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ID1501200800

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 733 A Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksache 15/150) . . . . . . . . . . . . . . 733 D b) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2002 (Nach- tragshaushaltsgesetz 2002) (Drucksache 15/149) . . . . . . . . . . . . . . 733 D c) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über den Stand und die voraussichtliche Ent- wicklung der Finanzwirtschaft des Bundes (Drucksache 15/151) . . . . . . . . . . . . . . 734 A in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zum Abbau von Steuervergünstigungen und Ausnahmeregelungen (Steuervergüns- tigungsabbaugesetz – StVergAbG) (Drucksache 15/119) . . . . . . . . . . . . . . . . . 734 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Andreas Pinkwart, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Weniger Staat – weniger Steuern (Drucksache 15/122) . . . . . . . . . . . . . . . . 734 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Jürgen Koppelin, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Keine Erhöhung der Mehrwertsteuer (Drucksache 15/123) . . . . . . . . . . . . . . . . 734 B Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 734 C Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 745 C Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 750 D Dr. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 754 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 755 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 758 D Walter Schöler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 762 D Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . . 766 A Anja Hajduk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 768 A Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 770 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . . . . . . . . 771 C Jörg-Otto Spiller SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 773 C Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . 776 A Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . 776 D Lothar Binding (Heidelberg) SPD . . . . . . . . . 779 C Plenarprotokoll 15/12 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 12. Sitzung Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 7: a) Beratung des Antrags der Bundesregie- rung: Beteiligung bewaffneter deut- scher Streitkräfte an dem NATO- geführten Einsatz auf mazedoni- schem Territorium zur weiteren Sta- bilisierung des Friedensprozesses und zum Schutz von Beobachtern internationaler Organisationen im Rahmen der weiteren Implementie- rung des politischen Rahmenabkom- mens vom 13. August 2001 auf der Grundlage des Ersuchens des maze- donischen Präsidenten Trajkovski vom 21. November 2002 und der Re- solution 1371 (2001) des Sicherheits- rates der Vereinten Nationen vom 26. September 2001 (Drucksache 15/127) . . . . . . . . . . . . . . 782 A b) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 18. Februar 2002 zwischen derRegie- rung der Bundesrepublik Deutsch- land und derRegierung derRepublik Polen über die Zusammenarbeit der Polizeibehörden und derGrenzschutz- behörden in den Grenzgebieten (Drucksache 15/11) . . . . . . . . . . . . . . . 782 B c) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 26. Juli 2001 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik über den Bau einer Grenz- brücke an der gemeinsamen Staats- grenze in Anbindung an die Bundes- straße B 20 und die Staatsstraße I/26 (Drucksache 15/12) . . . . . . . . . . . . . . . 782 C d) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des inter- nationalen Insolvenzrechts (Drucksache 15/16) . . . . . . . . . . . . . . . 782 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere Überweisung im vereinfachten Verfahren (Ergänzung zu TOP 7): Beratung des Antrags der Bundesregie- rung: Fortsetzung der Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicher- heitsunterstützungstruppe in Afghanis- tan auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001) vom 20. Dezember 2001, 1413 (2002) vom 23. Mai 2002 und 1444 (2002) vom 27. November 2002 des Si- cherheitsrates der Vereinten Nationen (Drucksache 15/128) . . . . . . . . . . . . . . . . 782 C Tagesordnungspunkt 8: a) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 1 zu Petitionen (Drucksache 15/57) . . . . . . . . . . . . . . . 782 D b) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 2 zu Petitionen (Drucksache 15/58) . . . . . . . . . . . . . . . 783 A c) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 3 zu Petitionen (Drucksache 15/59) . . . . . . . . . . . . . . . 783 A d) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 4 zu Petitionen (Drucksache 15/61) . . . . . . . . . . . . . . . 783 A e) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 5 zu Petitionen (Drucksache 15/62) . . . . . . . . . . . . . . . 783 B Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 783 B Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 784 D Elke Ferner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 787 A Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 789 B Horst Kubatschka SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 790 C Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 792 A René Röspel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 793 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 794 B Dr. Christian Eberl FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 795 C Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker SPD . . . . . . 796 D Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 798 C Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 800 C Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 801 D Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 802 B Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF 802 B Dr. Maria Böhmer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 805 D Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 806 C Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 807 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002II Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 809 C Christoph Hartmann (Homburg) FDP . . . . . 811 A Ulla Burchardt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 812 B Katherina Reiche CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 815 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 817 B Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . . . 818 C Grietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 819 B Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 820 D Ulrich Kasparick SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 822 B Marion Seib CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 823 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 825 B Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 825 D Renate Schmidt, Bundesministerin BMFSFJ 826 A Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 829 B Maria Eichhorn CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 829 D Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 832 B Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 833 A Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 833 D Christel Humme SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 835 A Antje Tillmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 837 A Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 840 A Klaus Haupt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 841 B Marlene Rupprecht (Tuchenbach) SPD . . . . 842 C Thomas Dörflinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . 844 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zurAuf- hebung des Gesetzes zur Modulation von Direktzahlungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik und zur Än- derung des GAK-Gesetzes (Drucksache 15/108) . . . . . . . . . . . . . . . . 846 D Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . 847 A Gerda Hasselfeldt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 848 D Matthias Weisheit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 850 B Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 851 C Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 852 B Gabriele Hiller-Ohm SPD . . . . . . . . . . . . . . . 853 D Ursula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 855 A Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 855 D Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 857 A Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 859 D Waltraud Wolff (Wolmirstedt) SPD . . . . . . . 860 A Helmut Heiderich CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 861 C Cornelia Behm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 863 B Albert Deß CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 864 B Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 865 B Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . 866 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 868 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 869 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 III (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 733 12. Sitzung Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 Beginn: 10.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (A) (C) 868 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 869 (C)(A) Adam, Ulrich CDU/CSU 03.12.2002* Borchert, Jochen CDU/CSU 03.12.2002 Bury, Hans Martin SPD 03.12.2002 Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 03.12.2002 Hartmut Dr. Däubler-Gmelin, SPD 03.12.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 03.12.2002 Gradistanac, Renate SPD 03.12.2002 Gröhe, Hermann CDU/CSU 03.12.2002 Großmann, Achim SPD 03.12.2002 Hörster, Joachim CDU/CSU 03.12.2002* Hofbauer, Klaus CDU/CSU 03.12.2002 Kubicki, Wolfgang FDP 03.12.2002 Lintner, Eduard CDU/CSU 03.12.2002* Dr. Lucyga, Christine SPD 03.12.2002* Möllemann, Jürgen W. FDP 03.12.2002 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 03.12.2002 Rauber, Helmut CDU/CSU 03.12.2002** Schild, Horst SPD 03.12.2002 Dr. Stadler, Max FDP 03.12.2002 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 03.12.2002 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des OSZE entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Joachim Poß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Merz,

    Sie haben mit dieser Rede deutlich gemacht, warum es für
    das deutsche Volk ein Glück ist, dass Sie nach dem
    22. September nicht Finanzminister der Bundesrepublik
    Deutschland geworden sind.


    (Beifall bei der SPD und beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Denn alle Eloquenz kann über Folgendes nicht hinweg-
    täuschen: Auf die konkreten Fragen der Finanzpolitik, mit
    denen wir es hier und heute zu tun haben, haben Sie nicht
    eine einzige Antwort gegeben, Herr Merz.


    (Beifall bei der SPD und beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lothar Mark [SPD]: Er hat auch keine!)


    Jeder, der Ihnen zuhören konnte, egal ob er CDU, SPD
    oder Freie Demokraten gewählt hat, hat spüren können:
    Ihre Rede war eine Erklärung der Hilflosigkeit.


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    750


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 751


    (Beifall bei der SPD – Lachen bei der CDU/CSU)


    Sie sind als Opposition in der Sache politisch noch immer
    nicht konkurrenzfähig. Das ist die Situation.

    Sie haben sich heute in der Sprache gemäßigt und mit
    Blick auf den Bundeskanzler und den Bundesfinanzmi-
    nister einige Jokes gemacht. In den letzten Wochen, Herr
    Merz, haben Sie jedoch keine Gelegenheit ausgelassen,
    um mit maßloser Sprache das Klima in diesem Lande zu
    vergiften.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sie sind auf den Bundesfinanzminister in einer ehrab-
    schneidenden Art und Weise eingegangen. Sie haben ihn
    angegriffen in der Absicht, ihn persönlich zu verletzen.
    Sie haben ihn angegriffen, weil Sie eines wissen: Hans
    Eichel hat etwas für diese Koalition erarbeitet, nämlich
    dass sie für finanzielle Solidität steht. Dieses Markenzei-
    chen besteht, obwohl wir durch die wirtschaftliche Ent-
    wicklung zurückgeworfen wurden. Dass Sie das in politi-
    scher Hinsicht schmerzt, haben wir in den vergangenen
    Wochen und Monaten gespürt.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das glauben Sie doch selbst nicht mehr!)


    Der Unterschied zwischen Hans Eichel, der sachorien-
    tiert auf die Probleme eingeht, und einem politischen
    Feuilletonisten wie Ihnen wurde heute Morgen für jeden,
    der die Diskussion aufmerksam verfolgt hat, sehr deut-
    lich. Herr Eichel hat als Bundesfinanzminister etwas ge-
    leistet. Er hat etwas durchgesetzt und erreicht. Dafür ge-
    bührt ihm von uns allen großer Respekt.


    (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das ist doch ein Nachruf!)


    Wenn ich mir Ihre Bilanz anschaue, Herr Merz, komme
    ich zu dem Schluss, dass Sie mit Herrn Eichel ein persön-
    liches Problem haben müssen. Ich kann mich an kein fi-
    nanzpolitisches Gesetz erinnern, dem Sie hier oder im
    Vermittlungsausschuss Ihren Stempel aufgedrückt hätten.
    Ich kann mich an keine steuer- oder haushaltspolitische
    Diskussion erinnern, in die Sie mit sachorientierten Pro-
    blemlösungen gegangen wären. Was haben Sie eigentlich
    bisher bewegt, Herr Merz? Außer blumigen Reden war da
    nicht viel. Auch deshalb wurden Sie doch wohl von Frau
    Merkel abgelöst.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Gerade zu diesem Zeitpunkt, zu dem Sie nicht mehr
    Fraktionsvorsitzender sein dürfen und das Volk Sie nicht
    zum Finanzminister gemacht hat, können Sie offensicht-
    lich nur noch durch persönliche Ausfälle und Hetzereien
    vor Ihrem Ego bestehen. Das lassen wir Ihnen nicht
    durchgehen!


    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Nicht persönlich werden!)


    Die von uns vorgelegten Haushalts- und Steuergesetze,
    die wir heute Morgen beraten, stellen eine angemessene
    Antwort auf die derzeitige Lage dar. Wir packen die Pro-
    bleme an und wollen dabei auch nicht vor unpopulären
    Maßnahmen zurückschrecken. Diese Gesetze ordnen sich
    in den Reformprozess ein, den wir seit 1998 verfolgen
    und auch weiterhin Schritt für Schritt verfolgen werden.

    Unsere politischen Ziele sind dabei, erstens nachhaltig
    die Bedingungen für Wachstum und Beschäftigung zu ver-
    bessern, damit der Kuchen wieder größer wird, zweitens
    die Handlungsfähigkeit des Staates jetzt und für die Zu-
    kunft sicherzustellen und drittens die sozialen Sicherungs-
    systeme auf die Herausforderungen durch die demogra-
    phische Entwicklung und durch die Veränderungen in der
    Arbeitswelt einzustellen und sie so in ihrer Qualität auf
    Dauer zu erhalten. Zu diesen politischen Herausforderun-
    gen bietet die Opposition im Deutschen Bundestag nach
    wie vor nichts. Herrn Merz‘ Rede war der Beleg dafür.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es gibt nach wie vor keine ökonomisch und sozial ver-
    tretbare Alternative zu den von uns vorgeschlagenen Ge-
    setzen. Wenn Sie als Antwort auf die derzeitige wirt-
    schaftliche Lage fast täglich die Senkung von Steuern und
    Abgaben fordern – Herr Merz hat das zwar heute vermie-
    den, aber Herr Böhr hat es am Wochenende in der „Bild
    am Sonntag“ gemacht –, dann ignorieren Sie entschei-
    dende Zusammenhänge und Realitäten. Bei allen Forde-
    rungen nach weiteren umfassenden Steuersenkungen
    wird ausgeblendet, dass die volkswirtschaftliche Steuer-
    quote seit dem Jahr 2000 um 2 Prozentpunkte abgesenkt
    worden ist und sich derzeit mit knapp 21 Prozent auf ei-
    nem Tiefstand befindet.

    Auch wenn die von uns vorgeschlagenen steuerpoliti-
    schen Maßnahmen realisiert werden, wird die Steuer-
    quote nur leicht ansteigen. In der gesamtwirtschaftlichen
    Betrachtung ist nicht in erster Linie eine zu hohe Steuer-
    belastung unser Problem, sondern eine leider immer noch
    zu hohe Belastung durch die Lohnnebenkosten.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Des Weiteren ignorieren Union und FDP mit ihrer be-

    ständigen Forderung nach weiteren Steuersenkungen,
    dass diese nicht vom Himmel fallen, sondern finanziert
    werden müssen. Das wird in der Öffentlichkeit – ich muss
    das zugeben – leider noch immer nicht verstanden. Wenn
    man Ihre Vorschläge umsetzen wollte – dazu müssten Sie
    sich im Bundestag auch bekennen, und zwar CDU/CSU
    wie auch die FDP–, ginge das nur durch eine weitere mas-
    sive Ausweitung der Verschuldung von Bund, Ländern
    und Kommunen, durch Kürzungen bei den öffentlichen
    Investitionen oder durch massive Einschnitte in die So-
    zialtransfers. Ich frage Sie von der CDU/CSU und der
    FDP: Wollen Sie das? Ich sage Ihnen: Wir wollen das
    nicht. Wir sind sicher, dass auch die Bürgerinnen und Bür-
    ger genau das nicht wollen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Je mehr den Bürgerinnen und Bürgern die Alternative
    zu unserer Politik klar wird – dafür hat die Koalition

    Joachim Poß

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002
    Joachim Poß
    natürlich zu sorgen; sie hat gegenüber den Bürgerinnen
    und Bürgern eine Bringschuld, wenn es darum geht, die
    Alternativen klar zu machen –, desto mehr werden sie das
    verstehen und unterstützen, was wir derzeit zu tun beab-
    sichtigen und was wir umsetzen werden. Die Alternativen
    sind haargenau massiver Sozialabbau und/oder Rückkehr
    in den Schuldenstaat. Das und nichts anderes ist der ge-
    meinsame Kern der Vorschläge von Union und FDP, wenn
    man sie jeder feuilletonistischen Äußerung und jedes
    Wortnebels entkleidet, den Herr Merz und andere verur-
    sachen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die FDP bekennt sich dabei eindeutig und offensiv
    zum Sozialabbau. Auch Herr Merz tut das gelegentlich,
    allerdings heute Morgen nicht. Die Positionen der Unions-
    parteien sind insgesamt widerspruchsvoll und ver-
    schwommen. Wenn die Union jedoch in den Mittelpunkt
    ihrer Programme – Ihre Wahlprogramme sollen ja angeb-
    lich noch gelten – eine schnelle und radikale Rückführung
    der Staatsquote stellt, dann bedeutet das nichts anderes als
    die Streichung von Investitionen auf allen Staatsebenen
    und massiven Sozialabbau. Deswegen sage ich: Mit uns
    wird es keine Steuersenkungspolitik auf Pump geben.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es wäre ohne Zweifel auch für das nächste Jahr sehr
    problematisch, jetzt ein gesamtstaatliches Defizit von
    mehr als 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auszuwei-
    sen. Auch wenn das immer wieder vorgeschlagen wird: Es
    ist falsch, zu glauben, man könne in kurzer Frist aus den
    im Bundeshaushalt eingestellten Mitteln für die Sozial-
    ausgaben Milliardenbeträge zur Finanzierung aller mög-
    lichen Zukunftsinvestitionen und Steuersenkungen quasi
    herausschneiden, ohne dabei unser Alterssicherungssys-
    tem, die Ausbildungsfinanzierung oder Leistungen wie
    Wohngeld und Erziehungsgeld entscheidend abzubauen.
    Deshalb – auch das sagen wir den Bürgerinnen und Bür-
    gern klipp und klar – können derzeit keine zusätzlichen
    Steuer- und Abgabensenkungen durchgeführt werden. Es
    bleibt bei den Steuersenkungen zum 1. Januar 2004 und
    zum 1. Januar 2005.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Niemand glaubt das!)


    Die letzte Steuerschätzung hat noch einmal schmerz-
    lich deutlich gemacht – das gilt auch für die Länder und
    Kommunen –, wie instabil die Einnahmebasis der öffent-
    lichen Haushalte ist. Kein Finanzminister und kein Käm-
    merer, gleich welcher Partei, der seine Aufgabe ernst
    nimmt und verantwortlich handeln will, kann das gut-
    heißen und akzeptieren. Die öffentlichen Haushalte müs-
    sen stärker planbar werden. Nur so ist die Finanzierung
    der von den Bürgerinnen und Bürgern gewünschten öf-
    fentlichen Leistungen sicherzustellen. So wichtig eine be-
    ständige Aufgaben- und Ausgabenkritik ist – hieran müs-
    sen sich auch in diesem Hause alle beteiligen – und so
    wichtig das ständige Bemühen um einen sparsamen und
    effizienten Mitteleinsatz ist, darf man nicht vergessen: Es

    gehört zu den elementaren Pflichten aller für einen öf-
    fentlichen Haushalt Verantwortlichen – ich betone: aller
    Parteien –, vorhandene Defizite im Steuervollzug abzu-
    bauen und zum Beispiel den Kampf gegen Steuerhinter-
    ziehung und Steuerflucht auszuweiten und zu verstärken.
    Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, wer-
    den von uns daran gemessen werden, ob Sie bereit sind,
    den Kampf gegen Steuerhinterziehung zu führen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie werden auch daran gemessen werden, ob Sie bereit
    sind, nicht mehr vertretbare und nicht mehr finanzierbare
    Vergünstigungen im Steuerrecht zu beschneiden oder zu
    streichen, oder ob Sie sich wie bisher – das gilt nicht nur
    für die FDP, sondern in sehr starkem Maße auch für die
    CDU/CSU – als eine Summierung von Einzelklientelen
    verstehen. Wir werden Sie außerdem daran messen, ob
    Sie bereit sind, über geeignete Maßnahmen zu sprechen,
    die auf eine gleichmäßigere und stetigere Besteuerung ab-
    zielen. In der Vergangenheit gab es ja Ankündigungen
    zum Beispiel vom Kollegen Merz, mit denen er deutlich
    gemacht hat, dass dies auch sein Weg sein könne. Genau
    das streben Bundesregierung und die sie tragenden Koa-
    litionsfraktionen mit dem jetzt vorliegenden Entwurf
    eines Steuervergünstigungsabbaugesetzes an. Dieses
    Gesetz wird für mehr Steuerehrlichkeit und Steuergerech-
    tigkeit sorgen. Die in diesem Gesetz enthaltenen Maß-
    nahmen setzen bewusst bei den Gemeinschaftsteuern an,
    um nicht nur den Bundeshaushalt, sondern auch die Haus-
    halte der Länder und Kommunen in erheblichem Umfang
    zu entlasten.

    Es ist die Aufgabe der Entscheidungsträger aller im
    Deutschen Bundestag vertretenen Parteien und des Bun-
    desrates, dafür zu sorgen, dass die mit diesem Gesetz ver-
    bundenen unvermeidbaren Mehrbelastungen für einzelne
    Gruppen in vertretbarer und sachgerechter Weise und
    ohne zu große negative Nebeneffekte durchgeführt wer-
    den. Deshalb – das sage ich im Hinblick auf einige Be-
    merkungen, die Herr Merz vorgetragen hat – werden wir
    sachbezogene Kritik an unseren Vorschlägen aufnehmen
    und in die parlamentarischen Beratungen einbeziehen.

    Natürlich werden wir den Interessierten und Betroffe-
    nen im Gesetzgebungsprozess die Möglichkeit geben,
    ihre Anliegen und Sichtweisen darzulegen. Im Rahmen
    einer verantwortungsbewussten Haushalts- und Finanz-
    politik muss allerdings darauf bestanden werden, dass der
    Ertrag, der mit unserem Gesetz für mehr Steuerehrlichkeit
    und Steuergerechtigkeit für den Bund, die Länder und die
    Kommunen verbunden ist, nicht geschmälert wird. Die
    Lage der öffentlichen Haushalte ist insgesamt so ernst,
    dass mit rein parteitaktischen Überlegungen und mit den
    Aufführungen einer Opposition, die ihren verlorenen
    Wahlkampf offensichtlich immer noch weiterführt, end-
    lich Schluss sein muss.

    Diese Strategie wird scheitern. Die Unionsfraktion im
    Deutschen Bundestag überschätzt ganz offensichtlich
    ihren Einfluss und ihre Bedeutung, wenn sie meint, dass
    sie die unionsgeführten Bundesländer aus purer Wahl-
    kampftaktik zu einer kompromisslosen Ablehnung dieser
    steuerpolitischen Vorschläge drücken kann. Es gibt ja


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    752


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 753

    schon Andeutungen. Die unionsgeführten Länder kennen
    ihre eigenen Interessen sehr genau und haben keine an-
    dere Wahl, als sie zu verfolgen. Deshalb ist zu erwarten,
    dass auch die unionsgeführten Bundesländer spätestens
    nach den Wahlen am 2. Februar die Destruktionsstrategie
    und die Verweigerungshaltung, die derzeit betrieben wird,
    verlassen werden. Auch Stoiber und Koch können nicht
    ständig polemisieren, blockieren und in maßloser Sprache
    skandalisieren. Auch sie müssen dafür Sorge tragen, dass
    die Einnahmebasis ihrer Länder gesichert wird und die
    Defizite ihrer Haushalte nicht unbegrenzt nach oben
    schnellen.

    Zudem haben sich die Länder eindeutig dazu verpflich-
    tet, gemeinsam mit dem Bund die Vorgaben im europä-
    ischen Stabilitäts- und Wachstumspakt zu erfüllen.
    Bund, Länder und Kommunen haben am letzten Mitt-
    woch auf der Sitzung des Finanzplanungsrates ausdrück-
    lich in dem Ziel übereingestimmt, im Jahre 2003 das ge-
    samtstaatliche Defizit wieder unter 3 Prozent zu senken
    und bis zum Jahre 2006 einen ausgeglichenen Staatshaus-
    halt vorzulegen. Das heißt, jede öffentliche Körperschaft,
    also neben dem Bund auch jedes Land mit seinen Kom-
    munen, will ihren Beitrag zur Erreichung dieses gemein-
    samen Ziels leisten. Vor diesem Hintergrund kann die Ver-
    antwortung nicht nur bei Hans Eichel und auf der
    Bundesebene abgeladen werden. Das ist vordergründige
    Polemik und Wahlkampf und widerspricht der Rechts-
    lage. Sie sind mit in der Verantwortung für unser Ge-
    meinwesen, meine Damen und Herren.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Unsere Vorschläge in dem Finanzpaket bieten substan-
    zielle Verbesserungen der finanziellen Situation aller Ge-
    bietskörperschaften. Die Realisierung dieser Vorschläge
    würde es auch den Ländern erheblich erleichtern, ihre Ver-
    antwortung für die Einhaltung der deutschen Verpflichtun-
    gen aus dem europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt
    zu erfüllen. Deshalb, meine Damen und Herren von der
    Union, wären Sie gerade im Interesse der unionsgeführten
    Länder und Kommunen gut beraten, bereits im Deutschen
    Bundestag konstruktiv an unserem Politikangebot mitzu-
    arbeiten. Sie können nicht immer nur sagen, wie schlecht
    alles in Deutschland ist. Sie können nicht von vornherein
    jeden Vorschlag von uns ablehnen, zumal, wenn Sie
    gleichzeitig – wie heute geschehen – keine eigenen Vor-
    schläge vorlegen, wie man ganz konkret mit den Proble-
    men in der Bundesrepublik Deutschland umgehen soll.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Mit einer solchen Haltung kommen Sie Ihrer Verantwor-
    tung in der Steuer- und Haushaltspolitik nicht nach. Sie
    gefährden zudem die Handlungsfähigkeit des Staates, und
    zwar nicht nur auf der Bundesebene, sondern auch auf
    Landes- und Kommunalebene.

    Die heute in erster Lesung zu beratenden Haushaltsge-
    setzentwürfe stellen angemessene Antworten auf die ak-
    tuelle ökonomische und finanzielle Lage dar. Auch wenn
    in diesem Jahr die Nettokreditaufnahme sehr hoch aus-
    fällt: Es gibt in der derzeitigen konjunkturellen Lage
    keine Alternative dazu, im Jahre 2002 die automatischen
    Stabilisatoren wirken zu lassen.

    In dem Entwurf für das Haushaltsjahr 2003 wird die
    Nettokreditaufnahme wieder zurückgeführt, und zwar auf
    den niedrigsten Stand seit der deutschen Wiedervereini-
    gung. Wir hatten seit der deutschen Wiedervereinigung
    keine Nettokreditaufnahme in der Größenordnung von
    18,9 Milliarden Euro.


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Auch nicht von 35!)


    – Herr Austermann, Sie dürfen dabei nicht den Hinter-
    grund vergessen, dass wir zwischen 1998 und 2002 nur
    knapp die Hälfte der neuen Schulden gemacht haben, die
    Sie zwischen 1994 und 1998 gemacht haben.

    Wenn Herr Merz heute versucht, die falschen Wei-
    chenstellungen, die bei der deutschen Einheit in ökono-
    mischer, sozialer und finanzieller Hinsicht erfolgt sind,
    auszublenden, täuscht er die deutsche Bevölkerung. Wir
    werden noch lange an diesen falschen Weichenstellungen
    in der Bundesrepublik Deutschland leiden.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Korrigiert sie doch!)


    Im Entwurf 2003 wird trotz aller Sparzwänge die
    Struktur des Bundeshaushaltes weiter verbessert. Zu-
    kunftsichernde Ausgaben für Bildung, Forschung und In-
    frastruktur werden auf hohem Niveau gehalten und sogar
    verstärkt. Die Investitionen übertreffen deutlich den Vor-
    jahresansatz.

    Auch dieser Etat steht unter der Überschrift „Kon-
    solidieren, Gestalten, Erneuern“ und ordnet sich damit
    in die lange Linie unserer erfolgreichen Finanzpolitik
    ein. Die Regierungskoalition aus SPD und Bündnis 90/
    Die Grünen hält mit den heute vorgelegten Gesetzen
    Kurs.

    Das ist auch ein klares Signal an die Europäische Zen-
    tralbank, dass Deutschland ihre Stabilitätsbemühungen
    nicht unterlaufen wird und dass die Bundesregierung mit
    ihrer Finanzpolitik daran mitwirken will, dass die EZB
    Spielraum für eine wachstumsorientierte Zinspolitik ge-
    winnt. Ich hoffe, es wird vielleicht im Laufe dieser Woche
    Reaktionen darauf geben.

    Ich bin ganz sicher, dass die Menschen nach dem Feld-
    geschrei der letzten Wochen und Monate zunehmend
    nachdenklich werden,


    (Peter Rauen [CDU/CSU]: Es wird Zeit, dass ihr einmal nachdenklich werdet!)


    dass sich die Menschen in den nächsten Wochen und Mo-
    naten von den Inhalten unserer Politik überzeugen lassen.
    In dem Maße, in dem deutlich wird, dass nur durch eine
    Politik, wie wir sie betreiben, der Grund für den Wieder-
    aufschwung gelegt werden kann, werden die Menschen
    auch wieder Vertrauen und Zuversicht fassen – auch wenn
    die Opposition in diesem Hause aus reiner Partei- und
    Wahltaktik weiter mit Obstruktion und Totalverweige-
    rung fortfahren sollte.

    Die Lage ist bei weitem nicht so schlecht wie die Stim-
    mung!


    (Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Aha!)


    Joachim Poß

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002
    Joachim Poß

    Sie werden sehen, schon bald wird die Stimmung ins
    Positive umschlagen, und zwar nicht nur, Herr Rexrodt,
    weil Weihnachten vor der Tür steht.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Was, tritt die Regierung zurück?)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Günter Rexrodt von

der FDP-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Günter Rexrodt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her-

    ren! In den letzten Wochen – auch heute wieder – hat es
    verzweifelte, fast rührende Versuche gegeben, das De-
    saster der Bundesfinanzen gewissermaßen als ein Winter-
    tief oder Formtief darzustellen, in das jeder gute Sportler
    einmal gerät. Man habe ja das Ziel fest vor den Augen und
    man werde ein gutes Rennen laufen.

    Damit sind wir wieder dabei, den Leuten Sand in die
    Augen zu streuen. Seit geraumer Zeit sind wir Letzter
    beim Wirtschaftswachstum; wir trotten den anderen in
    Europa hinterher. Dann bemüht Herr Eichel, der in einer
    bemerkenswerten Art und Weise die Rechnungen aufbe-
    reitet hat, Japan, ein Land, das sich seit einem Jahrzehnt
    in einer Strukturkrise befindet, und die USA für ein Jahr,
    um das schlechte Wirtschaftswachstum in Deutschland zu
    relativieren. Und weil das Wirtschaftswachstum so nied-
    rig ist, gibt es in Europa nur noch vier andere Staaten, die
    eine schlechtere Arbeitslosenquote aufweisen. Was die
    Nettoneuverschuldung angeht, ist nur noch Portugal
    schlechter als wir. Bei der Nettoneuverschuldung haben
    wir über Jahre hinweg die Standards gesetzt und letztend-
    lich den Stabilitätspakt durchgedrückt. Wir legen heute
    aber Werte vor, die das gesamte Rennen infrage stellen.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Der Stabilitätspakt ist die Grundlage für einen starken
    Euro, nach innen und nach außen. Wer da versagt, der ge-
    fährdet die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, der
    gefährdet Arbeitsplätze und letztlich die Grundlagen un-
    seres Wohlstands.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich höre schon Herrn Clement und andere – auch Sie,
    Herr Eichel, haben sich heute in diesem Sinne geäußert –,
    wie sie sagen: Wir dürfen dieses Land nicht schlechtre-
    den; wir müssen zusammenstehen. Solche Äußerungen
    sind verständlich und nachvollziehbar. Aber damit, Herr
    Clement, können wir die Wahrheiten, die ich eben vorge-
    tragen habe, nicht aus der Welt schaffen. Haben uns die
    Sozialdemokraten geschont, als wir den Zuwachs der
    Neuverschuldung in den 90er-Jahren mit den Lasten der
    Wiedervereinigung – im Übrigen ein wirklich triftiger
    Grund – begründet haben? „Schuldenstaat“ und „Schul-
    denkanzler“ haben Sie von den Bänken im Bundestag aus
    gehöhnt, als ob die damalige Koalition fahrlässig oder so-
    gar vorsätzlich gehandelt hätte. Heute benutzen Sie das-

    selbe Vokabular, weil Sie mit Ihrer Finanzpolitik am Ende
    sind, Herr Eichel.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Die gesamte Misere der bundesstaatlichen Finanzen

    macht sich an zwei Tatbeständen fest.
    Erstens. Die Verschuldung wird im Nachtragshaus-

    halt 2002 und im Haushaltsentwurf 2003 geradezu explo-
    sionsartig ausgeweitet. Ein solcher Druck entsteht nur,
    wenn man etwas unter dem Deckel gehalten hat. Was un-
    ter dem Deckel war, werden wir uns in den nächsten Wo-
    chen anschauen.


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP)

    Zweitens. Mitten in der Depression verschiebt die rot-

    grüne Bundesregierung die seit langem versprochene
    Steuerentlastung. Mehr noch: Sie sattelt bei den Steuern
    drauf, wild und ungeordnet. Herr Müntefering hat mitt-
    lerweile noch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer ins
    Spiel gebracht, die seit gestern wieder zur Vermögen-
    steuer geworden ist. Die Wirtschaft steht Kopf. Jegliche
    Kalkulierbarkeit der Belastungen, die auf unsere Unter-
    nehmen zukommen, ist nicht mehr möglich.

    Man kann sich über die Vergleichbarkeit mit Heinrich
    Brünings Politik sicherlich streiten. Aber unbestritten ist
    die Tatsache, dass wir eines machen: Deflationspolitik, und
    zwar in Reinkultur. Was geschieht, ist das Gegenteil dessen,
    was der von Ihnen oft so hoch geschätzte Ökonom John
    Maynard Keynes vor Jahrzehnten erkannt hat: In der Re-
    zession muss man Steuern senken und nicht erhöhen.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die expansive Fiskalpolitik hilft Ihnen auch nicht wei-
    ter: Die aufgenommenen Mittel fließen eben nicht in zu-
    sätzliche Investitionen, sondern überwiegend in die
    Transferausgaben, um Löcher zu stopfen. Einen Arbeits-
    markteffekt hat das nicht.

    Zur Rechtfertigung dieses ökonomischen Wahnsinns
    haben Sie nichts anderes als den Hinweis anzuführen,
    dass angeblich auch die gegenwärtige Opposition nichts
    Besseres anzubieten hat. Das ist mehr als daneben.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Die wirtschafts- und arbeitsmarktpolitische Diskussion
    der letzten Jahre war davon geprägt, dass wir immer wie-
    der eine Reformpolitik angeboten und vorgeschlagen ha-
    ben, die auf eine Verbesserung der ökonomischen Rah-
    menbedingungen ausgerichtet ist. Unsere Steuerreform
    war klar durchgerechnet.

    Die Realität ist dadurch geprägt, dass Reformen an
    wichtigen Stellen versäumt und bestehende Mängel noch
    verschärft wurden. Versäumt haben Sie die Reform im
    Gesundheitswesen. Kontraproduktiv war über dreiein-
    halb Jahre hinweg Ihre Arbeitsmarktpolitik.
    Dann kamen im letzten halben Jahr die Hartz-Vorschläge.
    Ein kleines Segment davon wollen Sie nun umsetzen. Der
    Verfasser dieser Vorschläge wendet sich mit Grausen von
    dem ab, was Sie da umsetzen wollen, Herr Clement.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    754


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 755

    Ich gebe zu, dass die Reformen, die Sie gemacht haben
    – bei Steuern und der Rente –, in die richtige Richtung ge-
    hen. Sie haben diese Reformen aber so vermasselt, dass
    sich der Mittelstand ausgegrenzt fühlt. Das ist die ei-
    gentliche Ursache dafür, dass wir eine anhaltende Rezes-
    sion in unserem Lande haben.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Verzagtheit hat sich breit gemacht. Nirgendwo besteht
    mehr Glaube an die Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Es
    herrscht eine Stimmung, wie wir sie seit dem Zweiten
    Weltkrieg nicht mehr beobachten konnten.


    (Zuruf von der SPD: Die Sie anheizen!)

    – Ich heize überhaupt nichts an. Ich beschreibe die Fak-
    ten. Gehen Sie doch einmal im Lande umher und hören
    Sie sich an, was die Leute sagen und denken, insbeson-
    dere die Mittelständler. Das ist doch ein Faktum; das kann
    man doch nicht vom Tisch wischen.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Machen Sie eine anständige Politik! Geben Sie den
    Leuten wieder eine Zukunftsorientierung! Dann wird die
    Stimmung in diesem Lande auch anders werden.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Auf der Ausgabenseite – das ist hier falsch dargestellt
    worden –, Herr Eichel, haben Sie nie wirklich kürzen kön-
    nen.


    (Hans Eichel, Bundesminister: So ein Quatsch!)


    Sie haben Etatansätze gekürzt. Die Ausgaben bewegen
    sich – das sind doch Ihre Angaben – in den nächsten Jah-
    ren auf dem Niveau von rund 250 Milliarden Euro. Da
    geht nichts herunter, das geht sogar ein Stück hoch. Das
    Niveau ist nicht verändert worden.


    (Hans Eichel, Bundesminister: Das ist doch unglaublich!)


    – Herr Eichel, schauen Sie doch Ihre eigenen Zahlen an. –
    Das hat seine Ursachen darin, dass Sie nie den Sozialbe-
    reich haben reformieren können, so wie es schon aufgrund
    der demographischen Entwicklung notwendig ist.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf des Abg. Peter Dreßen [SPD])


    – Das ist ein gutes Stichwort.
    Dann haben Sie die Ökosteuer erfunden. Das war im-

    mer schon eine Dreistigkeit insbesondere von den Grü-
    nen. In Wirklichkeit sind die Beiträge zur Rentenversi-
    cherung nicht gesenkt worden; vielmehr sind sie
    gestiegen.


    (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei Ihnen lagen die über 20 Prozent!)


    Das ist eine merkwürdige Steuer.
    Meine Damen und Herren von den Grünen, wenn Sie

    jetzt noch durch die weitere Erhöhung und durch den

    Abbau dessen, was Sie Steuervergünstigungen nennen,
    die energieintensiven Betriebe aus Deutschland vertrei-
    ben wollen, dann wird auch unter umweltpolitischen
    Aspekten eine noch magerere Bilanz entstehen. Wenn
    Aluminium künftig nicht mehr im Rheinland, sondern in
    Osteuropa oder der Dritten Welt geschmolzen wird, sieht
    die Umweltbilanz in globaler Betrachtung verheerend
    aus.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die einzig Leidtragenden sind die deutschen Arbeit-
    nehmer, die ihre Arbeitsplätze in großer Zahl verlieren,
    und ist der Staat, der keine Steuern mehr erhält.


    (Zuruf von der FDP: Und die Umwelt!)

    Ein altes und nunmehr wieder neues Argument wird zur
    Begründung einer solchen kontraproduktiven Politik he-
    rangezogen: Angeblich stimme die Lastenverteilung in
    diesem Lande nicht.


    (Vorsitz : Vizepräsidentin Dr. h.c. Susanne Kastner)


    Ich komme noch einmal auf John Maynard Keynes
    zurück. Er hat zur Umverteilungspolitik einmal gesagt:
    Es kommt darauf an, den Kuchen größer zu machen, den
    es zu verteilen gilt, dann haben alle etwas davon. – Wer
    anderes will, erzeugt lähmende Verteilungsdebatten und
    Verdrossenheit. Er vernichtet Leistungsbereitschaft und
    Risikofreude. Die Beispiele dafür gibt es zuhauf, in unse-
    rem Land und anderswo.

    Die heute vorgelegten Haushaltsgesetze sind Ausdruck
    großer Hilflosigkeit. Diese Gesetze sind abzulehnen.
    Wenn dies nicht gelänge, wäre es kein guter Tag für unser
    Land.

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)