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ID1425100500

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    Vokabeln: 9
    1. Herr: 1
    2. Minister: 1
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    7. des: 1
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Gedenken an die Opfer der Flutkatastrophe 25415 A Nachruf auf den Abgeordneten DietmarSchlee 25415 B Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeordne- ten Ludwig Eich, Dr. Karlheinz Guttmacher, Walter Link (Diepholz), Otto Schily und Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast . . . . . . . . . . . 25415 C Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . 25415 D Tagesordnungspunkt 1: a) Regierungserklärung durch den Bundes- kanzler: Den Opfern helfen – Gemein- sinn stärken: Maßnahmen zur Bewäl- tigung der Hochwasserkatastrophe 25416 A b) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung steuer- rechtlicher Vorschriften und zur Errich- tung eines Fonds „Aufbauhilfe“ (Flut- opfersolidaritätsgesetz) (Drucksache 14/9894) . . . . . . . . . . . . . 25416 A c) Antrag der Fraktion der CDU/CSU: Schnelle Hilfe für die Flutopfer (Drucksache 14/9905) . . . . . . . . . . . . . 25416 B d) Erste Beratung des von der Fraktion der PDS eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Ausgleich der von der Hochwasserkatastrophe im August 2002 verursachten Eigentumsschäden (Hoch- wasserschaden-Ausgleichsgesetz) (Drucksache 14/9895) . . . . . . . . . . . . . 25416 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: a) Antrag der Fraktion der PDS: Stärkere Beteiligung von Großunternehmen an der Bewältigung von Hochwasser- schäden durch Körperschaftsteuer auf Veräußerungsgewinne (Drucksache 14/9899) . . . . . . . . . . . . . 25416 B b) Antrag der Fraktion der PDS: Stärkere Beteiligung von Kapitalgesellschaf- ten an der Bewältigung von Hoch- wasserschäden durch Erhöhung der Körperschaftsteuersätze (Drucksache 14/9900) . . . . . . . . . . . . . 25416 C c) Antrag der Fraktion der PDS: Bewäl- tigung der Flutkatastrophe gerecht finanzieren – Vermögensabgabe er- heben (Drucksache 14/9901) . . . . . . . . . . . . . 25416 C d) Antrag der Fraktion der PDS: Flutka- tastrophe 2002: Den Opfern langfris- tig und wirksam helfen – Rüstungs- projekte streichen (Drucksache 14/9902) . . . . . . . . . . . . . 25416 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . . 25416 D Dr. Edmund Stoiber, Ministerpräsident (Bayern) 25422 A Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 25428 D Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 25433 A Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 25433 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . 25434 C Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 25436 D Dr. Georg Milbradt, Ministerpräsident (Sachsen) 25439 D Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25442 C Plenarprotokoll 14/251 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 251. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 29. August 2002 I n h a l t : Ronald B. Schill, Senator (Hamburg) . . . . . . 25443 D Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi 25447 A Dr. Georg Milbradt, Ministerpräsident (Sachsen) 25450 D Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi 25451 B Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . . . 25451 C Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 25452 A Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 25453 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25454 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25455 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 25457 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25458 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. August 2002II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. August 2002
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. August 2002 Birgit Homburger 25454 (C) (D) (A) (B) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. August 2002 25455 (C)(A) Berichtigung 248. Sitzung, Seite 25198 (A), das endgültige Ergebnis der Namentlichen Abstimmung ist wie folgt zu lesen: Endgültiges Ergebnis der Namentlichen Abstimmung über die Vorschläge zur Gestaltung der Historischen Mitte Berlins – Beschlussempfehlung des Ausschusses für Kultur und Medien – (Drucksache 14/9660) Abgegebene Stimmen 587 Ungültige Stimmen 8 Gültige Stimmen 579 Nein 62 Enthaltungen 6 Es entfielen auf den Vorschlag – Alternative A (Wiederherstellung der barocken Fassaden) 378 Stimmen Vorschlag – Alternative B (Klärung der Fassadengestaltung in einem Architektenwettbewerb; Alternativen zur Rekonstruktiom der Barocken Fassaden nicht ausgeschlossen) 133 Stimmen Ein Vorschlag ist angenommen, wenn er mehr Stimmen erhalten hat als der andere Vorschlag zuzüglich der Nein- Stimmen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. August 2002 25457 (C) (D) (A) (B) Adler, Brigitte SPD 29.08.2002 Aigner, Ilse CDU/CSU 29.08.2002 Altmann (Aurich), Gila BÜNDNIS 90/ 29.08.2002 DIE GRÜNEN Bachmaier, Hermann SPD 29.08.2002 Dr. Bartsch, Dietmar PDS 29.08.2002 Dr. Bauer, Wolf CDU/CSU 29.08.2002 Behrendt, Wolfgang SPD 29.08.2002* Dr. Bergmann-Pohl, CDU/CSU 29.08.2002 Sabine Dr. Blens, Heribert CDU/CSU 29.08.2002 Börnsen (Bönstrup), CDU/CSU 29.08.2002 Wolfgang Bohl, Friedrich CDU/CSU 29.08.2002 Borchert, Jochen CDU/CSU 29.08.2002 Brandner, Klaus SPD 29.08.2002 Brunnhuber, Georg CDU/CSU 29.08.2002 Buntenbach, Annelie BÜNDNIS 90/ 29.08.2002 DIE GRÜNEN Eich, Ludwig SPD 29.08.2002 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ 29.08.2002 DIE GRÜNEN Fischer (Berlin), Andrea BÜNDNIS 90/ 29.08.2002 DIE GRÜNEN Formanski, Norbert SPD 29.08.2002 Francke, Klaus CDU/CSU 29.08.2002 Frick, Gisela FDP 29.08.2002 Dr. Friedrich (Hof), CDU/CSU 29.08.2002 Hans-Peter Friese, Harald SPD 29.08.2002 Ganseforth, Monika SPD 29.08.2002 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 29.08.2002 Gilges, Konrad SPD 29.08.2002 Häfner, Gerald BÜNDNIS 90/ 29.08.2002 DIE GRÜNEN Haupt, Klaus FDP 29.08.2002 Hofbauer, Klaus CDU/CSU 29.08.2002 Hollerith, Josef CDU/CSU 29.08.2002 Hornung, Siegfried CDU/CSU 29.08.2002 Dr. Jens, Uwe SPD 29.08.2002 Jünger, Sabine PDS 29.08.2002 Dr.-Ing. Kansy, CDU/CSU 29.08.2002 Dietmar Kauder, Volker CDU/CSU 29.08.2002 Knoche, Monika BÜNDNIS 90/ 29.08.2002 DIE GRÜNEN Dr. Kolb, Heinrich L. FDP 29.08.2002 Kors, Eva-Maria CDU/CSU 29.08.2002 Koschyk, Hartmut CDU/CSU 29.08.2002 Kubatschka, Horst SPD 29.08.2002 Kühn-Mengel, Helga SPD 29.08.2002 Lamers, Karl CDU/CSU 29.08.2002 Dr. Laufs, Paul CDU/CSU 29.08.2002 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 29.08.2002 Lensing, Werner CDU/CSU 29.08.2002 Dr. Loske, Reinhard BÜNDNIS 90/ 29.08.2002 DIE GRÜNEN Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 29.08.2002 Erich Maier, Pia PDS 29.08.2002 Mertens, Angelika SPD 29.08.2002 Dr. Meyer (Ulm), SPD 29.08.2002 Jürgen Michelbach, Hans CDU/CSU 29.08.2002 Nahles, Andrea SPD 29.08.2002 Neuhäuser, Rosel PDS 29.08.2002 Nickels, Christa BÜNDNIS 90/ 29.08.2002 DIE GRÜNEN entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. August 200225458 Ohl, Eckhard SPD 29.08.2002 Ostrowski, Christine PDS 29.08.2002 Pretzlaff, Marlies CDU/CSU 29.08.2002 Reiche, Katherina CDU/CSU 29.08.2002 Reinhardt, Erika CDU/CSU 29.08.2002 Romer, Franz CDU/CSU 29.08.2002 Ronsöhr, CDU/CSU 29.08.2002 Heinrich-Wilhelm Roos, Gudrun SPD 29.08.2002 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 29.08.2002 Schultz (Köln), SPD 29.08.2002 Volkmar Schwalbe, Clemens CDU/CSU 29.08.2002 Dr. Solms, FDP 29.08.2002 Hermann Otto Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 29.08.2002 Steiger, Wolfgang CDU/CSU 29.08.2002 Sterzing, Christian BÜNDNIS 90/ 29.08.2002 DIE GRÜNEN Thönnes, Franz SPD 29.08.2002 Dr. Tiemann, Susanne CDU/CSU 29.08.2002 Dr. Uhl, Hans-Peter CDU/CSU 29.08.2002 Weiß (Emmendingen), CDU/CSU 29.08.2002 Peter Widmann-Mauz, CDU/CSU 29.08.2002 Annette Wolf (München), SPD 29.08.2002 Hanna Zierer, Benno CDU/CSU 29.08.2002 Dr. Zöpel, Christoph SPD 29.08.2002 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- geteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU-Vorla- gen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parla- ment zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Ausschuss fürWirtschaft und Technologie Drucksache 14/9305 Nr. 1.2 Drucksache 14/9479 Nr. 2.11 Drucksache 14/9479 Nr. 2.12 Drucksache 14/9479 Nr. 2.13 Drucksache 14/9479 Nr. 2.14 Drucksache 14/9479 Nr. 2.15 Drucksache 14/9479 Nr. 2.16 Drucksache 14/9479 Nr. 2.17 Drucksache 14/9479 Nr. 2.18 Drucksache 14/9479 Nr. 2.19 Drucksache 14/9479 Nr. 2.20 Drucksache 14/9479 Nr. 2.22 Drucksache 14/9479 Nr. 2.25 Drucksache 14/9479 Nr. 2.27 Drucksache 14/9479 Nr. 2.28 Drucksache 14/9479 Nr. 2.32 Drucksache 14/9479 Nr. 2.33 Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Drucksache 14/8428 Nr. 2.47 Drucksache 14/8428 Nr. 2.51 Drucksache 14/8428 Nr. 2.52 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ich erteile Minister
    Hans Eichel das Wort.


    (von Abgeordneten der SPD mit Beifall begrüßt)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren! In einem Punkt
    besteht Einigkeit – darüber bin ich froh –: Den Menschen,
    die in den Hochwassergebieten an der Elbe und insbeson-
    dere an der Mulde so furchtbar betroffen sind, muss sofort
    geholfen werden; ihnen muss sofort die Gewissheit gege-
    ben werden, dass der Wiederaufbau finanziert wird.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


    Sie dürfen nicht resignieren, sondern sie müssen mit un-
    ser aller Beistand ihre eigenen Kräfte mobilisieren kön-
    nen, um den Wiederaufbau sofort zu beginnen. Genau da-
    rauf haben wir uns eingestellt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Mittlerweile sind die Unterschiede offenkundig. Herr
    Kollege Stoiber, ich weiß nicht, wer Ihnen den Satz, der

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. August 2002
    Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber (Bayern)

    25428


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    besagt, höhere Zinsen seien besser als höhere Steuern,
    aufgeschrieben hat. Das ist ökonomischer Unsinn.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Höhere Zinsen, verehrter Herr Kollege Stoiber, sind
    nichts weiter – das ist der ganze Unterschied – als höhere
    Steuern in der Zukunft.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Daran, dass Sie das nicht erkannt haben, hat der Bundes-
    haushalt gekrankt, den wir 1998 übernommen haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Der ganze Unterschied zwischen Ihren Finanzie-
    rungsvorschlägen und unseren besteht darin, dass wir so-
    fort bezahlen, während Sie die Finanzierung über die Ban-
    ken vornehmen und die Rechnung unseren Kindern und
    Enkeln zukommen lassen wollen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Was diesen Unterschied angeht, ist die Opposition al-
    lerdings verlässlich;


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Ja, genau!)

    denn genau denselben Fehler – übrigens, die Geschichte
    wiederholt sich wirklich manchmal – haben Sie zu Beginn
    der Wiedervereinigung gemacht.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Damals, zum 1. Januar 1991, stand die dritte Stufe der
    Steuerreform an, die Gerhard Stoltenberg auf den Weg ge-
    bracht hatte; es ging um eine Entlastung in Höhe von
    25Milliarden DM. Damals haben Ihnen die seinerzeit op-
    positionellen Sozialdemokraten – daran erkennt man den
    Unterschied im Hinblick auf das Oppositionsverständnis
    zwischen CDU/CSU heute und SPD damals –, die Ge-
    werkschaften und auch viele Vertreter der Wirtschaft ge-
    sagt: Jetzt ist kein Raum für Steuersenkungen; jetzt brau-
    chen wir das ganze Geld, um den Osten aufzubauen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Es tut mir Leid, sagen zu müssen, dass Herr Kohl da-
    mals die Mär geboren hat, die Wiedervereinigung könne
    aus der Portokasse finanziert werden und im Osten habe
    man in wenigen Jahren blühende Landschaften. Die Men-
    schen haben anschließend die größte Enttäuschung erlebt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Die Lage heute ist so ähnlich wie damals. Die Men-
    schen waren seinerzeit bereit, das Opfer zu bringen, auf
    die Steuersenkung zu verzichten. Dem hätte die Opposi-
    tion zugestimmt. Wir haben heute dieselbe Situation. In
    allen Versammlungen, die ich besuche, erlebe ich, dass

    die Menschen ganz selbstverständlich Ja sagen: Da diese
    große Katastrophe jetzt da ist, sind wir bereit, ein Jahr auf
    Steuersenkungen zu verzichten, damit solide wiederauf-
    gebaut werden kann und nicht unsere Kinder das bezah-
    len müssen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Herr Kollege Stoiber, Sie machen einen schwerwie-
    genden und lang nachwirkenden Fehler, wenn Sie die Be-
    reitschaft der Menschen zur solidarischen Finanzierung
    nicht abrufen. Dieser Fehler würde uns, wenn er gemacht
    würde, später auf die Füße fallen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das entspräche übrigens exakt dem Problem, das wir von
    Ihnen übernommen haben: Ein solcher Schuldenberg ist
    durch die Kosten für die Wiedervereinigung nicht zu
    rechtfertigen. Eine solide Finanzierung hätte man anmah-
    nen können. Das gilt auch in diesem Fall.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Im Übrigen führt das nur dazu, dass es immer teurer
    wird. Verehrter Herr Kollege Stoiber, Sollzinsen sind im-
    mer höher als Habenzinsen;


    (Zuruf von SPD: In Bayern nicht!)

    davon leben doch die Banken. Was Sie vorschlagen, be-
    deutet doch, dass 4,4Milliarden Euro an Zinsausgaben im
    Laufe der nächsten elf Jahre dazukommen, weil im Erb-
    lastentilgungsfonds nicht getilgt wird.


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Das machte er wie mit den Kirch-Krediten!)


    Was für ein Unsinn das ist, sehen Sie an den folgenden
    Zahlen, die ich für Deutschland habe hochrechnen lassen:
    Die Bundesrepublik Deutschland hat im Laufe ihrer Ge-
    schichte mehr Geld für Zinsen ausgegeben, als sie Kredite
    aufgenommen hat. Dieser Zusammenhang ist völlig lo-
    gisch. Lassen wir den Unsinn also! Fangen wir endlich an,
    solide zu finanzieren!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Wer von Umschichtungen redet und meint, damit das
    Größenordnungsthema zu bewältigen, der ist auch be-
    weispflichtig und muss das hier sagen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ich habe immer gesagt, dass der Haushalt auf Kante
    genäht ist. In dieser Situation eine Debatte darüber zu
    führen – wäre sie denn ernst gemeint –, wie ich das Kin-
    dergeld kürze, wie ich die Rente kürze oder in großem
    Umfang Investitionen in den alten Bundesländern zusam-
    menstreiche, fördert nicht die Solidarität in Deutschland.
    Man muss sagen, dass es besser ist, ein Jahr länger auf
    Steuersenkungen zu warten.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. August 2002
    Bundesminister Hans Eichel

    25429


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Das ist im Übrigen auch gerecht.

    (V o r s i t z: Vizepräsidentin Anke Fuchs)


    Eine der „tollsten“ Sachen, die Sie machen, ist, dass
    Sie, der Sie die Senkung des Spitzensteuersatzes auf un-
    ter 40 Prozent zum obersten Staatsziel erklärt haben, uns
    etwas von gerechter Steuerpolitik erzählen wollen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist, wie wenn der Wolf sich um die Lämmer kümmert!)


    Das läuft mit uns nicht. Herr Kollege Stoiber, vielleicht
    sollten Sie Herrn Faltlhauser einmal befragen, wenn er
    nicht als Propagandaredner, sondern als Finanzminister
    unterwegs ist. Es gibt keine gerechtere Finanzierung als
    über die Einkommensteuer, weil sie nämlich im Unter-
    schied zu jeder anderen Finanzierung bedeutet, dass die-
    jenigen, die über kleine Einkommen verfügen – Sie haben
    diese Menschen früher verfassungswidrig hoch besteuert –,


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    nicht zahlen müssen, während der Beitrag mit steigendem
    Einkommen immer stärker wächst. Das ist nämlich der
    Sinn des progressiven Steuertarifs, sehr verehrter Herr
    Kollege Stoiber.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Es zahlen alle, die steuerpflichtig sind. Natürlich zahlen
    auch der Chef von Daimler-Chrysler und der Chef der
    Deutschen Bank. Wir haben mit den Steuerschlupf-
    löchern Schluss gemacht, die denjenigen, die große Ein-
    kommen hatten, die Möglichkeit gaben, sich steuerfrei zu
    stellen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Friedrich Merz [CDU/CSU]: Die sind so groß wie nie zuvor!)


    Die Solidarität derWirtschaftsverbände erkenne ich
    ausdrücklich an. Man wird zwischen den Wirtschaftsver-
    bänden sehr genau unterscheiden müssen. Die Solidarität
    des BDI und insbesondere des Deutschen Industrie- und
    Handelskammertages war angesichts einer solcher He-
    rausforderung vorhanden. Sie haben gesagt: Wir tragen
    das mit. Es war deutlich erkennbar, dass sie auch bereit
    sind, zusätzlich eine Erhöhung der Körperschaftsteuer um
    1,5 Prozentpunkte hinzunehmen. Das will ich ausdrück-
    lich anerkennen.


    (Joachim Poß [SPD]: Das hat Stoiber doch vorgeschlagen! – Ludwig Stiegler [SPD]: Jetzt hat ihn der Mut verlasssen!)


    Herr Kollege Stoiber, Sie haben nicht damit gerechnet,
    dass Sie vor der Wahl für Ihre Kampagne, dass der Mit-
    telstand benachteiligt sei und die Großen begünstigt wür-
    den, den Wahrheitsbeweis für diese – wahrheitswidrige –
    Behauptung antreten müssen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Friedrich Merz [CDU/CSU]: Jetzt wird es spannend!)


    Zunächst haben Sie gesagt – ich habe das im Fernsehen
    verfolgt –, der Vorschlag sei nicht gerecht, die Zahler von
    Körperschaftsteuer müssten auch beteiligt werden –
    auch Herr Merz hat das gesagt; er hat auf unseren Vor-
    schlag hin seine Position in einer Nacht übrigens dreimal
    gewechselt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ludwig Stiegler [SPD]: Er wechselt seine Meinungen öfter als seine Unterwäsche!)


    Wir haben Sie eingeladen, Vorschläge zu machen. Wir
    hätten die auch akzeptiert, verehrter Herr Kollege Stoiber,
    wenn da nur irgendein vernünftiger Vorschlag auf den
    Tisch gekommen wäre. Es ist aber kein Vorschlag auf den
    Tisch gekommen.

    Alleine das Thema Körperschaftsteuer ist ein Stück aus
    dem Tollhaus. Ihre Fraktion kannte bei der ganzen Dis-
    kussion um die Steuerreform nur zwei Begriffe: Spitzen-
    steuersatz und körperschaftsteuerliches Vollanrechnungs-
    verfahren. Im Moment wird das alte Steuerrecht, das Sie
    behalten wollten, abgewickelt. Das, was da passiert, hat
    mit unserem nichts, aber auch gar nichts zu tun.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Friedrich Merz [CDU/CSU]: Das ist unglaublich! Unwahrhaftiger geht es nicht!)


    Im Übrigen geht dieser Teil des Geldes ja nicht verloren;
    den zahlen auf der anderen Seite – das wissen Sie doch
    ganz genau, wenn Sie nur ein bisschen Ahnung davon ha-
    ben – die Aktionäre. Deswegen ist ja das Aufkommen aus
    der Kapitalertragsteuer im vergangenen Jahr um 7 Mil-
    liarden Euro gestiegen. Diese ist nämlich das Pendant zur
    ausgefallenen Körperschaftsteuer, die nach Ihrem System
    zurückgezahlt werden musste, nach unserem jetzt aber
    nicht mehr. All das, was Sie da erzählen, ist ja nicht wahr.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Weil es nicht wahr ist, waren Sie ja auch vor dem Hinter-
    grund Ihrer eigenen Propaganda nicht in der Lage, einen
    einzigen Abänderungsvorschlag zu unseren Vorschlägen
    zu machen. So schnell ist solch ein falsches Propaganda-
    gebäude noch nie zusammengebrochen, wie wir es in die-
    sen Tagen erlebt haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Nun zu dem, was den Mittelstand betrifft; auch das ist
    eine spannende Veranstaltung, auch in Bezug auf Sie und
    Herrn Philipp. Ich habe ja gar nicht gewusst, wie viele
    Fans meiner Steuerreform es gibt, bevor wir sagten, wir
    verschieben sie um ein Jahr. Ich habe nicht gemerkt, wie
    viele Fans der Steuerreform wir haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie und viele andere haben uns doch die ganze Zeit erzählt,
    dass sie ungerecht sei und eine hohe Belastung für den
    Mittelstand mit sich bringe. Nun verschieben wir diese Be-
    lastung, aber es sollen 200 000 Arbeitsplätze verloren und

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. August 2002
    Bundesminister Hans Eichel
    25430


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    25 000 Betriebe Pleite gehen. Dass an dieser Behauptung
    nichts stimmt, sieht jeder Mensch in diesem Lande.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Es sind doch schon 200 000 im Handwerk verloren gegangen! Jetzt kommen noch einmal 200 000 hinzu!)


    Deswegen möchte ich Ihnen eines sagen, dabei unter-
    scheide ich auch: Herr Philipp sollte endlich einmal seine
    Funktion als Präsident des Zentralverbandes des Deut-
    schen Handwerks ernst nehmen und sich nicht immer wie
    ein ehemaliger Aachener CDU-Stadtrat verhalten. Dann
    kämen wir bei der Vertretung der Interessen des Mittel-
    standes weiter.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Anke Fuchs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Minister Eichel,
gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Wissmann?


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Ich
    möchte mich gerne einmal mit den Argumenten von Herrn
    Kollegen Stoiber auseinander setzen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Sehen wir uns, meine Damen und Herren, nur noch ei-

    nes an, nämlich die obere Grenzsteuerbelastung. Als wir
    an die Regierung kamen, lag die obere Grenzsteuerbelas-
    tung für den Mittelstand bei 70 Prozent: 53 Prozent Spit-
    zensteuersatz plus Solidaritätszuschlag plus Gewerbe-
    steuer. Allein dadurch, dass wir die Gewerbesteuer als
    Kostenfaktor der mittelständischen Betriebe beseitigt ha-
    ben, konnte diese Belastung um 13 Prozentpunkte gesenkt
    werden. Indem wir dann noch den Spitzensteuersatz auf
    48 Prozent heruntergefahren haben, haben wir die obere
    Grenzsteuerbelastung von 70 auf 51 Prozent reduziert.
    Das ist die Wahrheit in Bezug auf den Mittelstand, meine
    Damen und Herren.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ludwig Stiegler [SPD]: Aber mit der Wahrheit hat er es nicht!)


    Dann steht die Frage im Raum, wie sich das konjunk-
    turell auswirkt. Dazu hat der Bundeskanzler schon das
    Nötige gesagt. Natürlich sind Steuersenkungen schön.
    Aber die Zusammenhänge, die Sie in den Diskussionen
    herstellen, sind schon sehr merkwürdig. Sie tun gerade so,
    als ob die Steuerpolitik die Konjunktur lenken könne. Das
    höchste Wirtschaftswachstum hatten wir im Jahre 2000,
    als wir noch gar keine Steuersenkungen durchgeführt hat-
    ten. Weitaus weniger hatten wir im Jahre 2001, nachdem
    wir die Steuern im großen Umfang gesenkt hatten. Das
    müsste Sie doch einmal zum Nachdenken über die Frage
    anregen, wie Konjunkturverläufe aussehen und wie
    man diese gestaltet.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ein Teil der Steuerentlastung könnte in den Spar-
    strumpf gehen. Jetzt aber gehen die gesamten 7,1 Milliar-

    den Euro sofort und vollständig in Investitionen; nicht nur
    das: Auch privates Kapital wird noch ordentlich mobili-
    siert. Der Kanzler hat doch Recht: Es können sich jetzt
    nicht einige, die in der Marktwirtschaft ebenfalls Verant-
    wortung haben, auf Kosten des Steuerzahlers davon-
    schleichen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das gilt auch für die Versicherungen – denen ich das
    nicht unterstelle – und für die Banken. Denn wenn wir
    hier nicht tätig geworden wären, hätten sie Totalausfälle.
    Deshalb kann man einen Solidarbeitrag zumindest bei der
    Entschuldung der kleinen Betriebe im Katastrophengebiet
    in Ostdeutschland erwarten.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir haben einen Vorschlag gemacht, der solide finan-
    ziert und gerecht ist, der das Geld sauber hereinbringt und
    den Mittelstand überhaupt nicht schädigt. Das Ganze wird
    übrigens ein einziges Programm insbesondere für kleine
    und mittelständische Betriebe und ihre Aufträge sein. Das
    sollte Herr Philipp in Dresden, Grimma und anderen Städ-
    ten seinen Mittelständlern einmal sagen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Außerdem ist unsere Politik europäisch eingebunden.
    Schließlich haben wir ein paar Verpflichtungen, übrigens
    auch für die gemeinsame Währung. Mit Ihrem Programm
    würden Sie bei der EZB – würde es je Regierungspro-
    gramm werden; denn die EZB äußert sich zu Recht nicht
    zu Oppositionsprogrammen – keine Freude auslösen. In
    Brüssel ist deutlich zum Ausdruck gebracht worden, dass
    der Weg, den wir gehen, europäisch eingebunden und der
    einzig richtige ist.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Zum Schluss, verehrter Herr Kollege Stoiber, noch
    eine Bemerkung zum Thema Umweltschutz, das ich hier
    im Übrigen nicht weiter behandeln will. Als wir mit Ih-
    nen, der damaligen Regierung Kohl, Anfang der 90er-
    Jahre – Gerhard Schröder war damals niedersächsischer
    Ministerpräsident – den Versuch unternahmen, ein Ein-
    vernehmen über den Ausstieg aus der Kernenergie zu er-
    zielen, haben wir darum gebeten, dass mit Blick auf das,
    was in den 70er-Jahren an Energiesparprogrammen, an
    Förderung der regenerativen Energien und der Kraft-
    Wärme-Koppelung und an weiteren Programmen auf den
    Weg gebracht worden war, einmal dargestellt werde, was
    daraus in den Jahren der Regierung Kohl geworden ist.
    Wissen Sie, was das Ergebnis war? – Alles ist im Laufe
    der Jahre beendet worden. Hätten wir damals nicht einen
    solchen Rückschritt in der Energiepolitik gehabt, wären
    wir heute schon sehr viel weiter.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich will jetzt nicht über Bayern rechten, Herr Kollege
    Stoiber. Aber wenn die Verhältnisse in Bayern so sind, wie
    Sie sie geschildert haben, hat sich das nicht bis zur

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. August 2002
    Bundesminister Hans Eichel

    25431


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    CDU/CSU-Bundestagsfraktion und zur CSU-Landes-
    gruppe herumgesprochen. Denn von Ihren Freunden hier
    im Deutschen Bundestag ist fast alles, was wir in Sachen
    erneuerbare Energien, Wärmedämmung usw. gemacht
    haben – allein 1 Milliarde Euro im Bundeshaushalt; Sie
    versprechen jetzt 100 Millionen Euro –, abgelehnt wor-
    den. Mehr muss man dazu nicht sagen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ein paar Sätze zu einem anderen Thema, das Sie zu
    Recht angesprochen haben, wenn auch nicht unbedingt in
    diesem Zusammenhang. Es ist unser großes Thema: die
    Arbeitslosigkeit. Herr Kollege Stoiber, Sie führen dazu
    eine wunderliche Debatte. Ich sehe in diesen Tagen die
    Plakate. Darauf wird der Kanzler mit 4 Millionen Arbeits-
    losen in Verbindung gebracht.


    (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Ja! Bravo! – Beifall des Abg. Hans Michelbach [CDU/ CSU])


    – Warten Sie einen Moment ab, gleich können Sie klat-
    schen. – Die höchste Arbeitslosigkeit nach der Wieder-
    vereinigung hatten wir im Januar/Februar 1998. Da war
    nur die Frage: Überschreiten wir die Schwelle der 5 Mil-
    lionen Arbeitslosen oder bleiben wir knapp darunter? Das
    fällt in Ihre Zeit.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der SPD: Bodenlos!)


    Auch heute sind es mindestens 300 000 Arbeitslose
    weniger. Im Unterschied zu Ihnen haben wir vor dem
    Wahltag keine Bilanzschönung betrieben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie wissen genau, was Sie 1998 gemacht haben: Sie ha-
    ben ein Vierteljahr vor der Wahl die AB-Maßnahmen zu-
    sammengeschoben, damit 300 000 Leute mehr auf der
    Payroll der Beschäftigungsmaßnahmen standen und Sie
    die Bilanz schönen konnten. Das war ein zynischer Um-
    gang mit den Arbeitslosen. So etwas machen wir nicht.
    Die Menschen haben das auch nicht akzeptiert.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich finde es außerordentlich spannend, dass Sie jetzt
    sagen, seit dem vergangenen Jahr seien rund 200 000 Ar-
    beitslätze verloren gegangen.


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: So ist das! Es sind sogar mehr!)


    Ich erinnere mich noch an die Debatten in diesem Hause,
    in denen Sie bestritten haben, dass wir – das ist übrigens
    dieselbe Statistik – über 1 Million Beschäftigte mehr ha-
    ben. Das müssen Sie dazusagen, verehrter Herr Merz:
    dass wir bis zum vorigen Sommer 1,2 Millionen Beschäf-
    tigte mehr hatten, als es zum Ende der Regierung Kohl
    waren.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Diese Zahl hat sich inzwischen aufgrund der flauen
    Konjunktur etwas verringert. Das ist wahr. Aber es blei-
    ben eine Million Arbeitsplätze bzw. eine Million Be-
    schäftigte mehr als zum Ende Ihrer Regierungszeit.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wenn wir jetzt bilanzieren, dann sage ich Ihnen: Es ging
    bei uns nicht nur um mehr Beschäftigung und weniger Ar-
    beitslose – natürlich wollten und wollen wir hier noch wei-
    ter vorankommen –, sondern wir haben auch für niedrigere
    Steuern gesorgt und weniger neue Schulden gemacht. Jetzt
    muss ich nicht mehr jede vierte Steuermark für Zinsen
    überweisen, sondern nur noch jede fünfte. Das ist der Er-
    folg der Konsolidierungspolitik der letzten vier Jahre.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das hat uns auch Raum gegeben, Schluss zu machen
    mit dem Unsinn, ausgerechnet den Bildungsetat zum
    Sparhaushalt zu machen, meine Damen und Herren.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Denn den haben wir wieder ordentlich aufgestockt. Die
    Investitionen im Verkehrsbereich waren nie so hoch, wie
    sie heute sind.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Den Aufbau Ost kann nur derjenige solide auf 15 Jahre
    im Voraus finanzieren, der eine solide Finanzpolitik
    macht – niemand sonst.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Meine sehr verehrten Damen und Herren, deswegen
    sage ich: Es ist gut – das ist die positive Seite –, dass das
    Konzept, das wir vorgeschlagen haben, sowohl im Bun-
    destag als offensichtlich auch im Bundesrat eine Mehrheit
    finden wird, damit die Menschen die Gewissheit haben,
    dass der Aufbau beginnt. Aber es ist auch gut – wenn es
    denn so ist –, dass sich die Menschen am 22. September
    dieses Jahres zwischen klaren Alternativen entscheiden
    können: Wollen wir bei der Verschuldung wieder dort an-
    fangen, wo wir 1998 aufgehört haben,


    (Zurufe von der SPD: Nein, nein!)

    oder wollen wir konsequent den Weg aus der Schulden-
    falle gehen? Das ist die Entscheidungsfrage, um die es am
    22. September dieses Jahres gehen wird.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das, meine Damen und Herren, gilt grundsätzlich;
    auch bei der Bewältigung der Flutkatastrophe. Ich sage
    Ihnen eines: Die Menschen im Lande zeigen viel mehr
    Solidarität als Sie, meine Damen und Herren von der
    CDU/CSU, mit Ihrer Art von Politik abfordern. Die Men-
    schen fragen danach, ob die Politik nicht endlich einmal
    dasselbe Maß an Solidarität aufbringt, das sie ihrerseits zu
    leisten in der Lage sind und das sie auch leisten wollen.
    Das würde unserem Land nämlich gut tun.


    (Anhaltender Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 251. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. August 2002
    Bundesminister Hans Eichel
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