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ID1501308100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 871 A Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksache 15/150) . . . . . . . . . . . . . . 871 B b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2002 (Nach- tragshaushaltsgesetz 2002) (Drucksache 15/149) . . . . . . . . . . . . . . 871 B c) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Bericht über den Stand und die voraussichtliche Entwicklung der Fi- nanzwirtschaft des Bundes (Drucksache 15/151) . . . . . . . . . . . . . . 871 B Einzelplan 04 in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag des Abgeordneten Dr. Wolfgang Schäuble und der Fraktion der CDU/CSU: Für ein glaubwürdiges Angebot der EU an die Türkei (Drucksache 15/126) . . . . . . . . . . . . . . . . 871 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 871 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 876 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . 886 D Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . 889 D Katrin Dagmar Göring-Eckardt BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . 891 A Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 896 D Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 905 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . 908 D Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 910 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 912 A Hans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP . . . . . . . 913 A Dr. Christina Weiss, Staatsministerin BK . . . . 913 D Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 915 B Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 916 B Eckhardt Barthel (Berlin) SPD . . . . . . . . . . . 917 C Bernhard Kaster CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 918 B Einzelplan 05 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 3: a) Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Menschenrechte als Leitlinie der deutschen Politik (Drucksache 15/136) . . . . . . . . . . . . . . 920 B Plenarprotokoll 15/13 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 13. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 I n h a l t : b) Antrag der Abgeordneten Rainer Funke, Dr. Werner Hoyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien nicht vergessen (Drucksache 15/64) . . . . . . . . . . . . . . . 920 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 920 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 921 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 923 B Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 924 D Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 928 A Ruprecht Polenz CDU/CSU . . . . . . . . . . 928 D Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 929 A Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . . 930 B Dr. Christoph Zöpel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 932 C Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 934 A Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 935 D Michael Roth (Heringen) SPD . . . . . . . . . . . 936 C Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 937 D Christa Nickels BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 939 D Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 940 D Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 941 B Rainer Eppelmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 942 B Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 944 B Angelika Graf (Rosenheim) SPD . . . . . . . . . 944 C Einzelplan 14 Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 945 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 948 C Verena Wohlleben SPD . . . . . . . . . . . . . . 949 D Alexander Bonde BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 950 C Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 952 B Rainer Arnold SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 953 C Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . 954 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . 954 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 957 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 959 D Helga Daub FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 961 A Dr. Hans-Peter Bartels SPD . . . . . . . . . . . . . 962 A Thomas Kossendey CDU/CSU . . . . . . . . . . . 963 C Einzelplan 23 Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 965 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . 967 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . 969 D Thilo Hoppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 970 C Markus Löning FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 972 B Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 973 B Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 974 D Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 975 A Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . . . . 975 C Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU . . . . 975 C Detlef Dzembritzki SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 977 B Einzelplan 06 Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 979 A Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 981 B Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . . . . . 982 B Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 983 A Otto Schily SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 984 D Silke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 986 A Dr. Max Stadler FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 988 A Dagmar Freitag SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 989 B Susanne Jaffke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 990 A Sebastian Edathy SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 991 C Stephan Mayer (Altötting) CDU/CSU . . . . . 993 A Einzelplan 07 Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 994 B Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . . . . . . . 996 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 999 D Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1001 B Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1002 B Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1003 C Norbert Barthle CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1005 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1007 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1007 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 1009 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002II (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 871 13. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Norbert Barthle Berichtigung 12. Sitzung, Seite 744 (B), der letzte Absatz ist wie folgt zu lesen: Wir haben eine Menge getan, um die Eigenkapitalbildung des Mit- telstandes zu erleichtern. Aufgrund unserer Steuerreform ist inzwi- schen die obere Grenzbelastung – 1998 lag sie bei 69 Prozent – auf 51 Prozent gesenkt worden. So etwas haben sie in Ihrer Regierungs- zeit nie zuwege gebracht. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 1009 (C)(A) Adam, Ulrich CDU/CSU 04.12.2002* Borchert, Jochen CDU/CSU 04.12.2002 Bury, Hans Martin SPD 04.12.2002 Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 04.12.2002 Hartmut Caesar, Cajus CDU/CSU 04.12.2002 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 04.12.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 04.12.2002 Gradistanac, Renate SPD 04.12.2002 Großmann, Achim SPD 04.12.2002 Hörster, Joachim CDU/CSU 04.12.2002* Hofbauer, Klaus CDU/CSU 04.12.2002 Kubicki, Wolfgang FDP 04.12.2002 Lintner, Eduard CDU/CSU 04.12.2002* Dr. Lötzsch, Gesine fraktionslos 04.12.2002 Dr. Lucyga, Christine SPD 04.12.2002* Möllemann, Jürgen W. FDP 04.12.2002 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 04.12.2002 Rauber, Helmut CDU/CSU 04.12.2002** Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 04.12.2002 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des OSZE entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ludger Volmer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! In der Tat, es geht nicht nur um Einzelfragen, etwa
    um den Irak oder um Afghanistan, es geht um die Frage
    einer neuen Weltordnung. Diese Frage stellt sich seit

    Dr. Gerd Müller

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002
    Dr. Ludger Volmer
    mindestens zwölf Jahren, seit dem Zusammenbruch der
    bipolaren Weltordnung. Bei der Suche nach der neuen
    Weltordnung gibt es Dispute, auch zwischen demokrati-
    schen Staaten. Wir haben in Europa einen intensiven Dia-
    log darüber, wie die europäische Integration aussehen
    soll. Also ist es folgerichtig, wenn zwischen anderen Staa-
    ten ein Disput über die globale Integration stattfindet. Es
    ist völlig normal, dass die Europäer an diesem Punkt
    manchmal andere Auffassungen haben als die amerikani-
    schen Freunde. Die Frage ist: Wie geht man damit um?

    Ich möchte Ihnen eine kleine Episode erzählen. Ich
    denke sehr gerne zurück an den Kollegen Karl Lamers
    von der CDU, der hier oft vermisst wird. Karl Lamers
    sprach mich vor zwei oder drei Jahren einmal an und
    sagte: Ihr als rot-grüne Regierung müsstet doch das For-
    mat haben, einen begrenzten Disput mit den Vereinigten
    Staaten auch offen auszutragen, und zwar mutiger, als das
    unsere Kohl/Kinkel-Regierung getan hat. Richtig, Herr
    Lamers, sagte ich, aber ich prophezeie Ihnen eines: Sie
    und die Union werden die Ersten sein, die uns dann öf-
    fentlich in den Rücken fallen.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Beides ist korrekt!)


    Genau das haben wir durch die Rede von Herrn Schäuble
    jetzt erlebt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wenn es nicht einmal mehr möglich sein darf, in einer
    präzise beschreibbaren sicherheitspolitischen Frage ande-
    rer Meinung zu sein als bestimmte Sicherheitskreise in
    den Vereinigten Staaten, dann frage ich Sie: Wo ist denn
    die europäische Freiheit gegenüber den amerikanischen
    Partnern? Können wir uns dann überhaupt noch als Part-
    ner empfinden oder müssten wir uns nicht selbstkritisch
    als Vasallen bezeichnen?

    Einen solchen Status gegenüber den Vereinigten Staa-
    ten wollen wir nicht. Wir wollen Freundschaft, wir wol-
    len Partnerschaft als Konstante der deutschen und der eu-
    ropäischen Außenpolitik. Aber diese Partnerschaft muss
    auch dazu dienen, sich solidarisch darüber zu verständi-
    gen, wie denn die neue Weltordnung aussehen soll, ob
    sie – das ist der europäische Vorschlag und das entspricht
    auch den Grundlinien rot-grüner Außenpolitik – auf Mul-
    tilateralismus setzen soll, hauptsächlich organisiert
    durch die Vereinten Nationen und die anderen Regional-
    organisationen, ob sie bestehen soll aus einer internatio-
    nalen Strukturpolitik, aus einer globalen Ordnungspolitik,
    aus Global Governnance oder ob sie bestehen soll aus der
    Hegemonie der verbleibenden Supermacht.


    (Abg. Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


    Dass diese Supermacht Interessen hat, die man sogar
    nachvollziehen kann, wenn man sich in ihre Position be-
    gibt, räumen wir ein. Deshalb ist das auch kein gegneri-
    scher Diskurs, sondern ein freundschaftlicher. Wir werden
    nicht Weisungsempfänger sein, von wo auch immer die
    Weisungen kommen sollten. In diesem Sinne werden wir
    weiterhin eine selbstbewusste Politik mit Augenmaß be-
    treiben. Das betrifft den Irak, das betrifft Afghanistan, das
    betrifft die Türkei.

    Sorry, Herr Pflüger, ich habe heute nur vier Minuten
    Redezeit. Deshalb gern ein anderes Mal.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Das war ein Satz! Das war ein Vier-Minuten-Satz!)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Ich erteile nun das Wort dem Kollegen Michael Roth,

SPD-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Michael Roth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Las-

    sen Sie mich zu einem Thema kommen, das auch die
    Außenpolitik, obgleich es gar nicht mehr dazu gehört, maß-
    geblich mitbestimmt hat, nämlich zu Europa. Europa ist auf
    einem guten Weg. Wir haben große Fortschritte erzielt. Wir
    kommen voran mit einer europäischen Verfassung,


    (Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Die gibt es noch nicht!)


    voran mit der Erweiterung, voran auch mit der deutsch-
    französischen Partnerschaft. Daran haben Sozialdemo-
    kratinnen und Sozialdemokraten, die Grünen, und die
    Bundesregierung maßgeblich mitgewirkt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    CDU/CSU sind hier jedoch, wie auch in der Innenpolitik,
    auf dem Holzweg. Ihnen geht es in diesen Tagen nicht um
    Tatsachen; sie betreiben billige Polemik, sie polarisieren.
    Sie gefallen sich in Populismus. Das Schlimmste daran
    ist, dass Sie Ihre eigene Reputation und Ihre eigene Se-
    riosität in der Europapolitik auf dem Altar des Opportu-
    nismus opfern.


    (Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Wir waren die Einzigen, die ein vollständiges Konzept veröffentlicht haben!)


    Sie sind in dieser Frage in die Regionalliga abgestiegen.
    Sie schaden damit nicht nur sich selbst – das könnte mir
    ja noch egal sein –, Sie schaden vor allem dem Ansehen
    unseres Landes.

    Ich will mich auf Ihren Umgang mit einem möglichen
    EU-Beitritt der Türkei konzentrieren. Sie betreiben hier
    primitive Stimmungsmache. Es ist schon von der Konti-
    nuität gesprochen worden. Seit 1963 ist der Türkei eine
    Perspektive aufgezeigt worden. Natürlich steht ein Inte-
    resse dahinter, das Interesse, der Demokratie, der Rechts-
    staatlichkeit, der Durchsetzung von Menschenrechten,
    dem Laizismus in diesem Land zum Durchbruch zu ver-
    helfen und die demokratischen Strukturen zu stabilisie-
    ren. In dieser Kontinuität stehen wir, dieser Kontinuität
    fühlen wir uns auch verpflichtet.

    Sie sollten uns alle auch einmal hinter die Fassade
    blicken lassen, die Sie mit Ihrem Antrag, dem schäuble-
    schen Antrag, aufgebaut haben und hinter der Sie sich ver-
    stecken. Dann wird klar, dass Sie nicht Frieden geschlos-
    sen haben mit dem Verständnis Europas und der Euro-
    päischen Union, wie es sich jetzt darstellt. Die Europä-


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


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    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 937

    ische Union ist eben keine Konfessionsgemeinschaft,
    sondern eine Wertegemeinschaft, die auf Pluralität und
    auf kultureller Vielfalt beruht: Sie hat christliche Wurzeln,
    sie hat jüdische Wurzeln, sie hat aber eben auch islami-
    sche Wurzeln. Sie betreiben im Hinblick auf die Wahlen
    in Hessen und Niedersachsen billigen Wahlkampf. Das
    muss auch in dieser Debatte einmal deutlich angespro-
    chen werden.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Natürlich ist uns bewusst, dass Beitrittsverhandlungen

    erst dann geführt werden können, wenn klar ist, dass die
    Kopenhagener Kriterien und die wirtschaftlichen Krite-
    rien erfüllt werden. Dann kann der Weg in die Europä-
    ische Union vollendet werden. Wenn wir diesen Weg aber
    jetzt abschneiden würden, würden wir damit zur Destabi-
    lisierung in dieser Region maßgeblich beitragen.

    Ich komme jetzt auf die deutsch-französischen Bezie-
    hungen, auf die der Herr Kollege Müller – wenn er von
    Konsens spricht, dann kann irgendetwas nicht stimmen –
    vorhin bereits hingewiesen hat, zu sprechen. Ich kann mich
    noch an die wohlfeilen Worte des ansonsten geschätzten
    Kollegen Pflüger sowie der Kollegen Altmaier und Hintze
    erinnern. Alle haben in der vergangenen Legislaturperiode
    immer wieder gesagt, wir würden die deutsch-französi-
    schen Beziehungen sturmreif schießen. Ich erinnere daran,
    dass der deutsch-französische Motor läuft: Es gibt eine
    Vielzahl von Initiativen in der Außen- und Sicherheitspoli-
    tik, der Verteidigungspolitik, der Justiz- und Innenpolitik.
    Demnächst stehen gemeinsame Vorschläge zur institutio-
    nellen Reform an. All das sind massive Fortschritte.

    Ich will Sie an etwas erinnern, an das Sie wahrscheinlich
    gar nicht mehr erinnert werden wollen, nämlich an die
    unsägliche Debatte über die Festivitäten anlässlich des
    40. Jahrestages des Élysée-Vertrages, die einzigartige ge-
    meinsame Versammlung des Deutschen Bundestages und
    der Assemblée Nationale am 22. Januar nächsten Jahres.
    Was ist nicht alles an Geschichtsklitterung durch Herrn Glos
    und andere betrieben worden! Wenn das nur der Herr Glos
    gemacht hätte, müsste man es ja nicht ernst nehmen; aber in
    dieser sensiblen Angelegenheit mithilfe der „Bild“-Zeitung
    Stimmungsmache zu betreiben ist unverantwortlich.


    (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: So ein Quatsch! Sie haben ja Wahrnehmungsschwierigkeiten! Sie haben Gedächtnisausfälle! Beißen Sie sich nicht in Ihren Finger! Vorsicht!)


    Glücklicherweise gibt es in allen Fraktionen Men-
    schen, die von der französischen Sensibilität in dieser
    Frage ein wenig Ahnung haben. Wer die Franzosen ein
    wenig kennt und weiß, welche Bedeutung Repräsentation
    und Symbolik in diesen Fragen für sie haben, der weiß
    oder kann erahnen, welcher Schaden in der deutsch-fran-
    zösischen Partnerschaft angerichtet worden ist, weil Sie,
    Frau Merkel, und alle anderen Verantwortungsträger ge-
    schwiegen haben und nicht deutlich und klar Stellung zu
    den Vereinbarungen, die zwischen den Europapolitikern
    getroffen wurden, bezogen haben. In der vergangenen Le-
    gislaturperiode haben wir dieses Thema in der Bespre-
    chung der Obleute intensiv beraten. All das hat für Sie auf
    einmal überhaupt keine Rolle mehr gespielt.

    Ich will auf den Konvent zu sprechen kommen, der
    durch die noch engere Zusammenarbeit zwischen Deutsch-

    land und Frankreich neuen Schwung erhalten hat. Nicht nur
    der Außenminister der Bundesrepublik, sondern auch der
    Kollege und Staatsminister für Europa Martin Bury und der
    französische Außenminister de Villepin gehören dem Kon-
    vent an. Ich denke, dass uns auch in Zukunft weitere zu-
    kunftsweisende Empfehlungen unterbreitet werden.

    Ich möchte aber auf die Frage hinweisen, wo das Par-
    lament bleibt und wie wir mit dem Konvent umgehen.
    Wenn wir den Konvent als eine kreative europäische Zu-
    kunftswerkstatt begreifen, dann sollten wir – bei aller
    Wertschätzung für den Außenminister – nicht nur alles an
    die Regierung delegieren, sondern als Bundestag eigen-
    ständig Vorschläge entwickeln, die wir an unsere Dele-
    gierten, sowohl der Regierung als auch des Deutschen
    Bundestages, weiterleiten.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Deswegen schlage ich vor, dass wir nicht nur Debatten
    über den Verfassungskonvent und die europäischen Verfas-
    sung führen, sondern uns möglichst auch interfraktionell
    auf einige wesentliche Punkte festlegen, entsprechende An-
    träge beschließen und sie dann in das Handgepäck von
    Joschka Fischer, Martin Bury, Professor Meyer, Peter
    Altmaier und all den anderen, die für und mit uns Verant-
    wortung bei diesem wichtigen Prozess tragen, legen.


    (Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Immer die Professoren! Was hält denn der Stiegler von den Professoren?)


    Meine Fraktion lädt alle Kolleginnen und Kollegen
    herzlich zur Mitarbeit ein. Es würde mich sehr freuen,
    wenn die Opposition, vor allem die Union, ihre Strategie
    des „Oppositionismus“ um jeden Preis in europapoliti-
    schen Angelegenheiten beenden würde.


    (Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


    Sie sind damit gescheitert. Wir laden Sie herzlich dazu
    ein, den europäischen Weg der Vernunft wieder einzu-
    schlagen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)