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ID1501307500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 871 A Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksache 15/150) . . . . . . . . . . . . . . 871 B b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2002 (Nach- tragshaushaltsgesetz 2002) (Drucksache 15/149) . . . . . . . . . . . . . . 871 B c) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Bericht über den Stand und die voraussichtliche Entwicklung der Fi- nanzwirtschaft des Bundes (Drucksache 15/151) . . . . . . . . . . . . . . 871 B Einzelplan 04 in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag des Abgeordneten Dr. Wolfgang Schäuble und der Fraktion der CDU/CSU: Für ein glaubwürdiges Angebot der EU an die Türkei (Drucksache 15/126) . . . . . . . . . . . . . . . . 871 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 871 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 876 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . 886 D Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . 889 D Katrin Dagmar Göring-Eckardt BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . 891 A Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 896 D Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 905 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . 908 D Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 910 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 912 A Hans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP . . . . . . . 913 A Dr. Christina Weiss, Staatsministerin BK . . . . 913 D Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 915 B Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 916 B Eckhardt Barthel (Berlin) SPD . . . . . . . . . . . 917 C Bernhard Kaster CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 918 B Einzelplan 05 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 3: a) Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Menschenrechte als Leitlinie der deutschen Politik (Drucksache 15/136) . . . . . . . . . . . . . . 920 B Plenarprotokoll 15/13 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 13. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 I n h a l t : b) Antrag der Abgeordneten Rainer Funke, Dr. Werner Hoyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien nicht vergessen (Drucksache 15/64) . . . . . . . . . . . . . . . 920 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 920 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 921 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 923 B Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 924 D Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 928 A Ruprecht Polenz CDU/CSU . . . . . . . . . . 928 D Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 929 A Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . . 930 B Dr. Christoph Zöpel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 932 C Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 934 A Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 935 D Michael Roth (Heringen) SPD . . . . . . . . . . . 936 C Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 937 D Christa Nickels BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 939 D Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 940 D Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 941 B Rainer Eppelmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 942 B Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 944 B Angelika Graf (Rosenheim) SPD . . . . . . . . . 944 C Einzelplan 14 Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 945 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 948 C Verena Wohlleben SPD . . . . . . . . . . . . . . 949 D Alexander Bonde BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 950 C Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 952 B Rainer Arnold SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 953 C Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . 954 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . 954 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 957 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 959 D Helga Daub FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 961 A Dr. Hans-Peter Bartels SPD . . . . . . . . . . . . . 962 A Thomas Kossendey CDU/CSU . . . . . . . . . . . 963 C Einzelplan 23 Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 965 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . 967 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . 969 D Thilo Hoppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 970 C Markus Löning FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 972 B Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 973 B Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 974 D Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 975 A Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . . . . 975 C Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU . . . . 975 C Detlef Dzembritzki SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 977 B Einzelplan 06 Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 979 A Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 981 B Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . . . . . 982 B Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 983 A Otto Schily SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 984 D Silke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 986 A Dr. Max Stadler FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 988 A Dagmar Freitag SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 989 B Susanne Jaffke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 990 A Sebastian Edathy SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 991 C Stephan Mayer (Altötting) CDU/CSU . . . . . 993 A Einzelplan 07 Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 994 B Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . . . . . . . 996 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 999 D Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1001 B Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1002 B Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1003 C Norbert Barthle CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1005 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1007 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1007 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 1009 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002II (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 871 13. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Norbert Barthle Berichtigung 12. Sitzung, Seite 744 (B), der letzte Absatz ist wie folgt zu lesen: Wir haben eine Menge getan, um die Eigenkapitalbildung des Mit- telstandes zu erleichtern. Aufgrund unserer Steuerreform ist inzwi- schen die obere Grenzbelastung – 1998 lag sie bei 69 Prozent – auf 51 Prozent gesenkt worden. So etwas haben sie in Ihrer Regierungs- zeit nie zuwege gebracht. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 1009 (C)(A) Adam, Ulrich CDU/CSU 04.12.2002* Borchert, Jochen CDU/CSU 04.12.2002 Bury, Hans Martin SPD 04.12.2002 Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 04.12.2002 Hartmut Caesar, Cajus CDU/CSU 04.12.2002 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 04.12.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 04.12.2002 Gradistanac, Renate SPD 04.12.2002 Großmann, Achim SPD 04.12.2002 Hörster, Joachim CDU/CSU 04.12.2002* Hofbauer, Klaus CDU/CSU 04.12.2002 Kubicki, Wolfgang FDP 04.12.2002 Lintner, Eduard CDU/CSU 04.12.2002* Dr. Lötzsch, Gesine fraktionslos 04.12.2002 Dr. Lucyga, Christine SPD 04.12.2002* Möllemann, Jürgen W. FDP 04.12.2002 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 04.12.2002 Rauber, Helmut CDU/CSU 04.12.2002** Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 04.12.2002 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des OSZE entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Gerhardt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Ge-

    schichte unseres Landes zeigt uns, dass es nach den großen
    außenpolitischen Debatten, die hinter uns liegen, in der
    Außenpolitik unseres Landes bei den großen Grundlinien
    viele Gemeinsamkeiten gibt. Aber es gibt doch ein paar
    Punkte, die der Präzisierung bedürfen und die nicht in Ver-
    gessenheit geraten dürfen.

    Wenn der Bundeskanzler heute vorgetragen hat, dass die
    Osterweiterung der Europäischen Union, die auf dem Gip-
    fel in Kopenhagen ansteht, ein Stück Wiedervereinigung
    Europas ist und dass sie viel mehr Chancen als Risiken bie-
    tet, dann will ich für die FDP nicht unerwähnt lassen, dass
    wir diese Position schon immer vertreten haben und der
    Bundeskanzler erst in jüngster Zeit zu dieser Erkenntnis ge-
    kommen ist. Das muss hier einmal ausgesprochen werden.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Als er noch niedersächsischer Ministerpräsident war,
    klang das noch ganz anders. Deshalb können wir es nicht
    zulassen, dass sich jetzt diejenigen als Befürworter hin-
    stellen, die früher eher Gegner waren.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Erster Punkt. Der Bundeskanzler hat bei der Wieder-
    vereinigung Europas eine Diskussion über Übergangs-

    fristen begonnen, die bei den Deutschen den Eindruck
    hinterlassen hat, wir müssten uns vor diesen friedlichen
    Menschen fürchten, mit denen wir schon länger Handel
    treiben. Wir stimmen in manchen Teilen der Europapoli-
    tik überein, aber beim Tempo und bei den Ambitionen gibt
    es Unterschiede. Unser Engagement bei der Europapoli-
    tik war größer, als es beim Bundeskanzler je gewesen ist.

    Zweiter Punkt. Herr Bundesaußenminister, Sie haben
    wieder die Menschenrechtspolitik angesprochen, in der
    ich mit Ihnen übereinstimme. Ich sage Ihnen: Ohne Men-
    schenrechte, ohne die Öffnung von Grenzen und die Frei-
    heit für alle Menschen kann die Marktwirtschaft kein Er-
    folg werden. Das sind zwei Seiten einer Medaille. Wenn
    diese Voraussetzungen nicht gegeben sind, wird der
    Kampf gegen den Terrorismus nicht erfolgreich sein kön-
    nen. Warum haben Sie nicht die Courage, zu erklären,
    dass Putins Tschetschenienpolitik keinen Anlass für Lob
    bietet?


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Viele internationale Organisationen weisen auf Folter,
    Vergewaltigung und Säuberungsaktionen in tschetscheni-
    schen Dörfern hin. Wieso gibt dann der Bundeskanzler
    eine Erklärung ab – das ist im Pressetext nachzulesen –,
    in der er Putins Tschetschenienpolitik lobt? Ich weiß noch
    genau, wie der frühere Bundeskanzler Kohl China be-
    sucht hat und von Soldaten der chinesischen Armee emp-
    fangen wurde. Sie haben ihm damals Missachtung der
    Menschenrechtspolitik vorgehalten. Sie haben als Oppo-
    sitionspolitiker früher anders als heute als Außenminister
    geredet. Wenn sich Außenpolitik in Grundlinien bewegen
    und glaubwürdig sein soll, dann gehört auch ein klares
    Wort an den russischen Präsidenten zur Tschetschenien-
    politik dazu. Mit Säuberungen kann man den Terrorismus
    nicht bekämpfen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Dritter Punkt. Herr Bundesaußenminister, Herr Struck

    und Herr Kollege Erler, bei der Irak-Politik lege ich Wert
    auf Klarheit. Ich sage Ihnen auch gleich, worin sich un-
    sere Haltung unterscheidet. Niemand will einen Krieg.


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


    Niemand würde ihn gutheißen. Aber es gibt einen Unter-
    schied. Wir glauben nicht, dass Sie dem deutschen Volk
    die volle Wahrheit sagen. Wenn die Inspektoren Kofi
    Annan und den Mitgliedern des Sicherheitsrates raten,
    einzuschreiten, weil Saddam Hussein bestimmte Waffen-
    systeme entwickelt hat, können Sie im Fall einer Manda-
    tierung durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen
    nicht mehr an der Linie des Bundeskanzlers festhalten,
    sich nicht zu beteiligen.

    Sie haben schon jetzt ein Hintertürchen geöffnet.

    (Gernot Erler [SPD]: Das tun wir nicht!)


    Deshalb können Sie offen erklären, was Sie wollen. Ich
    sage Ihnen, was dann passieren wird. Sie werden logisti-
    sche Hilfe für die Völkergemeinschaft anbieten, die Sie
    im Übrigen schon jetzt andeuten. Falls sich etwas ereig-
    net, werden Sie öffentlich erklären, dass Sie die Fuchs-


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    930


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 931

    Panzer, die in Kuwait stationiert sind, allein aus huma-
    nitären Erwägungen einsetzen müssen, um die Menschen
    und die Soldaten zu schützen. Das ist die Wahrheit. Vor
    diesem Hintergrund frage ich Sie, ob sich dann die ganze
    Auseinandersetzung mit den Vereinigten Staaten von
    Nordamerika und ihrem Präsidenten in der Art, wie sie ge-
    führt worden ist, überhaupt gelohnt hat.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Dass wir keine Soldaten entsenden können, war jedem
    klar, weil sonst die Bundeswehr überfordert wäre. Aber
    dass wir das tun, was in strikter Anlehnung an das Völ-
    kerrecht vernünftig ist, ist doch ebenso klar. Was sollte
    also diese Begleitmusik im Wahlkampf? Sie hat auch mit
    dem Wahlkampf nicht aufgehört.

    Ich erinnere noch einmal kurz an die Vasallendiskus-
    sion und den Vergleich mit Abrassimow. Dann kam die
    unsägliche Debatte um die frühere Bundesjustizministe-
    rin und ihren Ausrutscher, wie ich es einmal nennen
    möchte, weil ich noch gut mit ihr umgehe; er ist aber
    kaum zu entschuldigen.


    (Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Frau Wieczorek-Zeul!)


    Jetzt lese ich, das alles sei nicht antiamerikanisch. Aber
    angesichts der Situation im Irak und der Möglichkeit, dass
    die Völkergemeinschaft letztlich ein Eingreifen be-
    schließen könnte – was wir nicht hoffen und wünschen –,
    frage ich Sie, warum über Frau Wieczorek-Zeul in der
    „Bild“-Zeitung zu lesen ist


    (Zuruf von der SPD)

    – dann soll sie es richtig stellen –, sie habe die Politik des
    US-Präsidenten Bush als „blanken Zynismus“ bezeich-
    net.

    Verehrte Kolleginnen und Kollegen von SPD und Grü-
    nen, es gibt eine bestimmte Form der Auseinanderset-
    zung, in der der Ton die Musik macht.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Auch in Kontroversen, wie es sie schon früher mit den Ver-
    einigten Staaten von Amerika gab, gehört es dazu, eine
    Wortwahl zu treffen, die der außen- und sicherheitspoli-
    tischen Lage gerecht wird. Was soll denn diese Veranstal-
    tung vor der deutschen Öffentlichkeit, wenn die Bundesre-
    gierung weiß, dass sie im Falle eines Falles logischerweise
    bestimmte Beteiligungsformen anbieten muss, wenn sie
    glaubwürdig sein will? Im Grunde genommen geht es
    nicht nur in dem Fall, dass der Sicherheitsrat einen ent-
    sprechenden Beschluss fasst, um das Bild von Gefolgs-
    leuten oder Vasallen der Vereinigten Staaten, das ein
    großer Teil der deutschen Öffentlichkeit von uns hat.

    Wir sollten auch einmal die Kernfrage erörtern, dass
    wir es mit dem Irak mit einem Regime zu tun haben, das
    zweifellos eher danach trachtet, das Leben derjenigen zu
    bedrohen, die nicht seiner Meinung sind, als sich mit ih-
    nen auf eine Aussprache einzulassen.


    (Beifall der Abg. Birgit Homburger [FDP])

    Der Charakter dieses Mannes ist doch weltweit bekannt.
    Ich möchte betonen, dass es in dieser Frage eine abwei-

    chende Haltung gibt. Es wäre besser, wenn Sie Ihre Hal-
    tung öffentlich darstellen würden, Herr Bundesaußenmi-
    nister und Herr Erler. Denn wenn es zu einer schwierigen
    Situation kommt, werden auch Sie letztlich diese Haltung
    einnehmen müssen. Dann werden Sie um den Einsatz der
    Fuchs-Spürpanzer nicht umhinkommen, die nach Anga-
    ben von Herrn Struck gegenwärtig noch nicht einmal ein-
    setzbar wären. Ich frage mich übrigens, wofür sie bei dem
    Mandat Enduring Freedom gut sein sollen, für das sie be-
    reits zur Verfügung gestellt worden sind. Wenn sie nicht
    einsatzfähig sind, ist das doch sinnlos. Wenn sie im Falle
    eines Falles mit Ihren humanitären Begründungen, die Sie
    dann sicherlich vorbringen werden – das sage ich Ihnen
    voraus –, benötigt würden, müssten sich auch deutsche
    Soldaten im Einsatzgebiet aufhalten und mit ihnen umge-
    hen können. Das ist aber nicht der Fall.

    Das alles widerspricht sich. Dabei handelt es sich auch
    nicht um eine konsistente Irak-Politik. Diese Begründung
    führen Sie nur an, um den Koalitionspartner zu be-
    schwichtigen, sodass die Mehrheit gesichert ist. Aber ein
    klares Mandat wollen Sie nicht offen diskutieren, weil Sie
    dann einräumen müssten, dass Sie im Wahlkampf einen
    Fehler gemacht haben und dass Sie nun doch so handeln
    müssen, wie es möglicherweise von Ihnen erwartet wird.
    Sie haben in der Öffentlichkeit einen falschen Eindruck
    erweckt. Das ist Ihr Glaubwürdigkeitsfehler. Dieser Feh-
    ler wiegt schwer, weil es nicht darum geht, wie Sie mit
    Hunde- und Katzenfutter und mit Blumengebinden ver-
    fahren, sondern weil er eine wichtige außenpolitische
    Frage betrifft. Zu diesem Thema ist eine Aussprache un-
    verzichtbar.


    (Beifall bei der FDP)

    Ich komme zu einem vierten Punkt, Herr Bundes-

    außenminister, zur Türkeipolitik. Richtig ist, dass wir
    zusammen mit den anderen europäischen Freunden auch
    eine große nationale Verantwortung tragen und mit an ei-
    ner Brücke bauen, über die Stabilität exportiert werden
    soll. Das ergibt sich im Übrigen aus der engen geschicht-
    lichen Bindung Deutschlands nicht nur an die Türkei, son-
    dern auch an andere Länder. So kann die Stabilitätspolitik
    in Zukunft auch mittel- und osteuropäische Staaten und
    Länder umfassen, die bisher im Barcelona-Prozess einge-
    bunden sind. Das ist unbestritten. Es gibt wahrscheinlich
    keinen Königsweg, Herr Bundesaußenminister. Deshalb
    lege ich namens meiner Fraktion auch auf Zwischentöne
    Wert.

    Wer behauptet, wir würden einen großen außen- und
    europapolitischen Fehler machen, wenn wir der Türkei
    nicht die Mitgliedschaft in der Europäischen Union mit
    einem Verhandlungstermin in Kopenhagen anbieten wür-
    den, weil das auch den Verzicht auf eine Stabilitätspolitik
    bedeuten würde – obwohl wir ein massives Interesse da-
    ran haben, dort Stabilität zu schaffen – , hat nur grundsätz-
    lich Recht. Aber ich weise Sie auf eine Gefahr hin. Das ist
    kein Königsweg; denn ein einziges negatives Referendum
    – ich betone: ein einziges – in einem Mitgliedsland der
    Europäischen Union zerstört diesen Weg. Dann müssen
    Sie der Türkei erklären, dass es nun doch nichts mit der
    Mitgliedschaft wird. Deshalb bitte ich Sie, unter Berück-
    sichtigung der bisherigen strategischen Grundsatzerwä-
    gungen darüber nachzudenken – man kann ja beides

    Dr. Wolfgang Gerhardt

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002
    Dr. Wolfgang Gerhardt
    parallel verfolgen –, ob ein privilegiertes Partner-
    schaftsverhältnis – die G-10-Staaten und die EU nennen
    das so; ich habe schon einmal in einer Debatte über eine
    besondere Form eines Partnerschaftsvertrages gespro-
    chen, der durchaus zu einem Verhältnis führen kann, wie
    es Russland jetzt zur NATO hat; das könnte ein Angebot
    auch an andere Länder sein – nicht auch ein Weg sein
    kann. Mit einem solchen Weg lässt sich möglicherweise
    das vermeiden, was ich eben geschildert habe. Streiten wir
    bitte nicht darüber, wer der weitsichtigere, geostrategisch
    klügere Kopf ist! Debattieren wir stattdessen darüber, ob
    nicht auch eine Alternative, die man parallel verfolgen
    kann, etwas bringen kann!

    Ich möchte noch auf eines aufmerksam machen. Die
    Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, die 1963 einen As-
    soziierungsvertrag mit der Türkei abgeschlossen hatte,
    entspricht ja nicht einmal der Europäischen Union von
    heute,


    (Michael Glos [CDU/CSU]: So war es!)

    geschweige denn der Europäischen Union von morgen,
    und zwar weder in Größe und Umfang noch dann, wenn
    der Konvent zu einem Ergebnis kommt, das die von uns
    gewünschte Vertiefung Europas bedeutet.


    (Lothar Mark [SPD]: Wir sprachen aber von 1997!)


    – Ich komme gleich auf das Zollabkommen zu sprechen. –
    Auch die EU des Jahres 2004 wird nach der Europawahl
    ganz anders sein als die heutige Europäische Union, die
    sich noch im Entwicklungsstadium befindet. Deshalb
    sage ich: Vorsicht, liebe Kolleginnen und Kollegen von
    SPD und Bündnis 90/Die Grünen und lieber Außenminis-
    ter, wer wie Sie in der innenpolitischen Auseinanderset-
    zung behauptet, dass er die größere Weitsicht habe, der
    wird möglicherweise eines Tages unseren türkischen
    Freunden erklären müssen, dass von einer Mitgliedschaft
    doch nicht die Rede sein könne,


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    weil die Referenden in den europäischen Ländern negativ
    ausgefallen seien. Wer hat dann den größeren Fehler in
    der Türkeipolitik gemacht?

    Durch Zwischentöne etwas anzudeuten, strategisch
    parallel zu denken und Partnerschaftsverträge zu entwer-
    fen kann letztendlich ein stabilerer Weg sein als der jet-
    zige. Meine Fraktion hat heute darüber bewusst nicht ab-
    schließend entschieden. Wir sind der Meinung, dass eine
    strategische Entscheidung erst auf einem europäischen
    Gipfel gefällt werden sollte, nachdem der Konvent und
    die Mitgliedstaaten über den Verfassungsentwurf beraten
    haben. Erst dann wissen wir selbst, wie die neue Gestalt
    Europas aussehen soll, und erst dann sollten wir erneut
    Gespräche mit anderen Ländern beginnen. Das ist alles,
    was ich dazu bemerken wollte.

    Abschließend möchte ich noch sagen: Zu einer klugen
    Außenpolitik hat immer gehört, dass man zwar die Tradi-
    tionslinien einhält, dass man sich aber auch strategische
    Alternativen und Optionen offen hält.

    Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)




Rede von Dr. h.c. Susanne Kastner
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Nächster Redner ist der Kollege Christoph Zöpel,

SPD-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Christoph Zöpel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

    und Kollegen! In diesem Hause, aber auch außerhalb
    streiten die demokratischen Parteien über das Verhältnis
    der Demokratie zum Krieg. Ich glaube, dass dieser Dis-
    kurs dem deutschen Parlament gut ansteht, gerade auch in
    Berlin, einer ehemals preußischen Stadt. Selbstbewusste
    Außenpolitik muss auf das Gute in der Geschichte eines
    Landes stolz sein. Wenn ich über das Gute in der Ge-
    schichte Deutschlands spreche, dann spreche ich über
    Immanuel Kant. Er hat – bis heute unübertroffen – den
    Erhalt des Friedens in der Welt davon abhängig gemacht,
    dass sich demokratische Republiken im Diskurs über den
    Frieden befinden. Das ist die bleibende Voraussetzung für
    die Vermeidung von Krieg.

    Es gibt weitere Gründe, warum es dem deutschen Par-
    lament gut ansteht, über das Verhältnis der Demokratie
    zum Krieg zu sprechen. In Europa hat kein anderes Land
    so viel Verantwortung für Kriegsverbrechen. Bis heute
    gehen wir damit um, das Leid und die Folgen von Krieg
    weiter bewältigen zu müssen. Der deutsch-tschechische
    Dialog ist – nicht einseitig – immer noch bestimmt von
    den Folgen des Zweiten Weltkrieges. Wenn in diesen Ta-
    gen ein deutscher Historiker die Frage aufwirft, mit wie
    viel Berechtigung es Flächenbombardements im Zweiten
    Weltkrieg gab, so halte ich das für einen guten Beitrag zur
    Aufarbeitung von Kriegsfolgen. Wenn das alles so ist, ist
    es ein Gebot für Demokratien, aus den Gründen, die ich
    dargelegt habe, in diesem Fall von Deutschland ausge-
    hend, über Krieg zu sprechen.

    Mein Verständnis von Wahlen – auch wenn man
    manchmal Zweifel haben kann, ob wir damit richtig um-
    gehen – ist Folgendes: Welch bessere Zeit gibt es in der
    Demokratie, über die Kernfragen zu sprechen, als die Zeit
    vor Wahlen? Vor dem 22. September gab es diese Not-
    wendigkeit.

    Es war eine konsequente Linie der deutschen Außen-
    politik, nachdem die Frage der Massenvernichtungswaf-
    fen im Irak nach dem 11. September wieder aufgeworfen
    worden ist, einen Kurs zu fahren, der mit friedlichen und
    diplomatischen Mitteln, mit Mitteln der Vereinten Natio-
    nen auf eine Vermeidung der weiteren Rüstung im Irak
    setzt. Bis weit in dieses Jahr hinein erfolgten in dieser
    Richtung Gespräche mit Vertretern der amerikanischen
    Regierung. Vor allem mit den arabischen Staaten und der
    Arabischen Liga gab es vielfältige Bemühungen – diese
    waren notwendig –, alles zu tun, um dem Diktator im Irak
    diplomatisch ein Verhalten aufzunötigen, das eine mi-
    litärische Lösung vermeidet.

    Im Spätsommer dieses Jahres war der Eindruck ent-
    standen, als gäbe es in den Vereinigten Staaten innerhalb
    der Regierung und in der wissenschaftlichen Diskussion
    Positionen, die so etwas wie die Unvermeidbarkeit mi-
    litärischer Aktionen gegenüber dem Irak aufschallen
    ließen. In dieser Situation war es meiner Meinung nach


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    932


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 933

    ein demokratisches Erfordernis, und zwar auch zwischen
    Regierungen, den Diskurs über die Notwendigkeit und
    vor allem über die Vermeidbarkeit von Krieg zu führen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das, was die deutsche Regierung und der deutsche
    Bundeskanzler getan haben, war für mich nie etwas ande-
    res als ein Diskurs im Sinne von Kant über den Krieg und
    die problematischen Folgen von Krieg, die niemand bes-
    ser kennt als wir Deutschen, und damit über unsere Posi-
    tion, dass, wenn es irgend geht, Krieg vermieden werden
    muss, auch im Irak.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich glaube, diese Position war erfolgreich. Denn zu dem,
    was seitdem geschieht, was in den Vereinten Nationen,
    im Sicherheitsrat, in Debatten und schließlich in Ent-
    schließungen erreicht wurde, hat diese Regierung beige-
    tragen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Davon bin ich überzeugt.
    Wer das Verhältnis und das diplomatische Spiel zwi-

    schen Frankreich und Deutschland betrachtet, muss wis-
    sen, dass die französische Position ohne die deutsche
    kaum möglich geworden wäre.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es ist doch schön, wenn ein konservativer französischer
    Präsident in der Frage von Krieg und Frieden eine euro-
    päische Position durchsetzt, die logischerweise etwas
    weniger radikal-pazifistisch im guten Sinne ist als die so-
    zialdemokratische deutsche Position. Das ist meine Vor-
    stellung von Europa.


    (Beifall des Abg. Lothar Mark [SPD])

    Ich komme nun zu dem Verhältnis zu den Vereinigten

    Staaten. Zu einem Verständnis des Verhältnisses der Völ-
    ker zueinander, wie es Kant als eine Gemeinschaft von
    Republiken formuliert hat, gehört auch, dass Regierungen
    miteinander in einen diplomatischen und öffentlichen
    Diskurs treten können. Ich verstehe eine öffentliche De-
    batte zwischen dem Präsidenten der Vereinigten Staaten
    und dem deutschen Bundeskanzler als Teil eines demo-
    kratisch notwendigen Diskurses. Es ist mit dem Grund-
    verständnis von Demokratie für mich nicht vereinbar,
    dass über Schicksalsfragen im Verhältnis der Länder nur
    in geheimer Diplomatie gesprochen werden kann.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Ludger Volmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Wenn ein solcher Diskurs zwischen Regierungen geführt
    wird, dann ist er, selbst wenn es unterschiedliche Auffas-
    sungen zwischen diesen Regierungen gibt, in keiner
    Weise gegen das andere Land gerichtet.

    Ich spreche Sie jetzt als Opposition an: Ich fand es
    sehr gut, dass der frühere amerikanische Präsident Bill
    Clinton direkt nach den deutschen Wahlen hierher kam

    und ein hohes Maß an Einverständnis mit der deutschen
    Regierung gezeigt hat. Darüber sollten Sie sich freuen,
    wenn Sie als deutsche Opposition, die in dieser Frage eine
    etwas andere Meinung hat als die derzeitige Regierung,
    international ernst genommen werden wollen.

    Der Dialog zwischen Demokratien kann beinhalten,
    dass Regierungen unterschiedlicher Meinung sind und
    quer dazu wieder die Opposition. Das ist mein Verständ-
    nis von internationaler Politik zwischen Demokratien.
    Deshalb halte ich den Vorwurf des Antiamerikanismus,
    selbst wenn der deutsche Bundeskanzler und der ameri-
    kanische Präsident in einer wichtigen Frage unterschied-
    licher Meinung sind, für abwegig.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Friedbert Pflüger [CDU/ CSU]: Es geht doch nicht um unterschiedliche Meinungen! Es geht um dauerndes Beschimpfen! Frau Wieczorek-Zeul – blanker Zynismus!)


    – Ich kann nicht feststellen, dass der deutsche Bundes-
    kanzler den amerikanischen Präsidenten in irgendeiner
    Weise beschimpft hat.


    (Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Das ist blanker Zynismus! – Gegenruf von der SPD: Das ist ein Popanz!)


    Die Zahl von verunglückten Formulierungen im demo-
    kratischen Diskurs innerhalb der Länder und zwischen
    den Ländern ist unzählig.


    (Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Gut, wenn Sie das immerhin einräumen!)


    Ich bin noch nie auf die Idee gekommen, dass Sozial-
    demokraten so gute Menschen sein könnten, dass sie
    keine Fehler machten. Die Fähigkeit, Fehler einzugeste-
    hen, ist geradezu die Voraussetzung für Demokratie. Las-
    sen Sie uns darum wetteifern, Fehler einzugestehen, Herr
    Pflüger!


    (Zuruf des Abg. Michael Glos [CDU/CSU])

    – Ja, Herr Glos, das fällt Ihnen schwer. Das müssen wir
    nicht fortsetzen.

    Ich glaube, das demokratische Verhältnis zwischen den
    Vereinigten Staaten und Deutschland ist gut. Es ist die Ba-
    sis, für friedliche Lösungen auf dieser Welt zu ringen. Das
    halte ich für die außenpolitische Hauptverpflichtung
    Deutschlands.

    Ich schließe mit einer Bemerkung zum weiteren
    Kampf gegen den Terrorismus: Unstreitig werden Men-
    schen bedroht durch die Anschläge von Verbrechern, die
    ihr Tun politisch motivieren. Die Anschläge geschehen an
    vielen Orten dieser Welt. Betroffen sind Amerikaner, Eu-
    ropäer und Israeli. Vom Terrorismus sind aber auch viele
    andere Menschen betroffen.

    Ich finde es gut, dass eine Debatte darüber begonnen
    hat, warum bei dem Anschlag in Kenia so unverhältnis-
    mäßig viel über die tragischen Opfer der Israeli und so
    unverhältnismäßig wenig über die tragischen Opfer der
    Kenianer geschrieben wird.


    (Beifall bei der SPD)


    Dr. Christoph Zöpel

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002
    Dr. Christoph Zöpel

    Wir sprechen auch mit der arabischen Welt darüber,
    was wir gemeinsam gegenüber Saddam Hussein tun müs-
    sen. Dann gehört in unsere Debatte, dass wir die Opfer
    des Terrorismus in den Vereinigten Staaten, in Europa, in
    Israel und in arabischen Staaten gleich behandeln.

    Lassen Sie mich mit dem lapidaren Satz schließen:
    Dem islamischen Terrorismus sind bisher mehr Algerier
    als Amerikaner zum Opfer gefallen. Nur wenn wir das be-
    denken, in den Vereinigten Staaten und in Europa, werden
    wir zusammen mit den arabischen Staaten den Terroris-
    mus bekämpfen können.

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)