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ID1501213200

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    8. CDU/CSU-Fraktion.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 733 A Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksache 15/150) . . . . . . . . . . . . . . 733 D b) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2002 (Nach- tragshaushaltsgesetz 2002) (Drucksache 15/149) . . . . . . . . . . . . . . 733 D c) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über den Stand und die voraussichtliche Ent- wicklung der Finanzwirtschaft des Bundes (Drucksache 15/151) . . . . . . . . . . . . . . 734 A in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zum Abbau von Steuervergünstigungen und Ausnahmeregelungen (Steuervergüns- tigungsabbaugesetz – StVergAbG) (Drucksache 15/119) . . . . . . . . . . . . . . . . . 734 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Andreas Pinkwart, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Weniger Staat – weniger Steuern (Drucksache 15/122) . . . . . . . . . . . . . . . . 734 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Jürgen Koppelin, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Keine Erhöhung der Mehrwertsteuer (Drucksache 15/123) . . . . . . . . . . . . . . . . 734 B Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 734 C Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 745 C Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 750 D Dr. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 754 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 755 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 758 D Walter Schöler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 762 D Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . . 766 A Anja Hajduk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 768 A Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 770 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . . . . . . . . 771 C Jörg-Otto Spiller SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 773 C Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . 776 A Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . 776 D Lothar Binding (Heidelberg) SPD . . . . . . . . . 779 C Plenarprotokoll 15/12 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 12. Sitzung Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 7: a) Beratung des Antrags der Bundesregie- rung: Beteiligung bewaffneter deut- scher Streitkräfte an dem NATO- geführten Einsatz auf mazedoni- schem Territorium zur weiteren Sta- bilisierung des Friedensprozesses und zum Schutz von Beobachtern internationaler Organisationen im Rahmen der weiteren Implementie- rung des politischen Rahmenabkom- mens vom 13. August 2001 auf der Grundlage des Ersuchens des maze- donischen Präsidenten Trajkovski vom 21. November 2002 und der Re- solution 1371 (2001) des Sicherheits- rates der Vereinten Nationen vom 26. September 2001 (Drucksache 15/127) . . . . . . . . . . . . . . 782 A b) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 18. Februar 2002 zwischen derRegie- rung der Bundesrepublik Deutsch- land und derRegierung derRepublik Polen über die Zusammenarbeit der Polizeibehörden und derGrenzschutz- behörden in den Grenzgebieten (Drucksache 15/11) . . . . . . . . . . . . . . . 782 B c) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 26. Juli 2001 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik über den Bau einer Grenz- brücke an der gemeinsamen Staats- grenze in Anbindung an die Bundes- straße B 20 und die Staatsstraße I/26 (Drucksache 15/12) . . . . . . . . . . . . . . . 782 C d) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des inter- nationalen Insolvenzrechts (Drucksache 15/16) . . . . . . . . . . . . . . . 782 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere Überweisung im vereinfachten Verfahren (Ergänzung zu TOP 7): Beratung des Antrags der Bundesregie- rung: Fortsetzung der Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicher- heitsunterstützungstruppe in Afghanis- tan auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001) vom 20. Dezember 2001, 1413 (2002) vom 23. Mai 2002 und 1444 (2002) vom 27. November 2002 des Si- cherheitsrates der Vereinten Nationen (Drucksache 15/128) . . . . . . . . . . . . . . . . 782 C Tagesordnungspunkt 8: a) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 1 zu Petitionen (Drucksache 15/57) . . . . . . . . . . . . . . . 782 D b) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 2 zu Petitionen (Drucksache 15/58) . . . . . . . . . . . . . . . 783 A c) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 3 zu Petitionen (Drucksache 15/59) . . . . . . . . . . . . . . . 783 A d) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 4 zu Petitionen (Drucksache 15/61) . . . . . . . . . . . . . . . 783 A e) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 5 zu Petitionen (Drucksache 15/62) . . . . . . . . . . . . . . . 783 B Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 783 B Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 784 D Elke Ferner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 787 A Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 789 B Horst Kubatschka SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 790 C Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 792 A René Röspel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 793 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 794 B Dr. Christian Eberl FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 795 C Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker SPD . . . . . . 796 D Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 798 C Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 800 C Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 801 D Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 802 B Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF 802 B Dr. Maria Böhmer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 805 D Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 806 C Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 807 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002II Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 809 C Christoph Hartmann (Homburg) FDP . . . . . 811 A Ulla Burchardt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 812 B Katherina Reiche CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 815 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 817 B Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . . . 818 C Grietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 819 B Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 820 D Ulrich Kasparick SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 822 B Marion Seib CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 823 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 825 B Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 825 D Renate Schmidt, Bundesministerin BMFSFJ 826 A Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 829 B Maria Eichhorn CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 829 D Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 832 B Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 833 A Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 833 D Christel Humme SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 835 A Antje Tillmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 837 A Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 840 A Klaus Haupt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 841 B Marlene Rupprecht (Tuchenbach) SPD . . . . 842 C Thomas Dörflinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . 844 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zurAuf- hebung des Gesetzes zur Modulation von Direktzahlungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik und zur Än- derung des GAK-Gesetzes (Drucksache 15/108) . . . . . . . . . . . . . . . . 846 D Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . 847 A Gerda Hasselfeldt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 848 D Matthias Weisheit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 850 B Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 851 C Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 852 B Gabriele Hiller-Ohm SPD . . . . . . . . . . . . . . . 853 D Ursula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 855 A Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 855 D Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 857 A Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 859 D Waltraud Wolff (Wolmirstedt) SPD . . . . . . . 860 A Helmut Heiderich CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 861 C Cornelia Behm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 863 B Albert Deß CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 864 B Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 865 B Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . 866 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 868 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 869 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 III (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 733 12. Sitzung Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 Beginn: 10.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (A) (C) 868 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 869 (C)(A) Adam, Ulrich CDU/CSU 03.12.2002* Borchert, Jochen CDU/CSU 03.12.2002 Bury, Hans Martin SPD 03.12.2002 Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 03.12.2002 Hartmut Dr. Däubler-Gmelin, SPD 03.12.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 03.12.2002 Gradistanac, Renate SPD 03.12.2002 Gröhe, Hermann CDU/CSU 03.12.2002 Großmann, Achim SPD 03.12.2002 Hörster, Joachim CDU/CSU 03.12.2002* Hofbauer, Klaus CDU/CSU 03.12.2002 Kubicki, Wolfgang FDP 03.12.2002 Lintner, Eduard CDU/CSU 03.12.2002* Dr. Lucyga, Christine SPD 03.12.2002* Möllemann, Jürgen W. FDP 03.12.2002 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 03.12.2002 Rauber, Helmut CDU/CSU 03.12.2002** Schild, Horst SPD 03.12.2002 Dr. Stadler, Max FDP 03.12.2002 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 03.12.2002 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des OSZE entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Christel Humme


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kollegen! Liebe Kolleginnen!

    Ich verfolge diese Debatte schon eine ganze Weile und
    muss sagen, Frau Eichhorn: von Konzepten keine Spur,
    nur verbale Abrissbirnen gepaart mit Untergangsstim-
    mung. Das brauchen wir im Moment nicht.


    (Vorsitz: Präsident Wolfgang Thierse)

    Wir brauchen geeignete Werkzeuge, mit denen wir die
    Zukunft unserer Kinder gestalten können.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Wie zum Beispiel unser Familienkonzept!)


    Es geht darum, an den richtigen Stellschrauben zu drehen.
    Das tun wir mit unserem Haushalt 2003. Mit ihm setzen
    wir die richtigen Prioritäten. Wir setzen auf den Ausbau
    der sozialen Infrastruktur für die Familien.

    Damit tun wir endlich das, was bei unseren europä-
    ischen Nachbarn gang und gäbe ist. Die meisten unserer
    europäischen Nachbarn setzen in der Familien- und Bil-
    dungspolitik andere Schwerpunkte und erzielen damit
    bessere Ergebnisse. Förderung der Familien heißt dort:
    Der Ausbau von Kinderkrippen, Kindertagesstätten und
    Ganztagsschulen hat Vorrang vor finanziellen Transfers.
    Das hat zur Folge, dass viele andere Länder besser daste-
    hen. Der Anteil der Frauenerwerbstätigkeit ist dort höher
    und damit gelingt ihnen die Bekämpfung von Armut in
    den Familien besser. In diesen Ländern können Eltern ihre
    Lebensvorstellungen besser verwirklichen und Familie
    und Beruf besser vereinbaren.


    (Ina Lenke [FDP]: Vier Jahre nichts getan!)


    Wie sieht es dagegen bei uns aus? In der letzten Legis-
    latur haben wir die Familien finanziell erheblich besser
    gestellt.


    (Beifall bei der SPD – Maria Eichhorn [CDU/ CSU]: Nur theoretisch, nicht praktisch!)


    Das war richtig, hatten wir doch hier eine Menge aufzu-
    holen; denn das Verfassungsgericht hat Ihnen, Frau
    Eichhorn, ins Zeugnis geschrieben: Familienpolitik un-
    genügend. Wir waren es, die die politische Entscheidung
    getroffen haben, das Kindergeld um 80 DM innerhalb ei-
    ner Legislaturperiode zu erhöhen – das hat vorher noch
    keiner geschafft –,


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    während das Bundesverfassungsgericht lediglich eine
    Freibetragslösung von uns erwartet hat.

    Gute und moderne Familienpolitik bedeutet aber nicht,
    immer mehr Geld für Kindergeld und andere materielle
    Transfers auszugeben. Gute und moderne Familienpolitik
    bedeutet heute, die soziale Infrastruktur für Kinder und
    Familien auszubauen. Mit dieser klaren Prioritätenset-
    zung im Haushalt für den Ausbau der Ganztagsschulen
    machen wir genau diesen entscheidenden Schritt. Die
    4 Milliarden Euro, die hierfür in den kommenden Jahren
    bereitstehen, sind Investitionen in die Zukunft unseres
    Landes.


    (Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Die sind aber nicht im Haushalt enthalten!)


    – Natürlich stehen die im Haushalt. Ich denke, Sie haben
    ihn genauso gut gelesen wie ich.

    Wir investieren auch in die Zukunft unseres Landes,
    wenn wir ab 2004 mit 1,5 Milliarden Euro des Bundes
    mehr Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren
    schaffen. Wir sorgen damit für eine gute ökonomische
    Grundlage und stellen für die Entwicklung die richtigen
    Weichen; denn wenn es keine Betreuungsplätze gibt, Frau
    Eichhorn, kann man auch mit noch so viel Transfer-
    leistungen, beispielsweise mit Ihrem Familiengeld, keine
    kaufen.


    (Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Darum geht es nicht! Wir wollen im Gegensatz zu Ihnen beides! Sie wollen nur Betreuung, wir aber auch Förderung!)


    Das hat fatale Folgen, und zwar nicht nur für die Frauen,
    die Familien und die Bildungschancen der Kinder, son-
    dern auch für die Struktur unserer Volkswirtschaft und
    ihre Arbeitsmärkte.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Die kennt unser Konzept nicht und redet darüber!)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Schlüssel liegt in
    der Ausweitung der Frauenerwerbstätigkeit; denn da-
    mit sind wir im europäischen Vergleich am Ende der
    Skala. Ohne die Ausweitung der Frauenerwerbstätigkeit
    werden wir weder die Arbeitslosigkeit abbauen noch Be-
    schäftigung schaffen können. Ohne den Ausbau von Be-
    treuungs- und Bildungseinrichtungen für Kinder wird es

    Otto Fricke

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002
    Christel Humme
    keinen nennenswerten Zuwachs der Frauenerwerbstätig-
    keit geben. Ohne eine Zunahme der Frauenerwerbstätig-
    keit wiederum werden wir es nicht schaffen, den in
    Deutschland bislang völlig unterentwickelten Dienstleis-
    tungssektor auszubauen. Ohne einen Ausbau des Dienst-
    leistungssektors schließlich wird es keinen nachhaltigen
    Abbau der Arbeitslosigkeit geben. Das ist ein Teufels-
    kreis, aus dem wir nur mit dem Ausbau der Kinderbetreu-
    ungsangebote und der Ganztagsschulen ausbrechen kön-
    nen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Damit sorgen wir gleichzeitig für ein kinderfreund-
    liches Land, in dem junge Menschen wieder gern Kinder
    bekommen, weil sie wissen, dass sie auch als Eltern auf
    Beruf und berufliches Fortkommen nicht verzichten müs-
    sen. Das sage ich jetzt in Richtung des neuen Kollegen,
    der gerade hier geredet hat. Dabei geht es nicht darum, ir-
    gendwelche Vorschriften zu machen, sondern darum, den
    Eltern endlich die Entscheidungsfreiheit zu geben, die sie
    in den ganzen letzten Jahren bei Ihnen nicht bekommen
    haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: So ein Mist!)


    Auf diese Weise tragen wir auch wesentlich dazu bei,
    den demographischen Wandel und die daraus resultie-
    renden Probleme bei den sozialen Sicherungssystemen zu
    meistern. Auch das ist ein wichtiger Aspekt.

    Sie sehen, liebe Kollegen und Kolleginnen, dass Haus-
    haltskonsolidierung und Zukunftsgestaltung nicht im Wi-
    derspruch zueinander stehen. Im Gegenteil: Mit unserer
    Prioritätensetzung für mehr Kinderbetreuung und Ganz-
    tagsschulen geht es um gesellschaftliche Fortschritte. Es
    geht um bessere und sozial gerechtere Bildungschancen
    für unsere Kinder und Jugendlichen, um bessere Erwerbs-
    und damit auch bessere Einkommenschancen für Frauen
    sowie – Frau Eichhorn, auch da sollten Sie noch einmal
    zuhören – um mehr Schutz der Familien, vor allem der Al-
    leinerziehenden und ihrer Kinder, vor Armut.

    Diese Prioritätensetzung eröffnet dem Wirtschaftsstand-
    ort Deutschland die Chance, die hoch qualifizierten und
    motivierten Fachkräfte zu bekommen und zu halten, die
    die Wirtschaft doch so dringend nötig hat.

    Unsere Zukunftsinvestitionen in Betreuung und Bil-
    dung werden sich auch im streng volkswirtschaftlichen
    Sinne lohnen. Jeder hier eingesetzte Euro bringt der Ge-
    sellschaft den drei- bis vierfachen Nutzen in Form höhe-
    rer Familieneinkommen, in Form von mehr Steuerein-
    nahmen und mehr Beiträgen zur Sozialversicherung.

    Liebe Kollegen und Kolleginnen, bei unserem Para-
    digmenwechsel in der Familienpolitik wissen wir alle
    großen gesellschaftlichen Gruppen auf unserer Seite. Die
    Arbeitgeber, die Gewerkschaften, ja sogar die Kirchen,
    die große Mehrheit der Wissenschaftler, alle haben sich in
    den zurückliegenden Monaten für den Ausbau von Kin-
    derbetreuung und Ganztagsschulen ausgesprochen. Sie
    alle wissen um die Verantwortung der Gesellschaft für die
    Erziehung und Bildung unserer Kinder. Sie wissen, dass

    Eltern bei ihrer Aufgabe, mündige Staatsbürger heranzu-
    ziehen, Unterstützung brauchen. Von einem Aufwachsen
    in öffentlicher Verantwortung sprechen die Autoren des
    11. Kinder- und Jugendberichts deshalb folgerichtig. Mit
    unserer Familienpolitik stellen wir uns genau dieser Auf-
    gabe.

    Damit der Staat diese Verantwortung wahrnehmen
    kann, muss er handlungsfähig bleiben. Ob Kinderspiel-
    plätze, Krippen, Kindergärten, Familienberatung, die
    Leistungen für Eltern und ihre Kinder, all das muss von
    den einzelnen staatlichen Ebenen bezahlt werden. Einen
    armen Staat können sich nur Reiche leisten. Wir be-
    schreiten den Weg der Haushaltskonsolidierung gerade
    deshalb im Interesse all derjenigen, die auf staatliche
    Leistungen angewiesen sind.

    Ich sage aber auch: An der Finanzierung des Gemein-
    wesens müssen sich alle entsprechend ihrer Leistungsfä-
    higkeit beteiligen. Um für mehr Steuergerechtigkeit zu
    sorgen, haben wir bereits in der letzten Legislaturperiode
    Steuerschlupflöcher geschlossen. Mit unserer jetzigen
    Steuerpolitik setzen wir diesen Weg fort. Dabei haben wir
    darauf geachtet, dass die Belastungen durch den Abbau
    von Steuerprivilegien und Ausnahmetatbeständen sozial
    ausgewogen sind.

    Liebe Kollegen und Kolleginnen, wir sind uns be-
    wusst, dass der Ausbau von Ganztagsbetreuung und Bil-
    dung eine Herkulesaufgabe ist. Damit wir in Deutschland
    möglichst schnell internationalen Standard erreichen, ist
    eine nationale Kraftanstrengung notwendig. Beteiligen
    müssen sich alle: der Bund, die Länder und die Gemein-
    den, die Arbeitgeber und die Arbeitnehmer. Deshalb ist es
    auch richtig, die Themen familienfreundliche Arbeitswelt
    und Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Gegen-
    stand des Bündnisses für Arbeit zu machen. Wir Politike-
    rinnen und Politiker, die wir im Bund Verantwortung
    tragen, gehen mit gutem Beispiel voran. Entsprechendes
    erwarten wir von den Ländern und Gemeinden.


    (Beifall bei der SPD – Maria Eichhorn [CDU/ CSU]: Dann müssen Sie die aber auch finanziell stärken!)


    Wir haben von Frau Böhmer, Frau Reiche und Frau
    Eichhorn heute Abend sehr viel ideologisches Geplänkel
    gehört.


    (Zuruf der Abg. Maria Eichhorn [CDU/CSU])

    Lassen wir die ideologischen Grabenkämpfe der 70er-,
    80er- und 90er-Jahre Vergangenheit sein! Diese Debatten
    der letzten 30 Jahre haben uns nicht weitergebracht. Im
    Gegenteil, sie haben Deutschland vielmehr auf einen Irr-
    weg, ja international aufs Abstellgleis geführt.

    Lassen Sie uns deshalb nicht länger darüber streiten,
    wer mehr Krippenplätze und Ganztagsschulplätze anbie-
    tet, Bayern oder Nordrhein-Westfalen. Fest steht: Beide
    Länder bieten längst nicht genug an. Lassen Sie uns statt-
    dessen einen konstruktiven Dialog darüber führen, wie
    wir möglichst schnell dafür sorgen, dass sich dies ändert.
    Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass in Deutsch-
    land überall, und zwar in Berlin, München und auch in
    meinem Ennepe-Ruhr-Kreis, die Weichen in Richtung
    Modernisierung und Zukunftstauglichkeit gestellt wer-


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    836


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 837

    den. Unser Bundeshaushalt 2003 setzt hierfür die rich-
    tigen Prioritäten und Rahmenbedingungen.

    Liebe Kollegen und Kolleginnen, die Menschen, die
    uns heute vor den Fernsehgeräten zuhören, erwarten von
    uns Lösungen und keine ideologischen Debatten. Zukunft
    braucht Mut. Lassen Sie uns gemeinsam diesen Mut fas-
    sen und handeln.

    Danke schön.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile das Wort Kollegin Antje Tillmann, CDU/

CSU-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Antje Tillmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Als

    zuständige Berichterstatterin meiner Fraktion im Haus-
    haltsausschuss für den Etat des Bundesministeriums für
    Familie, Senioren, Frauen und Jugend hatte ich erstmals
    das Vergnügen, diesen Etat durchzuarbeiten. Frau Minis-
    terin Schmidt, ich teile das Schicksal mit Ihnen, die Sie
    ebenfalls erstmalig diesen Etat zu verantworten haben.
    Nicht zuletzt deswegen greife ich Ihr Angebot zur kon-
    struktiven Zusammenarbeit gern auf. Aber bei aller kon-
    struktiven Zusammenarbeit muss ich auch anhand Ihrer
    Rede feststellen, dass es manchmal andere Ziele, aber
    sehr häufig auch andere Wege zur Lösung von Problemen
    gibt, und die werden in diesem Haushalt ganz deutlich.

    Sehr geehrte Kollegin Humme, auch Ihnen biete ich
    konstruktive Zusammenarbeit an, drohe aber schon jetzt
    an, dass ich zu den ideologisch verbrämten Frauen gehöre,
    die es durchaus wünschenswert finden, dass sich Familien
    eine Zeit lang selbst der Kindererziehung widmen. Auch
    das werden Sie an meinen Ausführungen erkennen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP– Christel Humme [SPD]: Das ist Ihnen unbenommen! Wir schreiben keinem was vor!)


    Das ist der erste Haushalt nach der Bundestagswahl
    und damit natürlich die Stunde der Wahrheit über die Um-
    setzung der Versprechen an die Bürgerinnen und Bürger
    im Wahlkampf. Macht man sich die Mühe, diesen Haus-
    haltsentwurf mit dem zu vergleichen, was Sie als Regie-
    rungskoalition versprochen haben, so findet man diese
    Versprechen nur ganz fragmentarisch wieder.

    Versprechen eins: Kindergelderhöhung auf 200 Euro –
    Fehlanzeige. Hier haben Sie sich diesmal nicht einmal die
    Mühe gemacht, dieses Ziel wie in der Vergangenheit in
    kleinen Schritten anzugehen. Ganz im Gegenteil, kein
    Euro ist in den Haushalt eingestellt. Zugegeben, in Ihrem
    Programm steht: mittelfristige Erhöhung auf 200 Euro. Je
    nachdem, auf welchem Standpunkt man steht, ist mittel-
    fristig ja auch noch 2010 oder 2015.

    Versprechen zwei: Sie haben versprochen, eine an-
    spruchsvolle, bedarfsorientierte Betreuung im Kinder-
    krippenalter anzubieten. Diese Forderung können wir

    sofort unterschreiben. An anderer Stelle wurde angedroht,
    gesetzliche Regelungen zu schaffen, dass die Kommunen
    für 20 Prozent der Kinder Krippenplätze anbieten müssen.
    Als Finanzierungsvorschlag hierzu wurden 1,5Milliarden
    Euro in Aussicht gestellt, die durch Einsparungen in Zu-
    sammenhang mit den Hartz-Vorschlägen erwirtschaftet
    werden sollen. Ich bin sehr gespannt, wie wir die im
    nächsten Jahr im Haushalt wiederfinden.


    (Manfred Grund [CDU/CSU]: Das ist unglaublich!)


    Für 2003 haben Sie immerhin schon einmal eine Arbeits-
    gruppe im Haushalt eingerichtet. Solche Arbeitsgruppen
    haben sich ja schon bei Hartz bewährt.


    (Andreas Scheuer [CDU/CSU]: Arbeitsgruppen sind immer gut!)


    Versprechen drei: Bei der Beratung sowohl des Bil-
    dungsetats als auch des Familienetats sind heute schon
    mehrfach die 4 Milliarden Euro für Ganztagsschulen er-
    wähnt worden. An dieser Stelle findet sich tatsächlich ein-
    mal die Umsetzung eines Wahlversprechens. Dabei will
    ich gern darüber hinwegsehen, dass die angekündigte
    1 Milliarde Euro jährlich zumindest im Jahr 2003 auf
    300 Millionen Euro reduziert worden ist. Aber das ist
    immerhin ein Anfang.

    Für fragwürdig halte ich an diesem so öffentlichkeits-
    wirksamen Programm allerdings zwei Dinge:

    Erstens. Wenige Seiten vor der Ankündigung dieses
    Programms im Haushalt des Bundes werden Sie unter
    dem Titel „Gewerbesteuerumlage“ genau den Betrag
    wiederfinden, den Sie 1999 als Gewerbesteuerumlagen-
    erhöhung den Kommunen aufgebürdet haben. Diese
    4 Milliarden Euro, die Sie heute den Kommunen wieder-
    geben, haben Sie diesen seit 1999 abgenommen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Da ist die Frage: Wäre es nicht sinnvoller gewesen, dieses
    Geld bei den Kommunen zu lassen? Ganz sicher wäre die
    Situation in den Schulen heute eine andere; aber Sie woll-
    ten dieses Geld erst in Ihren Etat übernehmen, um es dann
    über Selbstdarstellungen den Bürgerinnen und Bürgern
    zurückzugeben.

    Das zweite Argument, das mich noch mehr an der
    Sinnhaftigkeit dieses Programms zweifeln lässt, sind
    Äußerungen des Staatssekretärs Matschie, der die Ausrei-
    chung der Mittel an die Länder und Kommunen von der
    Vorlage „eines pädagogischen Konzeptes“ abhängig
    macht.


    (Nicolette Kressl [SPD]: Das wollen wir doch! Oder wollen wir das nicht?)


    Wenn dieses Förderprogramm ausschließlich dazu dient,
    bildungspolitische Kompetenzen an den Bund zu ziehen,
    werden Sie Widerstand nicht nur vonseiten der Kultus-
    ministerkonferenz erwarten können. Wenn Sie meinen,
    dass der Bund bessere Bildungspolitik macht und deshalb
    die Zuständigkeit hier liegen sollte, dann beweisen Sie
    dies erst einmal in Ihren SPD-regierten Ländern.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Nicolette Kressl [SPD]: Sie sollten sich informieren!)


    Christel Humme

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002
    Antje Tillmann
    – Sie können mir gleich gerne Nachhilfeunterricht geben.
    Dazu bin ich gern bereit.

    Qualitativ hochwertige Ganztagsbetreuung wollen
    auch wir, aber unter Beachtung der Länderzuständigkeit
    und insbesondere unter Beachtung der Freiwilligkeit in
    den Nachmittagsstunden.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es gibt ganz unterschiedliche Vorstellungen und Pro-

    gramme, wie eine verbindliche Betreuung für Kinder aus-
    sehen kann. Unsere Fraktion teilt die Vorstellung einer
    verbindlichen Nachmittagsbeschulung auch schon aus
    dem Grunde nicht, weil wir damit ein jugendpolitisches
    Konzept, das sich jahrelang bewährt hat, kaputtmachen.
    Ich spreche von der Jugendverbands- und Jugendkultur-
    arbeit.


    (Rita Streb-Hesse [SPD]: Gehen Sie doch einmal in eine Ganztagsschule! Dann wissen Sie auch, wovon Sie reden!)


    – Wenn Sie vielleicht noch ein paar Minuten zuhören,
    dann können wir uns gleich gern unterhalten.


    (Christel Humme [SPD]: Das ist schwer!)

    – Geben Sie sich Mühe.

    Wir müssen darauf achten, dass die Ganztagsbetreuung
    nicht die Jugendverbandsarbeit, die Sportarbeit, die Kul-
    turarbeit kaputtmacht. Wenn an den Schulen ein verbind-
    liches Angebot bis 17 Uhr vorliegt, werden sich die meis-
    ten Jugendlichen sehr genau überlegen, ob sie danach
    nahtlos in den Sportverband, in den Umweltverband, in
    die Kunstschule gehen. Wir brauchen eine Vernetzung
    beider Bereiche mit verbindlichen Betreuungszeiten für
    die Eltern.

    Versprechen vier: Wahlfreiheit von Familie und Be-
    ruf. Eines Ihrer Wahlversprechen betraf die Freiheit von
    Familien, zwischen Erwerbstätigkeit und Kinderwunsch
    auch in Verbindung mit einem zeitweisen Aussetzen aus
    dem Beruf zugunsten der Kindererziehung selbst ent-
    scheiden zu können. Diese Wahlfreiheit gibt es tatsäch-
    lich. Keiner Mutter und keinem Vater bleibt es verwehrt,
    sich eine Zeit lang ausschließlich der Erziehung zu wid-
    men. Frau Humme, Sie haben eben darauf hingewiesen.
    Das Problem ist nur, dass diese jungen Eltern die Ent-
    scheidung weitestgehend selbst bezahlen.

    Die Maßnahmen, die Sie ergreifen, dienen ausschließ-
    lich der Fremdbetreuung von Kindern.


    (Maria Eichhorn [CDU/CSU]: So ist es!)

    Ob Ganztagsschulen oder Kinderkrippenplätze: Sie wen-
    den Steuermittel auf, um die Betreuung von Kindern
    außerhalb der Familie sicherzustellen. Dies ist nicht un-
    sere Politik, nicht unser Programm. Wir halten es für rich-
    tig, die Situation von berufstätigen Müttern und Vätern zu
    verbessern. Wir halten es jedoch nicht für richtig, wie Sie
    damit umgehen.

    Die Situation von Eltern, die sich entschieden haben,
    einen erheblichen Teil der Kindererziehung selbst zu er-
    bringen, verbessern Sie nicht. Ganz im Gegenteil: Durch
    immer neue Abgabenlasten im Steuer- und Sozialbereich

    erschweren Sie es den Eltern, eine Zeit lang auf ein hal-
    bes oder ganzes Gehalt zu verzichten.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Das ist für uns keine Wahlfreiheit, sondern genau die
    „Lufthoheit über den Kinderbetten“, die Sie sich gar nicht
    schämen auszusprechen.

    Bert Rürup, der Vorsitzende der Rentenkommission,
    setzt noch eins drauf. Ich zitiere:

    Der Anteil der unter 20-Jährigen geht in den nächs-
    ten 40 Jahren ... zurück. Den mit dem Anstieg des
    Altenquotienten verbundenen Verteilungsproblemen
    der Gesellschaft kann umso besser begegnet werden,
    je höher das Wirtschaftswachstum ist. Aus diesem
    Grund sollten kinder- und familienpolitische Maß-
    nahmen Frauen keinen Anreiz geben, sich aus ihrem
    Beruf zurückzuziehen. Erziehungs- und Elterngehalt
    als Ersatz für Erwerbsarbeit ist abzulehnen.

    Erst sollen also die Frauen die Kinder kriegen, dann
    sollen sie sie erziehen und großziehen, aber eine Berück-
    sichtigung dieser Erziehungsarbeit wird ihnen verwehrt.
    Auch dies ist nicht unsere Politik. Auch hier werden Sie
    nicht auf Gemeinsamkeiten hoffen können.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Versprechen fünf: Eigenheimzulage. Frau Ministerin

    Schmidt, es kann durchaus sein, dass Sie es geschafft
    haben, die größte Unbill bei der Eigenheimzulage abzuwer-
    ten. Aber Ihre freundliche Ankündigung und Ihr Verspre-
    chen im Wahlkampf, die Zulage familienfreundlich umzu-
    gestalten, haben Sie auf recht bizarre Weise eingelöst: Für
    Paare ohne Kinder haben Sie diese auf 0 Euro reduziert und
    für Familien halbiert. Dies als Verbesserung für Familien zu
    verkaufen ist schon eine Marketingleistung. Abgesehen von
    den gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen, die an anderer
    Stelle in diesem Haus zu diskutieren sein werden, liegen Sie
    familienpolitisch auch hier völlig daneben. Gerade in den
    neuen Ländern, aber auch in Westdeutschland wird der Bau
    des privaten Eigenheims sehr häufig dazu genutzt, Großel-
    tern in räumlicher Nähe zu Kindern und Enkeln unterzu-
    bringen. Damit wird dem Wunsch der älteren Generation
    Rechnung getragen, möglichst lange im familiären Umfeld
    weitgehend selbstverantwortlich zu leben.

    Sie haben dieses Problem offensichtlich ebenfalls er-
    kannt. Sie reagieren aber leider nicht mit Lösungen, son-
    dern mit umfangreichen Studien und Gutachten. Ich
    werde hierauf später zurückkommen.

    Viel schlimmer scheint mir die aufgrund großer Protes-
    te angelegte „später Kind“-Variante zu sein. Nach der
    neuen Fassung des Eigenheimzulagengesetzes sollen
    auch solche Paare die Förderung erhalten, die spätestens
    im dritten Jahr nach Fertigstellung ein Kind bekommen.
    Eine solche Regelung kann man sich nur ausdenken,
    wenn man glaubt, schwanger würde man durch Ankreu-
    zen im Terminkalender.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das ist zynisch gegenüber den 10 Prozent der Paare, die
    ungewollt kinderlos bleiben und viele Jahre belastende
    Anstrengungen unternommen haben.


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    838


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 839

    Die bisher vorgesehene Regelung der veränderten Ei-
    genheimzulage mit Verlust einer Jahreskinderzulage war
    in der Auswirkung erheblich familienfreundlicher. Nach
    Ihren Vorstellungen kostet der verpasste Geburtstermin
    ein junges Paar 16 800 Euro. Zu der Enttäuschung, kein
    Kind zu bekommen, kommen dann möglicherweise noch
    wirtschaftliche Probleme, wenn die Eigenheimzulage in
    die Finanzierung eingeplant wurde.

    Neben diesem Vergleich mit den Wahlversprechen
    werden wir uns in den Haushaltsberatungen aber auch mit
    einigen Einzelmaßnahmen beschäftigen müssen:

    Förderung des Ehrenamts und der Selbsthilfe. – Die
    Mittel dafür sollen auf 40 Prozent reduziert werden, und
    zwar mit der Begründung, dass 2001 das Jahr des Ehren-
    amts gewesen ist und dass im Jahr 2003 der Bedarf nicht
    mehr so hoch ist. Erst motivieren wir die Leute, sich eh-
    renamtlich zu betätigen, und keine zwei Jahre später fallen
    die Mittel ins Bodenlose. Das zeigt ganz deutlich, welchen
    Stellenwert ehrenamtliche Arbeit in diesem Haushalt hat.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Klaus Haupt [FDP])


    Sie verweisen darauf, dass dieser Titel in Höhe von
    500 000 Euro mit dem des Kinder- und Jugendplans des
    Bundes deckungsfähig ist. Ich sage Ihnen schon jetzt vo-
    raus, dass diese Deckungsfähigkeit wegen der Absenkung
    beim Kinder- und Jugendplan um 2,5 Millionen Euro ver-
    mutlich nicht zum Tragen kommen wird.

    Damit bin ich beim Kinder- und Jugendplan. Frau
    Ministerin Schmidt, Sie haben zwar geäußert, dass die
    Grausamkeiten gegenüber dem ursprünglichen Haushalts-
    entwurf verringert worden seien, aber Sie haben dabei
    verschwiegen, dass gegenüber dem Jahr 2002 in diesem
    Bereich der Kinder- und Jugendhilfe 2,5 Millionen Euro
    gekürzt werden. Wenn das mit dem Argument passiert
    wäre, dass die allgemeine Haushaltssituation nicht mehr
    hergebe, hätte ich dafür noch Verständnis. Tatsache ist
    aber, dass sich außerhalb der bewährten Strukturen eine
    ganze Menge zusätzlicher Programme findet, die kurzfris-
    tig beschlossen worden sind, zum Beispiel das Programm
    gegen Rechtsradikalismus.


    (Kerstin Griese [SPD]: Das ist ein Programm gegen rechts! Das ist ein gutes Programm!)


    Frau Deligöz, Ihre positive Auffassung von diesem Pro-
    gramm gegen Gewalt und Rechtsradikalismus teilen selbst
    Jugendvertreter und Jugendpolitiker Ihrer eigenen Fraktion
    nicht. Fragen Sie einmal auf kommunaler und Landese-
    bene, wie dort das Programm gesehen wird! Ich bringe jetzt
    nur ein paar Aussagen dazu: Bestehende Programme auf
    Landes- und kommunaler Ebene werden nicht hinreichend
    miteinander vernetzt. Es gibt keine Gesamtkoordinierung
    der Förderprogramme und keine entscheidende Einbin-
    dung von Trägern der öffentlichen Jugendhilfe auf örtlicher
    und überörtlicher Ebene. Teilweise werden sogar Pro-
    gramme gefördert, die die Träger der örtlichen Jugendhilfe
    als ungeeignet eingestuft haben. – Alles das findet sich in
    Berichten des Bundes der Jugendvertreter.

    Dazu kommt – das ist für meinen Geschmack die abso-
    lute Krönung –, dass sich bei einem Gesamtvolumen von
    fast 30 Millionen Euro die Kosten für die Servicestelle und

    für die Vergabe der Mittel für nur eines dieser Programme
    in Höhe von 5Millionen Euro auf 827000 Euro jährlich be-
    laufen. Das heißt, 20 Prozent der Programmmittel werden
    aufgewendet, um die Mittel überhaupt auszureichen. Da
    fragt man sich schon, ob hier nicht Aktionismus im Vor-
    dergrund steht. Stattdessen sollten Sie lieber abgestimmte
    Jugendarbeit mit den schon bestehenden Fördertöpfen auf
    Landes- und kommunaler Ebene sinnvoll betreiben.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Kerstin Griese [SPD]: Das ist ein sehr hoch gelobtes Programm!)


    Nun zu dem eben schon erwähnten Programm „Jugend
    bleibt“. Mit dem jährlich 2,5 Millionen Euro teuren Pro-
    gramm wollen Sie junge Menschen dazu motivieren, nicht
    aus den neuen Ländern abzuwandern. Die anhaltende Ab-
    wanderung von Jugendlichen stellen Sie als wirtschaftli-
    ches Problem in den neuen Ländern dar. Das ist eine legi-
    time Begründung für den Wirtschaftsausschuss, aber vom
    Jugendministerium hätte mir eine Begründung besser ge-
    fallen, die auf die Situation der jungen Menschen eingeht.