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ID1501019100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Begrüßung der Präsidenten der Nationalver- sammlung der Republik Korea, Herr Park Kwan Yong . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531 A Verabschiedung des Abgeordneten Dr. Ingo Wolf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531 B Begrüßung der neuen Abgeordneten Gisela Pilz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531 B Wahl der Abgeordneten Eckhardt Barthel (Berlin), Monika Griefahn, Michael Roth (Heringen), Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg, Günter Nooke, Annette Widmann-Mauz, Volker Beck und Hans- Joachim Otto (Frankfurt) als Mitglieder des Kuratoriums der „Stiftung Denkmal für die er- mordeten Juden Europas“ . . . . . . . . . . . . . . . . 531 B Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 531 C Tagesordnungspunkt 3: a) Abgabe einer Regierungserklärung: NATO-Gipfel am 21./22. November 2002 in Prag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 532 B b) Antrag der Abgeordneten Dr. Friedbert Pflüger, Dr. Wolfgang Schäuble, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Die NATO auf die neuen Gefahren ausrichten (Drucksache 15/44) . . . . . . . . . . . . . . . 532 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 532 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 535 C Markus Meckel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 539 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . 540 B Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . . . 540 D Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 541 D Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 543 C Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU . . . . . . . 544 D Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 545 D Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 547 C Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) CDU/CSU 549 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 551 A Monika Heubaum SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 552 B Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 553 C Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des von den Abgeordne- ten Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zur Ver- besserung des Schutzes der Bevölke- rung vor Sexualverbrechen und anderen schweren Straftaten (Drucksache 15/29) . . . . . . . . . . . . . . . 554 C b) Antrag der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Sozialtherapeutische Maßnahmen für Sexualstraftäter auf den Prüfstand stellen (Drucksache 15/31) . . . . . . . . . . . . . . . 554 C Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . 554 D Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 556 D Sibylle Laurischk FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 559 A Plenarprotokoll 15/10 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 10. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 I n h a l t : Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 560 B Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . 561 B Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 564 B Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . 565 D Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 566 A Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 566 B Jerzy Montag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 567 A Dr. Jürgen Gehb CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 568 B Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 570 B Zusatztagesordnungspunkt 2: Überweisung im vereinfachten Verfah- ren Antrag der Abgeordneten Eckhardt Barthel (Berlin), Ernst Bahr (Neuruppin), weiterer Abgeordneter der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Antje Vollmer, Grietje Bettin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Den Deutschen Musikrat stärken (Drucksache 15/48) . . . . . . . . . . . . . . . . . 572 D Zusatztagesordnungspunkt 8: Abschließende Beratung ohne Aus- sprache Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu der Streitsa- che vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BVerfGE 3/02 (Drucksache 15/69) . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 A Tagesordnungspunkt 5: Wahlen zu Gremien 5 a) Schriftführer gemäß § 3 der Ge- schäftsordnung (Drucksache 15/50) . . . . . . . . . . . . . 573 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktion der CDU/CSU: Be- stimmung des Verfahrens für die Be- rechnung der Stellenanteile der Fraktio- nen im Ausschuss nach Art. 77 Abs. 2 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuss) (Drucksache 15/47) . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 B in Verbindung mit 5 b) Ausschuss nach Art. 77 Abs. 2 des Grundgesetzes (Vermittlungsaus- schuss) (Drucksachen 15/51, 15/52, 15/53, 15/54) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 B Volker Kauder CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 573 C Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD . . . . . . . . 574 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP: Haltung der Bundesregierung zur Situation der öffentlichen Haushalte unter Berücksichtigung der zu erwar- tenden aktuellen Steuerschätzung und der damit möglichen Notwendigkeit ei- nes Haushaltssicherungsgesetzes . . . . . . 575 A Dr. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 575 A Karl Diller, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . 576 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 578 A Christine Scheel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 579 B Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 580 B Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 581 D Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 583 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 584 A Ilse Aigner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 585 C Ortwin Runde SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 586 D Otto Bernhardt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 588 A Walter Schöler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 588 D Norbert Schindler CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 590 B Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 591 C Dr. Rainer Wend SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 592 B Tagesordnungspunkt 6: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Fortentwick- lung der ökologischen Steuerreform (Drucksachen 15/21, 15/71, 15/72) . . . . . 593 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD . . . . . . 593 D Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . 595 B Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 597 A Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 598 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . 599 A Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 601 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002II Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 603 A Dr. Christian Eberl FDP . . . . . . . . . . . . . 603 D Hans Michelbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 604 B Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 605 D Rolf Hempelmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 606 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 607 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 612 C Tagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des von den Abgeordneten Peter Götz, Dr. Michael Meister, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Neuordnung der Gemeindefinanzen (Gemeindefinanzreformgesetz) (Drucksache 15/30) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 608 A Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 608 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 609 B Horst Schild SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 610 C Dr. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . . . . 614 B Christine Scheel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 615 D Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 616 B Jochen-Konrad Fromme CDU/CSU . . . . 617 B Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 618 D Dr. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . 619 D Georg Fahrenschon CDU/CSU . . . . . . . . . . . 620 C Bernd Scheelen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 622 D Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 623 D Tagesordnungspunkt 8: a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung des Urheber- rechts in der Informationsgesell- schaft (Drucksache 15/38) . . . . . . . . . . . . . . 625 A b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den WIPO-Verträgen vom 20. Dezember 1996 über Urhe- berrecht sowie über Darbietungen und Tonträger (Drucksache 15/15) . . . . . . . . . . . . . . 625 B Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 625 B Günter Krings CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 626 C Grietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 629 A Rainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 629 D Dirk Manzewski SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 630 C Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Dr. Werner Hoyer, Jörg van Essen, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der FDP: Rechtssi- cherheit für die bewaffneten Einsätze deutscher Streitkräfte schaffen – ein Ge- setz zurMitwirkung des Deutschen Bun- destages bei Auslandseinsätzen der Bun- deswehr einbringen (Drucksache 15/36) . . . . . . . . . . . . . . . . . 632 C Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 632 D Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 634 A Thomas Kossendey CDU/CSU . . . . . . . . . . . 635 B Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 636 D Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU . . . . . 638 B Ulrike Merten SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 639 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 640 A Dr. Christoph Zöpel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 641 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 643 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 645 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 III (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 531 10. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 Beginn: 9.00 Uhr
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    Dr. Christoph Zöpel Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 645 (C)(A) Daub, Helga FDP 14.11.2002* Dr. Däubler-Gmelin, SPD 14.11.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 14.11.2002 Fritz, Erich G. CDU/CSU 14.11.2002 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 14.11.2002 Gradistanac, Renate SPD 14.11.2002 Freiherr von und zu CDU/CSU 14.11.2002 Guttenberg, Karl-Theodor entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Hoffmann (Chemnitz), SPD 14.11.2002 Jelena Kubicki, Wolfgang FDP 14.11.2002 Lietz, Ursula CDU/CSU 14.11.2002 Möllemann, Jürgen W. FDP 14.11.2002 Nitzsche, Henry CDU/CSU 14.11.2002 Rossmanith, Kurt J. CDU/CSU 14.11.2002* * für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Jörg van Essen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Den Entwurf, den wir heute debattieren, haben wir bereits
    zum Schluss der vergangenen Legislaturperiode in den
    Deutschen Bundestag eingebracht. Wir sind damals nicht
    zum Ende der Beratungen gekommen. Man kann es auch
    deutlicher sagen: Wir konnten erst gar nicht so richtig da-
    mit anfangen. Trotzdem ist es sehr wichtig, dass wir die
    Fragen, die wir aufgeworfen haben, debattieren und dass
    wir zu einer Lösung kommen. Ich glaube, dass die Debatte
    insbesondere zeigen wird, dass wir noch eine Menge of-
    fene Fragen haben, auf die wir Antworten geben müssen.

    Ich will eine Position klar und deutlich an den Beginn
    stellen, weil ich mich über eine Bemerkung einer frak-
    tionslosen Abgeordneten heute Morgen ganz außeror-
    dentlich geärgert habe. Diese Abgeordnete hat gesagt, wir
    wollten die Beteiligung des Deutschen Bundestages an
    der Zustimmung zu den Auslandseinsätzen abschaffen.
    Das Gegenteil ist der Fall.


    (Beifall des Abg. Günther Friedrich Nolting [FDP])



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    632


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Wir wollen, dass es bei der konstitutiven Zustimmung des
    Deutschen Bundestages zu den Auslandseinsätzen bleibt.
    Das hat uns das Bundesverfassungsgericht übrigens aus
    guten Gründen aufgegeben,


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der SPD)


    und zwar deshalb, weil die Bundeswehr ganz bewusst als
    Parlamentsarmee gestaltet ist und es für die Soldaten
    ganz außerordentlich wichtig ist, dass sie ihre zum Teil
    sehr schwierigen Aufträge jeweils vor dem Hintergrund
    der Zustimmung des Parlaments – einer großen Mehrheit
    des Parlaments – durchführen. Ich will es noch einmal
    ausdrücklich betonen: Wir wollen daran nichts ändern.

    Trotzdem gehört zur Bestandsaufnahme, die wir jetzt,
    nach einiger Zeit der Notwendigkeit der Zustimmung zu
    Auslandseinsätzen durchführen können und müssen, dass
    wir feststellen, dass es Bereiche gibt, für die wir keine
    wirklichen Antworten haben. Ich will nur ein Beispiel an-
    führen: Das Bundesverfassungsgericht hat bestimmte
    Dinge vorgegeben für Einsätze, die ohne Verzug erfolgen
    müssen. Wir haben einen solchen Einsatz einmal gehabt,
    als Geiseln in Tirana befreit werden mussten. Da kann es
    nicht sein, dass der Deutsche Bundestag zusammenkom-
    men muss. Da muss es die Möglichkeit einer schnellen
    Entscheidung und der nachträglichen Zustimmung des
    Deutschen Bundestages geben.

    Ich will aber in diesem Zusammenhang nicht ver-
    schweigen, dass wir bislang keine Klarheit haben – auch
    nicht in der Geschäftsordnung der Bundesregierung –,
    wer eigentlich die Anordnung trifft: das Kabinett als
    Ganzes, der Verteidigungsminister, der Bundeskanzler?
    Ich fände hier Klarheit gut, weil das auch die Verantwor-
    tung deutlich macht. Das ist ein Bereich, über den wir uns
    sicherlich unterhalten sollten; denn ich glaube, dass das
    ein sehr wichtiger Punkt ist.

    Das genannte Beispiel ausgenommen, haben wir sol-
    che Einsätze bisher noch nicht gehabt; sie können aber auf
    uns zukommen. Die Geiselbefreiung in Tirana war ein ge-
    heimer Einsatz und war sofort und auf der Stelle not-
    wendig. Es wird aber irgendwann auch Einsätze geben,
    die geheim zu halten sind und die lange vorbereitet wer-
    den – eine Woche, 14 Tage –, sodass dann grundsätzlich
    eine Beteiligung des Deutschen Bundestages möglich
    wäre. Es kann aber nicht sein, dass wir hier im Deutschen
    Bundestag beispielsweise die Größe des Kontingents der
    Bundeswehr in aller Breite diskutieren, dass wir uns da-
    rüber auseinander setzen, dass die Bundesregierung dies
    alles in eine Vorlage schreibt und dass der, der möglicher-
    weise durch eine geheime Operation überrascht werden
    soll, das alles vorher nachlesen kann. Deshalb müssen wir
    uns Gedanken darüber machen, wie wir das regeln kön-
    nen.

    Wir als FDP machen einen Vorschlag und sagen: Wir
    haben ja einen Bereich, in dem es eine ähnliche Proble-
    matik gibt, nämlich den der Nachrichtendienste, der Ge-
    heimdienste. Wir schlagen Ihnen deshalb vor, ein ähnli-
    ches parlamentarisches Gremium einzurichten, das, zu
    Beginn einer Legislaturperiode gewählt, unter Leitung
    des Bundestagspräsidenten den Bundestag bei der notwen-
    digen Zustimmung ersetzt.

    Dieses geheime Gremium hat im Übrigen noch einen
    weiteren Vorteil: Dadurch könnte sichergestellt werden,
    dass das Parlament über fortlaufende geheime Einsätze
    unterrichtet werden kann. Ich nenne Ihnen nur ein Bei-
    spiel: Wir haben aus der Zeitung erfahren, dass es einen
    neuen Auftrag für das Kommando Spezialkräfte gegeben
    hat. Das kann natürlich nicht in der Öffentlichkeit ange-
    sprochen werden. Dieses Gremium wäre, wie ich finde,
    genau die richtige parlamentarische Grundlage für die
    Unterrichtung des Deutschen Bundestages.

    Wir haben auch keine Klarheit bezüglich der Frage
    – auch das möchte ich hier ansprechen –: Was ist eigent-
    lich ein bewaffneter Einsatz? Da gibt es durchaus unter-
    schiedliche Interpretationsmöglichkeiten. Ich nenne Ih-
    nen ein Beispiel: Nach einem Erdbeben in Afghanistan
    erfolgte der Einsatz von Sanitätskräften. Angesichts der
    Situation in Afghanistan konnten wir die Sanitätskräfte
    nicht ohne Bewaffnung – die so genannte Selbstschutz-
    komponente – in diesen Auftrag schicken. Ist eine solche
    humanitäre Hilfeleistung mit Selbstschutzkomponente
    schon ein bewaffneter Einsatz? – Dies hätte zur Konse-
    quenz, dass alle Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts
    erfüllt sein müssen. – Oder fallen solche Einsätze in den
    Bereich unterhalb dieser Schwelle? Wir möchten, dass
    klar geregelt wird, wann ein bewaffneter Einsatz beginnt.
    Dies dient der Sicherheit der Bundesregierung, der Si-
    cherheit des Parlaments, aber vor allem der Sicherheit un-
    serer Soldaten.


    (Beifall bei der FDP)

    Bei der Planung und Vorbereitung eines bewaffneten

    Einsatzes können wir meiner Meinung nach etwas fle-
    xibler sein, als wir dies in der Vergangenheit waren. Wir
    erleben immer wieder, dass die Bundesregierung erst
    dann Transportraum anmietet, dass sie erst dann be-
    stimmte Lokalitäten für die Bundeswehr oder Frachtraum
    anmietet, wenn die konstitutive Zustimmung des Deut-
    schen Bundestages im jeweiligen Fall erteilt ist. Ich finde,
    wir sollten dabei ein bisschen großzügiger sein und dem
    Bundesverteidigungsminister die Möglichkeit geben, be-
    stimmte Planungsschritte vorwegzunehmen, die sich
    zunächst noch nicht auswirken. Diese wirken sich erst
    dann aus, wenn die Zustimmung des Deutschen Bundes-
    tages tatsächlich erfolgt ist und damit Soldaten in den Ein-
    satz gehen.

    Gegenwärtig erleben wir es oft, dass beispielsweise
    Flugzeuge schon weg sind – diese gibt es nur begrenzt auf
    dem Weltmarkt – oder bestimmte Plätze wie etwa unzer-
    störte Gebäude, in denen unsere Soldaten untergebracht
    werden könnten, bereits von unseren Alliierten für ihre
    Zwecke in Anspruch genommen worden sind, sodass un-
    sere Soldaten in ein Feldlager müssen – und dies in einer
    schwierigen Umgebung. Es ist notwendig, darüber zu
    sprechen.

    Meine letzte Bemerkung betrifft die Geschäftsord-
    nung des Deutschen Bundestages. Das gegenwärtige Ver-
    fahren orientiert sich an einer parlamentarischen Übung,
    die dem Gesetzgebungsverfahren nachgebildet worden
    ist. Wir tun so, als ob es sich um so etwas wie eine erste
    Lesung handeln würde. Dies ist es aber nicht. Deshalb
    möchten wir, dass wir speziell für die Zustimmung zu

    Jörg van Essen




    Jörg van Essen
    Auslandseinsätzen der Bundeswehr einen Abschnitt in die
    Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages aufneh-
    men. In diesem könnten auch die Unterrichtungspflichten
    der Bundesregierung gegenüber dem Parlament näher
    dargelegt werden.

    Wir laden Sie ein, über unseren Vorschlag zu sprechen.
    Ich weiß, dass das eine oder andere durchaus unter-
    schiedlich gesehen werden kann. Meine Bitte aber ist,
    dass wir schnell zu einer Lösung kommen. Mich freut,
    dass uns der Bundesverteidigungsminister wegen unserer
    Ansätze gelobt hat. Daher glaube ich, dass es eine Ge-
    sprächsbasis quer durch dieses Parlament gibt.

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Christine Lambrecht.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Christine Lambrecht


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr van

    Essen, ich kann Ihnen unsere Gesprächsbereitschaft
    schon vorab zusagen. Sie können sich auf uns verlassen.
    Wir werden im Geschäftsordnungsausschuss als wahr-
    scheinlich federführendem Ausschuss den einen oder an-
    deren Punkt sicherlich näher beleuchten.

    Seit dem Fall der Mauer gab es Schritt für Schritt auch
    außerhalb der Grenzen Deutschlands Einsätze der Bun-
    deswehr, so den Einsatz von Sanitätern in Kambodscha,
    um UNO-Soldaten zu betreuen. Dazu gehört auch der
    Einsatz von 1992 bis 1996 in der Adria, um das Waffen-
    embargo durchzusetzen und zu überwachen. Von 1993 bis
    1995 beteiligten sich Bundeswehrsoldaten an der NATO-
    Aktion zur Überwachung des Flugverbots über Bosnien.
    Deutsche Soldaten waren im humanitären Einsatz in So-
    malia. 4 000 Soldaten beteiligten sich am IFOR-Einsatz in
    Bosnien zur Sicherung des Dayton-Abkommens. Wieder
    Jahre später nahmen deutsche Tornadokampfflugzeuge an
    einem begrenzten Luftkrieg der NATO gegen Jugoslawien
    teil. Bundeswehrsoldaten sind zur Unterstützung einer
    Friedenstruppe im Kosovo und in Mazedonien. Schließlich
    beteiligen sich bewaffnete deutsche Streitkräfte auch am
    Kampf gegen den Terrorismus in Afghanistan. Morgen
    werden wir hier im Deutschen Bundestag namentlich über
    die Fortsetzung dieses Einsatzes in Afghanistan abstim-
    men.

    Natürlich beruhte die Entsendung all dieser deutschen
    Kontingente stets auf Beschlüssen des Bundestages. Dies
    muss man ganz deutlich sagen. Der Parlamentsvorbe-
    halt für den militärischen Einsatz von Streitkräften ent-
    spricht seit 1918 Verfassungstradition. So sollte es – da
    kann ich Ihnen nur zustimmen – auch in Zukunft bleiben.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Auch wenn vielen von uns die Entscheidung über den
    Einsatz bewaffneter Streitkräfte im Ausland sehr schwer
    fällt, möchte ich gerade dafür plädieren, dass diese tief
    greifenden Entscheidungen auch in Zukunft dem Bun-

    destag vorbehalten bleiben. Diesen Parlamentsvorbe-
    halt hat das Bundesverfassungsgericht in dem viel zitier-
    ten Urteil aus dem Jahr 1994 ausdrücklich bekräftigt und
    wir wollen nicht davon abrücken.

    Jetzt stellt sich die Frage: Wie ist momentan die verfas-
    sungsrechtliche Ausgangslage? Das Bundesverfassungs-
    gericht hat in seinem Urteil aus dem Jahr 1994 entschieden,
    dass für den Fall eines Einsatzes bewaffneter Streitkräfte
    im Einklang mit der deutschen Verfassungstradition seit
    1918 grundsätzlich im Voraus die Zustimmung des Deut-
    schen Bundestages einzuholen ist. Das ist der konstitutive
    Gesetzesvorbehalt. Das Zustimmungserfordernis gilt nach
    Ansicht des Gerichts jeweils für den konkreten Bündnis-
    fall, unabhängig von der Zustimmung des Parlaments zur
    abstrakt-generellen Beistandsverpflichtung. Ich führe es
    etwas ausführlicher aus, denn wenn wir darüber reden,
    müssen wir wissen, welche Lage wir vorfinden und was
    wir regeln wollen.

    Das Handeln der Bundesregierung auf dem Gebiet der
    auswärtigen Verteidigung muss durchgehend und zu
    Recht von einer parlamentarischen Kontrolle begleitet
    werden. Einzig bei Gefahr im Verzug ist die Bundes-
    regierung berechtigt, den Einsatz von Streitkräften vor-
    läufig zu beschließen und an entsprechenden Beschlüssen
    in den Bündnissen und in internationalen Organisationen
    ohne vorherige Einzelermächtigung durch das Parlament
    mitzuwirken und diese vorläufig zu vollziehen. Die Bun-
    desregierung muss jedoch auch in diesen Fällen das Par-
    lament umgehend mit dem so beschlossenen Einsatz
    befassen. Bei dieser besonderen Fallgestaltung wären die
    Streitkräfte zurückzurufen, wenn der Bundestag es ver-
    langt. Im Übrigen hat der Bundestag über die Einsätze
    bewaffneter Streitkräfte nach Maßgabe des Art. 42 Abs. 2
    Grundgesetz, also mit Mehrheit, zu entscheiden.

    Dieser Zustimmungsvorbehalt verleiht dem Bundestag
    allerdings keine Initiativbefugnis.Auch darüber sind wir
    uns einig. Das heißt, der Bundestag kann lediglich einem
    von der Bundesregierung beabsichtigten Einsatz seine
    Zustimmung versagen oder ihn, wenn er ausnahmsweise
    ohne seine Zustimmung schon begonnen hat, also bei Ge-
    fahr im Verzug, unterbinden. Er kann aber nicht die Re-
    gierung zu solch einem Einsatz der Streitkräfte verpflich-
    ten. Auch darüber müssten wir sprechen.

    Die Frage des Rückholrechts während eines laufenden
    und vom Bundestag bereits gebilligten Streitkräfteeinsat-
    zes ist, das muss ich zugeben, nicht abschließend geklärt.
    Auch darüber sollten wir uns Gedanken machen.


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Sie ist umstritten! Die herrschende Meinung sagt: Nein! – Jörg van Essen [FDP]: Das ist richtig!)


    – Es kommt darauf an, wen Sie als herrschend ansehen.
    Der verfassungsrechtlich geforderte Parlamentsvorbe-

    halt gilt also ungeachtet näherer gesetzlicher Ausgestal-
    tung unmittelbar kraft Verfassung. Bundesregierung und
    Bundestag haben natürlich die Möglichkeit, ein Gesetz zu
    erlassen, das eine förmliche parlamentarische Beteiligung
    an der Entscheidung über militärische Einsätze näher aus-
    gestalten kann. Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen,
    wenn wir schon unsere Rechte und Pflichten näher defi-


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    634


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    niert wissen wollen, dann sollten wir dieses Anliegen ge-
    rade nicht an die Bundesregierung delegieren, sondern es
    selbst übernehmen, falls möglich, mit einem interfraktio-
    nellen Antrag.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Damit hätten wir natürlich auch eine Grundlage, auf der wir
    alle stehen könnten, und es wäre ein noch besseres
    Signal der Rechtssicherheit an die Soldatinnen und Solda-
    ten. Über den Regelungsbedarf wäre dann im federführen-
    den Ausschuss, vermutlich also im Geschäftsordnungsaus-
    schuss, zu beraten und zu beschließen, woran wir uns gern
    konstruktiv beteiligen. Das habe ich Ihnen schon zugesagt.

    Inhaltlich habe ich bei einigen Punkten Ihres Antrags
    allerdings Bedenken.


    (Günther Friedrich Nolting [FDP]: Das kann ich mir gar nicht vorstellen!)


    Er erscheint mir nicht ganz ausgereift. So bedarf meiner
    Meinung nach die Frage, ob die Delegation parlamenta-
    rischer Befugnisse auf andere Gremien möglich und sinn-
    voll ist, einer gründlichen verfassungsrechtlichen Prüfung.

    Die in Ihrem Antrag verlangte Kanzlermehrheit würde
    eine Verfassungsänderung voraussetzen, denn nach dem
    so genannten Adria-Beschluss des Bundesverfassungs-
    gerichts hat der Bundestag über Einsätze nach Art. 42
    Abs. 2 Grundgesetz zu entscheiden, das heißt mit der
    Mehrheit der abgegebenen Stimmen, soweit dieses
    Grundgesetz nichts anderes bestimmt. So ist es derzeit.
    Wollten wir also die Kanzlermehrheit, müssten wir die
    Verfassung ändern. Dann muss man sich fragen: Wollen
    wir das wirklich? Müssen wir das wirklich? Oder verfolgt
    man nicht vielleicht sogar den Zweck, Rot-Grün das eine
    oder andere Mal vermeintlich vorführen zu können, wenn
    wir diese Kanzlermehrheit nicht zustande bringen? Ich
    kann Ihnen aber versichern: Wir von Rot-Grün stehen hin-
    ter unserer rot-grünen Regierung und werden die Kanz-
    lermehrheit auch morgen früh wieder zustande bringen.

    Zum Schluss möchte ich sagen: Wir stehen nicht nur
    hinter unserer rot-grünen Bundesregierung, sondern vor
    allem auch hinter unseren Soldatinnen und Soldaten im
    Ausland,


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Gott sei Dank ist das nicht identisch!)


    die auch ohne ein solches Gesetz derzeit keine Rechts-
    unsicherheit befürchten müssen.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)