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ID1501211000

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    9. Wort.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 733 A Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksache 15/150) . . . . . . . . . . . . . . 733 D b) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2002 (Nach- tragshaushaltsgesetz 2002) (Drucksache 15/149) . . . . . . . . . . . . . . 733 D c) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über den Stand und die voraussichtliche Ent- wicklung der Finanzwirtschaft des Bundes (Drucksache 15/151) . . . . . . . . . . . . . . 734 A in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zum Abbau von Steuervergünstigungen und Ausnahmeregelungen (Steuervergüns- tigungsabbaugesetz – StVergAbG) (Drucksache 15/119) . . . . . . . . . . . . . . . . . 734 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Andreas Pinkwart, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Weniger Staat – weniger Steuern (Drucksache 15/122) . . . . . . . . . . . . . . . . 734 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Jürgen Koppelin, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Keine Erhöhung der Mehrwertsteuer (Drucksache 15/123) . . . . . . . . . . . . . . . . 734 B Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 734 C Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 745 C Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 750 D Dr. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 754 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 755 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 758 D Walter Schöler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 762 D Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . . 766 A Anja Hajduk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 768 A Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 770 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . . . . . . . . 771 C Jörg-Otto Spiller SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 773 C Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . 776 A Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . 776 D Lothar Binding (Heidelberg) SPD . . . . . . . . . 779 C Plenarprotokoll 15/12 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 12. Sitzung Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 7: a) Beratung des Antrags der Bundesregie- rung: Beteiligung bewaffneter deut- scher Streitkräfte an dem NATO- geführten Einsatz auf mazedoni- schem Territorium zur weiteren Sta- bilisierung des Friedensprozesses und zum Schutz von Beobachtern internationaler Organisationen im Rahmen der weiteren Implementie- rung des politischen Rahmenabkom- mens vom 13. August 2001 auf der Grundlage des Ersuchens des maze- donischen Präsidenten Trajkovski vom 21. November 2002 und der Re- solution 1371 (2001) des Sicherheits- rates der Vereinten Nationen vom 26. September 2001 (Drucksache 15/127) . . . . . . . . . . . . . . 782 A b) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 18. Februar 2002 zwischen derRegie- rung der Bundesrepublik Deutsch- land und derRegierung derRepublik Polen über die Zusammenarbeit der Polizeibehörden und derGrenzschutz- behörden in den Grenzgebieten (Drucksache 15/11) . . . . . . . . . . . . . . . 782 B c) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 26. Juli 2001 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik über den Bau einer Grenz- brücke an der gemeinsamen Staats- grenze in Anbindung an die Bundes- straße B 20 und die Staatsstraße I/26 (Drucksache 15/12) . . . . . . . . . . . . . . . 782 C d) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des inter- nationalen Insolvenzrechts (Drucksache 15/16) . . . . . . . . . . . . . . . 782 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere Überweisung im vereinfachten Verfahren (Ergänzung zu TOP 7): Beratung des Antrags der Bundesregie- rung: Fortsetzung der Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicher- heitsunterstützungstruppe in Afghanis- tan auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001) vom 20. Dezember 2001, 1413 (2002) vom 23. Mai 2002 und 1444 (2002) vom 27. November 2002 des Si- cherheitsrates der Vereinten Nationen (Drucksache 15/128) . . . . . . . . . . . . . . . . 782 C Tagesordnungspunkt 8: a) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 1 zu Petitionen (Drucksache 15/57) . . . . . . . . . . . . . . . 782 D b) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 2 zu Petitionen (Drucksache 15/58) . . . . . . . . . . . . . . . 783 A c) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 3 zu Petitionen (Drucksache 15/59) . . . . . . . . . . . . . . . 783 A d) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 4 zu Petitionen (Drucksache 15/61) . . . . . . . . . . . . . . . 783 A e) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 5 zu Petitionen (Drucksache 15/62) . . . . . . . . . . . . . . . 783 B Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 783 B Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 784 D Elke Ferner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 787 A Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 789 B Horst Kubatschka SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 790 C Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 792 A René Röspel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 793 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 794 B Dr. Christian Eberl FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 795 C Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker SPD . . . . . . 796 D Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 798 C Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 800 C Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 801 D Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 802 B Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF 802 B Dr. Maria Böhmer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 805 D Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 806 C Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 807 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002II Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 809 C Christoph Hartmann (Homburg) FDP . . . . . 811 A Ulla Burchardt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 812 B Katherina Reiche CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 815 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 817 B Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . . . 818 C Grietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 819 B Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 820 D Ulrich Kasparick SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 822 B Marion Seib CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 823 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 825 B Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 825 D Renate Schmidt, Bundesministerin BMFSFJ 826 A Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 829 B Maria Eichhorn CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 829 D Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 832 B Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 833 A Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 833 D Christel Humme SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 835 A Antje Tillmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 837 A Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 840 A Klaus Haupt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 841 B Marlene Rupprecht (Tuchenbach) SPD . . . . 842 C Thomas Dörflinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . 844 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zurAuf- hebung des Gesetzes zur Modulation von Direktzahlungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik und zur Än- derung des GAK-Gesetzes (Drucksache 15/108) . . . . . . . . . . . . . . . . 846 D Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . 847 A Gerda Hasselfeldt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 848 D Matthias Weisheit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 850 B Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 851 C Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 852 B Gabriele Hiller-Ohm SPD . . . . . . . . . . . . . . . 853 D Ursula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 855 A Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 855 D Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 857 A Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 859 D Waltraud Wolff (Wolmirstedt) SPD . . . . . . . 860 A Helmut Heiderich CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 861 C Cornelia Behm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 863 B Albert Deß CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 864 B Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 865 B Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . 866 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 868 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 869 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 III (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 733 12. Sitzung Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 Beginn: 10.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (A) (C) 868 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 869 (C)(A) Adam, Ulrich CDU/CSU 03.12.2002* Borchert, Jochen CDU/CSU 03.12.2002 Bury, Hans Martin SPD 03.12.2002 Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 03.12.2002 Hartmut Dr. Däubler-Gmelin, SPD 03.12.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 03.12.2002 Gradistanac, Renate SPD 03.12.2002 Gröhe, Hermann CDU/CSU 03.12.2002 Großmann, Achim SPD 03.12.2002 Hörster, Joachim CDU/CSU 03.12.2002* Hofbauer, Klaus CDU/CSU 03.12.2002 Kubicki, Wolfgang FDP 03.12.2002 Lintner, Eduard CDU/CSU 03.12.2002* Dr. Lucyga, Christine SPD 03.12.2002* Möllemann, Jürgen W. FDP 03.12.2002 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 03.12.2002 Rauber, Helmut CDU/CSU 03.12.2002** Schild, Horst SPD 03.12.2002 Dr. Stadler, Max FDP 03.12.2002 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 03.12.2002 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des OSZE entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ulrich Kasparick


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her-

    ren! Zwei Kurzbemerkungen vorweg: Ich freue mich,
    Frau Pieper, dass Sie unsere Koalitionsvereinbarung le-
    sen. Darin haben wir hinsichtlich der Ansiedlung von For-
    schungsinstituten einen Vorrang für Ostdeutschland fest-
    geschrieben. Dies ist genau der richtige Weg.

    Frau Reiche – die ich im Moment nicht sehe – hat ei-
    nige Zahlen genannt und von langfristigen Perspektiven
    gesprochen. Sie haben langfristig in der Zeit von 1994 bis
    1998 den Forschungshaushalt um 360 Millionen Euro
    gekürzt.


    (Jörg Tauss [SPD]: Ja!)

    Wir haben in diesem Haushalt seit 1998 einen Aufwuchs
    um 25 Prozent. Dies unterscheidet uns.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich will etwas zum Thema Ostdeutschland sagen. In
    Ostdeutschland sind Forschung und Entwicklung die zen-
    trale Kategorie. Ich möchte Ihnen begründen, warum dies
    so ist, und deutlich machen, dass wir mit unserem For-
    schungshaushalt die richtigen Prioritäten setzen.

    Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat im Oktober dieses
    Jahres eine Analyse über die Metropolregion Halle/Leip-
    zig vorgelegt und deutlich gemacht, dass wir mit dem
    Wirtschaftwachstum in dieser Region mittlerweile gleich-

    auf mit dem Ruhrgebiet sind. Das hat damit zu tun, dass
    in dieser Region besonders starke Forschungsinstitute
    angesiedelt worden sind. Alle, die sich mit Ostdeutsch-
    land beschäftigen, wissen, dass wir etwa fünf starke Wirt-
    schaftsregionen haben, die deshalb stark sind, weil sie
    gute Forschung machen. Bei genauerem Hinsehen zeigt
    sich, dass die wirtschaftlich starken Regionen im Kern
    Forschungsregionen sind.

    In den zurückliegenden zehn bis zwölf Jahren ist durch
    die Transferleistungen aus dem Westen im Wesentlichen
    der Markt für die nicht handelbaren Güter ausgebaut wor-
    den. Ich will Ihnen einmal sagen, was dies ist. Zu
    den nicht handelbaren Gütern zählt insbesondere das Bau-
    gewerbe. Dieses ist im Osten durch die Steuerabschrei-
    bungsmodelle der alten Bundesländer stark gewachsen,
    hat aber im Osten zum Wohnungsleerstand geführt. Dort
    stehen über 1 Million Wohnungen leer.


    (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das hat etwas damit zu tun, dass zu viele Menschen aus den von SPD und PDS regierten Ländern wegziehen! Abwanderung! – Ulla Burchardt [SPD]: Die blühenden Landschaften!)


    Wir brauchen – so sagt es die Studie der Friedrich-
    Ebert-Stiftung deutlich – sehr viel stärker ein Umschwen-
    ken in der Förderpolitik auf die weichen Standortfaktoren,
    auf die Stärkung der Forschung. Wir müssen uns auf den
    Ausbau der handelbaren Güter und Dienstleistungen kon-
    zentrieren. Dies sind im Wesentlichen Wissenschafts-
    dienstleistungen. Hier sitzt der Wachstumsmotor für mo-
    derne Volkswirtschaften. Kurz gesagt heißt dies: Nur wer
    die Forschung fördert, wird in Ostdeutschland auf Dauer
    Erfolg haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Cornelia Pieper [FDP]: Richtig!)


    Der Ausbau der Forschung ist die zentrale Schlüssel-
    kategorie für den Aufbau Ost, denn es geht um den Aus-
    bau der Märkte für handelbare Güter und Dienstleistun-
    gen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat
    einmal für die Region Berlin ausgerechnet, dass die lokale
    Wirtschaft der Ansiedlung von Wissenschaft etwa im Ver-
    hältnis 1:4 folgt, in manchen Regionen sogar im Verhält-
    nis 1:7. Das bedeutet, dass ein Wissenschaftlerarbeitsplatz
    bis zu sieben Arbeitsplätze nach sich zieht. Deswegen ist
    für den Osten der Ausbau der Wissenschaft zentral.

    Wichtig ist aber auch, dass man dies mit modernen För-
    derinstrumenten macht. Moderne Förderinstrumente sind
    schnelle Netzwerke. Wir fördern nicht die starren großen
    Tanker, sondern die schnellen kleinen Beiboote, die Netz-
    werke. Deswegen ist Inno-Regio methodisch der richtige
    Ansatz.

    Nun noch einmal zu den Zahlen, damit keine Legenden
    verbreitet werden. Der Aufwuchs bei Inno-Regio beträgt
    schlappe 81,6 Prozent.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich sage dies nur, damit wir einmal die richtigen Zahlen
    hören. Bei den Juniorprofessuren – diese sind besonders


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    822


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 823

    wichtig in Ostdeutschland, weil wir an den dortigen Insti-
    tuten einen hoch motivierten Nachwuchs haben – beträgt
    der Aufwuchs circa 186 Prozent.

    Ich möchte noch ein Beispiel aus dem Wirtschaftsminis-
    terium nennen. Dort wird ein ähnlicher Ansatz verfolgt. Es
    gibt ein neues Förderprogramm, das heißt „Netzwerk-
    management Ost“.Hiermit werdenNetzwerkmanager fi-
    nanziert, die die Zusammenarbeit zwischen kleinen und
    mittelständischen Unternehmen und der Forschung för-
    dern, insbesondere mit den Fachhochschulen. Bei mir im
    Wahlkreis habe ich ein solches Projekt angeschoben. Das
    Solarzentrum Sachsen-Anhalts arbeitet mit der Techni-
    schen Universität Chemnitz, den Fachhochschulen der
    Region und den Handwerkerbildungszentren in einem
    solchen Netzwerk zusammen. Der Bund fördert die Netz-
    werkmanagementstelle.

    So etwas hat Zukunft. So etwas ist hoch innovativ. Für
    das Gesamtkonzept gibt es mittlerweile Anfragen aus dem
    Ausland. Es besteht Interesse, insbesondere aus Asien,
    das Gesamtkonzept zu kaufen. Das ist für den Osten in-
    teressant. Bildungsdienstleistungen sind verkaufbar. Es
    sind handelbare Dienstleistungen. Wer in den Bereich in-
    vestiert, der hat klug investiert.

    Ich bin mir sicher – die Zahlen belegen es –: Der For-
    schungshaushalt 2003 geht genau diesen Weg.

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile der Kollegin Marion Seib, CDU/CSU-Frak-

tion, das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Marion Seib


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

    gen! In der letzten Woche ging folgende Nachricht
    durch die Medien: Gut 2 Millionen junge Menschen stu-
    dieren an deutschen Hochschulen. Jeder dritte Jugendli-
    che eines Altersjahrgangs entscheidet sich mittlerweile
    für ein Studium. – Nach PISA-Schock und UNICEF-
    Ohrfeige könnte man meinen: endlich einmal eine gute
    Nachricht. Aber: Masse – das müssen wir uns vor Augen
    halten – ist nicht gleich Klasse.


    (Jörg Tauss [SPD]: Also Selektion?)

    Die Universitäten und Forschungseinrichtungen in un-

    serem Land sollen nicht nur die größtmögliche Zahl von
    Studenten durchschleusen; sie sollen auch und gerade
    Spitzenforschung betreiben.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Spitzenforschung ist nur mit einer guten finanziellen Aus-
    stattung möglich.


    (Jörg Tauss [SPD]: Das ist wahr!)

    Neben den Ländern kommt dem Bund eine wichtige

    Rolle bei der finanziellen Unterstützung der Forschungs-
    einrichtungen zu. Man muss allerdings fragen, ob sich die

    Bundesregierung dieser großen Verantwortung überhaupt
    bewusst ist. Anstatt sich auf die im Grundgesetz vorgege-
    benen Kernkompetenzen zu konzentrieren, mischte sich
    der Bund in der vergangenen Legislaturperiode massiv in
    die Verantwortungsbereiche der Länder.


    (Jörg Tauss [SPD]: Was jetzt, Frau Böhmer oder Sie?)


    Weder die Einführung der zwangsverfassten Studenten-
    schaft noch das Verbot von Studiengebühren fällt in den
    Aufgabenbereich des Bundes.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Das warten wir mal ab!)


    Obendrein, verehrte Kolleginnen und Kollegen, ist es
    verlogen, den Ländern eine Finanzierungsmöglichkeit ab-
    zuschneiden, ohne einen finanziellen Ausgleich dafür zur
    Verfügung zu stellen. Eine aufgabengerechte Neuverteilung
    der Steuereinnahmen zwischen Bund und Ländern wäre
    wohl das Mindeste, was Sie den Ländern anbieten müssten.


    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Richtig!)

    Eine Abgabe von Umsatzsteuerpunkten durch den Bund
    an die Länder wäre ein wichtiger und guter Anfang.


    (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)

    Besser noch: Streben Sie mit den Ländern gleich den

    großen Wurf an! Beenden Sie die lähmende Mischfinan-
    zierung! Entflechten Sie die Förderprogramme und über-
    tragen Sie die frei werdenden Finanzmittel auf die Länder!


    (Beifall bei der CDU/CSU – Ulla Burchardt [SPD]: Machen Sie doch mal eine Bundesratsinitiative!)


    So können die Hochschulen besser ihr eigenes Profil ent-
    wickeln und sich den Herausforderungen einer modernen
    Bildungslandschaft stellen.


    (Ulla Burchardt [SPD]: Warum hat Bayern denn noch keinen Vorschlag gemacht?)


    Warten Sie nicht, bis Karlsruhe Ihnen die rote Karte
    zeigt!


    (Jörg Tauss [SPD]: So wie heute!)

    Die Zeit drängt. Bereits jetzt sind die Folgen Ihrer ver-
    fehlten Forschungspolitik sichtbar. Landauf und landab
    klagen Wissenschaftler über einen Wust an Vorschriften.
    Dieser Wust zeugt von einem schweren Misstrauen gegen
    Forschung und Lehre in Deutschland und ist zudem ge-
    paart mit der Überheblichkeit Ihrerseits, alles besser zu
    wissen. Das Schlagwort von der Freiheit von Forschung
    und Lehre ist zu einer ganz hohlen Formel verkommen.

    Nun stehen Sie mit leeren Händen da. Die Wähler und
    Wählerinnen fühlen sich massiv getäuscht und betrogen.
    Nicht nur im Bereich Soziales und Gesundheit, sondern
    auch im Bereich Bildung und Forschung wurden die
    Wähler verschaukelt. Auf das potemkinsche Dorf beim
    4-Milliarden-Euro-Schulbauprogramm, das Sie „Ganz-
    tagsschulprogramm“ nennen, haben meine Kollegen
    und Kolleginnen von der Union bereits hingewiesen.


    (Nicolette Kressl [SPD]: Pure Demagogie!)


    Ulrich Kasparick

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002
    Marion Seib
    Verehrte Frau Kollegin, wir wollen stattdessen Wahlfrei-
    heit für Familien herstellen. Wir wollen die bedarfsge-
    rechte Lösung vor Ort.


    (Ulla Burchardt [SPD]: Dann fangen Sie doch mal damit an!)


    Wir wollen die Förderung der familienergänzenden und
    nicht der familienentziehenden Erziehung.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir wollen Lehrer statt Mauern.

    Ihre leeren Hände zeigen sich nicht nur in diesem Teil-
    bereich, sondern auch im gesamten Bereich von Bildung
    und Forschung. Auch nach dem neunten Debattenbeitrag
    ist noch nicht klar, wie viel Mittel zur Verfügung stehen.
    In der Debatte am 12. September war von 9,3 Milliarden
    Euro die Rede. Nach der Kabinettssitzung hieß es:
    8,7 Milliarden Euro. Heute sprechen Sie von 9,1 Milliar-
    den Euro. Im Haushalt sind 8,4 Milliarden Euro ausge-
    wiesen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, welche
    Zahlen gelten nun eigentlich? Werden hier Mittel aus der
    Ressortforschung hin und her geschoben? Wie kommt
    heute plötzlich die Zahl von 9,1 Milliarden Euro zu-
    stande?

    In der rot-grünen Koalitionsvereinbarung ist davon die
    Rede, dass Sie weitere Anstrengungen unternehmen wol-
    len,

    um weltweite Spitzenleistungen in der Forschung zu
    ermöglichen.

    Weiter heißt es:
    Es gilt, Innovationen in Deutschland zu fördern, die
    Grundlagenforschung zu stärken und durch Beiträge
    von Wissenschaft und Forschung die Entwicklung
    einer nachhaltig zukunftsfähigen Wirtschaft und Ge-
    sellschaft in Deutschland voranzubringen.

    Da kann ich nur sagen: Richtig! Gut gemacht! Das unter-
    stützen auch wir.


    (Jörg Tauss [SPD]: Also!)

    Doch knapp einen Monat später handelt die Bundes-

    regierung völlig entgegen ihrer eigenen Koalitionsverein-
    barung. Sie widerruft Haushaltszuwächse für die von
    Bund und Ländern gemeinsam geförderten Forschungs-
    einrichtungen und ruft zusätzlich eine Nullrunde aus, die
    eigentlich eine Minusrunde ist.


    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: So ist es!)

    Dies geschieht ohne jegliche Rücksprache mit den Län-
    dern und entgegen der Vereinbarung mit der Bund-Län-
    der-Kommission im Sommer dieses Jahres.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine sehr geehrten Damen und Herren, diese Mittel-

    streichungen stellen einen schweren Schlag für die
    Grundlagenforschung in Deutschland dar. Deutschland
    darf nicht den Ast absägen, auf dem es sitzt. Nach der
    Veröffentlichung der PISA-Studie ist oft, auch heute wie-
    der, darauf hingewiesen worden, wie wichtig dieser Be-
    reich ist. Um das vorhandene Potenzial richtig nutzen zu
    können, braucht man mehr als bloße Lippenbekenntnisse.

    Notwendig ist – ich erinnere an Herrn von Weizsäcker, der
    vorhin in der Debatte zur Umweltpolitik auf die Notwen-
    digkeit einer langfristigen Politik hingewiesen hat – vor
    allem eine über die Legislaturperiode hinaus angelegte,
    verlässliche mittel- und langfristige Finanzierung der For-
    schungseinrichtungen. Sonst lässt sich eine langfristig an-
    gelegte Grundlagenforschung nicht realisieren.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es kann nicht sein, dass noch im Juni versprochen

    wurde, 2,3 Milliarden Euro für gemeinsame For-
    schungsförderung auszugeben, und dass diese zugesag-
    ten Mittel wenige Monate später komplett gestrichen wer-
    den. So erreicht man kein größeres Vertrauen in den
    Wissenschafts- und Forschungsstandort Deutschland.

    Die Forschungseinrichtungen unseres Landes schlagen
    zu Recht Alarm. Am bedrohlichsten ist aber, dass bei der
    Deutschen Forschungsgemeinschaft 2000 Stellen für
    Nachwuchswissenschaftler zur Disposition stehen. Der
    wissenschaftliche Nachwuchs kann nicht warten, bis die
    Regierung die Folgen ihrer Vollbremsung kapiert. Die
    jungen Leute werden sich im Ausland umschauen, wo sie
    gebraucht werden und gern gesehen sind. Das bedeutet
    eine Vernichtung von Know-how und Engagement. In
    Ihrem Ministerium scheint man von Knowledge Manage-
    ment noch nie etwas gehört zu haben, wenn Sie beim Bil-
    dungsmanagement für die gesamte Republik glauben, mit
    Vollbremsungen Wissenschaftler fördern zu können.


    (Manfred Grund [CDU/CSU]: Herr Tauss hat zu allem schon etwas gehört, hat aber nichts verstanden! – Gegenruf des Abg. Jörg Tauss [SPD])


    – Ich habe im Moment das Wort.
    Durch die Regierung werden die Eckpfeiler der deut-

    schen Forschungslandschaft wie die Max-Planck-Gesell-
    schaft, die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die
    Fraunhofer-Gesellschaft nicht gestützt, sondern erheb-
    lichen Belastungen ausgesetzt.


    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Jawohl!)

    Frau Bundesministerin, wenn Sie wirklich einen wei-

    teren, also einen dritten, verbeamteten Staatssekretär
    brauchen,


    (Ulla Burchardt [SPD]: Wieso einen dritten? Können Sie nicht mehr zählen?)


    dann muss ich Ihnen sagen: Wenn Sie schon Gehälter für
    Bildung ausgeben wollen, dann geben Sie sie für diejeni-
    gen aus, die Bildung vermitteln und Forschung betreiben,
    und nicht für diejenigen, die Bildung und Forschung ver-
    walten.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Oder gar verhindern!)


    Dass es auch anders geht, zeigen uns die Amerikaner. Das
    haben wir heute schon mehrmals gehört.

    Nicht nur bei den Forschungseinrichtungen, sondern
    auch bei den Fachhochschulen regiert der Rotstift der
    Bundesregierung. 1992, also zu unserer Regierungszeit
    – Sie haben vorhin so gerne den Blick in die Vergangen-


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    824


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 825

    heit gerichtet –, wurde das Programm zur anwendungs-
    orientierten Forschung gestartet.


    (Ulla Burchardt [SPD]: Von da an ging es bergab!)


    Der Mittelstand sollte schneller als bisher an Forschungs-
    ergebnissen teilhaben können. Nun werden die Mittel
    gekürzt. Das ist ein schönes Geschenk zum zehnjährigen
    Bestehen dieses Programms. Das bringt dem Mittelstand
    – zusätzlich zu dem Steuerdruck und dem Regelungs-
    wirrwarr – vor allem auch einen erschwerten Zugang zur
    aktuellen Forschung. Das ist ein weiterer Sargnagel für
    den Wirtschaftsstandort Deutschland.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine sehr geehrten Damen und Herren, schon Präsi-

    dent John F. Kennedy stellte klar, dass es nur eines gibt,
    was auf Dauer teurer ist als Bildung, nämlich keine Bil-
    dung. Wer Bildung will, braucht Lehrer. Wer Forschung
    will, braucht Wissenschaftler. Wir wollen keinen Zentra-
    lismus in der Bildungs- und Forschungspolitik und keine
    kurzatmigen Schulbauprogramme. Wir wollen die freie
    Hand der Länder beim Mitteleinsatz und die Beibehaltung
    föderaler Strukturen.

    Deshalb fordern wir

    (Ulrich Kasparick [SPD]: Mehr Geld!)


    die Aufhebung der Gemeinschaftsaufgabe Bildungspla-
    nung, den Abbau der Mischfinanzierungen und der Ge-
    meinschaftsaufgabe Hochschulbau sowie eine aufgaben-
    gerechte Neuverteilung der Steuereinnahmen zwischen
    Bund und Ländern. Dies bringt uns in der Bildungspolitik
    weiter. Dies sind wir den jungen Wissenschaftlern, den
    Studenten und den Schülern schuldig.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)