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ID1501012600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Begrüßung der Präsidenten der Nationalver- sammlung der Republik Korea, Herr Park Kwan Yong . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531 A Verabschiedung des Abgeordneten Dr. Ingo Wolf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531 B Begrüßung der neuen Abgeordneten Gisela Pilz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531 B Wahl der Abgeordneten Eckhardt Barthel (Berlin), Monika Griefahn, Michael Roth (Heringen), Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg, Günter Nooke, Annette Widmann-Mauz, Volker Beck und Hans- Joachim Otto (Frankfurt) als Mitglieder des Kuratoriums der „Stiftung Denkmal für die er- mordeten Juden Europas“ . . . . . . . . . . . . . . . . 531 B Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 531 C Tagesordnungspunkt 3: a) Abgabe einer Regierungserklärung: NATO-Gipfel am 21./22. November 2002 in Prag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 532 B b) Antrag der Abgeordneten Dr. Friedbert Pflüger, Dr. Wolfgang Schäuble, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Die NATO auf die neuen Gefahren ausrichten (Drucksache 15/44) . . . . . . . . . . . . . . . 532 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 532 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 535 C Markus Meckel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 539 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . 540 B Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . . . 540 D Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 541 D Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 543 C Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU . . . . . . . 544 D Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 545 D Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 547 C Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) CDU/CSU 549 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 551 A Monika Heubaum SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 552 B Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 553 C Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des von den Abgeordne- ten Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zur Ver- besserung des Schutzes der Bevölke- rung vor Sexualverbrechen und anderen schweren Straftaten (Drucksache 15/29) . . . . . . . . . . . . . . . 554 C b) Antrag der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Sozialtherapeutische Maßnahmen für Sexualstraftäter auf den Prüfstand stellen (Drucksache 15/31) . . . . . . . . . . . . . . . 554 C Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . 554 D Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 556 D Sibylle Laurischk FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 559 A Plenarprotokoll 15/10 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 10. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 I n h a l t : Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 560 B Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . 561 B Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 564 B Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . 565 D Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 566 A Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 566 B Jerzy Montag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 567 A Dr. Jürgen Gehb CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 568 B Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 570 B Zusatztagesordnungspunkt 2: Überweisung im vereinfachten Verfah- ren Antrag der Abgeordneten Eckhardt Barthel (Berlin), Ernst Bahr (Neuruppin), weiterer Abgeordneter der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Antje Vollmer, Grietje Bettin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Den Deutschen Musikrat stärken (Drucksache 15/48) . . . . . . . . . . . . . . . . . 572 D Zusatztagesordnungspunkt 8: Abschließende Beratung ohne Aus- sprache Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu der Streitsa- che vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BVerfGE 3/02 (Drucksache 15/69) . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 A Tagesordnungspunkt 5: Wahlen zu Gremien 5 a) Schriftführer gemäß § 3 der Ge- schäftsordnung (Drucksache 15/50) . . . . . . . . . . . . . 573 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktion der CDU/CSU: Be- stimmung des Verfahrens für die Be- rechnung der Stellenanteile der Fraktio- nen im Ausschuss nach Art. 77 Abs. 2 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuss) (Drucksache 15/47) . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 B in Verbindung mit 5 b) Ausschuss nach Art. 77 Abs. 2 des Grundgesetzes (Vermittlungsaus- schuss) (Drucksachen 15/51, 15/52, 15/53, 15/54) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 B Volker Kauder CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 573 C Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD . . . . . . . . 574 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP: Haltung der Bundesregierung zur Situation der öffentlichen Haushalte unter Berücksichtigung der zu erwar- tenden aktuellen Steuerschätzung und der damit möglichen Notwendigkeit ei- nes Haushaltssicherungsgesetzes . . . . . . 575 A Dr. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 575 A Karl Diller, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . 576 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 578 A Christine Scheel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 579 B Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 580 B Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 581 D Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 583 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 584 A Ilse Aigner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 585 C Ortwin Runde SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 586 D Otto Bernhardt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 588 A Walter Schöler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 588 D Norbert Schindler CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 590 B Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 591 C Dr. Rainer Wend SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 592 B Tagesordnungspunkt 6: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Fortentwick- lung der ökologischen Steuerreform (Drucksachen 15/21, 15/71, 15/72) . . . . . 593 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD . . . . . . 593 D Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . 595 B Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 597 A Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 598 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . 599 A Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 601 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002II Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 603 A Dr. Christian Eberl FDP . . . . . . . . . . . . . 603 D Hans Michelbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 604 B Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 605 D Rolf Hempelmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 606 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 607 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 612 C Tagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des von den Abgeordneten Peter Götz, Dr. Michael Meister, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Neuordnung der Gemeindefinanzen (Gemeindefinanzreformgesetz) (Drucksache 15/30) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 608 A Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 608 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 609 B Horst Schild SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 610 C Dr. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . . . . 614 B Christine Scheel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 615 D Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 616 B Jochen-Konrad Fromme CDU/CSU . . . . 617 B Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 618 D Dr. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . 619 D Georg Fahrenschon CDU/CSU . . . . . . . . . . . 620 C Bernd Scheelen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 622 D Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 623 D Tagesordnungspunkt 8: a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung des Urheber- rechts in der Informationsgesell- schaft (Drucksache 15/38) . . . . . . . . . . . . . . 625 A b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den WIPO-Verträgen vom 20. Dezember 1996 über Urhe- berrecht sowie über Darbietungen und Tonträger (Drucksache 15/15) . . . . . . . . . . . . . . 625 B Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 625 B Günter Krings CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 626 C Grietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 629 A Rainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 629 D Dirk Manzewski SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 630 C Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Dr. Werner Hoyer, Jörg van Essen, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der FDP: Rechtssi- cherheit für die bewaffneten Einsätze deutscher Streitkräfte schaffen – ein Ge- setz zurMitwirkung des Deutschen Bun- destages bei Auslandseinsätzen der Bun- deswehr einbringen (Drucksache 15/36) . . . . . . . . . . . . . . . . . 632 C Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 632 D Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 634 A Thomas Kossendey CDU/CSU . . . . . . . . . . . 635 B Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 636 D Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU . . . . . 638 B Ulrike Merten SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 639 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 640 A Dr. Christoph Zöpel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 641 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 643 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 645 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 III (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 531 10. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 Beginn: 9.00 Uhr
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    Dr. Christoph Zöpel Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 645 (C)(A) Daub, Helga FDP 14.11.2002* Dr. Däubler-Gmelin, SPD 14.11.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 14.11.2002 Fritz, Erich G. CDU/CSU 14.11.2002 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 14.11.2002 Gradistanac, Renate SPD 14.11.2002 Freiherr von und zu CDU/CSU 14.11.2002 Guttenberg, Karl-Theodor entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Hoffmann (Chemnitz), SPD 14.11.2002 Jelena Kubicki, Wolfgang FDP 14.11.2002 Lietz, Ursula CDU/CSU 14.11.2002 Möllemann, Jürgen W. FDP 14.11.2002 Nitzsche, Henry CDU/CSU 14.11.2002 Rossmanith, Kurt J. CDU/CSU 14.11.2002* * für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Michael Müller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Da beißt

    die Maus keinen Faden ab: Die Ökosteuer ist eine Frage,
    bei der sich zeigt, ob man fähig ist, Zukunftsverantwor-
    tung zu übernehmen oder nicht.


    (Lachen bei der CDU/CSU)

    Sie können noch so viel darum herumreden: Das ist die
    entscheidende Frage, bei der sich zeigt, ob Sie fähig sind,
    aus Erkenntnissen zu lernen, oder ob Sie nur reagieren,
    wenn die Katastrophe da ist. Genau das ist der Punkt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Die Katastrophe sind allein Sie!)


    Ich weiß wirklich nicht, was ich bei Ihnen mehr be-
    wundern soll: die Schlichtheit der Argumentation oder das
    Kurzzeitgedächtnis – beides ist erschreckend.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ende August gab es von allen Parteien Aussagen in der Öf-
    fentlichkeit, wie sehr sie die ökologische Modernisie-
    rung nach vorne stellen wollen. Das ist drei Monate her
    und Sie haben schon wieder alles vergessen. Das darf doch
    nicht wahr sein, meine Damen und Herren! Politik heißt
    Übernahme von Verantwortung, heißt Zukunftsvorsorge.
    Sie sagen heute das eine und am nächsten Tag das Gegen-
    teil. Das geht nicht, das lassen wir Ihnen nicht durchgehen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das Hochwasser im August war keine singuläre Er-
    scheinung. Sie wissen das, Herr Paziorek. Wir haben nach
    den Untersuchungen beispielsweise der Klima-Enquete-
    Kommission heute 5 Prozent mehr Wasserdampf in der
    Atmosphäre. 5 Prozent mehr Wasserdampf in der Atmo-
    sphäre heißt: Die Wasserkreisläufe verändern sich. Wenn
    man diese Erkenntnis hat, dann kann man doch nicht so
    tun, als ob wir alle so wie bisher weitermachen könnten;
    dann müssen wir doch Strukturänderungen einleiten.

    Herr Meister, ich kann es wirklich nicht verstehen: Sie
    sagen auf der einen Seite, die Regierung habe keinen Mut,
    notwendige Strukturveränderungen durchzuführen, kriti-

    sieren aber gleichzeitig die Ökosteuer.Merken Sie nicht,
    wie widersprüchlich Sie da argumentieren?


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Entweder haben wir eine Marktwirtschaft, in der Preis-
    impulse einen zentralen Stellenwert haben – dann ist es
    richtig, die Preisimpulse zu verändern –, oder wir haben
    sie nicht. Sie können aber nicht auf der einen Seite sagen,
    Sie seien für die Ökologie, und auf der anderen Seite jede
    Strukturveränderung ablehnen. Das passt nicht zusam-
    men. Politik muss sich entscheiden. Auch Sie müssen sich
    entscheiden. Es geht nicht, dass Sie sich, wenn die öffent-
    liche Debatte geführt wird, sozusagen so verhalten wie
    Mercedes beim Elchtest der A-Klasse. Sie sind im Som-
    mer mit Ihrer Art von Politik dramatisch durchgefallen;
    sie hat sich nämlich als nicht praxistauglich erwiesen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ähnlich ist es bei der FDP. Eine Zeitung hat geschrie-
    ben: „Die FDP ist zur Empathie nicht fähig.“ Das heißt,
    die FDP besitzt nicht die Fähigkeit, an das Gemeinwohl
    zu denken. Mit dieser Analyse hat die Zeitung aus meiner
    Sicht völlig Recht. Sie schreibt weiter: Der zentrale Punkt
    der FDP sei die Unterordnung ihrer Argumentation unter
    die Stimmungstauglichkeit.


    (Beifall bei der SPD – Zurufe von der FDP: Oh!)


    Politik kann aber nicht auf Stimmungstauglichkeit ausge-
    legt sein. Politik muss die Übernahme von Verantwortung
    sein. Da ist selbst Herr Rexrodt schon sehr viel weiter ge-
    wesen.


    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Man muss auch ehrlich sein! – Weitere Zurufe von der FDP)


    Er hat in einem Papier von 1996 beispielsweise geschrie-
    ben, dass es sehr wohl sehr sinnvoll sei, einen nationalen
    Alleingang bei der Ökosteuer zu machen, um Impulse
    auszulösen, damit andere mitgehen. Da war er einmal sehr
    viel weiter.


    (Beifall bei der SPD – Zuruf von der FDP)

    – Das hat er zur Ökosteuer gesagt.


    (Dr. Christian Eberl [FDP]: Aber doch nicht zur Rentenversicherung)


    Ich will Ihnen übrigens einmal sagen: Sie kennen noch
    nicht einmal die Zahlen. Ich weiß gar nicht, wie Sie auf
    63 Milliarden Euro kommen. Dieses Jahr nehmen wir
    durch die Ökosteuer 14 Milliarden Euro ein.


    (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Woher?)

    Wenn ich alle bisherigen Einnahmen zusammenrechne,
    komme ich auf 40 Milliarden Euro. Ich habe den Ein-
    druck, dass Sie schon beim Zusammenzählen Schwierig-
    keiten haben. Wie wollen Sie da den Gesamtzusammen-
    hang richtig bewerten?


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Im nächsten Jahr! Wir diskutieren doch auch 2003!)


    Carl-Ludwig Thiele




    Michael Müller (Düsseldorf)

    So einfach, wie Sie es sich machen, geht das jedenfalls
    nicht.

    Die ökologische Steuerreform ist sicherlich ein
    schwieriger Weg. Sie ist sicherlich ein Weg, der von vie-
    len Leuten viel verlangt und auch riskant ist. Wir sagen
    aber auch: Wenn wir nicht anfangen, die ökologische Mo-
    dernisierung mit Preissignalen durchzuführen, dann ist
    das Risiko künftig sehr viel größer.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Wir müssen uns heute entscheiden. Der Punkt in der

    Politik, bei dem sich beweist, ob sie etwas kann, liegt
    darin, in einer Situation, in der das Bisherige nicht mehr
    ausreicht, um Probleme zu lösen, aber das Neue noch
    nicht völlig implementiert ist, einen Weg zu finden, der
    den Umbau dennoch möglich macht. Die ökologische
    Steuerreform ist nicht der einzige Weg.


    (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Aha!)

    Ich glaube, wir sind uns einig, dass sie nur eines der mög-
    lichen Instrumente ist. Es ist aber richtig, dass die ökolo-
    gische Steuerreform ein notwendiges und auf jeden Fall
    unverzichtbares Element einer ökologischen Modernisie-
    rung ist. Das ist in der Tat der Praxistest, bei dem sich
    zeigt, ob man es ernst meint mit der Bewahrung der
    Schöpfung oder nicht. Genau das, meine Damen und Her-
    ren, tun wir, während Sie wegtauchen.


    (Dr. Christian Eberl [FDP]: So hehre Worte an der Stelle!)


    – Natürlich ist es so. Die hehren Worte, die bei Ihnen im
    Parteiprogramm stehen, sind schön und gut, aber die Ent-
    scheidung fällt hier im Bundestag.

    Schauen wir uns das Modell von Herrn Rexrodt aus
    dem Jahre 1995 an. Schauen wir uns das Modell an, das
    Herr Repnik im Rahmen des „Konzept 2000“ entwickelt
    hat. Fast alle Modelle sind identisch mit dem, was ge-
    macht wurde.


    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das hat nichts mit der Rentenversicherung zu tun!)


    Wenn Sie ehrlich sind, müssen Sie zugeben, dass unser
    Konzept unter den gegebenen Bedingungen – offene
    Märkte und europäische Restriktionen – sinnvoll und rea-
    lisierbar ist.


    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das hat nichts mit der Rentenversicherung zu tun!)


    – Natürlich, Herr Thiele, kann man eine Primärenergie-
    steuer erheben. Dann möchte ich aber nicht erleben, wie
    beispielsweise die FDP aufschreit, dass aufgrund der of-
    fenen Märkte unterschiedliche Bedingungen für die Kon-
    kurrenz der Unternehmen entstehen. Sie müssen hier ehr-
    lich argumentieren. Wir leben in einer konkreten Welt und
    nicht in einer abstrakten Modellrechnung. Das ist doch
    der Punkt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Was machen Sie mit der Steinkohle?)


    – Entschuldigen Sie bitte. Haben Sie nicht mitbekom-
    men, wie sehr der Anteil der Kohle an den Heizmit-

    teln zurückgegangen ist? Er wird auch weiter zurück-
    gehen.


    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Durch die Ökosteuer?)


    Das ist ein richtiger Weg und genau diesen gehen wir.
    Ich sage Ihnen noch einmal: Wir können den Primär-

    energieansatz unter offenen Grenzen nicht realisieren.
    Wir hätten dies gerne gemacht, aber dies hätte in der Tat
    zu massiven Verschiebungen in den Konkurrenzbedin-
    gungen geführt, hätte für viele die Konkurrenzsituation
    dramatisch verschlechtert. Insofern plädiere ich dafür,
    dass wir unsere Politik an den realen Bedingungen, unter
    denen wir leben, orientieren und nicht parteitaktisch
    Scheindebatten führen,


    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das macht doch keiner!)


    was vielleicht etwas für die Stimmung, aber nicht für eine
    rationale Auseinandersetzung bringt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Sie sind doch außerhalb der Realität!)


    Wir bleiben dabei: Die ökologische Modernisierung ist
    ein wesentlicher Ansatz, um die volkswirtschaftlich ren-
    tablen Effizienzpotenziale zu mobilisieren. Dies ist auch
    unter dem Arbeitsmarktgesichtspunkt ganz entscheidend.
    Es geht darum, Produktivität auf eine Art und Weise zu si-
    chern, die nicht immer nur durch die Übernahme von Ar-
    beit durch Technik gekennzeichnet ist. Der Weg in höhere
    Energie- und Ressourcenproduktivität ist der Weg ei-
    ner modernen Volkswirtschaft. Diesen Weg gehen wir
    weiter.

    Wir sind übrigens gar nicht so allein, wie Sie immer
    tun. Viele Länder machen das und ich halte das auch für
    richtig. Wir sagen allerdings auch – das ist notwendig –:
    Dieser Weg muss noch mehr europäisch abgestimmt und
    koordiniert werden. Darum bemühen wir uns.


    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Aha!)

    – Natürlich bemühen wir uns darum. Aber in Europa wird
    sich nichts bewegen, wenn sich nicht einzelne starke
    Volkswirtschaften bewegen. Das ist der entscheidende
    Punkt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Die starke Volkswirtschaft wird schwächer!)


    Sie glauben, der Schutz der Umwelt fällt vom Himmel,
    aber er fällt nicht vom Himmel. Er ist eine Frage der Po-
    litik. Wir sind bereit, hier politische Verantwortung zu
    übernehmen. In diesem Punkt ist die Alternative ganz
    klar: Sie befinden sich noch in der Nurankündigungs-
    phase und wollen Ihre Ankündigungen dann, wenn es
    ernst wird, überhaupt nicht mehr wahrhaben. Wir aber
    machen es.

    Wir wissen: Das ist ein schwieriger Weg, er ist nicht
    einfach durchzuhalten. Wir wissen aber auch, dass wir
    dann, wenn wir es nicht tun würden, in den nächsten Jah-


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    600


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    ren viel größere Probleme hätten und dies wollen wir
    nicht.


    (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Die können Sie nicht mehr steigern!)


    Dies ist verantwortliche Zukunftsvorsorge. Deshalb ge-
    hen wir diesen Weg.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Aber das ist doch im Moment ein Abbruchunternehmen!)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Nun hat der Kollege Dr. Paziorek, CDU/CSU-Frak-

tion, das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Peter Paziorek


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das, was

    Rot-Grün hier vorlegt, ist keine ökologische Weiterent-
    wicklung, sondern eine umweltpolitische Bankrotterklä-
    rung. Sie benutzen die Umweltpolitik nur, um von Ihrer
    gescheiterten Fiskalpolitik abzulenken.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sie haben leider die Umweltpolitik zu einem bloßen

    Instrument der Finanzpolitik degradiert. Eine umwelt-
    politische Sinnhaftigkeit ist bei Ihrem Vorgehen nicht zu
    erkennen, und zwar aus folgenden Gründen:

    Erstens. Die ökologische Lenkungswirkung dieser
    Ökosteuer ist nicht nur zweifelhaft, sie ist bis jetzt noch
    gar nicht nachgewiesen.


    (Jörg Tauss [SPD]: Falsch!)

    Herr Minister Trittin, Sie argumentieren – vorhin, aber
    auch sonst immer – mit dem tatsächlich vorhandenen
    Rückgang des Kraftstoffeinsatzes im Automobilbe-
    reich. Es gibt aber noch keine Untersuchung, die dar-
    legt, ob dieser Rückgang im Wesentlichen durch die Öl-
    preisverteuerungen oder durch andere Maßnahmen wie
    zum Beispiel die bessere Antriebstechnik bewirkt wor-
    den ist.


    (Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aber warum kaufen die Leute die bessere Antriebstechnik?)


    Man muss dazu sagen: Diese technologische Entwick-
    lung im Automobilbereich ist nicht erst 1999 eingetreten.
    Diese hat schon Anfang der 90er-Jahre begonnen. Wie
    können Sie diese Verbesserung in der Antriebstechnik mit
    Ihrer Ökosteuer begründen?


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Aber auch bei der viel zitierten Anhörung am Dienstag

    sind weitere Fragen offen geblieben, zum Beispiel zum
    Stromverbrauch. Das RWI hat bei der Anhörung am
    Dienstag dargelegt, dass in Deutschland der spezifische
    Stromverbrauch deutlich zurückgegangen ist, obwohl
    durch die Liberalisierung die Strompreise zurückgeführt
    worden sind. Es gibt nämlich in der deutschen Industrie

    schon seit Jahren Umstellungsverfahren in beträchtlichem
    Umfang,


    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)

    die langfristig spezifische Einsparungen in einer Größen-
    ordnung von bis zu 35 Prozent gegenüber 1990 bringen
    werden. Dies ist also noch mehr als das, was die Selbst-
    verpflichtung der deutschen Wirtschaft beinhaltet. Inte-
    ressant ist: In der vorliegenden schriftlichen Stellung-
    nahme des RWI für die Anhörung am Dienstag wurde
    nachgewiesen, dass dies nichts mit einem Preisimpuls
    über die Ökosteuer zu tun hat, sondern dass der Stromkos-
    tenblock ein entscheidender Wettbewerbsfaktor ist, der
    trotz der Preisrückgänge seinen Beitrag zur weiteren Kos-
    tenreduzierung in der deutschen Wirtschaft leisten muss.

    Die Frage ist doch nur: Warum belohnen Sie diese Ak-
    tivitäten nicht? Warum bestrafen Sie diese Aktivitäten? So
    wie Sie heute hier argumentieren und wie auch Sie, Herr
    Minister, heute hier argumentiert haben, senden Sie doch
    eine für die Umweltpolitik fatale Botschaft aus. Diese
    Botschaft lautet: Sie können noch so viel in der Umwelt-
    politik, bei der Reduzierung des Energieeinsatzes oder bei
    der Reduzierung des CO2-Ausstoßes erreichen, wir wer-den immer auf die Idee kommen, Sie zu Sündenböcken zu
    degradieren, und weiter an der Steuerschraube drehen. Sie
    können machen, was Sie wollen, wir werden Sie immer
    wieder finanziell bestrafen. – Ich sage Ihnen ganz deut-
    lich: Dafür wollen wir die Umweltpolitik in Deutschland
    nicht benutzen, meine Damen und Herren.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir müssen weiter berücksichtigen: Der verminderte

    Heizölverbrauch steht in einem größeren Zusammen-
    hang, nämlich mit den milden Wintern in den letzten Jah-
    ren und weniger mit der vermeintlichen Segnung durch die
    Ökosteuer. Wichtig ist, dass der Verbrauch von Benzin
    zum Beispiel deshalb zurückgegangen ist, weil sich viele
    Autofahrer heute durch den Tanktourismus einen Preis-
    vorteil holen.


    (Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die vorliegenden Zahlen sind in der Tat bedauerlich. Sie
    haben noch gar nicht realisiert, dass man heute mit einem
    LKW von Warschau bis nach Paris durchfahren kann,
    ohne in Deutschland zu tanken.


    (Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wollen wir das Warschauer Niveau einführen? Was wollen Sie damit sagen?)


    Dadurch wird der CO2-Ausstoß nicht reduziert, aber wirstellen fest: In Deutschland wird nicht mehr bei der
    Durchreise getankt. Dadurch dass diese LKWs nicht mehr
    in Deutschland betankt werden, sinkt in der Statistik für
    unser Land automatisch der Benzin- und Dieselverbrauch.
    Weshalb lachen Sie darüber?


    (Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wollen wir das Warschauer Niveau einführen?)


    Wir stellen fest: Sie haben gerade einen Mechanismus
    bewirkt, der letztlich umweltpolitisch nicht sinnvoll ist,

    Michael Müller (Düsseldorf)





    Dr. Peter Paziorek
    sondern nur Vermeidungsstrategien im falschen Sinne
    eröffnet. Das ist äußerst bedenklich.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Sie betonen immer die Erfolge. Ich würde von Ergeb-
    nissen und nicht von Erfolgen beim Klimaschutz spre-
    chen, denn dann müssten wir viel weiter sein. Die Ergeb-
    nisse beim Klimaschutz, die Sie in einem Atemzug mit
    der Ökosteuer nennen, haben – das muss man klar und
    deutlich sagen – nichts mit einer etwaigen Lenkungswir-
    kung dieser Ökosteuer zu tun. Es ist ganz wichtig, das
    herauszustellen. Die umweltpolitischen Erfolge dieser
    Steuer, die Sie immer unterstreichen, können Sie bis zum
    heutigen Tage wissenschaftlich tatsächlich gar nicht bele-
    gen. Das ist die wichtige Botschaft, die heute von dieser
    Debatte ausgehen muss.


    (Horst Kubatschka [SPD]: Eine falsche Botschaft!)


    Wenn Sie den Mut hätten, etwas umweltpolitisch wirklich
    Sinnvolles zu tun, würden zum Beispiel die Beträge zur
    Verbesserung im Gebäudebereich – Sie haben gar keine
    Beträge genannt, Herr Minister Trittin, Sie haben gerade
    gesagt: wir wollen ein Sanierungsprogramm auflegen –,
    bedeutend höher sein als die von Ihnen tatsächlich veran-
    schlagten 150 Millionen Euro. Über 1 Milliarde Euro aus
    der Ökosteuer wollen Sie jetzt in den Haushalt stecken.
    Warum stecken Sie denn nur 150 Millionen Euro in die
    Sanierung des Gebäudebestandes,


    (Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist viel mehr, als Sie je hineingesteckt haben!)


    wo wir doch wissen, dass 25 bis 30 Prozent des CO2-Aus-stoßes in Deutschland tatsächlich durch die Gebäudeer-
    wärmung erfolgen? Warum stecken Sie dann nicht 50 Pro-
    zent, also über 500 Millionen Euro, in diesen
    umweltpolitisch wichtigen Bereich? Weil Sie es gar nicht
    wollen.


    (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Warum haben Sie es denn nie gemacht?)


    Das Umweltpolitische ist doch nur vorgeschoben. Sie
    brauchen diese Einnahmen tatsächlich, um Ihre Haus-
    haltslöcher zu sanieren. Das ist der umweltpolitische Vor-
    wurf, den man Ihnen machen kann.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Zweitens. Eine Ökosteuer kann nur dann zur Lösung

    der Umweltprobleme beitragen, wenn sie einerseits Ver-
    brauchern und Unternehmen ökonomische Anreize für
    eine nachhaltige Konsum- und Produktionsweise gibt und
    andererseits verbleibende Einnahmen der Umweltpolitik
    zur Verfügung stellt. Bei der Anreizwirkung versagt Ihre
    Konstruktion der Ökosteuer. Man muss klar und deutlich
    als Ergebnis hier festhalten: Die privaten Haushalte sind
    bei der gegenwärtig vorgesehenen Regelung, die Sie auf
    den Tisch legen, die Nettozahler der Reform. Sie haben
    keine Möglichkeiten, sich zu entlasten. Das hängt damit
    zusammen, dass Sie die Erdgassteuer drastisch erhöhen,
    aber letztlich auch damit, dass Sie umweltpolitisch rich-

    tiges Verhalten gar nicht belohnen wollen. Das ist ja gar
    nicht Ihr Interesse. Sie wollen ja mehr Geld einnehmen
    und können deshalb gar nicht auf Anreize setzen. Sie kön-
    nen nicht auf Belohnung setzen, sondern Sie müssen eine
    Steuer so konzipieren, dass auch diejenigen, die sich um-
    weltpolitisch richtig verhalten, letztlich doch zur Finan-
    zierung Ihrer Steuer beitragen. Das ist umweltpolitisch
    äußerst bedenklich.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Drittens. Eine der ökologischen Hauptschwächen der

    Ökosteuer ist, dass sie nicht gezielt am Schadstoffgehalt
    der einzelnen Energieträger ansetzt, sondern Energie un-
    spezifisch, rein willkürlich besteuert.


    (Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das stimmt nicht!)


    Der Energiegehalt von Erdgas wird nach Ihrem Gesetz-
    entwurf stärker belastet als der von leichtem Heizöl. Beim
    Kohlenstoffgehalt – dieser ist sehr wichtig für eine Poli-
    tik zur Reduzierung der CO2-Emissionen – ist die Belas-tung von Erdgas nahezu zweimal so hoch. Wie wollen Sie
    das klimapolitisch begründen? Ich sage Ihnen ganz deut-
    lich: Sie können das klimapolitisch gar nicht begründen,
    weil die Zahlen offenkundig sind. Damit steht fest: Die
    Ökosteuer ist auch ein Schlag gegen die bisherigen ge-
    meinsam formulierten Grundsätze der Klimaschutzpoli-
    tik. Deshalb ist auch der jetzt vorliegende Gesetzentwurf
    abzulehnen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Viertens. Die von Ihnen konzipierte ökologische Steu-

    erreform hat keine überzeugende Verknüpfung – Herr
    Schultz, hier muss ich Ihnen eindeutig widersprechen –
    mit den übrigen einschlägigen umweltpolitischen Instru-
    menten wie der Selbstverpflichtung der deutschen Wirt-
    schaft, dem Emissionshandel, der eingeführt werden soll,
    und dem weiteren ordnungsrechtlichen Instrumentarium.
    Es gibt in Deutschland zum Beispiel das ordnungsrecht-
    liche Instrumentarium der Kleinfeuerungsanlagenverord-
    nung. Diese bewirkt, dass zum 1. Januar 2003 Umstellun-
    gen bei Heizungsanlagen vorgenommen werden müssen.
    Ich frage Sie: Warum setzen Sie hier noch eine Ökosteuer
    drauf, wenn Sie das schon vorher ordnungsrechtlich gere-
    gelt haben? An diesem Beispiel wird doch deutlich, dass
    Sie nur abkassieren wollen und dass Sie in Wirklichkeit
    keine Änderung des Verhaltens der Menschen bewirken
    wollen.

    Deshalb sage ich: Ihre ökologische Steuerreform steht
    in keinem Zusammenhang mit den übrigen Instrumenten
    der Umweltpolitik. Sie verspielen mit der weiteren Er-
    höhung der so genannten Ökosteuer die Glaubwürdigkeit
    der ökologischen Steuerreform. Deshalb wäre es aus un-
    serer Sicht wichtig und ehrlich, wenn Sie das Kind beim
    Namen nennen würden. Nennen Sie die Ökosteuer Ren-
    tensicherungssteuer oder Haushaltskonsolidierungssteuer,
    aber nicht Ökosteuer!


    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)

    Auch wir wollen eine Ökosteuer.


    (Zurufe von der SPD: Jetzt aber!)



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    602


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Sie muss aber andere Bestandteile beinhalten. Für die
    Ökosteuer in der jetzigen Form gibt es keine ökologische
    Begründung. Deshalb werden wir den vorliegenden Ge-
    setzentwurf aus Umweltgründen ablehnen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)