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ID1501300200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 871 A Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksache 15/150) . . . . . . . . . . . . . . 871 B b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2002 (Nach- tragshaushaltsgesetz 2002) (Drucksache 15/149) . . . . . . . . . . . . . . 871 B c) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Bericht über den Stand und die voraussichtliche Entwicklung der Fi- nanzwirtschaft des Bundes (Drucksache 15/151) . . . . . . . . . . . . . . 871 B Einzelplan 04 in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag des Abgeordneten Dr. Wolfgang Schäuble und der Fraktion der CDU/CSU: Für ein glaubwürdiges Angebot der EU an die Türkei (Drucksache 15/126) . . . . . . . . . . . . . . . . 871 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 871 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 876 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . 886 D Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . 889 D Katrin Dagmar Göring-Eckardt BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . 891 A Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 896 D Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 905 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . 908 D Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 910 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 912 A Hans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP . . . . . . . 913 A Dr. Christina Weiss, Staatsministerin BK . . . . 913 D Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 915 B Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 916 B Eckhardt Barthel (Berlin) SPD . . . . . . . . . . . 917 C Bernhard Kaster CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 918 B Einzelplan 05 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 3: a) Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Menschenrechte als Leitlinie der deutschen Politik (Drucksache 15/136) . . . . . . . . . . . . . . 920 B Plenarprotokoll 15/13 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 13. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 I n h a l t : b) Antrag der Abgeordneten Rainer Funke, Dr. Werner Hoyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien nicht vergessen (Drucksache 15/64) . . . . . . . . . . . . . . . 920 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 920 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 921 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 923 B Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 924 D Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 928 A Ruprecht Polenz CDU/CSU . . . . . . . . . . 928 D Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 929 A Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . . 930 B Dr. Christoph Zöpel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 932 C Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 934 A Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 935 D Michael Roth (Heringen) SPD . . . . . . . . . . . 936 C Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 937 D Christa Nickels BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 939 D Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 940 D Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 941 B Rainer Eppelmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 942 B Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 944 B Angelika Graf (Rosenheim) SPD . . . . . . . . . 944 C Einzelplan 14 Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 945 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 948 C Verena Wohlleben SPD . . . . . . . . . . . . . . 949 D Alexander Bonde BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 950 C Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 952 B Rainer Arnold SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 953 C Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . 954 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . 954 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 957 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 959 D Helga Daub FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 961 A Dr. Hans-Peter Bartels SPD . . . . . . . . . . . . . 962 A Thomas Kossendey CDU/CSU . . . . . . . . . . . 963 C Einzelplan 23 Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 965 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . 967 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . 969 D Thilo Hoppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 970 C Markus Löning FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 972 B Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 973 B Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 974 D Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 975 A Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . . . . 975 C Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU . . . . 975 C Detlef Dzembritzki SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 977 B Einzelplan 06 Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 979 A Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 981 B Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . . . . . 982 B Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 983 A Otto Schily SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 984 D Silke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 986 A Dr. Max Stadler FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 988 A Dagmar Freitag SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 989 B Susanne Jaffke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 990 A Sebastian Edathy SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 991 C Stephan Mayer (Altötting) CDU/CSU . . . . . 993 A Einzelplan 07 Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 994 B Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . . . . . . . 996 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 999 D Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1001 B Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1002 B Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1003 C Norbert Barthle CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1005 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1007 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1007 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 1009 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002II (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 871 13. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Norbert Barthle Berichtigung 12. Sitzung, Seite 744 (B), der letzte Absatz ist wie folgt zu lesen: Wir haben eine Menge getan, um die Eigenkapitalbildung des Mit- telstandes zu erleichtern. Aufgrund unserer Steuerreform ist inzwi- schen die obere Grenzbelastung – 1998 lag sie bei 69 Prozent – auf 51 Prozent gesenkt worden. So etwas haben sie in Ihrer Regierungs- zeit nie zuwege gebracht. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 1009 (C)(A) Adam, Ulrich CDU/CSU 04.12.2002* Borchert, Jochen CDU/CSU 04.12.2002 Bury, Hans Martin SPD 04.12.2002 Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 04.12.2002 Hartmut Caesar, Cajus CDU/CSU 04.12.2002 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 04.12.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 04.12.2002 Gradistanac, Renate SPD 04.12.2002 Großmann, Achim SPD 04.12.2002 Hörster, Joachim CDU/CSU 04.12.2002* Hofbauer, Klaus CDU/CSU 04.12.2002 Kubicki, Wolfgang FDP 04.12.2002 Lintner, Eduard CDU/CSU 04.12.2002* Dr. Lötzsch, Gesine fraktionslos 04.12.2002 Dr. Lucyga, Christine SPD 04.12.2002* Möllemann, Jürgen W. FDP 04.12.2002 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 04.12.2002 Rauber, Helmut CDU/CSU 04.12.2002** Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 04.12.2002 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des OSZE entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Michael Glos


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her-

    ren! Zunächst herzlichen Dank dafür, Herr Bundeskanz-
    ler, dass Sie unseren österreichischen Freunden so gehol-
    fen haben.


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

    Durch Ihren Einsatz – das war ein beispielloses Mobbing
    eines kleines Landes –


    (Zurufe von der SPD: Aufhören! – Jetzt geht es schon wieder los!)


    und durch die Tatsache, dass Ihre Politik so abschreckend
    gewesen ist, ist dieses Wahlergebnis in Österreich zu-
    stande gekommen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der SPD)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002
    Michael Glos
    – Bevor Sie von der linken Seite her schon in aller Früh
    so laut rufen, sollten Sie zur Kenntnis nehmen, dass es
    Ihre Genossen in Österreich waren, die die Abschluss-
    kundgebung mit Bundeskanzler Schröder aus Deutsch-
    land abgesagt haben.


    (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hören Sie mit den Mätzchen auf!)


    Aber es war zu spät. Es hat nichts mehr geholfen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Das zeigt wieder, dass das alte Sprichwort noch gültig ist,
    das da heißt: Niemand ist unnütz; er kann immer noch als
    abschreckendes Beispiel dienen.


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir wissen, dass Sie bei uns in Deutschland die Wahl

    durch einen Parforceritt, der längerfristig zum Schaden
    unseres Landes sein wird, knapp gewonnen haben. Wir
    müssen das akzeptieren und wir werden das akzeptieren.


    (Lachen bei der SPD)

    – Wenn Sie es nicht akzeptieren, dann lässt es sich auch
    durch Lautstärke nicht heilen. – Ich fordere Sie und Ihre
    Freundinnen und Freunde, wie es heißt, auf, endlich zu re-
    gieren und endlich von Ihrem Mandat Gebrauch zu ma-
    chen, statt ständig neue Kommissionen einzusetzen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Stiegler von der SPD ist ja zu Zeiten des Wahl-

    kampfs Fraktionsvorsitzender gewesen. Sie müssen nun in
    seine großen Schuhe hineinwachsen, Herr Müntefering.


    (Lachen bei der CDU/CSU)

    Wo der Herr Stiegler Recht hat, hat er Recht.

    Daran sieht man auch, welche Halbwertszeit vor allem
    Ihre Machtworte haben. Sie haben am Montag im SPD-
    Präsidium ein so genanntes Machtwort gesprochen. He-
    rausgekommen sind wieder nur Kakophonie und über-
    flüssige Debatten. Das hat unser Land und das haben die
    Bürgerinnen und Bürger satt. Sie haben das nicht verdient.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die „Süddeutsche Zeitung“, die Ihnen sonst sehr ge-

    wogen ist, hat Recht, wenn sie ausgerechnet am 11. No-
    vember Herrn Kister schreiben lässt – ich zitiere –:

    Dies ist eine Regierung der Enttäuschung.

    (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, das war am 11.11.!)

    Zu ergänzen ist: Dies ist nicht nur eine Regierung der Ent-
    täuschung, sondern auch eine Regierung der Täuschung
    und der Irreführung, eine Regierung des Wahlbetrugs und
    der Bilanzfälschung, eine Regierung der Faktenver-
    schleierung und der Wirklichkeitsverweigerung. Das sind
    die Tatsachen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich möchte ein Beispiel nennen. Herr Hartz, der langsam

    die Rolle von Herrn Stollmann übernimmt – auch er war ein
    Herzeigewirtschaftler, ausschließlich hervorgeholt, um die
    letzte Wahl zu gewinnen – und in dessen Fußstapfen tritt,

    hat mit der so genannten Ich-AG eine Legalisierung der
    Schwarzarbeit vorgeschlagen. Nach der Ich-AG müsste
    richtigerweise die Du-AG folgen. Die Du-AG müsste
    Murksarbeit legalisieren; denn das, was Sie von Rot-Grün
    bisher abgeliefert haben, war Murksarbeit.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Herr Bundeskanzler, Sie haben das in einem Interview

    mit einer großen Hamburger Wochenzeitung als hand-
    werkliche Fehler bezeichnet. Ich finde, man sollte das
    deutsche Handwerk nicht beleidigen, indem man einen
    solchen Murks mit handwerklichen Fehlern entschuldigt.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


    Wir haben es nicht nur in der Haushalts-, Steuer- und
    Sozialpolitik, sondern auch – und das kann langfristig
    noch schlimmer sein – in der Außen-, Sicherheits- und
    Verteidigungspolitik mit dilettantischem Verhalten zu tun.
    Die Position der Bundesregierung in der Irak-Frage ist
    ebenfalls von Irreführung und Verschleierung geprägt.


    (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht alles, was Sie nicht begreifen, ist Verschleierung!)


    Die Wahrheit wird nur scheibchenweise preisgegeben.
    Die Informationspolitik der Öffentlichkeit und dem Par-
    lament gegenüber spottet jeder Beschreibung. Das Wort
    „Volksverdummung“ ist nur ein milder Ausdruck dafür.

    Im Inland werden aus wahltaktischen Gründen Pazifis-
    mus, deutsche Sonderwege und Äquistanz – –


    (Joseph Fischer, Bundesminister: Was ist das bitte?)


    – Ich meinte natürlich: Äquidistanz. Herr Bundesminister
    des Äußeren, Sie wollen – das ist Ihr Komplex – immer
    wieder zeigen, dass Sie von einem Steinewerfer, von ei-
    nem Bücherbesorger – ich drücke es vorsichtig aus; man-
    che haben Sie „Bücherdieb“ genannt – endlich zu einem
    Mann im Nadelstreifen geworden sind. Sie kennen sogar
    Fremdworte. Sie versprechen sich nie. Sie sind eine groß-
    artige Figur.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Aber machen Sie Ihre Großartigkeit endlich in der Politik
    und im Verhältnis zu unseren amerikanischen Freunden
    geltend!

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, deutsche
    Sonderwege sind falsch. Man ist jetzt bestrebt, in den
    USAweiteren Flurschaden zu vermeiden. Das hat Struck
    unlängst bei Rumsfeld versucht. Ich halte das für nötig
    und für sinnvoll. Herr Bundeskanzler, Sie wissen, dass
    sich in dieser Frage das Koordinatensystem geändert hat.
    Der UN-Sicherheitsrat hat die Irak-Resolution einstim-
    mig gebilligt und beschlossen. In Prag wurde die ein-
    mütige Haltung der NATO bekräftigt.

    Doch wenn es konkret wird, weichen Sie aus: Eine pas-
    sive Beteiligung an einer möglichen militärischen Inter-
    vention – so haben Sie das unlängst genannt – stellen Sie in
    Aussicht, eine aktive Beteiligung lehnen Sie allerdings ab.


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    872


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 873

    Ich kann Ihnen nur empfehlen – Sie rufen: „Richtig!“ –:
    Schaffen Sie Klarheit!


    (Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Völlig klar!)


    Machen Sie klar, wo eigentlich die Grenzen sind. Außer
    Ihnen weiß das offensichtlich niemand. Den USA stellen
    Sie logistische Unterstützung, IsraelAbwehrraketen und
    möglicherweise Panzer in Aussicht. Im Wahlkampf haben
    Sie noch jegliche Beteiligung kategorisch ausgeschlossen
    und abgelehnt. Damit haben Sie Vorbehalte bei unseren
    wichtigsten Verbündeten geschürt.

    Das Verwirrspiel um die Fuchs-Panzer für Israel ist der
    Gipfel von Dilettantismus. Auch Herr Struck hat sich in
    dieser Frage nicht als schlauer Fuchs erwiesen. Man ge-
    winnt den Eindruck, die zuständigen Herren sind den An-
    forderungen nicht gewachsen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Was besonders schlimm ist: Erstmals in der Geschichte

    unseres Landes hat sich Deutschland bei einer existen-
    ziellen Frage aus der westlichen Wertegemeinschaft
    ausgeklinkt. Deutschlands Ansehen in der Welt wurde
    massiv beschädigt. Unglaubwürdig, unberechenbar und
    unzuverlässig – so wird Rot-Grün von unseren Freunden
    zu Recht gesehen. Das ist schlimm für unser Land.


    (Widerspruch bei der SPD)

    Unter Helmut Kohl war Deutschland ein verlässlicher

    Partner der westlichen Gemeinschaft.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

    Unter Gerhard Schröder – Herr Bundeskanzler, diesen
    Vorwurf muss ich Ihnen machen – herrschen Misstrauen
    und Verunsicherung. Das Gerede von den deutschen
    Sonderwegen hallt immer noch nach. Unsere Partner ha-
    ben nicht vergessen, wohin deutsche Sonderwege in der
    Geschichte des letzten Jahrhunderts und vorher geführt
    haben.


    (Gerhard Rübenkönig [SPD]: Unglaublich! – Weitere Zurufe von der SPD)


    Deswegen sollten Sie mit dem Wort von den deutschen
    Sonderwegen vorsichtig sein. Wir wollen einen gemein-
    samen europäischen Weg gehen, der die Erfahrungen un-
    serer Geschichte mit beherzigt.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Was ganz besonders schlimm war: Nicht einmal die

    Staatsräson, die eigentlich einen Bundeskanzler binden
    sollte, hat Sie während des Wahlkampfes davon abgehal-
    ten, mit billigem Antiamerikanismus auf Stimmenfang
    zu gehen. Dafür bringe ich auch gerne Beweise. Es war
    schlimm, eine Bundesministerin bis nach der Wahl im
    Amt zu belassen, die es immerhin fertig gebracht hat, den
    amerikanischen Präsidenten mit Hitler zu vergleichen und
    ihn ins Zuchthaus zu wünschen.


    (Zurufe von der CDU/CSU: Pfui!)

    Das ist die Tatsache. Sie haben sie im Amt belassen und
    nicht weggeschickt.

    Von Meinungsverschiedenheiten unter Freunden war
    dann nur die Rede. Das ist sehr verharmlosend für das,
    was sich angebahnt hat. Ich nenne beispielhaft die Ge-
    spräche von Struck, über die er Sie sicherlich unterrichtet
    hat. Diese Gespräche werden übrigens in den Vereinigten
    Staaten anders gesehen als in Deutschland. Offensicht-
    lich ist in Hintergrundgesprächen amerikanischen Journa-
    listen etwas anderes gesagt worden, als deutschen Jour-
    nalisten zur Veröffentlichung freigegeben wurde.


    (Hubertus Heil [SPD]: Waren Sie dabei?)

    Herr Struck, Sie waren gleichsam eine Art Spürpanzer des
    Bundeskanzlers in den USA.

    Hinterher hieß es dann, das Eis sei jetzt gebrochen.
    Aber ich stelle fest: Auf gebrochenem Eis kann man keine
    Eistänze mehr aufführen und keine Pirouetten drehen. Vor
    allen Dingen geht es darum: Wenn man schon auf dem Eis
    tanzt, hat die Kür in diesen schwierigen Zeiten keinen
    Sinn. Tun Sie endlich Ihre Pflicht!


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    George Bush senior hat gegenüber Helmut Kohl die

    deutsch-amerikanischen Beziehungen seinerzeit unter das
    Motto „Partners in Leadership“ oder „Partnership in
    Leadership“ gestellt. Sie, Herr Bundeskanzler Schröder,
    mussten sich bei Ihren Begegnungen mit Bush junior in
    Prag – auf diese Begegnung haben Sie lauern müssen –
    mit einem knappen Händedruck begnügen. Der NATO-
    Gipfel in Pragwird als der Gipfel des erschlichenen Hän-
    dedrucks in die Geschichte der deutsch-amerikanischen
    Beziehungen eingehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


    Noch nie zuvor hat ein solches Treffen ohne Begegnung
    zwischen dem deutschen Bundeskanzler und dem ameri-
    kanischen Präsidenten stattgefunden.

    Wir unterstützen die Außenpolitik, wenn sie die Ver-
    antwortung unseres Landes in einer globalen Welt in den
    Vordergrund stellt. Wir haben Ihnen Zustimmung in
    schwierigen Zeiten gewährt, als Ihnen die eigenen
    Freundinnen und Freunde die Gefolgschaft verweigert
    haben. Auch wissen wir noch, dass Sie selbstverständ-
    liche Bündnispflichten nur mit einem Misstrauensvotum
    durchsetzen konnten. Deswegen bekennen wir uns aus-
    drücklich zur Verantwortung Deutschlands in der Welt.
    Wir fordern Sie auf: Nehmen Sie diese Verantwortung
    endlich wahr und nehmen Sie sie ernst!

    Die UN-Resolution einschließlich der Androhung mi-
    litärischer Gewalt gegen den Irak wurde im Sicherheitsrat
    immerhin einstimmig angenommen. Deswegen ist es an
    der Zeit, dass Sie die wahltaktisch begründete Eiszeit mit
    unseren Freunden in den Vereinigten Staaten wieder be-
    enden. Sie ist zum Schaden unseres Landes und der freien
    Welt.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich meine, wir brauchen endlich wieder einen Schul-

    terschluss mit all unseren NATO-Verbündeten, insbeson-
    dere mit den wichtigsten. Deswegen hat es keinen Sinn, in
    Deutschland auf antiamerikanische Stimmung zu setzen.

    Michael Glos

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002
    Michael Glos
    Man kann zwar offensichtlich während des Wahlkampfs
    in bestimmten Teilen unseres Landes kurzfristig damit
    Punkte machen, aber wie Sie den jüngsten Umfragen ent-
    nehmen können, ist auch dort die Stimmung mächtig ab-
    gestürzt.

    Zwölf Jahre nach der Wiedervereinigung kann Deutsch-
    land bei der Bewältigung weltweiter Krisen nicht die
    Rolle des unbeteiligten Fernsehzuschauers übernehmen.
    Herr Bundeskanzler, Ihr Canossa liegt nicht am Tiber,
    sondern Ihr Canossa liegt am Potomac. Je eher Sie sich zu
    Ihrem Canossagang nach Washington aufmachen, desto
    günstiger wird es für unser Land. Jeder Tag, den Sie län-
    ger warten, macht das Ganze teurer.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir diskutieren heute auch über einen Antrag, den die

    CDU/CSU-Fraktion vorgelegt hat und in dem wir be-
    schreiben, wie wir uns das Verhältnis zur Türkei künftig
    vorstellen. Wir sind der Meinung – darin sind wir uns si-
    cherlich einig –, dass eine stärkere Verankerung der Türkei
    in der westlichen Wertegemeinschaft wichtig und richtig
    ist. Aber die Ausstellung eines Blankoschecks für den
    Beitritt der Türkei als Vollmitglied in die EU lehnen wir
    ab, Herr Bundeskanzler.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir wissen, dass die EU in jeder Hinsicht damit überfor-
    dert wäre. Wir dürfen auch die Position unseres Landes als
    größter Nettozahler nicht außer Acht lassen; denn das
    würde uns ungeheuer teuer zu stehen kommen. Die Tür-
    kei ist weder ökonomisch noch politisch reif für den Bei-
    tritt zur Europäischen Union. Wir sind auch der festen
    Überzeugung, dass sich Europa auf ein gemeinsames kul-
    turelles und auch religiöses Erbe gründet. Die Türkei
    gehört nicht dem europäischen Kulturkreis an. Die Eröff-
    nung einer echten Beitrittsperspektive für die Türkei hätte
    eine Präzedenzwirkung zur Folge und könnte eine unab-
    sehbare Lawine von weiteren Beitrittsersuchen von Ma-
    rokko bis zur Ukraine nach sich ziehen. Das wäre die lo-
    gische Folge. Eine geographisch grenzenlose Europäische
    Union würde das Projekt Europa, in das gerade die Union
    so viel Herzblut gelegt hat, für immer zerstören.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Herr Bundeskanzler, Sie haben hohe Erwartungen in

    Ihre Rede hineinprojizieren lassen. Deshalb sollten Sie
    auch zu einem Argument Stellung nehmen, das immer
    wieder vorgebracht wird. Kommen Sie nicht mit den bil-
    ligen Ausflüchten, das sei alles vor 40 Jahren in die Wege
    geleitet worden! Der Hinweis auf die Zollunion mit der
    Türkei in den 60er-Jahren geht fehl. Damals gab es ledig-
    lich eine Wirtschaftsgemeinschaft und niemand hat sich
    den Ausbau der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft
    in eine echte Europäische Union mit einem staatenähn-
    lichen Charakter vorstellen können. Das ist ein gewaltiger
    Unterschied.

    Die geostrategische Bedeutung der Türkei ist allge-
    mein bekannt. Wir wissen, dass sich viele Menschen in
    der Türkei zu Europa hinwenden wollen. Wir wissen aber
    auch, dass deren Stimmungen nicht davon abhängig sind,
    ob gerade Beitrittsverhandlungen geführt werden oder
    nicht. Wichtig ist, dass die wirtschaftlichen Beziehungen

    zur Türkei ausgebaut werden. Es ist vor allen Dingen
    wichtig, dass eine Assoziierung im außen- und sicher-
    heitspolitischen Bereich erfolgt. Genau darauf legen un-
    sere amerikanische Freunde Wert.


    (Lachen des Bundesministers Joseph Fischer)

    – Herr Bundesaußenminister, Sie lachen wieder überheb-
    lich. Lassen Sie doch Ihre Überheblichkeit!


    (Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD und beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sie sind zwar Außenminister der Bundesrepublik Deutsch-
    land; aber Sie sind Gott sei Dank und gottlob nicht der ein-
    zige Vertreter unseres Landes, der Gespräche mit den Ver-
    einigten Staaten von Amerika führt. Auch wir sind nicht
    auf die Pförtner angewiesen, wenn wir in Amerika etwas
    erfahren wollen. Vielmehr habe ich unlängst eine Reihe
    von interessanten Gesprächen mit führenden Senatoren,
    darunter auch dem Mehrheitsführer im Senat, geführt.
    Es hat sich nämlich anders entwickelt, als Sie es sich ge-
    wünscht haben. Ich erinnere mich an die Unterrichtung
    der Fraktionsvorsitzenden, in der es hieß: Warten Sie erst
    einmal den Dienstag ab! An dem besagten Dienstag haben
    die Wahlen in den USA zu dem bekannten Ergebnis ge-
    führt, das vielleicht ein bisschen anders ausgefallen ist, als
    Sie es erwartet haben.

    Man kann zwar mit unseren amerikanischen Freunden
    diskutieren, aber man muss dabei Verständnis für den deut-
    schen Standpunkt suchen. Wenn man einfach nur das, was
    man vorher im Wahlkampf zerstört hat, wieder gutmachen
    will, ist der Preis zu hoch. Den Preis der Vollmitgliedschaft
    der Türkei, den Sie zu zahlen bereit sind, damit Sie sich in
    den USAwieder sehen lassen können, ist uns zu hoch. Wir
    lehnen – damit das ganz klar ist – diesen Preis ab.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Ich möchte noch auf einen weiteren Punkt eingehen.
    Man zweifelt in den Vereinigten Staaten und in anderen
    führenden Industrieländern – von dort aus wird ja inter-
    nationales Kapital entweder zur Verfügung gestellt oder ab-
    gezogen – an den wirtschaftlichen Fähigkeiten der
    Deutschen, die Wirtschaft wieder nach vorne zu bringen.
    Deutschlands Wirtschaft ist gelähmt. Man glaubt sich an
    Heinrich Heine erinnert, der in seinem „Wintermärchen“
    schreibt: „Denk ich an Deutschland in der Nacht, werd ich
    um den Schlaf gebracht.“ Die Stimmung bei Investoren und
    Verbrauchern ist so eisig wie die deutsch-amerikanischen
    Regierungsbeziehungen. Jede Woche wird eine neue
    steuer- und abgabenpolitische Sau durchs Dorf getrieben
    – darüber ist ja gestern ausführlich debattiert worden –, von
    der ominösen Mindeststeuer über eine Wertzuwachssteuer
    bis hin zur Wiederauferstehung der Vermögensteuer. Ich
    bin ganz sicher, dass „Nachbessern“ das Unwort des Jahres
    werden wird. Sie werden als einer der größten Kapitalver-
    nichter in die Geschichte unseres Landes eingehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sie haben nämlich nicht nur das Geldkapital und das Ka-
    pital der kleinen Aktienbesitzer zerstört, sondern – das ist
    noch schlimmer – Vertrauenskapital in der Wirtschaft ver-
    nichtet. Dieses Kapital lässt sich sehr viel schwerer wie-
    der aufbauen als Geldkapital.


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    874


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 875

    Jeder weiß, dass nach der nächsten Steuerschätzung
    den Menschen weitere Belastungen drohen, die dem Stop-
    fen immer neuer, selbst gebaggerter Löcher dienen. Hans
    Eichel ist vom Hans im Glück zum Herrn der Löcher ge-
    worden. Das ist ein beispielloser Absturz und zeigt im
    Grunde den ganzen Niedergang von Rot-Grün.


    (Hubertus Heil [SPD]: Wer hat sich denn die ganzen Kalauer ausgedacht?)


    Deswegen kann ich verstehen, wenn Herr Müntefering
    als Fraktionsvorsitzender sehr allergisch auf unsere Ab-
    sicht reagiert, einen Untersuchungsausschuss einzuset-
    zen, der sich mit Hintergründen und Fakten beschäftigt,
    der offen legt, wer zu welcher Zeit was über die katastro-
    phale Haushaltssituation und die Tatsache wusste, dass
    die im Maastrichter Vertrag festgelegte Defizitgrenze
    nicht eingehalten werden kann und dass die Sozialversi-
    cherungssysteme schon Mitte dieses Jahres pleite gewe-
    sen sind, und wer dafür verantwortlich ist, dass dies der
    Öffentlichkeit anders dargestellt worden ist.

    Besonders schlimm ist: Sie misstrauen dem Handeln ein-
    zelner Personen. Deswegen sagen Sie, Herr Müntefering
    – das ist das alte linke, sozialistische Staatsverständnis –:
    Gebt euer Geld doch dem Staat; denn dort ist es gut auf-
    gehoben. – In Wirklichkeit denken Sie, dass alles, was der
    Staat nicht zu 100 Prozent bekommt, ein ganz besonderer
    Gunstbeweis sei. Ich sage Ihnen: Lassen Sie mehr Geld
    bei den Bürgerinnen und Bürgern, insbesondere wenn es
    um die Finanzierung des Konsums geht! Die Menschen
    sollen zumindest über ihren Konsum entscheiden können.


    (Joachim Poß [SPD]: Die Staatsquote war bei Ihnen über 50 Prozent, nicht bei uns!)


    Wenn Sie, Herr Müntefering, mehr Geld fordern, dann
    dient das nur dem Staatskonsum. Unsere Wirtschaft
    kommt nicht auf die Beine, wenn Verbraucher und Inves-
    toren auf Dauer verunsichert sind.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Karl Schiller hat einmal gesagt: Genossen, lasst die

    Tassen im Schrank!

    (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die sollten Sie doch erst mal nachzählen!)


    Ich glaube, das muss man Ihnen wieder zurufen; denn das,
    was Sie jetzt machen, ist eigentlich ein Rückfall in die alte
    linke Ideologie der 70er-Jahre. Es ist eigentlich nicht zu
    fassen, dass zwölf Jahre nach dem Zusammenbruch des
    Sozialismus wieder eine solch furchtbare Staatsgläubig-
    keit in Deutschland herrscht.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD – Joachim Poß [SPD]: Die gibt es doch in Bayern, bei der Bayerischen Staatsregierung!)


    – Genauso ist es. Es ist nicht zu fassen.
    In seinem „Zeit“-Interview verband der Bundeskanzler

    seinen Tritt gegen Eichel, den er ihm aus Hamburg hat ge-
    ben lassen, gleichzeitig mit einer Klage über die Wirt-
    schaft. Er hat die Presse und die Wirtschaft beschuldigt,
    ein Zerrbild von der ökonomischen Lage unseres Landes
    zu zeichnen. Die Tatsachen sehen anders aus. Der Absturz
    des „Handelsblatt“-Frühindikators zum sechsten Mal

    in Folge und das Zwischenzeugnis, das die „Financial Ti-
    mes Deutschland“ ausgestellt hat, besagen alles. Mir lie-
    gen die entsprechenden Passagen vor. Wenn es gewünscht
    wird, kann ich sie vorlesen. Jedenfalls dominiert in die-
    sem Zeugnis die Note „mangelhaft“. Sie kommt öfter vor
    als „ausreichend“. Die beste Note – sie gibt es nur ein-
    mal – ist „befriedigend“.

    Es besteht die reale Gefahr, dass die aktuelle Stagna-
    tion erneut in eine Rezession einmündet. Ursache hierfür
    ist die beispiellose Verunsicherung – ich habe es bereits
    angesprochen – insbesondere der Verbraucher und der In-
    vestoren. Ich bin sehr gespannt, Herr Bundeskanzler, ob
    heute Ihr Auftritt als selbst ernannter Staatsschauspieler
    daran etwas ändern wird.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Pfui! – Schmierfink! – Aufhören!)


    Ich glaube nicht, dass man mit einer Rede irgend etwas
    herumreißen kann. Wenn, dann kann man es nur mit ent-
    sprechenden Taten tun und diese Taten fehlen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Diese Taten sind allerdings auch sehr schwer zu verwirk-
    lichen, wenn man einen Verein hinter oder vor sich hat,
    wie er hier sitzt. Deswegen lassen Sie Ihr Geschrei und
    Ihre Pfui-Rufe!


    (Zurufe von der SPD: Aufhören! – So ein Schwätzer! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sollten sich schämen!)


    Wenn inzwischen vom kranken Mann Europas die
    Rede ist, dann sind die Deutschen gemeint. Früher haben
    wir uns als Deutsche immer umgedreht, wenn irgendwo
    von einem kranken Mann Europas die Rede war, und ha-
    ben geschaut, wer es denn sein könnte. Heute müssen wir
    in den Spiegel schauen, wenn vom kranken Mann Euro-
    pas die Rede ist. Diesen Zustand sollten Sie beenden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Der gebetsmühlenartige Verweis auf die Weltkon-

    junktur ist nichts als Ablenkungs- und Täuschungs-
    manöver. Die Europäische Union hat uns mitgeteilt, dass
    das konjunkturbereinigte, das heißt das strukturelle Defi-
    zit in Deutschland von 1,4 Prozent am Ende der 90er-
    Jahre auf mehr als 3 Prozent angestiegen ist. Das zeigt,
    unsere Probleme sind hauptsächlich hausgemacht, und sie
    müssen bei uns zu Hause in Deutschland gelöst werden.
    Deswegen werden wir nicht ruhen, bis die Wahrheit ans
    Licht gebracht ist. Ich finde, man kann einen Neuanfang
    nur auf der Basis von Wahrheit und Klarheit machen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD)


    Es bringt auch nichts, wenn Sie die Forschungsinsti-
    tute und die Wirtschaftsverbände beschimpfen, die sich
    um die Arbeitsplätze und die Existenz ihrer Firmen Sor-
    gen machen. Das bringt überhaupt nichts.

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, ein Aller-
    letztes:


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN– Joachim Poß [SPD]: Heuchler! – Gegenruf von der CDU/CSU: Ordnungsruf!)


    Michael Glos

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002
    Michael Glos

    – Herr Poß, Sie haben soeben das Wort „Heuchler“ in
    den Mund genommen. Dies sei Ihnen völlig unbenom-
    men. Die schlimmste und schärfste Kritik kommt doch
    aus Ihren eigenen Reihen. Das, was Lafontaine


    (Lachen bei der SPD)

    sagt, hat keinen Oscar der Fairness verdient. Wir haben
    Gerhard Schröder nicht mit Hitler verglichen. Aber
    Lafontaine ist an den Rand gegangen, dieses zu tun. Der
    Vergleich mit Brüning ist allerdings nicht so abwegig. Er
    hat mit Notverordnungen regiert und Sie sprechen heute
    von Notgesetzen, die Sie machen. Wo liegt da der große
    Unterschied?


    (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Geschichte: fünf!)


    Meine sehr verehrten Damen und Herren, der Bundes-
    kanzler verzichtet laut Presse angeblich darauf, eine Blut-
    und Tränenrede à la Churchill zu halten. Er hätte es auch
    nicht so gut gekonnt wie Churchill. Er kann nicht einmal
    so gut Zigarren rauchen wie Churchill.


    (Zurufe von der SPD und vom BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir sind leider in einer Situation, in der Politik ein ganzes
    Stück in Peinlichkeit ausartet.


    (Lebhafte Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    – Ich weiß überhaupt nicht, was Sie wollen. Ich habe mein
    Hemd noch nicht ans Bundeskanzleramt geschickt. Es
    sind doch die Bürgerinnen und Bürger, die massenweise
    ihre Hemden dorthin schicken, um zu protestieren. Es wa-
    ren auch nicht wir, die den so genannten Schröder-Song
    finanziert haben. Das mit den bezahlten Songs war Herr
    Eichel. Herr Eichel hat – aus Steuergeldern finanziert – ei-
    nen Song zum Tag der offenen Tür des Bundesfinanzmi-
    nisteriums erstellen lassen. Dort heißt es:

    Er steht nicht auf hohe Schuldenberge, die soll’n run-
    ter, dafür steht er ein, er will nicht, dass unsere Kin-
    der sie erben und deshalb will er sparsam sein. Ver-
    spricht nichts, was er nicht halten kann, er senkt die
    Steuern, wo er kann, er bringt die Wirtschaft schon
    auf Trab, damit die Jugend eine Zukunft hat.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Was ist denn davon übrig geblieben? Ich kann Ihnen

    nur eines sagen: Dieser Song ist nicht in die Charts ge-
    kommen und er wird nie in die Charts kommen.


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Dafür ist jedoch der Schröder-Song in die Charts gekom-
    men und er ist der Hit an sich. Das ist der Weg, Herr Bun-
    deskanzler, vom Champagner zum Leitungswasser oder
    von Brioni zu Hennes & Mauritz, den Sie inzwischen ge-
    gangen sind.


    (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)

    Es ist einfach alles nur noch billig und die Menschen
    spüren das. Beim Schröder-Song heißt es:

    Was du heute kannst versprechen, darfst du morgen
    wieder brechen und drum hol‘ ich mir jetzt jeden
    einzel‘nen Geldschein, euer Pulver, eure Kohle, euer
    Sparschwein!

    Herr Bundeskanzler, jetzt haben Sie Gelegenheit, end-
    lich die Wende herbeizuführen, die wir in unserem Land
    brauchen. Ich sage noch einmal: Das wird allerdings nicht
    mit einer Rede geschehen können, sondern nur mit kalku-
    lierbarem richtigen Handeln, verbunden mit der Beendi-
    gung der Kakophonie und mit sehr viel Klarheit.

    Herzlichen Dank.

    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile das Wort dem Bundeskanzler Gerhard

Schröder.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Gerhard Schröder


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her-

    ren! Ich glaube, das, was wir eben gehört haben, ist cha-
    rakteristisch für die Lage der deutschen Konservativen
    unter Frau Merkel und Herrn Stoiber –


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    ein Niveau der politischen Auseinandersetzung, das an
    Inhaltsleere und Bodenlosigkeit nicht mehr zu überbieten
    ist,


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Peter Ramsauer [CDU/ CSU]: Schauen Sie einmal in den Spiegel!)


    ein Niveau der politischen Auseinandersetzung, das über
    Inhalte gar nichts mehr weiß und auch nichts mehr wissen
    will, sondern nur noch zum Instrument der persönlichen
    Diffamierung greift. Das haben Sie, Herr Glos, heute hier
    bewiesen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Exakt dieses Niveau erleben wir seit einiger Zeit. Ich
    fordere Sie auf, Frau Merkel, davon Abstand zu nehmen.
    Das schadet unserem Land, das schadet dem demokra-
    tischen Prozess und das schadet letztlich uns allen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Es ist Ihre Verantwortung, diese Scharfmacher zurück-
    zupfeifen, und zwar gründlich.


    (Lebhafter Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Wenig souveräner Kanzler!)


    Wir werden über dieses Muster der inhaltslosen politi-
    schen Auseinandersetzung noch zu reden haben.


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    876


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 877

    Zunächst aber: kein Wort des Hauptredners der CDU/
    CSU zur realen Lage im Land.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Die kennen Sie ja gar nicht!)


    Außer dümmlichen Sprüchen hat er nichts, aber auch
    gar nichts vorgebracht.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das Niveau zeigt in seltener Deutlichkeit, dass Sie zu kei-
    ner einzigen der Fragen, die bei uns anstehen – gewiss
    sind die schwierig genug –, auch nur den Hauch einer Ant-
    wort haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das ist doch der Grund, warum Sie nur zur persönlichen
    Diffamierung und zu jeder Form von Klamauk in der po-
    litischen Auseinandersetzung greifen,


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    weil Sie mehr nicht anzubieten haben. Das ist der Tatbe-
    stand, über den man hier einmal reden muss.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Es kann kein Zweifel sein: Die ökonomische Situa-
    tion im Land ist, was die Wachstumserwartungen angeht,
    nicht so, wie sich die internationalen Organisationen, wie
    sich die wissenschaftlichen Institute und wie sich auch die
    Bundesregierung das zu Beginn dieses Jahres vorgestellt
    und auf der Basis von wissenschaftlichen Untersuchun-
    gen prognostiziert haben.


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das glauben Sie doch selber nicht!)


    Wir haben gerade gestern alle miteinander den Ifo-In-
    dex für die Weltwirtschaft zur Kenntnis nehmen müssen.
    Weltweit – mit einem Schwerpunkt in Westeuropa und
    keineswegs allein in Deutschland – gibt es einen Rück-
    gang um 17 Prozentpunkte. Das hat Ursachen, meine Da-
    men und Herren.


    (Lachen und Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    – Ich wende mich doch gar nicht mehr an Sie; denn was
    Sie inhaltlich anzubieten haben, hat Herr Glos doch ge-
    rade unter Beweis gestellt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich wende mich an diejenigen, die politisch seriös argu-
    mentieren wollen, und an diejenigen, die uns heute zu-
    schauen.


    (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Fragen Sie doch einmal die Menschen in den Unternehmen!)


    Die Ursachen für die Fehlprognosen und für die nicht
    erfüllten Wachstumserwartungen liegen auf dem Tisch.

    Erstens: massive Einschnitte im Neuen Markt, und
    zwar weltweit.

    Zweitens: unseriöse Geschäftspraktiken, nicht nur in
    den Vereinigten Staaten, sondern inzwischen auch in
    Deutschland, was das Frisieren von Bilanzen und Ähnli-
    chem angeht.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Besonders in der Regierung!)


    Drittens. Niemand kann sich doch Illusionen darüber
    machen, dass das weltwirtschaftliche Klima durch die
    Krise in und um den Irak aufs Schwerste geschädigt ist.

    Das sind die zentralen Ursachen für die ökonomischen
    Schwierigkeiten, mit denen natürlich auch unser Land zu
    kämpfen hat. Anstelle von diffamierenden Reden und an-
    stelle des Klamauks, zu dem Sie greifen, sollten Sie dis-
    kutable, ernst zu nehmende Vorschläge zur Bewältigung
    der Schwierigkeiten machen. Diese Vorschläge fehlen bei
    Ihnen indessen doch völlig. Das ist doch das Strukturpro-
    blem, mit dem Sie zu kämpfen haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Reden Sie doch einmal von Ihren Vorschlägen!)


    Als Folge dieser ökonomischen Schwierigkeiten ha-
    ben wir es in den Jahren 2002 und 2003 mit erheblichen
    Einnahmedefiziten zu tun,


    (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Warum?)

    sowohl in den öffentlichen Haushalten, und zwar keines-
    wegs nur in denen des Bundes, als auch in den sozialen Si-
    cherungssystemen. Die Folge dieser Einbrüche aufgrund
    nachlassender Konjunktur, die so von niemandem pro-
    gnostiziert worden ist, ist natürlich, dass insbesondere in
    den sozialen Sicherungssystemen die strukturellen Pro-
    bleme und die durch die – Gott sei Dank – zu finanzie-
    rende Einheit verursachten Probleme offenbarer denn je
    geworden sind. Dafür schaffen wir kurz- und mittelfris-
    tige Lösungen. Über die gilt es hier, in diesem Parlament,
    zu reden und zu streiten. Der Ausweg, den Sie wählen
    – persönliche Diffamierungen, unsinnigste Vergleiche –,
    hilft doch niemandem in Deutschland. Das verunsichert
    doch mehr, als Sie wahrhaben wollen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Kein Zweifel: Über die ökonomischen Probleme ist zu
    reden. Aber die Situation im Land hat auch eine andere
    Seite. In den letzten Jahren sind die Löhne der abhängig
    Beschäftigten anders als in den frühen 90er-Jahren, als
    Sie am Ruder waren, real um 7 Prozent gestiegen. Ich
    frage mich gelegentlich: Über welches Land reden Sie ei-
    gentlich?


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Anders, als Sie wahrhaben wollen, sind in der zweiten
    Hälfte der 90er-Jahre und insbesondere in den letzten vier
    Jahren die außenwirtschaftlichen Zahlen das, was mit
    den Ausfuhren zusammenhängt, nicht zurückgegangen,

    Bundeskanzler Gerhard Schröder

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002
    Bundeskanzler Gerhard Schröder
    sondern gestiegen, und das inmitten einer weltwirtschaft-
    lichen Krise, in der wir ohne Zweifel sind. Die Ursachen
    sind bezeichnet. Der Marktanteil Deutschlands ist von
    9 Prozent auf 10 Prozent gestiegen. Nehmen Sie das doch
    einmal zur Kenntnis und sagen Sie es auch! Denn dahin-
    ter stehen Leistungen von Menschen in unserem Land.
    Diese Menschen haben es doch nicht verdient, von Ihnen
    diffamiert zu werden.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Kein Zweifel: Es gibt ökonomische Probleme. Den
    Willen der Menschen voranzukommen – das macht die
    Kraft dieses Landes aus – zu verschweigen und zu diffa-
    mieren ist falsch, selbst wenn man in der Opposition ist.
    Opposition heißt doch nicht, in der Weise, wie Sie, Herr
    Glos, es heute gemacht haben, vorzugehen, nämlich ehr-
    abschneidend. Opposition heißt doch, real und ehrlich an-
    dere Vorschläge zu machen, wenn man sie denn hat. Tun
    Sie doch endlich Ihre Pflicht als Opposition!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)