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ID1501321400

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    Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 871 A Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksache 15/150) . . . . . . . . . . . . . . 871 B b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2002 (Nach- tragshaushaltsgesetz 2002) (Drucksache 15/149) . . . . . . . . . . . . . . 871 B c) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Bericht über den Stand und die voraussichtliche Entwicklung der Fi- nanzwirtschaft des Bundes (Drucksache 15/151) . . . . . . . . . . . . . . 871 B Einzelplan 04 in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag des Abgeordneten Dr. Wolfgang Schäuble und der Fraktion der CDU/CSU: Für ein glaubwürdiges Angebot der EU an die Türkei (Drucksache 15/126) . . . . . . . . . . . . . . . . 871 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 871 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 876 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . 886 D Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . 889 D Katrin Dagmar Göring-Eckardt BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . 891 A Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 896 D Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 905 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . 908 D Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 910 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 912 A Hans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP . . . . . . . 913 A Dr. Christina Weiss, Staatsministerin BK . . . . 913 D Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 915 B Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 916 B Eckhardt Barthel (Berlin) SPD . . . . . . . . . . . 917 C Bernhard Kaster CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 918 B Einzelplan 05 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 3: a) Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Menschenrechte als Leitlinie der deutschen Politik (Drucksache 15/136) . . . . . . . . . . . . . . 920 B Plenarprotokoll 15/13 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 13. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 I n h a l t : b) Antrag der Abgeordneten Rainer Funke, Dr. Werner Hoyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien nicht vergessen (Drucksache 15/64) . . . . . . . . . . . . . . . 920 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 920 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 921 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 923 B Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 924 D Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 928 A Ruprecht Polenz CDU/CSU . . . . . . . . . . 928 D Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 929 A Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . . 930 B Dr. Christoph Zöpel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 932 C Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 934 A Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 935 D Michael Roth (Heringen) SPD . . . . . . . . . . . 936 C Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 937 D Christa Nickels BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 939 D Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 940 D Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 941 B Rainer Eppelmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 942 B Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 944 B Angelika Graf (Rosenheim) SPD . . . . . . . . . 944 C Einzelplan 14 Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 945 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 948 C Verena Wohlleben SPD . . . . . . . . . . . . . . 949 D Alexander Bonde BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 950 C Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 952 B Rainer Arnold SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 953 C Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . 954 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . 954 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 957 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 959 D Helga Daub FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 961 A Dr. Hans-Peter Bartels SPD . . . . . . . . . . . . . 962 A Thomas Kossendey CDU/CSU . . . . . . . . . . . 963 C Einzelplan 23 Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 965 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . 967 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . 969 D Thilo Hoppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 970 C Markus Löning FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 972 B Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 973 B Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 974 D Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 975 A Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . . . . 975 C Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU . . . . 975 C Detlef Dzembritzki SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 977 B Einzelplan 06 Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 979 A Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 981 B Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . . . . . 982 B Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 983 A Otto Schily SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 984 D Silke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 986 A Dr. Max Stadler FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 988 A Dagmar Freitag SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 989 B Susanne Jaffke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 990 A Sebastian Edathy SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 991 C Stephan Mayer (Altötting) CDU/CSU . . . . . 993 A Einzelplan 07 Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 994 B Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . . . . . . . 996 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 999 D Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1001 B Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1002 B Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1003 C Norbert Barthle CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1005 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1007 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1007 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 1009 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002II (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 871 13. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Norbert Barthle Berichtigung 12. Sitzung, Seite 744 (B), der letzte Absatz ist wie folgt zu lesen: Wir haben eine Menge getan, um die Eigenkapitalbildung des Mit- telstandes zu erleichtern. Aufgrund unserer Steuerreform ist inzwi- schen die obere Grenzbelastung – 1998 lag sie bei 69 Prozent – auf 51 Prozent gesenkt worden. So etwas haben sie in Ihrer Regierungs- zeit nie zuwege gebracht. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 1009 (C)(A) Adam, Ulrich CDU/CSU 04.12.2002* Borchert, Jochen CDU/CSU 04.12.2002 Bury, Hans Martin SPD 04.12.2002 Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 04.12.2002 Hartmut Caesar, Cajus CDU/CSU 04.12.2002 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 04.12.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 04.12.2002 Gradistanac, Renate SPD 04.12.2002 Großmann, Achim SPD 04.12.2002 Hörster, Joachim CDU/CSU 04.12.2002* Hofbauer, Klaus CDU/CSU 04.12.2002 Kubicki, Wolfgang FDP 04.12.2002 Lintner, Eduard CDU/CSU 04.12.2002* Dr. Lötzsch, Gesine fraktionslos 04.12.2002 Dr. Lucyga, Christine SPD 04.12.2002* Möllemann, Jürgen W. FDP 04.12.2002 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 04.12.2002 Rauber, Helmut CDU/CSU 04.12.2002** Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 04.12.2002 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des OSZE entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Antje Vollmer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Je später der Abend, umso länger werden die Reden. –

    Jetzt hat der Abgeordnete Christian Ströbele das Wort.


    (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!
    Kollege Götzer hat mal wieder in die Kiste gegriffen und
    all die Gesetzentwürfe aus der vorletzten, aus der letzten
    und zum Teil auch aus dieser Legislaturperiode hervor-
    geholt, die er hier verabschiedet haben möchte.


    (Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wiederkäuer!)


    Ich will einen theoretischen Gedanken anführen, um
    einmal etwas Neues zu sagen. Das Schlimme ist nicht,
    dass Sie dies immer wieder hervorholen. Das Schlimme
    liegt meiner Meinung nach ganz woanders: Ich habe ein-
    mal gelernt, dass die parlamentarische Demokratie,
    also die vermittelte Demokratie, die bessere Staatsform ist

    Dr. Wolfgang Götzer

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002
    Hans-Christian Ströbele
    im Vergleich zur direkten Demokratie, in der das Volk alle
    Angelegenheiten direkt regelt; das könnte man heute viel-
    leicht schon über Computer möglich machen. Die parla-
    mentarische Demokratie ist deshalb besser, weil sie unab-
    hängiger von den Emotionen des Augenblicks in der
    Bevölkerung ist, weil in ihr sachlicher mit den Problemen
    umgegangen werden kann und die Gesetze und die
    Rechtsordnung sachlicher gestaltet werden können.


    (Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Haben Sie das nur gelernt oder ist das auch Ihre Meinung?)


    – Das habe ich gelernt.
    Jetzt erlebe ich aber, dass Sie von der CDU/CSU die-

    sen richtigen Gedanken und damit das Prä der parlamen-
    tarischen Demokratie immer wieder unterlaufen, indem
    Sie auf Emotionen in der Bevölkerung setzen, diese Emo-
    tionen in das Parlament hineintragen und immer wieder
    Gesetze fordern, die überhaupt nichts von dem bringen,
    was Sie behaupten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Norbert Röttgen [CDU/ CSU]: Das hat nur der Bundeskanzler gemacht!)


    Ich will Ihnen das an zwei Beispielen deutlich machen.
    Fahren Sie hier in Berlin mit der U-Bahn oder der S-Bahn,
    dann sehen Sie verkratzte Scheiben, voll gemalte Türen
    usw.


    (Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: So ist es!)

    Sie wissen genauso gut wie ich, dass das Zerkratzen einer
    Scheibe in Berlin bzw. in der Bundesrepublik Deutsch-
    land eine Straftat ist. Wenn Sie diejenigen, die das ge-
    macht haben, erwischen, dann werden sie, wenn man ih-
    nen das nachweisen kann, vor Gericht gestellt und
    verurteilt,


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    weil das Zerkratzen von Scheiben ganz unzweifelhaft den
    heutigen Tatbestand der Sachbeschädigung erfüllt. Da
    gibt es keinen Irrtum. Kein Richter wird das anders sehen.


    (Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Das Problem ist die bemalte Scheibe!)


    Genauso ist es mit dem anderen Bereich. Sie setzen auf
    die berechtigten Ängste und Emotionen in der Bevölke-
    rung, wenn solche schlimmen Straftaten wie Kindesmiss-
    brauch mit anschließender Ermordung geschehen.


    (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das sind rationale Vorschläge!)


    Sie wissen genau, dass die Fälle, die Sie hier genannt ha-
    ben, genauso passiert wären, wenn all die Gesetze, die Sie
    fordern, in Kraft gesetzt würden.


    (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Nein! – Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/CSU]: Wollen Sie die Justiz abschaffen?)


    Auf diese Straftat steht schon heute lebenslänglich. Der
    Täter, von dem Sie reden, ist nicht aus der Haftanstalt ent-
    lassen worden, obwohl man wusste oder es Anhaltspunkte
    gegeben hat, dass er gefährlich gewesen ist.


    (Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Das stimmt nicht!)


    Das heißt, Sie spielen mit diesen Emotionen, weil Sie
    meinen, damit in der Bevölkerung Pluspunkte zu machen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Wolfgang Götzer [CDU/ CSU]: Es hätten Morde verhindert werden können!)


    Das ist schlimm und gefährlich, weil Sie damit die Illu-
    sion schüren, dass man in der Gesellschaft insgesamt sol-
    che Straftaten auf Dauer verhindern kann. Das ist leider
    nicht wahr.


    (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das hat er ausdrücklich ausgeschlossen!)


    Wir haben häufig darauf hingewiesen, dass die Strafta-
    ten in diesem Bereich weitgehend eingedämmt worden
    sind. Leider passiert immer noch die eine oder andere
    ganz schlimme Straftat. Jede, die passiert, ist zu viel. Aber
    Sie drücken sich um das Phänomen, dass die große Mehr-
    zahl dieser Straftaten, also Kindesmissbrauch, in den Fa-
    milien passiert. Ihre Rezepte für die Verhinderung dieser
    Straftaten sind kontraproduktiv.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


    Dabei geht es nämlich darum, die Opfer zu ermutigen,
    sich gegen den Täter zu wehren. Den Opfern muss Hilfe-
    stellung gegeben werden, damit sie den Täter anzeigen.
    Von dieser Seite muss dagegen angegangen werden, weil
    dann der Täter in der Familie oder in der nahen Bekannt-
    schaft damit rechnen muss, dass er vor Gericht gestellt
    wird. Straftaten wie Kindesmissbrauch sind heute mit ei-
    nem ganz geringen Risiko verbunden. Das wollen wir än-
    dern. Deshalb wollen wir die Rechte der Opfer stärken.


    (Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Sie tun es aber nicht! – Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/CSU]: Sie tun zu wenig für die Opfer! Was tun Sie denn?)


    Wir wollen die Behandlung der Opfer vor Gericht oder
    bei der Polizei so schonend ablaufen lassen, wie es ir-
    gendwie geht, um die Opfer zu ermutigen, zur Polizei,
    zum Staatsanwalt oder zum Gericht zu gehen. Möglicher-
    weise müssen sie dann vor Gericht selber gar nicht mehr
    aussagen. Das ist der andere, der bessere Weg, den wir ge-
    hen wollen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Jetzt lasse ich das einmal beiseite, weil dazu fast alles
    gesagt worden ist. Wir haben in der letzten Legislaturpe-
    riode in vielen Bereichen erst einmal unsere Pflichtaufga-
    ben erledigt. Wir haben die ZPO überarbeitet.


    (Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Aber wie!)

    Wir haben die gleichgeschlechtlichen Lebenspartner-
    schaften endlich gesetzlich geregelt. Darauf haben viele
    gewartet.


    (Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Klar, das war ganz wichtig!)



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1000


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 1001

    Wir haben mit der Verlängerung der Fristen im Rahmen
    des Verwaltungsrechts die Möglichkeit von Rechtsmitteln
    verbessert.

    Darüber hinaus haben wir eine Reihe von Gesetzen ge-
    macht, über die wenig gesprochen wird. Wir haben zum
    Beispiel das Untersuchungsausschussgesetz eingebracht,
    das es in der Bundesrepublik Deutschland bisher leider
    nicht gab. Sie als Opposition profitieren jetzt davon, weil
    wir auch den kleineren Parteien wie der CDU/CSU


    (Lachen bei der CDU/CSU – Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Sie haben vielleicht Humor!)


    und der FDP damit bessere Möglichkeiten zur Mitarbeit in
    Untersuchungsausschüssen eröffnet haben. Dafür sollten
    Sie uns loben. Sie haben damals schließlich mitgemacht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Wir haben das Parteiengesetz geändert. Die FDP ver-

    heddert sich jetzt gerade in den Stricken, die durch dieses
    Gesetz gelegt worden sind, obwohl sie seinerzeit zuge-
    stimmt hat.



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Kauder?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Damit haben wir unsere Pflichtaufgaben gemacht.
Aber wir wollen nun in der kommenden Legislaturperi-
ode die Kür erledigen.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das merkt man aber nicht! – Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Sie drehen gerade Pirouetten!)


Zu den Pflichtaufgaben rechne ich die Verbesserung bzw.
die Angleichung der Rechtsanwaltsgebühr. Zur Kür
komme ich gleich. Davor kann der Kollege gerne eine
Frage stellen. – Bitte.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Siegfried Kauder


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Kollege Ströbele, ist Ihnen bekannt, dass Vor-

    schläge zum Bereich des Opferschutzes in der Schublade
    der Frau Bundesjustizministerin liegen, die in der letzten
    Legislaturperiode nicht abgearbeitet worden sind, bei-
    spielsweise zur Frage des Adhäsionsverfahrens? Ist Ihnen
    bekannt, dass auf europäischer Ebene Opferschutz-
    vorschriften bestehen, die in Deutschland noch nicht um-
    gesetzt worden sind, obwohl die Frist dafür am 22. März
    dieses Jahres abgelaufen ist, sodass das Bundesjus-
    tizministerium Gefahr läuft, auch in diesem Bereich einen
    blauen Brief zu bekommen?


    (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Wahrscheinlich ist es Ihnen nicht bekannt!)



    (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das ist mir natürlich bekannt, Herr Kollege. Ich habe
    selber an der Vorbereitung dieser Gesetze mitgewirkt und

    bin stolz darauf, weil wir eine ganze Reihe von fortschritt-
    lichen Bestimmungen vorgesehen haben.


    (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Auf nicht verabschiedete Gesetze kann man nicht stolz sein!)


    Wir haben sie leider in der vergangenen Legislaturperiode
    nicht mehr verabschieden können, weil wir sie am liebs-
    ten in eine grundsätzliche Reform der Strafprozessord-
    nung einbetten würden, in der man das alles sehr gut re-
    geln könnte. Wir werden das angehen und es in naher
    Zukunft mit Ihnen beraten und im Bundestag verabschie-
    den.


    (Beifall bei der SPD – Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/CSU]: Wollen wir hoffen, dass es in dieser Legislaturperiode etwas wird!)


    Wie sieht unsere Kür aus?

    (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das fragen wir uns auch!)

    Erstens wollen wir die Wirkung von Gesetzen, die aus
    früherer Zeit stammen, überprüfen. Es geht darum, dass
    Deutschland im Abhören von Telefonaten Weltmeister ist.
    Wir wollen wissen, warum das so ist, wer davon betroffen
    ist, wofür das erforderlich war, ob es wirklich zwingend
    erforderlich ist oder ob gegebenenfalls Korrekturen not-
    wendig sind. Wir warten das Gutachten ab; dann beginnen
    wir mit der Überprüfung.

    Zweitens wollen wir ein Antidiskriminierungsgesetz,
    das Sie angegriffen haben. Wir meinen, dass es richtig und
    notwendig ist, auch im Zivilrecht zu einer Antidiskrimi-
    nierungsgesetzgebung zu kommen, sodass es sich auch
    Arbeitgeber, Vermieter und Gastwirte aus finanziellen
    und rechtlichen Gründen nicht leisten können, andere
    etwa wegen ihrer Religion, ihrer Herkunft, ihrer Haut-
    farbe oder ihres Geschlechts zu diskriminieren. Ich
    meine, dass dies längst überfällig ist.

    Wir wollen beispielsweise auch verhindern, dass Ak-
    ten, die in Deutschland von den Ermittlungsbehörden zu-
    sammengetragen worden sind, etwa an Länder herausge-
    geben werden, in denen sie dazu beitragen könnten, dass
    in einem gerichtlichen Verfahren die Todesstrafe verhängt
    und vollstreckt wird. Weil wir das nicht wollen, wollen
    wir Sicherungen einbauen.

    Lassen Sie mich abschließend eines bemerken: Zurzeit
    gibt es in den Charts einen Song, der etwas mit der Dro-
    genpolitik zu tun hat und in dem ich mit dem Satz „Gebt
    das Hanf frei!“ zitiert werde.


    (Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Dieser Satz ist zwar aus dem Zusammenhang gerissen,
    trotzdem stehe ich dazu.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Diese Forderung wird zwar von der Koalition und wahr-
    scheinlich – das ist mir nicht bekannt – auch von der Mi-
    nisterin noch nicht mitgetragen.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das stimmt!)


    Hans-Christian Ströbele

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002
    Hans-Christian Ströbele
    Aber wir stehen dazu und wollen versuchen, diese Forde-
    rung in dieser Legislaturperiode umzusetzen.


    (Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


    Wenn das nicht möglich ist, wollen wir einer Verein-
    barung zufolge zumindest erreichen, dass Hanf und
    Cannabis vom Arzt als Medizin verschrieben


    (Lachen bei der CDU/CSU)

    – es gibt viele Kranke, die darauf angewiesen sind – und
    von den Apotheken ausgegeben werden können.


    (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Absinth!)

    Wir wollen, dass die Rechtsprechung des Bundesverfas-
    sungsgerichtes vollzogen wird, derzufolge der einfache
    Besitz von Hanf nicht zum Verlust des Führerscheins
    führen kann. Wir wollen, dass der Besitz bundesweit ein-
    heitlich so geregelt wird, dass man nicht wegen ein paar
    Gramm Haschisch in der Tasche verhaftet, vor Gericht ge-
    zerrt und möglicherweise zu einer Strafe verurteilt werden
    kann. Das sind unsere Ziele für eine freiheitlichere Ge-
    sellschaft.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Da klatscht bei der SPD niemand!)