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ID1501003200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Begrüßung der Präsidenten der Nationalver- sammlung der Republik Korea, Herr Park Kwan Yong . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531 A Verabschiedung des Abgeordneten Dr. Ingo Wolf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531 B Begrüßung der neuen Abgeordneten Gisela Pilz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531 B Wahl der Abgeordneten Eckhardt Barthel (Berlin), Monika Griefahn, Michael Roth (Heringen), Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg, Günter Nooke, Annette Widmann-Mauz, Volker Beck und Hans- Joachim Otto (Frankfurt) als Mitglieder des Kuratoriums der „Stiftung Denkmal für die er- mordeten Juden Europas“ . . . . . . . . . . . . . . . . 531 B Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 531 C Tagesordnungspunkt 3: a) Abgabe einer Regierungserklärung: NATO-Gipfel am 21./22. November 2002 in Prag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 532 B b) Antrag der Abgeordneten Dr. Friedbert Pflüger, Dr. Wolfgang Schäuble, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Die NATO auf die neuen Gefahren ausrichten (Drucksache 15/44) . . . . . . . . . . . . . . . 532 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 532 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 535 C Markus Meckel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 539 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . 540 B Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . . . 540 D Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 541 D Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 543 C Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU . . . . . . . 544 D Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 545 D Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 547 C Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) CDU/CSU 549 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 551 A Monika Heubaum SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 552 B Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 553 C Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des von den Abgeordne- ten Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zur Ver- besserung des Schutzes der Bevölke- rung vor Sexualverbrechen und anderen schweren Straftaten (Drucksache 15/29) . . . . . . . . . . . . . . . 554 C b) Antrag der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Sozialtherapeutische Maßnahmen für Sexualstraftäter auf den Prüfstand stellen (Drucksache 15/31) . . . . . . . . . . . . . . . 554 C Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . 554 D Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 556 D Sibylle Laurischk FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 559 A Plenarprotokoll 15/10 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 10. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 I n h a l t : Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 560 B Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . 561 B Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 564 B Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . 565 D Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 566 A Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 566 B Jerzy Montag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 567 A Dr. Jürgen Gehb CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 568 B Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 570 B Zusatztagesordnungspunkt 2: Überweisung im vereinfachten Verfah- ren Antrag der Abgeordneten Eckhardt Barthel (Berlin), Ernst Bahr (Neuruppin), weiterer Abgeordneter der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Antje Vollmer, Grietje Bettin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Den Deutschen Musikrat stärken (Drucksache 15/48) . . . . . . . . . . . . . . . . . 572 D Zusatztagesordnungspunkt 8: Abschließende Beratung ohne Aus- sprache Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu der Streitsa- che vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BVerfGE 3/02 (Drucksache 15/69) . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 A Tagesordnungspunkt 5: Wahlen zu Gremien 5 a) Schriftführer gemäß § 3 der Ge- schäftsordnung (Drucksache 15/50) . . . . . . . . . . . . . 573 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktion der CDU/CSU: Be- stimmung des Verfahrens für die Be- rechnung der Stellenanteile der Fraktio- nen im Ausschuss nach Art. 77 Abs. 2 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuss) (Drucksache 15/47) . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 B in Verbindung mit 5 b) Ausschuss nach Art. 77 Abs. 2 des Grundgesetzes (Vermittlungsaus- schuss) (Drucksachen 15/51, 15/52, 15/53, 15/54) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 B Volker Kauder CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 573 C Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD . . . . . . . . 574 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP: Haltung der Bundesregierung zur Situation der öffentlichen Haushalte unter Berücksichtigung der zu erwar- tenden aktuellen Steuerschätzung und der damit möglichen Notwendigkeit ei- nes Haushaltssicherungsgesetzes . . . . . . 575 A Dr. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 575 A Karl Diller, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . 576 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 578 A Christine Scheel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 579 B Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 580 B Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 581 D Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 583 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 584 A Ilse Aigner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 585 C Ortwin Runde SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 586 D Otto Bernhardt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 588 A Walter Schöler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 588 D Norbert Schindler CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 590 B Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 591 C Dr. Rainer Wend SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 592 B Tagesordnungspunkt 6: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Fortentwick- lung der ökologischen Steuerreform (Drucksachen 15/21, 15/71, 15/72) . . . . . 593 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD . . . . . . 593 D Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . 595 B Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 597 A Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 598 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . 599 A Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 601 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002II Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 603 A Dr. Christian Eberl FDP . . . . . . . . . . . . . 603 D Hans Michelbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 604 B Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 605 D Rolf Hempelmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 606 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 607 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 612 C Tagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des von den Abgeordneten Peter Götz, Dr. Michael Meister, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Neuordnung der Gemeindefinanzen (Gemeindefinanzreformgesetz) (Drucksache 15/30) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 608 A Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 608 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 609 B Horst Schild SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 610 C Dr. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . . . . 614 B Christine Scheel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 615 D Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 616 B Jochen-Konrad Fromme CDU/CSU . . . . 617 B Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 618 D Dr. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . 619 D Georg Fahrenschon CDU/CSU . . . . . . . . . . . 620 C Bernd Scheelen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 622 D Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 623 D Tagesordnungspunkt 8: a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung des Urheber- rechts in der Informationsgesell- schaft (Drucksache 15/38) . . . . . . . . . . . . . . 625 A b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den WIPO-Verträgen vom 20. Dezember 1996 über Urhe- berrecht sowie über Darbietungen und Tonträger (Drucksache 15/15) . . . . . . . . . . . . . . 625 B Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 625 B Günter Krings CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 626 C Grietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 629 A Rainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 629 D Dirk Manzewski SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 630 C Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Dr. Werner Hoyer, Jörg van Essen, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der FDP: Rechtssi- cherheit für die bewaffneten Einsätze deutscher Streitkräfte schaffen – ein Ge- setz zurMitwirkung des Deutschen Bun- destages bei Auslandseinsätzen der Bun- deswehr einbringen (Drucksache 15/36) . . . . . . . . . . . . . . . . . 632 C Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 632 D Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 634 A Thomas Kossendey CDU/CSU . . . . . . . . . . . 635 B Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 636 D Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU . . . . . 638 B Ulrike Merten SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 639 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 640 A Dr. Christoph Zöpel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 641 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 643 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 645 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 III (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 531 10. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 Beginn: 9.00 Uhr
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    Dr. Christoph Zöpel Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 645 (C)(A) Daub, Helga FDP 14.11.2002* Dr. Däubler-Gmelin, SPD 14.11.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 14.11.2002 Fritz, Erich G. CDU/CSU 14.11.2002 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 14.11.2002 Gradistanac, Renate SPD 14.11.2002 Freiherr von und zu CDU/CSU 14.11.2002 Guttenberg, Karl-Theodor entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Hoffmann (Chemnitz), SPD 14.11.2002 Jelena Kubicki, Wolfgang FDP 14.11.2002 Lietz, Ursula CDU/CSU 14.11.2002 Möllemann, Jürgen W. FDP 14.11.2002 Nitzsche, Henry CDU/CSU 14.11.2002 Rossmanith, Kurt J. CDU/CSU 14.11.2002* * für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Winfried Nachtwei


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Beim bevorstehenden NATO-Gipfel in Prag steht im Mit-
    telpunkt des öffentlichen Interesses, wie auf die neuen
    Herausforderungen des internationalen Terrorismus ge-
    antwortet werden soll. Darüber scheint mir aber das an-
    dere Thema, nämlich die zweite NATO-Osterweiterung,
    zu sehr in den Hintergrund zu treten, als sei es nur ein
    Routinevorgang. Das ist es aber ganz und gar nicht.
    Tatsächlich ist die bevorstehende Einladung an sieben
    Staaten in Mittelost- und Südosteuropa ein historischer
    Schritt mit erheblich stabilisierender Wirkung für Europa.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Das wird besonders deutlich, wenn wir uns die Situation
    aus der Perspektive der beteiligten Staaten ansehen.

    Ich nenne zunächst das Baltikum. Vor 62 Jahren wurde
    das Baltikum von der Sowjetmacht und vor 60 Jahren von
    der deutschen Wehrmacht besetzt. Ein großer Teil der bal-
    tischen Juden war zu diesem Zeitpunkt schon ermordet
    worden. Vor 58 Jahren wurde das Baltikum von den Na-
    zis befreit und dann wieder der sowjetischen Herrschaft
    unterworfen. Man kann sich vorstellen, dass diese Ver-
    gangenheit, die darin bestand, zwischen den großen
    Mächten zu liegen und ihnen dadurch immer ausgeliefert
    zu sein, eine traumatische Erfahrung für diese Staaten, für
    diese Völker war.

    Vor diesem Hintergrund ist die Einladung zum NATO-
    Beitritt ein wirklich historischer Schritt: heraus aus dieser
    prekären Zwischenlage und hinein in ein System kollek-
    tiver Sicherheit, wobei das Reißen neuer Gräben verhin-
    dert wurde.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Deswegen müssen die in die NATO!)


    Dieser Erweiterungsprozess ohne Brüche wurde möglich,
    weil die Erweiterung als ein Prozess gestaltet wurde, der
    aus Dialog, Kooperation, inneren Reformen und Kon-
    fliktbeilegungen bestand.

    Bei den Balkankrisen und -kriegen in den 90er-Jahren
    gehörte die NATO zunächst mit zu den vielen, die zu spät
    kamen. Inzwischen hat sie sich bei den von ihr geführten
    Einsätzen in Bosnien-Herzegowina, Kosovo und Maze-
    donien bestens bewährt. Diese Einsätze dienen der Frie-
    densunterstützung im Auftrag der Vereinten Nationen und
    im Rahmen der UN-Charta und finden in enger Koopera-
    tion mit den anderen internationalen Organisationen, mit
    den Vereinten Nationen, der OSZE usw., mit staatlichen
    und nicht staatlichen Akteuren statt.

    Mit dem 11. September 2001 ist der Wandel hin zu
    asymmetrischen Bedrohungen und Konfliktmustern of-
    fensichtlich geworden. Die Bedrohung durch den interna-
    tionalen Terrorismus, durch privatisierte Gewalt und Re-
    gionalkonflikte sowie durch die Weiterverbreitung von
    Massenvernichtungswaffen steht nun im Vordergrund.
    Darauf muss sich die NATO selbstverständlich konzep-
    tionell und in ihren Fähigkeiten einstellen.

    Im Antrag der CDU/CSU werden darauf leider sehr
    einfache, verkürzte und gefährliche Antworten gegeben.


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Das Wesentliche steht da drin!)


    – Lesen Sie sich Ihren Antrag noch einmal durch! – Sie
    reden in diesem Zusammenhang von der NATO als einzi-
    gem Akteur.


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Wir reden über die NATO!)


    Sie fordern den weltweiten Einsatz gegen den Terroris-
    mus und Massenvernichtungswaffen und schweigen da-
    bei darüber, was in diesem Zusammenhang ein zuallererst
    bewährtes Mittel ist – Kollege Meckel hat zum Beispiel
    darauf hingewiesen –: Rüstungskontrolle, Nichtverbrei-
    tung, Abrüstungszusammenarbeit, wobei wir gerade mit
    Russland erhebliche Erfolge erzielen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wenn Sie hier schweigen und nur von der militärischen
    Bekämpfung der Bedrohung durch Massenvernichtungs-
    waffen sprechen, dann ist die eindeutige Schlussfolge-
    rung, dass man gegen Besitzer von Massenvernichtungs-
    waffen militärisch vorgehen will. So wie ich Sie von der
    CDU/CSU kenne, können Sie das nicht ernst meinen.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    – Jetzt könnten auch Sie von der CDU/CSU ruhig klat-
    schen.

    Die Antworten auf die neuen Herausforderungen
    müssen demgegenüber folgenden zentralen Anforderun-
    gen genügen:

    Erstens. Den hochkomplexen Bedrohungen kann er-
    folgreich nur multidimensional, also im Rahmen politi-
    scher Gesamtkonzepte, mit dem ganzen Spektrum ver-
    schiedenster Instrumente und Maßnahmen begegnet
    werden.

    Zweitens. Der Rahmen dabei muss selbstverständlich
    das Völkerrecht, die Charta der Vereinten Nationen, die

    Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg)





    Winfried Nachtwei
    Stärkung des Rechts sein. Willkür darf selbstverständlich
    nicht mit Willkür begegnet werden; denn Willkür würde
    – so sind die handgreiflichen Erfahrungen aus sehr vielen
    Jahrzehnten der Terrorismusbekämpfung – neuen Bedro-
    hungen Aufschwung geben, anstatt sie einzudämmen.


    (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


    Drittens. Jede internationale Organisation und jeder
    Staat – so mächtig er ist – ist mit der Bewältigung der
    neuen Bedrohungen hoffnungslos überfordert. Entschei-
    dend ist das komplementäre, also sich ergänzende, Zu-
    sammenwirken im multilateralen Rahmen. Der Vor-
    schlag einer NATO-Response-Force kann in diese
    Richtung wirken. Eine solche neue Fähigkeit darf aber
    nicht der notwendigen Stärkung der Europäischen Si-
    cherheits- und Verteidigungspolitik zuwiderlaufen, sie
    gar unterlaufen.

    Viertens. Wir diskutieren in diesem Zusammenhang
    – richtigerweise – sehr viel über neue Fähigkeiten. Dabei
    sollten wir aber etwas anderes nicht vergessen: Die NATO
    erhebt den Anspruch einer Wertegemeinschaft. Das gilt
    nach innen und außen. Angesichts des Terrorkriegs in
    Tschetschenien und angesichts von Tendenzen, das inter-
    nationale Gewaltmonopol unter der Überschrift „offen-
    sive Selbstverteidigung“ zu unterhöhlen, ist eine Werte-
    diskussion in der Sicherheitspolitik und in der NATO
    überfällig.

    In diesem Sinne wünschen wir dem NATO-Gipfel ei-
    nen erfolgreichen Verlauf und der Bundesregierung dabei
    eine sehr wirkungsvolle Rolle.

    Danke schön.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Gerd Müller [CDU/ CSU]: Die Rolle ist nicht sichtbar!)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

Das Wort hat jetzt die Kollegin Monika Heubaum,

SPD-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Monika Heubaum


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Da-

    men und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der
    NATO ist es in den letzten Jahren gelungen, in geradezu
    beispielhafter Weise militärische und zivile Instrumente
    mit dem gemeinsamen Ziel der langfristigen Friedens-
    sicherung und Krisenprävention zu vereinen.

    Entgegen einer landläufigen Meinung ist die NATO
    keineswegs ein reines Verteidigungsbündnis. Der Nord-
    atlantikvertrag vom 4. April 1949 bekennt sich zu den
    Grundsätzen der Satzung der Vereinten Nationen. Die
    Vertragspartner setzen sich für die Grundsätze der Demo-
    kratie, für die Freiheit der Person und die Herrschaft des
    Rechts ein. Sie wollen zu friedlichen, freundschaftlichen
    internationalen Beziehungen beitragen und sind bestrebt,
    Gegensätze in ihrer Wirtschaftspolitik zu beseitigen und
    die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu fördern. Die
    NATO hat sich über die Kernaufgabe der kollektiven Ver-
    teidigung hinaus der internationalen Konflikt- und Kri-

    senprävention und -bewältigung zugewandt. Das sind
    starke zivile Dimensionen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Seit 1949 haben sich die Weltsicherheitslage und die

    nationalen Gesellschaften erheblich verändert. Das wird
    insbesondere am NATO-Beitritt von Polen, Ungarn und
    der Tschechischen Republik im Jahre 1999 deutlich. Da-
    ran wird doch erkennbar: Aus früherer Konfrontation ist
    Kooperation geworden. Das gemeinsame Eintreten für
    eine demokratische Werteordnung der NATO-Mitglied-
    staaten ist in den letzten Jahren beeindruckend unter Be-
    weis gestellt worden.

    Durch das Engagement der NATO im Rahmen der in-
    ternationalen Gemeinschaft konnte der politische Prozess
    der inneren Versöhnung und der Normalisierung der Le-
    bensbedingungen vor allem auf dem Balkan weiter vo-
    rangebracht werden. Die Intervention der NATO verhin-
    derte beispielsweise in Mazedonien einen Bürgerkrieg
    und ermöglichte dort im September dieses Jahres demo-
    kratische Wahlen.

    Vor einigen Tagen wurde im Kosovo auf kommunaler
    Ebene gewählt. In den neuen Gemeindegremien werden
    bedeutend mehr Frauen vertreten sein, sie stellen nun-
    mehr immerhin 28 Prozent aller Ratsmitglieder. Diese
    neue Sitzverteilung stellt eine deutliche Veränderung und
    einen erheblichen Zuwachs im Vergleich zu den 8 Prozent
    bei früheren Wahlen dar.

    Der Aufbau solcher demokratischer Strukturen wird
    auch durch den Einsatz unserer Soldatinnen und Solda-
    ten ermöglicht. Ihnen gebührt an dieser Stelle für ihre
    Leistungen Dank und Anerkennung.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Aufgrund der Krisenabwendung und der Entschärfung
    von Konflikten im Voraus durch den Einsatz der NATO
    konnten in der Vergangenheit Zivilgesellschaften aufge-
    baut werden, in denen die Rechtsstaatlichkeit, die Wah-
    rung der Menschenrechte, die wirtschaftliche Stabilität
    und die Aussöhnung der Bevölkerungsgruppen gedeihen.

    Die NATO steht mittlerweile für Krisenmanagement
    bei präventiven Friedenseinsätzen. Eine der Hauptaufga-
    ben der NATO ist dabei, Verlässlichkeit und Vertrauen zu
    vermitteln. Diese Politik führt zu langfristigen sicher-
    heitspolitischen Auswirkungen. Nur dort, wo Vertrauen
    und Sicherheit herrschen, kann Rechtsstaatlichkeit gedei-
    hen, können wirtschaftliche Beziehungen zu Wohlstand
    und Fortentwicklung führen und Stabilität gesichert wer-
    den.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    So heißt es im strategischen Konzept des Nordatlan-
    tikpaktes, dass Sicherheit und Stabilität sowohl politische,
    wirtschaftliche, soziale und umweltpolitische Elemente
    als auch die unverzichtbare Verteidigungsdimension ein-
    schließen. Die Erhaltung der natürlichen knapper wer-
    denden Ressourcen, beispielweise von Trinkwasser und
    fossilen Energieträgern – auch das ist mit elementarer Si-
    cherheitspolitik verbunden –, zählt zu den gemeinsamen
    globalen Zielen.


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    552


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Eine solche friedliche Entwicklung ist auch im deut-
    schen Interesse. Dabei können wir nicht außer Acht las-
    sen, dass es aufgrund der immer schwieriger werdenden
    Weltlage erforderlich ist, noch bessere Fähigkeiten zur
    Abwehr neuer Bedrohungen zu entwickeln.

    Die Aufnahme weiterer Mitgliedstaaten in die NATO
    wird ein großer Gewinn an Sicherheit und Stabilität für
    Europa sein.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Eine abgestimmte Aufgabenverteilung und die Zusam-
    menarbeit der NATO mit der sich ständig vergrößernden
    Europäischen Union werden die zukünftigen europä-
    ischen Sicherheitsstrukturen maßgeblich prägen. So müs-
    sen zum Beispiel der euro-atlantische Raum gestärkt,
    Krisen bewältigt und verhütet und die Verbreitung von
    Massenvernichtungswaffen unterbunden werden. Europa
    und die NATO haben dazu mehrere Instrumente geschaf-
    fen, zum Beispiel die EU-NATO-Arbeitsgruppen zur Ent-
    wicklung formaler Beziehungen zwischen beiden Organi-
    sationen oder den neu geschaffenen NATO-Russland-Rat.
    Die NATO hat dabei die sich aus dem Ende des Kalten
    Krieges ergebende Chance zur Verbesserung der Norma-
    lisierung der Beziehungen zu Russland genutzt. Zu den im
    NATO-Russland-Dialog vereinbarten Themen gehören
    unter anderem die Sicherheit im euro-atlantischen Raum,
    gemeinsame friedenserhaltende Operationen, nukleare
    Sicherheit, Transparenz und Vertrauensbildung. Die Öf-
    fentlichkeitsarbeit der NATO konnte seit dem Frühjahr
    2001 durch die Einrichtung eines NATO-Informations-
    büros in Moskau verbessert werden. Man kann also mit
    Recht sagen, dass durch diesen Dialog zwischen der
    NATO und Russland aus ehemaligen Gegnern Partner ge-
    worden sind.

    Aber auch die Funktion der Parlamentarischen Ver-
    sammlung der NATO, der außer den 19 NATO-Mit-
    gliedstaaten weitere 17 assoziierte Parlamente – zu ihnen
    zählen auch die nun an der NATO-Erweiterung teil-
    nehmenden Staaten – angehören, darf nicht unterschätzt
    werden. Diese Institution hat sich im Laufe der Jahre zu
    einem euro-atlantischen Parlament entwickelt. Das Gre-
    mium sieht seine Hauptaufgabe darin, die Zusammenar-
    beit der Mitgliedstaaten in allen verteidigungs- und si-
    cherheitspolitischen Fragen zu fördern, die Vorstellungen
    der Atlantischen Allianz bei der Formulierung nationaler
    Politiken einzubringen, zur Entwicklung einer atlanti-
    schen Solidarität in den Ländern der Allianz beizutragen
    und als Bindeglied zwischen den nationalen Parlamenten
    und der NATO zu dienen. Durch ihre verabschiedeten
    Empfehlungen und Entschließungen geben die Parlamen-
    tarier neue Impulse, unter anderem für die Arbeit des Nord-
    atlantikrats.

    Der Beitritt der neuen Mitgliedstaaten, die die hierfür
    festgelegten Kriterien erfüllen müssen – sie bekommen die
    Mitgliedschaft ja nicht geschenkt – und Reformen durch-
    führen müssen – sie mussten es und sie müssen es weiter-
    hin tun, um noch bestehende Defizite zu beseitigen –, wird
    ein großer Gewinn an Sicherheit und Stabilität für Europa
    sein. Dadurch wird eine demokratische Einheit in Europa
    von der Ostsee bis zum Balkan geschaffen. Deutschland
    hat die Vorbereitung der Aspirantenstaaten auf eine Mit-

    gliedschaft aktiv unterstützt und wird diese Unterstützung
    auch weiterhin geben. Die Bedeutung der NATO als
    Fundament einer europäischen Friedensordnung und als
    Grundlage für die Sicherheit Deutschlands bleibt dabei
    selbstverständlich bestehen. Die sich abzeichnenden Bei-
    tritte sind ein Erfolg für beide Seiten: für die Beitritts-
    länder, aber auch für die NATO.

    Die Unterzeichnung der Beitrittsprotokolle ist für den
    März kommenden Jahres vorgesehen; die Ratifizierungs-
    prozesse sollen im Mai 2004 beendet sein. Wir haben uns
    stets für einen zügigen Beitrittsprozess ausgesprochen
    und werden zu dieser Entwicklung unseren Beitrag leis-
    ten. Für uns steht aber auch fest: Die Politik der offenen
    Tür muss auch nach Prag fortgesetzt werden.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    In diesem Sinne wünscht die SPD-Bundestagsfraktion

    dem NATO-Gipfel in Prag viel Erfolg.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)