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ID1501302000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 871 A Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksache 15/150) . . . . . . . . . . . . . . 871 B b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2002 (Nach- tragshaushaltsgesetz 2002) (Drucksache 15/149) . . . . . . . . . . . . . . 871 B c) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Bericht über den Stand und die voraussichtliche Entwicklung der Fi- nanzwirtschaft des Bundes (Drucksache 15/151) . . . . . . . . . . . . . . 871 B Einzelplan 04 in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag des Abgeordneten Dr. Wolfgang Schäuble und der Fraktion der CDU/CSU: Für ein glaubwürdiges Angebot der EU an die Türkei (Drucksache 15/126) . . . . . . . . . . . . . . . . 871 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 871 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 876 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . 886 D Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . 889 D Katrin Dagmar Göring-Eckardt BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . 891 A Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 896 D Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 905 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . 908 D Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 910 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 912 A Hans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP . . . . . . . 913 A Dr. Christina Weiss, Staatsministerin BK . . . . 913 D Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 915 B Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 916 B Eckhardt Barthel (Berlin) SPD . . . . . . . . . . . 917 C Bernhard Kaster CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 918 B Einzelplan 05 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 3: a) Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Menschenrechte als Leitlinie der deutschen Politik (Drucksache 15/136) . . . . . . . . . . . . . . 920 B Plenarprotokoll 15/13 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 13. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 I n h a l t : b) Antrag der Abgeordneten Rainer Funke, Dr. Werner Hoyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien nicht vergessen (Drucksache 15/64) . . . . . . . . . . . . . . . 920 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 920 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 921 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 923 B Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 924 D Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 928 A Ruprecht Polenz CDU/CSU . . . . . . . . . . 928 D Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 929 A Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . . 930 B Dr. Christoph Zöpel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 932 C Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 934 A Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 935 D Michael Roth (Heringen) SPD . . . . . . . . . . . 936 C Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 937 D Christa Nickels BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 939 D Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 940 D Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 941 B Rainer Eppelmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 942 B Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 944 B Angelika Graf (Rosenheim) SPD . . . . . . . . . 944 C Einzelplan 14 Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 945 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 948 C Verena Wohlleben SPD . . . . . . . . . . . . . . 949 D Alexander Bonde BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 950 C Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 952 B Rainer Arnold SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 953 C Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . 954 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . 954 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 957 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 959 D Helga Daub FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 961 A Dr. Hans-Peter Bartels SPD . . . . . . . . . . . . . 962 A Thomas Kossendey CDU/CSU . . . . . . . . . . . 963 C Einzelplan 23 Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 965 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . 967 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . 969 D Thilo Hoppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 970 C Markus Löning FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 972 B Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 973 B Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 974 D Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 975 A Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . . . . 975 C Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU . . . . 975 C Detlef Dzembritzki SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 977 B Einzelplan 06 Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 979 A Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 981 B Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . . . . . 982 B Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 983 A Otto Schily SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 984 D Silke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 986 A Dr. Max Stadler FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 988 A Dagmar Freitag SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 989 B Susanne Jaffke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 990 A Sebastian Edathy SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 991 C Stephan Mayer (Altötting) CDU/CSU . . . . . 993 A Einzelplan 07 Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 994 B Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . . . . . . . 996 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 999 D Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1001 B Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1002 B Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1003 C Norbert Barthle CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1005 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1007 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1007 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 1009 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002II (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 871 13. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Norbert Barthle Berichtigung 12. Sitzung, Seite 744 (B), der letzte Absatz ist wie folgt zu lesen: Wir haben eine Menge getan, um die Eigenkapitalbildung des Mit- telstandes zu erleichtern. Aufgrund unserer Steuerreform ist inzwi- schen die obere Grenzbelastung – 1998 lag sie bei 69 Prozent – auf 51 Prozent gesenkt worden. So etwas haben sie in Ihrer Regierungs- zeit nie zuwege gebracht. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 1009 (C)(A) Adam, Ulrich CDU/CSU 04.12.2002* Borchert, Jochen CDU/CSU 04.12.2002 Bury, Hans Martin SPD 04.12.2002 Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 04.12.2002 Hartmut Caesar, Cajus CDU/CSU 04.12.2002 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 04.12.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 04.12.2002 Gradistanac, Renate SPD 04.12.2002 Großmann, Achim SPD 04.12.2002 Hörster, Joachim CDU/CSU 04.12.2002* Hofbauer, Klaus CDU/CSU 04.12.2002 Kubicki, Wolfgang FDP 04.12.2002 Lintner, Eduard CDU/CSU 04.12.2002* Dr. Lötzsch, Gesine fraktionslos 04.12.2002 Dr. Lucyga, Christine SPD 04.12.2002* Möllemann, Jürgen W. FDP 04.12.2002 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 04.12.2002 Rauber, Helmut CDU/CSU 04.12.2002** Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 04.12.2002 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des OSZE entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Franz Müntefering


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her-

    ren! Diese Debatte gilt als die Stunde der Opposition. In
    dieser Debatte kann sich die Opposition nämlich mit der
    Politik der Bundesregierung insgesamt auseinander set-
    zen. Dass das geschieht, haben wir erwartet. Aber Frau
    Merkel, die die Oppositionsführerin sein will, hat heute
    Morgen gekniffen und den Gassenhauer Glos vorge-
    schickt. Das zum Thema „Führung der Opposition“, sehr
    geehrte Frau Merkel.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Gestern erlebten wir einen schwächelnden Merz – er
    verhedderte sich im Zahlengestrüpp – und heute einen pö-
    belnden Glos. Im Vergleich zu der Art und Weise, wie sich
    Frau Merkel soeben ausdrückte, ist – da haben einige
    schon Recht –, die Sprache der „Bild“-Zeitung Literatur.


    (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die Ausreißer, die Sie sich leisten, gehen über das hinaus,
    was in der Demokratie und insbesondere in diesem Parla-
    ment üblich sein sollte.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Sie hat nur Stiegler zitiert!)


    Von Verantwortung gegenüber diesem Land und ge-
    genüber diesem Staat war wenig zu hören. In Ihrer Rede
    haben Sie vor allen Dingen viel agitiert und diffamiert. Sie
    haben versucht, Menschen persönlich anzugreifen. Frau
    Merkel, ich sage Ihnen: Es ist Zeit, dass wir uns in diesem
    Land besinnen. Es ist Zeit, dass Sie endlich verstehen: Mit
    der Art, wie Sie Opposition machen, muss Schluss sein.
    Das, was Sie machen, hat wenig mit Opposition zu tun.
    Sie versuchen, jenseits der demokratischen Regeln Men-
    schen in diesem Lande und auch die Bundesregierung zu
    diffamieren. Hören Sie damit auf und besinnen Sie sich!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lothar Mark [SPD]: Das ist reine Destruktion, was sie macht!)


    Sie haben angekündigt, im Vermittlungsausschuss
    morgen Abend solle alles offen sein. Das ist eine

    Dr. Angela Merkel

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002
    Franz Müntefering
    interessante Mitteilung. Ich bin sehr gespannt, ob Herr
    Koch das gewusst hat. Bei dem, was Sie dann gesagt ha-
    ben, habe ich allerdings Zweifel bekommen, dass Sie es
    wirklich ernst meinen. Sie haben die Hartz-Vorschläge
    angesprochen und die Regelung, die wir im Gesetz veran-
    kern wollen, als etwas herunterzureden versucht, was nicht
    funktionsfähig sein könne.


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das sagt Hartz selber!)


    Wir beschließen, dass es für gleiche Arbeit gleichen
    Lohn gibt. Vielleicht können wir uns auch in diesem Par-
    lament darauf einigen, dass das in dieser Republik das
    Normale sein sollte.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir beschließen darüber hinaus, dass in Tarifverträ-
    gen vereinbart werden kann, dass es davon Ausnahmen
    gibt. Herr Sommer vom DGB und andere, auch Arbeitge-
    ber, haben in der Anhörung des Deutschen Bundestages
    deutlich gemacht: Sie sind damit einverstanden, dass an
    dieser Stelle sehr flexibel dafür gesorgt wird, dass dieses
    Instrument funktioniert. Mein Eindruck war, Frau Merkel,
    dass Sie das entweder nicht verstehen wollen oder es nicht
    verstanden haben. Meine Bitte an Sie ist: Wenn Sie in den
    Vermittlungsausschuss gehen, lesen Sie sich das vorher
    noch einmal durch, damit Sie wissen, worüber Sie reden.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Das, was wir vorschlagen und was Wolfgang Clement er-
    kämpft hat, ist eine vernünftige Regelung, die dazu bei-
    tragen wird, dass im Bereich der Leiharbeit unter geord-
    neten Bedingungen mehr Menschen in Arbeit kommen als
    bisher. Dafür werden wir sorgen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Aber es geht eigentlich um etwas ganz anderes. Es geht
    darum, dass Sie es schon schlimm finden, dass es in
    Deutschland überhaupt noch Gewerkschaften gibt. So-
    zialdemokraten werden dafür beschimpft, dass sie in der
    Gewerkschaft sind. Ich finde das verwunderlich, aber das
    kommt in Ihren Worten zum Ausdruck.

    Das kommt auch zum Ausdruck, wenn Sie über das
    Bündnis fürArbeit im Betrieb sprechen. Auch in diesem
    Bereich wissen Sie nicht Bescheid. Es gibt Bündnisse für
    Arbeit im Betrieb, die mit den Gewerkschaften vereinbart
    worden sind. Aber darum geht es Ihnen ja gar nicht. Sie
    wollen, dass es Bündnisse für Arbeit im Betrieb gibt, aber
    keine Flächentarifverträge mehr, in denen so etwas ver-
    einbart werden kann. Sie wollen den Gewerkschaften das
    Kreuz brechen. Das ist Ihre Politik und das werden wir
    Sozialdemokraten nicht mitmachen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das wäre im Übrigen auch leichtfertig. Die großen Or-
    ganisationen, die wir in diesem Lande haben, Arbeitneh-
    mer und Arbeitgeber, Gewerkschaften, Zentralverband
    des Deutschen Handwerks und BDA, bilden eine der
    Grundlagen dafür, dass wir in Deutschland wohlstands-

    fähig geworden sind. Da sitzen Leute miteinander am
    Tisch, die verhandeln und etwas durchsetzen können. Die
    haben nämlich etwas im Kreuz. Die Ideologie der totalen
    Privatisierung der Lebensrisiken, die Sie vertreten, führt in
    die Irre. Das werden wir nicht mitmachen. Zum Sozialstaat
    gehört, dass die großen Interessen gebündelt und geschlos-
    sen vertreten werden können. Das ist unsere Position.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Dann haben Sie etwas zur Riester-Rente gesagt. Auch
    da muss ich Ihnen sagen, verehrte Frau Oppositionsfüh-
    rerin: Sie haben nicht verstanden, um was es da geht. Sie
    haben kritisiert, dass die Riester-Rente angeblich büro-
    kratisch sei. Wenn man einen Vertrag zur Riester-Rente
    abschließen will, muss man zwei Dinge tun: erstens ein
    Formular ausfüllen, auf dem der Name, das Geburtsda-
    tum, der Familienstand und das Einkommen stehen, und
    zweitens seinem Arbeitgeber sagen, dass man diesen Ver-
    trag abschließen will. Das hat mit Bürokratie wenig zu
    tun. Dass es diese Koalition – und nicht Sie – in der ver-
    gangenen Legislaturperiode hinbekommen hat, diese zu-
    sätzliche private, kapitalgedeckte Vorsorge einzuführen,
    ist eine große, historische Leistung. Darauf werden wir
    aufbauen bei allem, was wir in Zukunft im Sinne der Al-
    terssicherung tun werden. Das funktioniert, keine Sorge.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Jetzt ist es 1 Prozent, im Jahre 2008 sind es dann 4 Prozent.
    Herr Rürup wird mit seiner Kommission im Verlauf

    dieses Jahres und des nächsten Jahres ein Konzept für die
    nachhaltige Finanzierung der Systeme der sozialen Si-
    cherung insgesamt entwickeln. Sie werden dabei die de-
    mographische Entwicklung in diesem Lande beachten.
    Auf dieser Grundlage werden sie uns Vorschläge machen.
    Mit dem Blick auf die lange Linie der Alterssicherung
    wird das ein wichtiges Ergebnis sein, mit dem wir uns aus-
    einander zu setzen haben. Wir alle werden es im Bundes-
    tag wiederfinden. Beim Thema Alterssicherung geht es
    nicht nur um die nächsten fünf oder zehn Jahre, sondern
    es muss bis in die nächsten Generationen hinein geplant
    werden. Auch die, die heute 20, 25 und 30 Jahre alt sind,
    wollen von uns wissen, wie das eigentlich in Zukunft
    läuft. Deshalb sagen wir: Die Riester-Rente, die gut und
    richtig ist, wird über eine ganze Reihe von Jahren tragen,
    aber wir wissen angesichts unserer demographischen Ent-
    wicklung, dass wir auch darüber hinaus denken müssen.
    Das werden wir tun und deshalb wird die Kommission,
    die Herr Rürup leitet, uns wichtige Erkenntnisse an die
    Hand geben.

    Unabhängig davon werden wir schon im Verlauf des
    kommenden Jahres im Rahmen der Gesundheitsreform
    viele Dinge mit der Zielsetzung auf den Weg bringen,
    nicht zusätzliches Geld ins System zu holen, sondern den
    Wettbewerb im System zu verbessern. Wir werden dafür
    sorgen, dass wir mit dem vielen Geld, das im System vor-
    handen ist, die Qualität der medizinischen Versorgung ge-
    genüber heute verbessern.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    906


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 907

    Sie haben den EU-Beitritt der Türkei angesprochen.
    Ich hatte den Eindruck, dass Sie von den Zitaten ziemlich
    kalt erwischt worden sind. Ich konnte Ihre Begeisterung
    sehen, so wie sie Ihnen auch jetzt gerade wieder ins Ge-
    sicht geschrieben steht.


    (Lachen bei der SPD – Zurufe von der SPD: Wie immer!)


    Auf dem CSU-Parteitag gab es dazu eine Diskussion. Wir
    sehen natürlich die begleitenden Dinge, wenn solche Sa-
    chen im Bundestag auftauchen. Ich frage Sie, ob es falsch
    ist, dass Herr Beckstein den Auftrag hat, bei seinen Auf-
    tritten im hessischen Wahlkampf primär über die EU-Er-
    weiterung um die Türkei zu sprechen. Ich frage Sie, ob der
    Antrag, den Sie heute hier vorlegen und der nicht ein Ver-
    such der differenzierten Auseinandersetzung mit dem
    Thema ist, nicht die eindeutige Linie verfolgt, die Türkei
    definitiv von einem Beitritt zur EU auszuschließen. Dazu
    sage ich Ihnen: Das, was Sie machen, kann man nur tun,
    wenn man so tief in der Opposition ist, wie Sie es sind. Sie
    können keine Hoffnung haben, jemals wieder in der Re-
    gierung zu sein. Wenn Sie heute da säßen, würden Sie ei-
    nen solchen Antrag nicht stellen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich sage Ihnen: Es ist zu vermeiden, dass die Türkei in ih-
    rer strategischen Bedeutung an den Rand und zurück in
    die islamische Region gedrückt wird. Es muss mit ihr über
    die Bedingungen gesprochen werden, unter denen sie
    Mitglied der EU werden kann. Das muss jede verantwor-
    tungsvolle Regierung der Bundesrepublik Deutschland
    tun. Deshalb lehnen wir Ihren Antrag ab.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    In Ihrer Rede, Frau Merkel, sind die wichtigsten Dinge,
    um die es in diesem Lande geht, Erneuerung und Ge-
    rechtigkeit und Nachhaltigkeit, nicht vorgekommen.


    (Joachim Poß [SPD]: Geschwafel!)

    Wir haben die Riester-Rente in der letzten Legislaturpe-
    riode durchgesetzt, wir haben erneuerbare Energien vo-
    rangebracht, wir haben die LKW-Maut eingeführt,


    (Lachen des Abg. Dietrich Austermann [CDU/CSU])


    wir haben gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften
    ermöglicht,


    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist eine epochale Aufgabe! Die Leute sind arbeitslos!)


    wir haben die Mitbestimmung erweitert und wir haben die
    Haushaltskonsolidierung vorangebracht. Und wir haben
    Hartz auf den Weg gebracht. Diese Linie der Erneuerung
    werden wir auch in dieser Legislaturperiode weiter ver-
    folgen. Wir werden das mit dem sozialdemokratischen
    Anspruch und dem Anspruch dieser Koalition tun, eine
    Politik der Gerechtigkeit zu machen.


    (Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Dafür habt ihr die letzten vier Jahre Zeit gehabt!)


    Nur ganz Starke können sich einen schwachen Staat
    leisten. Wir stehen auf der Seite der Menschen, die auf

    die Solidarität der Gemeinschaft angewiesen sind.
    Gemeinwohl ist kein Spruch, Gemeinwohl ist uns wich-
    tig. Das bleibt auch so. Man kann auch auf Gemein-
    wohldenken verzichten, aber ich sage Ihnen ganz klar:
    Wir wollen so nicht sein. Gemeinwohl und Solidarität
    sollen auch in Zukunft in dieser Gesellschaft eine Rolle
    spielen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wenn Herr Westerwelle oder Herr Merz mir entgegen-
    halten, eine solche Haltung sei altmodisch,


    (Zuruf von der CDU/CSU: Sozialistisch!)

    das sei Beton, sage ich: Sei’s drum. Beton ist ein dankba-
    rer Stoff, mit dem man viel machen kann. Mir ist davor
    nicht bange. Ich sage Ihnen: Gemeinwohldenken, Solida-
    rität in dieser Gesellschaft und auch Sozialstaat sind mo-
    derner, als Sie es sich überhaupt vorstellen können. Wir
    werden in dieser Gesellschaft nicht darauf verzichten
    können und wollen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir haben genug Probleme in diesem Land, die zu be-
    wältigen sind, das ist unbestritten, leider auch durch eine
    Opposition, die vor allen Dingen destruktiv ist. Wir lassen
    uns auf das Niveau nicht ein, Frau Merkel. Ich will Ihnen
    noch sagen: Wir werden auch die Tinte nicht saufen, in die
    Sie uns hineinzuziehen versuchen.


    (Dr. Angela Merkel [CDU/CSU]: Kakao!)

    Die Heuchelei im Zusammenhang mit dem Wahlkampf

    und dem Verhalten der Regierung in dieser Zeit ist schon
    außerordentlich. Im August dieses Jahres, als der Bundes-
    finanzminister eine Haushaltssperre verhängte – wir alle
    wissen, was das bedeutet –, hat der Kanzlerkandidat der
    CDU/CSU, Herr Stoiber, ein 100-Tage-Programm ver-
    abschiedet und zusammen mit Frau Merkel und Herrn
    Merz und natürlich mit Herrn Glos verkündet. Nach
    diesem 100-Tage-Programm sollten im nächsten Jahr
    22 Milliarden Euro ausgegeben werden. Was ist das denn
    für eine Heuchelei? Wie kann jemand den Menschen im
    August – der Bundesfinanzminister hat eine Haushalts-
    sperre verhängt – 22 Milliarden für das kommende Jahr
    versprechen, obwohl er, weil er die Verantwortung in ei-
    ner Landesregierung trägt, über die Situation mindestens
    so gut Bescheid weiß wie die Bundesregierung? Das ist
    der eigentliche Skandal in diesem Wahlkampf gewesen.
    Sie können ganz sicher sein, dass das auf den Tisch kom-
    men wird.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Weil es sich um einen kochschen Diffamierungsaus-
    schuss handelt, sage ich auch ein Wort zu Herrn Koch. Er
    übertrifft in seinem Haushalt alles. Ursprünglich hat er
    650 Millionen Euro Nettoneuverschuldung vorgesehen;
    dann hat er sie auf 818 Millionen Euro erhöht und jetzt
    sind es 2 Milliarden Euro in Hessen.


    (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sauber!)


    Franz Müntefering

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002
    Franz Müntefering
    Auf Bundesebene überschreiten wir das, was wir uns vor-
    genommen haben, um 65 Prozent.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Wohl wahr!)

    Herr Koch überschreitet das, was er sich in Hessen vor-
    genommen hat, um 140 Prozent.


    (Zuruf von der SPD: Aha!)

    So viel zum Können und zur Wahrheit dieses Herrn Koch.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Hört! Hört!)


    Frau Merkel, mit Ihrer Sprache und Ihren Anwürfen
    verlassen Sie den Boden demokratischer Argumentation.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Ach, komm jetzt!)


    Es lohnt sich, die Äußerungen der letzten Wochen zu ver-
    folgen. Laut Laurenz Meyer – ich sehe ihn gerade vor mir –
    taumelt Deutschland in eine Katastrophe. Aber auch an-
    dere können zitiert werden: „Lügenausschuss“ und
    „Flächenbombardement an Steuern“. Frau Merkel lacht
    noch wohlwollend dazu. Wenn ich Flächenbombarde-
    ment höre, ist mir immer ein wenig gruselig zu Mute.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Herr Eichel hat gesagt, es wird zurückgeschossen!)


    Es wäre gut, wenn Sie Ihre Äußerungen ein wenig kon-
    trollieren würden. Das gilt übrigens auch für „Steuer-
    terror“ und andere Begriffe kriegerischer Art, die Sie ge-
    brauchen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Der „Barrikadenkampf“ wird verkündet, der „Ab-
    grund“ wird aufgetan, es wird vom „Sanierungsfall“ und
    von der „Katastrophe“ gesprochen. Sie sind der schweren
    Hysterie offensichtlich in hohem Maße verfallen. Bei uns
    zu Hause – Herr Merz ist nicht anwesend – sagt man: Ge-
    hen Sie einmal zum Klapsdoktor. Bei Ihnen ist inzwischen
    ein Stadium erreicht, bei dem man dringend etwas tun
    müsste. Ich sage Ihnen: Das geht so nicht weiter.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Zur Opposition gehört aber auch die FDP. Insbeson-
    dere nach dem Auftritt, den Herr Westerwelle hier eben
    hingelegt hat, will ich sie gerne ansprechen.


    (Dirk Niebel [FDP]: Bei dem Niveau haben wir das nicht anders erwartet!)


    Herr Westerwelle, als ich das Stichwort Möllemann da-
    zwischengerufen habe, haben Sie in Ihrer Reaktion auf die
    finanzielle Dimension dieser Veranstaltung hingewiesen.
    Ich habe diesbezüglich nachgefragt. Ich frage Sie noch
    einmal: Haben Sie die Kasse Ihrer Partei nur in Nord-
    rhein-Westfalen oder auch in den anderen Bundesländern
    auf die Frage hin geprüft, ob Herr Möllemann auch in
    diesen Bundesländern unterwegs war und vielleicht ge-
    gen Sie – das kann ja sein – Truppen gesammelt hat?


    (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Haben Sie Ihre Kasse außerhalb von Köln geprüft?)


    Das eigentlich Schlimme an dieser Situation ist aber,
    dass Sie das Geld und nicht das eigentlich Wichtige an-
    sprechen. Am 5. Juni dieses Jahres fand vor der FDP-Zen-
    trale in der Reinhardtstraße in Berlin eine Demonstration
    von FDP-Mitgliedern und jüdischen Mitbürgern gegen
    die antisemitischen Aktionen von Herrn Möllemann und
    seinen Freunden statt. Hunderte aufgebrachte Bürgerin-
    nen und Bürger nahmen an dieser Demonstration teil. Der
    Parteivorsitzende Guido Westerwelle hat sie beruhigt und
    gesagt: Das hat mit der FDP und meinem Vize nichts zu
    tun.


    (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Da war ich doch gar nicht!)


    Herr Westerwelle, zu diesem Punkt müssen Sie sich noch
    bekennen.


    (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Der war doch gar nicht da! Herr Kinkel war da!)


    Die Sache Möllemann hat aufgrund des Verstoßes ge-
    gen das Parteiengesetz eine finanzpolitische Dimension.
    Das Schlimme an dieser Sache ist aber, dass Sie monate-
    lang zugelassen und akzeptiert haben, dass in Deutsch-
    land in einer ungeheuerlichen Weise, hart am Rande anti-
    semitischer Vorbehalte, Wahlkampf gemacht worden ist.
    Dazu werden Sie sich als Parteivorsitzender der FDPnoch
    äußern müssen.



Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

Herr Kollege Müntefering, erlauben Sie eine Zwi-

schenfrage des Kollegen Westerwelle?


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Franz Müntefering


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Ja.