Rede:
ID1420404700

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 7
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hatjetzt: 1
    4. die: 1
    5. Kollegin: 1
    6. Uta: 1
    7. Tietze-Stecher.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Änderung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . . 20033 A Begrüßung des Vizepräsidenten des spani- schen Abgeordnetenhauses, Herrn Lopez, und seiner Delegation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20038 C Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2002 (Haushaltsgesetz 2002) (Drucksachen 14/6800, 14/7537) . . . . 20033 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unter- richtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2001 bis 2005 (Drucksachen 14/6801, 14/7324, 14/7538) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20033 B 16. Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/7304, 14/7321) . . . . . . . 20033 B Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 20033 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 20038 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . . 20048 B Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20053 A Hans-Peter Repnik CDU/CSU . . . . . . . . . 20055 D Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . . 20057 B Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20057 D Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20060 A Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20064 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20073 D Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . . 20076 D Dr. Gregor Gysi PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20078 C Klaus Hagemann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20080 D Dr. Gregor Gysi PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 20081 D Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 20083 D Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20085 D Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20087 D Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 20088 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20089 C 17. Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/7305, 14/7321) . . . . . . . 20092 A Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 20092 A Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20094 A Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . . . . . 20098 B Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20099 B Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20099 C Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20102 D Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 20104 D Volkmar Schultz (Köln) SPD . . . . . . . . . . . . . 20106 D Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU . . . . . . 20108 A Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 20110 A Volker Rühe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20113 C Plenarprotokoll 14/204 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 204. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001 I n h a l t : Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20116 D Volker Rühe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20117 B Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . . 20118 A Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 20119 A Dr. Elke Leonhard SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 20120 C Steffen Kampeter CDU/CSU (zur GO) . . . . . 20121 C 18. Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/7313, 14/7321) . . . . . . . 20121 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 20122 A Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20124 D Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . . . . 20127 A Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20128 C Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20131 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20131 D Dr. Uwe-Jens Rössel PDS . . . . . . . . . . . . . . . 20132 A Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20133 B Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 20134 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg 20137 A Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 20142 B Hildebrecht Braun (Augsburg) FDP . . . . . . . . 20142 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20143 D Heidi Lippmann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20144 D Manfred Opel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20145 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20147 B Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . 20149 A, B Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20149 D, 20152 C 19. Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/7317, 14/7321) . . . . . . . 20154 B Michael von Schmude CDU/CSU . . . . . . . . . 20154 D Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20156 C Joachim Günther (Plauen) FDP . . . . . . . . . . . 20159 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20160 C Carsten Hübner PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20162 C Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20163 D Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . . . . . . . . . 20166 C 28. Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 14/7315, 14/7321) . . . . . . . 20168 B Jochen Borchert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 20168 C Waltraud Lehn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20170 C Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20173 A Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20175 C Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . 20176 C Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . 20177 C Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . . . . 20178 D Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 20180 A Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20182 C Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20185 A Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20187 B Christoph Matschie SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 20189 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20192 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 20193 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001 Vizepräsidentin Anke Fuchs 20192 (C) (D) (A) (B) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 204. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. November 2001 20193 (C) (D) (A) (B) Altmann (Aurich), BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 Gila DIE GRÜNEN Beck (Bremen), BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 Marieluise DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 28.11.2001 Buntenbach, Annelie BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 DIE GRÜNEN Follak, Iris SPD 28.11.2001 Frick, Gisela FDP 28.11.2001 Friedrich (Altenburg), SPD 28.11.2001 Peter Girisch, Georg CDU/CSU 28.11.2001 Hauer, Nina SPD 28.11.2001 Heiderich, Helmut CDU/CSU 28.11.2001 Hornung, Siegfried CDU/CSU 28.11.2001 Jünger, Sabine PDS 28.11.2001 Kraus, Rudolf CDU/CSU 28.11.2001 Dr. Küster, Uwe SPD 28.11.2001 Lippmann, Heidi PDS 28.11.2001 Müller (Berlin), PDS 28.11.2001* Manfred Nahles, Andrea SPD 28.11.2001 Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 28.11.2001 Rübenkönig, Gerhard SPD 28.11.2001 Schenk, Christina PDS 28.11.2001 Scherhag, Karl-Heinz CDU/CSU 28.11.2001 Schlee, Dietmar CDU/CSU 28.11.2001 Schultz (Everswinkel), SPD 28.11.2001 Reinhard Dr. Freiherr von CDU/CSU 28.11.2001 Stetten, Wolfgang Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 28.11.2001 Dr. Thomae, Dieter FDP 28.11.2001 Wiesehügel, Klaus SPD 28.11.2001 Wolf (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 28.11.2001 Margareta DIE GRÜNEN Dr. Zöpel, Christoph SPD 28.11.2001 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Steffen Kampeter


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    In der Debatte um
    den Außenetat stehen aus unserer Sicht drei Aspekte im
    Vordergrund:

    Erstens. Wo stehen die deutsche Außenpolitik und der
    deutsche Außenminister nach Vertrauensfrage und Partei-
    tagen?

    Zweitens. Welchen Stellenwert besitzen die deutsche
    Außenpolitik und ihre Schwerpunkte im Etat 2002?

    Drittens. Begreift die rot-grüne Machterhaltungsge-
    meinschaft – eine Koalition kann man das kaum noch
    nennen – auch die auswärtige Kulturpolitik endlich als
    wirkungsvolles Instrument der auswärtigen Politik?


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Damit kennen Sie sich nach 16 Jahren gut aus!)


    Nach den vergangenen zwei Wochen bleibt der be-
    schämende Befund, dass die Erhaltung von Macht und
    Pfründen alle wesentlichen außenpolitischen Debatten
    überlagert hat. Was muss eigentlich die deutsche Öffent-
    lichkeit gedacht haben, als am vorvergangenen Freitag
    nach der Abstimmung über den größten Militäreinsatz der

    deutschen Nachkriegsgeschichte die rot-grüne Koalition
    freudig Applaus spendete? Freudiger Applaus für einen
    großen Militäreinsatz? – Nein, der Applaus war wohl eher
    dafür, dass diese Koalition gerade noch einmal davon ge-
    kommen ist.

    WirhabenindenMedienerlebt,dassviele, insbesondere
    vonBündnis 90/DieGrünen, kritisiert haben, dass es einen
    Verbund derVertrauensfragemit demEinsatz der Bundes-
    wehr gegeben hat. Leider haben wir auch erleben müssen,
    dass selbst auf demParteitag der Grünen in Rostock genau
    dieserVerbund aufrechterhaltenwurde.Daran konnteman
    erkennen, dass die Klage darüber offensichtlich mehr ge-
    heuchelt als ernst gemeint war. Die grüne Partei ist offen-
    sichtlich zumVizekanzlerwahlverein degeneriert.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Auch der deutsche Bundeskanzler hat in den vergan-

    genen Wochen seine Unglaubwürdigkeit in bündnispoliti-
    schen Fragen nachdrücklich belegt. Sein Angebot, mi-
    litärische Kapazitäten beizusteuern, schließt ausdrücklich
    Kampfeinsätze aus. Die Vereinigten Staaten haben längst
    gemerkt, dass entsprechende Hilfsangebote der Deut-
    schen keine ernst zu nehmende Hilfe sind, wenn sie an
    solch unrealistische Konditionen geknüpft sind.

    In den vergangenen Wochen hat der Bundeskanzler in
    vielen Bereichen auf europäischer Ebene keine gute Figur
    gemacht.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Aus Ihrem Mund ist das eher ein Lob!)


    Das Wort „Europa“ habe ich in der gesamten Debatte um
    die Bekämpfung des Terrorismus kaum vernommen. Bi-
    laterale oder trilaterale Treffen schränken die Möglich-
    keiten für ein gemeinschaftlich orientiertes Handeln ein.
    Auch die Behinderung der Washington-Reise der EU-
    Troika durch nationale Eitelkeiten war keine Glanzleis-
    tung der deutschen Außenpolitik.

    Wir müssen eines bedenken: Durch Fehltritte und
    großspuriges Auftreten werden die kleineren Partner in
    Europa verärgert. Gerade in den letzten Monaten hat sich
    gezeigt, dass die Gefahren des Terrors die Kapazitäten der
    Nationalstaaten überschreiten. Wir sind auf europäische
    Lösungen angewiesen. Dies wird nach meiner Auffassung
    von großem Nutzen sein.

    Lassen Sie mich zu den Haushaltsberatungen einiges
    im Detail sagen. Außenpolitik ist wesentlich auch Perso-
    nalpolitik. Die angemessene Ausstattung des auswärti-
    gen Dienstes mit qualifiziertem, motiviertem und leis-
    tungsbereitem Personal ist Anliegen aller Fraktionen im
    Deutschen Bundestag. Von daher war die Unterstützung
    dafür richtig, dass die Flexibilisierung der Stellenpläne
    zwischen dem Inland und dem Ausland vorangetrieben
    wurde, um in angemessener Weise auf aktuelle Erforder-
    nisse einzugehen. Auch konnte eine Steigerung der Per-
    sonalreserve des Auswärtigen Amtes auf insgesamt
    100 Personen dazu führen, dass wir im Auswärtigen Amt
    auf unvorhergesehene Ereignisse flexibel reagieren kön-
    nen. Wir erwarten allerdings auch, dass der Parlaments-
    wille bei diesen Freiräumen nicht missachtet wird, son-
    dern dass diese Freiräume verantwortlich genutzt werden.

    Vor dem Hintergrund knapper Kassen in vielen Perso-
    nal- und Sachbereichen muss allerdings die an feudale Zei-




    Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer
    20092


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    ten erinnernde Personalpolitik des Bundesaußenministers
    nachhaltig kritisiert werden. Explosionsartig wird die Zahl
    der Stellen im oberen Besoldungsbereich erhöht, zuletzt
    unter dem Deckmantel des Antiterrorpakets. So werden
    alte Kampfgefährten des Bundesaußenministers in hohe
    und höchste Positionen gehievt und von der Zentrale aus
    sogar in Botschafterfunktionen gebracht, wie das Beispiel
    Chile eindrucksvoll und erschreckend zeigt. PR-Berater
    mit hohen und höchsten Gehältern werden aus Mitteln des
    Auswärtigen Amtes bezahlt. Ein besonders ärgerliches
    Beispiel für die feudale Personalpolitik ist die Besoldung
    des Leiters des Planungsstabes des Auswärtigen Amtes,
    der nach Zeitungsberichten den Außenminister vorrangig
    in Parteigremien des Bündnisses 90/Die Grünen vertritt.
    Folgerichtig müssten diese Personalkosten dem Finanzmi-
    nister anständigerweise von Partei oder Fraktion erstattet
    werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Gleiches gilt auch für Herrn Volmer, der vor allen Din-
    gen die parteiinterne Öffentlichkeit ständig mit halbamt-
    lichem Gerede beruhigen will. Ich denke an seine Ankün-
    digung, der Militäreinsatz werde zwar beschlossen, aber
    nicht begonnen. Dies war außenpolitisch fahrlässig, mehr
    von parteitaktischen Motiven getragen und in der Sache
    falsch und irreführend. Die Bekämpfung des Terrors
    reicht weit über den nächsten Wahltermin hinaus.

    Die deutsche Öffentlichkeit wird auch daran interes-
    siert sein, zu erfahren, welche intelligenten oder weniger
    intelligenten, aber in jedem Fall kostenträchtigen Lösun-
    gen für den einer breiteren Öffentlichkeit erst durch seine
    Sprach- und Esskultur bekannt gewordenen und folge-
    richtig von seinen Aufgaben entbundenen Kanzlerberater
    Steiner gefunden werden. Hier droht ein weiterer politi-
    scher Versorgungsfall. Es wäre ein klärendes Wort von-
    seiten der Bundesregierung geboten, ob die Vermutungen
    zutreffen, dass mit einer Aufwertung des Chefs des Bun-
    deskanzleramtes zum Bundesminister zusätzlicher Spiel-
    raum geschaffen werden soll, um Spitzenbeamte im Bun-
    deskanzleramt und im Auswärtigen Amt zu besolden.

    Die Stellenaufstockung im Rechts- und Konsularbe-
    reich wird von uns hingegen unterstützt. Sie ist zwar
    knapp ausgefallen, aber in der Sache sehr berechtigt. Sie
    hätte angesichts des Bedarfs angemessener sein können,
    wenn die Koalition mit Personalausgaben in anderen Be-
    reichen nicht so geaast hätte.

    Andere Fragen wie die der baulichen Sicherheit der
    Auslandsvertretungen – sie liegen nach den Terroran-
    schlägen eigentlich auf der Hand – bleiben unzureichend
    beantwortet. Der Investitionsstau ist erheblich. Er wird
    auf weit über 100 Millionen DM geschätzt.

    Erfreulich ist die Aufstockung der Mittel für die
    Kriegsgräberfürsorge im Etat 2002. Auf Vorschlag der
    CDU/CSU-Bundestagsfraktion wird im Frühjahr 2002
    die Regierung einen Vorschlag unterbreiten, der die
    zukünftige Arbeit des Volksbundes Deutscher Kriegsgrä-
    berfürsorge dauerhaft finanziell und politisch absichert.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Der Vorschlag kam auch von der SPD-Fraktion!)


    – Herr Kollege Schmidt, da Sie an den Beratungen nicht
    teilgenommen haben, möchte ich klarstellen: Dieser Vor-
    schlag kam aus der CDU/CSU-Fraktion und wurde von
    der Koalition aufgegriffen.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das reißen Sie sich nicht parteipolitisch unter den Nagel!)


    Das Anliegen, die Kriegsgräberfürsorge finanziell und
    politisch abzusichern, hat insbesondere der Kollege
    Frankenhauser mit viel Engagement in den vergangenen
    Jahren unterstützt. Deswegen ist es erfreulich, dass es
    heute umgesetzt wird.

    Weiterhin ist es gelungen, den Umbau der Villa Borsig
    am Rande der Hauptstadt unter parlamentarische Kon-
    trolle zu stellen. Eine Nobelsanierung konnte so verhin-
    dert werden.

    In der Ausgabe der „Süddeutschen Zeitung“ von Mon-
    tag beschreibt der neue Generalsekretär des Goethe-Insti-
    tuts die in seinen Augen wohl eher trostlosen Perspekti-
    ven der auswärtigen Kulturpolitik. Im entsprechenden
    Etat haben sich keine wesentlichen Änderungen ergeben.
    Der auf Sparflamme betriebene Dialog mit dem Islam ist
    zu einer Strichaufzählung verkommen. Aber der dickste
    Hund ist beim Goethe-Institut passiert. In einer Nacht-
    und-Nebel-Aktion wurde die Umwidmung von Stellen in
    Programmmittel, die in den Fusionsverhandlungen zwi-
    schen Goethe-Institut und Inter Nationes zugesichert war,
    verhindert, sozusagen einkassiert. Die Initiative dazu ging
    vom Finanzminister aus. Dies ist sowohl vom Verfahren
    als auch von der Sache her ein völlig inakzeptabler Um-
    gang mit den Mittlern der auswärtigen Kulturpolitik, der
    auch wesentlich das Verhältnis zwischen Parlament und
    Regierung berührt. Deswegen haben wir einen Ände-
    rungsantrag in dieser Sache eingereicht.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Auch die Ausstattung der politischen Stiftungen hätte

    im Hinblick auf den Dialog mit dem Islam erheblich um-
    fangreicher ausfallen können, als es die rot-grüne Koali-
    tion zu akzeptieren bereit war. Die Aufstockung beseitigt
    lediglich die größte Not, schafft aber kaum Möglichkeit
    für Neues. Hier wäre Zusätzliches geboten.


    (Hans Georg Wagner [SPD]: Das war einstimmig!)


    Als eine erfreulicheNebenerscheinung– aber leider nur
    das – muss da die gemeinsame Initiative aller Fraktionen
    des Parlaments gewertet werden, dieMittel fürAuslands-
    stipendien undAuslandsschulen anzuheben. DenMitbe-
    richterstattern sei an dieser Stelle Dank ausgesprochen für
    ein kooperatives Miteinander nicht nur in dieser Frage,
    sondern auch in manch anderen Fragen über die Frakti-
    onsgrenzen hinweg. Insbesondere der Kollegin Tietze-
    Stecher, die sich leider entschlossen hat, nicht wieder zu
    kandidieren, sprechen wir unseren Dank aus. Ihr Sachver-
    stand wird der zukünftigen Opposition sicher fehlen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD)


    Dank auch den Haushältern aus dem Auswärtigen Amt
    sowie dem Bundesfinanzministerium. Alles, was sie uns




    Steffen Kampeter

    20093


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    erfolgreich verschwiegen haben, werden wir bei den
    nächsten Haushaltsberatungen herausfinden.

    In der Substanz überzeugt dieser Etat nicht. Deswegen
    wird die CDU/CSU-Bundestagsfraktion ihn ablehnen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Welche Überraschung!)




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat
jetzt die Kollegin Uta Tietze-Stecher.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Uta Titze-Stecher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Liebe
    Kolleginnen und Kollegen! Am Schluss war es ein echter
    Kampeter: Meine Kolleginnen und Kollegen hätten bei
    dem Lob für mich gern geklatscht. Das aber wurde ihnen
    durch den Nachsatz verwehrt.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Dann machen wir es jetzt! – Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


    Um den Schluss meiner Ausführungen vorwegzuneh-
    men: Auch ich empfand die Beratungen in meiner Be-
    richterstattergruppe zum Einzelplan 05, Auswärtiges
    Amt, als ausgesprochen kollegial. Da man nie weiß, auf
    welcher Wegstrecke und in welcher Formation man die
    Kolleginnen und Kollegen wieder trifft – so abstrakt
    möchte ich das einmal darstellen –, ist es für mich ein de-
    mokratisches Erfordernis, mit ihnen kollegial umzuge-
    hen. Das heißt auch, gerade bei der außenpolitischen Ar-
    beit im Haushaltsausschuss nach Möglichkeit auf ihre
    Wünsche einzugehen. Ein Verfahren des außenpoliti-
    schen Ausschusses hat mir immer imponiert: Er fasst
    keine haushaltspolitischen Beschlüsse, sondern er debat-
    tiert den Haushalt möglichst in Anwesenheit der zustän-
    digen Haushälter und hofft, dass seine Wünsche ange-
    messen berücksichtigt werden. Insofern haben wir uns
    alle Mühe gegeben, entlang der politischen Linie, die
    natürlich die rot-grüne Bundesregierung vorgibt, einige
    Wünsche zu erfüllen.

    Der Bundesetat 2002 ist der vierte und damit der letzte
    Haushalt in dieser Legislaturperiode, den die rot-grüne
    Bundesregierung zur Debatte und zur Abstimmung vor-
    legt.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der letzte insgesamt!)


    – Herr Kampeter, das überlassen wir den Wählerinnen
    und Wählern.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr gut!)


    Wir haben gestern und auch heute eine sachliche,
    manchmal auch unsachliche, in jedem Fall aber eine um-
    fangreiche Debatte gehabt. Das ist auch gerechtfertigt;
    denn nach vier Haushalten ist ein bilanzierendes Urteil er-
    forderlich. Dies gilt auch für die Entwicklung des Einzel-
    plans 05,AuswärtigesAmt.Hier, HerrKampeter,muss ich
    einige Ihrer Bewertungen strikt zurückweisen. Ihre Ab-
    schweifungen zu den Hintergründen und Ergebnissen der
    Parteitage von SPD und Grünen kommentiere ich nicht.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die waren aber alle zutreffend, Frau Kollegin!)


    Auf die Personalpolitik der Regierung, speziell des
    Auswärtigen Amtes, wird der Minister eingehen. Es
    dürfte aber absolut nachvollziehbar sein – Sie waren 16
    Jahre lang an der Regierung und müssen das wissen –,
    dass sich die politische Leitung mit Personen ihres Ver-
    trauens zu umgeben hat, weil diese die Politik umzuset-
    zen haben. Das kann überhaupt nicht kritisiert werden.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Zum Personalbestand des Auswärtigen Amtes und
    dessen Entwicklung muss ich dem Außenminister und
    dem gesamten Amt ein großes Kompliment aussprechen:
    Sie haben sich in den vergangenen drei Jahren strikt und
    solidarisch an die Sparauflagen gehalten und keine Extra-
    wurst verlangt. Das muss an dieser Stelle einmal festge-
    halten werden, auch wenn es im Amt hier und da ge-
    knirscht hat. Wir haben es gemeinsam geschafft – Herr
    Hoyer war hier der Protagonist –, den R- und K-Bereich,
    also die Visastellen und das Rechts- und Konsularwesen,
    bis heute aus der jährlichen 1,5-prozentigen Kürzung he-
    rauszuhalten. Das verdient ein Lob und nicht die Mords-
    kritik, die Sie hier verbreitet haben.

    Ich zitiere aus der „Süddeutschen Zeitung“ von ges-
    tern, also fast aktuell:

    Die rot-grüne Haushaltspolitik mag ihre Schwächen
    und Widersprüche haben. Und doch gebührt Genos-
    sen und Grünen ein Lob. Die Koalitionäre haben in
    der Finanzpolitik eine Wende geschafft ...

    So ist es.

    (Beifall bei der SPD)


    Herr Kollege Metzger von den Grünen hat dies gestern
    auf eindrucksvolle Art und Weise dargestellt.

    Wie wahr, so wie in Ihren Zeiten Sparpolitik unpopulär
    war, Herr Kampeter, weil sie als soziale Kahlschlagpoli-
    tik praktiziert wurde, so gilt sie heute als Markenzeichen
    rot-grüner Regierungspolitik. Sie gilt als Nachweis für
    den soliden Umgang mit Steuergeldern und als sozial ge-
    recht im Hinblick auf die Verantwortung, die wir für künf-
    tige Generationen tragen. Das nicht nur unmäßige, son-
    dern auch insbesondere für Arbeitnehmer belastende
    Schuldenmachen, so wie Sie es gemacht haben, verurteilt
    der Bürger hingegen zu Recht als schlechte Politik.

    Der Haushalt 2002 steht insofern voll in der Konti-
    nuität und für Verlässlichkeit der rot-grünen Finanzpoli-
    tik. Das gab es früher nicht. Deshalb ist die Opposition
    auch ein schlechter Ratgeber in Sachen Finanzen und
    Haushaltssanierung. Allein die Forderungen aus Ihren
    Reihen ergäben, Ausgaben und Steuermindereinnahmen
    zusammengerechnet, ein Summe von 433 Milliar-
    den DM. Sie benötigten den doppelten Umfang des Bun-
    deshaushaltes; der Bürger behielte nichts in der Tasche.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie wissen, dass das nicht stimmt, Frau Kollegin!)


    Ich verweise in diesem Zusammenhang auf den jüngs-
    ten Bericht der OECD. Er warnt ausdrücklich vor einer
    Lockerung der Haushaltsdiziplin und einer Orientierung
    an den amerikanischen Konjunkturprogrammen. Das Bei-




    Steffen Kampeter
    20094


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    spiel Japan zeigt bestens, was das Ergebnis solcher Pro-
    gramme ist: ein immer höherer Schuldensockel. Wir se-
    hen in diesem Punkt genau wie die OECD keinen Anlass
    für Konjunkturprogramme oder eine Lockerung der
    Maastrichter Kriterien.

    Von einem Kaputtsparen kann bei einem Haushaltsvo-
    lumen von knapp 500 Milliarden DM, die der Bund im
    nächsten Jahr ausgeben will, keine Rede sein. Das Aus-
    wärtige Amt hat die von ihm geforderten Einsparungen
    dazu erbracht.

    Ich erinnere mich noch lebhaft an die Debatte über den
    Bundeshaushalt für das laufende Jahr, an die Attacken aus
    Ihren Reihen, Herr Kampeter, als Auslandsvertretungen
    geschlossen werden mussten, als Ausgaben für politische
    Stiftungen und Auslandsschulen gekürzt wurden, ein
    neues Konzept für die Beschäftigung der Ortskräfte an
    den Auslandsvertretungen entwickelt wurde und – oh
    Schreck! – sogar Goethe-Institute schließen mussten. Das
    war im Einzelfall nicht alles notwendig. Es lag daran, dass
    das Auswärtige Amt – wie übrigens alle Ressorts – in der
    Vergangenheit viel zu zögerlich darangegangen ist, Kos-
    tenstrukturen unter dem Gesichtspunkt der Effizienz zu
    analysieren und zu reformieren. Aber unter einem heilsa-
    men Spardruck scheint das zu gelingen.

    Inzwischen arbeitet das Ministerium nämlich mit
    Hochdruck an der Reform des auswärtigen Dienstes.
    Daraus werden sich garantiert Auswirkungen auf die
    haushaltspolitische Situation ergeben. Durch eine Viel-
    zahl von Maßnahmen wird sich der auswärtige Dienst an
    gewachsene Erwartungen und neue Herausforderungen
    anpassen. So überprüft das Ministerium alle Arbeitsberei-
    che mit dem Ziel einer Rückführung auf die Kernaufga-
    ben. Allerdings soll es keine Einbußen am Standard des
    Services geben.

    Als Reaktion auf die Auswirkung von Botschafts-
    schließungen – der Protest aus unseren Reihen erfolgte
    teilweise zu Recht; ich nenne das Stichwort Afrika – soll
    in Ländern, in denen wegen der entwicklungspolitischen
    Zusammenarbeit ein erhebliches Interesse an unserer Prä-
    senz besteht, allerdings aus Geld- und Personalmangel
    keine ausgebaute Botschaft aufrechterhalten werden
    kann, die Vertretung als Kleinstvertretung mit ein bis zwei
    Entsandten fortgeführt werden. Herr Minister, dieses
    Konzept entspricht der von mir anlässlich der ersten
    Schließung einer Botschaft erhobenen Forderung nach in-
    telligenten, kreativen Lösungen in Zeiten des Rotstifts.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Inzwischen wissen wir, dass keine weiteren Schließungen
    von Botschaften oder Generalkonsulaten durchgeführt
    werden mussten. Auch das ist begrüßenswert.

    Auf der Agenda der Reforminitiative des Auswärtigen
    Amtes stehen neben Verwaltungsvereinfachung und Auf-
    gabenkritik aber auch die beabsichtigte Stärkung der Au-
    tonomie der Auslandsvertretungen durch Budgetierung,
    weitere Dezentralisierungsschritte und das Bemühen um
    eine verstärkte europäische Zusammenarbeit im Konsu-
    larbereich.

    Wenn Sie, Herr Minister, alle Vorhaben, die in den Ti-
    teln für das Personalmanagement, die Öffnung zur Zivil-
    gesellschaft, die Reorganisation der Strukturen der aus-
    wärtigen Kultur- und Bildungspolitik – Berichterstatterin
    zu diesem Bereich ist die Kollegin Dr. Elke Leonhard, die
    auch auf das spezielle Problem der Goethe-Institute ein-
    gehen wird – aufgeführt sind, umsetzen und die Haushäl-
    ter sowie das Finanzministerium nach Prüfung der Ergeb-
    nisse den Eindruck gewinnen, dass sich diese Projekte auf
    der richtigen Schiene befinden, dann dürfen Sie sicher
    sein, dass wir auch dafür zu gewinnen sind, die von Ihnen
    sehnlichst erwünschte Zusammenlegung der Kapitel für
    die Zentrale und die Auslandsvertretungen zu be-
    schließen.

    Aber zurück zu den Details des Haushalts. Im Kabi-
    nettsentwurf umfasste der Einzelplan 05 – Auswärtiges
    Amt – ein Gesamtvolumen von rund 4,115 Milliar-
    den DM und lag damit um 0,6 Prozent unter dem Haus-
    halt dieses Jahres. Sein Anteil am Gesamthaushalt sackte
    von 0,87 Prozent auf 0,85 Prozent ab.

    Nun haben wir im parlamentarischen Verfahren einige
    Sparstellschrauben lockern müssen – ich will das auch er-
    klären –, und zwar nicht im Hinblick auf Wahlkampf und
    Wahlkampfgeschenke – das verbietet sich bei der Arbeit
    des Auswärtigen Amts von selbst –, sondern im Hinblick
    auf einige objektive Erfordernisse.

    Die Finanzplanung 2000 bis 2003 wurde – völlig rea-
    litätsfremd – noch mit einem Dollarkurs von 1,68 DM
    aufgestellt und fortgeschrieben.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ja, wie so vieles!)


    Bundesfinanzminister Eichel reagierte sofort und ange-
    messen. Bereits bei der Aufstellung des Kabinettsent-
    wurfs setzte er den Kurs auf 2,10 DM fest. Das wurde in
    der Bereinigungssitzung bestätigt. Das ist gerade für das
    Auswärtige Amt besonders wichtig, weil dieser Haushalt
    einen hohen dollarkursabhängigen Ausgabenanteil im
    Ausland hat und somit parallel zum Anstieg des Dollar-
    kurses eine zunehmende Unterdeckung bei den Betriebs-
    ausgaben entsteht – mit fatalen Folgen. Der Rückgriff auf
    noch vorhandene überjährige Ausgabereste würde spezi-
    ell Investitionstitel treffen – das würde das verstärken,
    was Sie, Herr Kampeter, beklagen; das wollen auch wir
    nicht – oder aber es würden Kürzungen im politischen Be-
    reich notwendig, die wir auch nicht wollen.

    Ein weiterer Grund für die Aufstockung des Haushalts
    ist neben dem gestiegenen Dollarkurs das Ansteigen der
    Pflichtbeiträge an internationale Organisationen. Auch
    das ist eine Folge des Dollarkurses. Das war schon Thema
    bei der letzten Haushaltsdebatte.

    Aufgrund von Mehrbedarf durch neue oder auch ver-
    längerte Missionen der VN sind im Regierungsentwurf
    zunächst 420 Millionen Euro angesetzt worden. Das
    wurde im Parlamentsverfahren auf 458 Millionen Euro
    oder 896 Millionen DM, also eine knappe Milliarde DM,
    erhöht. Rechnet man alle regulären internationalen
    Beiträge zusammen, dann beläuft sich dieser Batzen so-
    gar auf runde 1,1 Milliarden DM, das heißt auf 27 Prozent
    des Gesamthaushalts des Auswärtigen Amtes oder auf




    Uta Titze-Stecher

    20095


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    immer noch 75 Prozent der Mittel in Kapitel 0502 „All-
    gemeine Bewilligungen“, in dem die politischen Aufga-
    ben zusammengefasst werden. Das ist eigentlich ein Di-
    lemma. Der auswärtige Etat sieht einigermaßen
    passabel aus – etwas über 4 Milliarden DM –, aber
    wenn man genau hinguckt, dann stellt man fest, dass ein
    knappes Drittel für Pflichtaufgaben benötigt wird. Das
    heißt im Umkehrschluss, dass die Manövriermasse für
    politische Aufgaben sehr, sehr gering ist und immer ge-
    ringer wird.

    Im Kapitel „Allgemeine Bewiligungen“ haben wir ein-
    vernehmlich die Mittel für gesellschaftspolitische Maß-
    nahmen der politischen Stiftungen um 1,5 Millionen DM
    erhöht, um nicht nur die Fortführung der von den Stiftun-
    gen geleisteten außerordentlich guten politischen Arbeit
    zu stabilisieren, sondern um vor allem auch den politi-
    schen Aufbauprozess in Mazedonien abzustützen.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Gerade die Stabilisierung dort im Rahmen einer konflikt-
    präventiven Strategie ist ein gutes Beispiel dafür, dass die
    Konfliktprävention ein Leitprinzip deutscher und interna-
    tionaler Mazedonien-Politik ist.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Die am 16. November nach wochenlangem Hin und
    Her durch das mazedonische Parlament beschlossenen
    Verfassungsänderungen stellen eine wichtige Grundlage
    für das künftige friedliche Zusammenleben der slawi-
    schen und albanischen Bevölkerungsteile in Mazedonien
    dar und sind insofern auch eine Legitimation für das haus-
    hälterische Gebaren.

    Dieser Erfolg ist nicht ausschließlich der Einsicht der
    Betroffenen zu verdanken, sondern vor allem dem ent-
    schlossenen internationalen Engagement, nicht zuletzt
    aber auch dem Bundeswehreinsatz, der entscheidend zur
    Deeskalation beigetragen hat.


    (Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


    Ich weiß, es ist einigen nicht leicht gefallen, aber die lange
    umstrittene Parlamentsentscheidung im Fall Mazedonien
    konnte nur erreicht werden, weil der Einsatz der Bundes-
    wehr konfliktbewältigend gewirkt hat. Es bleibt zu hof-
    fen, dass das innerethnische Zusammenleben dank weite-
    rer finanzieller Hilfe weiter unterstützt durch den
    Stabilitätspakt sowie das Stabilisierungs- und Assoziie-
    rungsabkommen der EU gelingt.

    Wir wissen nicht erst seit der Bereitstellung von
    300 Millionen DM jährlich für den Stabilitätspakt in
    Südosteuropa, dass Frieden seinen Preis hat, besonders,
    wenn er erst geschaffen werden muss, wie aktuell in
    Afghanistan.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist richtig!)


    Insofern ist der Bedarf für internationale Maßnahmen auf
    dem Gebiet der Krisenprävention, Friedenserhaltung und
    Konfliktbewältigung immens und immer höher als das,

    was schließlich etatisiert wird. Wir sind bei der Bewäl-
    tigung der finanziellen Lasten ja auch nicht allein auf
    der Welt.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Trotzdem möchte ich darauf hinweisen, dass die Mittel

    für diesen Bereich – dasselbe gilt für den Titel „Huma-
    nitäre Maßnahmen“ – im letzten Jahr, also gültig für die-
    ses Jahr, im parlamentarischen Verfahren um jeweils rund
    20 Millionen DM erhöht wurden. Das hat der Finanzmi-
    nister immerhin akzeptiert.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Er hat die Mittel verstetigt – das muss man wirklich ge-
    bührend loben –, wenn auch auf einem um jeweils etwa
    5 Millionen DM etwas abgesenkten Niveau.

    In Richtung Finanzministerium möchte ich sagen: Für
    uns als Parlamentarier ist das nur erträglich, weil im An-
    titerrorpaket, das über 3 Milliarden DM Finanzmasse
    verfügt, Kompensation für das Auswärtige Amt zu erwar-
    ten ist. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass
    die Krisenentwicklung nach den Terroranschlägen vom
    11. September dieses Jahres auch das Auswärtige Amt vor
    völlig neue Herausforderungen stellt. Diese Herausforde-
    rungen hinterlassen nicht nur im Bundeshaushalt Spuren,
    sondern auch im Auswärtigen Amt. Wir als Haushälter
    haben diese 3 Milliarden DM im Einzelplan 60, Allge-
    meine Finanzverwaltung, etatisiert.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das war sachlich falsch, Frau Kollegin!)


    – Das war sachlich richtig, weil wir den Mittelabfluss
    beobachten müssen, weil wir sehen müssen, ob mit dem
    Geld auch das getan wird, was wir damit verbinden.

    50 Prozent sind für militärische Sicherheit vorgesehen.
    Das Auswärtige Amt erhält aus dem 3-Milliarden-Paket
    225 Millionen DM, wovon es die Hälfte für die Verbesse-
    rung des Personen- und Objektschutzes in gefährdeten
    Auslandsvertretungen verwendet. Das, was Sie monieren,
    wird getan, Herr Kampeter.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Völlig unzureichend, Frau Kollegin!)


    Ihre Kritik geht ins Leere. Ich muss nicht jede Auslands-
    vertretung sichern, sondern nur die gefährdeten. Die Be-
    obachtungen der Botschafter vor Ort sind wohl authen-
    tisch.

    Die zweite Hälfte der Mittel aus dem Antiterrorpaket
    für das Auswärtige Amt dient der Verstärkung politischer
    Maßnahmen, speziell im humanitären Bereich, auf dem
    Gebiet der Terrorismusprävention und Terrorismus-
    bekämpfung, zum Aufbau und zur Verbesserung der Be-
    ziehungen zur islamischen Welt, Stichwort „Dialog und
    Begegnung mit dem Islam“ und auch – das ist ausdrück-
    lich im Maßnahmenpaket angemerkt – zur Anhebung der
    Pflichtbeiträge und freiwilligen Leistungen für Missionen
    und Projekte der OSZE. Ferner ist die Unterstützung
    für internationale Maßnahmen zur Krisenprävention,
    Friedenserhaltung und Konfliktbewältigung genannt.




    Uta Titze-Stecher
    20096


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Ich erwarte daher, dass das Auswärtige Amt aus diesen
    Mitteln die Arbeit von international agierenden Organisa-
    tionen und Einrichtungen wie IKRK, Unicef, UNHCR
    und UNRWA, das Flüchtlingswerk für palästinensische
    Flüchtlinge unter dem Schirm der UNO, – ich erspare mir
    die ganze Latte, Sie kennen die Organisationen – unter-
    stützt, sodass die Maßnahmen dieser Organisationen
    durch die politischen Ausgaben des Antiterrorpaketes ver-
    bessert werden können.

    Wir Berichterstatter für den Einzelplan 05 werden den
    Mittelabfluss im Verlauf des Haushaltsvollzugs genau-
    estens beobachten und uns durch regelmäßige Berichte
    informieren lassen. Denn eines muss klar sein: Die Mittel
    für die militärische Aktion, das heißt für die Bereitstellung
    von deutschen Streitkräften bei der Unterstützung der
    gemeinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen
    die USA, müssen in einem gesellschaftlich akzeptablen
    Verhältnis zu den Mitteln stehen, die der Abwendung
    humanitärer Katastrophen und dem Wiederaufbau
    Afghanistans nach über zwei Jahrzehnten Krieg und
    Zerstörung dienen.


    (Beifall bei der SPD)

    Sonst werden Sie Akzeptanzschwierigkeiten nicht nur in
    diesem Land bekommen.

    Die militärischen Mittel sind aus unserer Sicht unver-
    zichtbar und die Grundvoraussetzung für einen Erfolg der
    humanitären und politischen Bemühungen, Mazedonien
    als Modell. Aber sie müssen in einen umfassenden huma-
    nitären und politischen Zusammenhang eingebettet wer-
    den. Insofern ist es richtig, wie heute die „Süddeutsche
    Zeitung“ schreibt – ich zitiere eine Schlagzeile –, „im
    Frieden zu planen, während der Krieg tobt“. So viel zur
    Konferenz in Bonn.

    Im Zusammenhang mit den entsetzlichen Terror-
    anschlägen vom 11. September ist vieles geschrieben und
    gesprochen worden, hier im Plenum, in den Medien, auf
    Parteitagen, in Amerika. Man mag manche Aussprüche,
    Analysen, Schlussfolgerungen und Perspektiven teilen
    oder nicht teilen: Eines aber ist allen bewusst geworden:
    Wir leben in einer Welt und kein Land ist unverwundbar,
    auch nicht der große Sieger des Kalten Krieges. Der in-
    ternationale Terrorismus ist eine Herausforderung für die
    Politik, für das Militär, für die Justiz, nicht zuletzt für die
    Kultur, für uns alle.

    Die notwendige Bekämpfung weltweit operierender
    terroristischer Netzwerke erfordert aber im Gegenzug ein
    Netzwerk der internationalen Staatengemeinschaft.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Daher ist die Stärkung der Vereinten Nationen das Gebot
    der Stunde und die eigentliche Schlussfolgerung aus dem,
    was sich ereignet hat. Die Vereinten Nationen sind näm-
    lich die einzig legitimierte und akzeptierte Instanz zum
    Schutz von Frieden und Sicherheit in der Welt; sie bleiben
    für die Lösung der globalen Probleme unverzichtbar.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Die Vereinten Nationen ersetzen kein Ordnungs-

    system. Ich hoffe, dass die durch die Selbstverweigerung

    der USAbisher entwerteten UN in eine neue Lage versetzt
    werden. Die UN könnten mit Unterstützung der USA als
    Ort des Ausgleichs und des Kompromisses an Wert, Ge-
    wicht und Einfluss zunehmen. Ein Schritt auf diesem Weg
    wäre sicherlich die Anerkennung eines Internationalen
    Strafgerichtshofs durch die USA.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der PDS)


    Anders als es in den USAvielleicht öffentlich bewusst ge-
    macht worden ist, könnte sich dieser bisher abgelehnte
    Gerichtshof zu einem wertvollen Instrument der Terroris-
    musbekämpfung entwickeln. Das wäre eine Chance, den
    internationalen Terrorismus zu ächten.

    Ein Wort zur aktuellen Afghanistan-Konferenz. Ich
    denke, dass Bonn bewusst als Ort für die Afghanistan-
    Konferenz gewählt worden ist.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das hoffen wir, Frau Kollegin!)


    Seitens der Staatengemeinschaft verknüpft sich diese
    Wahl möglicherweise mit der Erwartung, dass Deutsch-
    land ein ganz besonders engagierter Partner ist, wenn es
    darum geht, die in Bonn hoffentlich zustande kommenden
    innerafghanischen Vereinbarungen bezüglich der politi-
    schen Prozesse abzustützen.

    Ich halte es daher für eine gute Entscheidung, dass der
    UN-Beauftragte für Afghanistan, Lakhdar Brahimi, aus-
    gerechnet nach Deutschland eingeladen hat. Herr Bun-
    desaußenminister, ich möchte Sie bei dieser Gelegenheit
    für Ihr Engagement in dieser Sache – dasselbe gilt für Ihre
    Vermittlung im Palästina-Konflikt – ausdrücklich loben
    und ich bedanke mich im Namen der Parlamentarier.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)