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  • tocInhaltsverzeichnis
    Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 871 A Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksache 15/150) . . . . . . . . . . . . . . 871 B b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2002 (Nach- tragshaushaltsgesetz 2002) (Drucksache 15/149) . . . . . . . . . . . . . . 871 B c) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Bericht über den Stand und die voraussichtliche Entwicklung der Fi- nanzwirtschaft des Bundes (Drucksache 15/151) . . . . . . . . . . . . . . 871 B Einzelplan 04 in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag des Abgeordneten Dr. Wolfgang Schäuble und der Fraktion der CDU/CSU: Für ein glaubwürdiges Angebot der EU an die Türkei (Drucksache 15/126) . . . . . . . . . . . . . . . . 871 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 871 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 876 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . 886 D Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . 889 D Katrin Dagmar Göring-Eckardt BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . 891 A Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 896 D Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 905 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . 908 D Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 910 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 912 A Hans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP . . . . . . . 913 A Dr. Christina Weiss, Staatsministerin BK . . . . 913 D Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 915 B Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 916 B Eckhardt Barthel (Berlin) SPD . . . . . . . . . . . 917 C Bernhard Kaster CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 918 B Einzelplan 05 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 3: a) Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Menschenrechte als Leitlinie der deutschen Politik (Drucksache 15/136) . . . . . . . . . . . . . . 920 B Plenarprotokoll 15/13 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 13. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 I n h a l t : b) Antrag der Abgeordneten Rainer Funke, Dr. Werner Hoyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien nicht vergessen (Drucksache 15/64) . . . . . . . . . . . . . . . 920 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 920 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 921 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 923 B Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 924 D Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 928 A Ruprecht Polenz CDU/CSU . . . . . . . . . . 928 D Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 929 A Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . . 930 B Dr. Christoph Zöpel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 932 C Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 934 A Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 935 D Michael Roth (Heringen) SPD . . . . . . . . . . . 936 C Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 937 D Christa Nickels BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 939 D Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 940 D Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 941 B Rainer Eppelmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 942 B Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 944 B Angelika Graf (Rosenheim) SPD . . . . . . . . . 944 C Einzelplan 14 Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 945 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 948 C Verena Wohlleben SPD . . . . . . . . . . . . . . 949 D Alexander Bonde BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 950 C Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 952 B Rainer Arnold SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 953 C Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . 954 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . 954 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 957 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 959 D Helga Daub FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 961 A Dr. Hans-Peter Bartels SPD . . . . . . . . . . . . . 962 A Thomas Kossendey CDU/CSU . . . . . . . . . . . 963 C Einzelplan 23 Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 965 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . 967 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . 969 D Thilo Hoppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 970 C Markus Löning FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 972 B Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 973 B Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 974 D Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 975 A Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . . . . 975 C Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU . . . . 975 C Detlef Dzembritzki SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 977 B Einzelplan 06 Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 979 A Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 981 B Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . . . . . 982 B Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 983 A Otto Schily SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 984 D Silke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 986 A Dr. Max Stadler FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 988 A Dagmar Freitag SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 989 B Susanne Jaffke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 990 A Sebastian Edathy SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 991 C Stephan Mayer (Altötting) CDU/CSU . . . . . 993 A Einzelplan 07 Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 994 B Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . . . . . . . 996 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 999 D Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1001 B Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1002 B Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1003 C Norbert Barthle CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1005 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1007 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1007 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 1009 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002II (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 871 13. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Norbert Barthle Berichtigung 12. Sitzung, Seite 744 (B), der letzte Absatz ist wie folgt zu lesen: Wir haben eine Menge getan, um die Eigenkapitalbildung des Mit- telstandes zu erleichtern. Aufgrund unserer Steuerreform ist inzwi- schen die obere Grenzbelastung – 1998 lag sie bei 69 Prozent – auf 51 Prozent gesenkt worden. So etwas haben sie in Ihrer Regierungs- zeit nie zuwege gebracht. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 1009 (C)(A) Adam, Ulrich CDU/CSU 04.12.2002* Borchert, Jochen CDU/CSU 04.12.2002 Bury, Hans Martin SPD 04.12.2002 Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 04.12.2002 Hartmut Caesar, Cajus CDU/CSU 04.12.2002 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 04.12.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 04.12.2002 Gradistanac, Renate SPD 04.12.2002 Großmann, Achim SPD 04.12.2002 Hörster, Joachim CDU/CSU 04.12.2002* Hofbauer, Klaus CDU/CSU 04.12.2002 Kubicki, Wolfgang FDP 04.12.2002 Lintner, Eduard CDU/CSU 04.12.2002* Dr. Lötzsch, Gesine fraktionslos 04.12.2002 Dr. Lucyga, Christine SPD 04.12.2002* Möllemann, Jürgen W. FDP 04.12.2002 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 04.12.2002 Rauber, Helmut CDU/CSU 04.12.2002** Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 04.12.2002 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des OSZE entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Petra Pau


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Trotz der Erfolgsmeldungen und Ankündigungen meiner
    Vorrednerinnen und Vorredner muss ich festhalten: Es
    steht nicht gut um Rot-Grün. Herr Clement spricht von
    Start- und Kommunikationsschwierigkeiten. Heide
    Simonis erwartete heute gar eine Blut- und Tränenrede
    des Kanzlers.


    (Antje Hermenau [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die können Sie ja jetzt halten!)


    Ich sage Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen von
    Rot-Grün: Ihr Problem ist weniger mangelnde Kommuni-
    kation; Ihr Problem ist die Inkonsequenz, die Wider-
    sprüchlichkeit und die Gegenläufigkeit Ihrer Politik. Ich
    will Ihnen das an drei Beispielen illustrieren, die sich übri-
    gens klar von denen der Opposition zu meiner Rechten
    unterscheiden werden.

    Mein erstes Beispiel betrifft den Sozialstaat. Ihre erste
    Prämisse dazu heißt, der Sozialstaat sei gerade in Zeiten
    der Globalisierung unverzichtbar. Ihre zweite Prämisse
    dazu lautet, die Wirtschaft müsse gerade in Zeiten der

    Globalisierung von Kosten für den Sozialstaat entlastet
    werden. Das Problem ist: Beides passt nicht zusammen.
    Wer die Wirtschaft von Kosten für den Sozialstaat entlas-
    tet, treibt den Sozialstaat in die Krise. Wer das zulässt,
    kann sich nicht als Anwalt des Sozialstaates aufspielen.

    Nun wurde Franz Müntefering ob seines Zitats, die Bür-
    ger sollten weniger konsumieren und mehr dem Staat ge-
    ben, gescholten. Politisch ist das, was Franz Müntefering
    geäußert hat, Harakiri; es hat aber sehr wohl seine Logik.
    Der Sozialstaat wird immer mehr von denjenigen finan-
    ziert, die bedürftig sind, und immer weniger von denjeni-
    gen, die dazu in der Lage sind. Eine Putzfrau oder ein sich
    selbst ausbeutender Computerexperte müssen kräftig für
    den Sozialstaat zahlen. Große Konzerne mit Gewinnen
    brauchen das nicht. Im Gegenteil: Sie werden sogar noch
    alimentiert. Das ist hierzulande Usus, auch unter Rot-Grün.

    Weil das so ist und weil die Kassen klamm sind, hat
    Müntefering logischerweise nicht an die Vermögenden,
    an die eigentlich Zahlungspflichtigen appelliert; es sind
    dummerweise die Bedürftigen, die er zur Kasse bitten
    will. Eigentlich hätte er dafür heftigen Beifall von der
    CDU/CSU und allemal von der FDP verdient. Denn das
    entspricht genau Ihrer Politik, die Sie auch heute wieder
    hier vorgestellt haben.


    (Dirk Niebel [FDP]: Das ist bestimmt nicht unsere Politik!)


    Ich will nur anmerken: Mit Solidarität hat das alles nichts
    zu tun. Und das ist der eigentliche Bruch mit einst sozial-
    demokratischen Grundsätzen.

    Zweites Beispiel: Krieg oder Frieden? Rot-Grün lehnt
    eine Beteiligung an einem Krieg gegen den Irak ab. Ich
    nehme Ihnen sogar ab, dass Sie dafür gute Gründe haben
    und dass dies nicht nur kurzfristige Wahlkampfmotive
    sind. Aber wieder sind Sie inkonsequent. Ein Krieg gegen
    den Irak wäre ein Angriffskrieg. Er wäre nicht durch die
    UN-Charta gedeckt. Kein NATO-Vertrag nimmt Sie in die
    Pflicht. Das Grundgesetz verbietet sogar eine deutsche
    Beteiligung.

    Und doch steckt Rot-Grün mittendrin und damit natür-
    lich auch wir alle. Sie bewilligen Überflugrechte, falls die
    USA auch von deutschem Boden aus einen Angriffskrieg
    gegen den Irak führen wollen. Sie halten Spürpanzer und
    Marineeinheiten im Aufmarschgebiet vor. Sie wollen Mi-
    litärmaterial in erweiterte Krisengebiete liefern. Das Pro-
    blem: Auch das ist eine typische Jein-Politik. Aber es gibt
    kein Jein zum Krieg. Es gibt nur ja, ja oder nein, nein. Die
    PDS bleibt beim Nein, Nein zum Krieg.

    Ich komme zum dritten versprochenen Beispiel: Steu-
    erpolitik. Wir werden keine Steuern erhöhen, hieß es
    bei Rot-Grün vor der Wahl. Wir schließen lediglich
    Schlupflöcher, hieß es danach. Die Opposition zur Rech-
    ten schreit Zeter und Mordio. Das Problem: Rot-Grün geht
    in der gesamten Steuerdebatte in die neoliberale Falle.
    CDU/CSU und FDP predigen landauf, landab, Steuern
    seien Teufelswerk. Die Frage ist aber nicht, ob Steuern ge-
    nehm sind. Die eigentliche Frage ist, ob Steuern gerecht
    sind. Bei der Antwort auf diese Frage kneift Rot-Grün.

    Sie gehen nicht wirklich an das spekulierende und un-
    produktive Kapital heran. Anderenfalls müssten Sie sich

    Staatsministerin Dr. Christina Weiss

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002
    Petra Pau
    endlich der Tobinsteuer nähern. Sie nehmen den vorhan-
    denen Reichtum nicht in die grundgesetzliche Pflicht.
    Anderenfalls würden Sie aktiv für eine wirkliche Vermö-
    gensteuer streiten. Sie machen nichts, um die überschul-
    deten Länder und Kommunen zu entlasten. Anderenfalls
    würden Sie zu wirklichen Reformen schreiten. Sie kleben
    weiter an den Modellen des vergangenen Jahrhunderts.
    Anderenfalls würden Sie sich wirklichen Neuerungen,
    etwa einer Wertschöpfungsabgabe, öffnen. So aber bleibt
    Rot-Grün ein Muster ohne Wert.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte meine
    grundsätzliche Kritik an zwei aktuellen Beispielen illus-
    trieren. Sie brüsten sich damit, dass der Bund 4 Milliar-
    den Euro für eine bessere Bildungspolitik in den Ländern
    bereitstellt. Das klingt allemal angesichts der viel zitier-
    ten PISA-Studie unglaublich gut. Bundesministerin
    Bulmahn sprach gestern sogar von einer „rot-grünen
    Initialzündung“. Was Sie dabei aber verschweigen, ist,
    dass Ihre letzte Steuerreform die Länder das Dreifache,
    nämlich 12 Milliarden Euro, an Mindereinnahmen gekos-
    tet hat, die somit auch für die Bildungspolitik fehlen. Jede
    Klofrau, der Sie 10 Cent auf den Teller legen und zugleich
    30 Cent klauen, würde sich zu Recht betrogen fühlen.

    Das zweite aktuelle Beispiel: Bundeskanzler Schröder
    hat verkündet, keinem Opfer der jüngsten Hochwasser-
    katastrophe solle es hernach schlechter gehen als
    vordem. Wir, die Vertreterinnen der PDS im Bundestag,
    waren erst jüngst vor Ort. Unsere Eindrücke sind ernüch-
    ternd und bedrückend. Das Hochwasser ist weg, die Ka-
    meras sind weg und die Bundesregierung ebenso.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der Schröder ist noch da!)


    Zurück bleiben vielfach Zweifel und Verzweiflung. Es
    geht also nicht um Reförmchen. Gefragt ist nach wie vor
    ein Politikwechsel: hin zu sozialer Gerechtigkeit, zu mehr
    Demokratie und natürlich zu einer konsequenteren Frie-
    dens- und Entwicklungspolitik.

    Ich komme zum Schluss. Da in vermeintlich großen
    Debatten gern große Geister angerufen werden,


    (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Jetzt kommt Goethe oder Marx!)


    will ich dem nicht nachstehen. CDU/CSU und FDP for-
    dern einen Lügenausschuss des Bundestages.


    (Joseph Fischer, Bundesminister: Mit Manfred Kanther als Vorsitzendem!)


    Würde der legendäre Baron von Münchhausen das noch
    erleben, würde er sich ob dieser Aufführung endgültig tot-
    lachen.

    Danke schön.



Rede von Dr. h.c. Susanne Kastner
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Der nächste Redner ist der Kollege Günter Nooke,

CDU/CSU-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Günter Nooke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Sehr verehrte Damen und Herren!

    Nach einer Debatte über das Grundsätzliche und über die

    Lage der Nation ist es immer etwas schwierig, zum kultu-
    rellen Teil überzugehen und versöhnliche Töne anzustim-
    men. Das könnte aber auch unseren nicht ganz so kost-
    spieligen Beitrag zur Kultur in diesem Hause darstellen.
    Insofern kann ich es, Frau Staatsministerin, nur begrüßen,
    dass Sie sich heute Ihren Redeplatz erkämpft haben und
    noch zu Wort gekommen sind. Das ist ein gutes Zeichen.

    Wir reden heute im Plenum nicht zum ersten Mal über
    Kultur. Da wir schon zum zweiten Mal darüber reden,
    habe ich den Eindruck, dass hier öfter darüber diskutiert
    wird als im Bundeskabinett. Aber dass sich der Bundestag
    öfter damit beschäftigt, als es die Bundesregierung viel-
    leicht tut, muss – auch im Sinne des Kulturföderalis-
    mus – ebenfalls kein schlechtes Zeichen sein.


    (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So kann man sich irren!)


    Sie haben gerade im Gegensatz zu Ihrer ersten Rede
    zumindest den Versuch gemacht, auch einige Schwer-
    punkte der Kulturpolitik zu nennen, statt nur relativ un-
    konkret und philosophisch zu sprechen. Solche Äußerun-
    gen gab es auch. Ich will nicht verhehlen, dass auch uns
    das, was Sie angesprochen haben, wichtig ist. Aber wir
    wollen auch deutlich machen, dass es noch andere The-
    men gibt, die mindestens genauso wichtig sind und die
    wir ebenfalls zur Sprache bringen wollen.

    Da wir uns in einer Haushaltsdebatte befinden, gehört
    es auch zur Realität, festzustellen, dass die Haushalts-
    ansätze den Eindruck erwecken, als ob bei den Haus-
    haltsberatungen im Kabinett nicht über den Kulturetat ge-
    redet wurde. Das lag vielleicht daran, dass der vorherige
    Staatsminister nicht mehr im Amt war und die neue
    Staatsministerin noch nicht anwesend war. Der Kulturetat
    ist jedenfalls gemessen am Gesamtetat nicht nur prozen-
    tual stärker zurückgefahren worden, sondern auch real
    gegenüber dem Etatentwurf vom Juni 2002.

    Die reale Kürzung beträgt insgesamt 4 Prozent bei un-
    verändert laufendem Betrieb. Das ist neu und das kann
    nicht gut gehen. Denn es stehen im Haushalt 2003 weni-
    ger Mittel für Kultur zur Verfügung, und zwar trotz eines
    angekündigten größeren Engagements nicht nur bei den
    Stätten des Weltkulturerbes und in Berlin.

    Neben alldem hat die allgemeine Verunsicherung durch
    die irrlichternden Sparvorschläge aus dem Hause des Fi-
    nanzministers auch zu einer „Ersten Allgemeinen Verunsi-
    cherung“ bei den Kulturschaffenden geführt. Ich erinnere
    daran: Erst stand die Spendenabzugsfähigkeit zur Dispo-
    sition und dann der ermäßigte Mehrwertsteuersatz.

    Ich bin – wie es auch Herr Otto ausgeführt hat – der
    Staatsministerin für ihre beharrlichen Interventionen und
    ihr wiederholtes Veto bei ihren Ministerkollegen dankbar.
    Mit diesem Einsatz für die Kulturschaffenden und gegen
    die Pläne der Bundesregierung und insbesondere des
    Bundesfinanzministers haben Sie sich für die Opposi-
    tionsarbeit qualifiziert, Frau Staatsministerin. Wir können
    in der Oppositionsarbeit auch die Gemeinsamkeiten pfle-
    gen. Ich hoffe, dass wir in den Ausschussberatungen zum
    Haushalt zum ersten Mal gemeinsame Anträge werden
    formulieren können.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie ist schließlich parteilos! Sie darf bei uns mitmachen!)



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    916


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 917

    Parteiübergreifend, regierungs- und koalitionsübergrei-
    fend – das reicht sicherlich vorerst an Gemeinsamkeiten.
    Lassen Sie mich jetzt noch auf die Frage eingehen, was zu
    tun ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Im Zusammenhang mit der Museumsinsel zum Bei-

    spiel haben Sie Zahlen genannt; aber im Grunde hat sich
    Verunsicherung dadurch ergeben, dass Sie angekündigt
    haben, dass die Investitionen dort gestreckt werden müs-
    sen und dass die Fertigstellung nicht so schnell erfolgt,
    wie gewünscht. Sie haben inzwischen Zahlen vorgelegt.
    Von außen betrachtet stellt sich das manchmal so dar, als
    würden die Baumaßnahmen zügiger umgesetzt. Aber lei-
    der ist das Gegenteil der Fall.


    (Dr. Norbert Lammert [CDU/CSU]: Das ist leider wahr!)


    Auch eine andere Äußerung, nämlich die fröhliche
    Feststellung, für den Palast der Republik könne man gut
    ein paar Kulturveranstaltungen für die nächsten Jahre er-
    finden, weil das Schloss ja sowieso nicht so bald gebaut
    werde, stößt bei uns auf Kritik. Ich habe es oft gesagt und
    wiederhole es heute noch einmal: Der Deutsche Bundes-
    tag hat vor nicht einmal einem halben Jahr beschlossen,
    und zwar mit überwältigender, parteiübergreifender
    Mehrheit, das Schloss wieder zu errichten. Die Bundesre-
    gierung hat diesen Beschluss zügig umzusetzen und sich
    nicht Gedanken über Probleme zu machen, die sie gar
    nicht hat. Sehr verehrte Frau Staatsministerin, Verläss-
    lichkeit bedeutet, sich wenigstens an die Spielregeln bzw.
    an die demokratische Kultur in diesem Hause zu halten.

    Ein weiteres Thema, das konzeptionell und finanziell
    auf unsicheren Füßen steht, ist die Gedenkstätten- und Er-
    innerungskultur bezogen auf die NS- und die SED-Dik-
    tatur. Der Bund muss sich nicht nur der NS-Zeit anneh-
    men, sondern auch der SED-Diktatur. Es darf nicht der
    Eindruck entstehen, Frau Staatsministerin, die NS-Zeit sei
    „geschichtspolitisch“ für die Koalition wichtig und inso-
    fern Bundesangelegenheit, während die SED-Zeit nicht
    zur gesamtdeutschen Geschichte gehöre und deshalb in
    den neuen Bundesländern abgehandelt werden könne.

    Eine konkrete Frage im Zusammenhang mit der Debatte
    über den Haushalt 2003 lautet folglich: Wo ist eigentlich
    der Mittelansatz für das besondere Gedenken an den
    50. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953?


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Der Ruf nach mehr „kultureller Bildung“, um Zivil-

    courage und Toleranz zu fördern, die Betonung der Kul-
    tur als „konfliktpräventive Kraft“ im „Dialog der Kultu-
    ren“ – das alles haben Sie schriftlich niedergelegt –, die
    wiederholte Mahnung, dass das Sparen an der Kultur
    schon in naher Zukunft den Verlust unwiederbringlicher
    Güter bedeutet, und die Einsicht, dass die Kultur für den
    Zusammenhalt der Gesellschaft notwendig ist, sind rich-
    tig und unstreitig. Aber das alles ist angesichts des Kultur-
    etats leider nur ein Wunschbild. Ich kann Sie vor diesem
    Hintergrund nur auffordern, gemeinsam mit der Opposi-
    tion Ihre Situation im Bundeskabinett zu verbessern.

    Danke schön.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)