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ID1501202000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 733 A Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksache 15/150) . . . . . . . . . . . . . . 733 D b) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2002 (Nach- tragshaushaltsgesetz 2002) (Drucksache 15/149) . . . . . . . . . . . . . . 733 D c) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über den Stand und die voraussichtliche Ent- wicklung der Finanzwirtschaft des Bundes (Drucksache 15/151) . . . . . . . . . . . . . . 734 A in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zum Abbau von Steuervergünstigungen und Ausnahmeregelungen (Steuervergüns- tigungsabbaugesetz – StVergAbG) (Drucksache 15/119) . . . . . . . . . . . . . . . . . 734 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Andreas Pinkwart, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Weniger Staat – weniger Steuern (Drucksache 15/122) . . . . . . . . . . . . . . . . 734 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Jürgen Koppelin, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Keine Erhöhung der Mehrwertsteuer (Drucksache 15/123) . . . . . . . . . . . . . . . . 734 B Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 734 C Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 745 C Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 750 D Dr. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 754 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 755 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 758 D Walter Schöler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 762 D Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . . 766 A Anja Hajduk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 768 A Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 770 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . . . . . . . . 771 C Jörg-Otto Spiller SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 773 C Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . 776 A Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . 776 D Lothar Binding (Heidelberg) SPD . . . . . . . . . 779 C Plenarprotokoll 15/12 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 12. Sitzung Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 7: a) Beratung des Antrags der Bundesregie- rung: Beteiligung bewaffneter deut- scher Streitkräfte an dem NATO- geführten Einsatz auf mazedoni- schem Territorium zur weiteren Sta- bilisierung des Friedensprozesses und zum Schutz von Beobachtern internationaler Organisationen im Rahmen der weiteren Implementie- rung des politischen Rahmenabkom- mens vom 13. August 2001 auf der Grundlage des Ersuchens des maze- donischen Präsidenten Trajkovski vom 21. November 2002 und der Re- solution 1371 (2001) des Sicherheits- rates der Vereinten Nationen vom 26. September 2001 (Drucksache 15/127) . . . . . . . . . . . . . . 782 A b) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 18. Februar 2002 zwischen derRegie- rung der Bundesrepublik Deutsch- land und derRegierung derRepublik Polen über die Zusammenarbeit der Polizeibehörden und derGrenzschutz- behörden in den Grenzgebieten (Drucksache 15/11) . . . . . . . . . . . . . . . 782 B c) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 26. Juli 2001 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik über den Bau einer Grenz- brücke an der gemeinsamen Staats- grenze in Anbindung an die Bundes- straße B 20 und die Staatsstraße I/26 (Drucksache 15/12) . . . . . . . . . . . . . . . 782 C d) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des inter- nationalen Insolvenzrechts (Drucksache 15/16) . . . . . . . . . . . . . . . 782 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere Überweisung im vereinfachten Verfahren (Ergänzung zu TOP 7): Beratung des Antrags der Bundesregie- rung: Fortsetzung der Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicher- heitsunterstützungstruppe in Afghanis- tan auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001) vom 20. Dezember 2001, 1413 (2002) vom 23. Mai 2002 und 1444 (2002) vom 27. November 2002 des Si- cherheitsrates der Vereinten Nationen (Drucksache 15/128) . . . . . . . . . . . . . . . . 782 C Tagesordnungspunkt 8: a) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 1 zu Petitionen (Drucksache 15/57) . . . . . . . . . . . . . . . 782 D b) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 2 zu Petitionen (Drucksache 15/58) . . . . . . . . . . . . . . . 783 A c) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 3 zu Petitionen (Drucksache 15/59) . . . . . . . . . . . . . . . 783 A d) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 4 zu Petitionen (Drucksache 15/61) . . . . . . . . . . . . . . . 783 A e) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 5 zu Petitionen (Drucksache 15/62) . . . . . . . . . . . . . . . 783 B Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 783 B Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 784 D Elke Ferner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 787 A Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 789 B Horst Kubatschka SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 790 C Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 792 A René Röspel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 793 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 794 B Dr. Christian Eberl FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 795 C Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker SPD . . . . . . 796 D Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 798 C Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 800 C Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 801 D Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 802 B Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF 802 B Dr. Maria Böhmer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 805 D Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 806 C Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 807 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002II Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 809 C Christoph Hartmann (Homburg) FDP . . . . . 811 A Ulla Burchardt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 812 B Katherina Reiche CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 815 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 817 B Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . . . 818 C Grietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 819 B Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 820 D Ulrich Kasparick SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 822 B Marion Seib CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 823 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 825 B Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 825 D Renate Schmidt, Bundesministerin BMFSFJ 826 A Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 829 B Maria Eichhorn CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 829 D Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 832 B Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 833 A Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 833 D Christel Humme SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 835 A Antje Tillmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 837 A Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 840 A Klaus Haupt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 841 B Marlene Rupprecht (Tuchenbach) SPD . . . . 842 C Thomas Dörflinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . 844 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zurAuf- hebung des Gesetzes zur Modulation von Direktzahlungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik und zur Än- derung des GAK-Gesetzes (Drucksache 15/108) . . . . . . . . . . . . . . . . 846 D Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . 847 A Gerda Hasselfeldt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 848 D Matthias Weisheit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 850 B Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 851 C Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 852 B Gabriele Hiller-Ohm SPD . . . . . . . . . . . . . . . 853 D Ursula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 855 A Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 855 D Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 857 A Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 859 D Waltraud Wolff (Wolmirstedt) SPD . . . . . . . 860 A Helmut Heiderich CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 861 C Cornelia Behm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 863 B Albert Deß CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 864 B Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 865 B Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . 866 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 868 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 869 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 III (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 733 12. Sitzung Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 Beginn: 10.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (A) (C) 868 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 869 (C)(A) Adam, Ulrich CDU/CSU 03.12.2002* Borchert, Jochen CDU/CSU 03.12.2002 Bury, Hans Martin SPD 03.12.2002 Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 03.12.2002 Hartmut Dr. Däubler-Gmelin, SPD 03.12.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 03.12.2002 Gradistanac, Renate SPD 03.12.2002 Gröhe, Hermann CDU/CSU 03.12.2002 Großmann, Achim SPD 03.12.2002 Hörster, Joachim CDU/CSU 03.12.2002* Hofbauer, Klaus CDU/CSU 03.12.2002 Kubicki, Wolfgang FDP 03.12.2002 Lintner, Eduard CDU/CSU 03.12.2002* Dr. Lucyga, Christine SPD 03.12.2002* Möllemann, Jürgen W. FDP 03.12.2002 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 03.12.2002 Rauber, Helmut CDU/CSU 03.12.2002** Schild, Horst SPD 03.12.2002 Dr. Stadler, Max FDP 03.12.2002 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 03.12.2002 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des OSZE entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Anja Hajduk


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sowohl

    die Zahlen des Haushaltsentwurfes 2003 als auch erst
    recht die des Nachtragshaushaltes und die Debatte haben
    gezeigt, dass die Situation sehr ernst und nur äußerst
    schwer zu meistern ist.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Aha!)

    Das geben wir zu.

    Ich finde es in Ordnung, wenn Sie uns als Opposition
    angreifen. Aber dabei dürfen Sie es sich nicht zu leicht
    machen. Ich möchte meine Wahrnehmung begründen,
    dass Sie es sich zu leicht machen.

    Herr Austermann und Herr Merz haben sich zwar nicht
    nur – zum Arbeitsmarkt haben sie andere Vorstellungen
    vorgetragen –, aber vorrangig mit Vergangenheitsbewäl-
    tigung befasst. Natürlich haben sie auch viel als Begrün-
    dung für den Untersuchungsausschuss angeführt.

    Die Verwirklichung der Vorschläge der FDPwürde uns
    dahin bringen – Herr Rexrodt hat auch nicht vermieden,
    es auszusprechen –, jetzt im akuten Fall noch mehr Schul-
    den zu machen. Das halte ich für völlig unangebracht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Völlig unangemessen finde ich bei der Ernsthaftigkeit
    der Lage, dass Sie, wenn der Finanzminister von dem
    spricht, was wir in den letzten vier Jahren gemacht haben,
    und wenn er auf die Steuersenkungen hinweist, in Hohn-
    gelächter ausbrechen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zuruf des Abg. Dietrich Austermann [CDU/CSU])


    Es ist doch so, dass Sie, Herr Austermann – ich habe
    das mit Interesse nachgelesen – ,noch in der Finanzde-
    batte zum Koalitionsvertrag mit Worten wie Schlamperei
    davon gesprochen haben, dass 50 Milliarden an Steuer-
    einnahmen im Rahmen der Unternehmensteuerreform
    verballert worden seien.


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ja!)


    Sie machen es sich zu leicht. Auch Herr Merz bleibt unter
    seinen finanzpolitischen Möglichkeiten, die er unbestrit-
    ten hat, wenn er behauptet, das beruhe einzig und allein
    auf handwerklichen Fehlern. Sie wissen genau, dass das
    etwas mit der Konjunktur und mit Tarifsenkungen, die Sie
    immer fordern, zu tun hat. Deshalb ist das, was Sie ma-
    chen, unwahrhaftig. Das hat auch damit zu tun, was die
    Kollegin Hermenau richtig gesagt hat: Sie bewegen sich
    auf sehr dünnem Eis, wenn es darum geht, dass Ihnen die
    Leute überhaupt noch glauben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Schauen Sie die Umfragen an!)


    – Ja, die Umfragen sind für die Regierungsparteien im
    Moment nicht gut; aber sie zeigen auch keine Begeis-
    terung für die Opposition. Ich würde an Ihrer Stelle ein-
    mal die Berichterstattung derjenigen Presseorgane sehr
    genau lesen, die sicherlich nicht verdächtig sind, es Rot-
    Grün leicht zu machen. In diesen Veröffentlichungen wird
    klipp und klar geschrieben: So wie Sie sich verhalten, ver-
    halten sich Verlierer, die ihre Wahlniederlage nicht ver-
    kraftet haben.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Völliger Quatsch!)


    Ihnen wird von unabhängiger Seite der Vorwurf gemacht,
    das Problem im Grunde genommen zu verstärken. Auch
    Sie haben mit der Vertrauenskrise im Grunde eine ganze
    Menge zu tun. Ich will unseren Part nicht kleinreden,
    wenn ich darauf hinweise, dass Sie die Glaubwürdigkeit
    und die Ernsthaftigkeit der Politik infrage stellen. Herr
    Austermann, das wird eindeutig auf Sie und auf Ihre Frak-
    tion zurückfallen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Ich will nicht davon sprechen, dass es Sinn macht, ein-
    seitige Schuldzuweisungen vorzunehmen. Auch uns ist in
    den letzten vier Jahren einiges nicht gelungen. Jetzt muss
    man über die Richtung, die wir einschlagen, reden. Ich
    möchte ganz deutlich sagen: Ich halte einseitige Schuld-
    zuweisungen für lächerlich; aber Selbstzufriedenheit der
    Opposition ist mindestens genauso lächerlich.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Herr Austermann, wie können Sie sich hierhin stellen
    und behaupten, Sie hätten uns 1998 Wunderbares hinter-
    lassen. Die Steuerquote, die Staatsquote, die Lohnneben-
    kosten, das alles war 1998 höher als heute.


    (Antje Hermenau [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist das!)


    Nehmen Sie sich eigentlich selbst ernst, wenn Sie gegen
    uns argumentieren? Wie Sie das tun, können Sie es kei-
    nem glaubhaft machen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Es ist ebenfalls regelrecht volksverdummend, wenn Herr
    Merz wider sein Wissen sagt, er könne mit der Gesamt-


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    768


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 769

    verschuldung gegen Rot-Grün argumentieren. Der Auf-
    wuchs der Gesamtverschuldung in der letzten Phase Ihrer
    Regierungszeit lag mit 141 Milliarden Euro immer noch
    weit über dem, was wir angehäuft haben. Das gilt selbst
    dann, wenn man die UMTS-Erlöse weglässt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: 210 Milliarden sind mehr als 140 Milliarden!)


    –Das ist nicht wahr. Sie können das genauso mit der Netto-
    kreditaufnahme begründen.

    Wenn Sie also meinen, Sie hätten uns 1998 etwas Gutes
    übergeben, dann ist dieses Urteil selbstgerecht. Ich will
    Ihnen sagen: Sie können keinem Menschen in diesem
    Land – wir, die Politiker der Regierung und der Regie-
    rungskoalition, sind in dieser Hinsicht nicht so wichtig –
    glaubhaft machen, dass unsere Haushaltsprobleme erst
    seit vier Jahren bestehen. Die Menschen wissen, dass es
    um viel ernstere und grundsätzlichere strukturelle Ände-
    rungen geht.

    Ich möchte noch auf eine Unehrlichkeit eingehen, die
    mich besonders sorgt: die Unehrlichkeit in der Debatte
    über steuergesetzliche Änderungen. Heutzutage – das be-
    dauere ich sehr – ruft man in ein und demselben Atemzug
    nach dem Abbau von Ausnahmetatbeständen, also
    nach dem Schließen so genannter Schlupflöcher, und mo-
    kiert sich darüber, dass wir mit diesem Gesetz unverzeih-
    liche Steuererhöhungen vornähmen.

    Dazu muss ich Ihnen einmal Folgendes sagen: In Ham-
    burg, wo ich herkomme, ist Herr Uldall, ein geschätzter
    Kollege von Ihnen, Wirtschaftssenator.


    (Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Sehr guter Mann! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wessen Scherben musste er eigentlich beseitigen?)


    Er ist immer mit der Forderung nach einem radikalen Ab-
    bau von Steuervergünstigungen angetreten. Wir müssen
    uns doch fragen, ob wir ein einfaches und transparentes
    Steuersystem wollen. Wenn auch Sie das wollten, dann
    müssten Sie den Schneid haben zu sagen: Wir machen
    diesen Abbau von Sondertatbeständen mit. Sie können
    uns treiben, indem Sie fordern, die Tarife noch mehr zu
    senken, als wir es 2004 und 2005 machen werden. Wenn
    wir das täten, hätten wir es aber mit dem Problem eines
    Haushaltsdefizits zu tun, das nicht mehr europaverträg-
    lich ist.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Sie reden immer wieder Steuererhöhungen herbei. Das
    führt auch dazu, dass wir eine sehr unwahrhaftige und
    wirklich verlogene Steuerdebatte in Deutschland führen.
    Ich bedauere das. Auch Sie wollten bei Steuervereinfa-
    chungen mitmachen. Wir werden aber auch ohne Sie
    dafür sorgen und wir werden den eingeschlagenen Weg
    durchstehen.

    Ich möchte etwas zur Struktur des Sparpakets sagen.
    Entgegen unserem ersten Regierungsentwurf müssen wir
    im Haushalt 2003 18 Milliarden Euro konsolidieren.

    2,8 Milliarden Euro dieser 18 Milliarden Euro werden
    durch den Abbau von Steuervergünstigungen eingespart.
    3,4 Milliarden Euro, also ein relativ geringer Teil, werden
    durch das Heraufsetzen der Nettoneuverschuldung – si-
    cherlich kein schöner Vorgang – finanziert. 11 Milliar-
    den Euro, also der allergrößte Teil, werden durch Ausga-
    benbegrenzungen eingespart. Sie müssen zur Kenntnis
    nehmen – wir werden das auch nach außen hin so vermit-
    teln –, dass das ein sozial sehr ausgewogener Mix ist, der
    uns vor allem im Hinblick auf die Struktur des Haushalts
    voranbringen wird. Diese Maßgabe setzen wir uns selbst.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Das glaubt Ihnen aber keiner!)


    – Das hat nichts mit Glauben zu tun. Es ist vor allem wich-
    tig, die Aufgabe ernst zu nehmen. Dieses Sparpaket ist
    nicht verzichtbar.

    Wenn Sie die Sätze von Herrn Solbes lesen, der sowohl
    die Regierung als auch die Opposition ermahnt, nicht
    nachzulassen bei diesen Sparbemühungen, dann müssen
    Sie zugeben, dass er Recht hat. Leider ist hier eines von
    Ihnen angedeutet bzw. angekündigt worden: Das größte
    Risiko für eine vernünftige Haushalts- und Finanzpolitik
    ist die CDU/CSU.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich will das Blockaderisiko auf der Länderseite ein-
    mal in Milliarden betiteln: Das sind 1,5 Milliarden Euro
    in 2003 und das wächst extrem auf 4,6 und 6,7 Milliar-
    den Euro an, allein für den Bundeshaushalt in den Folge-
    jahren. Die Länder, die auch ordentlich ächzen, hätten
    eine Haushaltsverbesserung von 2 Milliarden Euro im
    nächsten Jahr, wachsend auf 6,9 und 10 Milliarden Euro.

    Man kann das alles verteufeln, wie die FDP es machen
    will, indem sie sagt: Wir wollen nicht mehr Steuern ein-
    nehmen. Ich sage Ihnen: Steuern einzutreiben ist aufgrund
    einer besseren Effektivität sinnvoll und richtig. Sie müs-
    sen sich vorstellen, was für Folgen es hat und was es für
    die Weichenstellung des Haushalts 2004 bedeutet, wenn
    Sie das nicht mitmachen. Ich möchte an dieser Stelle nicht
    vergessen, dass wir ab 2004 und 2005 im Grundsatz eine
    große Steuerreform machen, bei der es um weitgehende
    Steuerentlastung über die Tarife geht. Ich wiederhole:
    Wir wollen die Vereinfachung und ein Absenken der Ta-
    rife. Eigentlich waren wir uns da einmal einig.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Ich komme jetzt abschließend noch kurz zum wichtigs-
    ten Punkt und blicke in die Zukunft. Es ist so, dass ich ei-
    nes in dieser Debatte insbesondere von der Oppositions-
    seite vermisst habe. Ich glaube, das Hauptproblem in
    unserem Haushalt liegt nicht auf der steuerlichen Seite.
    Das Hauptproblem ist nicht, dass die Steuerquote zu hoch
    wäre. Das Hauptproblem besteht vielmehr darin, dass wir
    in der Vergangenheit nicht die Strukturreformen in den
    Systemen der sozialen Sicherung vorgenommen haben,
    die nötig sind; sie waren im Übrigen auch schon zu Ihrer
    Zeit nötig. Hierüber und zum Thema Rente verlieren Sie
    in dieser Debatte kein Wort, obwohl Sie – ich bin ja neu

    Anja Hajduk

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002
    Anja Hajduk
    in diesem Hause – wissen müssten, dass die Alters-
    sicherungskosten mit den Zinsen zusammen fast 60 Pro-
    zent ausmachen. Wie können Sie über Verschuldungs-
    und Rentenfragen so stetig innerhalb dieser ganzen
    Stunde hinweggehen?


    (Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Ist Herr Eichel darauf eingegangen?)


    Das zeigt auch, dass Sie zu einer zukunftsweisenden,
    ganz soliden Haushaltspolitik, gar Haushaltssanierung,
    nicht imstande sind.


    (Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Wie kann man auf die Idee kommen, das mit der Ökosteuer zu kaschieren?)


    Liebe Opposition, ich fände es besser, wenn Sie uns mehr
    antreiben würden, wenn Sie sich mehr Mühe mit dem
    Blick nach vorn geben würden.


    (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Ist das nötig? – Gegenruf des Abg. Dr. Uwe Küster [SPD]: Für Sie nicht, Herr von Klaeden!)


    Mit Ihrem Blick voll konzentriert zurück in den Unter-
    suchungsausschuss,mit dieser Nabelschau sind Sie keine
    Alternative für irgendeine Übernahme von Regierungs-
    verantwortung.

    Ich verspreche Ihnen, wir machen die Strukturrefor-
    men auch ohne Sie. Bei uns hat das die Überschrift: weg
    vom Schuldenstaat – zur generationengerechten Finanz-
    politik. Wir machen es, wie gesagt, auch ohne Sie, aber
    vielleicht sind Sie in den nächsten Jahren irgendwie ein-
    mal wieder an Deck.

    Vielen Dank.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)




Rede von Dr. h.c. Susanne Kastner
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Frau Kollegin Hajduk, ich gratuliere Ihnen recht herz-

lich zu Ihrer ersten Rede in diesem Hause und wünsche
Ihnen persönlich und politisch alles Gute für die Zukunft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch,
fraktionslos.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gesine Lötzsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich höre

    es schon aus den ersten Reihen: Sie sagt jetzt wieder, dass
    sie PDS-Abgeordnete ist. Ich kann diesen Zwischenruf
    gleich aufnehmen. Herzlichen Dank.

    In einem Brief schreibt mir ein PDS-Stadtrat über die
    Situation in seiner Stadt:

    Schulen und Schwimmbäder befinden sich in einem
    miserablen Zustand. Bäder wurden reihenweise ge-
    schlossen. Für weite Teile des ... Nordens mit zehn-
    tausenden Einwohnern gibt es kein Hallenbad mehr.

    Die ... Verkehrsbetriebe können nur noch durch
    Quersubventionierung gehalten werden. Ein Teil der
    Busfahrer wurde in eine besondere Gesellschaft ab-
    geschoben, mit nur 80 Prozent des Tarifs. Buslinien
    wurden eingestellt.

    Na klar, werden Sie sich jetzt vielleicht sagen, der Os-
    ten – 40 Jahre Misswirtschaft. Dieser Brief ist allerdings
    nicht aus dem Osten, sondern von Hermann Dierkes, dem
    Vorsitzenden der PDS-Ratsfraktion in Duisburg. Seit
    Jahren wird in Duisburg so genanntes Tafelsilber abge-
    stoßen, werden öffentliche Betriebe privatisiert, um Geld in
    die Stadtkasse zu bekommen. Trotzdem reichen die Mittel
    hinten und vorne nicht aus. Nun gut, könnte man sagen, es
    gibt auch strukturschwache Regionen in den alten Bundes-
    ländern oder, wie gerade von einem Herrn aus den hinteren
    Reihen gesagt wurde, „verostete Gebiete“. Doch in Duis-
    burg steht, wie Sie wissen, das Hauptwerk von Thyssen
    Krupp Stahl und das von den Hüttenwerken Krupp Man-
    nesmann – Deutschlands StahlstandortNummer eins also.
    Dort entsteht fast die Hälfte der deutschen Stahlproduktion.

    Die Schulen am Stahlstandort Nummer eins befinden
    sich also in einem miserablen Zustand. Wie geht das zu-
    sammen? Es geht zusammen, denn Thyssen Krupp Stahl
    und Krupp Mannesmann zahlen fast keine Gewerbe-
    steuer. Ich denke: Da stimmt doch etwas nicht. Die Steu-
    erausfälle betreffen nicht nur einzelne Kommunen, sie
    wirken sich flächendeckend aus.

    Acht Bundesländer – das ist vorhin in der Debatte schon
    gesagt worden – können keinen verfassungskonformen
    Haushalt für das Jahr 2003 erarbeiten und jetzt trifft es
    auch den Bund. Artikel 115 des Grundgesetzes ist hier
    schon ausführlich erörtert worden. Die geplanten Neuver-
    schuldungen sind höher als die öffentlichen Investitionen.
    Die Medizin, die hierzulande empfohlen wird, sind dra-
    stische Kürzungen bei den öffentlichen Ausgaben, in der
    Regel bei den Sozialausgaben oder bei den Investitionen
    oder bei beiden. Diese Politik wird seit vier Jahren betrie-
    ben, allerdings mit nur recht wenig Erfolg. Vielleicht
    muss man sich auch einmal nach anderen Medikamenten
    umsehen, meine Damen und Herren von der Koalition.
    Und vielleicht muss man in einer Situation, in der die
    Bundesländer keinen verfassungskonformen Haushalt
    mehr aufstellen können, auch überprüfen, ob denn diese
    Verfassungsregelung noch der Wirklichkeit entspricht.


    (Dr. Uwe Küster [SPD]: Hach, was ist denn das? Da höre ich doch die alte DDR trapsen: rein in die Schulden!)


    – Es ist immer so: Wenn man Ihnen einmal eine Anregung
    zum Nachdenken gibt, Herr Kollege, haben Sie nichts an-
    deres als dieses blöde stereotype „Da höre ich doch die
    alte DDR trapsen“.


    (Dr. Uwe Küster [SPD]: Geld drucken statt sparsam wirtschaften! Beifall)


    Vielleicht geht es auch mal ein bisschen origineller, ver-
    ehrter Kollege von der SPD.


    (Dr. Uwe Küster [SPD]: Im Keller die Gelddruckmaschine rattern lassen!)


    Meine Damen und Herren, falls Sie noch ein Weih-
    nachtsgeschenk für Herrn Bundesminister Eichel suchen,


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    770


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 771

    kann ich Ihnen das Buch „Die Schatten der Globalisie-
    rung“ von Nobelpreisträger Joseph Stiglitz empfehlen.
    Ich darf mit Erlaubnis der Präsidentin zitieren:

    Seit 60 Jahren vertritt kein seriöser Volkswirt mehr
    die Meinung, dass eine Volkswirtschaft, die auf eine
    Rezession zusteuert, einen ausgeglichenen Staats-
    haushalt haben sollte.

    Stiglitz berichtet in dem Buch „Die Schatten der Globali-
    sierung“ von einer Kontroverse in der Clinton-Regierung
    über die Einführung eines Zusatzartikels in der Verfas-
    sung, der einen ausgeglichenen Haushalt fordert. Diese
    Forderung des US-Finanzministeriums wird von Stiglitz
    mit folgender Begründung abgelehnt – ich zitiere noch
    einmal mit Erlaubnis der Präsidentin –:

    Mit der Verabschiedung des Verfassungszusatzes
    hätte sich die Regierung von ihrer zentralen Verant-
    wortung, der Gewährleistung von Vollbeschäftigung,
    verabschiedet.

    Ohne Frage kann man auch von den Amerikanern etwas
    lernen. Leider ist es hierzulande üblich, sich immer die
    falschen Sachen herauszusuchen. Wenn Sie an Amerika
    denken, denken Sie an Billigjobs, an Flexibilität und Mo-
    bilität. Warum schauen Sie sich nicht einmal diese Facet-
    ten der Finanzpolitik der US-Regierung an?


    (Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

    Nun komme ich zum letzten Punkt: dem Stabilitätspakt

    und der Europäischen Zentralbank. Herr Prodi sagte vor
    einigen Wochen, der Stabiliätspakt sei dumm. Er wurde
    dafür sehr gescholten. Er hat aber in vielem Recht. Es war
    keine gute Idee, meine Damen und Herren von der CDU,
    dass Herr Waigel diesem Stabilitätspakt zugestimmt hat,
    denn er erinnert in der Tat wirklich eher an staatssozialis-
    tische Vorgaben denn an eine flexible Marktwirtschaft.
    Wir sehen jetzt, dass dieser Stabilitätspakt uns ein Korsett
    vorgibt, das uns häufig die Luft zum Atmen nimmt. Eine
    expansive Finanzpolitik ist mit diesem Pakt in Zeiten der
    Rezession nicht möglich und das heißt Abschied nehmen
    vom Ziel der Vollbeschäftigung.

    Noch ein Wort zur EZB. Das Dilemma ist klar. Die In-
    flation soll im Zaum gehalten werden. Doch wie funktio-
    niert das? Die Inflationsraten liegen in Europa weit aus-
    einander. Bei uns liegt die Rate bei 1,1 Prozent, in
    Griechenland bei 3,9 Prozent, in Irland bei 4,6 Prozent. Es
    ist klar, dass es fast unmöglich ist, dass 18 Geldpolitiker
    bei dieser Situation eine gemeinsame Strategie finden, die
    wirklich einschneidende Veränderungen bei den Zinssät-
    zen bringen wird.

    Meine Damen und Herren, lassen Sie uns in den nächs-
    ten Wochen der Haushaltsberatungen mehr über die
    Grundsätze von Finanzpolitik und weniger über soziale
    Kürzungen zur vermeintlichen Sanierung des Haushalts
    reden. Denn so wird das nicht funktionieren. Haushalt ist
    kein Selbstzweck. Es muss um soziale Gerechtigkeit ge-
    hen. Dies zu gewährleisten ist meiner Meinung nach die
    Aufgabe des Staates und der sollten wir uns stellen.

    Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

    (Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos] – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Hielt sich in Grenzen!)