Rede von
Grietje
Bettin
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Nein, ich möchte meine Ausführungen zu Ende führen.
– Es bringt nichts, mit Ihnen zu diskutieren. Das haben
alle Ihre Wortbeiträge gezeigt. Ich denke, auf diesem Ni-
veau sollten wir nicht fortfahren.
Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002
Grietje Bettin
Wir haben genug Probleme, bei deren Lösung wir uns
auch über die Parteigrenzen hinweg verständigen sollten.
Wenn Sie dazu nicht bereit sind, weiß ich nicht, wie das
im Interesse unserer Kinder ausgehen soll.
Wir wollen Ganztagsschulen, die nicht nur verwahren,
sondern auch den pädagogischen Herausforderungen ge-
recht werden können. Die Konzepte dafür müssen schleu-
nigst in enger Kooperation von Bund und Ländern ent-
wickelt werden.
Nun noch ein paar Worte zu den anderen für uns Grüne
besonders wichtigen Teilbereichen. Das Erste ist die
Chancengleichheit. Gleiche Chancen beispielsweise für
Männer und Frauen können nicht einfach so von oben ver-
ordnet werden. Allerdings zeigt die bisherige Erfahrung
auch, dass eine solche Chancengleichheit längst nicht über-
all mit entsprechendem Nachdruck durchgesetzt wird.
Dies gilt bedauerlicherweise auch für den Bereich von Bil-
dung und Wissenschaft. Trotz breiter gesellschaftlicher
Debatten und massiver politischer Anstrengungen ist das
Bild der Frau in der Wissenschaft immer noch traurig. Nur
6 Prozent der C-4-Professuren sind von Frauen besetzt,
und dies, obwohl 53 Prozent der Erstsemester Frauen sind.
Von Qualifikationsstufe zu Qualifikationsstufe nimmt der
Anteil von Frauen rapide ab. Ein wichtiger Beitrag zur Än-
derung dieses Zustands ist die Einführung der Juniorpro-
fessur, die hoffentlich in vermehrtem Maße auch von
Frauen in Anspruch genommen wird. Im Bundeshaushalt
werden in unterschiedlichen Programmen knapp 21,5Mil-
lionen Euro direkt für die Verwirklichung der Chancen-
gleichheit von Frauen zur Verfügung gestellt.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, eine höchst erfreuli-
che Entwicklung ist in einem anderen zentralen Bereich
erkennbar. Das von uns neu konzipierte BAföG-Modell
zeigt deutliche Erfolge. Seit der Reform erhalten wesent-
lich mehr Studierende wesentlich höhere Fördersätze.
Deshalb steigen auch hier die veranschlagten Mittel im
Jahre 2003.
Ein weiterer Einzelposten ist besonders wichtig, näm-
lich das so genannte Sonderprogramm zur Förderung in-
novativer Regionen in den neuen Ländern. Es begreift
Forschung und Wissenschaft als Grundlage für Wirt-
schaftswachstum und schafft damit neue Arbeitsplätze.
Auch hier werden die Mittel massiv aufgestockt.
Gleiches gilt für die Maßnahmen im Rahmen des Zu-
kunftsinvestitionsprogramms. Darunter fällt ein aus me-
dienpolitischer Sicht interessantes Zukunftsprojekt, die so
genannte Notebook-Universität. An verschiedenen
Hochschulen werden die Studierenden in Verbindung mit
dem Aufbau drahtloser Netze zur Funkübertragung in Hör-
säle und Aufenthaltsräume mit mobilen Computern ausge-
stattet. Dabei wollen wir die Studierenden auf keinen Fall
von ihren Bemühungen ablenken oder einfach nur den
Rechnerpool der Universitäten erweitern; vielmehr wollen
wir neue didaktische Lehrkonzepte testen und interaktive
Lernprozesse ermöglichen. Allerdings gibt es, insbeson-
dere bezogen auf die didaktischen Konzepte und die da-
raus resultierenden Lernerfolge, noch recht viel For-
schungsbedarf. Insgesamt erfährt die sozial- und geistes-
wissenschaftliche Forschung im Bildungshaushalt daher
auch im Jahre 2003 eine weitere Mittelerhöhung.
Mit dem Haushalt 2003 wollen wir hinsichtlich unserer
konkreten bildungspolitischen Ziele in der Zukunft weiter
vorankommen. Dies bedeutet erstens, weiterhin mehr
Geld für Bildung und Forschung auszugeben, zweitens
mehr erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen in al-
len Bildungsstufen, drittens mehr Generationengerechtig-
keit durch gezielte Nachwuchsförderung. Viertens setzen
wir uns für eine weitere Demokratisierung der Hochschu-
len und insbesondere für eine stärkere Transparenz in den
Hochschulen ein. Fünftens streben wir eine größere
Weltoffenheit und Internationalität sowie einen professio-
nellen Umgang damit an unseren Schulen und Hochschu-
len an.
Dies sind die wichtigsten Rahmenbedingungen, durch
die die gleichen Chancen für alle in einer gerechten und
flexiblen Bildungslandschaft sichergestellt werden sollen.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.