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ID1420406500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Änderung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . . 20033 A Begrüßung des Vizepräsidenten des spani- schen Abgeordnetenhauses, Herrn Lopez, und seiner Delegation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20038 C Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2002 (Haushaltsgesetz 2002) (Drucksachen 14/6800, 14/7537) . . . . 20033 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unter- richtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2001 bis 2005 (Drucksachen 14/6801, 14/7324, 14/7538) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20033 B 16. Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/7304, 14/7321) . . . . . . . 20033 B Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 20033 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 20038 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . . 20048 B Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20053 A Hans-Peter Repnik CDU/CSU . . . . . . . . . 20055 D Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . . 20057 B Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20057 D Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20060 A Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20064 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20073 D Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . . 20076 D Dr. Gregor Gysi PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20078 C Klaus Hagemann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20080 D Dr. Gregor Gysi PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 20081 D Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 20083 D Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20085 D Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20087 D Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 20088 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20089 C 17. Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/7305, 14/7321) . . . . . . . 20092 A Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 20092 A Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20094 A Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . . . . . 20098 B Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20099 B Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20099 C Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20102 D Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 20104 D Volkmar Schultz (Köln) SPD . . . . . . . . . . . . . 20106 D Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU . . . . . . 20108 A Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 20110 A Volker Rühe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20113 C Plenarprotokoll 14/204 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 204. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001 I n h a l t : Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20116 D Volker Rühe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20117 B Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . . 20118 A Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 20119 A Dr. Elke Leonhard SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 20120 C Steffen Kampeter CDU/CSU (zur GO) . . . . . 20121 C 18. Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/7313, 14/7321) . . . . . . . 20121 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 20122 A Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20124 D Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . . . . 20127 A Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20128 C Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20131 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20131 D Dr. Uwe-Jens Rössel PDS . . . . . . . . . . . . . . . 20132 A Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20133 B Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 20134 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg 20137 A Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 20142 B Hildebrecht Braun (Augsburg) FDP . . . . . . . . 20142 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20143 D Heidi Lippmann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20144 D Manfred Opel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20145 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20147 B Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . 20149 A, B Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20149 D, 20152 C 19. Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/7317, 14/7321) . . . . . . . 20154 B Michael von Schmude CDU/CSU . . . . . . . . . 20154 D Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20156 C Joachim Günther (Plauen) FDP . . . . . . . . . . . 20159 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20160 C Carsten Hübner PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20162 C Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20163 D Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . . . . . . . . . 20166 C 28. Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 14/7315, 14/7321) . . . . . . . 20168 B Jochen Borchert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 20168 C Waltraud Lehn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20170 C Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20173 A Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20175 C Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . 20176 C Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . 20177 C Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . . . . 20178 D Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 20180 A Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20182 C Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20185 A Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20187 B Christoph Matschie SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 20189 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20192 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 20193 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001 Vizepräsidentin Anke Fuchs 20192 (C) (D) (A) (B) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001 20193 (C) (D) (A) (B) Altmann (Aurich), BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 Gila DIE GRÜNEN Beck (Bremen), BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 Marieluise DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 28.11.2001 Buntenbach, Annelie BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 DIE GRÜNEN Follak, Iris SPD 28.11.2001 Frick, Gisela FDP 28.11.2001 Friedrich (Altenburg), SPD 28.11.2001 Peter Girisch, Georg CDU/CSU 28.11.2001 Hauer, Nina SPD 28.11.2001 Heiderich, Helmut CDU/CSU 28.11.2001 Hornung, Siegfried CDU/CSU 28.11.2001 Jünger, Sabine PDS 28.11.2001 Kraus, Rudolf CDU/CSU 28.11.2001 Dr. Küster, Uwe SPD 28.11.2001 Lippmann, Heidi PDS 28.11.2001 Müller (Berlin), PDS 28.11.2001* Manfred Nahles, Andrea SPD 28.11.2001 Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 28.11.2001 Rübenkönig, Gerhard SPD 28.11.2001 Schenk, Christina PDS 28.11.2001 Scherhag, Karl-Heinz CDU/CSU 28.11.2001 Schlee, Dietmar CDU/CSU 28.11.2001 Schultz (Everswinkel), SPD 28.11.2001 Reinhard Dr. Freiherr von CDU/CSU 28.11.2001 Stetten, Wolfgang Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 28.11.2001 Dr. Thomae, Dieter FDP 28.11.2001 Wiesehügel, Klaus SPD 28.11.2001 Wolf (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 Margareta DIE GRÜNEN Dr. Zöpel, Christoph SPD 28.11.2001 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Liebe
    Kolleginnen und Kollegen! Die Fraktion der PDS wird
    den Haushalt des Auswärtigen ablehnen, weil wir weder
    mit dem Haushalt selbst noch mit der Grundrichtung der
    Außenpolitik einverstanden sind.


    (Beifall bei der PDS)





    Dr. Helmut Lippelt
    20104


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Sofern meine Zeit reicht, werde ich dies im Einzelnen be-
    gründen.

    Vorweg möchte ich was zur Afghanistan-Konferenz
    bei Bonn sagen. Ich hoffe sehr, dass die Afghanistan-Kon-
    ferenz ein Erfolg wird. Ich hoffe sehr, dass endlich die
    Waffen schweigen, dass mehr Überlebenshilfe in Afgha-
    nistan ankommt, dass die Grundlagen für einen berechen-
    baren Staat entstehen und dass die Menschen in Afghanis-
    tan, insbesondere die afghanischen Frauen, eine neue
    Chance bekommen.


    (Beifall bei der PDS)

    Ich sage dies, gerade weil ich weiß, dass ein Erfolg der

    Konferenz als Argument gegen meine Kritik an dem
    Krieg benutzt werden wird – wie ich finde, fälschlicher-
    weise –:


    (Beifall bei der PDS)

    für friedliche Lösungen alles, für kriegerische Lösungen
    nichts.

    Ich verbinde dies mit der Forderung an die Bundesre-
    gierung, dafür einzutreten, dass nicht die Bilder vom
    Krieg gegen Afghanistan – noch immer wird Krieg ge-
    führt – durch neue Kriegsbilder aus dem Irak, aus Soma-
    lia oder aus anderen Ländern ersetzt werden. Ich würde
    sehr gern den Bundeskanzler heute Vormittag so verstan-
    den haben, dass er weitere militärische Aktionen – auch
    gegen den Irak oder Somalia – ausschließt. Zurückhaltend
    waren seine Bemerkungen; ausgeschlossen hat er es nicht.


    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Das haben Sie richtig bemerkt, Herr Kollege!)


    Ich möchte, dass die Regierung hier klipp und klar erklärt,
    dass sie weitere kriegerische Aktionen und die Teilhabe
    der Bundeswehr an solchen Aktionen ausschließt.


    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Das kann er doch gar nicht! – Dr. Helmut Lippelt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch in dem Beschluss schon ausgeschlossen!)


    Ich meine, dass kann man von einer außenpolitischen De-
    batte erwarten.


    (Beifall bei der PDS)

    Außenminister Fischer – jetzt lassen Sie uns über

    Grundrichtungen reden – sprach auf der Generalver-
    sammlung der Vereinten Nationen davon, dass die Welt-
    politik neu ausgerichtet würde. Er sprach von einer Ord-
    nungspolitik für das 21. Jahrhundert und von der
    Notwendigkeit einer Weltinnenpolitik.Wenn es stimmt,
    dass es um eine Neuausrichtung der Weltpolitik geht – da-
    ran habe ich keinen Zweifel –, muss man doch wohl hier
    im Bundestag darüber reden und diskutieren, in welche
    Richtung die Neuordnung derWelt gehen soll und wel-
    ches der spezifisch deutsche Beitrag dazu ist.


    (Uta Titze-Stecher [SPD]: Das war aber in seiner Rede enthalten!)


    Soll es in die Richtung der Vorherrschaft des Politi-
    schen vor dem Militärischen gehen? Dann bin ich einver-
    standen. Soll es in die Richtung des Ausgleiches, der Ko-

    operation, der sozialen Gerechtigkeit gehen? Das wäre
    eine europäische Handschrift nach dem Willen der PDS.


    (Beifall bei der PDS)

    Oder sollen nach wie vor militärische Lösungen vor poli-
    tischen Lösungen stehen? Soll nach wie vor das Recht des
    Stärkeren über der Stärke des Rechts stehen?


    (Zurufe von der SPD: Oh!)

    Ich glaube, dass diese Fragen hier beantwortet werden
    müssen.

    Dass es nur die eine Welt gibt, ist eine Binsenweisheit.
    Aus meiner Sicht ist aber fraglich, ob diese Welt immer
    näher zusammengerückt ist. Mir scheint, dass die Klüfte
    in dieser einen Welt tiefer, schroffer und unversöhnlicher
    geworden sind.

    Die These von der Weltinnenpolitik halte ich für ganz
    gefährlich. Wenn man dieser These einer Weltinnenpoli-
    tik unter den heutigen Bedingungen folgen würde, wür-
    den militärische Aktionen zu Polizeiaktionen. Dann
    würde die Frage aufzuwerfen sein, welches die Ord-
    nungsmächte dieser Welt sind. Die Ordnungsmächte sind
    nach der Realität die großen wirtschaftlichen und mi-
    litärischen Mächte, man könnte auch sagen, die G 8 und
    insbesondere die USA, die dann sozusagen die Weltregie-
    rung bilden. Ich glaube, wer heute die These der Weltin-
    nenpolitik aufstellt, verbaut den Weg für kooperative Lö-
    sungen.


    (Beifall bei der PDS)

    In diesem Zusammenhang muss man sich auch mit

    dem auseinander setzen, was Bundeskanzler Schröder in
    seiner Regierungserklärung vom 11. Oktober 2001 aus-
    geführt hat. Er sprach von einem neuen Selbstverständnis
    der deutschen Außenpolitik. Das passt zusammen: neue
    Weltordnung, neue deutsche Außenpolitik. Schröders Ge-
    dankenfolge war: Die Nachkriegsgeschichte ist abge-
    schlossen. Damit sind auch alle Deutschland betreffenden
    Selbstbeschränkungen hinfällig. Jetzt wird von Deutsch-
    land mehr als sekundäre Hilfsleistung erwartet, nämlich
    weltweite direkte Beteiligung an militärischen Aktionen.

    Die Rolle Deutschlands in der Nachkriegsgeschichte
    hat Franz Josef Strauß einmal so beschrieben: ökono-
    misch ein Riese, militärisch ein Zwerg. Weil der Bundes-
    kanzler die neue Rolle Deutschlands in der Welt – er
    spricht von Deutschland als großer Macht, dann könnte
    man wohl auch sagen: Deutschland als Großmacht – an
    den militärischen Fähigkeiten zum weltweiten Engage-
    ment festmacht, ist das Militärische eben nicht das lästige
    Beiwerk, sondern ein zentraler Punkt.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen der CDU/CSU, was
    wäre, wenn Strauß dies noch hätte erleben können? Diese
    neue Rolle Deutschlands in der Welt, ökonomisch und mi-
    litärisch ein Riese, kann aus meiner Sicht nicht die
    Grundlinie deutscher Außenpolitik sein.


    (Beifall bei der PDS)

    Strauß allerdings hat diesen Satz nationalstaatlich ge-
    meint. Schröder hat dies mit Vorherrschaft und Stärke in
    Europa, in internationalen Organisationen übersetzt. Das
    ist ein bedeutsamer Unterschied. Dieser darf nicht




    Wolfgang Gehrcke

    20105


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    verkleistert werden. Deswegen gab es die Zustimmung
    zur neuen NATO-Strategie und zum Konzept der welt-
    weiten Intervention. Deswegen gab es diese Reform der
    Bundeswehr. Darüber wird noch zu streiten sein. Deswe-
    gen gab es diesen Begriff der uneingeschränkten Solida-
    rität mit den USA.

    Wir sollten nicht weiter über Absichten, sondern über
    Interessen reden. Ich finde Interessen konkreter. Die USA
    brauchen militärisch das Engagement Deutschlands nicht.
    Wir haben wenig, was die USA nicht haben. Sie wollten
    dieses Engagement, um Deutschland politisch in diesen
    Prozess einzubinden. Es wäre umgekehrt die Frage zu
    stellen, warum sich Deutschland so leicht hat einbinden
    lassen. Wenn man Einfluss daran festmacht, dass man mi-
    litärisch mitmacht und glaubt, darüber Einfluss nehmen
    zu können, wenn man das als die neue Rolle in der Welt-
    politik sieht, dann muss man sich an solchen Aktionen be-
    teiligen, um sich weltweit engagieren zu können und mit
    den Großen der Welt mitzuspielen. Das ist die Konse-
    quenz der außenpolitischen Linie, wie die Bundesregie-
    rung sie entwickelt hat.

    Also sind es keine Differenzen in einzelnen Fragen zu
    diesem oder jenem Problem, obwohl diese gewichtig ge-
    nug sind, sondern es sind politisch ganz unterschiedliche
    Grundrichtungen. Nicht die Frage, ob Deutschland eine
    große Macht ist, ist entscheidend. Aus meiner Sicht ist
    Deutschland natürlich eine Großmacht. Wichtig wäre für
    mich, in welcher Richtung Deutschland seine Stärke in
    diesen weltweiten Auseinandersetzungen einsetzt. Ich bin
    dafür, dass dort mit einer europäischen Handschrift ge-
    schrieben wird.


    (Beifall bei der PDS)

    Europa ist mehr sozialerAusgleich und nicht Neolibe-

    ralisierung.EuropamusswiederAbrüstungunddasPrimat
    des Zivilen sein. Europa muss insbesondere eine Koope-
    ration mit den benachteiligten Teilen der Welt, mit Län-
    dern, die weitestgehend abgeschrieben sind, betreiben.


    (Beifall bei der PDS)

    Das ist etwas anderes als die Grundlinie der Außenpolitik
    der USA. Wenn man sich mit dem Versprechen der un-
    eingeschränkten Solidarität an die USAkettet, dann bleibt
    man angebunden.

    Lassen Sie mich abschließend ein paar Bemerkungen
    zum Haushalt selber machen. Den Haushalt des Auswär-
    tigen Amtes kritisiere ich, weil er wiederum gekürzt wor-
    den ist. Mehr Bedeutung für Außenpolitik, aber weniger
    Geld ist schon eine seltsame Logik. Das muss man erst
    einmal zusammenbringen. Das wird auch manche
    Schwierigkeiten bereiten.

    Die Ausgaben für nicht militärische Ausstattungshilfe,
    Minenräumung, Krisenprävention, humanitäre Hilfe,
    freiwillige Beiträge für internationale Organisationen sta-
    gnieren auf dem ohnehin schon niedrigen Vorjahresni-
    veau. Das ist aus meiner Sicht nicht akzeptabel. Nicht ak-
    zeptabel sind auch die Kürzungen im Personalbereich.


    (Beifall bei der PDS)

    Wer gute Arbeit will, muss gutes Geld zahlen und genü-
    gend Personal zur Verfügung stellen, sonst bekommt man
    das nicht. Das sagen Ihnen die Beschäftigten, die Be-

    triebsräte und übrigens auch die deutschen Botschafter im
    Ausland.

    Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang, Herr
    Kampeter, sagen, was mir an Ihrer Rede nicht gefallen
    hat. Sie hat mir insgesamt gar nicht gefallen, aber ein Satz
    hat mich besonders gestört. Hier wende ich mich auch an
    den Kollegen Hoyer. Man kann über Herrn Steiner im
    Auswärtigen Amt sehr unterschiedlicher Auffassung sein.
    Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in den drei Jahren,
    in denen ich ihn kenne, mit ihm in irgendeiner Frage ein-
    mal einer Meinung war. Aber in dieser Art nachtreten,
    wenn jemand am Boden liegt, ist menschlich unkorrekt.
    Das sollten wir lassen. Das gehört sich nicht. Das ist keine
    politische Auseinandersetzung.


    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Es geht um die Frage der finanziellen Auswirkungen, Herr Kollege!)


    Zusammenfassend: Sie haben einen Haushalt der Sta-
    gnation vorgelegt. Wenn es sich nur um eine Stagnation
    des Geldes handeln würde, wäre es schlimm genug. Aber
    Ihr Haushalt ist ein Haushalt der geistigen Stagnation. Das
    werden Sie zu verantworten haben.


    (Beifall bei der PDS)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Als
nächster Redner hat das Wort der Kollege Volkmar
Schultz von der SPD-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Volkmar Schultz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident!
    Meine sehr verehrten Damen und Herren! „Nichts wird
    mehr so sein, wie es vorher war.“ Kein anderer Satz ist seit
    dem 11. September öfter zitiert worden. Es stellt sich aber
    die Frage: Stimmt dieser Satz? Stimmt er für die deutsche
    Außenpolitik? Basiert nicht die deutsche Außenpolitik
    nach wie vor auf zwei zentralen Säulen, nämlich erstens
    auf der Idee der Vertiefung und der Ausweitung der euro-
    päischen Integration und zweitens auf einer festen, un-
    verbrüchlichen transatlantischen Gemeinschaftmit den
    USA und Kanada? Das ist wohl so. An diesen Grund-
    koordinaten hat sich nichts geändert.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP])


    Und doch, etwas hat sich schon verändert. Für uns
    Deutsche ist mit dem 11. September – Herr Gehrcke hat
    darauf nebenbei hingewiesen – die Nachkriegszeit – das
    ist deutlich erkennbar – endgültig zu Ende gegangen. Ich
    werde in diesen Monaten immer wieder an einen Kinder-
    reim erinnert – Herr Hoyer kennt ihn –: „Wie war in Köln
    es doch vordem mit Heinzelmännchen so bequem“. Nein,
    es gibt in Deutschland keine Heinzelmännchen mehr, die
    uns vor den Risiken der Weltentwicklung beschützen und
    uns einzig Chancen und Segnungen bescheren. Deutsch-
    land kann nur gemeinsam mit den anderen europäischen
    Ländern Werte verteidigen und Interessen wahrnehmen.
    Wir können es nur gemeinsam mit den amerikanischen
    Partnern.




    Wolfgang Gehrcke
    20106


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Die Herausforderungen und die Anforderungen an die
    transatlantische Gemeinschaft sind globaler Natur. Ich
    meine nicht nur den Terrorismus, sondern auch die Armut,
    die Überbevölkerung, den Hunger, die Krankheiten, die
    Umweltprobleme, die Rechtsstaatlichkeit und globale,
    kaum noch zu kontrollierende Wirtschaftsmacht. Es kann
    keine wirksamen nationalen Antworten auf globale Fra-
    gen geben. Weder Europa noch die USA noch Russland
    oder andere große Länder der Erde sind dazu in der Lage.
    Der 11. September hat dies deutlich gemacht.

    Die Opposition hat in der Vergangenheit häufig ver-
    sucht, uns je nach Situation vorzuwerfen, wir würden
    das deutsch-französische, das deutsch-englische und
    ganz besonders – das haben Sie uns immer wieder vor-
    geworfen, Herr Rühe – das deutsch-amerikanische Ver-
    hältnis gefährden. Alle Ihre Unkenrufe erweisen sich als
    falsch.


    (Beifall bei der SPD)

    Nie zuvor ist uns Deutschen in den USA eine solche Welle
    der Sympathie entgegengeschlagen. Nie zuvor – eine
    Ausnahme mag der Zeitraum von 1989 bis 1990 gewesen
    sein – ist auch in der politischen Klasse der USA so
    anerkennend über die deutsche Außenpolitik und ihre Ak-
    teure – das sind vor allem der Bundeskanzler und der Bun-
    desaußenminister – gesprochen worden.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das bezieht sich keineswegs nur auf den Afghanistan-
    Einsatz. Unsere Rolle bei der Erweiterung der euro-
    päischen Friedens- und Prosperitätszone, unser En-
    gagement auf dem Balkan, unsere Rolle im Verhältnis zu
    Russland sowie viele andere Aspekte der deutschen Di-
    plomatie und der deutschen Entwicklungspolitik finden
    zunehmend Beachtung. Wir sind nicht mehr nur die Pfef-
    fersäcke, die ihren Pflichten ausschließlich mit dem
    Scheckbuch nachkommen.

    Ich kann all diejenigen beruhigen, die glauben, dass die
    innerparteilichen Diskussionen in den Koalitionsparteien
    unserem Ansehen etwa in den USA geschadet hätten. Die
    USA durchlaufen in ihrer Politik – das gilt für alle politi-
    schen Strömungen – eine außerordentlich schwierige und
    diskussionsreiche Phase. Man hat sehr wohl großes Ver-
    ständnis dafür, dass auch die Deutschen vor einer ent-
    scheidenden neuen Situation in ihrer Politik stehen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Häufig wird das politische Verhältnis zwischen Europa
    und Amerika über die Begriffe unilateral und multilateral
    definiert. Dahinter stehen unterschiedliche Erfahrungen
    im Laufe der letzten 100 Jahre. Auch der 11. September
    verändert diese historischen Erfahrungen nicht von heute
    auf morgen. Daher warne ich ebenso wie Herr Hoyer vor
    der etwas blauäugigen Erwartung, die USA würden seit
    dem 12. September eine ausschließlich multilateral aus-
    gerichtete Außenpolitik betreiben. Beide Strömungen rin-
    gen in Amerika traditionell miteinander. Durch unser En-
    gagement haben wir aber die Chance, unsere eigene
    europäische Erfahrung, also die Vorteile multilateraler

    Politikansätze, den Kritikern auch in Amerika vor Augen
    zu führen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP])


    Vor kurzem hat Chuck Hagel, ein relativ bekannter re-
    publikanischer Senator aus dem Auswärtigen Ausschuss,
    in einer öffentlichen Rede erklärt – hören Sie gut zu –,
    dass die amerikanische Politik mit einer interdependenten
    Welt zu wenig vernetzt sei. Die einseitige Sanktionspoli-
    tik der USA gegenüber Problemstaaten sei perspektivlos
    und falsch gewesen.

    Wir sollten aufhorchen und zur Kenntnis nehmen, dass
    sich auch im amerikanischen Senat ein Generationswech-
    sel abzeichnet. Hinter solchen Einsichten steht die Er-
    kenntnis, dass auch das stärkste Land der Erde die Welt
    nicht allein regieren kann. Auch die Weltmacht wird sich
    einem internationalen Regelwerk unterwerfen müssen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP])


    Ich unterstütze Uta Titze-Stecher, wenn sie sagt, dies gelte
    insbesondere für den Internationalen Strafgerichtshof.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP])


    Auch auf anderen Politikfeldern hört man ähnliche
    Stimmen. Wir Europäer wären mit dem Klammerbeutel
    gepudert, wollten wir diese Stimmen überhören, nur um
    unsere ach so einfachen und gelegentlich einfältigen Vor-
    urteile weiter pflegen zu können.


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Das Kompliment geht an die eigene Fraktion!)


    – Man spricht im Parlament. Wer auch immer zuhören
    möchte, darf gern zuhören.


    (Lachen des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU])


    Meine Damen und Herren, die deutsche Außenpolitik
    gewinnt an Gewicht und an Stellenwert. Wir müssen uns
    – das ist hier schon mehrfach gesagt worden – in Zukunft
    mehr um sie kümmern, um es ganz einfach auszudrücken.
    Damit meine ich nicht nur das Parlament und den Aus-
    wärtigen Ausschuss – Letzterer tut es ja –, sondern auch
    die Gesellschaft und die Parteien, das, was man mit dem
    Begriff „draußen im Lande“ benennt. Das mag in einem
    Parlament und in einer Gesellschaft, die sich traditionell
    sehr stark mit innenpolitischen, sozialen und gesell-
    schaftlichen Fragen beschäftigt, schwer zu begreifen
    sein. Die internationalen Beziehungen haben aber zuneh-
    mend sichtbare Auswirkungen auf die Innenpolitik aller
    Staaten.

    In diesen haushaltspolitisch schwierigen Jahren kön-
    nen wir keine opulenten finanziellen Verbesserungen ver-
    sprechen. Aber wir Parlamentarier, die häufig in der Welt
    unterwegs sind, können den Mitarbeiterinnen und
    Mitarbeitern in Botschaften, Generalkonsulaten und




    Volkmar Schultz (Köln)


    20107


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Konsulaten – wo immer sie uns behilflich sind – ein herz-
    liches Wort des Dankes sagen.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP])