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ID1501314400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 871 A Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksache 15/150) . . . . . . . . . . . . . . 871 B b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2002 (Nach- tragshaushaltsgesetz 2002) (Drucksache 15/149) . . . . . . . . . . . . . . 871 B c) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Bericht über den Stand und die voraussichtliche Entwicklung der Fi- nanzwirtschaft des Bundes (Drucksache 15/151) . . . . . . . . . . . . . . 871 B Einzelplan 04 in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag des Abgeordneten Dr. Wolfgang Schäuble und der Fraktion der CDU/CSU: Für ein glaubwürdiges Angebot der EU an die Türkei (Drucksache 15/126) . . . . . . . . . . . . . . . . 871 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 871 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 876 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . 886 D Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . 889 D Katrin Dagmar Göring-Eckardt BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . 891 A Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 896 D Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 905 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . 908 D Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 910 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 912 A Hans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP . . . . . . . 913 A Dr. Christina Weiss, Staatsministerin BK . . . . 913 D Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 915 B Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 916 B Eckhardt Barthel (Berlin) SPD . . . . . . . . . . . 917 C Bernhard Kaster CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 918 B Einzelplan 05 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 3: a) Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Menschenrechte als Leitlinie der deutschen Politik (Drucksache 15/136) . . . . . . . . . . . . . . 920 B Plenarprotokoll 15/13 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 13. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 I n h a l t : b) Antrag der Abgeordneten Rainer Funke, Dr. Werner Hoyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien nicht vergessen (Drucksache 15/64) . . . . . . . . . . . . . . . 920 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 920 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 921 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 923 B Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 924 D Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 928 A Ruprecht Polenz CDU/CSU . . . . . . . . . . 928 D Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 929 A Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . . 930 B Dr. Christoph Zöpel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 932 C Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 934 A Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 935 D Michael Roth (Heringen) SPD . . . . . . . . . . . 936 C Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 937 D Christa Nickels BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 939 D Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 940 D Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 941 B Rainer Eppelmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 942 B Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 944 B Angelika Graf (Rosenheim) SPD . . . . . . . . . 944 C Einzelplan 14 Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 945 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 948 C Verena Wohlleben SPD . . . . . . . . . . . . . . 949 D Alexander Bonde BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 950 C Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 952 B Rainer Arnold SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 953 C Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . 954 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . 954 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 957 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 959 D Helga Daub FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 961 A Dr. Hans-Peter Bartels SPD . . . . . . . . . . . . . 962 A Thomas Kossendey CDU/CSU . . . . . . . . . . . 963 C Einzelplan 23 Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 965 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . 967 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . 969 D Thilo Hoppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 970 C Markus Löning FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 972 B Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 973 B Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 974 D Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 975 A Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . . . . 975 C Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU . . . . 975 C Detlef Dzembritzki SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 977 B Einzelplan 06 Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 979 A Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 981 B Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . . . . . 982 B Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 983 A Otto Schily SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 984 D Silke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 986 A Dr. Max Stadler FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 988 A Dagmar Freitag SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 989 B Susanne Jaffke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 990 A Sebastian Edathy SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 991 C Stephan Mayer (Altötting) CDU/CSU . . . . . 993 A Einzelplan 07 Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 994 B Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . . . . . . . 996 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 999 D Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1001 B Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1002 B Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1003 C Norbert Barthle CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1005 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1007 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1007 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 1009 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002II (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 871 13. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Norbert Barthle Berichtigung 12. Sitzung, Seite 744 (B), der letzte Absatz ist wie folgt zu lesen: Wir haben eine Menge getan, um die Eigenkapitalbildung des Mit- telstandes zu erleichtern. Aufgrund unserer Steuerreform ist inzwi- schen die obere Grenzbelastung – 1998 lag sie bei 69 Prozent – auf 51 Prozent gesenkt worden. So etwas haben sie in Ihrer Regierungs- zeit nie zuwege gebracht. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 1009 (C)(A) Adam, Ulrich CDU/CSU 04.12.2002* Borchert, Jochen CDU/CSU 04.12.2002 Bury, Hans Martin SPD 04.12.2002 Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 04.12.2002 Hartmut Caesar, Cajus CDU/CSU 04.12.2002 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 04.12.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 04.12.2002 Gradistanac, Renate SPD 04.12.2002 Großmann, Achim SPD 04.12.2002 Hörster, Joachim CDU/CSU 04.12.2002* Hofbauer, Klaus CDU/CSU 04.12.2002 Kubicki, Wolfgang FDP 04.12.2002 Lintner, Eduard CDU/CSU 04.12.2002* Dr. Lötzsch, Gesine fraktionslos 04.12.2002 Dr. Lucyga, Christine SPD 04.12.2002* Möllemann, Jürgen W. FDP 04.12.2002 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 04.12.2002 Rauber, Helmut CDU/CSU 04.12.2002** Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 04.12.2002 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des OSZE entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Weitere Wortmeldungen zu diesem Geschäftsbereich

    liegen nicht vor.
    Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bun-

    desministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit
    und Entwicklung. Das Wort hat die Bundesministerin
    Heidemarie Wieczorek-Zeul.

    Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für
    wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung:

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In der
    neuen Koalitionsvereinbarung haben wir mit dem Leitbild
    der globalen Gerechtigkeit den Gedanken einer umfassen-
    den Verantwortung für nachhaltige weltweite Entwicklung
    vertieft und bekräftigt. Dem tragen wir in diesem Bundes-
    haushalt Rechnung. Entwicklungspolitik ist heute weit
    mehr als die Maßnahmen, die über den Einzelplan 23 fi-
    nanziert werden, so wichtig dieser Einzelplan 23 ist.

    Wenn wir in der Entwicklungspolitik mehr Verantwor-
    tung für die Gestaltung globaler Strukturen übernehmen,
    dann müssen wir auch die Auswirkungen der Entschul-
    dung der ärmsten Entwicklungsländer, die im Gesamt-
    haushalt zu Buche schlagen, sowie Initiativen und
    Beiträge anderer Ressorts einbeziehen. Das ist globale
    Verantwortung. Bei manchen ist das aber vielleicht noch
    nicht so deutlich angekommen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das bedeutet – das sage ich gleich zu Beginn dieser De-
    batte –: Der weltweit festgelegte Maßstab für erfolgte ent-
    wicklungspolitische Leistungen ist – so hat es die OECD
    festgelegt – die Official Development Assistance. Sie ist
    seit dem Regierungswechsel vor vier Jahren um rund eine
    halbe Milliarde Euro gestiegen, von 5,02 Milliarden Euro
    im Jahre 1998 auf 5,57 Milliarden Euro im Jahre 2001.
    Das bedeutet – trotz Haushaltskonsolidierung – eine Stei-
    gerung um 11 Prozent.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Thomas Kossendey

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002
    Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul
    Das ist eine Leistung, die sehr deutlich anerkannt werden
    muss. In den letzten vier Jahren der konservativen Regie-
    rung Kohl sind die Leistungen der ODA um 11 Prozent
    gesunken und im Übrigen von 1982, zu Beginn der Re-
    gierung Kohl, bis 1998 von 0,48 Prozent auf 0,26 Prozent
    reduziert worden. Das wollte ich zu Beginn noch einmal
    sagen.

    Ich möchte aber auch mit Stolz sagen, dass selbst der
    Einzelplan 23 um 2,3 Prozent gestiegen ist, und das vor
    dem Hintergrund eines um 1,8 Prozent gesunkenen Haus-
    haltsplanes. Damit setzen wir ein deutliches Signal zu-
    gunsten der Entwicklungszusammenarbeit. Das ist bei
    diesen Haushaltsberatungen ein ganz wichtiges Signal.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Vor allen Dingen haben wir unseren zukünftigen Hand-
    lungsspielraum durch Ausweitung der Verpflichtungs-
    ermächtigungen um 8 Prozent ausgeweitet. Es wird zu un-
    seren Zielen gehören, die Entwicklungspolitik in dieser
    Legislaturperiode noch wirkungsvoller zu machen, indem
    wir die Instrumente der Entwicklungszusammenarbeit
    noch mehr koordinieren und verzahnen, als wir das bisher
    getan haben, um auch mehr Effizienz zu erreichen.

    Lassen Sie mich anhand der Leitlinien unserer Ent-
    wicklungspolitik, nämlich „Frieden sichern, Armut be-
    kämpfen, Globalisierung gestalten“, wichtige Schwer-
    punkte im Folgenden nennen.

    In der kommenden Woche, am 10. Dezember, erhält
    Jimmy Carter in Oslo den Friedensnobelpreis. Ich möchte
    ihm an dieser Stelle – ich denke, in Ihrer aller Namen –
    herzlich gratulieren zu diesem Preis, den er wahrlich ver-
    dient hat.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Er hat formuliert:
    Als Mitmenschen ist es unsere Pflicht, zu handeln
    und dabei zu helfen, die Konflikte beizulegen, die
    das Leben der Betroffenen zerstören.

    Mit Jimmy Carter möchte ich hier betonen, dass es das
    vorrangige Ziel sein muss – das sage ich aus dieser ent-
    wicklungspolitischen Verantwortung –, kriegerische Aus-
    einandersetzungen zu verhindern und zivile Konflikt-
    lösungen zu suchen. Krieg darf nie wieder zur Fortsetzung
    der Politik oder der Ökonomie mit anderen Mitteln werden.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das ist eine wichtige entwicklungspolitische Entschei-
    dung.

    Ich möchte, dass diejenigen, die eine andere Position
    haben, diese hier auch vertreten. Im Übrigen will ich
    meine aus entwicklungspolitischen Gründen fundierte
    Kritik an der so genannten Preemptive-Strike-Strategie
    anmelden. Diese Strategie ignoriert die Notwendigkeit ei-
    ner zunehmenden Verrechtlichung der internationalen Be-
    ziehungen unter Einbindung aller Mächte in verbindlich
    handelnde multilaterale Institutionen. Beides sind aber

    unerlässliche Voraussetzungen, die global notwendig
    sind, um der privatisierten Gewalt entgegenwirken und
    ihr das Handwerk legen zu können. Das ist doch der tie-
    fere Grund, warum es hier anzusprechen ist.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir machen in
    diesem Haushalt unsere Verpflichtung zur Hilfe zum
    Wiederaufbau in Afghanistan deutlich. Neben all dem,
    was wir schon in anderen Debatten ausgeführt haben, will
    ich an dieser Stelle noch einmal sagen: Wir werden
    7,1 Millionen Euro zusätzlich für ein Notprogramm zur
    Verfügung stellen, das dazu beitragen soll, den Menschen
    in Afghanistan bei der Bewältigung der Belastungen, die
    der Winter bringen wird, zu helfen. Das gehört zu unserer
    Verpflichtung, die ich aus Anlass dieser Haushaltsdebatte
    noch einmal ansprechen wollte.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Zur Erinnerung: Wir werden über die Friedenseinsätze

    der Bundeswehr in Afghanistan und in Mazedonien ent-
    scheiden. Das sind essenzielle Beiträge zur Stabilisierung
    in diesen Regionen. Aber es muss uns auch klar sein:
    Ohne den entwicklungspolitischen Wiederaufbau, ohne
    das Handeln der Geber nach dem Konflikt wird eine lang-
    fristige Friedenssicherung nicht möglich sein. Deshalb
    gehören dieser militärische Einsatz und das entwick-
    lungspolitische Stabilisieren untrennbar zusammen. Das
    ist das Konzept der Bundesregierung.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich möchte den besonderen Schwerpunkt, den wir bei
    der Armutsbekämpfung in Afrika setzen, deutlich ma-
    chen. Wir werden 800 Millionen Euro bei der bilateralen
    Entwicklungszusammenarbeit für Afrika aufbringen, da-
    bei aber besonders die neue Partnerschaft für Afrika – die
    NeEPAD, die Initiative der Länder, die sich von Korrup-
    tion abwenden und einer verantwortlichen Regierung zu-
    wenden wollen – entsprechend unterstützen. Wir beharren
    darauf, dass diese Länder korruptive Strukturen bekämp-
    fen und beseitigen; denn Korruption heißt, von den Armen
    stehlen. Wenn wir wollen, dass Armut bekämpft wird,
    müssen wir auch der Korruption in diesen Ländern entge-
    genwirken.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Zu den Initiativen für Afrika gehört der Kampf gegen
    HIV/Aids.Allein in Subsahara-Afrika leben 30Millionen
    infizierte Menschen. Wir finanzieren nicht nur den globa-
    len Anti-Aids-Fonds und das Aidsbekämpfungspro-
    gramm der Weltbank, sondern wir engagieren uns auch in
    der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit. Weltweit
    geben wir jährlich rund 300 Millionen Euro für die Aids-
    bekämpfung aus. Ein Großteil dieser Mittel geht nach
    Afrika, weil dort die Probleme der Bevölkerung so dra-
    matisch sind.

    Lassen Sie mich zum Schluss noch ansprechen, dass
    unser Augenmerk auch der Bekämpfung der aktuellen
    Hunger- und Ernährungskrise in Afrika gilt. Wir haben für
    Nothilfemaßnahmen und Nahrungsmittelhilfen in diesem


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    966


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 967

    Jahr 10,7 Millionen Euro zusätzlich bereitgestellt. Bis-
    lang haben wir für die Region 55 Millionen Euro neben
    den Ausgaben für die reguläre Entwicklungszusam-
    menarbeit aufgebracht.

    Unterschiedliche Länder sind davon betroffen. Ich will
    in Übereinstimmung mit Karl-Heinz Böhm, mit dem ich
    in diesem Bereich in engem Kontakt stehe, sagen, dass die
    äthiopische Regierung versucht hat, durch Landreformen
    Konsequenzen aus den Hungerkatastrophen früherer
    Jahre zu ziehen. Trotzdem ist Äthiopien von einer drama-
    tischen Dürrekatastrophe betroffen. Die Regierung in
    Simbabwe hingegen lässt die Menschen verhungern und
    trägt dazu bei, dass die Katastrophe im Land noch wächst.
    Da gibt es also Unterschiede.

    Wir unterstützen die Regierungen, die sich besonders
    bemühen. Aber wir leisten über das Welternährungspro-
    gramm natürlich auch Hilfe für die hungernde Bevölke-
    rung in Ländern, in denen die Regierung schrecklich ist,
    wo wir die Menschen aber nicht dafür bestrafen dürfen,
    dass sie – wie in Simbabwe – eine grauenhafte Regierung
    haben. Auch das ist für uns eine klare Orientierung.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich habe die heutige Debatte sehr genau verfolgt; wir
    haben schon über den Terroranschlag in Kenia gespro-
    chen. Wenn wir Armut, Hunger und Ausgrenzung in
    Afrika bekämpfen – das ist ein langfristiger Prozess –,
    dann können wir hoffentlich dazu beitragen, zu verhin-
    dern, dass der afrikanische Kontinent von terroristischen
    Gruppen als Basis für ihre widerwärtigen Anschläge be-
    nutzt wird. Das langfristige Denken – auch dies betone
    ich – ist hierbei wichtig.

    Wir setzen den Konsens der Konferenz von Monter-
    rey um, bei der es um die finanziellen Steigerungen der
    offiziellen Entwicklungszusammenarbeit geht. Mit dem
    Einzelplan 23 und diesem Haushaltsplan insgesamt leis-
    ten wir unseren Beitrag, der ein Einstieg in diese Finan-
    zierung ist. Zugleich haben wir aber auch in der mittel-
    fristigen Finanzplanung bis 2006 Vorsorge dafür
    getroffen, dass wir das Zwischenziel zu 0,7 Prozent, näm-
    lich 0,33 Prozent, erreichen. Wir sind die erste Bundesre-
    gierung, die sich auf ein solches Zwischenziel verpflich-
    tet hat. Alle anderen haben zwar das hehre Ziel vertreten,
    aber ohne ein Datum zu nennen. Wir werden das Ziel er-
    reichen. Das sind wir den Entwicklungsländern und den
    Menschen, die ihre Hoffnung auf uns setzen, schuldig.

    Ich bedanke mich sehr herzlich.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile das Wort dem Kollegen Christian Ruck,

CDU/CSU-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Christian Ruck


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Politik für

    wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im

    Schatten von Wirtschaftsflauten und internationalem Ter-
    rorismus ist schwieriger, weil internationale Wachstums-
    spielräume eingeengt und politische Fronten verhärtet
    sind, aber auch notwendiger denn je. Wir alle wissen, dass
    wir vor einer neuen Dimension von Globalisierung ste-
    hen. Konflikte und Gewalt, Flüchtlingsströme, Hunger,
    Armut und Umweltkatastrophen finden vor unserer Haus-
    tür statt. Auch wir reichen Industrieländer können uns
    dem nicht entziehen und müssen entschlossen die Ursa-
    chen der negativen Erscheinungen dieser Globalisierung
    bekämpfen.

    Dazu gehört die Änderung von wirtschaftlichen Struk-
    turen, von politischen Rahmenbedingungen sowohl bei
    uns als auch in den Ländern des Südens. Wenn Deutsch-
    land dazu einen spürbaren Beitrag leisten soll, muss un-
    sere Entwicklungszusammenarbeit drei Voraussetzungen
    erfüllen: Sie braucht eine überzeugende Konzeption und
    eine effiziente Umsetzung. Sie braucht ferner politische
    Glaubwürdigkeit, vor allem was die Mittelausstattung an-
    geht. In allen drei Bereichen gibt es für uns Anlass zu mas-
    siver Kritik an der rot-grünen Politik der letzten vier
    Jahre,


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber nicht richtig!)


    aber auch an dem, was Sie an Perspektiven zum Beispiel
    im vorliegenden Haushaltsentwurf präsentiert haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Stichwort: Konzeption. Es ist schade, Frau Ministe-

    rin, dass Sie konzeptionell kaum etwas gesagt haben. Die
    von Ihnen vorgenommene Schwerpunktsetzung hat
    schwere Mängel. Sie hat große Personalressourcen ver-
    schlungen und diplomatisches Porzellan zerschlagen.
    Auch wenn höfliche Partner es nicht offen auf dem poli-
    tischen Marktplatz verkünden: Unsere typische Neigung
    zur Kategorisierung von Qualität der Zusammenarbeit in
    Schwerpunkt- oder eben nur in Partnerländer ist für un-
    sere Partner schwer verständlich. Die Schwerpunktset-
    zung hat zu wesentlich weniger Flexibilität geführt, vor
    allem durch die rigide bürokratische Umsetzung. Eine in-
    nere Logik ist auch nicht erkennbar. Sollen die Mittel
    dorthin gehen, wo sie am dringendsten gebraucht werden
    oder wo sie den größten Erfolg versprechen? Soll man
    Good Governance unterstützen oder Bad Governance
    korrigieren?


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist kein Entweder-oder!)


    Unverständlich ist für mich auch ein Rückzug aus der
    für uns strategisch so wichtigen Region Osteuropa. Oder
    welche Begründung sollte es sonst für eine Kürzung der
    dafür vorgesehenen Sondermittel in Höhe von 53 Milli-
    onen Euro geben? Und schließlich: Eine regionale
    Schwerpunktsetzung, die die Zahl der Empfängerländer
    wieder auf über 100 erhöht, ist eben keine Schwerpunkt-
    setzung.

    Sektoral sind unter rot-grüner Regierung nach wie vor
    wichtige Themen im Hintertreffen. Der Schlüsselsektor
    für Entwicklung ist der Bereich Bildung und Ausbil-
    dung. Das ist Hilfe zur Selbsthilfe in Reinkultur. Ausge-
    rechnet dieser Bereich hat die meisten Regierungsver-
    handlungen in den letzten Jahren nicht überlebt. Von 2001

    Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002
    Dr. Christian Ruck
    auf 2002 sind die Ausgaben aus dem Haushalt Ihres Hau-
    ses für die bilaterale finanzielle und technische Zusam-
    menarbeit in diesem Bereich um glatte 42 Prozent gefal-
    len. Dies wurde auch erst kürzlich von Welthungerhilfe
    und terre des hommes in ihrer Bestandsaufnahme heftig
    kritisiert. Beide Organisationen monierten völlig zu
    Recht, dass die meisten Entwicklungsziele eben nicht er-
    reicht werden könnten, wenn die Mittel insbesondere für
    die Grundbildung nicht aufgestockt würden.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Denn Kinder ohne Bildung werden besonders häufig Op-
    fer von Ausbeutung und Armut. Wir werden uns als Union
    nicht nur gegen weitere Kürzungen in diesem wichtigen
    Bereich wehren, sondern für deren künftig bessere finan-
    zielle Ausstattung kämpfen.

    Ein anderes Markenzeichen der deutschen Entwick-
    lungszusammenarbeit ist der Umwelt- und Ressourcen-
    schutz. Obwohl die Probleme ständig zunehmen, rudert
    ausgerechnet Rot-Grün zurück, von 2000 auf 2002 um
    immerhin 12 Prozent. Das sind annähernd 50 Millionen
    Euro.

    Frau Ministerin, auch das Konzept der HIPC-Initiative,
    die wir im Grundsatz immer unterstützt haben, hat offen-
    sichtliche Schwächen. Nach mehreren Jahren konnten
    bisher nur sechs Entwicklungsländer konkret entschuldet
    werden. Auch dies muss man hinterfragen: Kann man bei
    Uganda zum Beispiel wirklich von guter Regierungs-
    führung reden angesichts der nicht erledigten Entwick-
    lungsaufgaben zu Hause, der tiefen Verwicklung Ugandas
    in die Kriegseinsätze und der Ausplünderung im Nach-
    barstaat Kongo?

    Aber es gibt weitere eigentlich richtige Ansätze, die
    von Ihnen nur mangelhaft angepackt wurden. So ist zum
    Beispiel Ihr Krisenpräventionskonzept von seiner
    Grundidee her richtig – ohne die Bekämpfung von Krisen
    und Kriegen sind Entwicklungshilfe und Aufbauhilfe
    sinnlos –; aber Ihre Werkzeuge sind völlig unzureichend.
    Der von Ihnen so hoch gelobte Zivile Friedensdienst mit
    100 engagierten Leuten ist nicht in der Lage, der Kon-
    flikte in den Entwicklungsländern Herr zu werden. Viel
    wichtiger wäre es hier, den regionalen und internationalen
    Mandaten mehr Biss zu verleihen oder auch eine viel en-
    gere Verknüpfung zwischen Außen-, Entwicklungs- und
    Verteidigungspolitik herzustellen. Das ist genau das, was
    wir auch auf dem Balkan oder in Afghanistan bisher ver-
    missen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dass sich die Bundesregierung einen zweiten, beim Aus-
    wärtigen Amt angesiedelten Friedensdienst leistet, ist eine
    wirklich unnötige Doppelstruktur und ein Symbol in die
    falsche Richtung.

    Für wichtige neue Themenstellungen, zum Beispiel
    eine effiziente Entwicklungszusammenarbeit mit islami-
    schen Ländern, haben Sie überhaupt kein erkennbares
    Konzept.

    Wir begrüßen zwar Ihren Versuch, alle Sondertöpfe
    und Sonderaufgaben wieder in die eigentlichen Titel ein-

    zugliedern, aber wir kritisieren nach wie vor, dass Sie im-
    mer noch auf zu viele Überschriften aufspringen, sich und
    unsere entwicklungspolitischen Institutionen damit ver-
    zetteln und damit auch unserer Entwicklungspolitik die
    Schlagkraft nehmen.

    Damit bin ich beim zweiten Stichwort: Schlagkraft
    und effiziente Umsetzung. Natürlich ist es schwierig,
    mangelhafte Konzepte überhaupt umzusetzen. Aber die
    entwicklungspolitische Effizienz Ihrer Regierung hat
    auch mit anderen hausgemachten Schwierigkeiten zu
    kämpfen: In die notwendige Reform der deutschen Ent-
    wicklungsstrukturen ist mit der Zusammenführung von
    DSE und Carl-Duisberg-Gesellschaft zwar Bewegung ge-
    kommen; wir hoffen auf einen positiven Ausgang. Aber
    wie soll es weitergehen? Wo soll der Weg hinführen? Ist
    etwa die Halbierung der Zahl der Institutionen schon ein
    Selbstzweck? Oder muss nicht vielmehr die Frage im Vor-
    dergrund stehen, wie sich das BMZ selbst in einem inter-
    national veränderten Umfeld strukturieren soll?

    Dazu gehört zum Beispiel auch das Stichwort Außen-
    struktur, ein seit Jahren wiederholter Kritikpunkt der
    OECD-Prüfberichte. Wir alle wissen: Deutsche Entwick-
    lungspolitik muss heute stärker als früher vor Ort gestal-
    tet und auch entschieden werden. Aber es gibt bisher kein
    einziges deutsches Haus in der Entwicklungszusammen-
    arbeit, das vom BMZ geleitet wird und die Vertretungen
    der Durchführungsorganisationen unter einem Dach zu-
    sammenführt. Stattdessen belastet sich das viel zu geringe
    und überlastete Personal des BMZ mit Detailfragen.


    (Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Das ist schlimm!)

    Wen wundert es, wenn dann dem BMZ bei der äußerst

    angespannten Personalsituation die Kapazität für die
    wirklich notwendigen Koordinierungs- und Führungsauf-
    gaben fehlt? Wen wundert es, dass Sie, Frau Ministerin,
    bei den ungelösten Strukturfragen in Ihrem eigenen Haus
    das Heil im Multilateralismus suchen und dabei das deut-
    sche Markenzeichen der weltweit anerkannten bilateralen
    Zusammenarbeit verkümmern lassen?

    Wir jedenfalls tragen Ihre Tendenz nicht mit, das Ent-
    wicklungsbudget immer mehr weg von den bilateralen
    deutschen hin zu den multilateralen Entwicklungsinstitu-
    tionen zu verschieben, ohne dass damit die entsprechende
    politische Einflussnahme erfolgt. Unsere Devise lautet:
    Geld für die multilateralen Entwicklungsinstitutionen nur
    bei entsprechender Qualität und garantierter deutscher
    Einflussnahme auf Mittelverwendung und Zielsetzung.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dies gilt vor allem und insbesondere für die EU. Wir

    begrüßen es, dass dem europäischen Entwicklungsfonds
    erst einmal für 35 Millionen Euro der Hahn abgedreht
    wurde. Dies ist aber natürlich keine Dauerlösung. Wir
    brauchen gerade auch im Verhältnis zur Europäischen
    Entwicklungszusammenarbeit, wo fast jede dritte Mark
    aus Deutschland kommt, effizientes Management, schlüs-
    sige Konzeptionen, die unsere Handschrift tragen, und
    eine übersichtliche und klare Aufgabenabgrenzung vom
    bilateralen und internationalen Bereich. Hier, Frau Minis-
    terin, haben Sie bisher keine Fortschritte erzielt.

    Was auf gar keinen Fall passieren darf, ist der Aufbau
    einer neuen europäischen Durchführungsbürokratie, wenn


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    968


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 969

    wir im eigenen Land auch für die Erfüllung europäischer
    Aufgaben ausgezeichnete Organisationen haben. Auch
    hier sind Sie gefordert, Frau Ministerin.

    Besonders stark leidet die Effizienz der rot-grünen Ent-
    wicklungspolitik jedoch an der fehlenden Kohärenz der
    Regierungspolitik, namentlich bei der Unterstützung
    durch den Außenminister. Kohärenz ist schon immer ein
    schwieriges Thema gewesen, gegenüber der Landwirt-
    schaft und der Außenwirtschaft. Das Auswärtige Amt ver-
    weigert dem BMZ in wichtigen entwicklungspolitischen
    Vorhaben die Unterstützung, ja sogar das Interesse. Wenn
    das Entwicklungsministerium zum Beispiel in Fragen von
    Good Governance oder der Zielabstimmung mit wichti-
    gen anderen Ländern allein dasteht, ist es mit der politi-
    schen Effizienz der deutschen Entwicklungspolitik vor-
    bei. Dies sieht man gerade auch in Afrika.

    Dabei bin ich bei meinem dritten Stichwort, der
    Glaubwürdigkeit der Entwicklungspolitik. Diese
    Glaubwürdigkeit leidet, wenn man sich in Aktionismus
    verzettelt und wenn man ambitiöse Ankündigungen für
    die Zukunft macht, ohne sie mit konkreten Zahlen im
    Haushalt zu unterfüttern. Sie leidet auch, wenn man die
    Unwahrheit sagt. Vor wenigen Tagen wurde aus Ihrem
    Ministerium, Frau Ministerin, verlautbart – ich zitiere –:

    Der dramatische Abwärtstrend ... bei den Entwick-
    lungsmitteln ... ist von der SPD-geführten Bundesre-
    gierung inzwischen gestoppt und umgekehrt worden.

    Auch Sie haben eben an dieser Stelle von einer Erhö-
    hung der Mittel gesprochen. Das aber ist reine Täuschung.
    Man kann dies schnell erkennen, wenn man die Zahlen des
    BMZ-Haushalts – also Ihre eigenen Zahlen – von 1998 und
    2003 miteinander vergleicht: 1998 waren es 4,05 Milliar-
    den Euro, 2003 sind es 3,784 Milliarden Euro. Davon ge-
    hen laut Kabinettsbeschluss auch noch 30MillionenEuro an
    das Auswärtige Amt. Dies bedeutet ein Minus von 97 Mil-
    lionen Euro gegenüber dem Haushalt 2002 und von sage
    und schreibe 300 Millionen Euro gegenüber dem letzten
    Entwicklungshaushalt unter Unionsverantwortung.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf des Abg. Lothar Binding [Heidelberg] [SPD])


    – Schütteln Sie ruhig den Kopf. – Entsprechend fällt das
    Fazit von Welthungerhilfe und terre des hommes aus, die
    von „einem enttäuschenden Stand der deutschen Beiträge
    zur Entwicklungsfinanzierung“ sprechen.

    Ich fordere Sie auf, Frau Ministerin, zu Ihren eigenen
    Zahlen zu stehen und nicht Äpfel mit Birnen zu verglei-
    chen. Sie können auch ganz ungeniert den Grund für die
    schlechte Haushaltssituation nennen, nämlich die beispiel-
    los schlechte Finanz-, Haushalts- und Wirtschaftspolitik Ih-
    res Kanzlers und Ihrer Ministerkollegen. Dies zieht natür-
    lich auch den Entwicklungshaushalt in Mitleidenschaft.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Ich fordere Sie auf, klar und deutlich zu dem Beschluss
    zu stehen, die ODA-Quote bis zum Jahre 2006 auf
    0,33 Prozent zu erhöhen.


    (Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin: Jetzt auf einmal ODA!)


    Im bisherigen Haushaltsentwurf kann ich dies jedenfalls
    auch nicht ansatzweise erkennen. Auch die mittelfristige
    Finanzplanung deutet keine entscheidende Verbesserung
    an. Denn bis zum Jahre 2006 soll der BMZ-Etat schritt-
    weise lediglich auf 3,96 Milliarden Euro steigen. Er liegt
    damit immer noch unter dem Ansatz von 1998. So wird
    Deutschland das seinen internationalen Partnern gege-
    bene Versprechen nicht einlösen können.

    Ich möchte ausdrücklich auch davor warnen, bei der
    ODA-Quote herumzutricksen. Es würde nicht nur die
    Glaubwürdigkeit der Entwicklungspolitik im Inland be-
    schädigen, sondern es würde auch unsere internationale
    Glaubwürdigkeit ruinieren, wenn wir das gegenüber der
    EU, der internationalen Staatengemeinschaft und den
    Menschen in den Entwicklungs- und Schwellenländern
    gegebene Versprechen brechen oder durch plumpe Tricks
    umgehen. Es wäre auch ein Betrug an den Tausenden ide-
    alistischen freiwilligen und beruflichen Entwicklungsex-
    perten, die den guten Ruf der deutschen Entwicklungspo-
    litik in den letzten Jahrzehnten aufgebaut haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU)