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ID1501208200

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    7. Reiche,CDU/CSU-Fraktion.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 733 A Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksache 15/150) . . . . . . . . . . . . . . 733 D b) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2002 (Nach- tragshaushaltsgesetz 2002) (Drucksache 15/149) . . . . . . . . . . . . . . 733 D c) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über den Stand und die voraussichtliche Ent- wicklung der Finanzwirtschaft des Bundes (Drucksache 15/151) . . . . . . . . . . . . . . 734 A in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zum Abbau von Steuervergünstigungen und Ausnahmeregelungen (Steuervergüns- tigungsabbaugesetz – StVergAbG) (Drucksache 15/119) . . . . . . . . . . . . . . . . . 734 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Andreas Pinkwart, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Weniger Staat – weniger Steuern (Drucksache 15/122) . . . . . . . . . . . . . . . . 734 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Jürgen Koppelin, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Keine Erhöhung der Mehrwertsteuer (Drucksache 15/123) . . . . . . . . . . . . . . . . 734 B Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 734 C Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 745 C Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 750 D Dr. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 754 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 755 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 758 D Walter Schöler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 762 D Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . . 766 A Anja Hajduk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 768 A Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 770 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . . . . . . . . 771 C Jörg-Otto Spiller SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 773 C Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . 776 A Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . 776 D Lothar Binding (Heidelberg) SPD . . . . . . . . . 779 C Plenarprotokoll 15/12 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 12. Sitzung Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 7: a) Beratung des Antrags der Bundesregie- rung: Beteiligung bewaffneter deut- scher Streitkräfte an dem NATO- geführten Einsatz auf mazedoni- schem Territorium zur weiteren Sta- bilisierung des Friedensprozesses und zum Schutz von Beobachtern internationaler Organisationen im Rahmen der weiteren Implementie- rung des politischen Rahmenabkom- mens vom 13. August 2001 auf der Grundlage des Ersuchens des maze- donischen Präsidenten Trajkovski vom 21. November 2002 und der Re- solution 1371 (2001) des Sicherheits- rates der Vereinten Nationen vom 26. September 2001 (Drucksache 15/127) . . . . . . . . . . . . . . 782 A b) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 18. Februar 2002 zwischen derRegie- rung der Bundesrepublik Deutsch- land und derRegierung derRepublik Polen über die Zusammenarbeit der Polizeibehörden und derGrenzschutz- behörden in den Grenzgebieten (Drucksache 15/11) . . . . . . . . . . . . . . . 782 B c) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 26. Juli 2001 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik über den Bau einer Grenz- brücke an der gemeinsamen Staats- grenze in Anbindung an die Bundes- straße B 20 und die Staatsstraße I/26 (Drucksache 15/12) . . . . . . . . . . . . . . . 782 C d) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des inter- nationalen Insolvenzrechts (Drucksache 15/16) . . . . . . . . . . . . . . . 782 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere Überweisung im vereinfachten Verfahren (Ergänzung zu TOP 7): Beratung des Antrags der Bundesregie- rung: Fortsetzung der Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicher- heitsunterstützungstruppe in Afghanis- tan auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001) vom 20. Dezember 2001, 1413 (2002) vom 23. Mai 2002 und 1444 (2002) vom 27. November 2002 des Si- cherheitsrates der Vereinten Nationen (Drucksache 15/128) . . . . . . . . . . . . . . . . 782 C Tagesordnungspunkt 8: a) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 1 zu Petitionen (Drucksache 15/57) . . . . . . . . . . . . . . . 782 D b) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 2 zu Petitionen (Drucksache 15/58) . . . . . . . . . . . . . . . 783 A c) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 3 zu Petitionen (Drucksache 15/59) . . . . . . . . . . . . . . . 783 A d) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 4 zu Petitionen (Drucksache 15/61) . . . . . . . . . . . . . . . 783 A e) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 5 zu Petitionen (Drucksache 15/62) . . . . . . . . . . . . . . . 783 B Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 783 B Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 784 D Elke Ferner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 787 A Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 789 B Horst Kubatschka SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 790 C Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 792 A René Röspel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 793 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 794 B Dr. Christian Eberl FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 795 C Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker SPD . . . . . . 796 D Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 798 C Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 800 C Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 801 D Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 802 B Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF 802 B Dr. Maria Böhmer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 805 D Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 806 C Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 807 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002II Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 809 C Christoph Hartmann (Homburg) FDP . . . . . 811 A Ulla Burchardt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 812 B Katherina Reiche CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 815 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 817 B Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . . . 818 C Grietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 819 B Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 820 D Ulrich Kasparick SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 822 B Marion Seib CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 823 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 825 B Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 825 D Renate Schmidt, Bundesministerin BMFSFJ 826 A Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 829 B Maria Eichhorn CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 829 D Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 832 B Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 833 A Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 833 D Christel Humme SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 835 A Antje Tillmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 837 A Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 840 A Klaus Haupt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 841 B Marlene Rupprecht (Tuchenbach) SPD . . . . 842 C Thomas Dörflinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . 844 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zurAuf- hebung des Gesetzes zur Modulation von Direktzahlungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik und zur Än- derung des GAK-Gesetzes (Drucksache 15/108) . . . . . . . . . . . . . . . . 846 D Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . 847 A Gerda Hasselfeldt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 848 D Matthias Weisheit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 850 B Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 851 C Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 852 B Gabriele Hiller-Ohm SPD . . . . . . . . . . . . . . . 853 D Ursula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 855 A Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 855 D Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 857 A Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 859 D Waltraud Wolff (Wolmirstedt) SPD . . . . . . . 860 A Helmut Heiderich CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 861 C Cornelia Behm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 863 B Albert Deß CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 864 B Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 865 B Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . 866 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 868 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 869 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 III (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 733 12. Sitzung Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 Beginn: 10.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (A) (C) 868 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 869 (C)(A) Adam, Ulrich CDU/CSU 03.12.2002* Borchert, Jochen CDU/CSU 03.12.2002 Bury, Hans Martin SPD 03.12.2002 Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 03.12.2002 Hartmut Dr. Däubler-Gmelin, SPD 03.12.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 03.12.2002 Gradistanac, Renate SPD 03.12.2002 Gröhe, Hermann CDU/CSU 03.12.2002 Großmann, Achim SPD 03.12.2002 Hörster, Joachim CDU/CSU 03.12.2002* Hofbauer, Klaus CDU/CSU 03.12.2002 Kubicki, Wolfgang FDP 03.12.2002 Lintner, Eduard CDU/CSU 03.12.2002* Dr. Lucyga, Christine SPD 03.12.2002* Möllemann, Jürgen W. FDP 03.12.2002 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 03.12.2002 Rauber, Helmut CDU/CSU 03.12.2002** Schild, Horst SPD 03.12.2002 Dr. Stadler, Max FDP 03.12.2002 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 03.12.2002 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des OSZE entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ulla Burchardt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her-

    ren! Nach dem, was man jetzt gehört hat, kann man nur
    sagen: Dieses Land hätte eine bessere, eine qualifiziertere
    Opposition verdient.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Angesichts dieser oppositionellen Kraftmeierei, der
    kleinkarierten ideologisch gefärbten Kritik und der Ka-
    tastrophenszenarien, die Sie hier an die Wand gemalt ha-
    ben, ist es wohl an der Zeit, dass man einmal wieder den
    Gesamtzusammenhang für eine bildungs- und forschungs-
    politische Debatte herstellt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Es dürfte sich auch bis zu Ihnen herumgesprochen ha-
    ben, dass sich unser Land wie alle hochentwickelten Staa-
    ten im Übergang von der Industrie- zur Wissensgesell-
    schaft befindet. Deshalb ist es die zentrale Aufgabe der
    Politik, diesen Übergang und die Rahmenbedingungen zu
    gestalten.

    Das, meine Damen und Herren, und nichts anderes
    – auch nicht irgendwelche Wunschvorstellungen – ist die

    Messlatte, an der sich die Regierungspolitik messen las-
    sen muss, an der sich aber auch Konzepte der Opposition
    messen lassen müssen. Nur habe ich solche Konzepte bis-
    lang leider nicht gehört.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    All denen von CDU/CSU und FDP, die 2002 oder 1998
    in den Bundestag gekommen sind, sei gesagt: Ihre Frak-
    tionen und Parteien hatten vorher schon Regierungsver-
    antwortung. Bei all dem, was Sie heute an Kritik dazu vor-
    tragen, wo möglicherweise nicht genug vorhanden ist,


    (Ulrike Flach [FDP]: Das ist eine alte Chose!)

    müssen Sie sich auch an dem letzten Bundeshaushalt, den
    Sie zu verantworten hatten, messen lassen. Die Gnade des
    späten Bundestagseintritts hilft Ihnen, Frau Kollegin
    Flach, und allen anderen an dieser Stelle nicht weiter.


    (Beifall bei der SPD)

    Was sind die Herausforderungen der globalen Wis-

    sensgesellschaft und damit die Aufgaben für Bildungs-
    und Forschungspolitik? Wissen – die Produktion, Vertei-
    lung und Anwendung von Wissen – wird immer mehr zum
    Hauptfaktor für Zuwächse in der Wertschöpfung und in
    der Beschäftigung. Deshalb sind die Ausgaben für Bil-
    dung und Forschung prioritäre Zukunftsinvestitionen.
    Diesem Sachverhalt tragen wir mit dem vorliegenden
    Bundeshaushalt Rechnung.

    Die Zahlen sprechen eine ganz deutliche Sprache. Da-
    ran kann man überhaupt nicht herumdeuteln. Der Haus-
    haltsansatz 2003 liegt um gut 25 Prozent über dem von
    1998. Es handelt sich um den höchsten Etat für Bildung
    und Forschung in der Geschichte der Bundesrepublik.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ulrike Flach [FDP]: Nehmen Sie Ihre Wahlversprechen!)


    – Das mag Ihnen nicht passen, ist aber trotzdem richtig.
    Die Zwischenrufe verstehe ich auch nur als Ausdruck ei-
    nes Neidkomplexes.


    (Jörg Tauss [SPD]: Und Neid ist nicht schön!)

    Aber Geld ist nicht alles. Es kommt ebenso darauf an,

    im Hochschulbereich wie in der Forschungsförderung
    Strukturen aufzubrechen. Wir haben damit begonnen, die
    richtigen Schwerpunkte zu setzen. Wir haben im Bil-
    dungsbereich beispielsweise mit der Dienstrechtsreform
    begonnen, mit der Einführung von Bachelor- und Mas-
    ter-Studiengängen.


    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Die hat die letzte CDU/CSU-FDP-Regierung eingeführt!)


    Die in der Bildungspolitik gesetzten Schwerpunkte bilden
    sich nach wie vor in Etatsteigerungen ab, zum Beispiel in
    der exorbitanten Förderung von Juniorprofessuren, der
    Zukunftsinitiative Hochschule und dem gleichbleibend
    hohen Niveau beim Hochschulbau, beim BAföG und
    beim Meister-BAföG.


    (Beifall bei der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Was ist mit der BAföG-Reform? )



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    812


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 813

    In der Forschungsförderung bleiben die Zukunftsfel-
    der, die wir gesetzt haben, Schwerpunkte, zum Beispiel
    das Programm Inno-Regio, Forschung für Nachhaltigkeit,
    Gesundheitsforschung, Biotechnologie, IuK-Technolo-
    gie. Die Gelder dafür liegen deutlich über dem Niveau
    von 1998.

    Natürlich hätte man sich auch Aufwüchse bei den Groß-
    forschungseinrichtungen wünschen können; aber man
    muss konstatieren, das gerade die in den Jahren rot-grüner
    Regierungspolitik jährliche Mittelaufwüchse von 3 Prozent
    und mehr zu verbuchen hatten. Das ist eine gewaltige Leis-
    tung gewesen. Davon haben die Großforschungseinrich-
    tungen in Ihrer Regierungszeit doch nur geträumt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Was macht die globalisierte Wissensgesellschaft
    noch aus? Angesichts der zunehmenden Internationalisie-
    rung und Europäisierung von Wirtschaft und Politik war
    eine entsprechende Orientierung und Vernetzung von Bil-
    dung und Forschung überfällig. Das Bundesministerium
    hat vielfältige Initiativen ergriffen, die fortgesetzt werden.
    Wir haben mittlerweile eine Leitbildfunktion in der EU.
    Daher geht ein herzlicher Dank an die Ministerin, die dies
    zu ihrem ganz persönlichen Anliegen gemacht hat.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das entscheidende Merkmal der Wissensgesellschaft
    ist der rapide zunehmende Bedarf an gut ausgebildeten,
    hoch qualifizierten Fachkräften. Dieser Bedarf nimmt zu.
    Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung
    droht in wenigen Jahren ein akuter Fachkräftemangel.
    Er führt bereits heute in einigen Branchen und Unterneh-
    men zu Engpässen.


    (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Haben Sie das auch schon erkannt?!)


    Vor diesem Hintergrund kann es sich unser Land über-
    haupt nicht leisten, Potenziale brachliegen zu lassen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Vielmehr kann es nur darauf ankommen, alle mit allen
    Mitteln zu fördern. Der Streit, Frau Böhmer und alle an-
    deren, ob Breiten- oder Spitzenförderung wichtiger ist, ist
    doch nun wirklich ein Streit um des Kaisers Bart,


    (Katherina Reiche [CDU/CSU]: Nein, das ist es nicht!)


    der in das letzte und vorletzte Jahrhundert gehört.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Sie sind das erste Mal bei einer Forschungsdebatte da-

    bei, genauso wie der FDP-Kollege. Vielleicht sollte man
    den Stoff der letzten Sitzung jedes Mal wiederholen. Ihr
    wirklich überhaupt nicht zielführendes Vorgehen „Haust
    du mein Bundesland, haue ich dein Bundesland“ ist wirk-
    lich das Allerletzte, was wir in der Bundesrepublik ge-
    brauchen können.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Niemand, auch kein einzelnes Bundesland, hat die Pa-
    tentlösung. Ich möchte einmal den PISA-Koordinator
    Schleicher zitieren. Er hat gesagt:

    Tatsache ist doch, dass weder CDU- noch SPD-re-
    gierte Länder im internationalen Bildungswettbe-
    werb mithalten können.

    Nehmen Sie das doch endlich einmal zur Kenntnis!

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


    Wir haben es getan und die Konsequenzen daraus gezo-
    gen.

    Wenn Ihnen die Aussagen des international renom-
    mierten Experten Schleicher nicht reichen, dann schauen
    Sie sich doch einmal das Bildungskonzept des Baden-
    Württembergischen Industrie- und Handelskammer-
    tages an, der einen Paradigmenwechsel fordert. Eine sei-
    ner ganz zentralen Begründungen dafür, dass dieser
    Paradigmenwechsel nötig ist, lautet: Die Prämisse, dass
    das gegliederte Schulsystem den anderen, einzügigen
    Schulformen überlegen sei, habe sich als falsch erwiesen.


    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das ist doch Unsinn! Das ist Quatsch!)


    Dort sprechen doch nun wirklich keine sozialdemokra-
    tischen Kampftruppen. Machen Sie sich ein bisschen kun-
    diger und benutzen Sie nicht nur die PC-Versatzstücke
    von Ihren Fraktionsreferenten!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Es war alternativlos und richtig, Chancengleichheit
    zum Leitbild unserer Bildungspolitik zu machen. Man
    kann es sich allein aus wirtschaftlichen Gründen nicht
    mehr leisten, dass die soziale Herkunft oder das Ge-
    schlecht über die Lebenschancen von Menschen ent-
    scheidet. Das ist unter den Vorgängerregierungen in der
    Vergangenheit leider ignoriert worden. Deshalb haben wir
    heute den traurigen Zustand zu beklagen, dass die Bun-
    desrepublik so weit abgeschlagen ist. Dieser Zustand ist
    nicht in den letzten Tagen vom Himmel gefallen.

    Fakt ist, dass in der Bundesrepublik zu viele junge
    Menschen nicht ausreichend gefördert werden und von
    weiterführender Bildung ausgeschlossen sind. Nach
    OECD-Studien machen zu viele die Erfahrung des
    Scheiterns, was für den Einzelnen und die Gesellschaft
    fatale Konsequenzen hat. Pro Jahr brechen 80 000 das
    Studium und 150 000 ihre Lehre ab; 80 000 verlassen die
    Schule ohne jeglichen Abschluss, und zwar in allen Län-
    dern. Das sind 310 000 zu viel. Es ist ein großes Problem,
    diese Menschen ohne qualifizierte Ausbildung in den Ar-
    beitsmarkt zu integrieren.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wer das ändern will, der muss auf eine konsequente
    Form des Bildungswesens hinarbeiten. Die OECD-Stu-
    dien, meine liebe Frau Böhmer und alle anderen, zeigen
    doch ganz deutlich, was ein zeitgemäßes, leistungsfähiges
    Bildungssystem ausmacht: Es beginnt mit der Förderung

    Ulla Burchardt

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002
    Ulla Burchardt
    im Vorschulalter, trennt in der Schullaufbahn nicht nach
    Kopf- und Handarbeitern, hat durchlässige Bildungs-
    gänge und gewährleistet lebenslanges Lernen.

    Wenn Sie behaupten, es sei unsere Aufgabe gewesen,
    genau dafür zu sorgen, dann entgegne ich Ihnen: Gehen
    Sie einmal zur KMK, lieber junger Kollege, und bean-
    tragen Sie doch, dass wir die Verantwortung dafür über-
    nehmen. Wir würden das gerne tun.

    Wir können feststellen: In unserem bundespolitischen
    Verantwortungsbereich haben wir das Überfällige und
    Notwendige in Angriff genommen. Wir haben mit dem
    JUMP-Programm Hunderttausenden von jungen Men-
    schen wieder eine Einstiegsperspektive gegeben.


    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Es fehlen Hunderttausende Ausbildungsplätze!)


    Das Programm wird weitergeführt. Wir haben mit dem
    Meister-BAföG die Selbstständigkeit gefördert.


    (Ulrike Flach [FDP]: Aber ihr habt doch viel mehr versprochen!)


    Wir haben mit der BAföG-Reform nicht nur sozial
    Schwächeren wieder eine Chance gegeben, sondern die
    Quote der Studienanfänger auf 35 Prozent erhöht, die un-
    ter Ihrer Regierungszeit doch fernab zurückgelegen hat.


    (Weiterer Zuruf der Abg. Ulrike Flach [FDP])

    – Ich kann doch nichts dazu, Frau Flach, dass Sie heute
    nicht reden dürfen. Ich würde jetzt aber gerne weiterre-
    den.


    (Ulrike Flach [FDP]: Tun Sie es doch!)

    Mit dem Programm „Chancengleichheit für Frauen in

    Bildung und Forschung“ haben wir nachweislich deren
    Anteil in Wissenschaft und Forschung erhöht. Diesen
    Haushaltstitel, Kollegin Reiche – weil Sie sich sehr enga-
    giert für die Frauenförderung in der Union einsetzen –,
    gab es unter Ihrer Regierungszeit nicht. Auch das ist ein
    Zeichen fehlenden Problembewusstseins.

    Wir haben mit der Qualitätssicherung in derWeiter-
    bildung begonnen. Sie wird mit dem Hartz-Konzept wei-
    tergeführt.


    (Katherina Reiche [CDU/CSU]: Das ist aber reduziert worden!)


    Wir führen sie auch im Bereich des BMBF fort; neue Aus-
    bildungsberufe in zukunftsfähigen Bereichen sind zu er-
    wähnen. Wir packen außerdem die überfällige Reform
    der beruflichen Bildung an.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Schließlich setzen wir viel Energie und Geld dafür ein,
    mit dem Programm „Bildung und Betreuung“ Chan-
    cengleichheit und Leistung zu fördern und damit den
    eklatanten Rückstand Deutschlands aufzuholen.

    Nur mit Polemik, liebe Kollegin Böhmer, kann man die
    Lage wirklich nicht verbessern.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Thomas Rachel [CDU/CSU]: Frau Burchardt, Ihr Programm ist peinlich!)


    Zum einen kann ich Ihnen mitteilen, dass Sie offensicht-
    lich aus irgendeinem falschen Papier zitiert haben, was
    die Verwaltungsvereinbarung für Ganztagsschulen
    angeht.


    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Ach, haben Sie ein anderes? Es gibt doch nur eines von der Bundesregierung!)


    Es gibt an dieser Stelle keinen Entwurf, der mit der Bun-
    desregierung abgestimmt ist. Das müssten Sie noch ein-
    mal nachlesen. Ansonsten ist die Alternative – nach allem,
    was Sie gesagt haben –, überhaupt nichts zu tun und alles
    so zu belassen, wie es ist.


    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das ist doch gar nicht wahr!)


    Das wäre in dieser Republik tatsächlich unverantwortlich.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Wir haben mit unserer Bilanz gezeigt, dass wir mit

    dem, was wir uns vorgenommen haben, und mit diesem
    Bundeshaushalt die Herausforderungen der globalen Wis-
    sensgesellschaft angenommen und die notwendigen Re-
    formschritte eingeleitet haben. Wir werden diesen Weg im
    Interesse unseres Landes konsequent fortsetzen.


    (Beifall bei der SPD)

    Weil wieder einmal PISAund die Folgestudien Gegen-

    stand der Debatte sind, lassen Sie mich dazu und auch zu
    den Konsequenzen einige Anmerkungen machen. Die
    Konsequenzen liegen auf der Hand, wenn man die Stu-
    dien selber gründlich gelesen hat und wenn man sich mit
    den Verantwortlichen dieser Studien ein bisschen intensi-
    ver darüber unterhalten hat, wie denn die Hintergründe
    und Zusammenhänge in den Ländern aussehen, die wirk-
    lich zu den Besten gehören. Dann kommt man zum Bei-
    spiel zu folgender Erkenntnis: Von den Besten zu lernen
    heißt zuallererst, alte Rituale aufzugeben und sich unideo-
    logisch an Fakten zu orientieren. In den leistungsstarken
    Ländern gab es bei der Renovierung des Bildungssystems
    keine politische Blockbildung, sondern pragmatische
    Zusammenarbeit bei der Problemlösung.


    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Die fehlt bei Ihnen leider!)


    Was Deutschland fehlt, so Andreas Schleicher, Koor-
    dinator der OECD-Studien, sind langfristige Ziele, und
    deshalb geschehe nichts, was nicht kurzfristig erreichbar
    wäre. Deshalb wird auch die derzeitige Debatte in der
    KMK über Bildungsstandards mit ausgesprochener Skep-
    sis gesehen; denn wenn es nur darum geht – manches aus
    der Vereinbarung lässt darauf schließen –, die alten Prü-
    fungsanforderungen zu vereinheitlichen, sozusagen ob-
    jektivierte Selektionsmechanismen zu erfinden, dann ist
    das ein Weg, der in die Sackgasse führt.


    (Beifall bei der SPD)

    Von den PISA-Besten lernen heißt, dass Sie Bildungs-

    standards nicht als Selektionsmechanismus für Schüler


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    814


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 815

    verstehen, sondern als Bildungsziele und als Evalua-
    tionsinstrument für die Schule und für die Bildungspo-
    litik. Das ist der Weg, den Bundesbildungsministerin
    Bulmahn eingeschlagen hat. Es kann auch nicht angehen,
    dass für die Evaluation die verantwortlich sind, die vorher
    die Kriterien festgelegt haben. In den guten PISA-Staaten
    machen das unabhängige Einrichtungen. Ich habe aber
    den Eindruck, da sind Bund und Länder auf dem richtigen
    Wege.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Was Deutschland fehlt – ich zitiere noch einmal
    Andreas Schleicher –,


    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Mein Gott, sagen Sie doch einmal selber etwas!)


    ist eine Debatte darüber, wie unser Bildungssystem im
    Jahre 2010 oder 2020 aussehen sollte. Diese Debatte,
    meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, darf
    man – bei aller hohen Wertschätzung des Föderalismus
    und bei all dem, was auch in der Kultusbürokratie an
    Fähigkeiten und Kompetenzen vorhanden ist – nicht al-
    lein der Kultusbürokratie überlassen. Diese Debatte über
    die Zukunft des gesamten Bildungswesens in der Bun-
    desrepublik – vom frühen Alter bis wirklich hin zum le-
    benslangen Lernen – ist eine Debatte, die meiner Meinung
    nach qualifiziert im Deutschen Bundestag geführt werden
    müsste. Hier und nirgendwo anders gäbe es mit einer
    Enquetekommission „Bildung in der Wissensgesell-
    schaft“ das geeignete Forum, über nationale Zukunftsfra-
    gen zu diskutieren,


    (Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

    unter Einbeziehung aller Akteure, und das sind nicht nur
    die Länder, sondern auch die Kommunen als Schulträger,
    Wissenschaftler, Unternehmer, Eltern- und Schülervertre-
    ter und, nicht zu vergessen, die vielen Träger der berufli-
    chen und der Weiterbildung.


    (Beifall des Abg. Lothar Mark [SPD])

    Ich denke, meine Damen und Herren, im Jahre 1 nach

    PISA ist es endlich an der Zeit, den dreißigjährigen Bil-
    dungskrieg zu beenden. Das erwartet das geneigte Publi-
    kum von uns allen. Nur so ist es möglich – andere haben
    es vorgemacht –, den großen Wurf in der Bildungspolitik
    zu landen. Wir sind zu konstruktiver Kooperation bereit.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile das Wort Kollegin Katherina Reiche,

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Katherina Reiche


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Verspro-

    chen – gebrochen!

    (Dr. Uwe Küster [SPD]: Piep, piep, wir haben dich alle lieb!)


    Unter diese Überschrift gehört auch der Haushalt für Bil-
    dung und Forschung 2003.


    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Richtig!)

    Noch im September, wenige Tage vor der Bundestags-
    wahl, hat die Bundesregierung hier im Deutschen Bun-
    destag ihren ersten Haushalt für 2003 eingebracht. Die
    Ausgaben für Bildung und Forschung sollten demnach
    um 2,6 Prozent steigen.


    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    Jetzt, zwei Monate später, ist davon keine Rede mehr. Der
    aktuelle Entwurf, über den wir heute debattieren, sieht de
    facto keinerlei Steigerungen vor. Wenn man zum Beispiel
    die sachfremden Kosten für die Sanierung des ehemaligen
    Bonner Abgeordnetenhochhauses unberücksichtigt lässt,
    gibt es für Bildung und Forschung sogar weniger als 2002.
    Versprochen – gebrochen! Dennoch rechnet uns die Mi-
    nisterin nun eine Steigerung von 3,7 Prozent vor. Nur steht
    die gar nicht in ihrem eigenen Haushalt.


    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: So ist es!)

    Sie berücksichtigen dabei die Mittel für Ihr Schulbaupro-
    gramm, die in die allgemeinen Finanzausgaben beim Fi-
    nanzminister eingestellt sind.


    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Trickserei!)

    Hinzu kommt die globale Minderausgabe. 340 Milli-
    onen Euro waren es, 200 Millionen Euro haben Sie bereits
    verteilt, bleiben 140 Millionen Euro, die Sie noch vertei-
    len müssen. Ich bin gespannt darauf, wie Sie das tun wol-
    len.

    Das Projekt Ganztagsschule – ich sage: Schulbaupro-
    gramm – wird von Ihnen nun als Wundermedizin gegen
    die insbesondere in den SPD-geführten Ländern deutlich
    gewordenen PISA-Defizite angeführt.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Frau Ministerin Bulmahn erklärt heute in der „Welt“:
    PISA hat uns den Spiegel vorgehalten. – Nein, PISA hat
    nicht uns den Spiegel vorgehalten, sondern Ihnen, den
    SPD-geführten Ländern.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sie können es einfach nicht ertragen, dass die von CDU
    und CSU geführten Bundesländer seit Jahren eine bessere
    Bildungspolitik gemacht haben. Das ist die Wahrheit.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Bayern hat die Statistik besser gefälscht!)


    Sie haben den Ländern einen noch nicht einmal ausge-
    reiften Vorschlag für eine Verwaltungsvereinbarung
    übersandt. Das, was von meiner Kollegin Böhmer vorge-
    stellt wurde, ist lediglich ein Entwurf. Die Finanzierung
    ist nicht gesichert, es soll kofinanziert werden. Aber in ei-
    nem Punkt haben Sie sich bereits ganz klar geäußert: An
    den Schulen sollen Hinweistafeln angebracht werden, auf
    denen steht „Vom Bund geförderte Ganztagsschule“,


    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das ist eine Frechheit!)


    Ulla Burchardt

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002
    Katherina Reiche
    vielleicht mit Bild der Ministerin oder des Bundeskanz-
    lers. Wenn das das Einzige ist, wo Sie konkret werden, ist
    das wirklich wenig.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Thomas Rachel [CDU/CSU]: Mit Bild von Frau Bulmahn!)


    Es bleibt dabei: Der Bund finanziert die Suppenküchen
    und die Länder müssen die Suppe auslöffeln, die Sie ih-
    nen einbrocken. Zu Recht achten Länder wie Baden-
    Württemberg, Bayern und Sachsen sorgsam darauf, dass
    sie nicht über den Hebel der aktuellen Bundespolitik, wie
    von Frau Burchardt vorgeschlagen, mit dem sozialdemo-
    kratischen unteren Mittelmaß infiziert werden.


    (Lachen bei der SPD)

    Ich habe vollstes Verständnis dafür, wenn die Länder,
    übrigens auch die SPD-geführten, sich sehr zögerlich ver-
    halten,


    (Dr. Uwe Küster [SPD]: Das ist unter jeglichem Niveau!)


    denn sie haben für die Folgekosten für Personal- und
    Sachausgaben aufzukommen.


    (Dr. Uwe Küster [SPD]: Und so was hat mal diese Republik regieren wollen! Was für eine Bedrohung! – Thomas Rachel [CDU/CSU]: Hören Sie mal zu, damit Sie was lernen!)


    Wir setzen auf eine bedarfs- und kindgerechte Ganz-
    tagsbetreuung. Wir wollen die Wahlfreiheit für Fami-
    lien, damit die Eltern Familie und Beruf besser miteinan-
    der vereinbaren können.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir brauchen eine Vielfalt an qualitativ hochwertigen Be-
    treuungsangeboten. Aber durch Ihre Steuer- und Finanzpo-
    litik, meine Damen und Herren von der Koalition, stehen
    die Länder finanziell mit dem Rücken zur Wand. Trotzdem
    investieren Länder wie Hessen und Bayern weiterhin in
    Bildung, übrigens gerade auch im Ganztagsbereich.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Als nationale Antwort auf PISA ist das von Ihnen vor-
    geschlagene Schulbauprogramm -– mehr ist es nicht – un-
    geeignet.


    (Ulla Burchardt [SPD]: Was möchten Sie denn? Sagen Sie doch einmal, was Sie vorschlagen!)


    Die Herausforderung, vor die uns PISA stellt, lautet: qua-
    litativ besserer Unterricht und besser ausgebildete und
    motivierte Lehrer.


    (Jörg Tauss [SPD]: Ah ja! Und das beschließen wir jetzt hier!)


    Ich nenne die Fakten zum Einzelplan 30: Er sieht dra-
    matische Kürzungen, vor allem in der Forschung, vor.
    Sowohl bei der Projektförderung als auch bei den For-
    schungseinrichtungen gehen die Ansätze drastisch
    zurück: Bei allen Zukunftstechnologien, der Biotechnolo-
    gie, der molekularen Medizin, der Informationstechnolo-
    gie, der Nanotechnologie und der nationalen Weltraum-
    forschung, wird massiv, nämlich um 4,5 Prozent, gekürzt.


    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Aha! Hört! Hört! – Marion Seib [CDU/CSU]: Jetzt kommt es raus!)


    Gerade in der Biotechnologie und in der molekularen Me-
    dizin sind allerdings weitere Anstrengungen vonnöten. In
    beiden Forschungsfeldern bleibt der neue Haushalt um
    5 bzw. 10 Millionen Euro hinter dem von der Bundesre-
    gierung selbst festgestellten Bedarf zurück. Versprochen
    – gebrochen!


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Frau Burchardt, es sind dramatische Kürzungen vorge-

    sehen, die zulasten des Umweltschutzes gehen: Im Be-
    reich Mobilität und Verkehr ist ein Minus von 11 Prozent
    und bei Projekten der globalen Umweltforschung ein Mi-
    nus von 8 Prozent vorgesehen. Versprochen – gebrochen!

    Der Ansatz für naturwissenschaftliche Grundlagenfor-
    schung geht sogar um 12 Prozent zurück.


    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das ist ein Unding!)


    Wie will die Bundesregierung die Empfehlungen des Wis-
    senschaftsrates zur Anschaffung neuer Großgeräte für die
    Grundlagenforschung umsetzen? Ich sehe dafür keinerlei
    Vorsorge im Haushalt. Versprochen – gebrochen!

    Die neuen Länder haben Sie offensichtlich vollstän-
    dig abgeschrieben. Die Förderung der innovativen regio-
    nalen Wachstumskerne in den neuen Ländern geht gegen-
    über 2002 um 4,5 Prozent zurück.


    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Aha! – Jörg Tauss [SPD]: Plus 81 Prozent, Frau Kollegin! Nicht zu fassen!)


    Für den Inno-Regio-Wettbewerb waren vor drei Monaten
    noch 80Millionen Euro vorgesehen; jetzt sind es nur noch
    65 Millionen Euro.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Das Ausbildungsplatzsonderprogramm für die neuen
    Länder geht um 12 Prozent zurück, obwohl in den neuen
    Ländern immer noch 55 000 junge Menschen einen Aus-
    bildungsplatz suchen.


    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: So gehen die mit Kindern um! – Marion Seib [CDU/CSU]: Das ist schäbig! – René Röspel [SPD]: Erst wollt ihr das Programm nicht, dann nörgelt ihr rum! Ihr seid ja pfiffig!)


    Gerade für die neuen Länder wäre eine Strategie zur
    Förderung des Mittelstandes erforderlich. Tatsache ist,
    dass die kleinen und mittleren Unternehmen unter einer
    Flut verschiedener Förderprogramme ersticken, die vom
    Wirtschaftsministerium und vom Forschungsministerium
    unkoordiniert angeboten werden.

    Bei den institutionell geförderten Forschungsorgani-
    sationen gibt es ebenfalls massive Einschnitte. Frau
    Bulmahn, noch im Juni haben Sie mit Bund und Ländern
    Zuwachsraten zwischen 3 und 3,5 Prozent einvernehm-
    lich vereinbart.


    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: So ist es!)



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    816


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 817

    Die Max-Planck-Gesellschaft muss gegenüber dem be-
    schlossenen Wachstum nun ein Minus von 3,5 Prozent
    verkraften. Die Tarifsteigerungen und die Inflationsrate
    müssen auch noch ausgeglichen werden. Der Präsident,
    Professor Gruss, hat bereits angekündigt, dass er wohl
    20 Abteilungen, wenn nicht sogar ein ganzes Institut
    schließen muss. Versprochen – gebrochen!

    Großforschungseinrichtungen, die gerade dabei sind,
    den von der Bundesregierung selbst vorgeschlagenen Re-
    formprozess umzusetzen, sind von den Einsparungen
    ebenfalls betroffen. Die Helmholtz-Gemeinschaft rech-
    net mit notwendigen Einsparungen in Höhe von 25 bis
    30 Millionen Euro. In der kommenden Woche will die
    HGF die ersten positiv evaluierten Projektverbünde aus
    der Programmsteuerung bewilligen. Betroffen sind insbe-
    sondere Projekte in der Gesundheits-, Verkehrs- und Welt-
    raumforschung. Es ist ein völlig falsches Signal, wenn ge-
    rade bei diesen Projekten Einschnitte vorgenommen
    werden. Die nur mühsam erreichte Akzeptanz der gesam-
    ten Programmsteuerung wird damit konterkariert.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Die Fraunhofer-Gesellschaft erhält 2,3 Prozent weni-
    ger als in diesem Jahr, obwohl sie das Heinrich-Hertz-In-
    stitut mit zu finanzieren hat.


    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    Der neue Präsident, Professor Bullinger, hat im Sommer
    angemahnt, die versprochene Steigerung um 5 Prozent zu
    realisieren. Auch hier gilt: Versprochen – gebrochen!


    (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Abbau ist das!)

    Auch die DFG muss mit dem gleichen Betrag auskom-

    men, den sie 2002 zur Verfügung hatte. Das bedeutet Min-
    derausgaben in Höhe von 43Millionen Euro, die aufgrund
    von Tarifteuerungen eingespart werden müssen. Der
    DFG-Präsident Winnacker hat gesagt, dass eine Reihe
    von Sonderforschungsbereichen eingespart werden
    müsse. Die Fertigstellung der Diplom- und Doktorarbei-
    ten von 2 000 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nach-
    wuchswissenschaftlern ist mangels finanzieller Mittel un-
    gewiss; sie werden wahrscheinlich nicht fertig gestellt.