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ID1501322000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 871 A Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksache 15/150) . . . . . . . . . . . . . . 871 B b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2002 (Nach- tragshaushaltsgesetz 2002) (Drucksache 15/149) . . . . . . . . . . . . . . 871 B c) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Bericht über den Stand und die voraussichtliche Entwicklung der Fi- nanzwirtschaft des Bundes (Drucksache 15/151) . . . . . . . . . . . . . . 871 B Einzelplan 04 in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag des Abgeordneten Dr. Wolfgang Schäuble und der Fraktion der CDU/CSU: Für ein glaubwürdiges Angebot der EU an die Türkei (Drucksache 15/126) . . . . . . . . . . . . . . . . 871 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 871 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 876 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . 886 D Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . 889 D Katrin Dagmar Göring-Eckardt BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . 891 A Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 896 D Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 905 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . 908 D Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 910 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 912 A Hans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP . . . . . . . 913 A Dr. Christina Weiss, Staatsministerin BK . . . . 913 D Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 915 B Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 916 B Eckhardt Barthel (Berlin) SPD . . . . . . . . . . . 917 C Bernhard Kaster CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 918 B Einzelplan 05 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 3: a) Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Menschenrechte als Leitlinie der deutschen Politik (Drucksache 15/136) . . . . . . . . . . . . . . 920 B Plenarprotokoll 15/13 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 13. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 I n h a l t : b) Antrag der Abgeordneten Rainer Funke, Dr. Werner Hoyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien nicht vergessen (Drucksache 15/64) . . . . . . . . . . . . . . . 920 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 920 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 921 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 923 B Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 924 D Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 928 A Ruprecht Polenz CDU/CSU . . . . . . . . . . 928 D Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 929 A Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . . 930 B Dr. Christoph Zöpel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 932 C Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 934 A Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 935 D Michael Roth (Heringen) SPD . . . . . . . . . . . 936 C Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 937 D Christa Nickels BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 939 D Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 940 D Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 941 B Rainer Eppelmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 942 B Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 944 B Angelika Graf (Rosenheim) SPD . . . . . . . . . 944 C Einzelplan 14 Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 945 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 948 C Verena Wohlleben SPD . . . . . . . . . . . . . . 949 D Alexander Bonde BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 950 C Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 952 B Rainer Arnold SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 953 C Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . 954 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . 954 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 957 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 959 D Helga Daub FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 961 A Dr. Hans-Peter Bartels SPD . . . . . . . . . . . . . 962 A Thomas Kossendey CDU/CSU . . . . . . . . . . . 963 C Einzelplan 23 Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 965 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . 967 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . 969 D Thilo Hoppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 970 C Markus Löning FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 972 B Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 973 B Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 974 D Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 975 A Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . . . . 975 C Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU . . . . 975 C Detlef Dzembritzki SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 977 B Einzelplan 06 Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 979 A Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 981 B Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . . . . . 982 B Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 983 A Otto Schily SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 984 D Silke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 986 A Dr. Max Stadler FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 988 A Dagmar Freitag SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 989 B Susanne Jaffke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 990 A Sebastian Edathy SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 991 C Stephan Mayer (Altötting) CDU/CSU . . . . . 993 A Einzelplan 07 Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 994 B Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . . . . . . . 996 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 999 D Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1001 B Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1002 B Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1003 C Norbert Barthle CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1005 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1007 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1007 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 1009 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002II (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 871 13. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 Beginn: 9.00 Uhr
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    Norbert Barthle Berichtigung 12. Sitzung, Seite 744 (B), der letzte Absatz ist wie folgt zu lesen: Wir haben eine Menge getan, um die Eigenkapitalbildung des Mit- telstandes zu erleichtern. Aufgrund unserer Steuerreform ist inzwi- schen die obere Grenzbelastung – 1998 lag sie bei 69 Prozent – auf 51 Prozent gesenkt worden. So etwas haben sie in Ihrer Regierungs- zeit nie zuwege gebracht. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 1009 (C)(A) Adam, Ulrich CDU/CSU 04.12.2002* Borchert, Jochen CDU/CSU 04.12.2002 Bury, Hans Martin SPD 04.12.2002 Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 04.12.2002 Hartmut Caesar, Cajus CDU/CSU 04.12.2002 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 04.12.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 04.12.2002 Gradistanac, Renate SPD 04.12.2002 Großmann, Achim SPD 04.12.2002 Hörster, Joachim CDU/CSU 04.12.2002* Hofbauer, Klaus CDU/CSU 04.12.2002 Kubicki, Wolfgang FDP 04.12.2002 Lintner, Eduard CDU/CSU 04.12.2002* Dr. Lötzsch, Gesine fraktionslos 04.12.2002 Dr. Lucyga, Christine SPD 04.12.2002* Möllemann, Jürgen W. FDP 04.12.2002 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 04.12.2002 Rauber, Helmut CDU/CSU 04.12.2002** Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 04.12.2002 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des OSZE entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Joachim Stünker


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Lassen Sie mich an dieser Stelle vor einem Ausblick in die
    15. Legislaturperiode einen kurzen Rückblick auf die
    14. Legislaturperiode halten.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Lieber nicht!)

    Ich finde, bei allem Streit, den wir hier gehabt haben, und
    bei allen unterschiedlichen Auffassungen, kann man eines
    objektiv nicht bestreiten: Durch die rot-grüne Politik in
    der 14. Legislaturperiode hat die Rechtspolitik als solche
    in diesem Hohen Hause endlich wieder das Gewicht be-
    kommen, das ihr zusteht, Herr Götzer,


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    und zwar nicht nur in diesem Hohen Hause, sondern da-
    rüber hinaus auch gesamtgesellschaftlich. Es ist wieder
    über Rechtspolitik diskutiert worden. Rechtspolitik ist
    wieder wahrgenommen worden, und zwar nicht nur dann,
    wenn es darum ging, sozusagen in Einzelfällen im Nach-
    hinein kriminalpräventiv in Form von Reparaturgesetzen
    oder Ähnlichem tätig zu werden. Das ist das, was Sie
    heute wieder vorgestellt haben.

    Für uns ist Rechtspolitik, Herr Kollege Götzer, ein be-
    stimmendes, gestaltendes Element im gesellschaftlichen
    Zusammenleben der Menschen. Dafür ist die Rechtspoli-
    tik seit 2 000 Jahren da. Am Ende der letzten Legislatur-
    periode, also kurz vor der Wahl, gab es in der auflagen-
    stärksten deutschen Tageszeitung einen Leitartikel, der
    mit der Schlussfolgerung endete:

    In der Rechtspolitik von Rot-Grün ist in vier Jahren
    mehr bewegt worden als in 16 Jahren davor.

    (Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Aber in die falsche Richtung!)

    Dieses Lob nehmen wir gerne entgegen. Genauso ist es
    gewesen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die Reformgesetze, die wir erstellt haben, sind bereits
    genannt worden. Ich möchte sie nicht im Einzelnen auf-
    zählen, sondern nur einige Punkte nennen. Die Schuld-
    rechtsreform, die wir vorgenommen haben, haben Ihre
    Regierungen zehn Jahre lang liegen gelassen. Sie haben
    nichts gemacht.


    (Dirk Manzewski [SPD]: Die ist gut geworden!)


    Bezüglich der Novellierung des Mietrechts, bei der wir
    dafür gesorgt haben, dass sich Mieter und Vermieter wie-
    der in gleicher Augenhöhe sozial gegenübertreten kön-
    nen, haben Sie 16 Jahre lang nichts gemacht. Sie haben
    nichts auf den Weg gebracht. Die Implementierung des Tä-
    ter-Opfer-Ausgleichs in die Strafprozessordnung haben
    Sie 20 Jahre lang nicht geschafft, obwohl das die Praxis

    Otto Fricke

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002
    Joachim Stünker
    immer wieder gefordert hat und heute froh darüber ist,
    dass wir das endlich gemacht haben.

    Zum Gewaltschutzgesetz – Sie haben Gott sei Dank im
    Ergebnis mitgemacht – mussten wir den Anstoß geben.
    Wir mussten diesen Weg gehen.

    Zu guter Letzt – das ist ein kleines Bonbon –: Meine
    Studienzeit ist zwar 30 Jahre her, aber bereits damals dis-
    kutierten wir über die Reform der Juristenausbildung. Sie
    und die Vorgängerregierungen haben dies nicht hinbe-
    kommen. Wir haben es in der letzten Legislaturperiode
    geschafft, meine Damen und Herren, und werden damit
    Entscheidendes verändern.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Diese Rechtspolitik, die Auflösung des Reformstaus,
    werden wir in den nächsten vier Jahren, in der 15. Legis-
    laturperiode, fortsetzen. Hierbei werden wir uns von Ih-
    nen nicht in die Richtung treiben lassen, die Sie, Herr
    Götzer, wieder aufgezeigt haben, nämlich immer dann,
    wenn in der Gesellschaft furchtbare Straftaten geschehen,
    ein Reparaturgesetz zu erstellen.

    Lassen Sie mich die langen Linien unseres weiteren
    Vorgehens kurz skizzieren. Es geht für uns um die weitere
    Modernisierung von Verfahren und Institutionen in der
    Justiz. Hierbei steht im Vordergrund, die Belastung der
    Justiz zu mindern und dafür Qualität und Akzeptanz der
    richterlichen Entscheidungen durch intensivere Prozess-
    leitung und verbesserte Kommunikation zwischen den
    Beteiligten weiter zu fördern. Die gut ausgebildeten nicht
    richterlichen Dienste können mehr Verantwortung über-
    nehmen. Dabei werden Ressourcen frei, sodass wir die
    richterlichen Dienste auf ihre Kernaufgaben beschränken
    können.

    Weiterhin geht es um eine moderne Gesellschaftspoli-
    tik. Das Recht der Partnerschaften, der Ehe und der Fa-
    milie, muss sich dem zeitgemäßen Verständnis von Bin-
    dung und Zusammenleben anpassen. Wir bieten den
    Menschen dafür belastbare Formen in einem Katalog von
    Rechten und Pflichten an. Auf der Grundlage der Recht-
    sprechung des Bundesverfassungsgerichts wird die Ko-
    alition daher das Lebenspartnerschaftsgesetz überarbeiten
    und ergänzen. Insbesondere den rechtlichen Schutz für
    Menschen in nicht ehelichen Lebensgemeinschaften wer-
    den wir weiter verbessern.

    Es geht um strafrechtliche Reformen und vor allen
    Dingen um Prävention. Insbesondere das strafrechtliche
    Sanktionensystem ist zu reformieren,


    (Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    nicht im Sinne von Aufweichung, wie Sie befürchten, son-
    dern genau in dem Sinne, den Sie angesprochen haben.
    Darüber waren wir uns in der letzten Legislaturperiode in
    einigen Bereichen schon sehr weitgehend einig.


    (Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Wir nehmen Sie beim Wort!)


    Es geht um die sorgfältige Fortentwicklung des Sexual-
    strafrechts. Ich denke, wir werden uns in wenigen Wo-
    chen in einer Debatte darüber wiedersehen. Es muss aber

    auch darum gehen – das ist meine feste Überzeugung –,
    das Strafverfahrensrecht mit mehr Effizienz auszustatten,
    indem wir auch hier Veränderungen und Modernisierun-
    gen vornehmen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die Frau Ministerin hat darauf hingewiesen, dass es
    auch um den Anleger- und Verbraucherschutz geht. Da-
    rauf brauche ich nicht mehr näher einzugehen.

    Es geht ferner um europäische Rechtspolitik. Die
    Kriminalitätsbekämpfung darf nicht an den nationalen
    Grenzen aufhören. Wir werden daher die justiz- und in-
    nenpolitische Kooperation in Europa weiterentwickeln.
    Der europäische Haftbefehl ist ebenso ein erster Schritt
    wie Eurojust oder die gemeinsamen Anstrengungen zur
    Terrorismusbekämpfung.

    Es geht weiter – Ihr Kollege aus dem Innenbereich hat,
    glaube ich, gerade dazu gesprochen; in diesem Bereich
    können wir uns auch treffen – um Rechtsbereinigung,
    das heißt, um den Abbau von Bürokratie. Das muss einer
    der Schwerpunkte der Arbeit im Rechtsausschuss in die-
    sen vier Jahren für uns sein; das ist überhaupt keine Frage.
    Dort haben wir viel neu zu regeln, was sich über Jahr-
    zehnte in unserem Land an Bürokratie angehäuft hat. Sie
    versuchen heute immer darzustellen, Rot-Grün sei dafür
    verantwortlich.


    (Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Ja, Rot-Grün ist das Problem!)


    Alle Bundesregierungen seit 1945 sind für das verant-
    wortlich, was wir heute vorfinden. Dort müssen wir in der
    Tat intensiv an die Arbeit gehen.

    Lassen Sie mich zuletzt noch etwas detaillierter einen
    Gesichtspunkt hervorheben, der mir sehr wichtig ist und
    auf den ich in den letzten vier Jahren wiederholt versucht
    habe Ihr Augenmerk zu lenken: die Binnenreform der Ju-
    stiz. Wie Sie wissen, komme ich aus der Praxis in über 25-
    jähriger Tätigkeit. Ich weiß – viele von Ihnen wissen das
    auch –, wie groß dort mittlerweile der Druck durch die
    Arbeitsbelastung in den Ländern, die zu vollziehen haben,
    ist. Ich bin davon überzeugt, dass sich die kritische Lage
    der öffentlichen Haushalte in absehbarer Zeit nicht we-
    sentlich verändern wird. Diese Situation zwingt die Justiz
    wie auch alle anderen Ressorts dazu, sich grundsätzliche
    Gedanken darüber zu machen, wie sie ihren gesetzlichen
    Auftrag trotz reduzierter Haushaltsmittel auf gewohnt ho-
    hem Qualitätsniveau weiter erfüllen können. Die Länder
    müssen hierzu in die Lage versetzt werden.

    Hieran sind die so genannten Justizentlastungsgesetze
    der 90-er Jahre, die im Grunde eigentlich das gleiche Ziel
    zum Inhalt hatten, alle gescheitert. Alle diese Justizent-
    lastungsgesetze haben nur dazu geführt, dass mehr Belas-
    tung erfolgt ist; sie ist von oben nach unten durchgedrückt
    worden. Das heißt, im Ergebnis hat die Belastung der
    Amtsgerichte heute ein Maß erreicht, das nicht mehr er-
    träglich ist.

    Von daher meine ich, dass wir einen neuen Weg gehen
    müssen. Wir müssen den Weg der Aufgabenkritik gehen.
    Die Aufgabenkritik erweist sich gegenüber den tradierten


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1004


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 1005

    Konsolidierungsmaßnahmen als ein überlegenes Instru-
    ment. Sie vermeidet den Weg der pauschalen Kürzung
    und setzt nicht bei den Ausgaben der Behörde an. Vielmehr
    fragt sie nach den Zielen und Aufgaben des Ressorts. Auf-
    gabenkritik ist überdies sozialverträglicher, weil es durch
    sie gelingen kann, motivationshemmende pauschale Stel-
    lenkürzungen, Einstellungs- und Beförderungsstopps zu
    vermeiden. Nicht der Personalbestand, sondern das Ar-
    beitsvolumen wird kritisch hinterfragt.

    Was meine ich damit konkret? Man kann dieses Paket
    in vier Bereiche untergliedern. Wir müssen die Zahl der
    Verfahren reduzieren. Wir müssen die Erledigung der an-
    hängigen Verfahren mit weniger Aufwand bewerkstelli-
    gen. Wir müssen Aufgaben delegieren und wir müssen
    Aufgaben auslagern können.

    Wir, die Koalition, werden Ihnen daher eine ganze
    Reihe von Vorschlägen, die aus der Alltagspraxis kom-
    men, jeweils für sich nicht neu sind und über die bereits
    in der Vergangenheit in verschiedenen Zusammenhängen
    immer wieder diskutiert worden ist, bündeln und in einem
    Gesetz zur Modernisierung der Justiz vorlegen. Wir wer-
    den mit Ihnen in diesem Hohen Hause, mit den Ländern
    und natürlich mit den Verbänden darüber diskutieren. Ich
    sage ganz bewusst: Hier werden wir nichts regeln können,
    wenn wir nicht die Bundesländer mit ins Boot bekommen.

    Ich möchte Ihnen kurz 13 Beispiele nennen, damit Sie
    wissen, worauf ich hierbei hinauswill.


    (Zurufe von der CDU/CSU: Nein, nein! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das verstößt gegen die Menschenrechte! – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: 13 Beispiele, das ist Körperverletzung!)


    – Herr Gehb, entschuldigen Sie! Der Kollege Götzer hat
    seine Redezeit hier überzogen. Angesichts dessen darf ich
    im Rahmen meiner Redezeit wohl auch zu später Stunde
    versuchen, Ihnen ein paar Gedanken nahe zu bringen,
    über die Sie hinterher in Ruhe nachdenken sollten. Sie
    sollten hier nicht nur Krawall machen.


    (Beifall bei der SPD – Zuruf des Abg. Eckart von Klaeden [CDU/CSU])


    – Herr von Klaeden, dass Sie davon nichts verstehen, das
    wissen wir. Das ist wirklich nicht neu.

    Lassen Sie mich ein paar Punkte nennen. Durch die För-
    derung gesetzlicher Regelungen zum Vorrang einer media-
    tiven Streitkultur, also durch außergerichtliche Streitbeile-
    gung, können wir die Anzahl der Gerichtsverfahren
    reduzieren und damit wesentliche Entlastungen schaffen.

    Durch ein obligatorisches Mahnverfahren im Zivilpro-
    zess vor Erhebung einer Zahlungsklage bei Ansprüchen,
    die 750 Euro nicht überschreiten, werden die Prozessab-
    teilungen der Gerichte wesentlich entlastet.

    Durch eine Erweiterung der Einstellungsmöglichkei-
    ten im Bußgeldverfahren wird die Anzahl der durch Urteil
    zu beendenden Verfahren wesentlich reduziert.

    Durch die Einschränkung der Zulassung der Rechts-
    beschwerde in Ordnungswidrigkeitenverfahren werden
    bei den Amtsgerichten, bei den Oberlandesgerichten und
    bei den Generalstaatsanwaltschaften wesentliche Ressour-
    cen eingespart.

    Im Strafprozess setzen wir durch eine Verlängerung der
    Fristen zur Unterbrechung der Hauptverhandlung – § 229
    StPO – erhebliche Ressourcen für Neuansetzungen und
    Sprungtermine frei.

    Bei der Protokollführung in Strafsachen in Verfahren
    vor dem Strafrichter kann auf den Einsatz eines Urkunds-
    beamten der Geschäftsstelle als Protokollführer verzich-
    tet werden. Auch durch die Abschaffung der Erstellung ei-
    nes Inhaltsprotokolls spart man erhebliche Ressourcen.

    Wir müssen materielle und formelle Änderungen des Be-
    treuungsrechts – es ist bereits angesprochen worden – vor-
    nehmen. Ende 2001 gab es in Deutschland über 980000 Be-
    rufsbetreuungsverfahren. Hierfür haben wir insgesamt über
    650 Millionen Euro ausgegeben. Dadurch wurden die Jus-
    tizhaushalte der Länder ganz wesentlich belastet. Wir wer-
    den Ihnen konkrete Vorschläge machen, wie da Abhilfe ge-
    schaffen werden kann.

    Die Vollstreckung in Strafsachen kann insgesamt auf
    den gehobenen Dienst in den Staatsanwaltschaften über-
    tragen werden.

    Durch eine grundlegende Vereinfachung des Justizkos-
    tenrechts könnten sämtliche Kostensachen auf Angehö-
    rige des mittleren Dienstes übertragen werden.

    Wir werden eine FGG-Reform durchführen.
    Durch die Übertragung der Notarprüfungen auf die

    Notarkammern können bei den Landgerichten und bei
    den Oberlandesgerichten erhebliche Ressourcen freige-
    setzt werden.

    Wir sollten in Deutschland dem Gedanken gründlich
    nachgehen – gleich werden Sie wieder aufschreien –,
    durch die Übertragung einvernehmlicher Ehescheidungen
    auf Notare die Familiengerichte erheblich zu entlasten.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Rainer Funke [FDP]: Das hat Schmidt-Jortzig schon gefordert!)


    – Ja, das ist ein vernünftiger Gedanke.
    Ich weiß, dass viele dieser Punkte bei Ihnen sicherlich

    erst einmal auf Unverständnis stoßen. Das sehe ich Ihren
    Gesichtern an. Wir werden an diesen Reformen aber nicht
    vorbeikommen, wenn wir eine effektive Justiz, insbeson-
    dere eine ordentliche Gerichtsbarkeit, erhalten wollen.
    Von daher bin ich guten Mutes, dass wir mit diesen Vor-
    schlägen bei den Bundesländern wieder einmal mehr Ver-
    ständnis als bei Ihnen finden.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Jetzt hat der Abgeordnete Norbert Barthle das Wort.


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    Rede von Norbert Barthle


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Herr Kollege Stünker, ich werde Ihre für mich

    Joachim Stünker

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002
    Norbert Barthle
    etwas schwer verdaulichen Vorschläge zu dieser späten
    Stunde nicht mehr bewerten. Ich will als neuer Bericht-
    erstatter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für den Haus-
    halt des Bundesjustizministeriums meine Rede eigentlich
    mit einem Lob an die neue Bundesjustizministerin Frau
    Zypries beginnen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Frau Zypries, Sie haben sich anders als Ihre Kabinetts-

    kollegen – ich denke da an Herrn Clement und an Frau
    Bulmahn – zu Beginn der neuen Legislaturperiode keinen
    neuen beamteten Staatssekretär „gegönnt“. Das mag an
    der Qualität Ihres bisherigen liegen. Das liegt vielleicht
    auch an der Einsicht, dass der Staat, wenn er vom Sparen
    redet, das nicht nur auf die Bürgerinnen und Bürger ab-
    wälzen, sondern eigentlich zuerst bei sich ansetzen sollte.


    (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das war ein früherer Kollege! Da kann man das schon machen!)


    Da ich aber weder von Ihnen noch von Ihrem Kollegen
    Schily einen Protest gegen die Ausweitung des Apparates
    der Bundesregierung gehört habe, muss ich mein Lob
    schon wieder ein bisschen einschränken. Diese Bundesre-
    gierung ist nämlich die teuerste, die wir je hatten. Das
    können wir uns in diesen Zeiten eigentlich nicht leisten.


    (Joachim Stünker [SPD]: Was gehört denn das jetzt hierhin?)


    Ich hätte Ihnen, Frau Kollegin, auch gegönnt, dass Sie
    etwas früher ins Amt gekommen wären.


    (Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Das hätten wir uns allen gegönnt!)


    Das war leider nicht möglich, weil der Bundeskanzler Ihre
    Vorgängerin nicht, was er hätte tun sollen, sofort nach
    ihrem Fauxpas aus dem Amt genommen hat.


    (Zuruf von der SPD: Na, na! – Joachim Stünker [SPD]: Haben Sie davon noch mehr drauf?)


    Da wir schon so viel vom Sparen reden, lassen Sie
    mich auch noch sagen, dass für mich – man hört es viel-
    leicht: Ich komme aus dem Schwabenland; wir gelten ja
    als Experten im Sparen – derzeit eine vollkommen neue
    Definition des Sparens stattfindet. Sparen heißt plötzlich
    höhere Schulden, höhere Steuern, höhere Sozialabgaben
    und eine weitere Verlagerung von Belastungen auf Länder
    und Gemeinden.

    Aber lassen wir das dahingestellt sein. Ich meine, wenn
    man schon vom Sparen redet und konstruktive Haushalts-
    beratungen durchführen will, dann braucht man eine
    Kenntnis der tatsächlichen Ist-Situation sowie belastbare
    und wahrhafte Prognosen hinsichtlich der künftigen Ent-
    wicklung. Daran, meine Damen und Herren, hat es diese
    Bundesregierung leider etwas fehlen lassen.


    (Rainer Funke [FDP]: Wieso „etwas“?)

    – Deutlich fehlen lassen! Sie ist uns, dem Parlament, und
    auch der Öffentlichkeit die Wahrheit schuldig geblieben.

    Schauen wir aber jetzt auf die Zukunft, auf den Etat
    des Jahres 2003. Wenn man das Sprichwort gelten lässt,
    dass man aus Schaden klug werde, so muss ich leider et-

    was an der Intelligenz der Bundesregierung zweifeln.
    Denn der Nachtragshaushalt 2002 ist noch nicht verab-
    schiedet, da erliegen Sie schon wieder der Versuchung,
    die Zukunft durch die rosarote Brille zu sehen, mehr Ein-
    nahmen und weniger Ausgaben zugrunde zu legen, als es
    die Realität von Ihnen fordert. Das ist schädlich, Frau
    Zypries, auch für Ihren Etat; denn Ihr – wie Sie sagten –
    so kleiner und feiner Etat ist gerade auf Seriosität ange-
    legt. Deshalb wäre es notwendig, an dieser Stelle etwas
    genauer hinzuschauen.

    Der Bundesfinanzminister gibt in seinem Bericht über
    den Stand und die voraussichtliche Entwicklung der Fi-
    nanzwirtschaft des Bundes eine sehr schöne Einschätzung
    wieder. Er sagt nämlich, die Aufwärtsentwicklung gegen-
    über dem Jahr 2002 werde sich voraussichtlich fortsetzen
    und an Breite gewinnen. Wenn ich diesen Satz den Men-
    schen draußen sage, dann können sie noch nicht einmal
    mehr lachen; denen ist zum Weinen zumute.

    Was sagt die Bundesregierung? Sie setzt sich ab. Sie
    will eben gerade nicht den Einschätzungen des Sachver-
    ständigenrates folgen; denn diese Einschätzungen seien,
    so die Bundesregierung, viel zu pessimistisch, da der
    Sachverständigenrat von erheblich geringeren Wachs-
    tumsraten ausgehe. Ich meine, Sie sollten nicht weiterhin
    den Wunsch als Vater des politischen Handelns nehmen,
    sondern den Sachverständigen, die Sie selbst eingesetzt
    haben, mehr Vertrauen schenken.

    Das heißt, auch Ihr Etat, Frau Zypries, steht auf töner-
    nen Füßen; auch Ihr Etat birgt bereits die Grundlage für
    einen Nachtragshaushalt im Jahre 2003 in sich. Das ist un-
    ter haushalterischen Gesichtspunkten der völlig falsche
    Weg.

    Wenn ich mir den Justizetat etwas näher anschaue,
    dann muss ich feststellen, Frau Ministerin: Sie haben zwar
    vieles erwähnt und dargelegt, was Sie machen wollen, Sie
    haben aber nichts darüber gesagt, wo Sie noch Einspa-
    rungen vornehmen wollen. Es sind immerhin bereits
    4,2 Millionen Euro globale Minderausgaben etatisiert.
    Das ist immerhin doppelt so viel, wie Sie zum Beispiel für
    die Informationstechnik ausgeben. Hinzu kommt noch die
    bereits vom Finanzminister verfügte und bei ihm ein-
    gebrachte weitere globale Minderausgabe in Höhe von
    1,3 bzw. 1,5 Milliarden Euro, die, heruntergebrochen auf
    Ihr Ministerium, roundabout 10 Millionen Euro aus-
    macht. Da sehe ich noch keine Perspektive, wie Sie das
    bewerkstelligen wollen. Im Gegenteil, ich sehe keine Ein-
    sparmöglichkeiten; denn der Justizetat ist kein Investi-
    tionsetat, kein Steinbruch, in dem man durch Verschieben
    oder Strecken Freiräume schaffen kann.

    Deshalb appelliere ich an Sie, Frau Ministerin, die Ein-
    sparungen mit Augenmaß vorzunehmen. Es findet unsere
    Zustimmung – das sage ich ganz deutlich –, dass Sie die
    Mittel für die Öffentlichkeitsarbeit um rund 24 Prozent
    kürzen. Das mag auch dem Wahlkampf geschuldet sein,
    aber das ist prinzipiell der richtige Weg. Wovor ich aber
    eindringlich warne, sind Kürzungen bei den Ihrem Minis-
    terium nachgeordneten Behörden, zum Beispiel beim
    Deutschen Patent- und Markenamt.


    (Zuruf von der SPD: Das machen wir doch nicht!)



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1006


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 1007

    Sie haben erwähnt, dass dort Positives geschieht. Das
    Maßnahmenpaket, dessen Umsetzung bereits erfolgreich
    angelaufen ist, darf auf keinen Fall aufgeschnürt werden.

    Ich begrüße es ausdrücklich, dass zu Beginn dieses
    Jahres 106 neue Stellen im DPMA geschaffen worden
    sind, davon allein 76 im Patentbereich. Da wird gute Ar-
    beit geleistet.


    (Beifall des Abg. Klaus Uwe Benneter [SPD])

    Für dieses Jahr erwartet man bei den Patentanmeldungen
    wiederum ein Rekordergebnis. Das heißt, die Kreativität,
    der Erfindungsreichtum unserer Menschen, der Rohstoff
    Geist ist trotz PISA noch vorhanden, wird gefunden und
    auch erschlossen. Da ich aus Baden-Württemberg kom-
    me, darf ich sagen: Baden-Württemberg ist dank der lang-
    jährigen guten CDU-Bildungspolitik das Land, das die
    meisten Tüftler stellt. Seit Jahren kommt rund ein Viertel
    aller Patente aus Baden-Württemberg. Darauf bin ich
    stolz. Innerhalb Baden-Württembergs werden wiederum
    aus der Region Ost-Württemberg, aus der ich komme, die
    meisten Patente angemeldet. Wir werben mit dem Slogan
    „Raum für Talente und Patente“.

    Sie sehen, ich habe schon wegen meiner Herkunft al-
    len Grund, dafür zu plädieren, dass Sie ein gut ausgestat-
    tetes und leistungsfähiges Patent- und Markenamt
    führen. Das nützt nicht nur mir und unseren Wählerinnen
    und Wählern in meinem Wahlkreis, das nützt vor allem
    der gesamten deutschen Bevölkerung, das nützt der deut-
    schen Wirtschaft. Wir brauchen Innovationsfähigkeit, wir
    brauchen schnelle Abläufe, zumal diese Behörde – das
    wurde bereits erwähnt – regelmäßig mehr einnimmt, als
    sie ausgibt. Deshalb sage ich ganz deutlich: Das Patent-
    amt ist ein Juwel innerhalb der Behördenlandschaft und
    das gilt es zu pflegen. Aber wir brauchen für noch schnel-
    lere Verfahren und noch schnellere Abläufe noch bessere
    Ausstattungen.

    Ich möchte einen zweiten Bereich ansprechen, bei
    dem ich Sie bitte, nicht zu kürzen, sondern im Gegenteil
    die Mittel zu erhöhen, beim Generalbundesanwalt. Der
    hat ganz besondere Aufgaben, die man insbesondere vor
    dem Hintergrund zunehmender Bedrohung durch Terro-
    rismus nicht einschränken darf, sondern eher ausweiten
    muss.

    Wo Sie ebenfalls noch besser werden könnten, hat
    mein Kollege Wolfgang Götzer schon angesprochen. Ich
    meine insbesondere die Strafrechtsreform mit dem Be-
    reich der Sexualstraftaten. Darauf will ich nicht näher ein-
    gehen, aber ich bedauere es schon, dass gerade in diesen
    Tagen über einen Mann aus dem Schwarzwald verhandelt
    wird, der innerhalb von zehn Tagen zwölf Straftaten be-
    gangen hat. Die hätten nicht sein müssen, hätten wir die
    Möglichkeit der nachträglichen Sicherungsverwahrung.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Genauso ist es! – Joachim Stünker [SPD]: Wieso das denn?)


    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich mit einem
    Zitat zum Schluss kommen. Wie sagte Goethe in „Dich-
    tung und Wahrheit“?

    Gibt doch die Beschaffenheit der Gerichte und der
    Heere die genaueste Einsicht in die Beschaffenheit
    irgendeines Reiches.

    Nun leben wir zum Glück nicht mehr in einem Reich, aber
    Ihre Arbeit, Frau Ministerin, kann dazu beitragen, dass die
    Menschen einen besseren Eindruck von unserer Republik
    bekommen. Das ist nach meinem Eindruck gerade nach
    dem Schaden, den Ihr Kollege Struck bereits angerichtet
    hat, bitter nötig.

    Dazu wünsche ich Ihnen von dieser Stelle aus viel Er-
    folg und alles Gute. Uns allen wünsche ich noch erfolg-
    reiche und konstruktive Haushaltsberatungen.

    Danke sehr.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)