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ID1501213700

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    9. FDP-Fraktion.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 733 A Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksache 15/150) . . . . . . . . . . . . . . 733 D b) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2002 (Nach- tragshaushaltsgesetz 2002) (Drucksache 15/149) . . . . . . . . . . . . . . 733 D c) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über den Stand und die voraussichtliche Ent- wicklung der Finanzwirtschaft des Bundes (Drucksache 15/151) . . . . . . . . . . . . . . 734 A in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zum Abbau von Steuervergünstigungen und Ausnahmeregelungen (Steuervergüns- tigungsabbaugesetz – StVergAbG) (Drucksache 15/119) . . . . . . . . . . . . . . . . . 734 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Andreas Pinkwart, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Weniger Staat – weniger Steuern (Drucksache 15/122) . . . . . . . . . . . . . . . . 734 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Jürgen Koppelin, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Keine Erhöhung der Mehrwertsteuer (Drucksache 15/123) . . . . . . . . . . . . . . . . 734 B Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 734 C Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 745 C Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 750 D Dr. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 754 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 755 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 758 D Walter Schöler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 762 D Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . . 766 A Anja Hajduk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 768 A Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 770 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . . . . . . . . 771 C Jörg-Otto Spiller SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 773 C Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . 776 A Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . 776 D Lothar Binding (Heidelberg) SPD . . . . . . . . . 779 C Plenarprotokoll 15/12 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 12. Sitzung Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 7: a) Beratung des Antrags der Bundesregie- rung: Beteiligung bewaffneter deut- scher Streitkräfte an dem NATO- geführten Einsatz auf mazedoni- schem Territorium zur weiteren Sta- bilisierung des Friedensprozesses und zum Schutz von Beobachtern internationaler Organisationen im Rahmen der weiteren Implementie- rung des politischen Rahmenabkom- mens vom 13. August 2001 auf der Grundlage des Ersuchens des maze- donischen Präsidenten Trajkovski vom 21. November 2002 und der Re- solution 1371 (2001) des Sicherheits- rates der Vereinten Nationen vom 26. September 2001 (Drucksache 15/127) . . . . . . . . . . . . . . 782 A b) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 18. Februar 2002 zwischen derRegie- rung der Bundesrepublik Deutsch- land und derRegierung derRepublik Polen über die Zusammenarbeit der Polizeibehörden und derGrenzschutz- behörden in den Grenzgebieten (Drucksache 15/11) . . . . . . . . . . . . . . . 782 B c) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 26. Juli 2001 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik über den Bau einer Grenz- brücke an der gemeinsamen Staats- grenze in Anbindung an die Bundes- straße B 20 und die Staatsstraße I/26 (Drucksache 15/12) . . . . . . . . . . . . . . . 782 C d) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des inter- nationalen Insolvenzrechts (Drucksache 15/16) . . . . . . . . . . . . . . . 782 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere Überweisung im vereinfachten Verfahren (Ergänzung zu TOP 7): Beratung des Antrags der Bundesregie- rung: Fortsetzung der Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicher- heitsunterstützungstruppe in Afghanis- tan auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001) vom 20. Dezember 2001, 1413 (2002) vom 23. Mai 2002 und 1444 (2002) vom 27. November 2002 des Si- cherheitsrates der Vereinten Nationen (Drucksache 15/128) . . . . . . . . . . . . . . . . 782 C Tagesordnungspunkt 8: a) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 1 zu Petitionen (Drucksache 15/57) . . . . . . . . . . . . . . . 782 D b) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 2 zu Petitionen (Drucksache 15/58) . . . . . . . . . . . . . . . 783 A c) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 3 zu Petitionen (Drucksache 15/59) . . . . . . . . . . . . . . . 783 A d) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 4 zu Petitionen (Drucksache 15/61) . . . . . . . . . . . . . . . 783 A e) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 5 zu Petitionen (Drucksache 15/62) . . . . . . . . . . . . . . . 783 B Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 783 B Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 784 D Elke Ferner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 787 A Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 789 B Horst Kubatschka SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 790 C Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 792 A René Röspel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 793 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 794 B Dr. Christian Eberl FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 795 C Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker SPD . . . . . . 796 D Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 798 C Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 800 C Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 801 D Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 802 B Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF 802 B Dr. Maria Böhmer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 805 D Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 806 C Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 807 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002II Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 809 C Christoph Hartmann (Homburg) FDP . . . . . 811 A Ulla Burchardt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 812 B Katherina Reiche CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 815 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 817 B Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . . . 818 C Grietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 819 B Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 820 D Ulrich Kasparick SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 822 B Marion Seib CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 823 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 825 B Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 825 D Renate Schmidt, Bundesministerin BMFSFJ 826 A Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 829 B Maria Eichhorn CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 829 D Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 832 B Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 833 A Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 833 D Christel Humme SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 835 A Antje Tillmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 837 A Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 840 A Klaus Haupt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 841 B Marlene Rupprecht (Tuchenbach) SPD . . . . 842 C Thomas Dörflinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . 844 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zurAuf- hebung des Gesetzes zur Modulation von Direktzahlungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik und zur Än- derung des GAK-Gesetzes (Drucksache 15/108) . . . . . . . . . . . . . . . . 846 D Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . 847 A Gerda Hasselfeldt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 848 D Matthias Weisheit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 850 B Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 851 C Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 852 B Gabriele Hiller-Ohm SPD . . . . . . . . . . . . . . . 853 D Ursula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 855 A Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 855 D Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 857 A Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 859 D Waltraud Wolff (Wolmirstedt) SPD . . . . . . . 860 A Helmut Heiderich CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 861 C Cornelia Behm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 863 B Albert Deß CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 864 B Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 865 B Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . 866 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 868 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 869 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 III (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 733 12. Sitzung Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 Beginn: 10.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (A) (C) 868 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 869 (C)(A) Adam, Ulrich CDU/CSU 03.12.2002* Borchert, Jochen CDU/CSU 03.12.2002 Bury, Hans Martin SPD 03.12.2002 Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 03.12.2002 Hartmut Dr. Däubler-Gmelin, SPD 03.12.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 03.12.2002 Gradistanac, Renate SPD 03.12.2002 Gröhe, Hermann CDU/CSU 03.12.2002 Großmann, Achim SPD 03.12.2002 Hörster, Joachim CDU/CSU 03.12.2002* Hofbauer, Klaus CDU/CSU 03.12.2002 Kubicki, Wolfgang FDP 03.12.2002 Lintner, Eduard CDU/CSU 03.12.2002* Dr. Lucyga, Christine SPD 03.12.2002* Möllemann, Jürgen W. FDP 03.12.2002 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 03.12.2002 Rauber, Helmut CDU/CSU 03.12.2002** Schild, Horst SPD 03.12.2002 Dr. Stadler, Max FDP 03.12.2002 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 03.12.2002 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des OSZE entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Kollegin Tillmann, ich gratuliere Ihnen herzlich

    zu Ihrer ersten Rede.

    (Beifall)


    Beim nächsten Mal werde ich strenger mit Ihnen sein und
    Sie nicht so lange überziehen lassen.


    (Beifall bei den Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich erteile nun das Wort der Kollegin Irmingard
    Schewe-Gerigk, Bündnis 90/Die Grünen.


    (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    Zunächst einmal freue ich mich sehr darüber, dass diese
    Debatte eine so große Wertschätzung auch der werten
    Kollegen des Hauses genießt. Frauen- und Familienpoli-
    tik ist ja auch ein wichtiges Thema.

    Mit dem Haushalt für das Jahr 2003 schreiben wir auch
    beim Einzelplan 17 die Prinzipien der letzten vier Jahre
    fort. Sie heißen: Gerechtigkeit, Modernisierung und Kon-
    solidierung der Finanzen. Gerechtigkeit im Haushalt des
    Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
    heißt für uns Grüne: Generationengerechtigkeit, Ge-
    schlechtergerechtigkeit, aber auch Wehrgerechtigkeit.

    Ich beginne mit der Generationengerechtigkeit.

    (Ina Lenke [FDP]: Oh nein!)


    – Das kommt noch, Kollegin Lenke, das ist ja Ihr Spe-
    zialthema. – Wir werden nicht nur bei der Rentenreform
    dafür sorgen, dass die Lasten zwischen den Generationen
    gleichmäßig verteilt werden; wir haben auch mit einer Po-
    litik Schluss gemacht, die Sie, meine Damen und Herren
    von der Opposition, zu vertreten haben, nämlich mit der
    kohlschen Politik, die bedeutet: weiter so, aussitzen und
    Schulden machen zulasten der nächsten Generation.

    Ich gebe zu: Der seit vier Jahren anhaltende Sparkurs
    hat auch uns schmerzliche Prozesse abverlangt. Aber er ist
    ohne Alternative, wollen wir nicht unseren Kindern einen
    immer größeren Schuldenberg hinterlassen. Darum ist
    auch die Kürzung beim Einzelplan 17 um 5,4 Prozent
    nicht nur ein Beitrag zur Konsolidierung der Finanzen,
    sondern auch ein Beitrag zur Generationengerechtigkeit.

    Im Wesentlichen sind die Kürzungen durch drei Maß-
    nahmen erreicht worden: durch die Verringerung beim Er-
    ziehungsgeld aufgrund geringerer Geburtenzahlen, durch
    niedrigere Ausgaben beim Unterhaltsvorschuss und durch
    die Reduzierung der Zahl der Zivildienstleistenden. Auch
    beim Zivildienst spielt für uns Gerechtigkeit eine große
    Rolle: Gerechtigkeit zwischen Wehrpflicht und Zivil-
    dienst. Wir haben hier enorme Schritte der Angleichung
    vollzogen. Daher können weitere Kosten für den Zivil-
    dienst eingespart werden.

    Es steht allerdings noch das Thema Wehrgerechtig-
    keit aus, Frau Kollegin Lenke. Wie können wir es einem
    jungen Mann erklären, dass lediglich ein Drittel eines
    Jahrgangs zum Wehrdienst verpflichtet wird, dass aber

    genauso viele junge Männer weder Wehrdienst noch Zi-
    vildienst leisten müssen?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und bei der FDP)


    Das stellt nicht nur das Gerechtigkeitsgefühl der jungen
    Menschen auf den Kopf. Eine Freiwilligenarmee wäre al-
    leine aus Gründen der Gerechtigkeit die richtige Antwort.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Ich komme zum Stichwort Geschlechtergerechtig-
    keit. Ich frage Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen: Wie
    steht es eigentlich um die Gerechtigkeit zwischen den Ge-
    schlechtern, wenn 50 Jahre nach Inkrafttreten des Gleich-
    heitsgebots im Grundgesetz Frauen trotz besserer Schul-
    abschlüsse und trotz besserer Ausbildung noch immer
    durchschnittlich 25 Prozent weniger verdienen als Män-
    ner?


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)


    Haben wir nicht in der Tat ein Demokratieproblem,
    wenn in den Vorständen der 100 größten deutschen Akti-
    engesellschaften nicht einmal eine Vorstandsfrau vertre-
    ten ist?


    (Zuruf von der FDP: Das kann man doch gesetzlich regeln!)


    Hier auf die Einsicht der Unternehmen zu warten – ich
    komme auf Ihr Stichwort – wäre fahrlässig. Ich will nicht
    so weit gehen wie die schwedische Ministerpräsidentin,
    die ab 2004 eine Quote von 25 Prozent für die Führungs-
    etagen der großen Firmen erlassen will. Trotzdem dürfen
    wir die Wirtschaft nicht aus ihrer Verantwortung entlas-
    sen.


    (Ina Lenke [FDP]: Wie denn?)

    Wirtschaft, Gewerkschaften und Politik müssen sehr bald
    ein Bündnis für die Frauenerwerbsarbeit schließen. Dabei
    muss der Staat für Rahmenbedingungen wie ein flächen-
    deckendes qualifiziertes Kinderbetreuungsangebot sor-
    gen. Sie sind die Voraussetzung für die Erwerbstätigkeit
    von Eltern.

    Trotzdem gibt es noch viele Hemmnisse für Frauen,
    auch ohne Kinder. Darum brauchen wir die von Ihnen ge-
    wünschten gesetzlichen Regelungen, die keine bürokrati-
    schen Monster sind, sondern gut umsetzbar sind.
    Wir brauchen Anreize für die Vergabe öffentlicher Auf-
    träge und die Umsetzung von Gender Mainstreaming als
    durchgängigem Leitprinzip.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Das heißt, bei jeder Maßnahme muss geprüft werden, wie
    die Auswirkungen auf Männer bzw. Frauen sind. Ein
    Gender-Kompetenzzentrum wird dieses Anliegen ab
    2003 voranbringen, es stellt ein erhebliches Modernisie-
    rungspotenzial im Gleichstellungsprozess dar.

    Da ich beim Thema Gleichstellung bin, kann ich es mir
    nicht verkneifen, heute einer großen Frau zu gratulieren,


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    840


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 841

    die in ihrem sechzigjährigen Leben sehr viel für die
    Gleichstellung und die Rechte von Frauen getan hat, näm-
    lich Alice Schwarzer. Herzlichen Glückwunsch zum Ge-
    burtstag!


    (Beifall)

    Meine Damen und Herren, spätestens seit dem Bericht

    der Enquete-Kommission „Demographischer Wandel“
    wissen wir, dass die Lebenserwartung steigt und der An-
    teil der Älteren an der Gesellschaft zunimmt. Das ist kein
    Unglück, wie manche Presseberichte signalisieren, son-
    dern eine große politische Herausforderung für die sozia-
    len Sicherungssysteme. Die Frühverrentungsideologie,
    die dazu geführt hat, dass die Versicherungskassen geleert
    und leistungsbereite Menschen zum alten Eisen abge-
    stempelt wurden, muss beendet werden. Wir brauchen das
    Erfahrungswissen älterer Menschen.

    Auf die Frage, wie dies besser genutzt werden kann
    und wie sich die Situation der älteren Arbeitnehmer und
    Arbeitnehmerinnen darstellt, hat die Ministerin in zwei
    Modellprogrammen Vorschläge gemacht, die wir hier
    demnächst präsentieren werden. Es ist doch eine un-
    glaubliche Verschwendung von Wissen und Erfahrung,
    wenn in Deutschland fast jeder Zweite über 50 Jahre nicht
    mehr erwerbstätig ist.


    (Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Also müssen Sie etwas tun!)


    – Wir tun etwas. Die Frühverrentung war in der Ära Blüm
    sehr weit fortgeschritten. Wir werden Änderungen her-
    beiführen.

    Auch die Situation älterer und pflegebedürftiger Men-
    schen werden wir weiter verbessern. Mit dem Heimgesetz
    und dem Altenpflegegesetz haben wir begonnen. Eine
    Enquete-Kommission „Menschen in Heimen“, die meine
    Fraktion befürwortet, könnte hier einen großen Beitrag
    leisten.

    Zum Schluss möchte ich auf ein wichtiges Anliegen
    der Grünen hinweisen, das ab 2003 startet, nämlich die
    modellhafte Erprobung einer integrierten Alten- und
    Krankenpflegeausbildung. Das bedeutet mehr Qualität
    in der Pflege und weniger Burn-out-Syndrome beim Pfle-
    gepersonal.

    Ich habe hier nur einen kleinen Bereich der vielfältigen
    Aktivitäten des Ministeriums beleuchtet. Eines wird aber
    deutlich: Die Interessen von jungen und alten Menschen,
    von Frauen und Familien, von hier Geborenen und Zuge-
    wanderten werden von Rot-Grün bestens vertreten.

    Ich danke Ihnen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile das Wort dem Kollegen Klaus Haupt, FDP-

Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Klaus Haupt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und zahlreich an-

    wesende Kollegen! Der Haushalt der neuen Familienmi-

    nisterin ist wirklich ein Dokument des Sparwillens der
    Regierung; denn während der Bundesetat insgesamt um
    durchschnittlich 1,8 Prozent zurückgefahren wird, ist der
    Haushalt für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gleich
    mit 5,4 Prozent dabei. Dennoch steigen die Personalaus-
    gaben für Ministerin und Staatssekretärinnen fast um
    stolze 50 Prozent. Das ist schon bemerkenswert.


    (Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Prioritätensetzung!)


    Statt durch Reformen eine nachhaltige Stabilisierung
    der sozialen Sicherungssysteme zu erreichen, versucht die
    Regierung, die sozialen Sicherungssysteme durch höhere
    Belastung der Beitragszahler kurzfristig aufzupäppeln.


    (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das geht nicht!)


    Das stellt die für die immer größer werdende Gruppe der
    älteren Menschen wichtigen Leistungen im Gesundheits-
    wesen und in der Pflege infrage.


    (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Thomas Dörflinger [CDU/CSU])


    Der Reformstau in der Sozialversicherung, die gegen-
    wärtige Rentenpolitik und die steigende Staatsverschul-
    dung gehen voll auf Kosten der heutigen Jugend. Die
    junge Generation wird ihrer Zukunft beraubt. Ihr werden
    unzumutbare Belastungen auferlegt und ihr wird jeglicher
    finanzieller Gestaltungsspielraum entzogen. Von Gene-
    rationengerechtigkeit ist bei Rot-Grün keine Spur.


    (Beifall bei der FDP)

    Die Arbeitsmarktchancen für Jugendliche verschlech-

    tern sich drastisch. Jobs im ersten Arbeitsmarkt können
    durch staatliche Förderprogramme nicht ersetzt werden.
    Aber auch die ältere Generation verliert durch den Re-
    formstau ihre Perspektiven. Frau Schewe-Gerigk, Sie ha-
    ben Recht: Die Senioren von heute sind keine Menschen,
    auf deren Produktivität oder Kreativität unsere Gesell-
    schaft einfach verzichten könnte. Sie stellen angesichts
    des demographischen Wandels in Zukunft auch im Ar-
    beitsleben eine wichtige Ressource dar. Derzeit beschäf-
    tigt jedes zweite Unternehmen in Deutschland keine Per-
    sonen, die älter als 50 Jahre sind. Während hierzulande
    nur 39 Prozent der 55- bis 64-Jährigen erwerbstätig sind,
    sind es zum Beispiel in der Schweiz 71 Prozent und in Ja-
    pan 64 Prozent.

    Dem Trend zur Frühverrentung muss politisch ent-
    gegengewirkt werden, statt ihn durch ein Brückengeld
    noch zu fördern.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ältere Arbeitnehmer müssen durch gezielte Förderung,
    Weiterqualifizierung und verbesserte Rahmenbedingun-
    gen wieder größere Chancen am Arbeitsmarkt bekom-
    men.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Vereinbarkeit
    von Familie und Beruf ist auch eines der zentralen Ziele
    der liberalen Familien- und Frauenpolitik.


    (Beifall bei der FDP)


    Irmingard Schewe-Gerigk

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002
    Klaus Haupt
    Dies entspricht auch dem Wunsch der jungen Generation,
    wie er in der neuen Shell-Jugendstudie deutlich zum Aus-
    druck kam. Wir verstehen das als eine Politik für die
    Frauen, die jungen Menschen und die Familien und nicht
    wie Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, als
    eine ideologisch motivierte Aushebelung der Familien.


    (Kerstin Griese [SPD]: Die Ideologen sitzen doch dort drüben! – Weiterer Zuruf von der SPD: Das machen wir doch überhaupt nicht!)


    Die Aussage des SPD-Generalsekretärs Olaf Scholz,
    mit staatlicher Kinderbetreuung eine kulturelle Revolu-
    tion und die Lufthoheit über den Kinderbetten erzielen zu
    wollen, macht doch eines deutlich: Die SPD will keine
    echte Freiheit, Familie und Beruf vereinbaren zu können,
    sondern einen aufgeblähten staatlichen Erziehungsappa-
    rat. Die SPD misstraut den Familien bzw. den Eltern und
    strebt eine Vergesellschaftung der Erziehungsarbeit an.
    Wir Liberale lehnen diese Art von staatlicher Zwangs-
    beglückung entschieden ab.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir fordern stattdessen ein breiteres und flexibleres
    Angebot an staatlicher und privater Kinderbetreuung in
    Verbindung mit der Kita-Card, das den Familien die Ent-
    scheidungsfreiheit lässt, wann, wo und wie sie ihre Kin-
    der betreuen lassen wollen.


    (Christel Humme [SPD]: Herr Haupt hört nicht zu!)


    Frau Bundesministerin Schmidt, Sie haben wiederholt
    gefordert, unsere Gesellschaft möge kinderfreundlicher
    werden. Ich unterstütze das von ganzem Herzen. Kinder-
    freundliche Politik ist eine praktische Angelegenheit und
    beginnt in den Köpfen und im Alltag, indem etwa schnell
    wieder die Kinderkommission des Deutschen Bundesta-
    ges einberufen wird. Sie beginnt auch bei familienfreund-
    lichem Wohnraum – die Eigenheimzulage will Rot-Grün
    aber um gut ein Drittel kürzen –, beim Familienwahlrecht,
    das Sie, Frau Ministerin, zur Stärkung der Kinderinteres-
    sen in unserer Gesellschaft fordern – Sie haben dabei übri-
    gens meine Unterstützung –, oder beim Mehrwertsteuer-
    satz für Kinderbedarf. In Deutschland fällt jetzt der
    ermäßigte Steuersatz für Werbemittel und Gärtnerei-
    bedarf. Hunde- und Katzenfutter bleiben unverändert
    steuerlich begünstigt, Babynahrung dagegen nicht. Sind
    Haustiere wirklich eher förderungswürdig als Kinder?
    Das muss uns doch alle gemeinsam auf die Barrikaden
    treiben!


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, dass sich das Ausga-

    benvolumen im Etatansatz für den Bereich der Beauf-
    tragten für Migration, Flüchtlinge und Integration
    verfünffacht, wäre an sich zu begrüßen. Denn der Anteil
    der jungen Menschen in unserer Gesellschaft, die aus
    Immigrantenfamilien stammen, wächst immer mehr an.
    Doch sollen die Personalkosten für die Mitarbeiter der
    neuen Staatssekretärin gegenüber den Personalkosten der
    bisherigen Ausländerbeauftragten mehr als verneunfacht
    werden. Das macht deutlich, dass diese Mittelsteigerung
    nur zu einem Bruchteil bei den Migranten, Flüchtlingen
    und Zuwanderern ankommt.