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ID1420405900

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Änderung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . . 20033 A Begrüßung des Vizepräsidenten des spani- schen Abgeordnetenhauses, Herrn Lopez, und seiner Delegation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20038 C Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2002 (Haushaltsgesetz 2002) (Drucksachen 14/6800, 14/7537) . . . . 20033 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unter- richtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2001 bis 2005 (Drucksachen 14/6801, 14/7324, 14/7538) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20033 B 16. Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/7304, 14/7321) . . . . . . . 20033 B Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 20033 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 20038 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . . 20048 B Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20053 A Hans-Peter Repnik CDU/CSU . . . . . . . . . 20055 D Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . . 20057 B Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20057 D Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20060 A Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20064 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20073 D Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . . 20076 D Dr. Gregor Gysi PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20078 C Klaus Hagemann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20080 D Dr. Gregor Gysi PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 20081 D Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 20083 D Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20085 D Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20087 D Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 20088 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20089 C 17. Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/7305, 14/7321) . . . . . . . 20092 A Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 20092 A Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20094 A Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . . . . . 20098 B Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20099 B Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20099 C Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20102 D Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 20104 D Volkmar Schultz (Köln) SPD . . . . . . . . . . . . . 20106 D Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU . . . . . . 20108 A Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 20110 A Volker Rühe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20113 C Plenarprotokoll 14/204 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 204. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001 I n h a l t : Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20116 D Volker Rühe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20117 B Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . . 20118 A Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 20119 A Dr. Elke Leonhard SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 20120 C Steffen Kampeter CDU/CSU (zur GO) . . . . . 20121 C 18. Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/7313, 14/7321) . . . . . . . 20121 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 20122 A Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20124 D Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . . . . 20127 A Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20128 C Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20131 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20131 D Dr. Uwe-Jens Rössel PDS . . . . . . . . . . . . . . . 20132 A Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20133 B Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 20134 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg 20137 A Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 20142 B Hildebrecht Braun (Augsburg) FDP . . . . . . . . 20142 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20143 D Heidi Lippmann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20144 D Manfred Opel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20145 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20147 B Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . 20149 A, B Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20149 D, 20152 C 19. Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/7317, 14/7321) . . . . . . . 20154 B Michael von Schmude CDU/CSU . . . . . . . . . 20154 D Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20156 C Joachim Günther (Plauen) FDP . . . . . . . . . . . 20159 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20160 C Carsten Hübner PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20162 C Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20163 D Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . . . . . . . . . 20166 C 28. Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 14/7315, 14/7321) . . . . . . . 20168 B Jochen Borchert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 20168 C Waltraud Lehn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20170 C Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20173 A Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20175 C Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . 20176 C Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . 20177 C Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . . . . 20178 D Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 20180 A Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20182 C Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20185 A Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20187 B Christoph Matschie SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 20189 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20192 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 20193 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001 Vizepräsidentin Anke Fuchs 20192 (C) (D) (A) (B) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001 20193 (C) (D) (A) (B) Altmann (Aurich), BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 Gila DIE GRÜNEN Beck (Bremen), BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 Marieluise DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 28.11.2001 Buntenbach, Annelie BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 DIE GRÜNEN Follak, Iris SPD 28.11.2001 Frick, Gisela FDP 28.11.2001 Friedrich (Altenburg), SPD 28.11.2001 Peter Girisch, Georg CDU/CSU 28.11.2001 Hauer, Nina SPD 28.11.2001 Heiderich, Helmut CDU/CSU 28.11.2001 Hornung, Siegfried CDU/CSU 28.11.2001 Jünger, Sabine PDS 28.11.2001 Kraus, Rudolf CDU/CSU 28.11.2001 Dr. Küster, Uwe SPD 28.11.2001 Lippmann, Heidi PDS 28.11.2001 Müller (Berlin), PDS 28.11.2001* Manfred Nahles, Andrea SPD 28.11.2001 Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 28.11.2001 Rübenkönig, Gerhard SPD 28.11.2001 Schenk, Christina PDS 28.11.2001 Scherhag, Karl-Heinz CDU/CSU 28.11.2001 Schlee, Dietmar CDU/CSU 28.11.2001 Schultz (Everswinkel), SPD 28.11.2001 Reinhard Dr. Freiherr von CDU/CSU 28.11.2001 Stetten, Wolfgang Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 28.11.2001 Dr. Thomae, Dieter FDP 28.11.2001 Wiesehügel, Klaus SPD 28.11.2001 Wolf (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 Margareta DIE GRÜNEN Dr. Zöpel, Christoph SPD 28.11.2001 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Uta Titze-Stecher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Kollege Lammert,
    da ich diesen Antrag eben erst sehen konnte, aber die
    Problematik natürlich schon seit gestern kenne, muss ich
    sagen:

    Erstens. Es ist richtig, dass wir bei der Fusion von
    Goethe-Institut und Inter Nationes eine Fusionsrendite
    in Höhe von 11 Millionen DM zugesagt haben, was nor-
    malerweise nicht gemacht wird; denn von einer Fusion
    erwartet man ja gerade eine Effizienz in Bezug auf Wirt-
    schaftlichkeit, also eher Einsparungen. Wir haben das be-
    wusst getan und haben gesagt: Wir lassen euch 11 Milli-
    onen DM von den zu erwartenden Einsparungen für
    Programmarbeit. Insofern ist es natürlich nicht gerade ein
    geschicktes Signal, wenn man bei der jetzt erzielten
    Fusionsrendite zugreift.

    Zweitens muss ich Ihnen aber sagen, dass schon in die-
    sem Jahr eine Fusionsrendite von 1,5 Millionen DM
    erwirtschaftet wird und diese aufgrund eines eigenen
    Haushaltsvermerks – auch ein Entgegenkommen des
    Bundesfinanzministers – beim Goethe-Institut verbleiben
    darf. Wenn man nun von den auch im nächsten Jahr wie-
    der erwarteten 1,5 Millionen DM rund 800 000 DM ab-
    zweigt, dann wird das Goethe-Institut bei einem Etat für
    Betriebsmittel von 240 Millionen DM nicht Blut und
    Wasser schwitzen müssen. Da wir aber im Wort stehen
    – insofern treffe ich mich wieder mit Ihnen –, werden wir
    Kollegen uns alle gemeinsam um eine Lösung bemühen.

    Ich kann mir vorstellen, dass eine Kompensation auch
    aus dem politischen Bereich, aus dem 3-Milliarden-Paket,
    kommen könnte. – Der Außenminister nickt.


    (Zuruf des Bundesministers Joseph Fischer)

    – Ja, ich weiß. – Es finden sich darin nämlich nach An-
    gabe des Auswärtigen Amtes so schöne Dinge wie „Dia-
    log und Begegnung mit dem Islam“, außerdem Zusam-
    menarbeit von Kulturinstituten, Goethe-Instituten und
    Auslandsschulen. Ich denke, in diesem Titel ist eine ganze
    Menge Holz enthalten. Wir werden da wahrscheinlich
    eine akzeptable Lösung finden.

    Herr Fischer ist in dieser Frage von uns, dem Parla-
    ment, abhängig. Deswegen kann sein Nicken nur gedeu-
    tet werden als „Ich bin erfreut“, aber er kann es nicht ent-
    scheiden.


    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD)




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat
jetzt der Abgeordnete Werner Hoyer.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Werner Hoyer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Liebe
    Kolleginnen und Kollegen! Gerne werde ich mich im
    Laufe meines Beitrages an diesem nachgeholten Be-
    richterstattergespräch beteiligen, weil auch ich mir bezüg-
    lich dieser Frage natürlich Sorgen mache. Ich möchte
    trotzdem zunächst einen politischen Einstieg wählen.

    Spätestens in den letzten zehn Wochen haben wir ge-
    merkt, dass Außenpolitik wieder Konjunktur hat. Es hat
    ja eine ganze Zeit lang so ausgesehen, als wäre die Außen-
    politik so eine Art Sonderthema ohne große innenpoliti-
    sche Relevanz, das in Luxusausschüssen behandelt
    würde. Das ist anders geworden: Nie waren die Schnitt-
    stellen zwischen Außen- und Innenpolitik, speziell zwi-
    schen äußerer und innerer Sicherheit,


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das muss gerade auch in der Haushaltsdebatte gesagt werden!)


    nicht zuletzt auch zwischen Außenpolitik, Außenwirt-
    schaftspolitik und Binnenwirtschaft so deutlich wie zur-
    zeit. Und das ist auch gut so.

    Überzogene Erwartungen für eine friedliche Welt – die
    haben wir ja alle mehr oder weniger nach 1990 gehabt –
    sind nun brutal korrigiert worden. Die Einschläge kom-
    men näher; das spüren die Bürgerinnen und Bürger. Des-
    wegen hat Vertrauen in außen- und sicherheitspolitische
    Handlungsfähigkeit und Kompetenz plötzlich wieder ei-
    nen hohen Stellenwert. Natürlich – das haben wir heute
    Morgen debattiert – heißt das nun keineswegs, dass die
    lieben Kolleginnen und Kollegen von der Koalition und
    vor allem in der Regierung nicht bald wieder von den Bin-
    nenthemen eingeholt würden. Dazu ist die Bilanz auf dem
    Gebiet der Arbeitslosigkeit, bei Wachstum und Stabilität
    einfach zu katastrophal.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)





    Dr. Norbert Lammert

    20099


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Aber nach dem 11. September werden Außen- und Si-
    cherheitspolitik und, wie ich hoffe, auch Europa- und Ent-
    wicklungspolitik auf der Themenrangliste nicht wieder so
    sehr abrutschen, wie es eine Zeit lang gedroht hat. Das soll
    der FDP nur recht sein. Seit Walter Scheel, Hans-Dietrich
    Genscher und Klaus Kinkel wird außenpolitische Kom-
    petenz auf das Engste mit der FDP verbunden. Das wird
    so bleiben und das werden wir nutzen.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    In einer Krisensituation wie nach dem Desaster von
    NewYork undWashington schlägt die Stunde der Exeku-
    tive. Sie hat diese genutzt.Abgesehen von der PDS hat die
    Opposition, ganz sicher wir Liberalen, sie dabei unter-
    stützt. Wir haben dies aus voller Überzeugung getan: zum
    einen, weil der Terroranschlag vom 11. September einAn-
    schlag auf die Grundwerte der gesamten freien Welt war,
    dem man nun auch entschlossen und geschlossen entge-
    gentreten muss; zum anderen, weil dies auch nicht die
    Stunde kleinkarierter parteipolitischer Taktiererei war und
    ist. Insofern hat der Bundeskanzler zunächst einmal Glück
    gehabt. Aber nicht nur die wirtschaftlichen Realitäten
    werden ihn einholen, sondern auch die strukturellen Defi-
    zite seiner Regierung; denn die sind ja durch das Kri-
    senmanagement der letzten Wochen nicht plötzlich ver-
    schwunden, sie sind eher noch deutlicher geworden.

    Da ist der Verteidigungsminister, dem in diesem
    Sommer sein „sound judgement“, sein gesundes Urteils-
    vermögen, abhanden gekommen ist. Die Herausforderun-
    gen der letzten Wochen haben ihn im wahrsten Sinne des
    Wortes zunächst einmal über Wasser gehalten. Aber in ei-
    ner Phase, in der die Soldaten der Bundeswehr mögli-
    cherweise in den gefährlichsten Einsatz ihrer bisherigen
    Geschichte geschickt werden, ist der Inhaber der Befehls-
    und Kommandogewalt nur begrenzt handlungsfähig,


    (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Stimmt!)


    weil er a) nachhaltig Vertrauen und Autorität verloren
    hat – und das nicht nur national und innerparteilich, son-
    dern auch international –, weil jetzt b) alle Fehler einer
    verfehlten und halbherzigen Bundeswehrreform sichtbar
    werden und er c) jetzt auch noch das Pech hat, dass Frau
    Fugman-Heesing mit ihrem Abgang als Chefin der unse-
    ligen GEBB die Finanzierungsillusion zum Platzen ge-
    bracht hat, die Herr Scharping im Hinblick auf seinen ka-
    tastrophal unterfinanzierten Haushalt möglicherweise
    selber noch gehegt hat.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Das schafft doch wieder einen Versorgungsposten für Herrn Runde!)


    Als Zweites kommt dem Bundeskanzler dann noch
    sein außenpolitischer Berater durch eine Affäre abhan-
    den, deren Peinlichkeit und Armseligkeit den Verdacht
    nahe legen, dass hier nur ein Tropfen das Fass zum Über-
    laufen gebracht hat, das längst randvoll mit Pleiten, Pech
    und Pannen war. Armes Deutschland!


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die dritte internationale Schwächung haben ihm dann
    die Grünen beigebracht. Die Welt hat mit Staunen beob-
    achtet, dass die deutsche Handlungsfähigkeit wochenlang
    an dem seidenen Faden der Ungewissheit hing, ob es dem
    Bundeskanzler mit seiner erpresserischen Verbindung ei-
    ner Abstimmung über eine Sachfrage mit dem Stellen der
    Vertrauensfrage gelingen würde, einer hinreichendenAn-
    zahlgrünerKollegendochnochdasGewissenabzukaufen.

    Das heißt doch, dass alle unsere Partner wissen: Jede
    weitere außenpolitische Entscheidung von einiger Trag-
    weite kann diese deutsche Regierung zum Kippen brin-
    gen. Oder gilt für den Rest der Legislaturperiode wirklich
    schon die Devise von Ministerpräsident Gabriel aus Nie-
    dersachsen: „Die Grünen lassen wir jetzt nicht mehr in der
    Voliere fliegen; wir gehen zur Käfighaltung über: Ein
    bisschen Flattern dürfen sie noch, aber in der Koalition
    bleiben müssen sie schon.“


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP)

    Herr Fischer hat seine grünen Truppen in Rostock nur

    dadurch an der Fahnenflucht hindern können, dass er die
    zentrale deutsche Rolle beim politischen und wirtschaft-
    lichen Wiederaufbau Afghanistans in der weltweiten prä-
    ventiven Entwicklungspolitik in den Vordergrund gestellt
    hat. Aber es ist schon erbärmlich, dass von der Bundes-
    luftwaffe – offenbar wieder aus Rücksicht auf grüne Be-
    findlichkeiten – deutsche humanitäre Hilfe und militäri-
    sches Material für unsere amerikanischen Freunde von
    Ramstein gerade einmal bis in die Türkei geflogen wer-
    den. Die Reststrecke überlassen wir dann vorsichtshalber
    doch lieber wieder den anderen.


    (Uta Titze-Stecher [SPD]: Herr Kollege, die Debatte über den Einzelplan 14 ist hinterher!)


    Lassen Sie mich zu einigen grundsätzlichen Erwägun-
    gen kommen, die mir bei der Analyse der Entwicklung der
    Außenpolitik der letzten Monate und Jahre aufgefallen
    sind:

    Erstens. Wir sind uns in diesem Hohen Hause einig,
    dass wir uns nicht auf die militärische Dimension der
    Konfliktlösung reduzieren dürfen und wollen. Was uns
    Liberale und die Mehrheit des Hauses auf der einen Seite
    und die PDS und einen Teil der Grünen auf der anderen
    Seite trennt, ist, dass wir der Meinung sind, dass man die
    Augen vor der Notwendigkeit, auch militärisch handeln
    zu können und repressiv vorgehen zu müssen, nicht ver-
    schließen darf.


    (Beifall bei der FDP)

    Aber der transkulturelle Dialog, eine ganz neue An-

    strengung, die festgefahrene Rüstungsbegrenzungs-,
    Abrüstungs- und Proliferationspolitik wieder flottzuma-
    chen – da höre ich übrigens von dieser Bundesregierung
    verdammt wenig –,


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP)

    und ein sehr viel größeres Engagement in der Entwick-
    lungszusammenarbeit, das muss zweifellos im Vorder-
    grund stehen.

    All dies weist – Kollegin Titze-Stecher hat zu Recht da-
    rauf hingewiesen – den Vereinten Nationen eine bedeu-




    Dr. Werner Hoyer
    20100


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    tende Rolle zu. Viele haben ja schon geglaubt, die Stunde
    des Multilateralismus habe endlich geschlagen. Aus dem
    sehr besonnenen amerikanischen Verhalten, aus dem ge-
    zielten Streben nach einer globalen Antiterrorkoalition
    und einem UN-Sicherheitsratsbeschluss und last, but not
    least nach dem Begleichen eines Teils der Beitragsrück-
    stände der USA haben manche den Schluss gezogen, die
    Amerikaner hätten ihr Verhältnis zur UNO und zum Mul-
    tilateralismus geändert. Schön wär’s! Ich warne vor die-
    ser Interpretation.


    (Beifall des Abg. Wolfgang Gehrcke [PDS])

    Amerika wird sich nach dem tiefsten Schock, der brutals-
    ten Verletzung seines Selbstverständnisses und Selbstbe-
    wusstseins seit Pearl Harbor von niemandem abhängig
    machen. Das ist für uns umso mehr ein Anlass, an der
    Stärkung des Multilateralismus zu arbeiten. Wir haben
    hier eine andere Interessenlage.


    (Beifall bei der FDP sowie der Abg. Uta TitzeStecher [SPD])


    Das heißt, wir müssen unsere amerikanischen Freunde da-
    von überzeugen, dass es in unser aller Interesse liegt, sich
    den UN nicht nur dann zuzuwenden, wenn einem gerade
    ein Sicherheitsratsbeschluss nützlich erscheinen mag.

    Zweitens. Was mich noch mehr beunruhigt, ist die
    Konsequenz für die nordatlantische Allianz. Die USA
    haben nicht einen Moment daran gedacht, in der gegen-
    wärtigen Situation die NATO mit ihren tief integrierten
    militärischen Strukturen und mit ihren Potenzialen zu nut-
    zen. Aus Sicht der USA mag das verständlich sein, weil
    sie 90 bis 95 Prozent der Leistung erbringen müssen. Sie
    haben es deshalb nicht besonders gern, wenn die anderen
    in ihrer Umständlichkeit auch noch mitreden wollen.

    Für uns Deutsche ist die Interessenlage eine andere.
    Wir müssen daran interessiert sein, das wichtigste Bünd-
    nis, dem wir je angehört haben und das das erfolgreichste
    Bündnis in der gesamten Geschichte ist, zu stärken und zu
    erhalten.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Passen wir auf, dass nach den hoffentlich erfolgreichen
    Bemühungen um Afghanistan und gegen den Terrorismus
    am Ende das wichtigste und erfolgreichste Militärbündnis
    aller Zeiten nicht als Verlierer auf der Strecke bleibt!


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Drittens. Ähnliches gilt für die Europäische Union.

    Wo war sie eigentlich in den letzten Wochen und Mo-
    naten?


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Gute Frage!)


    Natürlich ist die ESVP noch nicht da; das weiß ich auch.
    Gemeinsames militärisches Handeln ist also noch nicht
    möglich. Aber auch politisch war die EU ein ziemlicher
    Ausfall. Die Bundesregierung hat dazu durchaus beige-
    tragen.


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP)


    Zum einen holen uns die versäumten Reformen von Niz-
    za ein. Zum anderen – das ist noch gefährlicher – grassie-
    ren das Kontaktgruppensyndrom und die Versuchung, zu
    klassischer nationalstaatlicher Machtpolitik in Ad-hoc-
    Koalitionen zurückzukehren, wie das die so genannten
    Großen – Berlin, Paris und London – so gerne betreiben.

    Das unterminiert den europäischen Integrationspro-
    zess. Dessen Logik hat immer darin bestanden, die Klei-
    nen mit an Bord zu nehmen, damit sie ihre Interessen bei
    Fragen einbringen können, bei denen sie sonst aufgrund
    ihrer geringeren Machtfülle keine Rolle spielen würden.
    Es gehörte zu den wichtigsten Prinzipien deutscher Euro-
    papolitik, dieser Logik immer den notwendigen Stellen-
    wert einzuräumen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Das missglückte Dreiertreffen von Gent


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Dinner for three!)


    und der misslungene Versuch, ein weiteres Treffen in
    London zu organisieren, haben erheblichen Schaden an-
    gerichtet. Wir werden zu Laeken und zur Europapolitik in
    der nächsten Sitzungswoche noch ausführlich diskutie-
    ren. Deshalb möchte ich es bei diesen Bemerkungen be-
    lassen.

    Ich möchte aber noch einen Punkt anführen. Wir haben
    unter Bauchschmerzen Nizza aus zwei Gründen zuge-
    stimmt: Erstens wollten wir nicht einen Funken des Ver-
    dachts aufkommen lassen, wir würden denjenigen in die
    Hände spielen wollen, die mit der Osterweiterung oh-
    nehin nichts im Sinn haben. Zweitens hatten und haben
    wir die starke Erwartung, dass von Laeken ein starkes und
    sehr konkretes Aufbruchsignal sowohl hinsichtlich der
    Reform der Institutionen als auch hinsichtlich der Verfas-
    sungsdebatte im Rahmen des Post-Nizza-Prozesses aus-
    geht.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Hoffen wir, dass die Bundesregierung alles unternimmt,
    damit wir nach Laeken nicht schon wieder vor einem
    Scherbenhaufen enttäuschter Erwartungen stehen.

    Der Bundeskanzler und auch Sie, Herr Bundesaußen-
    minister, haben doch völlig Recht: Nach dem 11. Septem-
    ber ist Europa wichtiger als zuvor. Wir brauchen mehr Eu-
    ropa und nicht weniger. Eine solche Katastrophe wie die
    vom 11. September kann auch eine Katalysatorfunktion
    haben, indem ein in sich nicht mehr bewegliches System,
    das völlig festgefahren ist, plötzlich durch diesen externen
    Schock wieder beweglich gemacht werden kann. Nutzen
    wir also diesen weiß Gott großen externen Schock!

    Vierzehn Minuten erlauben leider keine geschlossene
    Tour d’Horizon der Außenpolitik im Rahmen der Haus-
    haltsdebatte. Deswegen will ich mich auf zwei Punkte
    konzentrieren.

    Der erste Punkt ist die auswärtige Kulturpolitik. Ich
    bedanke mich für die Bemerkungen, die hierzu schon ge-
    macht worden sind. Wir haben den Ansatz der Bundesre-
    gierung ganz bewusst an zwei Stellen qualitativ verändert.
    Wir haben im Konsens der Berichterstatterinnen und




    Dr. Werner Hoyer

    20101


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Berichterstatter, für den ich mich insbesondere bei dir,
    liebe Uta, bedanken möchte,


    (Beifall bei der FDP, der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    die du dort sehr segensreich gewirkt hast, zwei Akzente
    gesetzt. Der erste Akzent liegt auf einer stärkeren Interna-
    tionalisierung unserer Hochschulen durch eine Stärkung
    der Stipendiumprogramme für ausländische Studierende.

    Der zweite Akzent bezieht sich auf die Auslandsschu-
    len. Die Auslandsschulen sind ein Juwel in unserer Hand.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Sie sind von größter bildungspolitischer, kulturpoliti-
    scher, aber eben auch von friedenspolitischer, außenpoli-
    tischer und außenwirtschaftspolitischer Bedeutung. Man-
    che von ihnen pfeifen aber aus dem letzten Loch.
    Deswegen brauchen wir auf diesem Gebiet eine Offen-
    sive. Wir haben hier einen ersten Ansatz entwickelt, für
    den ich sehr dankbar bin. Wir müssen weiter vorankom-
    men. Wir brauchen in den nächsten Jahren eine große
    Initiative zur Stärkung der Auslandsschulen. Sonst wer-
    den mehr und mehr Kinder deutscher Diplomaten,
    Wirtschaftsvertreter oder Journalisten lieber internatio-
    nale Schulen besuchen als unsere eigenen und sonst wird
    es mit der Anerkennung der Abschlüsse unserer Aus-
    landsschulen noch schwieriger werden.

    Zum Goethe-Institut ist eben das Wichtigste gesagt
    worden. Das Goethe-Institut hat natürlich kein Monopol
    auf auswärtige Kulturpolitik, aber es ist der wichtigste
    und der größte Mittler. Eine weitere Schließung von
    Goethe-Instituten kommt für uns nicht infrage. Im Ge-
    genteil, gerade da, wo wir gegenwärtig Krisen haben,
    brauchen wir mehr und nicht weniger Institute.

    Aber die eigentliche Sauerei, die hier passiert ist, ist
    das Einkassieren der Fusionsrendite durch den Finanzmi-
    nister. Ich bin sehr dankbar, dass hier auf den letzten Me-
    tern der Versuch gemacht wird – ich hoffe da auf das
    Wohlwollen der Koalition –, das noch zu korrigieren. Hier
    müssen wir als Parlament unsere Meinung durchsetzen.


    (Beifall bei der FDP – Zustimmung bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Mit uns ist ohnehin schon im Zusammenhang mit der Fu-
    sion von Goethe-Institut und Inter Nationes übel Schlitten
    gefahren worden. Ich denke daran, wie mit uns umgegan-
    gen worden ist, als es um die Besetzung der Organe der
    Aufsichtsgremien des fusionierten Instituts ging.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    Zum Schluss zum Haus selbst. Es ist ein sehr schönes

    Haus und es ist verständlich, dass Herr Fischer so sehr um
    sein Haus kämpft.


    (V o r s i t z: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


    Dieses Haus verlässt niemand gerne; ich weiß, wovon ich
    rede. Aber es wäre viel wichtiger, Herr Minister, Sie wür-
    den nicht um Ihr Haus, sondern für Ihr Haus kämpfen. Die
    wesentlichen Strukturprobleme, gerade im Personalbe-
    reich, lösen Sie nicht, wenn Ihr Hauptansinnen ist, sich als

    Musterschüler bei der Konsolidierung des Haushalts zu
    gerieren. Es gibt kein Haus, in dem so viele Mitar-
    beiterinnen und Mitarbeiter – bei denen ich mich für die
    Bewältigung ihrer irrsinnig großen Arbeitslast sehr herz-
    lich bedanken möchte –


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    mit einer so schlechten Stellenstruktur auskommen müs-
    sen. Das war immer so, Herr Fischer. Wir haben aber in
    jedem Haushalt, wenn auch in kleinen Schritten, Verbes-
    serungen erzielt. Sie verzichten jedoch von vornherein da-
    rauf, mit dem Finanzminister zu kämpfen. Das halte ich
    für einen großen Fehler.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir haben seitens des Parlaments ein paar Verbesse-
    rungen durchgebracht, aber auch im Haushalt muss dem
    Stellenwert des Internationalen und der Außenpolitik
    mehr Rechnung getragen werden. Sonst haben Sie ein
    Glaubwürdigkeitsproblem nicht nur in Ihrer Menschen-
    rechtspolitik und in vielen anderen Politikbereichen, son-
    dern auch im eigenen Hause.

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)