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ID1420411700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Änderung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . . 20033 A Begrüßung des Vizepräsidenten des spani- schen Abgeordnetenhauses, Herrn Lopez, und seiner Delegation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20038 C Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2002 (Haushaltsgesetz 2002) (Drucksachen 14/6800, 14/7537) . . . . 20033 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unter- richtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2001 bis 2005 (Drucksachen 14/6801, 14/7324, 14/7538) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20033 B 16. Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/7304, 14/7321) . . . . . . . 20033 B Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 20033 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 20038 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . . 20048 B Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20053 A Hans-Peter Repnik CDU/CSU . . . . . . . . . 20055 D Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . . 20057 B Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20057 D Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20060 A Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20064 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20073 D Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . . 20076 D Dr. Gregor Gysi PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20078 C Klaus Hagemann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20080 D Dr. Gregor Gysi PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 20081 D Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 20083 D Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20085 D Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20087 D Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 20088 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20089 C 17. Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/7305, 14/7321) . . . . . . . 20092 A Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 20092 A Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20094 A Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . . . . . 20098 B Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20099 B Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20099 C Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20102 D Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 20104 D Volkmar Schultz (Köln) SPD . . . . . . . . . . . . . 20106 D Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU . . . . . . 20108 A Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 20110 A Volker Rühe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20113 C Plenarprotokoll 14/204 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 204. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001 I n h a l t : Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20116 D Volker Rühe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20117 B Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . . 20118 A Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 20119 A Dr. Elke Leonhard SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 20120 C Steffen Kampeter CDU/CSU (zur GO) . . . . . 20121 C 18. Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/7313, 14/7321) . . . . . . . 20121 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 20122 A Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20124 D Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . . . . 20127 A Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20128 C Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20131 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20131 D Dr. Uwe-Jens Rössel PDS . . . . . . . . . . . . . . . 20132 A Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20133 B Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 20134 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg 20137 A Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 20142 B Hildebrecht Braun (Augsburg) FDP . . . . . . . . 20142 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20143 D Heidi Lippmann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20144 D Manfred Opel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20145 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20147 B Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . 20149 A, B Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20149 D, 20152 C 19. Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/7317, 14/7321) . . . . . . . 20154 B Michael von Schmude CDU/CSU . . . . . . . . . 20154 D Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20156 C Joachim Günther (Plauen) FDP . . . . . . . . . . . 20159 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20160 C Carsten Hübner PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20162 C Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20163 D Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . . . . . . . . . 20166 C 28. Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 14/7315, 14/7321) . . . . . . . 20168 B Jochen Borchert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 20168 C Waltraud Lehn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20170 C Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20173 A Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20175 C Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . 20176 C Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . 20177 C Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . . . . 20178 D Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 20180 A Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20182 C Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20185 A Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20187 B Christoph Matschie SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 20189 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20192 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 20193 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001 Vizepräsidentin Anke Fuchs 20192 (C) (D) (A) (B) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001 20193 (C) (D) (A) (B) Altmann (Aurich), BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 Gila DIE GRÜNEN Beck (Bremen), BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 Marieluise DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 28.11.2001 Buntenbach, Annelie BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 DIE GRÜNEN Follak, Iris SPD 28.11.2001 Frick, Gisela FDP 28.11.2001 Friedrich (Altenburg), SPD 28.11.2001 Peter Girisch, Georg CDU/CSU 28.11.2001 Hauer, Nina SPD 28.11.2001 Heiderich, Helmut CDU/CSU 28.11.2001 Hornung, Siegfried CDU/CSU 28.11.2001 Jünger, Sabine PDS 28.11.2001 Kraus, Rudolf CDU/CSU 28.11.2001 Dr. Küster, Uwe SPD 28.11.2001 Lippmann, Heidi PDS 28.11.2001 Müller (Berlin), PDS 28.11.2001* Manfred Nahles, Andrea SPD 28.11.2001 Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 28.11.2001 Rübenkönig, Gerhard SPD 28.11.2001 Schenk, Christina PDS 28.11.2001 Scherhag, Karl-Heinz CDU/CSU 28.11.2001 Schlee, Dietmar CDU/CSU 28.11.2001 Schultz (Everswinkel), SPD 28.11.2001 Reinhard Dr. Freiherr von CDU/CSU 28.11.2001 Stetten, Wolfgang Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 28.11.2001 Dr. Thomae, Dieter FDP 28.11.2001 Wiesehügel, Klaus SPD 28.11.2001 Wolf (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 Margareta DIE GRÜNEN Dr. Zöpel, Christoph SPD 28.11.2001 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Rudolf Seiters


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich erteile
    dem Bundesminister der Verteidigung, Rudolf Scharping,
    das Wort.

    Rudolf Scharping, Bundesminister der Verteidigung

    (von der SPD sowie von Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN mit Beifall begrüßt)

    dent! Meine Damen und Herren! Von mehreren Rednern
    in der Debatte ist etwas zu den Angehörigen der Bun-
    deswehr gesagt worden. Ich denke, das sollte auch am
    Anfang meines Beitrags in dieser Aussprache stehen.

    Die Bundeswehr leistet mit ihren Soldatinnen und Sol-
    daten und auch mit ihren zivilen Beschäftigten Enormes.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Sie leistet Enormes für die Sicherheit unseres Landes, sie
    leistet Enormes in ihrem Engagement auf dem Balkan, in
    Bosnien, im Kosovo, in Mazedonien sowie in ihrem En-
    gagement in Georgien und sie leistet Enormes in der Be-
    kämpfung des internationalen Terrorismus.


    (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das reicht nicht!)


    Wenn man aber, wie es die Koalition und die Opposi-
    tion tun, sagt, sie leiste Enormes, und das mit Dank, Res-
    pekt und Anerkennung an die Soldatinnen und Soldaten,
    übrigens auch an ihre Familien, verbindet, dann kann man
    nicht gleichzeitig sagen: Die können nichts.


    (Paul Breuer [CDU/CSU]: Wer sagt das? – Günther Friedrich Nolting [FDP]: Das sagt doch niemand!)


    Das passt nicht sehr gut zusammen.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Der Mangel an Seriosität, um nichts Schlimmeres zu

    sagen, in der Argumentation aus den Reihen der Opposi-
    tion wird schon an wenigen Beispielen deutlich.


    (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Die kriegen nichts, haben wir gesagt! Das ist wahr!)


    Der Kollege Breuer sagt, es gebe eine erhebliche Verun-
    sicherung und die Nachwuchslage stimme nicht, und
    nennt Zahlen. Das tut er, obwohl er im Verteidigungs-
    ausschuss einen Bericht darüber bekommen hat und ei-
    gentlich wissen müsste,


    (Angelika Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er kann nicht lesen!)


    dass er hier die Öffentlichkeit und das Parlament falsch
    informiert. Das ist eine Tatsache.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie wissen so gut wie ich, Herr Kollege Breuer, dass in al-
    len Nachwuchsbereichen der Bundeswehr – das spricht
    für ihre Attraktivität, das spricht für die Akzeptanz der Re-
    form, das spricht für die Zukunftsfähigkeit der Bundes-
    wehr – die Bewerberzahlen über dem Soll liegen, mit ei-
    ner einzigen Ausnahme, das ist der Sanitätsdienst. Da
    liegen die Bewerberzahlen um etwas mehr als 20 Prozent
    unter dem angestrebten Soll.

    Der ganze Mangel der Seriosität der Argumentation
    wird deutlich, wenn Sie von knapp 180 000 Zeit- und Be-
    rufssoldaten sprechen.Wenn Sie so präzise mit allen Zah-
    len umgehen, dannwirdmir manches klar. InWirklichkeit
    sind es genau 188 000Zeit- undBerufssoldaten.Was Ihren
    Umgang mit Begrifflichkeiten angeht, lerne ich etwas.


    (Volker Kröning [SPD]: Immer abrunden!)

    Mangelnde Konsistenz praktizieren Sie auch in ande-

    ren Bereichen. Herr Kollege Nolting, Sie haben darüber
    gesprochen, was die „Bild“-Zeitung über die GEBB ge-
    schrieben hat. Ich will keine Spekulationen darüber an-
    stellen, wie Sie der „Bild“-Zeitung geholfen haben, zu der
    heutigen Meldung zu kommen.


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ermittelt man oder ermittelt man nicht?)


    Schauen Sie einmal: Der CDU-Kollege Feibel hat im Au-
    gust eine Anzeige erstattet, über die kurioserweise am Tag
    vor dieser Debatte in der „Bild“-Zeitung berichtet worden
    ist.


    (Günther Friedrich Nolting [FDP]: Ich sitze nicht in der Redaktion!)


    Korrekterweise hätten Sie wenigstens heute im Parlament
    die dpa zitieren können:

    Nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen dürfte
    die Sache auf eine Einstellung des Verfahrens hi-
    nauslaufen, sagte ein Sprecher der Staatsanwalt-
    schaft am Mittwoch. Bei dem Fall handelt es sich um
    einen so genannten Altfall, der seit Monaten geprüft
    wird. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte, die
    Prüfungen hätten ergeben, dass die Verlustzahlen
    nicht zutreffend seien.

    (ManfredOpel [SPD]:Aha!Unseriös hochdrei! – Angelika Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stillos!)


    ZudieserArt desUmgangsmiteinander kann ich nur sa-
    gen: Sie können gegen mich als Minister, gegen mich als
    Politiker gerne vorbringen, was immer Sie wollen; aber
    Sie sollten sich doch davor hüten, mit Ihrer Kritik einen
    Eindruck zu erzeugen, den die Bundeswehr, dieAngehöri-
    genderBundeswehr unddieFamilienderAngehörigender
    Bundeswehr – bei aller Notwendigkeit des parteipoliti-
    schen Streits – in keiner Weise verdient haben. Die Leis-
    tung dieser Menschen ist ein schlichtes Dementi des Ein-
    drucks, den Sie hier ständig zu erwecken versuchen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ Paul Breuer 20137 CSU]: Sie sind doch nicht die Bundeswehr! Quatsch!)





    (C)


    (D)


    (A)


    (B)


    In Zeiten grundlegender Erneuerung kommt es auf eine
    feste Orientierung an. Ich bin sehr erstaunt, dass in all den
    Diskussionen eines keine Rolle spielt: dass die Bundes-
    wehr durch die innere Führung und durch das Leitbild des
    Staatsbürgers in Uniform eine feste Verankerung in der
    Verfassung hat und behalten wird. Es kommt gerade un-
    ter den Bedingungen einer wachsenden Anzahl der
    Einsätze der Bundeswehr sehr darauf an, an diesen, in der
    Demokratie, im Rechtsstaat und in der Verpflichtung auf
    Freiheit und Würde des einzelnen Menschen fußenden
    Grundlagen der Bundeswehr festzuhalten und bei Gele-
    genheit an sie zu erinnern, damit sie angesichts mancher
    aufgeregten Diskussionen über das, was die Bundeswehr
    noch zu leisten hat, nicht in Vergessenheit geraten.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Walter Hirche [FDP]: Das ist völlig unstreitig!)


    Ich nehme dankbar zur Kenntnis, dass der Kollege
    Breuer sagt: Die Reform an sich ist in ihren Zielen ak-
    zeptiert und vernünftig. Ich weiß zwar nicht, weshalb sie
    dann auf den Prüfstand gehört; aber nun gut, man muss
    den Kollegen Breuer nicht immer verstehen.


    (Zuruf von der SPD: Das ist wohl wahr! – Zuruf von der CDU/CSU: Wir verstehen Sie auch nicht!)


    Die Reform ist, was ihre Grundlagen und ihre Konzeption
    angeht, akzeptiert. Sie wissen so gut wie ich: Sie ist in der
    NATO akzeptiert und wird dort ausdrücklich begrüßt; sie
    ist in der Europäischen Union akzeptiert und wird dort
    ausdrücklich begrüßt. Mittlerweile gilt das auch für den
    Deutschen Bundestag. Wenn wir uns in dieser Frage also
    einig sind, dann können wir uns anderen Fragen – auf ei-
    ner offenbar gemeinsamen Grundlage – zuwenden. Dafür
    bin ich sehr. Das will ich jetzt mit wenigen Worten erläu-
    tern.


    (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Jetzt fängt die Rede an!)


    Zunächst möchte ich etwas dazu sagen, was die inter-
    nationale Lage und den Beitrag der Bundeswehr zur Ge-
    währleistung internationaler Stabilität und einer friedli-
    chen Entwicklung auf unserem kleinen gemeinsamen
    Globus angeht. Wir haben ein Afghanistan-Mandat be-
    schlossen, das fünf militärische Fähigkeiten beinhaltet.
    Sie sind vernünftig und klug ausgewählt. Das gilt selbst
    dann, wenn sich nach ersten Fortschritten in Afghanistan,
    insbesondere auf der Afghanistan-Konferenz und danach,
    weitere Fortschritte ergeben sollten.

    Genauso bleibt es dabei, dass der Kampf gegen den
    internationalen Terrorismus und solche Staaten, die ihn
    unterstützen, Terroristen beherbergen oder in anderer
    Weise zu fördern versuchen, auf mehreren Ebenen geführt
    werden muss. Finanztransaktionen, die Zusammenarbeit
    der Geheimdienste und der Polizeiinstitutionen spielen
    eine Rolle. Wie auch im Hinblick auf Afghanistan ist die
    langfristige politische Perspektive nicht zu vergessen, an

    der die Bundesregierung einen gewissen – wie ich finde,
    sehr sichtbaren und sehr klugen – Anteil hat.

    Genauso deutlich sollte bleiben, dass der Kampf gegen
    den internationalen Terrorismus nicht allein auf einer
    Ebene zu führen sein wird. In einer durchaus akzeptablen
    Vermischung der außen- und sicherheitspolitischen De-
    batte hat der Kollege Rühe – er ist leider nicht mehr da –
    einiges zu den Punkten gesagt, die im Zusammenhang mit
    Afghanistan als Fragen in den Raum gestellt werden
    könnten, auch wenn ein früherer Verteidigungsminister
    das in dieser Form besser nicht tun sollte, weil ihm die in-
    nenpolitischen Motive für eine solche Erörterung auf die
    Stirn geschrieben stehen.


    (Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


    Sie haben mir eben gesagt, ich hätte mich gewisser-
    maßen vor dem Kongress der Zivilbeschäftigten ver-
    steckt. Ich habe das einmal nachprüfen lassen: Ich bin
    tatsächlich infolge des 11. September durch eine Reihe
    von Gesprächen auch internationaler Art verhindert ge-
    wesen, dann allerdings am Abend um circa 19 Uhr dort
    eingetroffen – wenn ich mich richtig erinnere – und dann
    nach Leipzig in Sachsen geflogen. Das ist schon richtig.
    Ihre Behauptung, ich hätte mich in einem Büro – ob in
    Bonn oder in Berlin – verkrochen, um mich vor den zivi-
    len Beschäftigten zu verstecken, ist schon angesichts der
    Vielzahl der Besuche, die ich dort normalerweise mache,
    an Lächerlichkeit nicht mehr zu überbieten, Herr Kollege
    Breuer.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich wollte aber eigentlich etwas zu Afghanistan sagen.
    Das ist nun wirklich wichtiger als die Szenarien, die Kol-
    lege Breuer hier zu konstruieren versucht.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Herr Kollege Rühe – den muss man in diesen Diskussi-
    onen ernster nehmen – hat dann eine – übrigens erstaun-
    liche – Serie von Fragen gestellt. Ich würde insbesondere
    Sie aus den Reihen der CDU/CSU bitten, einmal für ein
    gewisses Minimum an intellektueller Klarheit untereinan-
    der zu sorgen; das wäre hilfreich.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU)


    Es passt doch nicht zusammen, wenn man behauptet, die
    Bundeswehr sei schlecht ausgerüstet, ihr fehlten die nöti-
    gen Fähigkeiten und der Minister versage, dann aber Herr
    Rühe kommt und fragt: Wollt ihr jetzt das Ausfallen des
    amerikanischen Engagements auf dem Balkan ersetzen,
    wollt ihr in Afghanistan – mit welchen Truppen auch im-
    mer – eine stabilisierende friedliche Entwicklung mit ga-
    rantieren, seid ihr bereit, dort die Funktion der „lead na-
    tion“ zu übernehmen? Um dem Ganzen die Krone
    aufzusetzen, schlägt er dann noch vor, die Bundeswehr
    könnte auch noch – wie hat er es gesagt? – „southern
    watch“ und „northern watch“, also die Luftüberwachung
    über dem Irak, übernehmen. Sie können doch nicht auf
    der einen Seite sagen, die Bundeswehr sei nicht mehr in




    Bundesminister Rudolf Scharping
    20138


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    der Lage, ihren Auftrag zu erfüllen, sei völlig überfordert
    und es fehlten ihr die nötigen Fähigkeiten, wenn auf der
    anderen Seite der frühere Verteidigungsminister in einer
    außenpolitischen Debatte sagt: Im Übrigen könnte die
    Bundeswehr das, das und das noch machen. Das ist intel-
    lektuell nicht sehr sauber.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Kurt J. Rossmanith [CDU/ CSU]: Er hat Sie gefragt, wie Sie das machen wollen!)


    – Er hat doch nicht gefragt, er hat Vorschläge gemacht.
    Wenn er hier im Deutschen Bundestag solche Vorschläge
    macht, will er andere nicht nur ermuntern, kommentie-
    rend auf die Vorschläge einzugehen, sondern will Dritte
    womöglich auch noch ermuntern, die Vorschläge selber
    zu machen. Diese Funktion kennen wir doch alle.

    Vor diesem Hintergrund will ich Ihnen, was die inter-
    nationale Entwicklung angeht, sagen: Der Außenminister,
    der Verteidigungsminister, der Bundeskanzler und die
    ganze Regierung sind der Auffassung: Wir haben keine
    unmittelbaren deutschen Interessen in Afghanistan. Wir
    haben ein unmittelbares deutsches Interesse an der
    Bekämpfung des internationalen Terrorismus; das ist
    wohl wahr.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir haben ein mittelbares deutsches Interesse im Zusam-
    menhang mit der Stärkung der Vereinten Nationen. Des-
    halb haben wir auch den Versuch gemacht, bei dem zu hel-
    fen, was jetzt in Bonn – hoffentlich langfristig – politisch
    auf den Weg gebracht wird.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich will deshalb sehr deutlich sagen: Abseits all der
    Diskussionen, die stattfinden, beginnt es mich – vielleicht
    verstehen Sie diese persönliche Bemerkung – zunehmend
    zu stören und auch in einem gewissen Umfang zu ärgern,
    wie man sich immer wieder an immer neuen militärischen
    Szenarien berauschen will, ohne die politisch langfristige
    Entwicklung und die Einordnung des Militärs in die
    außen- und sicherheitspolitischen Entwicklungsstrategien
    im Auge zu behalten.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Es ist im Übrigen auch unmittelbar gegen die Fami-
    lien der Soldaten und gegen die Soldaten selbst gerich-
    tet, wenn man die Soldaten sozusagen zu beliebig ein-
    setzbaren Instrumenten von irgendetwas erklären
    wollte. Das sind sie nicht und in einer solchen Weise
    werden sie auch nicht eingesetzt. Ich sage das in aller
    Deutlichkeit zum Beispiel im Zusammenhang mit den
    Bemerkungen des Kollegen Rühe, was den Irak betrifft.
    Die Opposition stellt hier Forderungen oder fragende
    Forderungen, obwohl heute – auch das können Sie den
    Agenturmeldungen entnehmen – zum Beispiel Vertreter
    der Nordallianz in Bonn sagen: Wir haben nicht das Ge-
    fühl, dass wir eine ausländische Truppe brauchen, es
    gibt hinreichende Sicherheit; wir wollen auch nicht,
    dass ausländische Truppen kommen. Wie kommen Sie

    auf die Idee, von uns im Deutschen Bundestag eine Ant-
    wort auf die Frage der Absicherung und Entwicklung in
    Afghanistan zu verlangen, wenn noch nicht einmal die
    Konfliktparteien in Afghanistan ein Einverständnis da-
    rüber haben, wie die Zukunft des Landes aussehen soll
    und ob überhaupt ausländische Truppen eine Rolle da-
    bei spielen können? Ich finde, das innenpolitische Be-
    dürfnis, im Zweifel die Absicht, noch einmal etwas Salz
    in gerade hoffentlich verheilende Wunden dieser Koali-
    tion zu streuen, steht dieser Forderung so auf die Stirn
    geschrieben, dass ich dazu nur sagen kann: So darf man
    mit Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik und den
    Interessen der Bundeswehr nicht umgehen, wie Sie das
    tun. Das verbietet sich aus Gründen der Fürsorge wie
    aus politischen Gründen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie sollten auch unseren amerikanischen Freunden und
    Partnern nicht unterstellen, sie wollten sich aus dem Bal-
    kan zurückziehen. Sie sollten auch nicht der närrischen
    Überlegung folgen, dass man immer zuerst an militäri-
    sche Kategorien oder Fähigkeiten denkt, wenn man von
    humanitärer Versorgung redet. Auch das ist falsch.
    Zunächst ist zu prüfen, was die Vereinten Nationen wol-
    len und leisten können, was die Nichtregierungsorganisa-
    tionen leisten können und was zum Aufbau der in Afgha-
    nistan durch die Taliban leider zerstörten Hilfsstrukturen
    und für den ökonomischen Fortschritt getan werden kann.
    Ich sage deutlich – ich wiederhole es ausdrücklich hier im
    Deutschen Bundestag –: Die Bundesrepublik Deutsch-
    land beweist ihr außenpolitisches Erwachsensein nicht
    dadurch, dass sie möglichst viele deutsche Soldaten auf
    afghanischem Boden stationiert. Dadurch beweist sie es
    nicht.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Vor diesem Hintergrund kommen wir dann zu der
    nächsten Frage, die wir in Europa zu beantworten haben;
    dazu hat der Kollege Fischer ja einiges in der anderen De-
    batte gesagt.


    (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Wo ist er denn?)


    Es ist richtig, dass die Vereinigten Staaten ökonomisch,
    politisch und auch militärisch ungewöhnlich stark sind.
    Genauso richtig bleibt, dass diese Stärke auch das Produkt
    bestimmter europäischer Schwächen ist. Das gilt auch für
    den Bereich von außen- und sicherheitspolitischen Fähig-
    keiten und für die militärischen Fähigkeiten, die dabei zu
    berücksichtigen sind. Insofern wird die Europäische Si-
    cherheits- und Verteidigungspolitik zur Stärkung der
    NATO, der transatlantischen Allianz als der einen Kon-
    stante deutscher und europäischer Politik entwickelt. In-
    sofern wird die Europäische Sicherheits- und Verteidi-
    gungspolitik als Motor der Integration in Europa – der
    zweiten Konstante – entwickelt. Auf andere Komponen-
    ten will ich, weil das den Zusammenhang sprengen
    würde, jetzt nicht eingehen.

    Wir sollten schon verstehen – damit kommen wir
    gleich zu der Frage, wie die Fähigkeiten, die damit




    Bundesminister Rudolf Scharping

    20139


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    verbunden sind, definiert werden sollen –, dass das Vor-
    haben, die ESVP einerseits und mit ihr die NATO ande-
    rerseits zu stärken, für uns die einzige Chance ist, die Ver-
    einigten Staaten von Amerika – diese Tendenz bzw. dieses
    Risiko ist hier und da immer vorhanden – von dem Rück-
    fall in Isolationismus oder Unilateralismus abzuhalten.
    Ob diese Chance jemals wahrgenommen werden kann, ist
    eine ganz andere Frage. Es gibt aber keine verantwortbare
    Alternative hierzu. Vor diesem Hintergrund füge ich hinzu
    – diese außen- und sicherheitspolitischen Aspekte sollten,
    auch wenn man über den Haushalt streitet, nicht verges-
    sen werden –, dass sehr viel davon abhängt, ob es gelingt,
    die NATO zu erweitern. Ich stimme dem Kollegen Rühe
    in diesem Fall ausdrücklich zu. Wir werben ja dafür, dass
    auf der Grundlage eines breiten Konsenses eine möglichst
    breite – neudeutsch könnte man sagen, ein approach –
    Zielsetzung verfolgt wird, übrigens unter Einschluss der
    baltischen Staaten. Das setzt allerdings voraus, dass man
    in vielen Fragen das Klima und die Substanz der interna-
    tionalen Zusammenarbeit verstärkt und vertieft. Von da-
    her rührt der Vorschlag, die NATO-Russland-Grundakte
    noch einmal durchzuschauen und zu prüfen, ob man
    außerhalb der Aufgaben kollektiver Verteidigung, die in
    Art. 5 festgeschrieben sind, Russland an anderen Aufga-
    ben viel stärker und institutionell besser abgesichert be-
    teiligen kann.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich denke an Terrorismusbekämpfung, Nonproliferation,
    Krisenmanagement und vieles andere. Von daher rührt der
    Vorschlag, die Fähigkeiten des gemeinsamen dänisch-
    polnisch-deutschen Korps in Stettin so weiter zu ent-
    wickeln, dass sie auf lange Sicht im gesamten baltischen
    Raum gemeinsam mit Russland zur Verfügung stehen. Es
    muss also geprüft werden, inwieweit Fähigkeiten, die
    Nicht-Artikel-5-Aufgaben betreffen, ausgebaut und, wo
    immer möglich, entwickelt werden können.

    In Zusammenhang mit dem internationalen Rüstungs-
    kontroll- und Abrüstungsregime, über das ja leider auch
    zu wenig geredet wird, weil Sicherheitspolitik in Deutsch-
    land auch Finanzpolitik ist und diese in Deutschland dann
    auf Kleinkram verkürzt wird, muss darauf geachtet wer-
    den, dass Rüstungskontrolle und Abrüstung nicht von
    der internationalen Agenda verschwinden.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Dann müssen wir noch darauf achten, dass zwar einseitige
    Schritte Möglichkeiten beinhalten und Vertrauen gut ist,
    dass aber im Interesse nicht nur der Vertragschließenden,
    sondern auch aller anderen mittelbar Betroffenen Ver-
    träge, die im Zweifel verifizierbar sind, immer die bessere
    Lösung sind als einseitige Schritte oder informelle Agree-
    ments.

    Wenn das der Rahmen ist, dann können wir folgende
    Frage stellen: Wie sieht es denn jetzt mit der Entwicklung
    innerhalb der Bundeswehr aus und welche Möglichkeiten
    haben wir dort? Was bedeutet die Erneuerung der
    Bundeswehr in diesem Zusammenhang? Es ist richtig
    – Herr Kollege Breuer und andere, ich gehe einmal davon

    aus, dass Sie es ernst meinen –: Wir sind uns über die kon-
    zeptionellen Grundlagen im Großen und Ganzen einig.

    Erstes Beispiel. Die neue Führungsorganisationwird
    planmäßig eingenommen. Die Streitkräftebasis hat das
    Einsatzführungskommando in Dienst gestellt. Es ist in
    Zukunft für den Einsatz aller Kräfte der Bundeswehr ver-
    antwortlich. Diese Fähigkeit bauen wir schneller auf als
    ursprünglich beabsichtigt. Deswegen konnte ich in der
    vergangenen Woche das Einsatzführungskommando vor-
    zeitig mit der Planung und Führung der deutschen Streit-
    kräfte betrauen, die bei der Bekämpfung des internationa-
    len Terrorismus eingesetzt werden sollen.

    Zweites Beispiel. Das Material- und Ausrüstungs-
    konzept ist im März dieses Jahres verabschiedet worden.
    Wir werden dabei zwar nicht alle Wünsche erfüllen kön-
    nen; das weiß ich sehr wohl. Aber wir sind dabei, zielge-
    richtet die Fähigkeiten zu erwerben, die wir bei der Auf-
    klärungs- und der Führungsfähigkeit auch über einen
    längeren Zeitraum und größere Distanzen sowie beim
    strategischen Transport und in manchen anderen Berei-
    chen, insbesondere was den Schutz und die Überlebens-
    fähigkeit von Soldaten bzw. der Truppe angeht, benöti-
    gen. Dies ist vom Kollegen Kröning mit einigen Zahlen
    untermauert worden. Ich brauche das nicht zu wiederho-
    len, möchte es aber in einen ganz anderen Zusammenhang
    stellen:

    Zur Führungsfähigkeit: Das Datenfunksystem MIDS
    ist vom Haushaltsausschuss, wenn ich es recht in Erinne-
    rung habe, gebilligt worden. Es handelt sich dabei um eine
    50-Millionen-Vorlage. Dies konnte übrigens nur gebilligt
    werden, weil wir auf der Seite Wirtschaftlichkeit, Effizi-
    enz und Veräußerungserlöse die Ergebnisse erzielt haben,
    auf die ich gleich noch zu sprechen komme.

    Zur Aufklärungsfähigkeit: Das strategische Auf-
    klärungssystem SAR Lupe ist praktisch unter Vertrag und
    konnte nur deshalb verwirklicht werden, weil wir auf der
    Seite Wirtschaftlichkeit, Betriebskostensenkung, Effizi-
    enz und Veräußerungserlöse die Ergebnisse erzielt haben,
    über die ich gleich noch sprechen werde.

    Das gilt – unbeschadet aktueller Bemerkungen des
    Rechnungshofes, über die wir noch diskutieren müssen –
    auch für das taktische Aufklärungssystem Fennek und die
    A 400 M. Unverändertes Ziel der Bundesregierung ist es,
    möglichst in diesem Jahr zu einer Unterschrift zu kom-
    men, die bestehenden Verpflichtungen in keiner Weise zu
    variieren und keine Unsicherheiten zu erzeugen. Das hat
    der Bundeskanzler am 23. November 2001 in Nantes in
    einem Kommuniqué ebenso wie gegenüber der Öffent-
    lichkeit bekräftigt. Ich habe dem nichts hinzuzufügen.

    Zur Wirksamkeit im Einsatz: Ich müsste jetzt über die
    Luftbetankungsfähigkeit, über den Tiger als Einsatzunter-
    stützungshubschrauber, über die Verbesserungen beim Tor-
    nado, über den EF 2000 und die Korvette 130 sprechen.
    Dies alles sind Beispiele, insbesondere die Korvette 130,
    die nur funktionieren, weil wir auf anderer Ebene mit Wirt-
    schaftlichkeit, Effizienz usw. deutlich vorangekommen
    sind. Das gilt übrigens auch für den Lenkflugkörper Me-
    teor, für den dringend benötigten Minenschutz für den Mar-
    der oder für die Abstandswaffe Taurus.




    Bundesminister Rudolf Scharping
    20140


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Vor diesem Hintergrund möchte ich darauf aufmerk-
    sam machen, dass zur Reform der Streitkräfte nicht nur
    eine Verbesserung der Ausrüstung gehört, sondern auch
    eine Veränderung im Verfahren bei der Beschaffung und
    Entwicklung von Wehrmaterial. Hier kann man übri-
    gens wieder von falschen Zahlen ausgehen und sagen, die
    Ansätze seien gekürzt worden. Das stimmt nicht. Aber
    noch entscheidender als das Betrachten der Quantität der
    Mittel für Forschung und Entwicklung scheint mir zu
    sein, dass wir gleichzeitig dafür sorgen, dass die Beschaf-
    fungszeiten reduziert werden – sie sind nämlich halbiert
    worden – und dass die Industrie bei der Entwicklung der
    Ausrüstung der Bundeswehr stärker in die Entwicklungs-
    verantwortung einbezogen wird. Das geschieht auch.

    Drittes Beispiel. Qualifizierungs- und Bildungsoffen-
    sive für Unteroffiziere und Mannschaften sowie Ausbil-
    dungskooperation mit 100 Kammern und 400 Unterneh-
    men. Die Bundeswehr ist das ausbildungsfreundlichste
    Unternehmen in der Bundesrepublik Deutschland!


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Viertes Beispiel. Neuausrichtungsgesetz und sechstes

    Besoldungsänderungsgesetz. Das sind nun wirklich
    Schlüsselelemente für die Umsetzung der Bundeswehrre-
    form. Wir werden im nächsten Jahr deutlich über 40 000,
    circa 42 000, Angehörige der Bundeswehr befördern kön-
    nen. Das ist ein Hinweis darauf, dass wir die berufliche
    Perspektive in der Bundeswehr verbessern. Aber neben
    Besoldung und sozialer Absicherung müssen wir noch
    andere Punkte betrachten, die mit der unausgewogenen
    Altersstruktur und mit dem Wehrdienst zu tun haben. Sie
    haben aber auch damit zu tun, dass wir wegen des hohen
    Anteils der Zeitsoldaten verpflichtet sind, nicht nur auf
    die Zeit in der Bundeswehr zu schauen, sondern auch die
    Perspektiven für zivile berufliche Tätigkeiten nach der
    Bundeswehrzeit von Anfang an förderlich im Auge zu be-
    halten.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Fünftes Beispiel. Tarifvertrag. In meinen Augen ist er
    ein bisschen spät zustande gekommen. Aber es gibt ihn
    seit dem 18. Juli mit weit reichenden Veränderungen, die
    auf sozialverträgliche Weise umgesetzt werden, wie sie
    kein einziges Unternehmen in Deutschland kennt.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Aber Sie, Herr Kollege Breuer, sagen, dass ich mich
    der Einsparung von bestimmten Personalkosten rühmen
    würde, die aber nur damit zusammenhängt, dass Stellen
    nicht besetzt werden.


    (Paul Breuer [CDU/CSU]: Stimmt ja auch!)

    Das ist aber schlicht die Unwahrheit. Wenn Sie sagen, es
    seien rund 180 000 Zeit- und Berufssoldaten – ich sage
    Ihnen, es sind 188 000, sorry –, dann beweist allein ein
    Vergleich Ihrer Behauptung mit der Realität, dass es da-
    ran nicht liegen kann.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Paul Breuer [CDU/CSU]: Mindestens 3 000 fehlen!)


    Allerdings haben wir im zivilen Bereich auf der Grund-
    lage des Tarifvertrages und auf der Grundlage der Er-
    neuerung der Bundeswehr in erheblichem Maße Stellen
    abbauen können. Das hat uns im Vollzug des Haushaltes
    2001 100 Millionen DM an Personalkosten erspart. Das
    ist richtig. Das ist auch ausdrücklich so beabsichtigt ge-
    wesen und war von Anfang an in den Beschlüssen der Ko-
    alition zur Erneuerung der Bundeswehr festgelegt.

    Sechstes Beispiel. Der Rahmenvertrag wurde mittler-
    weile von 600 Unternehmen unterzeichnet. Er ging von
    14 Pilotprojekten aus, die sich mittlerweile in 22 Ver-
    tragspaketen manifestiert haben.

    Siebtes Beispiel. Das Bundesministerium der Verteidi-
    gung hat ein Leitungscontrolling eingerichtet, das eine
    durchgängige Verfolgung und Steuerung nicht nur der Re-
    form ermöglicht. Das ist bei einem so vielschichtigen An-
    satz auch unbedingt erforderlich.

    Ich will nun einmal deutlich machen, was all dieses, in
    Zahlen übersetzt, bedeutet. Für den Kollegen Breuer sind
    alle diese Zahlen natürlich nicht neu; er hat sie wie andere
    Kollegen auch im Verteidigungsausschuss gehört. Aber es
    gehört offenbar zu den Gepflogenheiten einer intellektu-
    ell hoch stehenden Debatte, die Tatsachen möglichst zu
    verschweigen.


    (Heiterkeit bei der SPD)

    Im Haushaltsentwurf war von Anfang an eine Senkung

    der Betriebskosten von 200 Millionen DM eingeplant.
    Diese Einsparung werden wir erreichen. Die 100 Milli-
    onen DM, die wir an Personalkosten eingespart haben,
    habe ich bereits genannt. Die Flugbereitschaft ist aus-
    weislich anderer Bemerkungen des Rechnungshofes so
    optimiert worden, dass sie 74 Millionen DM im Jahr we-
    niger kostet. Die Kosten für die Ersatzteilbevorratung
    oder die Depotinstandhaltung beim Heer sind um 20 Mil-
    lionen DM gemindert worden. Die Umstellung der Be-
    schaffung von Ausstattung der Rechenzentren der Bun-
    deswehr auf Leasingverträge hat 38 Millionen DM
    erbracht. Es gibt Mieteinnahmen. Das Betreibermodell
    des Gefechtsübungszentrums in der Altmark erbringt
    insgesamt 16,5 Millionen DM.

    Das Heer hat klugerweise durch Neuordnung der De-
    potinstandsetzung und anderes Infrastrukturmaßnahmen
    im Wert von 1,2 Milliarden DM identifiziert, auf die man
    verzichten kann. Wir haben für rund 220 Millionen DM
    bewegliches wie unbewegliches Vermögen veräußert. Im
    Übrigen haben wir mit den Niederlanden eine Vereinba-
    rung über Lufttransportkapazitäten mit einem Volumen
    von 90 Millionen DM abgeschlossen.

    Ich bleibe bei dem, was ich von Anfang an gesagt habe:
    Ich bin nicht dafür, wegen einer schnellen Mark Druck
    auszuüben, um schnelle Veräußerungen zu schlechten
    Preisen zu erreichen.


    (Paul Breuer [CDU/CSU]: Jetzt auf einmal!)

    Wenn Sie diese Zahlen einmal zusammenrechnen, dann
    werden Sie unschwer erkennen, dass wir auf dieser Seite
    der Verbesserung von Wirtschaftlichkeit und Effizi-
    enz und der Steigerung von Veräußerungserlösen in die




    Bundesminister Rudolf Scharping

    20141


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Nähe des Zieles kommen – wir werden es nicht ganz er-
    reichen –, das wir uns vorgenommen haben.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich bedanke mich im Übrigen ausdrücklich bei den
    Mitgliedern des Verteidigungsausschusses, insbesondere
    aber auch bei den Mitgliedern des Haushaltsausschusses
    und nicht zuletzt bei dem Kollegen Hans Eichel und sei-
    nen Mitarbeitern. Wir haben alle Entscheidungen vorbe-
    reitet und werden sie mit diesem Haushalt durchsetzen,
    die mit der Gründung der genannten Beteili-
    gungsgesellschaft zu tun haben und die der Bundeswehr
    ein zusätzliches Investitionsvolumen in einer Größenord-
    nung erschließen, die hier auch nicht ganz genau beziffert
    worden ist. Über die kleine Differenz zwischen 800 Mil-
    lionen, 820 Millionen und 826 Millionen DM darf man ja
    bei Haushaltsberatungen jedenfalls im Sinne der CDU/
    CSU hinwegsehen. Wer Mehrforderungen von über
    400 Milliarden DM aufstellt,


    (Zuruf von der SPD: 433 Milliarden!)

    erwirbt sich nach seinen eigenen Vorstellungen offenbar
    das Recht, über die Bundeswehr zu reden, ohne sich die
    Tatsachen genau anzuschauen, und hier und da ein paar
    Hundert Millionen oder einige zig Millionen zu vergessen
    usw.

    Ich hätte Sie – ich sage das ganz deutlich – auf dem
    Weg der Erneuerung der Bundeswehr gern dabei. Aber
    wenn Sie in der Ecke stehen bleiben wollen, dann bleiben
    Sie da stehen. Wir werden die Bundeswehr dennoch
    erneuern, gemeinsam mit den Angehörigen der Bundes-
    wehr. Im Interesse der außen- und sicherheitspoli-
    tischen Handlungsfähigkeit der Bundesrepublik Deut-
    schland wird die Erneuerung mit Erfolg durchgeführt
    werden, ob Sie das mögen oder nicht. Es darf ja in Ihren
    Augen nicht so sein, dass ein Sozialdemokrat erfolgreich
    das aufräumt, was Sie ihm hinterlassen haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Liebe Kol-
leginnen und Kollegen, mit Blick auf die Rednerliste, auf
die folgenden namentlichen Abstimmungen und auf den
Umstand, dass heute Abend noch zwei Ressorts aufgeru-
fen werden, möchte ich von der Bestimmung des § 27 der
Geschäftsordnung Gebrauch machen und Kurzinterven-
tionen grundsätzlich auf eine Minute beschränken.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zu einer solchen Kurzintervention hat der Kollege
Rauber das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Helmut Rauber


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine
    sehr verehrten Damen und Herren! Herr Minister, die Kri-
    tik an Ihnen ist keine Kritik an der Bundeswehr und den
    Zivilbediensteten in der Bundeswehr.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir stehen zur Bundeswehr und wir erkennen die Leis-
    tungen der Soldaten umso mehr an, als sie unter sich ver-
    schlechternden Bedingungen erbracht werden müssen.
    Sie haben der Bundeswehr gegenüber unseren Planungen
    von 2000 bis 2004 18,6 Milliarden DM entzogen. Die
    1,5 Milliarden DM sind nur ein Teil der Kompensation.
    Der Haushalt hat nicht nur eine Einnahmenseite, sondern
    auch eine Ausgabenseite. 1998 standen 2 800 Soldaten auf
    dem Balkan. Ein Jahr später waren es durch den Kosovo-
    Krieg insgesamt 9 000. Allein das Kosovo-Engagement
    verursacht Kosten von 1,3 Milliarden DM.

    Wir fordern das ein, was Sie international versprochen
    haben. Sie haben entsprechend den Kölner Vorgaben in
    Sintra erklärt, dass der investive Anteil des Bruttoinlands-
    produkts von 0,3 Prozent auf 0,7 Prozent erhöht werden
    muss, was allein ein Mehr von 11 Milliarden DM aus-
    macht.