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    Tagesordnungspunkt 3: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streitkräfte bei der Unterstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroris- tische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikvertrags sowie der Resolu- tionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Drucksache 15/37) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379 A Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVG . . . . 379 B Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU . . . . . . . . . . 380 C Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 383 C Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . . . . 385 C Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . 386 C Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 388 D Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 390 C Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (Drucksache 15/25) . . . . . . . . . . . . . . . 391 A b) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (Drucksache 15/26) . . . . . . . . . . . . . . . 391 B c) Erste Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aktivierung kleiner Jobs (Kleine-Jobs-Gesetz) (Drucksache 15/23) . . . . . . . . . . . . . . . 391 B d) Erste Beratung des von den Abgeord- neten Karl-Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum optima- len Fördern und Fordern in Vermitt- lungsagenturen (OFFENSIV-Gesetz) (Drucksache 15/24) . . . . . . . . . . . . . . . 391 C e) Antrag der Abgeordneten Rainer Brüderle, Dirk Niebel, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Handeln für mehrArbeit (Drucksache 15/32) . . . . . . . . . . . . . . . 391 C Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA 391 D Karl-Josef Laumann CDU/CSU . . . . . . . . . . 397 D Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 400 B Rainer Brüderle FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402 B Klaus Brandner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403 D Peter Dreßen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404 D Dagmar Wöhrl CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 406 C Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 408 D Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 410 A Johannes Singhammer CDU/CSU . . . . . . . . 411 C Karin Roth (Esslingen) SPD . . . . . . . . . . . . . 413 B Robert Hochbaum CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 415 A Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 417 B Plenarprotokoll 15/8 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 8. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 7. November 2002 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 7: Abschließende Beratungen ohne Aus- sprache: Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Erhöhung der Anzahl von Ausschussmitgliedern (Drucksache 15/22) . . . . . . . . . . . . . . . . . 418 B weitere Beratungen mit Aussprache Zusatztagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP: Hal- tung der Bundesregierung zur Eigen- heimzulage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 418 C Joachim Günther (Plauen) FDP . . . . . . . . . . . 418 C Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 419 D Eduard Oswald CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 421 C Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 422 C Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 423 D Horst Schild SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425 A Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . . 425 D Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427 C Klaus-Peter Flosbach CDU/CSU . . . . . . . . . 428 C Gabriele Frechen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 430 A Willi Zylajew CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 431 B Wolfgang Spanier SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 432 C Stefan Müller (Erlangen) CDU/CSU . . . . . . 433 C Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 434 D Tagesordnungspunkt 5: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung der Beitragssätze in der gesetzlichen Kran- kenversicherung und in der gesetz- lichen Rentenversicherung (Beitrags- satzsicherungsgesetz – BSSichG) (Drucksache 15/28) . . . . . . . . . . . . . . . 435 B b) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Zwölften Gesetzes zur Ände- rung des Fünften Buches Sozialge- setzbuch (Zwölftes SGB V-Ände- rungsgesetz – 12. SGB V ÄndG) (Drucksache 15/27) . . . . . . . . . . . . . . . 435 B Helga Kühn-Mengel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 435 C Andreas Storm CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 437 D Birgitt Bender BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 440 C Dr. Dieter Thomae FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 442 B Erika Lotz SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 443 B Wolfgang Zöller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 445 A Bernd Schmidbauer CDU/CSU . . . . . . . . . . . 446 D Daniel Bahr (Münster) FDP . . . . . . . . . . . . . 448 C Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMGS . . 450 A Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 452 C Dr. Hans Georg Faust CDU/CSU . . . . . . . . . 453 B Tagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Fortentwicklung der ökologi- schen Steuerreform (Drucksache 15/21) . . . . . . . . . . . . . . . . . 455 A Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . . 455 B Heinz Seiffert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 457 A Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 458 D Heinz Seiffert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 459 B Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 460 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD . . . . . . 461 D Stefan Müller (Erlangen) CDU/CSU . . . . . . 463 C Margareta Wolf, Parl. Staatssekretärin BMU . 464 C Norbert Schindler CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 466 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . 467 A Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . 468 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 470 C Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 470 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 471 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 8. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 7. November 2002II (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 8. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 7. November 2002 379 8. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 7. November 2002 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (A) (B) (C) (D) 470 Berichtigungen 4. Sitzung, Seite 109 (B), zweiter Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Der Tschet- schenien-Konflikt reicht in seinen Ursachen Jahrhunderte zurück und ist nach dem Zerfall der Sowjetunion und dem Entstehen der Russischen Föderation durch das Streben der Tschetsche- nen nach Unabhängigkeit in eine neue Dimension eingetreten. Es ist in erster Linie ein lokaler bzw. regionaler Konflikt, den es schon lange vor dem Entstehen des internationalen Terrorismus islamisch-fundamentalistischer Ausprägung gab.“ Seite 109 (C), zweiter Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Aus meiner Erfahrung im Rahmen des Europarates und aus vielen Gesprächen komme ich zu dem Schluss, dass der ge- wählte Präsident Tschetscheniens, Aslan Maschadow, eine so einflussreiche Person in der Re- gion ist, dass es ohne Verhandlungen mit ihm keine politische Lösung geben wird.“ Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 8. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 7. November 2002 471 (C)(A) Altmaier, Peter CDU/CSU 07.11.2002 Bury, Hans Martin SPD 07.11.2002 * Feibel, Albrecht CDU/CSU 07.11.2002 Gröhe, Hermann CDU/CSU 07.11.2002 Hoffmann (Chemnitz), SPD 07.11.2002 Jelena Lengsfeld, Vera CDU/CSU 07.11.2002 Lietz, Ursula CDU/CSU 07.11.2002 entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Möllemann, Jürgen W. FDP 07.11.2002 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 07.11.2002 Roth (Heringen), SPD 07.11.2002 Michael Dr. Vollmer, Antje BÜNDNIS 90/ 07.11.2002 DIE GRÜNEN Volquartz, Angelika CDU/CSU 07.11.2002 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Ich erteile das Wort der fraktionslosen Abgeordneten

    Petra Pau.



Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

vorangegangene Debatte über Bundeswehreinsätze in
Afghanistan ist vielen in diesem Hause sicherlich noch in
Erinnerung. Der Bundeskanzler verknüpfte damals den
Marschbefehl mit der Vertrauensfrage. Es war sehr viel
von Nötigung die Rede.

Danach bemühten sich insbesondere die Fraktionsspit-
zen vom Bündnis 90/Die Grünen, den Charakter des
Afghanistan-Mandats umzudeuten. Fast mochte man
glauben, der Einsatz erfolge auf Bitte des Weltfrauengip-
fels und – ich betone dies – ausschließlich zum Wohle
tatsächlich unterdrückter Frauen in Afghanistan. Die zivi-
len Opfer des Antiterroreinsatzes wurden bislang übri-
gens nicht erwähnt. Auch daran sei hier erinnert: Eigent-
lich sollte es darum gehen, jener Terroristen habhaft zu
werden, die für die Anschläge am 11. September in den
USA verantwortlich sind und in Afghanistan vermutet
wurden.

Einen Merksatz aus der Debatte im Dezember des ver-
gangenen Jahres will ich nicht vergessen. Damals versi-
cherte der Bundeskanzler ausdrücklich, deutsche Solda-
ten würden auf keinen Fall an Kampfeinsätzen
teilnehmen. Seit anderthalb Wochen lesen wir anderes, im
„Spiegel“ ebenso wie in der „FAZ“: Es geht doch um
Kampfeinsätze; es geht um einen eigenständigen Beitrag
deutscher KSK-Kräfte; es geht hier heute also um ein
Kriegsmandat für mindestens ein Jahr.

Gewiss, im heute vorliegenden Antrag liest sich das
nicht ganz so deutlich; es wird aber auch nicht ausge-
schlossen. Also halte ich fest: Minister Struck hat – so lese
ich es in den zitierten Artikeln – die von mir genannten
Pressemeldungen bestätigt. Ich stelle fest: Er hat auch
heute kein glaubwürdiges Widerwort dazu gefunden. Der
Bundestag entscheidet also keineswegs über die bloße
Verlängerung eines ablaufenden Mandats. Es geht um
eine neue Qualität: Es geht um Kriegseinsätze.

Auch einen weiteren Verdacht schaffen Sie mit diesem
Antrag und der heutigen Debatte nicht aus dem Raum:
Die rot-grüne Regierung setzt auf Vernunft und verwei-
gert sich bisher einem Krieg gegen den Irak – so weit, so
gut. Offenbar geschieht das sehr zum Verdruss der Oppo-
sition zur Rechten. Nun klemmt es aber seit dem Nein
zum Irak-Krieg im Verhältnis zwischen den USA und der
Bundesrepublik. Das Ganze, was jetzt abläuft, riecht ganz
übel nach einem Deal: Deutschland entlastet die USAmi-
litärisch in Afghanistan und anderswo, damit diese sich
weiter auf den Irak einschießen können. Sie wissen, dass
die „PDS im Bundestag“ dem nicht zustimmen wird.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Vor Jahresfrist war viel von der Not der Menschen in
Afghanistan, vom drohenden Winter und von den Minen-
opfern die Rede. Auch heute droht der Winter, auch heute
herrscht bittere Not und auch heute werden Menschen
Opfer von Minen. Wir beide, die Vertreterinnen der PDS,
können keine Debatte zu diesem Thema hier im Bundes-
tag beantragen. Aber ich finde, es wird höchste Zeit, dass
sich der Bundestag auch damit beschäftigt. Vielleicht fin-


(A)



(B)



(C)



(D)


390


(A)



(B)



(C)



(D)






den sich Kolleginnen und Kollegen beim Bündnis 90/Die
Grünen oder bei der SPD, die bereit sind, auch diese Fra-
gen auf die Tagesordnung zu setzen.

Danke schön.

(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [frakti onslos])



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Ich schließe die Aussprache.
    Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf

    Drucksache 15/37 an die in der Tagesordnung aufgeführ-
    ten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einver-
    standen? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung so
    beschlossen.

    Ich rufe jetzt die Tagesordnungspunkte 4 a bis 4 e auf:
    a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPDund des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-brachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes für mo-derne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt

    – Drucksache 15/25 –
    Überweisungsvorschlag:
    Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

    Innenausschuss
    Rechtsausschuss
    Finanzausschuss
    Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirt-
    schaft
    Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
    Ausschuss für Gesundheit und soziale Sicherung
    Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschät-
    zung
    Ausschuss für Tourismus
    Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

    b) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPDund des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-brachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes fürmoderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt
    – Drucksache 15/26 –
    Überweisungsvorschlag:
    Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

    Innenausschuss
    Rechtsausschuss
    Finanzausschuss
    Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirt-
    schaft
    Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
    Ausschuss für Gesundheit und soziale Sicherung
    Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschät-
    zung
    Ausschuss für Tourismus
    Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

    c) Erste Beratung des von der Fraktion derCDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Geset-zes zur Aktivierung kleiner Jobs (Kleine-Jobs-Gesetz)

    – Drucksache 15/23 –
    Überweisungsvorschlag:
    Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

    Innenausschuss

    Sportausschuss
    Rechtsausschuss
    Finanzausschuss
    Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirt-
    schaft
    Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
    Ausschuss für Gesundheit und soziale Sicherung
    Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschät-
    zung
    Ausschuss für Tourismus
    Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

    d) Erste Beratung des von den Abgeordneten Karl-
    Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, Wolfgang
    Börnsen (Bönstrup), weiteren Abgeordneten und
    der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Ent-
    wurfs eines Gesetzes zum optimalen Fördernund Fordern in Vermittlungsagenturen(OFFENSIV-Gesetz)
    – Drucksache 15/24 –
    Überweisungsvorschlag:
    Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

    Sportausschuss
    Rechtsausschuss
    Finanzausschuss
    Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirt-
    schaft
    Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
    Ausschuss für Gesundheit und soziale Sicherung
    Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschät-
    zung
    Ausschuss für Tourismus
    Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

    e) Beratung des Antrags der Abgeordneten Rainer
    Brüderle, Dirk Niebel, Gudrun Kopp, weiterer Ab-
    geordneter und der Fraktion der FDP
    Handeln für mehrArbeit
    – Drucksache 15/32 –
    Überweisungsvorschlag:
    Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

    Innenausschuss
    Rechtsausschuss
    Finanzausschuss
    Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirt-
    schaft
    Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
    Ausschuss für Gesundheit und soziale Sicherung
    Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschät-
    zung
    Ausschuss für Tourismus
    Haushaltsausschuss

    Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für die
    Aussprache zwei Stunden vorgesehen. – Ich höre keinen
    Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

    Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Bundesmi-
    nister Wolfgang Clement das Wort.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft
    und Arbeit:

    Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und Kol-
    legen! Wir eröffnen heute die Debatte über einen Gesetz-

    Petra Pau




    Bundesminister Wolfgang Clement
    entwurf zur Förderung moderner Dienstleistungen auf
    dem Arbeitsmarkt. Das ist das erste große Gesetzespaket,
    das zur tiefgreifendsten Strukturänderung des Arbeits-
    marktes in Deutschland hinführen soll.

    Was wir vorlegen, stützt sich, wie Sie alle wissen, auf
    die Ergebnisse der Hartz-Kommission. Ich möchte zu
    Beginn dieser Debatte gern darauf hinweisen, dass es der
    Kommission gelungen ist, das bisherige Lagerdenken zu
    überwinden und einen Konsens zwischen den gesell-
    schaftlichen Gruppen über zu ziehende Konsequenzen zu
    entwickeln. Meine Vorstellung und Hoffnung ist, dass uns
    ein solcher Konsens bei diesem überragend wichtigen ar-
    beitsmarktpolitischen Thema des Kampfes gegen die Ar-
    beitslosigkeit ebenfalls gelingt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Deshalb, verehrte Kolleginnen und Kollegen, ist es
    überaus wichtig, dass wir uns vornehmen, möglichst
    gleich zu Anfang Missverständnisse, die es offensichtlich
    gibt, auszuräumen, keine Scheingefechte oder Gefechte,
    die keine tief greifenden Auseinandersetzungen zulassen,
    zu führen und, wenn nur irgendwie möglich, zu gemein-
    samen Lösungen zu kommen. Das eilt, wie wir alle wis-
    sen. Die hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland duldet kei-
    nen Aufschub unserer Aktivitäten.

    Einige Schritte sind bereits im Sinne dessen, was die so
    genannte Hartz-Kommission, also die Kommission unter
    Leitung von Peter Hartz, uns empfohlen hat, getan. Der
    neue Vorstand der Bundesanstalt für Arbeit ist dabei, die
    Arbeit der Anstalt effektiver und effizienter zu gestalten.
    Die Kreditanstalt für Wiederaufbau bietet bereits, wie Sie
    wissen, das Modell eines Jobfloaters an. Das Programm
    mit dem Namen „Kapital für Arbeit“ gibt ja insbeson-
    dere mittelständischen Unternehmen zusätzliche Anreize,
    Arbeitslose einzustellen. Weil es daran sowohl in den De-
    batten hier als auch öffentlich Kritik gegeben hat, weise
    ich darauf hin, dass bei der Kreditanstalt für Wiederauf-
    bau inzwischen Hunderte von Anfragen zur Teilnahme an
    dem Programm „Kapital für Arbeit“ vorliegen. Deshalb
    scheint mir die Hoffnung, dieses Programm könne erfolg-
    reich sein und für an die 50 000 zusätzliche Arbeitsplätze
    in Deutschland sorgen, nicht unbegründet.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Heute geht es darum, einen weiteren, einen sehr großen
    Schritt voranzugehen. Es liegen die Gesetzentwürfe der
    Koalitionsfraktionen vor, mit denen der erste große Bau-
    stein des Konzepts der Kommission „Moderne Dienstleis-
    tungen am Arbeitsmarkt“ umgesetzt werden soll. Diesem
    Schritt werden weitere folgen: Als Nächstes werden die
    gesetzlichen Rahmenbedingungen für eine weitere Mo-
    dernisierung der Bundesanstalt für Arbeit geschaffen.
    Wir wollen dann die Selbstverwaltung auch auf örtlicher
    Ebene reformieren und bei der Bundesanstalt weg von ei-
    ner monetären Steuerung hin zu einer effektiven Ziel-
    steuerung mit einem starken Controlling kommen. Außer-
    dem wollen wir weg von dem starren Amtsapparat der
    Arbeitsverwaltung hin zu einem kundenorientierten Han-
    deln.

    Der dritte große Schritt wurde auch bereits angekün-
    digt: Bis Anfang 2004 müssen wir das Nebeneinander von
    Arbeitslosen- und Sozialhilfe überwunden und beides in
    einem neuen Arbeitslosengeld II,wie der technische Be-
    griff im Konzept der Hartz-Kommission lautet, zusam-
    mengefasst haben. Es ist sinnvoll, die Arbeitslosenhilfe
    und die Sozialhilfe, jedenfalls soweit sie arbeitsfähigen
    Sozialhilfeempfängern zukommt, in einer Leistung
    zusammenzufassen. Es ist auch klar, dass wir uns vorge-
    nommen haben, dieses Arbeitslosengeld II oberhalb des
    bisherigen Satzes der Sozialhilfe zu positionieren, und
    zwar auch materiell und finanziell. Vorbereitende Maß-
    nahmen für diese Zusammenführung enthalten schon die
    jetzt vorliegenden Gesetzentwürfe. Weil wir aber die fi-
    nanziellen Folgen insgesamt berücksichtigen müssen, ist
    es im Hinblick auf eine generelle Lösung sinnvoll, die Er-
    gebnisse der Kommission zur Gemeindefinanzreform
    abzuwarten und die endgültige Zusammenführung von
    Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe im Bereich der Ar-
    beitsfähigkeit erst zum 1. Januar 2004 wirksam werden zu
    lassen.

    Heute geht es um eine grundlegende Erneuerung der
    Rahmenbedingungen für eine rasche und nachhaltige Ver-
    mittlung von Arbeitslosen in Arbeit, also um eine neue
    Beschäftigungspolitik. Zugleich geht es auch um die Kon-
    solidierung der Haushalte der Bundesanstalt und des Bun-
    des. Der Umfang dieser Konsolidierungsbemühungen
    liegt, wie von mir schon mehrfach öffentlich bestätigt, bei
    rund 6 Milliarden Euro. Dabei sollen Arbeitnehmer und
    Arbeitgeber trotz aller Sparnotwendigkeiten erstklassige
    Dienstleistungen erhalten. Um das zu erreichen, verbes-
    sern wir den Service und die Vermittlungsarbeit der Ar-
    beitsämter. Angebot und Nachfrage sollen also schneller
    und besser befriedigt werden.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Es kann und sollte auch zukünftig nicht sein, dass Ar-
    beitslose durchschnittlich mehr als 33 Wochen ohne Job
    bleiben. Deshalb muss die Vermittlungsgeschwindigkeit
    deutlich erhöht werden.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Jede Woche, die wir Arbeitslose früher vermitteln, bedeu-
    tet – aufs Ganze gerechnet – 115 000 Arbeitslose weniger
    und entspricht einer Einsparung von etwa 1 Milliarde
    Euro. Deshalb müssen wir auf ein höheres Tempo, einen
    früheren Beginn der Vermittlungsarbeit drängen.

    Wir nutzen zudem die Beschäftigungspotenziale der
    Zeit- und Leiharbeit, um Arbeitslosen den Wiedereinstieg
    ins Arbeitsleben zu erleichtern. Gleichzeitig wollen wir
    mit diesem Gesetzespaket sozial abgesicherte Wege in die
    Selbstständigkeit und die Dienstleistung in privaten
    Haushalten fördern. Dass die Bekämpfung der Schwarz-
    arbeit dabei ein wesentliches Anliegen ist, liegt auf der
    Hand.

    Die Gesetzentwürfe zur Umsetzung der Hartz-Vor-
    schläge, die wir heute beraten, bringen einen wesentli-
    chen Impuls für eine neue Beschäftigungspolitik in
    Deutschland. Es geht um mehr Arbeitsplätze, um neue
    Arbeitsplätze, um ein größeres Wachstum. Das ist ein we-
    sentlicher Teil unserer Politik.


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    392


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Konkret heißt das:
    Wir wollen flächendeckend Jobcenter einrichten.

    Diese Jobcenter sollen künftig die erste Adresse auf dem
    Arbeitsmarkt sein. Das wird zum Nutzen all derer sein,
    die arbeitslos oder von Arbeitslosigkeit bedroht sind. Sie
    werden künftig einen einzigen Ansprechpartner haben,
    der die Integration in den Arbeitsmarkt in die Hand
    nimmt. Es sollen also schon jetzt – bereits vor der Zu-
    sammenführung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe
    Anfang 2004 – einheitliche Anlaufstellen geschaffen wer-
    den. In vielen Ländern, Städten und Gemeinden geschieht
    das bereits.

    Wir haben mit der Einführung dieser Methode bereits
    gute Erfahrungen gemacht. Verschiedene Projekte im
    Rahmen der Modellvorhaben zur Verbesserung der Zu-
    sammenarbeit von Arbeitsämtern und Trägern der Sozial-
    hilfe zeigen, dass so eine bessere Betreuung arbeitsloser
    Menschen möglich wird. Wir wollen dafür sorgen, dass es
    ab sofort mehr solcher Stellen gibt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ein wesentliches Hindernis dabei ist – das haben die

    Projekte gezeigt – die Begrenztheit des Datenaustausches
    zwischen den Behörden. Deshalb haben wir jetzt in den
    Gesetzentwürfen vorgesehen, dass dieser Datenaustausch
    uneingeschränkt möglich wird. Es liegt auf der Hand, dass
    dies wichtig ist.

    Die Vermittlungsgeschwindigkeit – ich habe es bereits
    gesagt – muss erhöht werden. Gekündigte Arbeitnehme-
    rinnen und Arbeitnehmer gehen, wie wir wissen, oft nicht
    sofort zum Arbeitsamt. Ich kann das verstehen; wer geht
    schon gerne zum Arbeitsamt? Dieser unangenehme und
    vielen Menschen fremde Gang wird nicht selten auf den
    ersten Tag der Arbeitslosigkeit verschoben. Aber so geht
    wertvolle Zeit verloren, die sinnvoll genutzt werden
    muss. Der Vermittlungsprozess muss sofort nach der
    Kündigung einsetzen und mögliche Vermittlungshemm-
    nisse müssen sofort erkannt werden. Das heißt, bereits die
    Zeit zwischen Kündigung und Beendigung der Arbeit
    muss aktiv genutzt werden.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Nur so kann es gelingen zu erreichen, dass Arbeitslosig-
    keit erst gar nicht entsteht.

    Wir wollen deshalb, dass sich Arbeitnehmerinnen und
    Arbeitnehmer unverzüglich beim Arbeitsamt melden.
    Nach Eingehen der Kündigung – das ist unsere gesetzli-
    che Aufforderung – müssen sie diese in Zukunft beim Ar-
    beitsamt melden, möglichst schon – so schwer das fallen
    mag – an dem Tag, an dem sie ihre Kündigung erhalten.
    Um dies zu erreichen, müssen wir einen gewissen Druck
    ausüben: Eine verspätete Meldung wird in Zukunft, so-
    bald der Gesetzentwurf Gesetzeskraft erreicht hat, Ein-
    bußen beim Arbeitslosengeld zur Folge haben.

    Aber auch die Arbeitgeber, die kündigen, müssen ihrer
    Verantwortung gerecht werden.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir erwarten von den Arbeitgebern, dass sie gekündigte
    Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in zumutbaren Grenzen
    zur Stellensuche und zur Teilnahme an Maßnahmen des
    Arbeitsamtes freistellen.

    Darüber hinaus müssen Arbeitslose verstärkt in die
    Pflicht genommen werden. Wir müssen stärker auf die
    Eigenbemühungen von Menschen drängen, die von Ar-
    beitslosigkeit betroffen sind. Deshalb verlangen wir mit
    diesem Gesetzentwurf eine größere Bereitschaft zur Mo-
    bilität, die wir auch fördern. Mobilität wird besonders
    dann erwartet, wenn die familiäre Situation einen Wech-
    sel des Wohnortes über den üblichen Pendlerbereich hi-
    naus zulässt. Das gilt vor allen Dingen für ledige, jüngere
    Menschen, denen dies abverlangt werden kann.

    Zudem muss künftig ein Arbeitsloser bzw. eine Ar-
    beitslose nachweisen, warum er oder sie ein Arbeitsange-
    bot für unzumutbar hält. Die Beweislast für die Zumut-
    barkeit der Arbeit liegt nicht mehr beim Arbeitsamt,
    jedenfalls dann nicht, wenn die Gründe für die Verweige-
    rung einer Arbeitsaufnahme in der Sphäre des Arbeitslo-
    sen bzw. der Arbeitslosen liegen. Dies ist ebenfalls eine
    wesentliche Veränderung, deren logische Konsequenz ist,
    dass wir die starren Sperrzeitregelungen in Form von ab-
    gestuften Sanktionen flexibler handhaben werden, sodass
    angemessen auf eine mangelnde Kooperationsbereit-
    schaft von betroffenen Menschen reagiert werden kann.
    Das heißt, wir drängen auf eine enge Kooperation zwi-
    schen dem Arbeitslosen und der Arbeitsverwaltung. Es
    muss klar werden, dass die Hauptaufgabe der Arbeitsver-
    waltung die Arbeitsvermittlung und nicht die Finanzie-
    rung von Arbeitslosigkeit ist.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Deswegen brauchen wir die Kooperationsbereitschaft
    aller, auch und vor allen Dingen der Betroffenen.

    Auch Zeitarbeit und Leiharbeit sind grundsätzlich
    zumutbar. In Zeitarbeit und Leiharbeit liegt ein erhebli-
    ches Beschäftigungspotenzial in Deutschland. Wir haben
    dieses Potenzial lange nicht ausgenutzt, wie die Beispiele
    in vielen hoch entwickelten Volkswirtschaften um uns
    herum zeigen:


    (Beifall des Abg. Dirk Niebel [FDP])

    in Frankreich, in den Niederlanden und in vielen anderen
    Staaten.


    (Zuruf des Abg. Dirk Niebel [FDP])

    – Hören Sie erst einmal zu! Dann können wir uns viel-
    leicht in unseren Vorstellungen annähern. Das ist auf die-
    sem Feld besonders wichtig.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Ich stimme Ihnen ja zu!)


    In jedem Arbeitsamtsbezirk soll nach dem Gesetzent-
    wurf in Zukunft eine PSA, eine Personal-Service-Agen-
    tur, eingerichtet werden. Wir verfolgen mit diesen Agen-
    turen mehrere Ziele:

    Erstens. Wir verstehen vermittlungsorientierte Zeitar-
    beit als eine Einstiegschance für Arbeitslose in neue Be-

    Bundesminister Wolfgang Clement




    Bundesminister Wolfgang Clement
    schäftigung und durchaus auch als eine Einstiegschance
    in dauerhafte Beschäftigung. Es gibt diese Chance, wie
    alle Erfahrungen zeigen.

    Zweitens. Wir erschließen mit den Personal-Service-
    Agenturen zusätzliche Möglichkeiten zur betriebsnahen
    Qualifizierung, entweder in der Entleihphase beim Ent-
    leiherbetrieb oder aber auch in den entleihfreien Zeiten,
    die in den Zeitarbeitsunternehmen, in denen der Arbeits-
    lose beschäftigt sein wird, sinnvoll für Qualifizierung ge-
    nutzt werden können.

    Drittens. Wir wollen die prinzipielle Orientierung auf
    Equal Pay – das ist der entscheidende Punkt, den wir sehr
    ernsthaft erörtern müssen –, wie sie in den acht Staaten um
    uns herum, in denen es Zeit- und Leiharbeit gibt, geregelt
    ist und wie sie eine Richtlinie vorsehen wird, die die
    Europäische Kommission vorbereitet.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir wollen mit prinzipiell gleicher Bezahlung für Leih-
    und Zeitarbeit wie für die Stammbelegschaften der Un-
    ternehmen und mit der Orientierung auf Tarifverträge die
    Arbeitsbedingungen in diesem Bereich für ganz Deutsch-
    land grundlegend regeln. Wir wollen eine Regelung zum
    Nutzen aller.

    Mithilfe des Abschlusses von Tarifverträgen und der
    Orientierung auf Equal Pay kann von den Begrenzungen
    des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes weitestgehend
    abgewichen werden. Wenn wir diesen Weg gehen – mir
    liegt daran, dass dies erkannt wird –, können wir die bis-
    herigen grundlegenden Begrenzungen der Zeit- und Leih-
    arbeit in Deutschland aufheben – ich nenne beispielsweise
    Synchronisationsverbot, Befristungsverbot, Wiederein-
    stellungsverbot, Befristung der Dauer der Leih- und Zeit-
    arbeit – und können einen Deregulierungsprozess in
    Gang setzen, der aber verantwortbar ist und der für die be-
    troffenen Menschen einen vernünftigen Weg in die Zu-
    kunft darstellt.

    Es ist der Aufbruch nach Europa. So hat es beispiels-
    weise der Gründer von Adecco, dem in Deutschland
    zweitgrößten und weltweit größten Zeitarbeitsunterneh-
    men, gesagt. Er hat davon gesprochen, dass es der Auf-
    bruch in die richtige Richtung sei. Diese Richtung heißt
    Europa. Wir stehen unmittelbar vor einer europäischen
    Regelung, die die gerade von mir angesprochenen Punkte
    ebenfalls vorsehen wird.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die Zeit- und Leiharbeit gehört zu den Hauptthemen.
    Es hat in der Zwischenzeit viele Äußerungen dazu und
    viel Kritik an diesem Weg gegeben. Ich möchte ein paar
    Kritikpunkte aufgreifen.

    Um es klar zu sagen: Die Arbeitsämter sollen grundsätz-
    lich – das ist die Regel – auf private Zeitarbeitsunterneh-
    men zurückgreifen. Im Bonner „General-Anzeiger“ – wie
    Sie wissen, wohne ich in Bonn – habe ich ein Interview
    mit unserer Kollegin Frau Dr. Merkel gelesen, in dem sie
    sagt, dass unser Weg über die PSA falsch sei. Sie sagt,

    dass sie es für richtig hielte, dass die Vermittlung von Leih-
    arbeitskräften von bestehenden privaten Firmen über-
    nommen wird.


    (Heinz Seiffert [CDU/CSU]: So ist es!)

    Ich muss schon fragen: Wo liegt da der Gegensatz? Sie be-
    haupten, dass wir mit dem Vorhaben von Rot-Grün in eine
    Verstaatlichung der Beschäftigung geraten und dass die
    Leiharbeit Mittel zum Zweck der Bereinigung der Ar-
    beitslosenstatistik wird.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Frau Merkel hat völlig Recht!)


    Nachdem Sie sich beruhigt haben, möchte ich Sie fra-
    gen: Was meinen Sie damit? Die Personal-Service-Agen-
    turen, so steht es in dem Gesetzentwurf, werden in der Re-
    gel private Zeitarbeitsunternehmen sein.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Nein! Nein! Drei Optionen!)


    Frau Kollegin Merkel, meine Bitte ist, dass wir diesen
    wichtigen Punkt in Ruhe besprechen können. Nur wenn
    es vor Ort kein Zeitarbeitsunternehmen gibt, das diese
    Aufgabe übernehmen kann, wird die Arbeitsverwaltung
    zunächst einmal versuchen, Kooperationen mit Zeitar-
    beitsunternehmen einzugehen. Nur wenn auch das nicht
    gelingt, wird es eine Initiative der Arbeitsverwaltung
    geben, damit vor Ort eine Vermittlung in Zeit- und Leih-
    arbeit stattfindet. Ich bitte, das wirklich ernst zu nehmen.
    Der vorliegende Gesetzentwurf ist in dieser Hinsicht je-
    denfalls aus meiner Sicht klar und eindeutig.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Wir werden es in der Anhörung sehen!)


    Zum Zweiten sagten Sie auf die Frage „Was halten Sie
    von der Forderung ‚Gleicher Lohn für gleiche Arbeit‘?“
    – ich nehme das einmal auf, damit wir zu einer vernünf-
    tigen Debatte kommen –:

    Die Leiharbeit soll Langzeitarbeitslosen den Einstieg
    in eine reguläre Beschäftigung erleichtern.

    Hier besteht ein grundlegender Irrtum. Leiharbeit und
    Zeitarbeit sind natürlich für alle Arbeitnehmerinnen und
    Arbeitnehmer, die ansonsten nicht in Arbeit gebracht wer-
    den können, gedacht und keineswegs nur für Langzeit-
    arbeitslose. Deshalb ist es, wenn ich über die Vermittlung
    von Arbeitnehmern spreche, auch richtig, prinzipiell eine
    Orientierung auf Equal Pay, auf gleichen Lohn, vorzu-
    nehmen und dafür zu sorgen, dass es keine Unterschiede
    zwischen den entliehenen Arbeitnehmern und der Stamm-
    belegschaft gibt.

    Allerdings werden im Gesetzentwurf – dies bitte ich
    zu beachten; Herr Schleyer hat dies kritisiert; ich werde
    ihn heute Abend sehen und mit ihm darüber sprechen –
    zwei Ausnahmen von dieser Regel gemacht. Wir haben
    die Orientierung an der Stammbelegschaft vorgesehen;
    das ist die Regel. Jetzt kommt die erste Ausnahme. Sie
    lautet: In den ersten sechs Wochen kann vonseiten des ent-


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    394


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    leihenden Zeitarbeitsunternehmens auf einen Lohn in
    Höhe von mindestens des Arbeitslosengeldes hinunterge-
    gangen werden. Die zweite Ausnahme in diesem Gesetz-
    entwurf ist: Von diesen Regeln kann, und zwar gerade im
    Interesse von Langzeitarbeitslosen und anderen, abgewi-
    chen werden, allerdings auf der Basis von Tarifverträgen
    bzw. durch eine tarifvertragliche Regelung.

    Wer das nicht will, der muss sagen, ob er diesen Be-
    reich generell ungeregelt – auch tarifvertraglich ungere-
    gelt – organisieren will. Denn die Realität heute ist ja: Wir
    haben an die 1 000 Zeitarbeitsunternehmen und bei etwa
    30 gibt es Tarifverträge. Das kann nicht im Sinne des Er-
    finders sein, Herr Kollege Laumann. Wir brauchen hier
    vielmehr die Entwicklung zu mehr Tarifverträgen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Meine Bitte ist, dass Sie dies ernst nehmen und den
    Weg, den wir gehen wollen, beachten. Wir orientieren uns
    grundsätzlich an Equal Pay. Wir würden uns außerhalb
    der gesamten europäischen und internationalen Orientie-
    rung bewegen, wenn wir da etwas anderes vorsehen wür-
    den. Deshalb haben wir diese zwei Stufen vorgesehen:
    zum einen die Probezeit zu Anfang – so wird sie wahr-
    scheinlich auch in der europäischen Richtlinie, die in die-
    sem Zusammenhang entwickelt wird, enthalten sein – und
    zum anderen die Möglichkeit, im Rahmen von Tarifver-
    trägen davon abzuweichen.

    Sie können nicht davon ausgehen, dass dies von den
    Gewerkschaften – von welcher auch immer – prinzipiell
    nicht genutzt würde. Sie sollten ernst nehmen, was bei-
    spielsweise der Vorsitzende der IG BCE, Herr Schmoldt,
    erklärt hat, nämlich dass die Gewerkschaften selbstver-
    ständlich bereit sind, für bestimmte schwer vermittelbare
    Gruppen, etwa für Langzeitarbeitslose, im Rahmen von
    Tarifverträgen Löhne festzulegen, die unterhalb des Ni-
    veaus der Löhne der Stammbelegschaft liegen. Er hat aus-
    drücklich darauf hingewiesen – das sollten Sie zur Kennt-
    nis nehmen; denn ansonsten kommen wir nicht weiter; es
    hat doch keinen Zweck, immer die gleichen Klischees
    auszutauschen –:


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir sind bereit, dies zu tun. – Sie können Herrn Schmoldt
    beim Wort nehmen. Er hat auch in verschiedenen anderen
    Bereichen seine Zustimmung für solche tariflichen Be-
    wegungen nicht nur signalisiert. Schon heute wird das von
    der IG BCE praktiziert.

    Deshalb liegt mir überaus daran, hier nicht eine Dis-
    kussion aufkommen zu lassen, die nicht zuträglich ist.
    Klar ist, dass ein Unternehmen wie Adecco, das weltweit
    größte Zeitarbeitsunternehmen, den Weg, den wir vorge-
    schlagen haben, begrüßt. Klar ist, dass das Unternehmen
    Randstad diesen Weg mitgeht. Klar ist – das wussten wir
    vorher; jeder Experte, Herr Kollege Laumann, hat das
    vorher gesagt –, dass die Zeitarbeitsunternehmen, die
    heute völlig tarifvertragsfrei arbeiten, versuchen werden,
    gegen diesen Weg zu opponieren.

    Meine Bitte ist, dass wir als zivilisierte Menschen mit
    einer entsprechend entwickelten Tarifkultur in Deutsch-
    land nicht sagen: Wir bewegen uns völlig ohne Tarifver-
    träge. – Das ist ein Weg, den keiner von uns verantworten
    kann. Den können auch Sie von der Opposition nicht ver-
    antworten.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir werden vermutlich heute noch darüber streiten;
    das ist in Ordnung. Ich werde kein Gesprächsangebot aus-
    lassen, insbesondere nicht ein Gespräch mit Herrn
    Schleyer, der unser Vorhaben kritisiert.


    (Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Der war doch in der Hartz-Kommission!)


    Nach meinem Verständnis ist das, was wir hier vorlegen,
    mehr als das, was die Hartz-Kommission vorgeschlagen
    hat. Wir machen nämlich erstens den Weg in die Zeit- und
    Leiharbeit für den gesamten Bereich und nicht nur im
    Rahmen der PSA frei. Wir heben die bisher auf diesem
    Sektor bestehenden Einschränkungen der Arbeitnehmer-
    überlassung komplett auf. Das geht über den Vorschlag
    der Hartz-Kommission hinaus. Wir orientieren uns zwei-
    tens an Equal Pay – das tut übrigens auch die Hartz-Kom-
    mission nach einem Jahr –, aber wir geben gleichzeitig die
    Möglichkeit, durch Tarifverträge nach oben und nach un-
    ten davon abzuweichen. Wir alle wissen, dass es um die
    Schwervermittelbaren geht, für die dann Sondertarifver-
    träge geschlossen werden müssen.


    (Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Hartz 1 : 1!)


    Das muss ich von einem Zeitarbeitsunternehmen in
    Deutschland verlangen können.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Darüber müssen wir mit denjenigen, die das nicht wollen,
    ernsthaft diskutieren. Ich bin dazu bereit. Das werden wir
    auch tun.

    Aber bitte machen wir uns nichts vor: Die Zeitarbeits-
    unternehmen, die bereit sind, in die Vermittlungsarbeit
    einzusteigen, Adecco, Randstad und andere – ich kann Ih-
    nen die nordrhein-westfälischen gleich dazu nennen –,
    werden in diesem Prozess mitarbeiten. Es ist wichtig, dass
    das geschieht. Auf diesem Feld gewinnen wir keine par-
    teipolitischen Schlachten. Lassen Sie uns lieber versu-
    chen, hier zu wirklichen Fortschritten zu kommen und
    darüber miteinander in einer vernünftigen Weise zu spre-
    chen!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Meine Damen und Herren, oftmals hilft die Möglich-
    keit einer solchen Vermittlung nicht weiter. Oftmals geht
    es darum, Defizite in der beruflichen Bildung auszuglei-
    chen, einen Berufsabschluss nachzuholen oder sich neue
    Qualifikationen anzueignen, wenn ein einmal erzielter
    Berufsabschluss keine Verwendung mehr findet. Deshalb
    geht es auch um die Förderung der beruflichen Weiter-
    bildung Arbeitsloser. Gerade diese Weiterbildungsmaß-

    Bundesminister Wolfgang Clement




    Bundesminister Wolfgang Clement
    nahmen durch die Bundesanstalt für Arbeit sind aber, wie
    Sie aufgrund des letzten Berichts des Bundesrechnungs-
    hofes wissen, in massive Kritik geraten. Die Maßnahmen
    gelten als uneffektiv; es ist sogar von Korruptionsgefähr-
    dung die Rede.

    Deshalb werden wir das Recht der Weiterbildung deut-
    lich vereinfachen. Unnötiger Verwaltungsaufwand soll
    vermieden werden. Wir fördern den Wettbewerb zwi-
    schen den Bildungsträgern, schaffen Gestaltungsspiel-
    räume für die Arbeitsämter vor Ort und führen Bildungs-
    gutscheine für Arbeitslose ein; sie sollen sich frei
    zwischen zugelassenen Maßnahmen entscheiden können.
    Wir verzichten auf detaillierte Regelungen, richten aller-
    dings unabhängige Zertifizierungsagenturen ein, um dem
    Wildwuchs, den es im Bereich der Weiterbildung gibt,
    entgegenzuwirken. Im Vordergrund stehen für uns die Ei-
    genverantwortung und die Wahlfreiheit. Den betroffenen
    Menschen soll bei der Weiterbildung ein größerer Spiel-
    raum eingeräumt werden.

    Im Gegenzug müssen wir von den Arbeitslosen aber
    auch Zugeständnisse erwarten können. Wir erwarten, dass
    sie sich so früh wie möglich um eine rasche Weiterquali-
    fizierung oder Neuqualifizierung bemühen. Deshalb sieht
    der Gesetzentwurf vor – natürlich auch aus Gründen der
    Haushaltskonsolidierung –, dass das bisher gezahlte An-
    schlussunterhaltsgeld in dieser Form entfällt und das Un-
    terhaltsgeld teilweise auf das bisherige Arbeitslosengeld
    angerechnet wird. Wir wollen und müssen aus unserer
    Sicht Abschied davon nehmen, dass Arbeitslosen- und
    Unterhaltsgeld schlicht addiert werden. Es muss zu einer
    Anrechnung kommen, auch damit sich die betroffenen
    Menschen früher und mit der gebotenen Ergebnisorien-
    tiertheit auf eine Weiterqualifizierung einlassen.

    Ich komme damit zu einer weiteren Herausforderung,
    die sich uns stellt, und zwar zu der Gruppe der älteren
    Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die, wenn sie
    von Arbeitslosigkeit betroffen sind, besondere Probleme
    haben. Hier müssen wir etwas tun, auch wenn trotz der
    Probleme am Arbeitsmarkt – die aktuellen Zahlen liegen
    ja vor – die Zahl der älteren Arbeitnehmerinnen und Ar-
    beitnehmer und der behinderten Menschen, die arbeitslos
    sind, deutlich zurückgegangen ist. Das Ziel der Bundes-
    regierung, die Zahl der arbeitslosen Schwerbehinderten
    im Vergleich zum Oktober 1999 um 25 Prozent zu verrin-
    gern, ist faktisch erreicht. Die Zahl derer hat bereits um
    24 Prozent abgenommen. Das ist ein großer Fortschritt.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Auch die Zahl der älteren arbeitslosen Arbeitnehmer und
    Arbeitnehmerinnen ist heute um 98 000 niedriger als im
    vergangenen Jahr.


    (Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Wo sind sie denn geblieben?)


    Das reicht natürlich nicht. Deshalb müssen wir die
    Strategien zur Förderung der Beschäftigung Älterer kom-
    plettieren. Aus diesem Grund werden wir nach dem Vor-
    schlag der Hartz-Kommission für Menschen ab dem
    55. Lebensjahr eine Entgeltsicherung einführen. Dies
    beinhaltet faktisch eine Ersetzung des Arbeitslosengeldes

    durch eine Aufstockung des Lohns bei Aufnahme einer
    geringer bezahlten Beschäftigung. Wer also bereit ist, eine
    solche Beschäftigung aufzunehmen, findet Unterstützung
    durch Zahlung eines Zuschusses in der Höhe, die den
    Lohnausfall zur Hälfte auffängt.

    Wir wollen aber auch Arbeitgeber, die ältere Menschen
    einstellen, unterstützen. Wer Menschen über 55 Jahre ein-
    stellt, soll daher für diese Beschäftigten vom Arbeitgeber-
    anteil des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung befreit
    werden.

    Viele Arbeitgeber scheuen generell die Einstellung äl-
    terer Menschen; die Motive kann ich jetzt nicht erörtern.
    Hier müssen wir einen Ausweg finden. Die Hartz-Kom-
    mission hat vorgeschlagen, die befristete Beschäftigung
    deutlich auszuweiten und die Altersgrenze für die Zuläs-
    sigkeit unbegrenzt zeitlicher Befristungen von Arbeits-
    verhältnissen auf 50 Jahre zu senken.


    (Dirk Niebel [FDP]: Haben wir schon beantragt!)


    Das ist ein sehr weit reichender Schritt, über den wir in
    Ruhe diskutieren werden. Wir müssen erörtern, inwieweit
    dies zu tiefer Unsicherheit bei älteren Arbeitnehmerinnen
    und Arbeitnehmern führen kann.

    Besonders kritisiert wird das so genannte Bridge-Sys-
    tem; das hat Frau Merkel in dem Interview, das ich vorhin
    zitiert habe, meines Erachtens zu Recht angemerkt. Es be-
    inhaltet die Möglichkeit, für ab dem 55. Lebensjahr ar-
    beitslos gewordene Menschen, die sich einen Rückzug
    aus dem Arbeitsmarkt leisten können, einen Zuschuss zur
    Rente zu zahlen. Mit einem solchen Brückengeld, das ma-
    ximal fünf Jahre gezahlt wird, soll den Menschen der Weg
    von der Arbeitslosigkeit in die vorzeitige Verrentung
    eröffnet werden. Voraussetzung ist natürlich, dass je-
    mand, der dies in Anspruch nimmt, dem Arbeitsmarkt
    nicht zur Verfügung steht.

    Weil wir auch die Bedenken sehen, die es auf diesem
    Feld gibt, und weil wir nicht in massenhafter Weise einen
    neuen Weg in den Vorruhestand eröffnen wollen, sehen wir
    in dem Gesetzentwurf Folgendes vor: Erstens wollen wir
    nur für einen begrenzten Zeitraum, nämlich für zwei Jah-
    re, individuelle und flexible Möglichkeiten für einen sol-
    chen Ausstieg aus dem Erwerbsleben ermöglichen. Zwei-
    tens haben wir die Höhe des Brückengeldes so bemessen,
    dass es nur genau halb so hoch ist wie der jeweilige An-
    spruch auf das Arbeitslosengeld, sodass die Attraktivität
    dieses Weges, nämlich des Beschreitens der Brücke,
    außerordentlich niedrig ist. Es ist jedenfalls, anders als
    früher, kein Weg für Unternehmen – ich habe selbst daran
    mitgewirkt, um das so zu gestalten; ich sage dies der Klar-
    heit halber –, in größerer Zahl Arbeitnehmerinnen und
    Arbeitnehmer auf Gemeinschaftskosten in den Vorruhe-
    stand zu schicken. Diesen Weg wollen wir und werden wir
    nicht mehr eröffnen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ein weiteres Ziel ist, die Selbstständigkeit besonders
    zu fördern. Jeder Selbstständige schafft, wie wir alle wis-
    sen, früher oder später neue Jobs, neue Ausbildungs- und


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    396


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Arbeitsplätze und leistet damit einen Beitrag zum Abbau
    der Arbeitslosigkeit. Das wollen wir nach dem Vorschlag
    der Hartz-Kommission verstärkt fördern. Neben dem
    Überbrückungsgeld schaffen wir mit der Ich-AG und der
    Familien-AG ein neues Instrument zur Förderung von
    Existenzgründungen. Wir wollen Arbeitslosen einen so-
    zial abgesicherten Start in die Selbstständigkeit ermög-
    lichen, ohne dass sie den sozialen Schutz, den Beschäf-
    tigte genießen, opfern müssen. Sie bleiben also zu
    günstigeren Bedingungen renten- und krankenversichert,
    und zwar mit Unterstützung der Arbeitsverwaltung; für
    drei Jahre erhalten sie einen im Laufe der Zeit abneh-
    menden Zuschuss durch die Arbeitsverwaltung.

    Die neue Ich-AG wird darüber hinaus von einer güns-
    tigen steuerlichen Behandlung profitieren. Was wir uns
    gemeinsam mit dem Finanzminister – mit dem diskutie-
    ren wir über diese Frage noch, weil es hierbei gewisser-
    maßen darum geht, ein neues Steuerrecht für das Kleinst-
    gewerbe zu schaffen – vorstellen, ist die Zugrundelegung
    eines geringen Pauschbetrages. Die steuerliche Behand-
    lung soll so günstig – auch so bürokratiefern – wie mög-
    lich sein, um solche Unternehmen auf den Weg zu brin-
    gen und zu fördern. Diese Ich-AGs wollen wir so bis zu
    einem Einkommen von 25 000 Euro pro Jahr positiv be-
    gleiten.

    Ich habe schon in unserer letzten Debatte darauf hin-
    gewiesen, dass die Einführung dieser Ich-AGs auch Ein-
    fluss auf das Handwerksrecht haben wird, was nicht zu
    unterschätzen sein wird. Mir ist klar, dass dies von ver-
    schiedenen Seiten kritisch gesehen wird. Auch hierzu darf
    ich – und zwar im positiven Sinne – Herrn Schleyer in An-
    spruch nehmen, der in der Hartz-Kommission diesen Weg
    ebenfalls mitgetragen hat. Es soll so sein, dass man kei-
    nen Meister braucht, wenn man mit der Ich-AG ins Hand-
    werk oder in einen handwerksähnlichen Bereich kommt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es geht darum, hier allererste Schritte zur Verwaltungs-
    vereinfachung zu machen. Es wird faktisch unterstellt – so
    ist es im Gesetzentwurf angelegt –, dass für eine solche
    Tätigkeit eine Genehmigung nach dem Handwerksrecht
    vorliegt. Dies ist ein erster Schritt, um das auf den Weg zu
    bringen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Als jemand, der in den Jahren, in denen er in der Poli-
    tik mit Wirtschaft zu tun hatte, die Handwerkskammern
    und die Industrie- und Handelskammern als Institutionen
    immer verteidigt und gerechtfertigt hat – ich halte sie im
    Hinblick auf den wirtschaftspolitischen Dialog für wich-
    tig –, appelliere ich von hier aus an das Handwerk, dies
    nicht als einen Pauschalangriff anzusehen, sondern als
    Aufforderung, auch im eigenen Sektor zu deregulieren,
    die Aufforderung zur Deregulierung also nicht nur an an-
    dere zu schicken, sondern auch im eigenen Sektor für De-
    regulierung und für mehr Flexibilität zu sorgen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)