDP 20.12.2002 Dr. Westerwelle, Guido FDP 20.12.2002 Dr. Wetzel, Margrit SPD 20.12.2002 Wissmann, Matthias CDU/CSU 20.12.2002 Wülfing, Elke CDU/CSU 20.12.2002 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Antrag „Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deut- scher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internatio- nalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afgha- nistan“ auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001) vom 20. Dezember 2001, 1413 (2002) vom 23. Mai 2002 und 1444 (2002) vom 27. November entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenografischen Bericht 2002 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Drucksachen 15/128, 15/223 und 15/231) Zum Antrag der Bundesregierung erkläre ich: Mit der Fortsetzung der aktiven Beteiligung der Bundeswehr bei ISTAF zementieren wir den von der Regierung Schröder/ Fischer begonnenen Weg der Militarisierung der Politik. Die Politik muss den Vorrang haben, nicht der militäri- sche Ansatz. Es fehlt eine wirkliche Friedensperspektive für Afgha- nistan. Unsere Bundeswehr ist im Prinzip und in ihrer Tra- dition eine Verteidigungs-, keine Angriffsstreitmacht. Ihre Anwesenheit hat in Afghanistan keine Berechtigung, sie ist nicht im unmittelbaren deutschen Interesse. Das Risiko unserer Soldaten, die dort ihren Dienst tun, ist nach mei- ner Meinung unvertretbar, ihr Abzug ist unverzüglich vor- zunehmen. Fragwürdig werden humanitäre Ziele, wenn sie mi- litärisch durchgesetzt werden. Es erschüttert, wenn man erfährt, dass die Zahl der getöteten afghanischen Zivilis- ten die der Opfer des 11. September in den USA deutlich übersteigt. Der Krieg in Afghanistan läuft leer, es ist Zeit, auszusteigen. Das gilt auch für die Truppenkontingente in Usbekistan, Kuwait, Kenia und Dschibuti. Über 2 Milliar- den kostet die Bundesrepublik der Anti-Terror-Einsatz, ohne dass die internationale Mitwirkungspflicht verfas- sungsrechtlich ausreichend begründet ist. Auch deshalb sage ich Nein. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Frank Hofmann (Volkach), Ursula Mogg, Gabriele Frechen, Petra-Evelyne Merkel, Gerd Friedrich Bollmann, Dr. Hans- Ulrich Krüger, Dr. Axel Berg, Ernst Kranz, Sabine Bätzing, Engelbert Wistuba, Astrid Klug, Walter Hoffmann (Darmstadt), Hans Büttner (Ingolstadt), Achim Großmann, Ulla Burchardt, Gabriele Groneberg, Tobias Marhold, Brigitte Schulte (Hameln), Hans-Peter Kemper, Horst Schild, Uwe Beckmeyer, Anke Hartnagel, Bernd Scheelen, René Röspel, Ulrich Kasparick, Lothar Binding (Heidelberg), Siegmund Ehrmann, Reinhold Hemker, Holger Ortel, Marco Bülow, Jürgen Wieczorek (Böhlen), Annette Faße, Petra Heß, Dr. Hans-Peter Bartels, Hans-Werner Bertl, Hans-Ulrich Klose, Ingrid Arndt-Brauer, Karin Evers-Meyer, Dagmar Freitag, Wolfgang Spanier, Jelena Hoffmann (Chemnitz), Hans-Günter Bruckmann, Dr. Ernst Dieter Rossmann, Dr. Michael Bürsch, Dr. Margrit Wetzel, Dr. Christine Lucyga, Bernhard Brinkmann (Hil- desheim), Christel Riemann-Hanewinckel, Ernst Küchler (alle SPD) zur Abstimmung über den Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN auf Zurück- weisung des Einspruchs des Bundesrates gegen das Beitragssatzsicherungsgesetz (Drucksache 15/261) Wir stimmen dem Gesetz unter der Voraussetzung zu, dass im Laufe des Jahres 2003 eine Überprüfung der ge- planten und der tatsächlichen von den Apotheken er- brachten Sparbeiträge erfolgt. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Monika Heubaum, Waltraud Wolff (Wolmirstedt), Lothar Mark, Hans-Ulrich Klose, Siegfried Scheffler, Jelena Hoffmann (Chemnitz), Hans-Werner Bertl, Willi Brase, (alle SPD) zurAbstimmung über den Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN auf Zurückweisung des Ein- spruchs des Bundesrates gegen das Beitragssatz- sicherungsgesetz (Drucksache 15/261) Wir stimmen dem Gesetz unter der Voraussetzung zu, dass im Laufe des Jahres 2003 eine Überprüfung nicht nur der geplanten und der tatsächlichen von den Apotheken erbrachten Sparbeiträge, sondern auch der wirtschaft- lichen Konsequenzen für die Apotheken erfolgt. Anlage 5 Amtliche Mitteilungen Der Vorsitzende des Vermittlungsausschusses hat mit Schreiben vom 5. Dezember 2002 mitgeteilt, dass nach- folgende, vom Bundestag beschlossene Gesetze vom Ver- mittlungsausschuss bestätigt worden sind: – Gesetz zur Fortentwicklung der ökologischen Steuer- reform – Zwölftes Gesetz zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (Zwölftes SGB V-Änderungs- gesetz – 12. SGB V-ÄndG) – Gesetz zur Sicherung der Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung und in der gesetzlichen Rentenver- sicherung (Beitragssatzsicherungsgesetz – BSSichG) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Dezember 20021372 (C)(A) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Peter Struck


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her-

    ren! Afghanistan braucht Hilfe und wir wollen diese Hilfe
    heute beschließen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Dafür ist das nachhaltige Engagement der internationalen
    Gemeinschaft erforderlich. Wir übernehmen heute zu-
    sätzliche Verantwortung.

    Wir wissen, die Stabilisierung des Landes, die Festi-
    gung einer multiethnischen Regierung der nationalen
    Aussöhnung und die Schaffung von Rahmenbedingungen
    für die wirtschaftliche Entwicklung und die gesellschaft-
    liche Demokratisierung sind von zentraler Bedeutung für
    den Erfolg im Kampf gegen den internationalen Terroris-
    mus. Dieser Kampf ist noch lange nicht beendet, wie der
    gestrige Vorfall vor unserem Lager in Kabul zeigt. Dort
    wurde ein Selbstmordanschlag mit inzwischen drei To-
    ten verübt. Das heißt, die Lage ist äußerst instabil und sehr
    gefährlich für unsere Soldatinnen und Soldaten.

    Unsere herausragende Rolle für die Zukunft Afghanis-
    tans wird vom Vertrauen der afghanischen Bevölkerung
    und der afghanischen Regierung getragen. Das spürt jeder,

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Dezember 2002
    Bundesminister Dr. Peter Struck
    der sich in Kabul ein Bild von der Situation macht. Das
    hat übrigens auch Präsident Karzai während der
    Petersberg-Konferenz am 2. Dezember erneut hervorge-
    hoben.

    Wir verstehen unser Engagement in einem sehr umfas-
    senden Sinne, weil Stabilität und Sicherheit im Lande nur
    durch ein umfassendes Herangehen gefördert werden
    können. Die Petersberg-Konferenzen, die wirtschaftliche
    Unterstützung unter dem Dach der Europäischen Union,
    der Aufbau der Polizei und der Anteil der Bundeswehr an
    der Sicherheitspräsenz in Kabul stehen für den deutschen
    Beitrag.

    Unser Engagement geht weiter. Es ist schon Beein-
    druckendes geleistet worden. Doch 20 Jahre Bürgerkrieg
    und das grausame Erbe der Taliban können nicht in ein
    oder zwei Jahren bewältigt werden. Ohne fortgesetztes in-
    ternationales Engagement kann es das afghanische Volk
    nicht schaffen. Es ist hierbei völlig unstreitig: In Afghanis-
    tan wie in Bosnien-Herzegowina, im Kosovo und auch an
    anderen Orten, wo Gewalt und Zerstörung zu Hause wa-
    ren, zeigt sich, dass mit Geld allein die Probleme nicht zu
    lösen sind, sondern nur mit internationaler, auch militäri-
    scher Präsenz.

    Der Wiederaufbau von Polizei und Armee kann nicht
    über Nacht erfolgen. Die gewaltigen ethnischen und ge-
    sellschaftlichen Spannungen sowie die latente Gefahr der
    noch nicht vollständig besiegten Taliban werden die eige-
    nen Möglichkeiten der afghanischen Regierung noch für
    geraume Zeit überfordern. Deshalb ist die Schaffung ei-
    nes sicheren Umfelds für Aufbau und Stabilisierung un-
    verzichtbar. Wir verhindern einen Rückfall in Zeiten der
    Unterdrückung und des Bürgerkrieges. Wir stellen sicher,
    dass Terroristen in Afghanistan kein sicheres Rückzugs-
    gebiet und keinen Ausbildungsraum finden. Wir leisten
    einen wesentlichen Beitrag, um die Erfolgsaussichten der
    global operierenden radikalen Islamisten zu begrenzen.
    Wir tragen dazu bei, dass eine von vielerlei Krisen und
    Spannungspotenzialen geprägte Region nicht weiter de-
    stabilisiert wird.

    Der Bundeswehr fällt dabei durch die Übernahme der
    anspruchsvollen Leitfunktion für ISAF zusammen mit
    unseren niederländischen Freunden ab Februar 2003 wei-
    terhin eine besondere Rolle zu. Die Verstärkung auf bis zu
    2 500 Soldaten trägt dieser erhöhten Verantwortung Rech-
    nung. Erstmalig wird dieser Einsatz auch durch die Be-
    reitstellung ausgewählter Fähigkeiten der NATO unter-
    stützt. Dies ist vielleicht ein erster Schritt zu mehr
    Verantwortung der NATO in Afghanistan und vielleicht
    ein Hinweis auf die Übernahme der Lead-Funktion durch
    die NATO nach Beendigung unserer Verantwortung.

    Die Leistungen unserer Soldatinnen und Soldaten im
    Einsatz sind durchgehend beispielhaft.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Ich habe dies gerade erst wieder am vergangenen Wo-
    chenende während meiner Besuche bei unseren Soldaten
    in Dschibuti, Mombasa und Kuwait feststellen können.
    Diese Leistungen werden durch erstklassige Ausbildung,

    hohe Motivation und die Unterstützung der vielen in der
    Bundeswehr gewährleistet, die hier in Deutschland die in-
    ternationalen Einsätze ermöglichen. Ich denke dabei ge-
    rade auch an die Familien unserer Soldatinnen und Sol-
    daten, für die jeder Einsatz eine schwierige Zeit mit vielen
    persönlichen Belastungen darstellt. Ich spreche allen mei-
    nen Dank und meine besondere Anerkennung aus.


    (Beifall im ganzen Hause)

    Vor zwei Wochen habe ich an dieser Stelle deutlich ge-

    macht, dass sich die Weiterentwicklung der Reform der
    Bundeswehr noch konsequenter als bisher an dem wahr-
    scheinlichsten Einsatzspektrum unserer Streitkräfte aus-
    richten muss. Seit Jahren bestimmen vorrangig Aufgaben
    im Rahmen der internationalen Konfliktverhütung und
    der Krisenbewältigung die Einsatzrealität der Bundes-
    wehr. Dies muss sich in Strukturen, Umfängen, Fähigkei-
    ten und Ausrüstung niederschlagen; sonst wird die Bun-
    deswehr wegen struktureller und materieller Defizite
    immer wieder an die Grenzen der Belastbarkeit geführt.

    Genau diesen Weg habe ich mit ersten Entscheidungen
    zu verschiedenen Beschaffungsvorhaben eingeleitet.
    Weitere mittelfristige Weichenstellungen werden, wie an-
    gekündigt, im Frühjahr erfolgen. Unsere Überlegungen
    gehen von der Annahme aus, dass der Schwerpunkt der
    Aufgaben der Bundeswehr auf absehbare Zeit im multi-
    nationalen Einsatz und jenseits unserer Grenzen liegen
    wird. Die Verteidigung an den Grenzen unseres Landes ist
    glücklicherweise zu einer unwahrscheinlichen Option ge-
    worden.

    Um zu verdeutlichen, worum es wirklich geht, habe ich
    davon gesprochen, dass unsere Sicherheit auch am Hin-
    dukusch verteidigt wird. Deutschland ist sicherer, wenn
    wir zusammen mit Verbündeten und Partnern den inter-
    nationalen Terrorismus dort bekämpfen, wo er zu Hause
    ist, auch mit militärischen Mitteln. Unsere Sicherheit wird
    größer, wenn sich die Bundeswehr mit Erfolg am Wieder-
    aufbau unter demokratischen Vorzeichen auf dem Balkan
    und in Afghanistan beteiligt, indem sie hilft, dort das drin-
    gend benötigte sichere Umfeld zu schaffen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Wo wären wir denn heute in Europa, wenn die Bundes-
    wehr sich nicht über Jahre im multinationalen Verbund im
    kriegs- und bürgerkriegszerrissenen Südosteuropa enga-
    giert hätte?

    Ein zeitgemäßes Verständnis von Sicherheit und Ver-
    teidigung hat zum Ziel, Bedrohungen und Krisen durch
    gemeinsames Handeln auf Distanz zu halten. Verteidi-
    gung heute umfasst mehr als Verteidigung an den Lan-
    desgrenzen, wobei Landesverteidigung grundsätzlich
    auch weiterhin möglich sein muss. Aber zeitgemäße Ver-
    teidigung umfasst die Verhütung von Konflikten und Kri-
    sen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Sie umfasst die gemeinsame Bewältigung von Krisen.
    Sie umfasst ebenso die Krisennachsorge und die Beteili-
    gung am Wiederaufbau und am Nation Building. Mo-
    derne Sicherheitspolitik heißt multilaterale Sicherheits-
    vorsorge im Rahmen der Vereinten Nationen, der NATO,
    der Europäischen Union und der OSZE.


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1314


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Dezember 2002 1315

    Diese moderne Sicherheitspolitik lässt sich geogra-
    phisch nicht eingrenzen. Denn die Risiken und Bedro-
    hungen in der heutigen Welt kennen keine Grenzen. Sie
    berühren uns auch über große Entfernungen hinweg. Wir
    sprechen hier – mit anderen Worten – nicht über ein ta-
    gespolitisches Szenario, sondern über einen grundlegen-
    den Wandel der sicherheitspolitischen Lage seit dem Ende
    des letzten Jahrhunderts. Verteidigung heute ist Wahrung
    unserer Sicherheit, wo immer diese gefährdet ist. Es geht
    darum, den Herausforderungen für die Sicherheit zu be-
    gegnen, „aus welcher Richtung diese Herausforderungen
    auch kommen mögen“, wie es im Gipfelkommuniqué der
    NATO von Prag heißt. Wir müssen uns gegen äußere Be-
    drohungen, die, wie im Falle des internationalen Terroris-
    mus, im Inland auftreten können, genauso wie gegen die
    akuten Risiken schützen können, die sich im weiteren in-
    ternationalen Umfeld ergeben.

    Aus diesen Gründen wird der Bundestag heute für eine
    Fortsetzung des Bundeswehrengagements in Afghanistan
    stimmen. In Afghanistan tun wir das, was der Verantwor-
    tung Deutschlands, was unseren Möglichkeiten und unse-
    ren Sicherheitsinteressen entspricht, genauso wie auf
    dem Balkan und am Horn von Afrika – gemeinsam mit
    unseren Partnern und Freunden.

    Meine Damen und Herren, als Bundesminister der
    Verteidigung bin ich den Fraktionen des Hauses außeror-
    dentlich dankbar, dass wir dieses schwierige Mandat in
    Afghanistan mit einer sehr großen Zustimmung aller
    Fraktionen im Parlament beschließen werden. Darauf ha-
    ben unsere Soldatinnen und Soldaten einen Anspruch, die
    eine schwierige Arbeit tun, denen ich auch von hier aus
    noch einmal ein frohes und gesundes Weihnachtsfest
    wünsche und denen ich sage: Kommen Sie alle gesund
    nach Hause!


    (Beifall bei allen Fraktionen)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile das Wort dem Kollegen Friedbert Pflüger,

CDU/CSU-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Friedbert Pflüger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her-

    ren! Vorgestern hat im Auswärtigen Ausschuss der Kol-
    lege Volmer von den Grünen gesagt: Die Grünen stimmen
    der Verlängerung des Mandats selbstverständlich zu.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir haben uns angesichts der Geschichte der Grünen auf
    diesem Gebiet über dieses „selbstverständlich“ etwas ge-
    wundert.


    (Unruhe beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Aber wir stimmen im Ergebnis völlig zu. Auch wir sind
    der Meinung, dass dieses Mandat verlängert werden
    sollte. Selbstverständlich ist das für uns allerdings nicht,
    Herr Kollege Volmer.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Unruhe beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Denn wir müssen bei einem so großen und risikoreichen
    Engagement sehr sorgfältig und sehr genau die Interes-
    senlage unseres Landes und die Sicherheitslage für un-
    sere Soldaten analysieren. Ich glaube, es ist sehr wichtig,
    dass man vor einem solchen Engagement, das den Steu-
    erzahler sehr viel Geld kostet, die Dinge wirklich ganz ge-
    nau untersucht und nicht sagt: Wir sind selbstverständlich
    dafür.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das war ein guter Einstieg!)


    Entscheidend ist in der Tat das, was der Kollege Struck
    eben völlig zu Recht ausgeführt hat, nämlich die Frage,
    wie es um die deutschen Sicherheitsinteressen steht. Wir
    dürfen nicht vergessen: In Afghanistan hat der Terroris-
    mus seinen Anfang genommen. Al-Qaida, Osama Bin
    Laden und der 11. September verbinden sich mit Afgha-
    nistan. Deshalb ist es wichtig, dass wir in Afghanistan
    nicht nur den al-Qaida-Terror militärisch bekämpften,
    sondern dass wir auch dafür sorgen, dass dem Terrorismus
    der Nährboden durch die Arbeit unserer humanitären
    Hilfsorganisationen entzogen wird, die unmöglich wäre,
    wenn nicht die Internationale Sicherheitsunterstützungs-
    truppe unter Beteiligung der Bundeswehr die Aufbauar-
    beit schützen würde.

    Wir wissen aus dem Bericht der Vereinten Nationen,
    dass al-Qaida noch nicht zerschlagen ist, sondern dabei
    ist, neue Trainingscamps in Afghanistan aufzubauen. Wir
    wissen des Weiteren, dass es dort nach wie vor sehr aktive
    Kräfte und auch Waffenlieferungen gibt. Daher ist es ganz
    wichtig, dass sich die ISAF-Truppe aus Afghanistan nicht
    zurückzieht. Das wäre sonst ein nachträglicher Sieg der
    Taliban. Deshalb – darin stimmen wir alle überein – ist es
    unter dem Strich notwendig, die Mission in Afghanistan
    fortzusetzen.

    Siba Shakib – sie ist eine Deutsch-Perserin und hat das
    fabelhafte Buch „Nach Afghanistan kommt Gott nur zum
    Weinen“ geschrieben; es geht in diesem Buch um die Ge-
    schichte von Shirin Gol, einer afghanischen Frau, die die
    ganzen Kriegs- und Bürgerkriegswirren miterlebt hat; das
    ist ein sehr bestürzendes und bedrückendes Buch – sagt
    uns: Wenn ihr Afghanistan verlasst, dann wird die ganze
    Welt daran Schaden nehmen, weil sich der Terrorismus
    hier wieder regruppieren kann und neue Bedrohungen
    von ihm ausgehen werden.

    Wir alle wissen doch – das wird von BKA, Bundes-
    nachrichtendienst und Verfassungsschutz immer wieder
    unterstrichen –: Deutschland ist inzwischen nicht nur
    Ruhe- und Vorbereitungsraum, sondern auch ein mög-
    licher Zielort für den Terrorismus geworden. Deshalb ist
    es wahr: Wenn es in Afghanistan keine Sicherheit gibt,
    wenn es dort keinen Wiederaufbau gibt, wenn wir uns
    dort zurückziehen, dann leidet auch die Sicherheit in un-
    serem Land. Deshalb stimmen heute CDU und CSU der
    Verlängerung des Mandats zu.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Wir müssen anerkennen, dass es eine Reihe von wirkli-
    chen Fortschritten in Kabul gibt, die aber brüchig sind und
    an denen deshalb weitergearbeitet werden muss, damit

    Bundesminister Dr. Peter Struck

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Dezember 2002
    Dr. Friedbert Pflüger
    sich die dortige Lage stabilisiert. Wir haben bei unserem
    kurzen Besuch in Kabul – auch die Kollegen Kossendey
    und Raidel sowie Kollegen von anderen Fraktionen wa-
    ren dabei – eine Reihe von wirklichen Fortschritten gese-
    hen: dass man zum Beispiel ohne Angst und Terror end-
    lich wieder vernünftig leben kann, dass sich Frauen auf
    der Straße wieder alleine bewegen können, dass sie die
    Burka, die der totalen Verschleierung der Frauen dient,
    nicht mehr tragen müssen, dass in den Fußballstadien
    wieder Fußball gespielt wird und keine Menschen mehr
    exekutiert werden. Wir haben aber auch Fortschritte im
    täglichen Leben festgestellt. Es gibt wieder Handel auf
    den Straßen. Wir haben gesehen, dass wieder Felder an-
    gelegt werden und dass Häuser gebaut werden. Man muss
    bedenken, dass Kabul zu großen Teilen völlig zerstört ist.
    Ein bisschen stelle ich mir so unsere deutschen Großstädte
    1945 vor. Jetzt sieht man, dass es zwischen den Ruinen
    erste Ansätze eines Wiederaufbaus gibt. Auch Mädchen
    können wieder in die Schule gehen. Frauen können wie-
    der berufstätig sein. Das alles war unter der Herrschaft der
    Taliban nicht möglich. Das alles alleine zu lassen und
    nicht mehr abzusichern wäre ein großer Fehler.

    Die deutschen Hilfsorganisationen, die Nichtregie-
    rungsorganisationen – wir haben mit ihnen gesprochen –
    leisten dort eine fantastische Arbeit. Ich nenne nur: Welt-
    hungerhilfe, Kinderwerk, Caritas, Misereor, Shelter Now,
    Malteser, Minenräuminitiativen, German Medical Ser-
    vice, aber auch THW-Freiwillige, Deutscher Entwick-
    lungsdienst, Deutscher Akademischer Austauschdienst,
    GTZ, Goethe-Institut und BKA, das dort ein großes Poli-
    zeiprojekt durchführt. Dort findet also viel statt, auch mit-
    hilfe von privaten Spendern. Durch die Bank be-
    schwören uns alle: Bleibt hier! Helft uns, dieses Land zu
    stabilisieren!

    Dieses Land hat es verdient. Es ist kein Fass ohne Bo-
    den. Es gibt dort eine Führungsschicht, die dankbar das
    aufgreift und selbst daran arbeitet, das Land nach vorn zu
    bringen.

    Das unterstützen wir in diesem Parlament, glaube ich,
    über alle Parteigrenzen hinweg. Herzlichen Dank den
    Hilfsorganisationen, die dort wirklich eine gefährliche
    und aufopferungsvolle Arbeit leisten!


    (Beifall im ganzen Hause)

    Das ist nicht nur aus humanitären Gründen notwendig.

    Terrorismusbekämpfung – ich wiederhole das – muss im-
    mer auf zweierlei Weise erfolgen. Sie muss mit militä-
    rischen, polizeilichen und geheimdienstlichen Mitteln er-
    folgen, aber auch dadurch, dass man dem Terror den
    Nährboden nimmt. Es geht um den Nährboden, der aus
    Ungerechtigkeit, Not, Würdelosigkeit und Unbildung
    wächst. Diesen Nährboden zu bekämpfen liegt ebenfalls
    im Sicherheitsinteresse von uns hier in Deutschland.

    Ich habe dort eine Afghanin getroffen – ich möchte das
    einfach einmal erzählen, damit man einen Eindruck ge-
    winnt –, Mitte 40, würde ich schätzen. Sie hat in Oxford
    studiert und dort auch einen Doktortitel erworben. Sie ar-
    beitet in Afghanistan in einer Frauenbewegung und sagt:
    Wir müssen in dieser Gesellschaft, die tief konservativ-is-
    lamisch geprägt ist, aufklären. Wir müssen ihr klar ma-
    chen, dass auch Mädchen und Frauen arbeiten dürfen. Das

    ist ein gewaltiges Potenzial, das hier völlig brachliegt.
    – Sie berichtet, dass die Männer auf Folgendes verweisen:
    Die Taliban sagen, Frauen müssten zu Hause bleiben;
    Frauen dürften keine Bildung und keinen Beruf haben. –
    Diese Afghanin sagt deshalb: Unser aller Aufgabe ist es,
    diesen extremistischen Kräften deutlich zu machen, dass
    der Islam und der Koran durchaus die Möglichkeit vor-
    sehen, dass Frauen ausgebildet werden und arbeiten. Wir
    dürfen die Interpretation des Koran und des Islam nicht
    den Taliban und anderen extremistischen Kräften überlas-
    sen.

    Das ist richtig, meine Damen und Herren: Niemals dür-
    fen wir diese extremistischen Taliban-Kräfte und diese
    al-Qaida-Kräfte mit dem Islam und mit dem Koran im
    Ganzen in einen Topf werfen. Das sind ganz unterschied-
    liche Dinge. Das festzuhalten ist für unseren weiteren
    Kampf gegen die terroristische Bedrohung ganz wichtig.

    Ich komme nun zu einem Punkt, von dem wir finden,
    dass die Bundesregierung hier bisher nicht genug ge-
    macht hat, nämlich die Entwicklung eines politischen
    Gesamtkonzepts.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Wir haben Petersberg I und II gehabt, wir haben Ge-

    berkonferenzen gehabt. Wichtig ist jetzt, dass die Stabili-
    sierung, die im Großraum Kabul erfolgt ist, auf das Land
    insgesamt übertragen wird, dass man auch in den anderen
    Regionen Afghanistans spürt: Hier wird stabilisiert.

    Uns interessiert, zu erfahren: Was ist Ihr Konzept
    dafür? Wir wollen ja nicht auf alle Ewigkeit in Afgha-
    nistan bleiben. Irgendwann müssen die Afghanen selbst
    für ihre Sicherheit sorgen. Wie also kann man die Lage
    außerhalb Kabuls stabilisieren? Wie kann man die
    Paschtunen, die größte Volksgruppe, besser in den Pro-
    zess einbinden, auch um zu verhindern, dass sie wieder zu
    den Taliban überwechseln? Wie kann man vor allem ein
    konsequenteres Vorgehen gegen den massiven Drogen-
    anbau organisieren? Durch den Drogenanbau entsteht im-
    mer noch oder wieder ein Einkommen von 1,2 Mil-
    liarden Euro für die Leute. Die Summe der Hilfsmittel, die
    bisher von der Welt bezahlt worden sind, ist ein bisschen
    größer; sie beläuft sich auf 1,3 Milliarden Euro. Der Dro-
    genhandel hat also nach wie vor ein ungeheures Gewicht
    in Afghanistan. Was tun wir eigentlich dagegen?

    Die Frage des ökonomischen Wiederaufbaus ist von
    großer Bedeutung. Präsident Karzai hat uns gesagt: Vor
    allem müssen Straßen gebaut werden, damit man von der
    Zentrale auch wieder in die Regionen des Landes kom-
    men kann.

    Wenn bei den Afghanen die Hoffnung auf einen baldi-
    gen Wiederaufbau schwindet, dann wird es schwierig,
    dieses Land wieder zu stabilisieren. Deshalb mahnen
    wir bei der Regierung ein Gesamtkonzept an, mit der
    Perspektive, Afghanistan zu stabilisieren und unseren
    Soldaten eine Möglichkeit zu geben, dieses Land in ab-
    sehbarer Zukunft wieder zu verlassen.

    Meine Fraktion hat am Mittwoch in den Ausschüssen
    die Bundesregierung sehr genau zu den militärischen
    Aspekten der Sicherheit und des Schutzes befragt. Denn
    es ist unsere Aufgabe als Opposition, uns hinsichtlich un-


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1316


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Dezember 2002 1317

    seres Einsatzes für den Schutz unserer Soldaten in
    Afghanistan von niemandem übertreffen zu lassen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Kollege Christian Schmidt wird dazu gleich einige aus-
    führlichere Angaben machen.

    Ich möchte für meine Fraktion Folgendes sagen: Der
    Bundeswehreinsatz in Afghanistan ist ohne jeden Zweifel
    risikoreich; wäre er das nicht, bräuchte man dort keine
    Soldaten. Deswegen ist es für unsere Zustimmung sehr
    wichtig, dass die Bundesregierung im Ausschuss erklärt
    hat und von hohen Militärs darin bestätigt wurde, dass alle
    Vorkehrungen zum Schutz unserer Soldaten getroffen
    worden sind. Wir als Abgeordnete können uns nur ein
    Bild durch einen kurzen Besuch vor Ort machen. Wir ha-
    ben keinen eigenen Geheimdienst. Wir sind auf das an-
    gewiesen, was uns die Soldaten vor Ort, die militärische
    Führung und letztlich in der politischen Bewertung die
    Bundesregierung sagen. Deshalb müssen wir auf ihre
    Angaben vertrauen.

    Ich halte fest: Sie haben uns in den Ausschüssen zuge-
    sichert, dass – trotz der Häufung von Anschlägen und Ra-
    ketenbeschuss auf Kabul und trotz des Attentats von ges-
    tern – das vorhandene Gerät zum Schutz unserer Soldaten
    ausreichend sei; alle Wünsche der militärischen Führung
    und auch der Militärs vor Ort seien berücksichtigt wor-
    den.

    Wir sind ein bisschen irritiert, Herr Minister, durch
    eine gewisse Diskrepanz. Wir haben im Ausschuss gehört,
    es gebe nur noch ein Restrisiko und ansonsten habe sich
    die Lage sehr stabilisiert. Sie dagegen sagten in einem
    Interview in der „Berliner Zeitung“ von gestern, die Lage
    sei „äußert instabil und gefährlich“. – Wir bitten Sie doch
    sehr, Herr Minister Struck, diesen Widerspruch in der Be-
    wertung aufzuklären. Zwischen Restrisiko und äußerst in-
    stabiler und gefährlicher Lage besteht ein Unterschied.
    Wir wären dankbar, wenn Sie uns darüber jetzt Auf-
    klärung geben würden.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir, die Union, haben in den Ausschüssen und auch

    schon in den Beratungen, die wir in Kabul mit den dorti-
    gen Militärs hatten, großen Wert darauf gelegt, dass es de-
    taillierte Notfallpläne für den Fall einer dramatischen Zu-
    spitzung der Lage gibt. Die Menschen in Kabul reagieren
    freundlich auf die ISAF-Truppen. Das sieht man an jeder
    Ecke. General Schlenker, der dort das Kommando hat, be-
    richtet von einer 98-prozentigen Zustimmung. Wenn un-
    sere Soldaten patrouillieren – sie sind inzwischen 11 000
    Patrouillen gefahren, vor allen Dingen mit den Wieseln,
    diesen kleinen gepanzerten Fahrzeugen, mit denen sie
    durch die Stadt fahren –, dann spüren sie, dass sie über-
    all positiv aufgenommen werden. Trotzdem stellt sich
    die Frage: Kann man dem angesichts all der Erfahrun-
    gen, die wir mit den Warlords und den konkurrierenden
    Gruppen und Clans in Afghanistan gemacht haben, ver-
    trauen?

    Deshalb ist so ein Notfallplan von großer Wichtigkeit.
    Die Bundeswehr – so hat die Bundesregierung zuge-
    sichert – hat einen solchen Notfallplan mit allen ISAF-
    Partnern erarbeitet. Er sieht in einem solchen Notfall die

    Evakuierung von 15 000 Personen innerhalb von fünf Ta-
    gen vor. Wir hoffen nicht, dass es dazu kommt; aber wir
    sind es unseren Soldaten und ihren Familien schuldig,
    dass es solche Notfallpläne gibt. Ich bin dankbar dafür,
    dass Sie auf unser Drängen hin einen solchen klaren Not-
    fallplan in den Ausschüssen erläutert haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wichtig war uns, dass die Bundesregierung uns zusi-

    chert, dass die Amerikaner, von deren Hilfe ISAF- und Zi-
    vilpersonal in Afghanistan in Notfallsituationen abhängig
    sind, auch im Falle eines Irakkrieges nicht den Um-
    fang ihrer Streitkräfte reduzieren oder Spezialkräfte aus
    Afghanistan abziehen. Es war ja ein Verdacht, der nahe-
    liegt, dass im Falle einer Zuspitzung der Situation im Irak
    Kräfte abgezogen werden und unsere Soldaten und unser
    Zivilpersonal plötzlich in eine ganz andere Sicherheits-
    lage geraten. Hier gibt es vonseiten der Bundesregierung
    die klare Zusicherung, dass dies nicht geschehen wird.
    Vor dem Hintergrund dieser Zusicherung sind wir der
    Meinung, dass es verantwortbar ist – allerdings nicht
    selbstverständlich, Herr Kollege Volmer –, der Verlänge-
    rung dieses Mandats zuzustimmen.

    Wir wünschen den Soldaten, den Vertretern der Nicht-
    regierungsorganisationen und dem Zivilpersonal, das dort
    Großartiges leistet, eine frohe Weihnacht, ein friedliches
    Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr mit dem Rücken-
    wind und der Unterstützung aus dem ganzen Deutschen
    Bundestag.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)